Dienstag, 31. Dezember 2013

Was geht hier vor?



Vormittags surfte ich im Internet. Ging dann zu Gunnar ins Office, um ihn zum Lunch abzuholen.
Kate arbeitet nach wie vor mit ihm im Büro. Sie wird ihre Ausbildung als Betriebs- und Wirtschaftswissenschaftlerin im nächsten Jahr beginnen.

Unser Tisch befindet sich etwas abgeschirmt, in einer Ecke des Restaurants auf der Höhe einer Stufe. Jedoch direkt gegenüber der Einganstür. Ich sitze gern mit dem Rücken zur Wand und überblicke das Geschehen.
Während wir speisten bemerkte ich unter dem kellernden Personal einige Veränderungen, welche mir bisher noch nicht aufgefallen waren. Eine junge, doch eher südländisch anmutende Frau, bediente unseren Tisch. Nicht weit von uns saß Jason mit seiner Frau und seinem Kind. Er wurde von einer Blondine bedient, welche ich bislang ebenso wenig hier sah.  
Im Allgemeinen achte ich nur wenig auf das Personal und ihre Veränderungen. Es ist schlicht und einfach da und macht seinen Job. Aber es scheinen doch zunehmend junge, gut aussehende Damen mit den „grauen Mäuschen“ zu tauschen. Womöglich sollte ich mich darüber mit Dahl Lindqvist unterhalten. Fragen, was da vor sich geht.

Am Nachmittag gingen wir mit Ellen Parker, unserer Kultur- und Presseagentin das Programm für den Sylvesterabend durch und hörten bis in den späten Abend im großen Saal den Proben zu.
Ich ging jedoch früher zurück zum Haus als Gunnar. War müde . Erschöpft. Er kam dann nach mehr als zwei Stunden nach. Ich hatte mich bereits auf der Couch etabliert. Mich in Decken gehüllt und sah fern. Gunnar kam zu mir, gab mir einen Kuss auf die Stirn und ging duschen.
Als er damit fertig war, war ich bereits auf dem Weg ins Bett und wir hatten nicht mehr viel voneinander an diesem Abend. Zumindest legte er sich zu mir, bis ich eingeschlafen war.

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Technische Pannen und menschliches Versagen
- Havarie heute Morgen in der Küche. Sylvia Romero, eine neue Küchenhilfe ließ verschiedenen Speisen anbrennen und beinahe hätte es noch eine Explosion gegeben.
- Dann noch Probleme mit der Müllabfuhr, die zu Regeln gewesen waren. Unmöglich, dass zum Sylvesterabend die Gäste ihr Feuerwerk neben stinkenden Mülltonnen zünden.
- Dahl Lindqvist werde ich mir bei passender Gelegenheit noch heute vornehmen. Wenn ich meine Aufmerksamkeit darauf richte, bemerke ich tatsächlich, dass sogar innerhalb des Zimmer- und Reinigungspersonals Veränderungen vorgenommen wurden. Das attraktive Äußere scheint wichtiger als die Qualifikation für den Job.
Womöglich sollte ich dazu vorher doch erst Sarah Sjögren und die „Gerüchteküche“ befragen.


- Empfindungsbarometer: Ein flaues Gefühl im Magen. Angespannt. Sonstige Beschwerden sind noch immer teilweise präsent. Der Schlaf war einigermaßen erholsam. Jedoch mit wirren Träumen. 



Montag, 30. Dezember 2013

All-ein – Die einsame Wölfin



Meine Kränklichkeit sowie meine obskuren Beschwerden empfinde ich als hinderlich, insbesondere im intimen Umgang mit Gunnar.
Er scheint viel weniger darüber nachzudenken als ich und ist dabei augenscheinlich glücklich(er). Meinen wilden Spekulationen zu folge, kann er das auch. Denn all seine Begehren erfahren Erfüllung. Mit mir oder ohne mich. Was nicht bedeuten mag, dass mich Gunnar nicht liebt. Ich bin für ihn ein ganz wichtiger Teil seines Lebens, und ER ist zu einem wichtigen Teil in dem Meinen geworden. Überdies empfinde ich in der Tat eine tiefe Zuneigung und Liebe zu ihm, welche Gunnar sichtlich erwidert.

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- Die Ursache meiner vor kurzen auftretenden Magenbeschwerden ist offensichtlich gefunden. Die „gelbe Frucht“ scheint es zu sein. Die unreife Kaki, oder Sharon sollte in der Tat ausschließlich „reif“ gegessen werden. Gekauft wird sie allerdings im unreifen Zustand, und da ich meine Fruchtsalate nicht persönlich zubereite, wurden vermutlich vom Küchenpersonal tatsächlich die noch nicht zur Genüge gereiften Früchte verwendet.  
Der Granatapfel wiederum, kommt mir in vielerlei Hinsicht mehr als entgegen, und vor allem wird er als ganze Frucht kredenzt.

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Gemeinsam reflektierten wir über die jeweiligen Tagesthematiken der Raunächte. Was für wahr eine anstrengende Arbeit ist.
Über das Thema Familie und meine Wurzeln gedachte ich mitnichten zu sprechen.
Über innere Führung doch schon eher.
Wunder würde ich eines brauchen,
und aufzulösen gibt es zweifelsohne noch einiges.
Freundschaft ist für mich ein heikles Thema. Besonders, wenn sie Frauen betrifft.
Gunnar riet mir nach zu geben und auf Emilia Stephansdottir zuzugehen.
Ich denke darüber nach. Aber genau genommen schloss ich bereits mit diesen Thema ab.
Mich dem Frauenkreis erneut anzunähern, empfahl er mir ebenso.
Hier gilt der Satz: Die Chefin begibt sich besser nicht in die Gefilde der Belegschaft. Dort hat sie nichts zu suchen. Allenfalls ist Sarah Sjögren womöglich eine Art von Freundin. So gut diese eben sein mag.
Fazit: Infolgedessen bleibe ich für mich all-ein.....in meiner Welt.....mit Gunnar.

Betrachte die Einsamkeit als ein Leuchten,
ein reines Licht,
dass sich aus sich selbst nährt,
außerhalb der Welt
und dennoch in ihrem Mittelpunkt.
(Wisdom of the First Nation)



Sonntag, 29. Dezember 2013

Idyllisch (?)


„Solltest du nicht besser lesen, als den ganzen Nachmittag im Netzt zu surfen?“, sagte Gunnar und ich wusste, dass er Recht hatte. Nur war es ohnehin bereits fünf Uhr. Zu spät für die müden Augen, um jetzt noch mit dem Lesen zu beginnen.
„Warum liest du mir nicht vor?“, fragte ich Gunnar schmunzelnd, griff seine Hand und fühlte, wie er sich zu mir herunter beugte, um seinen Kopf auf meine Schulter und seine Arme um mich zu legen. Er liebkoste mich. Streichelte mich und ich genoss seine Zärtlichkeiten.
„Ich bestelle uns einen Caffee´latte.“, flüsterte er mir ins Ohr und ich schmiegte meinen Kopf an den seinen.
Ahhhh, könnte es doch nur immer SO sein!

