Mittwoch, 30. Juli 2014

Unkonventionell



Angst schlich sich ein und es ging mir immer schlechter.
Gunnar schlug vor für den Augenblick die Dosis der Medikamente zu erhöhen. Für einige Tage vielleicht oder mehr.
Es war mir mitnichten danach meinen Geburtstag zu feiern und die erwartete Ankunft des Boten ängstigte mich obendrein.

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Ich vermochte die Nacht zuvor nicht wirklich zu schlafen. Wachte beständig auf.
Es hatte geregnet, ein wenig. Ich pellte mich so gegen vier aus Gunnars Armen, erhob mich und ging hinaus in die Nacht. Mads, Daniel und Situ Long folgten mir in gebührendem Abstand. Denn es war ihre Aufgabe für meine Sicherheit zu sorgen.
Nach etwa einer halben Stunde ging ich zurück, um mein Notebook zu holen. Ich setzte mich auf einen Schaukelstuhl auf der Veranda und wippte Gedanken versunken ein wenig hin und her. Da sah ich kurz bei fb vorbei und ging zurück in mein Bett. Konnte jedoch nicht wirklich schlafen. Dämmerte so vor mich hin und schaltete letztendlich erneut mein Notebook an.
Ich war erstaunt, hätte nicht erwartet, dass mir dort jemand Geburtstagswünsche sandte. Und ich bedanke mich auch hier noch einmal herzlichst dafür. <3

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Der Tag begann mit einem zeitigen Frühstück, nachdem ich behutsam einige kleine Bewegungs- und Atemübungen absolviert hatte. Gunnar war müde, aber dennoch überaus liebevoll und sanft mit mir. Er ging, noch bevor er aß, etwa eine Stunde joggen und war fortan stets in meiner unmittelbaren Nähe und achtete auf mich.
Christine, Erik, Adam, Mary und Tate’ ogna nita pehin waren an diesem Tag ebenfalls schon beizeiten wach. Marie so wie so, wegen der Kinder. Wir kümmerten und beide um Inula Castanea und Óðinn Aron, sowie es Oshun mir riet. Ohnehin finde ich es großartig Marie wieder nah zu sein. Meine Freundschaft zu ihr wieder zu vertiefen.  Was nur zaghaft von beiden Seiten geschieht. Sie scheint mir beinahe etwas schüchtern und ich spüre, wie noch immer eine gewisse Bekommenheit zwischen uns steht. Ich habe dennoch berechtigte Hoffnung, dass sich unser Verhältnis so peu a´ peu verbessert. Was wünschenswert wäre. Denn ich vermisse bereits geraume Zeit die „alte Marie“.
Während des Vormittages kamen alle hier Anwesenden, um mir zu gratulieren. Es war ein seltsames Gefühl, und immer der Blick in die Ferne, um womöglich den Boten der Wesen zu erspähen.
Da Eriks Geburtstag nicht all zu weit zurück lag, wurde auch er noch einmal geehrt und gefeiert. Jedoch die Gratulanten kamen dann alle zu mir.
Besonders sinnlich empfand ich die kurze Nähe zu Viggo, als er mich, während er mir gratulierte, in die Arme nahm. Ein Küsschen rechts und eines links. Es ist ein frisches  Gefühl. Neu und unverbraucht. Aber doch eher amüsant als ernst zu nehmen.
Anders bei Jason, der mich beinahe euphorisch herzte. Ich ließ es geschehen und genoss (seinen muskulösen Körper).
Derek war doch eher zaghaft im Umgang mit mir. Mit einen Meter Abstand reichte er mir die Hand. Kam dann aber doch für ein flüchtiges Küsschen näher. Am liebsten hätte ich ihn glühend liebkost.
Adam war wie gewöhnlich ein wenig verlegen und flachsig. Lächelte und küsste mich auf den Mund. Rodney und Mary strahlten Würde aus. Camille Güte und Liebe.
Paul war ebenso ein wenig verlegen. ICH küsste ihn einmal rechts und einmal links. Er wurde rot und ein verstohlener Blick zu Gunnar hinüber verriet mir sein wahres Empfinden..
Norman Pålsson mit festem Griff und leichter Verbeugung. Ein ganzer Mann.  
Ohhhh Mads....ich warf mich beinahe in seine Arme und dachte dabei an Troels......
Bei David kamen mir die Bilder von seiner Kate in den Sinn. Wie sie kniend Gunnars Schwanz gierig lutschte. Ich lächelte nur und schwieg.
Milo Andersson gratulierte kurz und förmlich mit einem festen Händedruck.
Christine, Gunnars Mutter, nahm mich innig in den Arm. „Wir warten auch auf den Boten und wären froh, wenn es vorbei wäre.“, hauchte sie mir ins Ohr und ich wusste genau, was sie damit meinte. Denn mir ging es ebenso.
Joseph Bariello schient mir ein anständigerer Mann. Er vermag seine Gefühle nicht zu verbergen. Trägt sie zur Schau. Erstaunlich bei einem Mann.
Marie kam eher spät und schüchtern auf mich zu. Sie verzog ihr Gesicht und drückte mich mit einem Ruck robust an sich. „Ich wünsche dir nur das Beste. Es wird schon alles gut.“
Die anderen, oder besser „der Rest“, ist wenig erwähnenswert. Ein formeller Gruß, Ein Händedruck und gute Wünsche. Nicht mehr und nicht weniger. So sollte es auch sein..........

