Dienstag, 30. April 2013

Mehr als eine Überraschung




Sollte ich nun in der Tat einen Hausstand gründen? Und vor allem mit WEM? Oder WAS, in der Götter Namen besagen die  Geschenke von Suppenterrinen und Tellern? 


Ein Päckchen aus Deutschland. Mit dem Inhalt – siehe Foto.
Überdies ein erneuter „mysteriöser“ Anruf. Als wolle man sich vergewissern, dass das Geschenk angekommen sei.
Was hätte ich sagen sollen? Wenn niemand antwortet. Es war abermals nur ein Atmen zu hören. „Kevin“ vielleicht. Was verräterisch gewesen wäre.
Ich kann mir mit Nichten vorstellen, dass sich Kevin derartige Scherze erlaubt, würde er tatsächlich noch am Leben sein. Er war immer offen und ehrlich zu mir. Wenn ER der Urheber der Anrufe wäre, würde ich allerhöchstens ein leises Lachen oder Ähnliches hören. Nicht einfach nur „den Atem“. Oder vielleicht doch?
Kann, will oder darf er sich nicht zu erkennen geben??

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Zu meinen Stärken.
Ich: „Sturheit? Dickköpfigkeit?“
Gunnar: „Nein. Beharrlichkeit.“
Ich: „Ignoranz? Schönrederei?“
Gunnar: „Nein. Die Fähigkeit in allem das Schöne zu sehen.“
Ich: „Ausschweifung? Unmoral? Verwerflichkeit?“
Gunnar: „Nein. Das Leben in allen Facetten genießen.“
Ich: „Zorn? Wut?“
Gunnar: Nein. Stärke und Mut.“
„Frauen sollten sich nicht selbst oder gegenseitig herabsetzten oder ganz und gar erniedrigen. Die vermeintlichen Schwächen sind Stärken. Denn, WER definiert Schwäche und Stärke? Von Kind an greift eine zwiegesichtige Moral. Das „Böse“ nimmt Gestalt an, das es nicht wirklich gibt, und geschlechtspezifisches Verhalten wird antrainiert. Das Kind schaut aufmerksam in seine Umgebung, merkt sich was es sieht und nimmt die vorgegebenen Verhaltensmuster an.“
Ich starrte Gunnar an. Pustete Luft durch die geschürzten Lippen und riss die Augen auf. „Was für ein Monolog!“
DAS ist mein Gunnar!

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Mary Rainbow Woman, eine Frau aus der Trommelgruppe sprach mich an. Sie ist eine Lakota aus der Pine Ridge Reservation. Ihre Augen blickten so tief in mich hinein, dass es mir einen Schauer über den Rücken jagte. Es war gerade so, als sähe ich darin Sara Black Moon Feather. Und sie lächelte einfach nur?
Gunnar lächelte ebenso, und ich gab keine Ruhe. Bohrte mit Fragen nach, ob er sie kannte.
„Nein.“, antwortete er und schmunzelte weiter.
„Was ist hier eigentlich los?“, wurde ich ungehalten.
Gunnar nahm mich bei den Schultern und sah mir in die Augen. „Sie wird noch eine Weile hier im Zentrum sein. Bringe du die Weißkittel hinter dich. Dann werden wir dir alles erklären.“
„Wir? Wer ist wir? Und WAS erklären?“
Gunnar sah Mary an, und Mary sah Gunnar an.
„Okay.“, begann er. „Nur so viel, Adam hatte eine Vision und ich weiß ebenso darüber Bescheid, dass Sara eine Frau zu dir schicken wollte, weil sie nicht mehr unter uns weilt und nicht mehr selbst mit dir sprechen kann. Zumindest nicht in diesem Leben. Oder, solange du es nicht gelernt hast jetzt mit ihr sprechen zu können. Im nächsten Leben werdet ihr euch wieder sehen. Nun ist Mary hier. An ihrer Stelle. SIE ist zu DIR gekommen. Deine Fleisch gewordene „Bärenschwester“. Du brauchst keine weiten Reisen mehr zu unternehmen. Was dir ebenso wenig möglich ist auf Grund deines gesundheitlichen Zustandes. Mary wird eine Weile bei uns bleiben und unser Gast sein. Ich glaube, ihr werdet euch viel zu erzählen haben.“ Gunnar schmunzelte, küsste mich sanft auf die Wange und drückte mich an sich.
„Und morgen, feiern wir alle gemeinsam Beltaine und unseren ersten Hochzeitstag.“

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Der Tag begann jedoch ernüchternd.
Sechs Uhr aufstehen. Frühstücken. Physiotherapie und Massagen.
Im Anschluss an diesen Post ein Besuch von oder bei Mary. Und gerade Troels wird mich begleiten. Da steht mit Gewissheit ein „Vorsatz“ dahinter.
Natürlich bin ich neugierig was sie mir zu sagen hat. Ohne Frage. Jedoch wieso gerade jetzt? DAS, wovor ich so vehement versuchte zu flüchten, verfolgt mich. Holt mich ein. Zudem spucken mir im Augenblick die Weißkittel durch den Kopf. Der Gedanke an Kevin lässt mir in gleichem Maße keine Ruhe. Lebt er etwa noch?
Wanja? Nein.
Ian? Ja! Er wird am 4. Mai 40 Jahre alt. Während ich höchstwahrscheinlich in einem (scheiß) Krankenhausbett am Tropf dahin vegetiere. Verflucht!
Möglicherweise jedoch, bin ich vom Glück begünstigt, und bis dahin wieder zurück.
Wer mag, kann mir die „Daumen drücken“ und gegebenenfalls einen positiven Gedanken an mich verschwenden.

Nun, es wird am heutigen Abend Beltaine-Feierlichkeiten geben, zu welchen wir ebenso unseren ersten Hochzeitstag begehen.
Blessed be.


Montag, 29. April 2013

Stärken und Schwächen



Gunnar ist an meiner Seite und achtet nun wieder vortrefflich auf mich.
Um nicht zu sagen, er wacht über mich und weiß gewissermaßen über alles Bescheid.
Gleichgültig.
Ich sollte meinem eigenen Rat folgen und Gunnar nehmen wie er ist. Mit ihm in Harmonie und Liebe leben. Nicht alles hinterfragen. Ihm gegebenenfalls seine kleinen Geheimnisse lassen. Denn er ist und bleibt mein Seelenpartner und akzeptiert mich gleichwohl so wie ich bin. Mit meinen Schwächen und Stärken.
Was aber sind genau genommen meine Stärken, und was meine Schwächen?
Ein beachtliche Thematik, welche nicht in Kürze abzuhandeln ist.
Vielleicht die ersten Gedanken dazu:
Was kommt mir spontan zu meinen Schwächen in den Sinn?
Männer. Nachgiebigkeit. Unentschlossenheit oder übereilte Entscheidungen. Sich selbst nicht zur Genüge vertrauen und sich selbst nicht genug zutrauen. Was genau genommen einer Löwe-Geborenen zu eigen und selbstverständlich sein sollte. Zu „konditioniert“ wäre dann die Konklusion.

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„Bitte eine Tasse grünen Tee mit braunem Zucker und Sahne!“, bestellte ich im Restaurant. Gunnar sah mich an und zog wie gewöhnlich, wenn ihm etwas missfällt, die linke Augenbraue nach oben.
„Was?“, fühlte ich mich subtil ermahnt. „Es ist Sonntag. Da darf ich das. Oder etwas nicht?“
Gunnar antwortete nicht. Lächelte und widmete sich seiner eigenen Bestellung. Einem überdimensionalen Elch Steak.

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Am Nachmittag, ein kurzer Besuch im Veranstaltungsgebäude. Eine Trommelgruppe. Angenehm heitere und ausgelassene Stimmung. Spontanes Tanzen. Die pure Freude am Leben.
„Das öffnet das Herz-Chakra.“, sagte Gunnar, als er sah, wie begeistert ich dem Geschehen folgte. „Fühlst du es?“.  Ich glaube es bereitete ihm Freude mich so vergnügt zu sehen. Ein kontinuierliches Lächeln überzog sein Gesicht und er konnte seine Augen nicht mehr von mir lassen.
In der Tat! Es war ansteckend gewesen. Und am aller liebsten hätte auch ich mir eine Trommel genommen. Oder hätte wenigstens mit ihnen getanzt.

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Das „Glück des Bietens“ scheint mir nicht mehr hold zu sein.  Zwei überaus ästhetisch schöne und wertvolle Schmuckstücke sind mir verloren gegangen. Wie bedauerlich!
Beim Dritten ließ ich mich nicht mehr verspotten. Ich bekam, was ich wollte!

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Zum Abschluss ein Wort zu meinen Stärken.
So unverzüglich und spontan fällt mir nichts ein.
Habe ich überhaupt „Stärken“?

Wie mir scheint, herrscht hier ein unübersehbares Ungleichgewicht.