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Wir sprachen nicht mehr über Alicia, Elena oder Kate. Ausschließlich Marie war mit den Kindern vorbei gekommen und sie hatte Henrik mitgebracht, welcher sich ein wenig schüchtern gab. Christine und Thomas kamen ebenso für eine halbe Stunde vorbei und spielten mit den Zwillingen. Sie hatten Gebäck und Süßigkeiten mitgebracht und ich aß in der Tat „einiges“ davon.
„So viel Speisen zu sich zu nehmen und sich nur so wenig zu bewegen.“, bemerkte ich eher für mich allein. Denn ich habe tatsächlich in den letzten Wochen mehr Süßes gegessen, wie (meine Hüften vertragen) mein Körper verträgt. 
Gunnar scheint es nicht zu stören. Denn er bemerkte mit einem wohlwollenden Blick, dass alles genau richtig proportioniert an mir sei.
Ich mag seinen Worten nur all zu gern Glauben schenken....


(Entenbrust à l'orange)

Ich sprach mit Henrik. Oder besser Henrik mit mir. „Marie würde am aller liebsten ohne die Kinder mit mir nach New Orleans fliegen.“
Ich drehte den Kopf und warf ihm einen erstaunten Blick entgegen. „Ohne die Kinder?“
„Ja.“
„Was soll das in der Götter Namen denn bitteschön bedeuten?“, wurde ich beinahe ungehalten.
„Das Tante Rea zu Mama Rea wird.“, sagte Gunnar, umschlang mich mit seinen Armen und küsste mich auf Hals und Nacken. Ich hatte nicht bemerkt, dass er zu mir und Henrik gekommen war und unserem Gespräch gelauscht hatte.
Ich schnaufte. Wollte mich zu ihm umdrehen. Mich wütend gebärden. Jedoch ließ er mich nicht. Hielt mich stattdessen fest in seinen Armen und küsste mich.
„Nein. Nein!“, verwehrte ich mich zumindest verbal gegen diese drohende Okkupation.
Gunnar lachte und schmuste weiter.
Henrik stand noch immer neben uns und sah schmunzelnd unserem Treiben zu.
Marie schien von der etwas voluminöseren Unterhaltung angezogen und war nun zu uns gekommen.
„Was willst du tun?“, platzte ich heraus.
Wie vom Donner gerührt blieb sie stehen und sah mich fragend an. „Was meinst du?“
„Du gedenkst mit ihm“, ich weiß mit dem Kopf in Henriks Richtung, „nach New Orleans zu fliegen, während du die Kinder hier bei UNS lassen möchtest?“
Maries Gesicht begann zu grinsen. „Es sind schließlich Gunnars Kinder. Oder etwa nicht?“
Wie vermag eine MUTTER in dieser Weise zu argumentieren. Hat sie keinerlei Beziehung zu den Kindern aufgebaut? Gut. Mag sein, dass ich am aller wenigsten zu solcherlei Aussagen prädestiniert bin als manch andere Frau. Jedoch vermag ich mir durchaus vorzustellen, dass man zu dem Leben, das in einem heran wächst, eine starke emotionale Verbindung aufzuweisen hat. „Und die Deinen!“, fauchte ich unwirsch und kopfschütteln.
„Ja. In der Tat. Nur fühlte ich mich bei ihrer Entstehung und vor allem ihrem Wachstum in meinem Bauch doch eher benutzt.“
Ich hatte mich aus Gunnars Armen befreit und war einen Schritt auf Marie zugegangen.
„Ich dachte, du hattest bei der Zeugung eine Menge Spaß?“
Ups! Diese Bemerkung zielte unter die Gürtellinie und war in diesem Rahmen nicht wirklich angebracht.
Ich biss mir auf die Lippe. „Verzeih Marie. Das hätte ich nicht sagen dürfen.“, sagte ich bedauernd und griff nach ihrer Hand.
Und schon fingen mich Gunnars Arme wieder ein. Er schnaufte. „Warum müsst ihr mit solch unnützem Streit die angenehme Atmosphäre dieses Tages verderben?“
Ich ließ mich in seine Arme sinken, setzte ein Lächeln auf und achtete darauf, dass meine Aussage nicht ZU sarkastisch klang. „Ja. Tatsächlich. Was für eine pittoreske Familie in welch idyllischer Stimmung."


Samstag, 28. Dezember 2013

(Un-)Behagliche Liebenswürdigkeiten



Es ging alles so rasch von statten. Von dem Augenblick an, als ich mutig geäußert hatte, dass Gunnar den Wagen wenden sollte, stand ich schon beinahe in Troels Wohnung.
Die ganze Situation schien mir unwirklich und hatte ihre Konsequenzen auf meinen Gemütszustand.

Troels kam spät. Es muss so gegen acht gewesen sein.
Natürlich war er erfreut mich zu sehen. Obgleich die Begrüßung ungewöhnlich kurz ausfiel. Es war gerade so, als wäre er überreizt und nervös. Was ich seiner Arbeit zuschrieb, welche er offensichtlich erst vor kurzem verlassen hatte.
Ich war merkwürdiger Weise ebenso nicht wirklich fröhlich oder glücklich bei Troels zu sein. Es schien mir einerlei. Zudem nahm ich ihn kaum war und auf irgendeine Weise selbstverständlich. Meine Gedanken schweiften ab, während wir gemeinsam speisten. Nur um wieder an Ort und Stelle zurück zu kehren und festzustellen, einem lieben Freund gegenüber zu sitzen, welchen ich selbstredend über die Maßen schätzte, jedoch nicht die Gefühle entgegen zu bringen vermochte, welche er verdient.
Obendrein zweifelte ich am Wahrheitsgehalt der Situation. Saß ich da tatsächlich mit Troels?
Ich konnte förmlich fühlen, dass irgendetwas anders war als sonst.
Zudem verspürte ich keinerlei Lust auf Intimitäten. Daran mochten ebenso die Schmerzen meiner Menses schuldig sein.
Anfangs dachte ich, es läge an mir. Jedoch war dem nicht gänzlich so.
Troels schien verändert. Es waren keine Scherze mehr, als er mich fragte, ob ich bei ihm bliebe, mich endlich für ihn entscheiden, und ihn womöglich sogar heiraten würde. Die Vehemenz dahinter hatte sich verstärkt.
Was war geschehen? Wo war die Ursache dafür?