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Nachdem die Gratulationen beendet waren gingen alle mehr oder wenigere nervös auf und ab. Selbst das Personal kam nicht zur Ruhe und huschte unsicher hin und her. Ohne wirklich zu wissen, was es tat. Denn die Speisen waren doch eher mäßig und beinahe noch versalzen. Zu „kräftig“ für meinen Geschmack. Der lästige Zustand des Wartens, wenn man nicht weiß, was kommen wird.


Es war ein ewig gefühltes Warten. Spannung lag in der Luft.
Marie schrie entsetzt: „Er kommt!“, und suchte das Weite.
Alle anderen formierten sich.
Es war tatsächlich David, der da kam, und als wäre er gerade dem Fluss entstiegen, kam er langsam hinkend vom Ufer nach oben zu uns.
Ich hatte Angst und meine Beine zitterten. Was sollte ich tun?
Er kam näher und hatte ein harmloses Grinsen aufgesetzt. Blieb etwa einen Meter vor mir stehen und sagte: „Ich will mit dir reden.“
Was nun?
Damit hatte niemand gerechnet.
Sollte ich „den Feind“ etwa herein bitten? Zu uns ins Haus?
Gunnar gab mir ein thelephatisches Zeichen, dass ich seiner Bitte nachkommen solle.
Also gingen wir allesamt in unser Heim.
„Ich bin nur einer und ihr seid viele. Warum reden wir nicht allein.“, sagte David plötzlich, während wir die Treppen zur Veranda nach oben gingen.
Ich schluckte. Nein!
Die Anspannung von Tagen entlud sich im nächsten Augenblick voller Zorn, und aller Respekt vor dem „Gast“ war noch im selben Moment verflogen. Da war auch keine Angst mehr, sondern nur noch die Wut ob der Dreistigkeit und Impertinenz.
Ein thelephatischer Gedanke von Erik ermahnte mich die Ruhe zu bewahren. Doch damit war es vorbei!
Abrupt blieb ich stehen. Dreht mich zu David um. „Meine Antwort ist NEIN zu all ihren Fragen. Sagen sie das ihrer Brut!“
Ich ging einen Schritt zurück, hob den rechten Arm und streckte ihm den gespreizten Zeige- und Mittelfinger entgegen. „Verflucht sollt ihr sein!!“
Alle wichen zurück und in Davids Gesicht trat das Entsetzen. Er rang nach Luft und stolperte rückwärts die Treppe hinab.
Mit großen, aufgerissenen Augen ging er Schritt für Schritt zum Fluss zurück. Sein Gesicht hatte er uns noch immer zugewandt.
Im nächsten Augenblick stieg eine gigantische Wolke von Schatten empor, die ihn umhüllte. Sie verschlang ihn und er verschwand letztendlich in einer zwei Meter hohen Welle im Fluss. Es donnerte und blitzte, wie bei einem Gewitter. Eine dunkle Wolke voll Regen entlud sich über unserem Haus.
Wir alle standen noch immer auf der Veranda. Hatten uns nicht vom Fleck gerührt und sahen uns nun fragend an.
Sollten wir lachen? Sollten wir weinen? Sollten wir still sein oder uns freuen?
Ich erschrak als Gunnars Hand mich berührte. „So kann man es natürlich auch machen.“, sagte er grinsend und meine Anspannung lies so allmählich nach.
Erik trat zu mir und umarmte mich. „Das war aber wirklich unkonventionell.“
Camille hörte ich lachen und auch die anderen stimmten so langsam mit ein.
Hhhhaaa! Geschafft! Dachte ich so und ging Hand in Hand mit Gunnar und den anderen ins Haus, um meinen Geburtstag noch zu Ende zu feiern........