Sonntag, 28. April 2013

Mond im Skorpion



Als Gunnar zurückkam, sprang ich auf und begrüßte ihn euphorisch.
Er ließ Tasche und Jacke fallen. Nahm mich stattdessen auf seine Arme und trug mich zum Bett. Leidenschaftlich küsste er mich, als hätten wir uns tagelang nicht gesehen. Zog sich und mir die Kleidung aus und ein überaus aufreizendes Vorspiel begann. Dem Einsatz seiner Zunge folgte ein sanftes aber bestimmtes Eindringen von seinem steifen Glied in meine Vagina. Dann ein langsames Auf- und Ab, das zusehends schneller und intensiver wurde. Heftige Stöße folgten. Ich hatte mein Becken angehoben und Gunnars Hände, die meine Hüften fest umgriffen, zogen mich wieder und wieder zu sich heran. Es dauerst ungewohnt lange bis er in mir kam und wir schrieen und bäumten uns beide in diesem Augenblick auf. Es war, als schwanden mir die Sinne, bis ich mich schlussendlich entspannt ins Bett sinken ließ und Gunnar nach einigen kleinen „Nachstößen“ ebenso. Er streckte noch einmal die Arme und beugte sich dann zu mir herunter, um mich liebevoll zu küssen. Dann grub er sein Gesicht über meiner Schulter in die Kissen, hielt mich ganz fest an sich gedrückt und es war, als hörte ich ihn schluchzen.
Nach einer kurzen Weile sah er mich lächelnd an. Jedoch blickte ich in geröteten Augen. Da waren Tränen in seinem Gesicht. Er zwinkert und lächelte und sein Blick strahlte eine derartig liebevolle Zufriedenheit aus, beinahe wie eine Erleichterung, sodass ich keine Fragen mehr stellte. Wozu? Gleichgültig was auch immer in Stockholm in der vergangnen Nach passiert sein mochte, ich konnte es nicht mehr ändern, und es war „Vergangenheit“.

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Den gesamten Tag über waren wir wie frisch verliebte Kinder. Schmusten, küssten und streichelten uns und waren beide überglücklich miteinander.
Mond im Skorpion. Kein Wunder also.
Er ist am Ende doch für mich da. Liebt mich, wie ich bin. Behütet, beschützt und unterstützt mich wo und wie es ihm möglich ist. Gibt mir Geborgenheit sowie die Freude am Leben, sodass ich seine kleinen Unzulänglichkeiten (Abartigkeiten) gegebenenfalls übersehen sollte.
Ich vermag ihm offensichtlich in gleichem Maße Ähnliches zu geben. Dem Ausdruck in seinen Augen zu folge.
Nun, höchstwahrscheinlich vermag ich nicht alle seine Bedürfnisse zu erfüllen. Die meisten, denke ich, jedoch schon.

Nur ab und an waren da einige kleine „Zwischenfragen“ wie: „Warst du betrunken?“ Oder: „Werden die Freitagsausflüge eine feste Gewohnheit?“, welche unsere Hochstimmung nur kurz unterbrachen.
Zuerst saßen wir nebeneinander mit unseren Notebooks und dann gemeinsam auf der Couch. Ich hatte meinen Kopf an seine Schulter gelehnt und wir redeten über unseren bevorstehenden ersten Hochzeitstag, als sich ein sonderbares Gefühl bei mir einschlich, genau so, als würde ein Stück von Gunnar fehlen. Als wäre er nicht vollständig bei mir. Vielleicht waren da noch einige Gedankensplitter in Stockholm zurück geblieben. Bei wem auch immer?
Auf meine  Frage hin verneinte er selbstredend und suchte meine unangenehmen Gefühle mit Scherzen, Liebkosungen und Lebensfreude zu zerstreuen. Was ihm zweifelsohne gelang. 


Rea new’s
- Haarkon, unser Gärtner, ist fleißig an der Koordinierung des Baus für einen Wintergarten. Er scheint seine helle Freude daran zu haben. Wenn es ihn glücklich macht?
- Gunnar „bedankte“ sich bei Troels. Das er so exzellent auf mich geachtete hätte. Was ich schon einigermaßen merkwürdig fand. Ich denke er weiß alles. Nur stellt Troels für Gunnar keinerlei Bedrohung dar. Was er nun zu gut weiß.
- Emilia Stepahnsdottir würde höchstwahrscheinlich gefallen daran finden, mich innerhalb ihres „Frauenkreises“ willkommen zu heißen. Oliva sprach erneut eine Einladung aus. Möglicherweise könnte dies für mich durchaus amüsanten Charakter aufweisen. Für eine Weile zumindest.


Samstag, 27. April 2013

Die „Freitags-Frau“



Am Vormittag hatten wir die Zeit für einen kleinen, gemeinsamen Spaziergang zur Physiotherapie genutzt. Dann sah ich Gunnar bis zum Abend nicht mehr. Ich speiste allein und saß mit meinem Notebook bis er gegen sechs zurückkam, nur um mir zu sagen, dass er gleich anschließend zu seinen Brüder nach Stockholm fahren würde. Ich war wütend. Allerdings versprach er mir, sogleich am Samstagmittag zurück zu kommen und anschließend nicht mehr von meiner Seite zu weichen. „Sei nicht böse.“, bat er andauernd. „Wenn du magst, kannst du mit mir kommen.“ Und er wusste nur zu gut, dass ich dieser Aufforderung NICHT folgen würde. Es war eine „Floskel“. So schien es mir. Er wollte (in Ruhe) mit seinen Brüdern trinken, durch die Bars ziehen und wer weiß was sonst noch tun. Jedoch darüber wollte ich nicht nachdenken. Trotz alledem war ich zornig auf ihn.
Schlussendlich fuhr er los, kurz nachdem wir zu Abend gespeist hatten.
In Begleitung meiner Bodyguards ging ich zurück zum Haus und anschließend folgte ich einer Einladung Lisa Anakeleas, die sie kurz vorher im Restaurant ausgesprochen hatte. Auf dem Weg dorthin dachte ich an Kevin. Versuchte wieder und wieder ihn anzurufen. Erfolglos. Und im selben Augenblick kam mir der Gedanke diese Frau aus Deutschland, Anna Janowski, nach Kevin zu befragen. Also nahm ich einen kleinen Umweg und klopfte an ihre Tür.
Nichts. Ich klopfte erneut. Nichts.
Als ich mich bereits zum Gehen wandt, sah ich aus dem Augenwinkel, wie sich die Gardinen bewegten. Ich ging zum Fenster und klopfte dort gegen die Scheibe. Dann eine Silhouette. Bewegung. Zaghaft öffnete die blonde Frau das Fenster. „Ja“.
Ich entschuldigte meine Aufdringlichkeit und kam sogleich zur „Sache“. Sie räusperte sich, schluckte und wandt sich in Ausflüchten. „Entschuldigen sie. Es tut mir leid. Ich weiß von nichts.“, sagte sie und schloss  das Fester vor meiner Nase.
Okay. Dann nicht. Dachte ich. War jedoch einigermaßen verwundert über ihre Worte. Sie wüsste von „nichts“. Was bedeutete dieses „Nichts“?
Während ich über dieses „Nichts“ nachdachte, schlug ich den Weg zu Jason Anakeleas Hütte ein.
Ich war den gesamten Abend dort. Jedoch mit Sicherheit kein wirklich befriedigender Gast. Saß die meiste Zeit nur da und starrt teilnahmslos in die Luft. Dacht an Kevin, Gunnar und noch immer an dieses „Nichts“. Letztendlich fiel ich erneut Eifersuchtsgedanken anheim. Wollte am aller liebsten zu Gunnar fahren, um zu sehen, was er dort tat. Verwarf den Gedanken jedoch schlussendlich kapitulierend. Weil ich nicht wusste, wo ich hätte suchen sollen und mir dies alles zu beschwerlich gewesen wäre. Was ich einsehen musste.
Lisa warf mir ab und an einen besorgen Blick zu und kümmerte sich zwischendurch um ihr schreiendes Kind. In diesem Augenblick wurde mir erneut klar, dass ICH nie Kinder haben wollte.
Jason bemerkte indes von alledem nichts und schien sich ebenso wenig sonderlich für meine Anwesenheit zu interessieren. Er befand sich in einer anregenden Unterhaltung mit Mark Kekoa. Wie passend. Zwei Hawaiianer.
Vielleicht hätte ich doch besser zum Konzert des Geigers gehen sollen. So wirklich amüsant war der Abend nicht gewesen. Was nicht zuletzt an mir selbst lag.  Man war sich bedauerlicherweise nicht „näher“ gekommen. Was ich so ganz ins Geheim erhofft hatte. Wie schade.