Heute Morgen während des Frühstücks saß mir die gleiche „Unruhe“ gegenüber, wie am gestrigen Abend.
„Ich bringe schon mal das Bett in Ordnung.“, sagte er und stand auf, obgleich ich noch aß.
Ich hörte wie sich Schranktüren öffneten. Wie geschüttelt und geklopft wurde.
„Beziehst du neu?“, fragte ich skeptisch?
„Ja. Muss ich doch auch einmal tun. Oder?“
„Wieso du? Ich dachte, dafür gibt es Personal? So eilig wird es doch nicht sein.“ Bei diesen Worten fiel mir mein eigenes Verhalten in dergleichen Situationen auf, was mich nun darauf schließen ließ, dass er möglicherweise noch einen anderen Gast als mich erwartete. Was bedeuten würde, dass er mich anlügt.
Nein! Das konnte nicht sein! Nicht Troels!


Gunnar kam unerwartet früh und war gut gelaunt, als er läutete.
Sichtlich nervös und mit einem Räusperer eilte Troels zur Tür und öffnete sie. (Hatte er womöglich jemand anderen erwartet?)
„Ich komme sofort.“, sagte ich laut und deutlich als ich Gunnars Stimme hörte.
Ich verabschiedete mich fast förmlich von Troels. Was unter diesen Umständen nicht verwunderlich war. 
Die Tür schloss sich zügig.
Ich war gerade in den Wagen gestiegen und Gunnar hatte mir liebevoll einen Kuss auf die Wange gedrückt, als ich ein Taxi hinter uns heran fahren sah. Anfangs beachtete ich es nicht weiter. Ich nahm Gunnars Kopf zwischen meine Hände, küsste ihn mit Liebe im Herzen auf den Mund und legte mir den Gurt um. Im nächsten Augenblick sah ich im Rückspiegel eine blonde Frau in Troels Haus huschen.
Nun, es mag noch mehrere Wohnungen dort geben. Dachte ich so. Suchte nach Ausflüchten und Alibis für Troels. Denn das sie SEIN Gast war, konnte ich nicht glauben. Was jedoch sein etwas merkwürdiges Verhalten und vor allem seine Unruhe erklären würde.
Währenddessen ich darüber nachdachte meinen Gurt zu lösen und noch einmal zurück zu Troels zu gehen, um mich zu vergewissern, dass die Besucherin NICHT die seine gewesen war, rollte der Wagen bereits an und Gunnar fuhr los.
Zu spät.

Gunnar erzählte mir mit guter Laune von der gestrigen Party und dem, was dort so alles geschehen war.
„Wo schliefst du diese Nacht?“, fragte ich aus heiterem Himmel. Ohne weiter darüber nachzudenken.
Gunnar stutzte. Sah mich von der Seite her an und zog die linke Augenbraue nach oben. „Jedenfalls nicht bei Troels.“, antwortete er lachend. 



Im Zentrum angekommen, parkte Gunnar den Wagen sogleich am Restaurant, wo wir unverzüglich unseren Lunch orderten.
Ich hatte gerade begonnen zu speisen, als mich die anstößigen Ärgernisse in Form von Konkurrentinnen einholten.
Es ist so derart ärgerlich, dass ich in meinem „Reich“ nicht einmal meine Speisen ohne Verdruss zu genießen vermag. Daher gedenke ich ein eigens für mich reserviertes Zimmer einzurichten, welches ausschließlich mir, Gunnar, Christine und Thomas vorbehalten ist.
ALICIA, die er mir schwor NIE wieder zu sehen, kam Freude strahlend auf unseren Tisch zu. Begrüßte Gunnar mit einer innigen Umarmung und glühenden Küssen.
WIE in der Götter Namen sollte ICH mich dabei fühlen??
„Komm, setzte dich doch.“, bat Gunnar ihr einen Platz an unserem Tisch an.
Ich räusperte mich hörbar und schnaufte. Behielt jedoch die Contenance.
Bedauerlicher Weise vermochte ich nichts daran zu ändern, mit IHR speisen zu müssen. Was mir genau genommen den Ekel in Augen und Magen trieb, sodass mir speiübel wurde. Ich würgte, hüstelte, rang mit meinen Speisen, bis Gunnar schlussendlich das gemeinsame Essen mit dem Satz: „Komm, wir gehen besser. Du scheinst dich nicht wohl zu fühlen.“, beendete.

Gunnar war entgegen meinen Erwartungen NICHT verärgert. Im Gegenteil. Er kümmert sich liebevoll, fast aufopfernd um mich. Küsst, umarmt und lenkt mich ab, während ich jetzt hier schreibe.
Ich liebe meinen Ehemann......