„Es ist noch nicht vorbei.“, sagte Erik und drückte fest meine Hand.
„Ich weiß..........“


Dienstag, 29. Juli 2014

Happy Birthday to me!

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Montag, 28. Juli 2014

Keine Geheimnisse mehr




So augenblicklich, war gar nicht geschehen.
Niemand kam.
Niemand ging.
Wir alle saßen zusammen und sprachen miteinander.
Diskutierten meine Ahninnen-Vision.
„Der Neunundzwanzigste wird der Stichtag sein. Sie geben dir noch Zeit es zu überdenken.“, sagte Erik. „Erst dann wird der Bote kommen, welchen du gegenübertreten musst, um ihm deine Entscheidung, deine Antwort zu verkünden.“ Erik sah mich prüfend an und ich wusste, was er dachte. Würde ich in des Delegierten Angebot einwilligen? Wieder völlig gesund zu sein und deren Preis dafür zu zahlen?
Natürlich ........nicht,.....und außerdem, WAS würde es bedeuten? Wie würden sie mich heilen wollen? Womöglich wie in „V – Die Besucher“? Man würde mich tausenden Tests und Torturen unterziehen. Mich benutzen. Vielleicht sogar heilen, jedoch nur für den Augenblick, und am Ende wäre alles noch schlimmer.
Ich denke, man sollte ihnen nicht trauen!
Was würde mich erwarten, wenn ich mich auf einen Pakt mit ihnen einließe? Ich müsste mich ihren Regeln unterwerfen und wäre immerfort ihrer Gunst ausgesetzt. Man würde mich benutzen und wegwerfen nach gut Dünken. Denn wir alle sind absolut NICHTS für sie.
Ich mag keinerlei Regeln! Keinerlei Fremdbestimmung in meinem Leben! Basta!
Was Gunnar angeht, tat und tue ich alles aus Liebe. Bin bereit zu verzeihen, und weiß nun gleichwohl, warum dies alles SO geschah.