So gegen zwölf, und ohne weiter darüber nachzudenken, gerade so, als wäre es das Normalster dieser Welt, verabschiedete ich mich und ging zu Troels. Sarah Sjögren begleitete mich als einziger Bodyguard. Weil ich fand, dass nicht mehr nötig waren.
„Darf ich sie etwas fragen?“, durchbrach sie das Schweigen, nachdem wir eine Weile nebeneinander her gegangen waren.
„Natürlich.“, antwortete ich.
„Wieso ER?“
„ER? Wer?“
„Troels.“
Ich musste schmunzeln. Sie sah zu mir herüber und lächelte ebenfalls.
„Ich mag ihn.“ Mehr fiel mir dazu nicht ein.
Sie lachte leicht und legte die Stirn in Falten, als könne sie nicht glauben, dass dies der einzige Grund wäre.
Ich verstand was sie sagen wollte. Zuckte mit den Schultern und verzog den Mund. „Was?“, fragte ich.
„Das ist alles?“
„Genau genommen. Ja.“
Sie schien nicht wirklich zufrieden mit meiner Antwort und stellte zaghaft eine intimere Frage. „Schlafen sie mit ihm?“
Ich musste lachen. „Ja. In seinem Bett. An seiner Seite. Aber nicht MIT ihm.“, log ich.
Sie kniff kurz die Augen zusammen und ich wusste, dass sie mir nicht glaubte. Gleichgültig. Der „Schein“ musste gewahrt werden. Ich konnte nicht vertrauensselig mit dem Personal dahin plaudern und Geheimnisse preisgeben, die besser unausgesprochen blieben. Das Personal mag reden. Dies tat es ohnehin beständig.


Troels hatte Gunnar wegfahren sehen und erwartete mich bereits. Genau genommen hatte er mich schon vor Stunden erwartet.
Ich war  tot müde von den Anstrengungen des Tages und mir war nach schlafen zu mute. Wir begaben uns sogleich zu Bett. Ich ließ mich erschöpft in Troels Arme sinken und meine Augen waren bereits geschlossen. Der Geist beinahe im Land der Träume, als sich Troels Hände um meine Taille legten. „Du magst nicht. Oder?“, fragte er leise.
„Ich bin müde.“, antwortete ich. Ließ jedoch dann schlussendlich zu, dass er behutsam und liebevoll in mich glitt, was ich durchaus NICHT bereute.

Troels witzelte noch bevor ich einschlief, dass ich nur freitags zu ihm käme. Mehr vermochte ich nicht mehr wahrzunehmen. Denn ich schlief alsdann rasch ein.
Heute Morgen begleitete er mich zum Haus und verabschiedete sich sogleich.
Gunnar meldete sich indes bis jetzt noch nicht. Allerdings erwarte ich ihn in der nächsten Stunde zurück. Er hat es mir schließlich versprochen.

Ich gab es auf, Kevin anrufen zu wollen. Wahrscheinlich hat Gunnar Recht und ich steigere mich erneut in eine Illusion hinein. Jedoch Anna Janowski, der Anruf und das Paket sind nicht zu leugnende Tatsachen.
Schon aus diesen drei Gründen würde ich am aller liebsten noch in diesem Moment nach Berlin fliegen, um zu sehen, ob Kevin möglicherweise doch noch lebt.
Allerdings wäre da noch das „Date“ mit den Weißkitteln, in der kommenden Woche, was mir auf der Seele brennt, und ich wünschte, es läge bereits hinter mir. 



Freitag, 26. April 2013

Ein neues Mysterium



Natürlich vermochte ich vor Gunnar meine Gedanken des mysteriösen Anrufs wegen nicht zu verbergen. Dieser Anruf versetzte mich in helle Aufregung. Zahlreiche Rückrufe ergaben jedoch nichts. Niemand nahm ab. Es läutete lediglich.
Der Gedanke, dass Kevin noch am Leben sein k-ö-n-n-t-e, weicht nicht mehr aus meinem Kopf. Ich bin geradezu besessen davon. Zudem würde alle Schuld von mir abfallen. Sollte er tatsächlich noch leben.
„Das ist unmöglich. Das weißt Du hoffentlich. Gibt dich keinen Illusionen hin..“ Gunnar verzog das Gesicht. „Natürlich vermögen die Geister der Verstorbenen per Telefon die Lebenden zu erreichen.“, sagte er Augen zwinkernd und wartete auf eine Reaktion von mir.
Nun verzog ich das Gesicht. „Damit macht man keine Späße! Du glaubst mir nicht. Oder?“
Gunnar atmete tief durch. Die Thematik missfiel ihm sichtlich und er schien damit so schnell als möglich zu Ende kommen zu wollen. „Vielleicht wurde das Handy verkauft und jemand fand deine Nummer.“, wollte er mich glauben machen. Zudem bemerkte ich, dass er den Namen, „Kevin“, vermiet.
Es scheint ihn zu beunruhigen, wäre Kevin womöglich doch noch am Leben. Mit Gestik, Mimik und Worten versucht er es herunter zu spielen. Mir auszureden und mich auf andere Gedanken zu bringen.
Gunnar war erneut bis zum Abend unterwegs gewesen. Es handelte sich, wie er sagte,  um Gerichtsahngelegenheiten, Personalfragen und Warentransporte, denen er nachgehen musste. Bei Kurt scheint er ebenso gewesen zu sein. Dieses Mal begleitete ich ihn nicht und verbrachte meine Zeit mit Kaffee Latte und  Notebook. Und nein, ich ging nicht zu Troels. Obgleich es mir in den Sinn gekommen war.

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Die Post brachte mir die nächste Überraschung. Ein Paket. Für mich.


Nun. An und für sich nichts Ungewöhnliches. Jedoch der Inhalt war von mir nirgendwo geordert. Es war eine Suppenterrine. Genau DIE antike Suppenterrine, die ich damals in Kevins Elternhaus sah und so beiläufig bewundert hatte. Alldieweil sie mich an meine Urgroßmutter erinnerte. Offensichtlich ging bedauerlicherweise der Deckel während des Transportes zu Bruch. Wie überaus schade!
Wer???, in der Götter Namen schickt mir das? Niemand anderes als Kevin hatte meine Bemerkung damals vernommen. Ohnehin hatte ich dies alles schon längst vergessen. Vergessen wollen. Weil es zu schmerzlich gewesen war fortwährend daran zu denken. Obendrein erinnerte mich schon der Geruch von frischem Kaffee an jeden einzelnen Morgen zur Genüge an meinen bildschönen Kevin. Das ist genug des Schmerzes. Welchen ich zu vergessen suche, und es beinahe vollbracht hatte.

Meine sich um Kevin drehenden Gedanken wurden von dem Klang des iPhones unterbrochen. Zügig wischte ich über die Oberfläche in der Hoffnung Kevins Stimme zu hören. Es war Wanja. (Wie ernüchternd!) Mit ein wenig Sarkasmus in der Stimme berichtete er mir, dass er einen Verkehrsunfall zum Opfer gefallen sei. Sich ein Bein gebrochen hätte und nun im Krankenhaus läge. Seiner Mutter ginge es gleichermaßen nicht sonderlich gut. Man befürchte, dass sie nicht mehr lange zu leben habe. Was nun bedeutete, dass er vorläufig in seiner Heimat verblieb. „Ein Aufschub für uns.“, sagte er zynisch. „Verabschiede dich besser schon von deinem Ehemann. Wenn ich genesen bin, komme ich dich holen.“, tönte er bissig.
War das eine Drohung? Wieso diese Vehemenz?
„Nein.“, sagte ich leise.
„Nein. Was?“, fragte er.
„N-E-I-N!“, wurde ich lauter. „Unsere Beziehung ist bereits seit Jahren beendet. Wir hatten festgestellt, dass wir nicht wirklich zusammen passen. Da gibt es nichts mehr aufzufrischen!“, wurde ich mutiger und legte schlicht und einfach auf. Alldieweil sich meine Gedanken ganz woanders tummelten.

Was jedoch in keinster Weise bedeutet, dass ich meinen Ehemann nicht mehr zu genießen vermag. Ich schlief in seinen Armen und kuschelte mich an seinen Körper, während der volle Mond mir ins Gesicht schien.
„Darf ich?“, fragte Gunnar heute Morgen. Ich fühlte seine warme Hand auf meine Wange, die mich streichelte. Er lächelte mich an, ich nickte und im nächsten Augenblick schwang er sich über mich und schmiegte sich an meinen Rücken. Sogar die Gleitcreme vergaß er nicht. Schließlich war ich unvorbereitet und es hätte mich schmerzen können. Behutsam drang er in mich ein. Kam jedoch zügig zum Ende.
Ich dachte an Maries Worte. Sie hatte Recht. Gunnar konnte so überaus einfühlsam und zärtlich sein. Kein Wunder also, dass sie begeistert von ihm war.
Gleichwohl mich der Sex am heutigen Morgen nicht wirklich befriedigte fühlte es sich gut an. Er hinterließ ein gewisses Wohlbehagen. Eine Zufriedenheit mit dem, wie es nun einmal ist und verscheuchte zum überwiegenden Teil meine Gedanken an Kevin. Was vermutlich ein Stück  Absicht dahinter gewesen war. Gleichgültig.
Der Himmel ist leicht bewölkt. Die Sonne wärmt das Land. Ein kurzer Spaziergang könnte nicht schaden. Und ja, ich werde um einiger Worte Willen Troels ebenso aufsuchen wie Christine im Office, um mich über den aktuellen Stand aller Dinge informieren zu lassen.