Freitag, 27. Dezember 2013

Stand-Punkte


Eine Einladung zu einer Vor-Sylvester-Party von Gunnars favorisiertem Fußballteam für den heutigen Abend flatterte uns gestern ins Haus.
„Du kommst doch mit?“, fragte er, als er bemerkte, dass sie mir in die Hände gefallen war.
„Nein.“
„Die sind alle mit ihren Frauen dort.“ Ein kurzer, prüfender Blick traf mich.
„Hier im Zentrum wird es ebenso am Sylvesterabend eine Party mit Champagner, Musik und Feuerwerk.“
„Kennst du auch alle Akteure?“
„Nein.“
„Alicia wird dabei sein.“
Der Atem stockte mir bei diesem Namen. „Ich dachte du siehst sie NIE wieder!“
„Wie war das mit dir und Ians Liebenschwur vor einem Jahr?“
Ich schnaufte. „Wie viel Frauen hast du in der Zwischenzeit vernascht?“
„Wir könnten jetzt fortwährend darüber streiten. Uns gegenseitig wer weiß was vorwerfen. Aber wäre es nicht besser das Vergangene ruhen zu lassen?“ Gunnar sah mich beinahe herausfordernd an. „Schauen wir in die Zukunft und leben die Gegenwart. Nicht mehr und nicht weniger.“
„Du vermochtest schon immer gute Sprüche zu klopfen.“, sprang es aus mir heraus.
Gunnar lachte kurz, sah mich an und zog seine linke Augenbraue nach oben. „Und du scheinst auf Konfrontation aus zu sein.“
„Nein. Ich sage nur die Wahrheit.“
„Deine Wahrheit.“
„Und welche ist die deine?“
„Das ich jeden Tag lebe mit dem was ist.“ Er neigte leicht den Kopf zur Seite. „Das riet ich dir doch ebenso.“
„Ich weiß.“
„Und? Tust du es?“
„Ich denke schon.“
„Du denkst? Was hindert dich noch?“
Ich zuckte mit den Schultern.
„Furcht? Konventionen? Alte Muster? Standesdünkel? „
„Es reicht!“, wurde ich laut. „Sollte ich tatsächlich in jeder Minute tun, wonach mir ist?“
„Wie sähe das denn aus?“, fragte er herausfordernd.
Ich biss mir auf die Lippe. Jedoch sah Gunnar ohnehin, was ich dachte.
„Du bist viel zu anständig und idealisiert, um dich durch alle Betten zu schlafen. Zudem ist es krankheitsbedingt ohnehin nicht möglich. Und obendrein würdest du in Vorwürfen ersticken, wenn du deine Ideale verletzt. Es wäre wie Selbstbetrug.“
„Du kennst mich gut.“
„Und du denkst an Troels. Er ist der Ersatz für alles, was du nicht tun kannst und überdies weißt du, dass ich es, IHN billige.“
„Weil du mit wer weiß wem alles deine Neigungen befriedigst.“
„Sollte ich jetzt noch nach dem Russen fragen?“
Wanja! Mein Herz tat einen Sprung.
„Er ist zweifelsohne der ritterliche Beschützertyp mit hohen Idealen und jede Menge Disziplin. In gewisser Weise würde er schon zu dir passen.“
„Dann kann ich ohne weitere Bedenken um deinetwillen zu ihm fliegen.“, bemerkte ich eher verhalten, als dass es eine Frage gewesen wäre.
„Du könntest es nicht.“, sagte Gunnar beinahe schon unverschämt.
„Sei dir nur nicht so sicher!“
„Drohst du mir etwa?“, fragte er schmunzeln, gerade so, als ob er mich nicht erst nehmen würde.
Mir gingen in so allmählich die Argumente aus. Ich wusste nicht mehr, was ich noch hätte sagen sollen. Also pustete ich laut hörbar die Luft durch meine Lippen und funkelte ihn an.
Gunnar räusperte sich und drehte sich lächelnd von mir ab. „Haben wir uns jetzt alles gesagt?“
Ich schnaufte vor Wut.
„Es ist mir nur nicht nach streiten zu mute. Verstehst du Rea?“
Er hatte selbstredend Recht! Wozu sich gegenseitig fortwährend Vorwürfe machen? Es würde ohnehin nichts ändern.

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„Marie will sich von Adam trennen.“, sagte Gunnar, als er nach Stunden am Abend zu mir zurückkam. Was offensichtlich besagen sollte, dass er gerade von ihr und den Zwillingen kam.
„Wo warst du?“, fragte ich, anstatt auf seine Bemerkung einzugehen.
Gunnar stöhnte. „Ficken.“

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Nach dem Frühstück, heute Morgen, wo uns unerwarteter Weise Ellen, unsere Kultur- und Presseagentin des Zentrums Gesellschaft leistete, alldieweil sie mit Gunnar noch einiges zu besprechen hatte, fuhren wir nach Stockholm. Ich begleitete Gunnar zu seinen geschäftlichen Verabredungen. Anschließend speisten wir wie gewöhnlich in der Sushi-Bar und gingen shoppen.
Da seine Brüder am Abend zuvor von ihrer Reise zurückgekommen waren, hielten wir bei Hjalmar, der sich gerade aus dem Bett geschält hatte und noch einigermaßen verschlafen klang und aussah. Sein Freund Magnus hatte die Tür geöffnet und uns herein gebeten.
„Du bist aber früh dran.“, sagte er und schien MICH nicht wahr zu nehmen. „Die Party ist doch erst heute Abend.
Gunnar und Hjalmar unterhielten sich eine Weile. Jedoch vermochte ich kein einziges Wort zu verstehen. Sie waren nebenan ins Schlafzimmer gegangen.
Magnus hatte mir einen Platz auf der Couch angeboten (zugewiesen) und ich hatte mich gesetzt.
Da es länger zu dauern schien, fragte ich, ob ich kurz ins Bad gehen dürfe. Ich hatte gerade jede Menge Papier auf den Rand der Toilette platziert, als es an der Tür läutete. Als ich eine Frauenstimme hörte, die mir bekannt schien, hielt ich inne. Es war Siv. Ich hörte, wie sie von Gunnar begrüßt wurde. Jedoch nicht mehr. Woraus ich schloss, dass Gunnar Siv zu verstehen gegeben hatte, dass ich mich im Bad befand.
Als ich diesen verließ, nickte ich Siv kurz zu und nahm meinen Platz auf der Couch wieder ein. Sie setzte sich nach einer Weile neben mich und begann ein Gespräch.
„Bist du heute Abend dabei?“
„Nein. Aber du.“
Sie sah mich an. „Ja. Bin ich. Mit meinen Schwestern.“
Dann würde ich Gunnar sicherlich heute Abend nicht mehr zurück erwarten brauchen. Dachte ich so.
Da ich ohnehin nicht wusste, was ich mit ihr hätte reden sollen, stand ich auf und stellte mich ein wenig Abseits. Im Nebenzimmer hörte ich Gunnar, Hjalmar, Carsten und Magnus lachen. Sven hatte ich bislang noch nicht gesehen. Er war sicherlich in seiner eigenen Wohnung und würde noch schlafen.
Ich holte mein iPhone aus der Manteltasche und rief Troels an. Es läutete und läutete, aber ich erreichte ihn nicht. Gleichgültig. Und wozu „anmelden“. Ich besaß schließlich einen Wohnungsschlüssel.
Auf dem Rückweg kehrten wir bei Elena ein, die gerade ihren Dienst im Zentrum beendet, und bei sich angekommen war. Sie fiel Gunnar postwendend um den Hals, als sie die Tür öffnete und mich begrüßte sie ebenso überschwänglich.
„Sie darf mich doch heute Abend begleiten?“, richtete Gunnar die Frage an mich. „Wenn du schon nicht mitkommst?“
Warum fragst du mich überhaupt? Du tust ohnehin, was dir beliebt. Hätte ich am aller liebsten geantwortet. Warf ihm jedoch stattdessen einen abfälligen Blick entgegen. Allerdings waren Gunnar meine Gedanken sicherlich nicht entgangen.
Auf der Rückfahrt bemerkte er nur, so ganz beiläufig: „Ich hätte dich gleich bei Troels Wohnung absetzen können. Meinst du nicht?“  Als wäre es das Normalste dieser Welt.
Einen kurzen Augenblick lang wusste ich nicht ob er scherzte, oder ob es ihm ernst damit war. Antwortete aber dann überaus mutig: „Dann wende den Wagen und fahre zurück.“
Gunnar setzte das Blinklicht, wendete tatsächlich und fuhr mich zu Troels Wohnung, wo er mich mit den Worten: „Ich komme dich morgen hier abholen“, verabschiedete.
Es war mir nicht nach Streit oder scharfen Wortgefechten zumute. Alsdann gab ich mich völlig „normal“. Küsste Gunnar auf Mund und Wangen. Sog noch einmal seinen Geruch durch meine Nase in mich ein, was ihn lächeln ließ. Ging ins Haus, die Treppen nach oben und schloss die Tür zu Troels Wohnung auf. Es war niemand da.
Ich streifte Schuhe und Mantel ab, ging in die Dusche und machte es mir auf der Couch bequem. Reflektierte noch einmal über den vergangenen angenehmen und liebvollen Abend mit meinem Ehemann und über meine intuitive Steinmagie und schüttelte lächelnd den Kopf.
Wie närrisch kann (m)ein Leben eigentlich sein? Ein Ehemann, welcher mich beim väterlichen Freund abliefert, wenn er zu einer Party oder wer weiß wohin gehen will.  Ich verstand Gunnar nicht. Hatte andererseits in diesem Augenblick gleichwohl keine Verlangen mehr, weiter darüber nachzudenken. Vielleicht später.
Es war nun einmal wie es war.
Was hätte ich JETZT daran ändern können?