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Was für eine ungeheuere Erleichterung es doch ist, hinter den Vorhang gesehen zu haben und es mit Sicherheit auch weiterhin zu können. Zu erfahren, wo Ursachen und Wirkungen liegen. Ja, sogar beginnen. Es ist gut zu wissen, was „wirklich“ ist!
Wanja. Anfänglich gedachte ich dieses Thema auszusparen. Aber wozu Geheimnisse vor Gunnar haben, wo er doch ohnehin meine Gedanken liest.
Es war Wanja, den Oshun angesprochen hatte. Ich fühlte es bereits, als sie das erste Wort zu diesem Thema sprach. Genau genommen sprachen wir nicht. Wir dachten.
Wanja hatte nicht nur mich, sonder auch sich selbst für Geld und Macht verraten. Sein Bruder hatte es ihm vor- und schmackhaft gemacht. Nun zahlten sie ihren Preis. Sie wurden zu Verrätern und stachelten Kriege an. Nährten die Gewalt des patriarchalen Gefüges und senkten ihr Haupt vor den Echsenwesen und deren Vasallen. Reihten sich ein in die Machtstruktur der „Pyramide“. So wie sie derzeit auf Erden besteht. Und es sind meine Worte, nicht Gunnar, wie allgemein hin üblich.
Seitdem ich das Buch geöffnet, und bei meinen Ahninnen gewesen war, tat sich so Einiges in mir. Auch ich bin schlussendlich in der Lage die Gedanken anderer Menschen zu lesen.
„Verstehst du nun, warum ich deinen Russen Alpträume bescherte?“, sagte Gunnar zu mir. „Warum ich nicht wollte, dass er dich zu sich holt. Ein Wunder überhaupt, dass er dich zurückbrachte von Arkadij. Wahrscheinlich hatte er Wichtigeres zu tun. Beispielsweise einen Krieg zu entfachen, was erst kürzlich, Ende Mai, in der Bilderbergerkonferenz in Dänemark beschlossen worden war. Sogar das Datum wurde festgelegt. Auch eine zahlenmagische Sache und wir können nur hoffen, dass es dieses Mal wieder einen Kennedy gibt.“
„Was war mit dem Brand? Habt ihr das initiieret?“
„Ja. Er sollte aus Schweden verschwinden. Nicht mehr in deiner unmittelbaren Nähe sein. Aber in wirklicher Gefahr, befand er sich nie. Denn WIR sind keine Mörder wie die anderen.“
Und was war mit Jack? Schoss mir der Gedanke durch den Kopf.
„Es war ein Unfall.“, sagte Gunnar und schlug die Augen nieder. „Es war tatsächlich nur ein verhängnisvolles Unglück. Nichts weiter.“
Und Kevin? Dachte ich „leise“.
Gunnar lächelte. „Nicht alle schicksalhaften Ereignisse sind auf mich oder Erik zurück zu führen. Wir alle sind zwar göttlichen Ursprungs und vermögen in die Geschicke der Menschen und die Geschichte der Menschheit einzugreifen, aber jetzt überschätzt du wohl unsere Fähigkeiten total.“
Ich schüttelte mit dem Kopf und Gunnar wusste, dass ich ihm dies nicht wirklich glaubte. Er, Erik, Christine, und genau genommen wir alle waren/sind sehr wohl in der Lage Megalithen schweben zu lassen. Das Unmögliche möglich zu machen. Die Ereignisse zu lenken, wie auch immer wir es wollten.
„Was ist nun mit Kevin?“, sprach ich es letztendlich aus.“
„Was soll mit ihm sein?“, kam die ausweichende Gegenfrage. „Es war weder deine noch meine Schuld, dass er verunglückte. Da steht noch Wichtigeres über unserem Wollen. Was geschehen soll, geschieht so wie so letztendlich. Denn es gibt Dinge, die müssen geschehen. Jedoch sind wir selbst zumeist die Auslöser dessen, was uns irgendwann einmal ereilt. Kein anderer trägt daran die Schuld und du weißt, wie ich es meine. Das höhere SELBST weiß, was richtig für dich ist und es ist DU. Es offenbart dir alles zur rechten Zeit, Sofern es dich interessiert und du es überhaupt  bemerkst oder erkennst, damit du immer noch und wieder die Chance hast, dich weiter zu entwickeln. Selbst über den Tot hinaus. Denn DER hat genau genommen nicht wirklich eine Bedeutung. Er ist nicht das Ende von uns.“, erklärte er mir dann.
„Was ich da höre ist immer wieder so neu und so unwahrscheinlich für mich, sodass ich es kaum zu glauben vermag. Das Spirituelle ist ein weites Feld und alles davor und dahinter. Es ängstigt mich zuweilen, damit umzugehen. Überhaupt wissen zu wollen. Obgleich ich schon neugierig bin.“
„Es scheint mir die Verantwortung wovor du dich fürchtest.“, sagte Christine in weiser, andeutender Manier.
Ich schnaufte. „Ja. So wird es wohl sein.“