Rea new’s
- Diesen überaus attraktiven, jungen Musiker sah ich heute Morgen am See joggen.
- Man ermunterte mich erneut zum Karten spielen. Das ist durchaus nett gemeint. Jedoch wäre ich im Augenblick sicherlich keine gute Gesellschafterin.
- Das porzellanerne Model strapaziert meine Geduld. Sie ist der „Dorn in meinem Auge“. Alldieweil ich mich des Eindrucks nicht zu erwehren vermag, dass sie beständig Gunnars Gegenwart sucht. Überdies scheint sie mir an Schönheit (beinahe) ebenbürtig, und ihre Jugend übertrifft die Meine.
- Jason Anakelea. Ein fortwährendes Thema. Und einer „kleinen Sünde“ wert. Was mich überdenken lässt, welch anderer aus unserem Sicherheitsteam mir durchaus ebenso sympathisch wäre. Eine aufreizende Gedankenspielerei für den heutigen Tag, über welche ich gegebenenfalls im nächsten Post berichten werde.



Donnerstag, 25. April 2013

Shoppingtour und ein mysteriöser Anruf



Den gestrigen Morgen verbrachte Gunnar im Office.
Zumindest vermute ich das. Denn er selbst erklärte sich mir nicht als er zurückkam, um mit mir zum Restaurant zu gehen.
Er müsse nach Stockholm fahren. Sagte er, während wir beim Dinner saßen.
Stockholm. Nur dieses Wort allein ließ mein Gedankenkarussell von neuem beginnen sich zu drehen.
„Ich begleite dich.“, schoss es aus meinem Mund.
Gunnar sah mich verwundert an. Zog die linke Augenbraue nach oben und lächelte. „Okay. Wenn du magst.“

Ich muss vermutlich kaum erwähnen, dass ich DIES besser hätte lassen sollen. Es war selbstredend viel zu anstrengend, zu sonnig und zu warm gewesen.
Als wir am späten Abend zurück zum Zentrum kamen, war ich gänzlich erschöpft und mir war spei übel. Ohne Abschweifungen ging ich zu Bett. Ließ sogar Gunnar links liegen. Erklärte mich nicht. Ohnedies sah er genau wie unwohl ich mich fühlte.
Erneut war ich meinem Misstrauen zum Opfer gefallen. Anstatt einen gediegenen Nachmittag im Zentrum zu verbringen, überforderte ich mich des Argwohns wegen.

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In den frühen Morgenstunden weckte mich mein iPhone. Überaus ungewöhnlich.
Ich dachte an Ian. Vielleicht Wanja? Schoss es mir durch den Kopf. Ich stand auf und verließ  das Schlafzimmer, um Gunnar nicht zu stören, der noch schlief.
Ich meldete mich, zwar ein wenig leise, jedoch wie gewöhnlich. Keine Antwort. Rauschen. Dann ein Hauch wie Atem. „Hallo?!“ Wer konnte das sein?
Die angezeigte Nummer gehörte zu...
Nein! Unmöglich!
Kevin???


Mittwoch, 24. April 2013

Gedankenkarussell



Kaufen – bieten – kaufen.
Was durchaus vergnüglich sein kann!
Für uns beide, Gunnar und mich natürlich.

Karten spielen. Orakeln. Mit Lisa Anakelea, Olivia und ihren zwei Töchtern Frieda und Jenny. Man könne dies doch gegebenenfalls wiederholen und noch andere Frauen hinzuholen. Wurde in der „Runde“ bemerkt. Dahingehend bin ich doch sehr skeptisch. Ich beabsichtige keineswegs ein tägliches Frauenkränzchen oder gar eine feministische Runde in meinem Haus abzuhalten. Ich bin mir nicht wirklich sicher, ob ich beispielsweise Emilia Stephandottir erneut in meiner näheren Umgebung sehen möchte.
Und am Abend ein Gläschen Champus und meinen Ehemann.
So kann man die „Hässlichkeiten“ des Lebens ganz gut vergessen.

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Am heutigen Morgen wurde ich mit einigermaßen spartanischem, jedoch unbefriedigendem Sex geweckt. Gleichwohl mit liebevoller Aufmerksamkeit und in Ruhe, war es doch viel zu schnell vorbei und ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, dass es ausschließlich Gunnar Befriedigung diente.
Warum nur immer wieder diese kleinen, jedoch beständigen Enttäuschungen?
Ist verheiratet sein tatsächlich S-O ??

Während unseres gemeinsamen Frühstücks läutete Gunnar Handy kontinuierlich.
„Warum nimmst du den Anruf nicht entgegen?“, fragte ich.
„Es ist nur mein Bruder. Ich rufe ihn später zurück.“, antwortete er.
Ich zuckte mir den Schultern und beließ es dabei.
Natürlich dachte ich darüber nach, was er von Gunnar wollte. Weshalb ich dem Gespräch vielleicht sogar nicht beiwohnen sollte. Oder war es überhaupt nicht sein Bruder? Wer dann? Diese Siv? Wieso diese Geheimniskrämerei?
Meine Gedanken schürten das Misstrauen, und das Misstrauen trieb mein Gedankenrad an. In welches ich mich nur zu leicht hinein fallen lassen könnte.


Rea new’s
- Die Frau aus Deutschland, Anna Janowski, ist mit ihren zwei Männern, Knut und Anselm hier angekommen. Die Männer erscheinen mir befremdlich. Sie selbst ist jung, blond und gut aussehend. Ich sollte glücklich sein Gutes tun zu können. Jedoch glaube ich mit dieser Frau und ihren Männern nicht wirklich warm zu werden. Überdies erinnert sie mich an Kevin, was mir das Herz schwer werden lässt.
- Eine SMS von Ian besagt, dass er in Berlin angekommen ist. Wie überaus „freundlich“ von ihm, mich darüber in Kenntnis zu setzen!



Dienstag, 23. April 2013

Memories and present



Montag - Verwöhntag.
Das „Bieten“ ist mir zu einem „Hobby“ geworden. Damit vermag ich den gesamten Tag zu verbringen. Jedoch genau so gut bei ayurvedischen Massagen, und dies am besten gemeinsam mit Gunnar, der zunehmend an meinen Lieblingsbeschäftigungen gefallen findet.

DienstagArzttag.
Zwei Termine an einem Tag. Dazwischen Seafood.
Kaum war ich zurück im Haus, wurde eiligst das Notebook gestartet.
Ich gestehe, ich bin ein Internet-Junkie! Lese viel lieber am Bildschirm als in Büchern. Liest mir man mir jedoch vor, bin ich eine bereitwillige Zuhörerin. Jack vermochte mich mit dieser Kunst zu fesseln. Außer ficken und saufen war das referieren seine große Stärke. Er liebte die Klassiker wie Shakespeare, Charles Dickens und Oskar Wild.


Rea new’s
- Wieder und wieder versuchte ich Wanja (insgeheim) zu erreichen. Die Rezeption sagte mir, er hätte via iPhone ausgecheckt und den ausstehenden Betrag überwiesen. Gestern, am späten Abend, als Gunnar noch einmal kurz zu Christine und mit Sicherheit ebenso zu Chris, Paul und Taylor gegangen war, denn es dauerte geraume Zeit bis er zurückkam, teilte mir Wanjas kurz angebunden Stimme mit, dass er übereilt abgereist sei, weil es mit der Gesundheit seiner Mutter nicht zum Besten stünde. Ich spürte diese Bekommenheit in seiner Stimme. Vor Kurzem erst war sein Vater verstorben.
- Ian ruft nicht an. Und ich rufe Ian nicht an.
- Mit Marie gehen die Hormone durch. Sie erzählt mir, dass sie mit Adam unzufrieden sei. Was natürlich niemand sonst wissen darf. Am liebsten würde sie nach Spanien zu Felicio fliegen. Dessen ungeachtet befürchte ich ein/ihr nicht zu unterschätzendes Interesse an Gunnar. Sie schwärmt von seiner gefühlvollen, romanischen Art. Wie überaus „einfühlsam“ er gewesen wäre. Sie hätte ihre Höhepunkte kaum mehr zählen können.
Hat sie sich überdies etwa noch während des „magischen Fickens“ in ihn verliebt?
- Troels sah ich die letzten zwei Tage nicht.
- Das porzellanerne Model, Elena, ist noch immer hier im Zentrum. Sie ist in der Tat makellos schön und jung. Sie scheint ihr Interesse an Gunnar keineswegs verloren zu haben. Ich sah sie vom Fenster aus, wie sie auf Gunnar zuging. Ihn ansprach und mit ihm redete. 



Montag, 22. April 2013

Was ist des Lebens wert?