Donnerstag, 26. Dezember 2013

Komplexe Einfachheit



Ich sprach mit Nadjeschda von der Akademie in Moskau. Sie erkundigte sich nach Wanja, und selbstredend wusste sie, was ihm und seinem Bruder zugestoßen war. „Ich hatte ihnen angedeutet, was geschehen würde.“, sagte sie. „Und sie Rea, haben sich bereits wieder von ihm abgewendet.“
„Womöglich können sie mir eine Antwort auf den Wahrheitsgehalt meiner Seelenpartnerschaft mir Gunnar geben.“, platze ich schlicht und einfach heraus. „Ich fühle mich ihm in der Tat zugehörig.“
„Das mag gut sein. Er ist ein Magier.“
„Bedeutet das, dass er lügt?“
„Nein. Er weiß, dass man Gott nicht belügen kann. Er ist tatsächlich auf mehreren, wenn nicht sogar auf allen Ebenen mit ihnen verbunden.“
„Wie könnte ich dann aber mit Wanja zusammen sein?“
„Es wäre eine neue Komponente, welche sie ihrem derzeitigen Leben hinzufügen. Eine Erfahrung so zu sagen, welche sich auf alle und alles andere auswirken wird. Und es ist nicht das erste Mal, dass sie ihn treffen. Im weitesten Sinne!“
Ich stöhnte. „Für derart komplizierte Komplexitäten fehlt mir im Augenblick der Sinn.“
Nadjeschda lachte. „Lesen sie. Verinnerlichen sie und machen sie sich ein Bild. Dann wird es leichter verständlich.“
„Lesen?“
„Ja. Und fragen sie jetzt nicht WAS. Das wollten sie doch gerade. Nicht wahr? Wir betreiben hier keinen Smalltalk.“
„Entschuldigen sie bitte.“, sagte ich kapitulierend. „Ich weiß. Sie meinen die Bücher von Arkadij Petrov. Das von ihnen empfohlene Buch ist bereits, nach langem Warten, bei mir angekommen. Ich begann heute ein weinig zu blättern. Las die ersten zwanzig Seiten.“
„Gut. Machen sie weiter. Und vergessen sie nicht zu üben. Imagination plus das Wissen wie es geht, ist beinahe das fertige Rezept für Gesundheit, Erfolg und persönliche weiter Entwicklung. Aber alles bedingt sich gegenseitig. Und haben sie Geduld. Nehmen sie sich Zeit.“
Ich seufzte.
„Okay. Geben sie mir einen Termin für unsere erste skype Lektion.“, forderte sie.
 „Ich würde sagen, in der zweiten Januarwoche. Wenn die Raunächte zu Ende gegangen sind.“
„Okay. Bis dann.“

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Eine Zeit lang saßen wir zusammen. Gunnar und ich. Jeder mit seinem Notebook. Dann war er stundenlang verschwunden. Als ich ihn nach seiner Rückkehr fragte, sagte er, er sei bei Christine und Thomas gewesen und auf dem Rückweg selbstverständlich noch bei seinen Kindern. Kate hatte er nicht besucht.
Womöglich eine andere? Es gibt immerhin genügend Frauen, die liebend gern mit Gunnar das Bett teilen würden. Im Augenblick ist mir diese „Ellen“ verdächtig. Sucht sie doch beständig Gunnars Nähe und hat diesen schmachtenden Blick in ihren Augen, wenn sie ihn ansieht.
Mit Elena, gleichwohl sie meine Freundin mimt, bin ich mir nach wie von nicht sicher. Ich sah sie in letzter Zeit nun noch gelegentlich.
Jedoch weiß ich zweifelsfrei, dass Gunnar mit dieser Alicia telefonierte. Ich hörte, wie er ihren Namen sagte, als er draußen auf der Veranda in sein Handy sprechend hin und her gelaufen war.

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„Du musst niemandes Erwartungen erfüllen. Auch nicht die meinen.“, sagte Gunnar am Abend zu mir, als wir bereits zu Bett gegangen waren, und streichelte lächelnd meine Wange.
In der Tat. Er hatte Recht. Ich war unruhig. Wusste nicht, ob er Lust auf Sex hatte oder nicht. Sollte ich ihn animieren? Oder getrost die müden Augen schließen und schlafen?
„Kein Mensch hat das Recht Erwartungen zu hegen. Alles geschieht ein-fach, und DAS ist das Leichteste. Vertrauen zu haben. Vertrauen, dass alles genau so passiert, wie es richtig für einen ist.“ Gunnar richtete sich auf, beugte sich zu mir herüber und küsste mich auf den Mund. „Keine Angst. Ich erwarte nichts von dir. Ich weiß, dass du erschöpft bist. Wir müssen nicht jeden Tag miteinander ficken.“ Er grinste schelmisch, legte sich zurück an meine Seite und schob seinen Arm unter meinen Kopf. „Zudem sollst du keinen lustvollen Gedanken haben.“, kam es eher sarkastisch von ihm herüber. „Das ist nicht gut in deiner derzeitigen Situation.“
„Es ist nicht so, dass ich es nicht wollte.“, entgegnete ich.
„Aber wenn wir jetzt miteinander schlafen, wird es nur noch schlimmer.“
„Ja. Kann sein.“ Ich grinste ihn von der Seite her an.
„Lass gut sein. Auch wenn du mich für unersättlich hältst, ist das nicht so. Ja. Sex ist tatsächlich die schönste Nebensache dieser Welt. Muss jedoch nicht ständig gegenwärtig sein. Wir bauen unser Leben schließlich nicht auf Ficken auf. Oder?“ Gunnar strich mit seiner Hand über meine Schulter und drückte mich schmunzelnd an sich. „DAS wäre keine Grundlage. Kein solides Fundament.“
„Aber womöglich lebst du diese Begierden mit anderen aus?“ Ganz bestimmt sogar. Dachte ich.
Gunnar lachte. „Schon wieder eifersüchtig?“ Er wurde ernster. „Auf DIE Frauen, mit denen ich meine Gelüste auslebe, musst du wirklich nicht eifersüchtig sein. Sie haben nur wenig Bedeutung in meinem Leben. Sind austauschbar. DU bist es jedoch nicht! Aber nicht das du denkst ich sei ein Unmensch. Diese Frauen wissen das und sind zumeist nicht anders.“
Während Gunnar seine letzten Worte sprach, driftete ich bereits ins Reich der Träume....