Da war und ist ein Gefühl der Erhabenheit, was mich ergriff seit der Vision in der unterirdischen Kammer und was mich meinen Kopf, mehr denn je, aufrecht auf meinen Schultern tragen lässt. Was jedoch in keinster Weise mit der allgemeingültigen und aller Orts praktizierter Überheblichkeit einhergeht. Nein. Dieses Gefühl der Erhabenheit paart sich mit einem weiten, offen Herzen voller Liebe für alles was ist.
Ich mag keine Mutter sein und aller Wahrscheinlichkeit nach gleichwohl keine mehr werden, in diesem Leben, aber werde mich auch in dieser Hinsicht befleißigen und Marie, meiner Schwester, zur Seite stehen.
Marie war so still, als ich von der Begegnung mit Oshun erzählte. Sie senkte vor Ehrfurcht den Blick.
„Du musst deinen Vater fragen.“, hatte sie zu mir gesagt.
„Und du deine Mutter.“, hatte ich erwidert.
In welcher Weise waren wir denn nun eigentlich verwandt?

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Heute Morgen, nach einer gefühlten Ewigkeit, der überraschende Sex. Jedoch eher Alltäglicher. Ohne besondere Schnörkel. Ich lag auf dem Bauch und Gunnar über mir. Er kam recht schnell nach den Tragen der absoluten Enthaltsamkeit. Beschwerte sich jedoch nicht und schien/war glücklich stattdessen mit dem, was ich ihm gab.
Ich zweifelte daran, dass es ihn überhaupt befriedigte. Fragte noch nach. „Alles gut bei dir?“
Gunnar lächelte nur zufrieden und in seinen Augen sah ich tiefe Liebe und anspruchslose Glückseligkeit. Wie erstaunlich doch Zauber wirken kann. Selbst auf die Psyche, den Charakter des Menschen. Mag sein, dass Gunnars ursprüngliches Wesen ähnlich dem Jetzigen gewesen sein könnte. Bevor man ihn in den Fängen der Sekte verdarb. Konditionierte für eine selbstsüchtige Aufgabe eines Volkes, welches nicht auf diesen Planeten gehört.



Sonntag, 27. Juli 2014

Ein Buch voller Ahninnen, das Spiegeltor und eine Schwester



Da steht uns etwas bevor, und es geht mir nicht gut. Ich vermag meinen linken Arm kaum zu heben, habe Schmerzen und die Nerven spielen verrückt. Mir selbst macht das Angst. Ich will nicht schon wieder ins Spital. Ganz und gar nicht hier. Mein nächster Aufenthalt steht ohnehin bereits fest. In vier Wochen soll es sein. Und rein magisch ist da auch nichts zu tun, zu beheben, zu heilen, im Augenblick.
„Sie schwächen dich. Greifen dich an.“, sagte Gunnar und Erik mit sorgenvoller Miene beinahe im Gleichklang.
„Warum!?“, kam diese Frage, dieses eine Wort gequält aus mir heraus. „Erzählt mir endlich, was hier geschieht? Warum ICH etwas Besonderes bin, und worin die besondere Qualität der Energie dieses Ortes besteht. Was wird mich, was wird uns erwarten? Wann? Und wieso? Was wollen diese Wesen? Was werden wir gewinnen? Was verlieren? Würde ein Gewinn an meinem krankheitsbedingten Leiden etwas ändern? Oder hat es mit mir, mit der Krankheit nichts weiter zu tun. Besteht sie unabhängig davon? Wird sie bleiben? Oder gehen?
Tausend Fragen. Persönliche. Aber auch andere Personen und Orte betreffend. Weit reichend. Universell?