Wie sollte ICH jemals Disziplin aufbringen, wenn es Gunnar ebenso wenig vermag und derartigen Interessen folgt? Zudem des Öfteren nicht bei mir ist, um mich zu unterstützen und mich gegebenenfalls auf meine Fehler hinzuweisen. Wie er es eigentlich gern tut, und wie ich es ebenso gern lächelnd annehme. Immerhin zumeist.
Weshalb sollte ICH mich meiner inneren Problematik stellen, wenn ich bei Gunnar  Ungereimtheiten sehe und Weitere entdeckte?
Ist er in der Tat so „reif“ wie er sich gibt? Bisher sah ich in ihm meinen spirituellen Meister.
Wie oft zelebrierten wir anregende Unterhaltungen. Aus Gunnar sprach stets ein reicher Schatz an Erkenntnis, sodass ich ihn auf ein transzendentes Potest erhob.
Woher kamen seinen „Weisheiten“? Die durchaus ihre Berechtigung haben.
Sind seine Einsichten, seine Wahrheiten einzig der Sekte entsprungen? Was ich jedoch nicht für wahrscheinlich halte. Benutzt er sie nur? Benutzt er mich? Wenn ja, wofür?
Ist es ein „Komplott“ mit seiner Mutter, dass sie möglicherweise nach meinem schnellen Abgang mit Felicio während der Trauung ersonnen? Ist es seine Rache?  Ist alles nur eine Farce? Seine Liebe, seine Schwüre, das Leben mit ihm? Unsere Ehe? Ist es SEIN Vergeltungsplan?
War es Magie? Hat er mich tatsächlich verhext?  Räumt er seine Konkurrenten, einen nach dem anderen aus dem Weg? Tötet er sie? Auf magische Weise? Kevin? Es war nicht meine Schuld!
Alles sei möglich. Ist seine beständige Rede.
S –T- O – P - P!
Was tue ich hier eigentlich hier? ALLES in Frage stellen? Mein gesamtes Leben?
Ohnehin war ich in meiner Unterhaltung mit Troels bereits zu dem Schluss gekommen, dass es für mich keine Wahl mehr gibt.
Wohin mit mir kränklichen Frau?
Man(n) hat mich in der Hand.

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Am Ende stellt sich nicht die Frage, was ich dagegen tun kann. Sondern, in wie weit ich alles tolerieren, beziehungsweise ignoriere kann?
Wie gut ist mein schauspielerisches Talent?
Eigentlich gleich Null!
Jedoch zwingt mich meine Resignation, meine Situation dazu die Augen zu verschließen. Die Welt zu verdrehen und gegebenenfalls einen anderen Standpunkt einzunehmen. Um meiner selbst Willen.
Oder sollte ich etwa doch Troels heiraten?

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Ich hatte Gunnar gebeten mich im Zentrum abzusetzen, was ohnehin auf halbem Weg nach Stockholm liegt. Er hatte eingeräumt, dass ich bei Erik bleiben könne. Ich jedoch entgegnete, dass wir so wie so am Sonntagabend zurück ins Zentrum hätten fahren wollen.
Gunnar dachte genau zu wissen, dass ich zu Troels gehen würde. Zudem ich noch zornig mit ihm war. Ein wenig. Zumindest. Im Inneren.
Er hatte mir während der Fahrt Sarah Sjögren oder Jason Anakeleas Frau Lisa offeriert. Ich jedoch, dachte viel mehr an Jason selbst. Was ich mir selbstredend in der Anwesenheit seiner Ehefrau niemals erlauben würde. Nicht einen einzigen herausfordernden oder zweideutigen Blick.
Gunnar hatte sich bis dahin beständig bei mir entschuldigt. War gefügig und gefällig gewesen. Liebkoste und schmeichelte mir beharrlich. Gab mir sein Versprechen sogleich nach dem Spiel zu mir zurückzukehren. Was ich nun wahrlich nicht glauben konnte. Männer, Bier und Fußball waren eine explosive, adrenalinreiche und Testosteron angereicherte  Mischung, welcher sich Gunnar gewiss nicht zu entziehen vermochte.
Nun, was blieb mir für eine Wahl als abzuwarten. Ob seinen zahlreichen Versprechungen gleichwohl Taten folgen würden.

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Im Zentrum angekommen orderte ich meine Speisen und ließ sie mir zum Veranstaltungsgebäude bringen.
Gunnar hatte in der Zwischenzeit offensichtlich Ryan über meine Ankunft informiert. Denn kaum das ich Platz genommen hatte, kamen Paul Bradley, Jason Anakelea, dessen Frau ihn begleitete, und Sarah Sjögren, als „Nachzüglerin“, eilends zu mir, um für meine Sicherheit zu sorgen. Was mir völlig entfallen war.
Während mein Ehemann mit Sicherheit die ersten Fußball-Hymnen anstimmte, speiste ich zu Gospel, Capoeira und Mantren aus aller Welt mit Lisa Anakelea, die sich zu mir gesellt hatte. Wir plauderten über unsere Männer unter den spitzen, hohen Töne der Klarinette, welche den jüdischen Klemzer spielten und mir den allen letzten Nervs raubten. Jedoch sprach ich mit Vorbehalt. Denn schon frühzeitig hatte man mir beigebracht nicht zu vertrauensselig mit dem Personal zu schwatzen. Es ist stets wesentlich die Distance zu wahren, um bestimmt aber höflich die Hierarchie aufzuzeigen. Klatsch und Tratsch gab es ohnehin schon genug. 

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In den Stunden der Einsamkeit, in denen ich Troels nur kurz aufsuchte und anschließend auf Auktionen bot, hatte ich über Gunnar nachgedacht. Mich, wie so oft, in die ungeheuerlichsten Szenearien hinein gesteigert. Lamentiert. Mit der Welt gehadert und mit mir selbst. Wurde wütend und traurig. Jedoch bevor ich weinte, sagte ich:
N – E – I – N!
Ich bin Gunnar nicht böse, und es gibt nichts zu verzeihen. Er ist schließlich in der Tat nur ein Fußballspiel und ER mein Ehemann. DER Mensch, welchen ich am meisten Vertrauen schenke. Der immer für mich da ist. Der mich hält, streichelt, küsst, liebt und fickt. Der mir Geborgenheit gibt, so wie ich mich bemühe es ihm gleich zu tun. Mit IHM vermag ich über alles zu reden. Sogar über manche Grenzen hinaus zu schreiten. In seiner Gegenwart kann ich mich zuweilen gehen lassen. Ohne Etikette die Füße auf den Tisch legen und laut rülpsen und vor allem ich selbst sein.
Nichtsdestotrotz glaube ich an Gunnars Liebe zu mir.
Nichtsdestotrotz ist er beinahe (!) beständig bei mit.
Nichtsdestotrotz achtet er auf mich.
Nichtsdestotrotz liebe ich ihn.
Nichtsdestotrotz ist er ein Magier und gleichsam ein Mensch.
Nichtsdestotrotz ist er mein Seelenpartner.  

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Gunnar hielt am Ende sein Versprechen. Gleichwohl sein Atem nach Bier roch (stank), war er sogar noch mit seinem Wagen zu mir zurückgekommen. Eins, nein zwei wären es gewesen. Gestand er mir lachend. Küsste und umarmte mich. Worauf noch eine schnelle „Bett-Geschichte“ folgte, bevor er mit mir viel zu spät zu Abend speiste.
Seine Neigungen kurz erwähnend, was ich beflissen überging, schlief ich diese Nacht vergleichsweise unruhig in Gunnars Armen.



Sonntag, 21. April 2013

Das Blatt wendet sich erneut



Da war so ein Gefühl. Ein beständiges Gefühl der Eifersucht, und eine Vorahnung.
Zweifelsohne ist mein Ehemann eine attraktive Erscheinung. Ich sehe und spüre die gierigen Blicke der Frauen, gleichgültig wo immer wir uns befinden. Zudem steht ihm der Anzug des Geschäftsinhabers außerordentlich gut zu Gesicht. Was ihn aller Wahrscheinlichkeit nach noch reizvoller erscheinen lässt. Macht und Geld sind für viele Frauen oft unwiderstehlich. Überdies noch sein Charme.
Was lamentiere ich? Ein „Hässlicher“ wäre ohnehin nie in Frage gekommen.
Jedoch die Bilder seiner Neigungen, das Videos mit Siv und ihren Schwestern und die bloße Vorstellung, dass dies jeder Zeit erneut geschehen könnte, durchstreifen die Windungen meines Hirns. Beißen sich in ihnen fest. Martern mich.
Wenn Gunnar meine Gedanken liest lacht er. Dann wird er ernst. „Es ist sinnlose Zeitverschwendung und zudem noch unbegründet. Selbst wenn sich die Bilder in deinem Kopf erneut zu Realität wandeln würden, ändert es nichts daran, dass ich dich liebe. Du weißt allerdings ebenso, und das aus eigener Erfahrung, wie „Selbstläufer“ funktionieren.“
Was mich nun genau genommen beruhigen sollte. Tat es jedoch nicht.
Diese Worte waren mir nur zu bekannt von meinem spanischen Macho und beinahe-Ehemann. Ich war mir so sicher gewesen, sie von Gunnar nie hören zu müssen. Seine Äußerungen bestätigten dies stets. Und nun DAS.
Andererseits denke ich, dass Gunnar zuweilen ebenso Eifersucht verspürt. Nur bringt er sie nicht im gleichen Maße zum Ausdruck wie ich es tue. Er redet nicht viel und denkt vermutlich kaum darüber nach. Lässt sich nicht von ihr dominieren.
Was veranlasst mich also dazu? Bin ich zu Besitz ergreifend? Ängstigt mich die Vorstellung verlassen zu werden? Allein zu sein? Und da ist das erneute Gefühl „nicht zu genügen“.