 

Mittwoch, 25. Dezember 2013

Phasen verschoben



Ich träumte von Wanja, sprach kurz mit Troels, als Gunnar mit seinen Kindern spielte, und am Abend waren wir alle gemeinsam auf der Weihnachtsfeier im großen Saal, welcher mit einem leuchtenden, hohen Baum geschmückt war. Der Weihnachtsmann für die Kinder und viele Köstlichkeiten der kulinarischen Artwaren ebenfalls Teil der Zelebration.
Die christliche Feier zur Geburt ihres Jesuskindes (des Lichtes) fand statt für die, die Weihnachten feiern wollten. Für uns war das maßgebende Yule-Fest bereits vorüber. Am vierundzwanzigsten war die Mutter-Nacht und um 24.00 Uhr begannen die Rau(ch)-Nächte.
Die Weihnachtsansprache hielt im Wesentlichen Thomas und Christine. Gunnar und ich sprachen ebenfalls einige Worte.
Marie war mit Henrik gekommen und Kate mit David. Miteinander kümmerte man sich um Inula Castanea und Óðinn Aron, die den Mann in rot-weißer Kleidung nicht wirklich etwas abzugewinnen schienen oder erheiternd fanden. Sie begannen zu weinen, als er ihnen zu Nahe kam. Beide gleichzeitig.
Gunnar lachte und meinte nur, man solle sich die Bedeutung der Farben rot und weiß in Erinnerung rufen und darüber nachdenken, wo sie NOCH überall vorkommen würden und vor allem, was man ursprünglich mit ihnen in Verbindung brachte.

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Ja. Wir schliefen miteinander in dieser geweihten Nacht. Gunnar und ich. Das erste Mal seit Langem waren wir ....in-einander.
Nur hatte ich mich umgehend zu beruhigen, damit sich die Schmerzen nicht potenzieren. Jedoch das wohlige Gefühl der Geborgenheit hallte noch eine Weile in jeder meiner Zellen nach, bis ich schlussendlich zufrieden einschlief.

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Ich träumte heute Nacht von Wanja. Genau genommen von seinem Bruder.
Alexej war gerade einem Bus entstiegen. Ich lief auf ihn zu, schlang meine Arme um seinen Hals und begrüßte ihn. „Wo ist Wanja“, fragte ich, nachdem ich wieder auf dem Boden stand. Ich sah mich um und vermochte ihn nirgendwo zu sehen. Das Gefühl von Angst stieg in mir auf. Dann wachte ich auf.

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Die Runde der Gäste an unseren ganz privaten Tisch im Restaurant scheint sich um zwei Männer zu erweitern. Henrik und David. Wie angenehm!

Heute Morgen trank ich das erste Mal seit langer Zeit einen „richtigen“ Bohnenkaffee und genoss jeden einzelnen Schluck davon. Es war nicht nur der gefriergetrocknete aus der Dose. Nein, es war der beste und teuerste kenianische Hochlandkaffee eines Biobauern, welcher mit kochendem Mineralwasser aufgebrüht worden war.

 Magisches: „Warum verstehen wir die Tiere nicht mehr?“
„Wir sind Phasen verschoben“, sagte Gunnar und alles starrte ihn an. „Es gab eine Zeit, von denen die Mythen der Ureinwohner noch heute berichten, in denen wir mühelos mit den Tieren, ja, allen Wesen, allem was ist, kommunizieren konnten. Würdest du das heute tun, wärst du für die meisten Menschen beinahe unsichtbar. Sie würden dich nicht wahrnehmen oder für verrückt halten. Dabei sind SIE es, die ver-rückt und aus dem universellen Gleichgewicht gefallen sind.“
„Deine Kinder können das doch noch gar nicht verstehen.“, sagte Kate und schaute etwas verlegen grinsend in die Runde, weil nun alle sie ansahen, da sie Gunnar unterbrochen hatte.
Gunnar lächelte. „Sie verstehen mich. Da kannst du sicher sein Kate, und ich hoffe, du tust es ebenfalls.“ Er nickte ihr kurz zu und sprach dann weiter. „Unser Körper, die festeste Materie, die verdichtedste Schwingung an uns, hat sich durch unsere Gedanken und von der universellen Liebe abgewandten Lebensweise in den letzten sechs Jahrtausenden verändert und zu unserem Nachteil in tiefere Sphären verschoben. Die Gesamtheit der Menschenseele leidet darunter. Und da wir mit allem verbunden sind, ebenso die Seele unserer Mutter Erde, sowie das gesamte Universum. Wir erzeugen mit unserem ego-istischen, abgetrennten, ausschließlich in der Materie verhafteten Denken ein Ungleichgewicht, dass es gilt, zumindest für die, die erwacht sind, zurück in die Ausgeglichenheit zu bringen. Denn am Ende sind wir es selbst, dem es Schaden zufügt, wenn wir aus dem All-Raum, der Einheit fallen. Das ist, wie gegen den universellen Strom schwimmen. Und das ist ganz schön mühsam, so klein, wie wir sind. Jedoch haben wir unsere Größe vergessen. DAS, was uns wirklich ausmacht und verbindet.
Wir fühlen uns allein und einsam. Rennen zu Ärzten, die ebenso nur die Materie sehen, und zu Psychotherapeuten, die auch nur das Wissen von Egomanen und kranken, fehl geleiteten Geist-ern verwenden und glauben, dass SIE uns helfen könnten.“ Gunnar schüttelte lächelnd den Kopf. „Kein Wunder also, wenn so nach und nach alles kränkelt. Wenn keiner die wahren Ursachen erkennt. Oder erkennen will.
Zudem ist es ebenso wenig vorgesehen, dass die Masse der Menschen erkennt. Man will uns in Krankheit und Dummheit halten. Auch dieses weltweite Phänomen wurde durch eine mit dem universellen All- Geist inkompatible Gesellschaft hervorgebracht.  Das heißt, wir werden von wenigen Menschen bewusst manipuliert und dazu angehalten uns von der Einheit abzuspalten, damit wir kraft-, mutlos und ängstlich sind. So vermag man uns besser zu lenken und zu kontrollieren." 
Eine kurze Pause entstand, während Gunnar an seinem Orangensaft nippte. 
"Kehrten wir alle in den Urzustand zurück, hätten wir in der Tat das Paradies auf Erden.“