Die Suche nach dem Ort der größten Energiekonzentration hier, auf dem Grundstück, war vorerst wichtiger, als die Erklärungen, die ich mit wünschte. Sodann lernte ich rasch etwas über das Wünschelrutengehen und das Auspendeln von Plätzen. Gunnar, Erik, Christine und Adam sich in die vier Himmelrichtungen vom Haus aus davon gezogen, um diesen bestimmten Ort auf dem Anwesen zu finden. Einen Platz, wo sich die meiste Energie konzentriert.
Erik fand ihn nach nicht all zu langer Zeit im Norden. Jason, Derek und Henrik gruben dort ein Loch in die Erde. Nicht tief. Denn sie fanden unter dem bewachsenen Grün eine Tür aus Holz und Eisen, die in einen unterirdischen, Wetter sicheren Raum führte, welchen ich noch nie vorher gesehen hatte. Ich wusste nicht einmal, dass es ihn gab. Nur, das es ihn hätte geben müssen. Denn Räume für „stürmische Zeiten“ gab es fast überall.
Erik ging als Erster hinunter. Danach Gunnar und Adam. Jeder von ihnen hatte eine Taschenlampe eingeschaltet. Christine, Rodney und Mary folgten ihnen. Ich stand am Rand und sah vorerst hinab. Nachdem sich die sechs vergewissert hatten, dass keine Gefahr für mich bestand, baten sie mich zu sich hinunter zu steigen. Camille begleitete mich. Die zwei Adepten, Viggo und Joseph bildeten die Nachhut und sicherten den Weg nach draußen.
Die unterirdische Kammer war geräumig. Viel mehr als ich es erwartet hatte, oder man von oben hatte einsehen können und, sie war nicht leer. Sondern gefüllt mit alten Möbelstücken, Büchern, Dosen, alter Kleidung und skurrilen Gegenständen. Waffen ähnlich manche. Andere Behältnisse voll mit Salben, Ölen, Tinkturen und Kräutersud. Gläser mit getrockneten Pflanzen, menschliche Knochen in einem Sack. Silberne Leuchter mit halb abgebrannten Kerzen darauf. Stoffe, Decken und Tentures aus rotem Samt. Puppen und ein Kästchen mit Nadeln. Zehn Zentimeter groß mit einem kleinen Federbusch an ihrem Ende. Eimer voller roter Ziegelstaub. Säckchen mit bemalten Steinen und Kreide. Schmuck aus Gold und große, mit Tüchern verhangene Spiegel. Eine ganze Wand davon, am hinteren Ende des Raumes. Fächer, Vasen, Trommeln, Schilde. Masken, Speere, Rasseln und Geschirr jeglicher Art. Gunnar entdeckte Mojos Bags (Wangs/Poket Kongo) und kleine Särge aus Wachs. Kerzen, Hühnerfüße, Schlangenhäute und noch andere Gruseligkeiten, welche im Voodoo verwendet werden. Sogar ein altes Grammophon mit, in vergilbten  Zeitungspapier eingehüllte Schellackplatten.
Camille hatte in der Zwischenzeit einige Kerzen angezündet und sah sich nun, wie alle anderen, gleichermaßen um.
Viggo schien mit uns in den alten Sachen kramen zu wollen und stieg ebenfalls zu uns herunter. Ausschließlich Joseph Bariello hielt sich an Eriks Anweisung und blieb oben stehen.
„Neun ist eine gute Zahl.“, sagte Gunnar zu Erik, der seinen missbilligenden Blick bemerkt hatte, welchen er Viggo zugeworfen hatte.
Erik nickte. „Ja. In der Tat.“
Viggo indes sah sich nur kurz um und ging auf die mit langen Stoffbahnen verhangenen Spiegel zu. Er riss das Tuch herunter. Eine staubige Wolke erhob sich  und im selben Augenblick schien ein grelles, gleißendes Licht, wie ein Blitz, kurz aufzuleuchten. Alle wendeten sich augenblicklich den Spiegeln zu. Es waren drei, etwa zweieinhalb Meter große Spiegel, welche die gesamte westliche Wand bedeckten. Sie waren in goldene, mit Ornamenten verzierte Rahmen gefasst, die sich überlappten. Es sah beinahe aus, wie eine Wand in einem Spiegelkabinett.
„Wow!“, sagte Viggo nur und sah sich sein Spiegelbild mit großen Augen an. Dann tasteten seine Finger achtsam staunend den goldenen Rahmen ab.
Patsch! Riss uns das Geräusch eines auf den Boden fallenden Buches aus unserer Verwunderung. Erik bückte sich danach, aber Christine hatte es schon vor ihm erreicht. „Lass gut sein. Es ist Reas.“, sagte sie, legte es vor sich auf  den Tisch und winkte mich zu sich.
„Hmmm.“ Sie wendete es hin und her. Drückte hier und da, legte es zurück auf den Tisch uns sah sich kopfschüttelnd um. „Es muss einen Schlüssel geben.“
Wir alle begannen ihn zu suchen.
Nun kam Mary zu uns und sah sich das Buch ebenfalls an. Dreht und wendete es, kniff die Augen zusammen und gab es Camille.
„Ha.“, sagte Camille nur nach kurzer Zeit. „Es muss eine besondere Art von Schlüssel sein. Ein Ring. Ein Siegel oder ein speziell geschliffener Stein.“
Außer Vieggo, der noch immer vor dem Spiegel stand, suchten nun alle mit besonderer Aufmerksamkeit nach einem solchen kleinen Gegenstand, der als Schlüssel hätte dienen können. Aber keiner war auf den Gedanken gekommen zu hinterfragen, wie Christine darauf gekommen war, dass dieses Buch das Meine war.
„Warum denkst du es sei meines?“, fragte ich sie schließlich, während ich neben ihr in einer Schachtel kramte.