Zu alledem kam es zu einer heftigen Diskussion zwischen Erik und Gunnar, welche ich vom Fenster aus beobachtete. Worum es ging, sollte ich alsbald erfahren.
Erik war nun wahrlich nicht der Mensch, welcher sich zu geschwind erboste. Jedoch schien er sich tatsächlich über Gunnar zu ärgern.
Da Gunnar offensichtlich nicht daran dachte mich über den Inhalt des Gespräches mit Erik in Kenntnis zu setzen, fragte ich ihn gerade heraus.
Er wandt sich in Ausflüchten. War mürrisch und es schien ihm peinlich zu sein. Ein Gunnar, wie ich ihn gewissermaßen nicht kannte. Ich ließ ihm keine Ruhe. Fragte beständig weiter.
„Du wirst es so wie so erfahren.“, sagte er schließlich.
„Was erfahren?“
„Ich werde am Sonntag zum Fußball nach Stockholm fahren. Es geht gegen Örebro.“
Es brauche eine kurze Weile, bis seine Worte mein Gehirn erreichten. Jedoch sollte dergleichen Erstaunen nicht das Letzte an diesem Tag sein.
„Ich dachte du wolltest bei mir bleiben?“,  fragte ich ent-geistert.
„Es ist doch nur ein Fußballspiel, und dauert lediglich ein paar Stunden. Du wirst es ohnehin nicht bemerken. Bis du am Abend dein Notebook schließt, bin ich zurück.“ Er zwinkerte mir mit Nachdruck zu. „Zudem wollte ich dich noch etwas fragen.“ Gunnar schaute mich verlegen an.
„Was?“
Er sah zu seinem Onkel, der sich abwandte und ging. Dann sah er zu mir.
„Vielleicht könntest du mir ein wenig Geld leihen?“ Sein Blick war auf den Boden geheftet.
„Geld? Wofür?“ Ich dachte dabei an eine paar tausend Kronen, die er gegebenenfalls für sich selbst brauchen würde. Kein Problem.
„Zur Unterstützung unseres Fußballclubs.“
Ich schluckte. Räusperte mich. Schnappte nach Luft. Wenn ich alles erwartet hätte. Dies jedoch nicht! 
„Wofür noch mal? Für dein favorisiertes Fußball Team?“ Ich konnte nicht glauben, was ich da hörte. „Genau genommen dachte ich Druiden, Okkultisten und Magier hätten dem weltlichen Leben abgeschworen.“, suchte ich meine Unsicherheit zu verbergen und flüchtete mich in eine unüberlegte  Bemerkung.
„Was DU meinst, sind Eremiten.“, entgegnete er kleinlaut.
„Willst du mich verspotten?“, wurde ich nur noch zorniger. „Jedes Mal wenn ich annehme es ist alles gut zwischen uns, ich meinen Frieden gefunden habe und denke, dich so akzeptieren zu können wie du bist, kommen weitere mir missfallende Eigenschaften oder Hobbys hinzu. Was kommt als nächstes?“
Gunnar scharrte befangen mit den Füßen. „Es ist doch nur ein Fußballspiel.“ Ein kurzer Blick traf mich. „Andere Männer fragen nicht. Sie gehen einfach.“ Er kniff die Augen zusammen und sah mir verschämt entgegen.
„Du bist nicht andere Männer, und willst obendrein noch Geld.“ Ich schnaufte erneut.
„Es sind deine Brüder. Nicht wahr? Sie rufen und du springst. Zu alledem wagst du es obendrein mich um Geld zu betteln.“
„Es ist schon schwer genug dich danach zu fragen.“ Gunnar strich sich mit der Hand über sein Kinn und kaute aufgeregt auf seiner Lippe.
„Noch keiner meiner Männer ersuchte bei mir um Geld.“
„Es ist nicht für mich.“, kam die schnelle und etwas zögerliche Antwort, welche ich überhörte.
„Flehte für dergleichen nutzlose, Männlichkeitsverherrlichende Konkurrenz- und Gewinnspiele. Mit einem einzigen Handstreich zerstörst du alles, was du dir so mühevoll aufbautest. Wie tief willst du eigentlich noch sinken um deiner Brüder Willen?“, schrie ich ihn an.
Aus dem Augenwinkel sah ich Erik vor der Tür unruhig hin und her laufen. Der vorausgehenden Diskussion mit ihm konnte ich nun entnehmen, dass auch er nicht mit Gunnars Meinung oder Tun einverstanden gewesen war.
Gunnar schnaufte. Drehte sich um und ging nach draußen.
Ich hatte Rachegedanken. Furchtbare Rachegedanken in diesem Augenblick. Am aller liebsten wäre ich umgehend in ein Flugzeug gestiegen und nach Berlin, Los Angeles oder New Orleans gereist. Hatte ich nicht erst vor kurzem meine „Optionen“ mit Troels erörtert? Nun, welche könnte ich wählen?

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KEINE.


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Am Ende gab ich auf und nach. Um des lieben Friedens Willen. Ignorierte was es zu ignorieren gab. Es ist schließlich „nur“ ein Fußballspiel. Redete ich mir ein und überreichte ihm den unterschriebenen Scheck. Setzte die Maske des Lächelns auf und fickte sogar noch mit ihm.
Warum auch nicht?  Spaß muss sein.
Weswegen sollte ich mir und ihm den Tag verderben? Zumal er sich beständig bei mir entschuldigte und mich bat nicht böse zu sein. Mein armer Ehemann. Ich hatte selbstredend Verständnis und Mitgefühl.
Alles andere wäre sinnlos vertane Zeit.



Samstag, 20. April 2013

Peace




Ein ausgewogener Tag.




 In Liebe und Harmonie.
  


Mehr gibt es nicht zu sagen.



Freitag, 19. April 2013

Der „siebten“ Himmel“ der „braven Ehefrau“



Ich bin glückselig, quitschvergnügt  und liebe meinen Ehemann!
Was gibt es Schöneres als in die Arme meines Mannes zu fallen. Ihn willkommen zu heißen. Ihn zu umarmen, zu küssen und zu ficken. Augenblicklich. Noch bevor er irgendetwas anderes tun kann.
Nein. ER ließ schlicht und einfach die Koffer fallen, umarmte mich, stieß mit der Ferse die Tür zu und trug mich zum Bett.
So ein Wiedersehen lässt das Herz höher springen, die Schmerzen vergessen und einen in den siebten Himmel aufsteigen.
Was will ich mehr?

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Was war ich aufgeregt, bevor Gunnar hier ankam.
Nie im Leben hätte ich mir träumen lassen, dass ich der Rückkehr meines Ehemannes (der genau genommen nur meine zweite Wahl war) entgegenfiebern würde. Was mich zu dem Schluss kommen lässt, dass ich ihn wahrhaft liebe, wie keinen anderen zuvor.
Zudem war ich dann doch ganz glücklich über den Zustand eben NICHT mehr mit Troels gefickt zu haben, bevor Gunnar zurückkam.
Die Gefühle Troels gegenüber waren kurz vor Gunnar Rückkehr so wie so einigermaßen zwiespältig gewesen.
Jedoch kehrten mit Gunnar ebenso die Gefühle der Eifersucht, des Zweifels und der Unsicherheit zurück. Selbst das porzellanere Model, welches bis dahin durchsichtig, kaum sichtbar für mich gewesen war, gewann an Konsistenz.
Zu Beginn unserer Beziehung war alles so aufregend und abenteuerlich.
Obgleich mir von Anfang an vieles an ihm suspekt oder mysteriös vorgekommen war, schwebte ich trotz alledem bereits damals im siebten Himmel. War verliebt und  euphorisch. Am Anfang ist immer diese erste Begeisterung. Das Verzehren nacheinander. Was sich allerdings nur zu schnell verflüchtigt, kehrt der Alltag ein. Zu alledem kommt meine Kränklichkeit hinzu.
Nichts desto trotz lässt eine Woche Abstinenz von Gunnar, trotz Troels Gegenwart, das Verzehren nach ihm erneut erwachen. Die letzte Stunde war schier unerträglich. Ich sehnte den Augenblick, in welchen er durch die Tür und auf mich zu kam so derart intensiv herbei, dass ich an nichts anderes mehr zu denken vermochte.
Ich wusste es. Gunnar hat mich „verhext“!