Dienstag, 24. Dezember 2013

Gesichter und Masken



Gunnar hat in der Tat zahlreiche Gesichter.
Das Ehemann-Gesicht. Das lüsterne Gesicht. Das Spaß-Gesicht. Das sehnsüchtig blickende Gesicht. Das ernste Gesicht. Das denkende Gesicht. Das zufrieden schmunzelnde Gesicht. Das zweifelnde Gesicht mit der linken Augenbraue nach oben gezogen. Das erstaunte Gesicht. Das schmeckende Gesicht. Das säuerliche Gesicht. Das wohlwollende Gesicht. Das sich verzehrende Gesicht. Das vor Wut verzerrte Gesicht. Das entspannte Schlafgesicht. Das verlangende, fordernde, erwartende Gesicht. Das Gesicht mit Sehnsucht im Blick, der in die Ferne schaut.
In meiner Gegenwart hat er meist das „Ehemann-Gesicht“.
„Sind das alles nur Masken? Teile deines Egos? Deines Ichs? Die du trägst, wo sie hin gehören und von Vorteil für dich sind? Sind es Automatismen, die dich in verschiedenen Situationen nach der jeweiligen Maske greifen lassen. Kannst du sie abrufen? Oder erscheinen sie wahllos?
Welche Teile von Dir gehören zu welchen Gesichtern? Wie viel gibt es davon und wann setzt du sie ein? Und WO ist nun genau genommen der WAHRE GUNNAR?“
„Ich bin ich, mit allem was mich ausmacht. Die tausend Gesichter sind unsere materielle Wahrhaftigkeit. Genau genommen, gibt es jedoch kein Gesicht.“
„Wie das?“
„Hat dein Herz ein Gesicht? Wenn du fühlst, ob jemand die Wahrheit sagt oder lügt, brauchst du kein Gesicht dafür. Die Materie ist dazu nicht nötig. Eher irreführend. Gute Lügner können ein verführerisches Lächeln zeigen, währenddessen sie dich ausrauben. Aber wenn Du schon so viel Wert auf Visualität legst, kann ich dir sagen, dass du nur in Augen der Menschen blicken musst, um ihre wahren Gefühle und Emotionen zu erkennen.“

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Gunnar war am Abend bei Marie. Sprach mit ihr und Henrik und brachte die Kinder zu Bett. Kate schien er ebenfalls einen kurz Besuch abgestatten zu haben.
Während wir gemeinsam fernsahen, schlief ich in Gunnars Armen ein.
„Komm, lass uns schlafen gehen.“, sagte Gunnar und strick mir zärtlich über die Wange. 

<3 <3 <3 

 

Montag, 23. Dezember 2013

Ein Herz und eine Seele – Traute Zweisamkeit



Gunnar ist zurück!
Seine Brüder sind allerdings noch einige Tage geblieben.
Er kam am Sonntagabend zu Troels Wohnung, um mich von dort abzuholen. Wie hätte ich auch wissen sollen, dass er bereits zurückgekehrt ist? Er hatte sich nicht bei mir gemeldet. Sondern mich überrascht.
Ich vermag nicht zu sagen, was ihn bewog früher als geplant zurück zu kommen.
„Deinetwegen bin ich wieder hier.“, sagt seine schmeichelnde Stimme und er lächelt mir zu. Küsste mich auf den Mund und drückte mich (endlich!!!) wieder an sich. Aahhhh.....!
Sollte, kann ich ihm dies tatsächlich glauben? Natürlich weiß ich, dass er mich liebt. Ohne Frage. So wie ich ihn. Was ich spüre. An meinem ganzen Körper, der vibriert, wenn nur ein Hauch seiner Berührung mich streift, was zweifelsohne mein Blut erhitzt und mein Innerstes in Wallung bringt. Endlich wieder „mein Gunnar“! Aahhhh.....!

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Die leidlichen Beschwerden in meinem unteren Leib, das krankheitsbedingte Gefühl der ständigen Lust ist seit zwei Tagen erneut gegenwärtig, sodass ich am Samstag und Sonntag weder mit Troels noch am gestrigen Abend mit Gunnar in richtigem Maße und für mich angenehmen Rahmen intim werden konnte. Alldieweil es die Beschwerden nur verschlimmert hätte. Infolgedessen verschlang ich gestern doch noch, nach einigem zögern, gierig Gunnars Schwanz. Er stöhnte genüsslich und ließ sich in die Kissen sinken während er von mir verwöhnt wurde.
Zu Marie oder Kate ging er dann nicht mehr.

Auf Grund meiner erneuten Pein erhöhte ich bereits gestern die Dosis meiner Medikamente. Was zumindest so einigermaßen hilft. Als ich Gunnar auf der Fahrt von Troels Wohnung zum Zentrum davon erzählte, schmunzelte er nur. So wusste er immerhin genau, dass ich seit einiger Zeit nicht mit Troels intim geworden war.
Troels ist ein Gentleman. Er drängt mich zu nichts. Weiß um meine Beschwerden. Ist ausschließlich mit meine Gegenwart zufrieden.
„Ich liebe Dich Rea. Muss nicht mit dir schlafen. Will nur mit dir zusammen sein.“, hatte Troels kurz bevor Gunnar an der Wohnungstür läutete zu mir gesagt.
Auf irgendeine Weise tat es mir weh von ihm gehen zu müssen. Obgleich ich andererseits erleichtert, beflügelt, ja sogar glückselig war und bin, dass Gunnar endlich wieder bei mir ist.
Ich denke es ist mitnichten zu leugnen. ER ist mein Seelenpartner und wir lieben uns tatsächlich über die Maßen.

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Heute Morgen das Breakfast zu zweit in unserem Haus.
Keine lästigen Menschen. Keine kindische, vorlaute Kate. Keine Marie und ebenso wenig das Geschrei und Gequengle der Kinder. Aahhhh....!
Gleich im Anschluss fuhren wir nach Stockholm. Vor-Weihnachts – Shoppen!
Mit gefüllten Taschen kehrten wir pünktlich zum Lunch zurück. Aßen im Restaurant, und während ich die Speisepläne für die kommende Woche überfolg, kamen Marie und die Kinder zur Tür herein. Gefolgt von einem verlegen drein schauenden Henrik, als er uns bemerkte.
Marie kam Freude strahlend auf Gunnar zu. Drückte ihm Óðinn Aron in die Hände, beugte sich zu ihm herunter und küsste ihn auf die Wange. „Du bist wieder hier?“, fragte sie eher feststellend. Henrik stand in gebührendem Abstand, noch einige Meter weit hinter ihr.
Gerade wollte ich sie bitten Platz zu nehmen, als ich Kats ausgelassenen Ruf des Erstaunens hörte. „Gunnar!“, und schon hatten sich ihre Arme um seinen Hals geschlungen. Sie küsste ihn direkt auf den Mund und strahle vor Freude. Was ihrem „Begleiter“ nicht wirklich zu gefallen schien. Auch er blieb ein Stück weit hinter ihr und beobachtete eher missbilligend das Geschehen.
Nun bat ich ALLE an unsrem Tisch Platz zu nehmen.