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Es war kurz nach dem Dinner gewesen, als er zurückgekommen war. Jedoch gleich  nach unserem ersten kleinen und heißen Intermezzo, und nachdem er seine Koffer ausgepackt hatte, ging er kurz zu Christine ins Office, um mit ihr das Wichtigste zu besprechen.
Am liebsten hätte ich ihn nicht mehr losgelassen. Und er mich ebenso wenig.
Ich glaube, dass er Gefallen daran findet, wenn mein Herz ihm bei seiner Rückkehr entgegen springt. Weshalb ich hoffe, dass ihm das Fortgehen deshalb nicht zur Gewohnheit wird. Und ich glaube ebenso, dass auch ER unserem Wiedersehen mit übergroßer Freude im Herzen entgegen sah.
„Wie oft willst du mir noch versprechen nie wieder weg zu gehen, um es schlussendlich dann doch wieder zu tun?“, fragte ich ihn mit vorwurfsvollen Worten und Blicken.
Gunnar atmete tief und hörbar. Lächelte leicht, kniff Lippen und Augen zusammen. „Fühlst du es nicht, wie außergewöhnlich und überragend unser Wiedersehen ist?“
„Und wenn schon? Du wirst mich erneut verlassen. Oder?“ Ich schlug ihm spielerisch wütend meine Fäuste auf seine Brust.
Er lachte und hielt meine Hände. „Ich weiß es noch nicht so genau. Womöglich werde ich ab und an für ein paar Tage nicht bei dir sein. Aber ist das nicht gut für eine Beziehung, wenn man nicht beständig so eng beieinander ist?“
Ich schnaufte. „Mag sein, dass du Recht hast. Jedoch wirft es mich stets in ein Chaos der Gefühle. Ganz zu schweigen von meinen Gedanken, die am Ende nicht wissen was „wirklich ist“.“
Zudem hätte ich ihn noch auf das krank Sein und das ihn Brauchen hingewiesen. Jedoch sah ich augenblicklich die Nötigung und die Okkupation dahinter. Ich beabsichtige niemand durch Mitleid an mich zu binden.
„Nun.“, Gunnar breitete die Arme aus und hob die Schultern, „Ich dachte, dass dadurch die Eintönigkeit des Alltags ein wenig unterbrochen würde. Damit es dir nicht zu langweilig wird.“ Er zwinkerte mir zu.
„Du meinst also, wenn ich mich während deiner Abwesenheit nach DIR verzehre, weil du mich ver-zaubert hast, suche ich die Aufregung nicht mehr bei anderen Männern. Ohnehin ist mir durchaus bewusst, und dir mit Sicherheit ebenso, dass es keine anderen Männer (Optionen) mehr gibt.“
Gunnar schmunzelte. „So soll es sein.“

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Die Entscheidung war zügig gefallen, dass wir noch am selben Tag zu Erik fahren würden. Ich packte eiligst meine Tasche und  im nächsten Augenblick saß ich bereits im Wagen und war bereit loszufahren.
Auch mir war es in diesem Moment viel lieber Troels eben NICHT sehen zu müssen. Es hätte Verlegenheiten geben könne, die Gunnar mit Sicherheit bemerkt hätte. Was ich somit umging. Nach einigen Tagen bei Erik MIT Gunnar, war ich gewiss wieder „gefestigt“.

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Was für eine Nacht, die ich in den Armen meines Ehemanns schlief?!
Zudem noch die Ruhe des Waldes und der Duft von frischem Hefegebäck am frühen Morgen.
Der gestrige Nachmittag war angefüllt mit räuchern, orakeln und lachen. Am Abend wurde ein kleines Feuer entzündet und die beiden Männer unterhielten sich für einige Zeit ein Stück weit entfernt von mir. „Männerkram“, sagten sie grinsend zu mir als ich fragte.


Im Grunde und gewissermaßen sollte ich nicht erneut bei meinem Notebook sitzen und surfen. Zudem wird sich ohnehin in der nächsten Stunde die Therapeutin für meine Massage hier einfinden. 
Gunnar moniert abermals und beständig die Zeit im World Wide Web zu verkürzen und stattdessen etwas Sinnvolleres zu tun. 
Und eine liebende Ehefrau gehorcht ihrem Mann. 




Donnerstag, 18. April 2013

I'm excited!



Troels hatte sich indes beruhigt. Kam zurück zur „normalen“ Balance. Oder besser, ICH hatte ihn zurückgeholt. Hatte gebettelt, ihn geküsste, gestreichelt, bis er nicht mehr zürnte.
Er hatte mir leid getan. Wie konnte ich nur so gewissenlos und unaufmerksam daher reden. Ich wusste natürlich, dass er nur zu bereitwillig mein „Ehe-Mann“ hätte sein wollte. Ich berichtigte dahingehend meine vorherige Aussage ihm gegenüber. Gestand ihm, dass ich mir durchaus vorzustellen vermochte, mit ihm zu leben. Oder ihn sogar zu heiraten. Was ich nun vor einiger Zeit bereits schon einige Male anklingen ließ.
 „Ich weiß. Du musst dich nicht um mich sorgen. Ich komme schon klar.“, sprach es, küsste, streichelte und umarmte mich.
Ich sah ihn verlegen an. „Auch damit, dass ich mit Gunnar verheiratet bin?“
Sein Blick traf mich und ich sah wie sich die Muskeln seiner Kiefer bewegten.
„Ja. Ich habe es schließlich von Anfang an gewusst. Aber mich dennoch für dich entschieden.“

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Gunnar ist auf dem Rückflug. Er wird in den nächsten Stunden hier eintreffen.
Zu meinem Leidwesen muss ich gestehen, das ich nervös und ungeduldig bin.
Seitdem ich es weiß, unterlasse ich zudem tunlichst jegliche Avancen Troels gegenüber. Natürlich nicht vordergründig. Wo ich ihn doch eher wehmütig in die Augen schaue. Alldieweil ich „Abschiede“ hasse und genau genommen am aller liebsten noch einmal mit ihm gefickt hätte. Jedoch war ER es, der sich mir verweigerte. „Nein. Wir lassen es lieber. Dein Mann kommt Morgen zurück.“, sagte er, als ich am Abend im Bett mit ihm zu schmusen begann.
Es ist erneut eine Situation welche mich zerreist. Einerseits fiebrige ich Gunnar entgegen. Andererseits erfasst mich Wehmut, wenn ich Troels nur anschaue.
Trotz alledem bin ich noch immer liebevoll und betont zärtlich zu ihm. Küsse und streichle ihn. Jedoch lasse ich ganz bewusst meine Liebkosungen so allmählich abklingen. Nicht seinetwegen. Sondern viel mehr um meinet Willen. Schließlich muss sich mein Körper und meine Psyche auf Gunnar einstellen. Es ist steht’s ein Wendepunkt  in meinem Hirn, der nicht immer leicht zu vollziehen ist. Besonders dann, wenn ich eine Zeit lang von dem Einen oder dem Anderen getrennt war. Meist folgt eine kurze Zeit der Anpassung an die „neue“ Situation. An welche ich mich dann sogleich ebenso schnell gewöhnen kann.
Ich glaube, genau DAS macht unsere Stärke aus, als Menschen. Sich so schnell als möglich auf Situationen einzustellen und sich an sie anpassen zu können.
Jedoch stimmt mich eine ganze Woche ohne Gunnar einigermaßen nachdenklich.  Alldieweil mich diese Tage durch die Wechselbäder der Gefühle jagten. Von Wut, über Abneigung, bis hin zu Sehnsucht und Liebe.
Ja. Es ist sehr wahrscheinlich. Ich liebe meinen Ehe-Mann.

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Gunnar sprach noch einmal kurz mit Troels via iPhon bevor er in die Lüfte stieg. Es ging selbstredend um mich. Und anschließend sprach er mit mir.
Meinen Schwächeanfall auf der stelle erörternd, kam Gunnar zu dem Schluss, dass die „Entgleisungen meiner Speisekarte“ eine mögliche Ursachen gewesen sein könnten. Wir würden nach seiner Ankunft umfassend über alles reden.

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Christine kam auf einen Kaffee vorbei, um mir eine Einladung von Erik zu überbringen. Er würde uns liebend gern für einige Tage bei sich haben wollen. Gunnar und mich. Bevor ich am 2. Mai erneut ins Hospital gehen muss. Es scheint offensichtlich viel mehr um Gunnar als um mich zu gehen. Und in irgendeiner Art und Weise ahne ich, um was es sich handelt.
Troels bemerkte dazu nur, dass es für ihn vielleicht sogar besser sei, wenn er mich einige Tage nicht zu Gesicht bekäme.

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In der Zwischenzeit sind weitere Bauarbeiten hier im vollen Gange. Es wird geschachtet, gehämmert und gesägt. Es werden Kabel und Leitungen verlegt. Anderenorts riecht es nach Lack und Farbe. Wir expandieren, ob der zunehmenden Nachfrage. Was mich doch vermuten lässt, dass ich nicht vollend versagt habe. Der Aufschwung gibt mir eine gewisse Genugtuung und bestätigt mich in DEM, was ich hier tue.
Und genau genommen wollte ich heute Augen schonend und ausschließlich „in Kürze“ berichten.

Nun, mein Herz hämmert. Mein Blutdruck mag in ungeahnte Höhen aufsteigen, und ich bin mehr als aufgeregt. Daher war ich heute Morgen bereits gegen sechs aufgewacht. Imaginierte und sang noch ein wenig, um mich dann wohl gelaunt aus dem Bett zu pellen.
Jedoch bevor Gunnar erscheint, wartet eine Dusche, der Frisör, Kosmetik und wenn möglich noch eine Ganzkörpermassage.

Quick, quick. I’m in a hurry!


Mittwoch, 17. April 2013

Rastlos – kraftlos - aussichtslos



Ich war unruhig.  Nahezu den gesamten Tag.
Beinahe alles, sogar, nein, insbesondere die Weiten des World Wide Webs hielten mich von innigen Zärtlichkeiten mit Troels ab. Zwischendurch rannte ich hektisch hin und her. Wollte Dies und wollte Das. Konnte mich für nichts entscheiden, und am Ende saß ich abermals vor meinem Notebook. Klagte über Schmerzen, atmete nicht korrekt und fand keine Ruhe für Meditation oder Imaginationen.
Troels verzweifelte beinahe und gab letztendlich auf.
Was nur, dachte ich bereits selbst, bewog mich zu dieser Rastlosigkeit?
Selbst für die Konversation mit Jason Anakeleas Frau Lisa oder Sarah Sjögren fehlte mir Sinn und Beharrlichkeit.
Zudem kam noch ein „Schwächeanfall“ hinzu, sodass ich am Ende derart kraftlos war und mich kaum mehr auf den Beinen zu halten vermochte. Sogar das Sitzen am Tisch während wir zu Abend speisten, bereitete mir Schwierigkeiten. Übelkeit hatte mich überwältigte.
Kraftlos ließ ich mich auf das Bett sinken, als wir im Haus angekommen waren.
Troels fragte, ob er einen Arzt rufen solle.
„Lass die Weißkittel aus dem Spiel“, herrschte ich ihn an. „In zwei Wochen muss ich mich ohnehin in ihre Obhut begeben.“
Ich war kaum mehr in der Lage mich zu bewegen. Ließ mich in die Kissen und in Troels Arme sinken, der mich besorgt ansah.
„Du wirkst nachdenklich.“, sagte er nach einiger Zeit zu mir.
„Ja. Ich denke darüber nach, ob ich mir überhaupt wünschen sollte, dass mein Ehemann zurückkehrt. Angesichts seiner Neigungen, welche mir mit ein wenig Abstand betrachtet, doch einigermaßen skurril und befremdlich erscheinen. Andererseits, welche Optionen bleiben mir noch? Wanja? Keineswegs. Ian? Er geht seine eigenen Wege. Braucht keine kranke Frau an seiner Seite, welche ihm nur ein Klotz am Bein wäre. Zurück zu Felicio? Der Macho, der jeden Tag eine andere fickt? Möglicherweise zu Josh, nach Kalifornien? Ich kenne ihn kaum. In seinem Fall gilt ebenso die gleiche Frage: Was will ein Beach Boy mit einer kränklichen Frau? Sich mit einem neuen Mann einzulassen, bringt ebenso wenig.“
Ich sinnierte noch einige Zeit so weiter. Troels hörte mir zu. Ließ mich ausreden. Dann fragte er: „Und was ist mit mir?“ 
„Du bist beinahe 20 Jahre älter als ich.“, antwortete ich ungeniert. „Wer sollt sich dann bitte in zwanzig Jahren um wen kümmern?“
Troels zog die Augenbrauen nach oben und war für den Rest des Abends sehr still geworden. Sex gab es nur auf heftiges Bitten meinerseits.
ZU Anfangs, als er sich meiner Bitte widersetzte, begann ich zudem noch meinen Trotz nach außen zu kehren. Beabsichtigte allein zu schlafen. Troels lenkte jedoch am Ende schließlich ein.
Langweilt er mich etwas? Oder weiß ich doch viel mehr seine Ruhe zu schätzen?
Nur hätte ich nicht so unbedacht reden dürfen. Ich hatte ihn offensichtlich mit meinen Worten gekränkt?

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Heute Morgen war keine Zeit für lange Debatten. Jedoch während der Fahrt hatte ich die Gelegenheit ihn zu fragen, was mit ihm sei. Worauf ein Monolog folgte, in welchen er mir darlegte, dass es ihm durchaus bewusst wäre, wie alt er sei. Ebenso, dass ich verheiratet wäre. Jedoch, würde er mich lieben.

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Nicht zuletzt werde ich eine Lösung finden müssen, um weiterhin mit Gunnar und all seinen „Stärken, Schwächen und Neigungen“ leben zu können.
Denn, wenn ich im Augenblick in mich hineinspüre, fühle eine gewisse Sehnsucht nach ihm, und hoffe doch letztendlich auf seine baldige Rückkehr. (Was bleibt mir auch anderes übrig?)


Rea new’s
- Ian ist mit seiner Band in Irland in irgendeinem Studio. Vollends in seiner Musik versunken. Ich vermochte nur wenige Worte via iPhone mit ihm zu reden. Anschließend skypten wir kurz.
- Mit Gunnar verbrachte ich gut eine Stunde am Bildschirm.
- Von Wanja noch immer keine Spur. Was mich genau genommen doch ein wenig skeptisch stimmt. Wo kann er abgeblieben sein?
Nun, vermissen oder ganz und gar suchen werde ich ihn gewiss nicht.



Dienstag, 16. April 2013

Hypothetisches



Meine Stimmung verschlechterte sich bereits am gestrigen Abend.
Die Ursache dafür mag zum Teil im fehlenden Sex begründet liegen. Was jedoch nicht Troels Verschulden war. Wir sahen zu lange fern, weil ich schlicht und einfach zu träge gewesen war mich von der Couch zu erheben. Trotz maniefaltiger Ermahnungen von Troels Seite. Welcher mich jedoch nicht bedrängte und ebenso wenig seine Sanftmut wie seine Heiterkeit verlor.
Folge dessen war ich wütend auf mich selbst und müde obendrein. Obgleich Troels eine beständige Ruhe ausstrahlte, welche anfangs während eines kurzen Spaziergangs am Nachmittag und ebenso bei späteren anregenden Gesprächen auf mich überzugehen schien. Gleichwohl seine Lebensfreude und Ausgeglichenheit.

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Ich bin ein wenig unruhig und zudem ebenso nachdenklich geworden. Etwa über Gunnar und weshalb er Troels vertraut. So stellte ich in meinem Kopf die Hypothese auf, dass er ihn „benutzt“. Als „Wächter“ in jeglicher Hinsicht. Er sieht in ihm keinen Gegner und keine Gefahr. Weil er nur zu gut weiß, dass Troels mir zu alt ist um mich ernsthaft mit ihm zu liieren. Ohnehin schien er ihn „instruiert“ zu haben.
Ist darin möglicherweise seine Zurückhaltung mir gegenüber begründet? Insbesondere in sexueller Hinsicht? Hält er sich aus diesem Grund zurück und bedrängt mich nicht? Was ich doch viel mehr als einen seiner ehrenhaften Charakterzüge sah. Ehrenwert ja. Jedoch vielleicht nicht ausschließlich nur mir gegenüber.
Gleichgültig. Er ist und bleibt einer der liebenswertesten, tiefgründigsten und ehrlichsten Menschen, welche ich kennen lernen durfte.

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Da ich die gestrige Dienstberatung versäumte, begab ich mich heute, sogleich nach dem Frühstück zu Christine ins Office, die mich einigermaßen verhalten begrüßte mit einem missbilligenden Seitenblick auf Troels.
Sie informierte mich über den Stand der Dinge der Verhandlung der Sekte  betreffend. Über Veranstaltungen sowie über finanzielle, personaltechnische Problematiken und die Anliegen der Gäste.
Im Grunde ist es jedoch ohnehin so, dass ich SIE entscheiden lasse. Mir fehlt meist Sinn und Ausdauer um Entscheidungen zu treffen, für die genau genommen  das Personal zuständig ist.
Auf dem Rückweg erkundigte ich mich an der Rezeption über das porzellanerne Model und ihren „Bodyguard“. Im Übrigen ist ihr Name Elena Sukova.

Und so gänzlich nebenher gedenke ich Jason Anekeleas Frau zu besuchen. Oder Sarah Sjögren auf einen Tee zu mir einzuladen, für welche mich Christine noch immer bei jeglicher Gelegenheit zu erwärmen sucht.
Nach Wanja werde ich unterdessen keine Ausschau halten.
Jedoch Ian, wenn möglich, einen Herz klopfenden Anruf abstatten, und selbstredend mit Gunnar skypen, welcher, wie gewöhnlich aus der „Ferne“ nur wenig von sich hören lässt.



Die Zeit drängt, da ich den heutigen Tag zu genießen gedenke. Denn Morgen steht bereits der nächste Arztbesuch an.