Infolgedessen besagten die Gerüchte, welche mir durch Sarah angetragen worden waren tatsächlich die Wahrheit. Marie genauso wie Kate hatten in den wenigen Tagen von Gunnars und meiner Abwesenheit „Freunde“ gefunden.

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„Ich wusste genau, was geschieht.“, sagte Gunnar, während wir zurück zu unserem Haus gingen. Denn er hatte mein schmunzelndes Lächeln bemerkt, welches nicht mehr aus meinem Gesicht gewichen war, seitdem ich Marie mit Henrik und Kate mit David gesehen hatte. „Sagte ich dir nicht, es wird alles gut?! Geduld war das Zauberwort. Du hättest mir nur vertrauen müssen.“ Er grinste.
Wie Recht er doch hat! Denn es scheint sich alles „zum Guten“ zu fügen.
Marie hat offen Interesse an Henrik bekundet. Und Henrik an ihr.
Kate war laut den Gerüchten in vielen Betten unterwegs, sodass Gunnar nur die Nase rümpfte, als er davon hörte. Was mir ein Lächeln der Genugtuung entlockte. Sie scheint sich für nichts anderes als die Schwänze des Sicherheitsteams zu interessieren. Ist jedoch bei David Boreo „hängen geblieben“.
Ich vermute Gunnars Interesse an Kate hat sich auf Grund der Neuigkeiten erschöpft.
Einfach wunderbar!
So bleiben nur noch Gunnar und ich.
Was will ich mehr?

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Gunnar versprach mir in Zukunft häufiger bei mir zu sein. Ich gab ihm im Gegenzug das Versprechen, ihn gelegentlich zu Fotoshootings oder ganz und gar zu Partys zu begleiten. Sollte es meine Gesundheit erlauben. 



Nun widmen wir uns beide den kommenden Rauhnächten. So ganz magisch und in trauter Zweisamkeit. Denn Marie und Kate scheinen „ihre Männer“ gefunden zu haben, sodass Gunnars Harem sich nach kurzer Zeit bereits aufzulösen scheint. Offensichtlich sind Zweierbeziehungen (was womöglich am kapitalistischen Besitzdenken liegen mag) doch eher in Mode als unkonventionelle Viel- und Wechselbeziehungen. (Foto Buch!!)

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Obgleich ich in Gunnars Armen schlief, träumte ich Bizarres und wachte mit einem Gefühl von Unsicherheit auf. Es scheint offensichtlich an der Ungewissheit zu liegen, welche Gunnar mir mit seinem Ego-Trip und seinen andauernden Reisen vermittelt.
„Ich will Sicherheit!“, sagte ich heute Morgen einigermaßen forsch zu ihm. Das flaue Gefühl der Träume noch immer im Magen.
Gunnar setzte einen melancholischen Gesichtsausdruck auf. „Die gibt es nicht, meine Liebe. Unser gesamtes Leben verbringen wir in Ungewissheit und wissen nicht, was der nächste Augenblick bringen wird. Wir überspielen, verdrängen oder verleugnen es nur. Werfen uns das Netzt der Zeit über. Legen Regeln für alles fest und in unserer täglichen, rituellen Routine oder in, mit und durch einen anderen Menschen suchen wir Halt, wo genau genommen keiner ist.“ Gunnar neigte den Kopf ein wenig zur Seite und lächelte mir zu.
„Ich suche bei dir Geborgenheit und finde sie endlich. Und du bei mir. Wir bedürfen einander. Taten es bereits seit vielen Leben. Wir können uns nicht entrinnen. Wie ich dir bereits sagte, sind und bleiben wir auf irgendeine Weise immer verbunden.“ Er nahm meine Hand und zog mich zu sich heran. „Auch Marie und Kate und alle anderen suchen nur Geborgenheit. Wir wachsen mit einem Mangel an dieser auf. In einer gewalttätigen Gesellschaft der Rohheit, Härte und Kaltherzigkeit. Bedauerlicher Weise gibt es bisher nur wenig Hoffnung, dass sich das demnächst ändern wird. Keiner der Herrschenden will matriarchale Werte. Daran verdient man kein Geld.“
In diesem Augenblick kamen die Gedanken an Emilia Stephansdottir zurück. Es wäre mir ein Bedürfnis mich mit ihr zu unterhalten. Jedoch gedenke ICH nicht die „Beginnende“ zu sein.


Im Augenblick ist Gunnar bei seinen Kindern. Um die „Geschäfte“ wird es sich später kümmern. Denn er hat versprochen alsbald zurückzukommen.
Oh! Nein. Er hat sein Versprechen bereits eingelöst.......




Sonntag, 22. Dezember 2013

Yule




Beinahe hätte ich Yule verpasst!
Im Zentrum wurde gefeiert. Jedoch was nützen mir diese Feierlichkeiten, wenn Gunnar nicht bei mir ist? Sondern im ewigen Eis seinen Testosteronspiegel pflegt, aberwitzige Männerrituale vollzieht und seinen Ego-Trip lebt?
Nun, gleichgültig. Ich feierte mit Troels.
Ebenso gut!
Wir gestalteten einen kleinen Altar mit Steinen, einem Mistelzweig, einer roten Kerze und Räucherwerk. Nahmen die Karten zur Hand und ich schloss gedanklich das Thema, was mich noch gestern so derart bewegte ab. Ich hatte es mir schließlich hier, in meinem diary, von der Seele geschrieben und legte es nun at acta. Wie ich in Zukunft Emilia begegne, liegt an ihr. Mag es nun ein neuer Anfang oder der endgültige Ausklang werden.

Im Übrigen bemerkte ich, dass man sich doch ebenso gut und rasch an einen anderen Menschen zu gewöhnen vermag.
Ich schätze Troels Gegenwart derzeit über die Maßen! Er fängt mich auf und alles ab, was mich verletzen könnte. In der Tat ein wahrer Freund!
Dennoch reisen meine Gedanken sehnsüchtig gen Süden. Zu meinem Ehemann. Und selbstredend ebenso gen Osten zu Wanja.