„Fühlst du es nicht? Es ist das Buch deiner Ahninnen.“
Ich schnaufte. Mit einem Mal überkam mich Schwäche und Übelkeit. „Ich muss mich setzen.“, sagte ich leise jassend und legte dabei meine Hand auf die Brust. Gunnar kam zu mir und stützte mich. Rodney befreite den vor dem Tisch stehenden alten Sessel von den darauf liegenden Büchern und staubte ihn patschend mit seiner rechten Hand ab.
„Komm setzt dich.“, sagte er und Gunnar hielt mich in seinem Arm, während ich  Schritt für Schritt auf den Stuhl und Rodney zuging. Ich setzte mich und keuchte.
Camille stand mir gegenüber und warf mir einen besorgten Blick zu. Aber mit einem Mal setzte sie ein breites Grinsen auf. „Ich habe gefunden, was wir suchen.“
„Was?“, fragte ich und verstand nicht, was sie meinte. Sie kam auf mich zu und tippte mit ihrem Zeigefinger auf die Kette um meinen Hals.
Die anderen sahen Camille an und dann mich.
„Gib sie mir bitte.“, forderte sie mich auf und streckte mir ihre geöffnete Hand entgegen.
Es war die Kette mit dem großen roten Stein, welche mir Gunnar damals hier in New Orleans zu meinem Geburtstag geschenkt hatte, als wir uns kennen gelernt hatten.
Sie nahm die Kette und brach mit einem Ruck den Stein aus der Fassung, was mir einen grellen, kurzen Schrei der Entrüstung entlockte und im nächsten Moment hielt ich mir beide Hände vors Gesicht.
„Hier ist unser Schlüssel.“, sagte Camille triumphierend. Nahm den Stein zwischen Daumen und Zeigefinger ihrer rechten Hand und hielt in hoch. „Nimm ihn Rea und öffne dein Buch.“
Ich pustete einige Male vor mich hin, gerade so, als hätte ich einen hundert Meter Lauf zurückgelegt, sah sie aus zusammen gekniffenen Augenschlitzen an und nahm den Stein aus Camilles Hand entgegen.
Nun wurde die Atmosphäre beinahe feierlich. Alle standen um mich herum und warteten. Sogar Viggo hatte sich von seinem Spiegelbild gelöst, dass merkwürdigerweise, Zeit versetzt, ihm hinterher zu blicken schien. Was jedoch keiner weiter bemerkte. Und auch ich schüttelte nur kurz mit dem Kopf und wendete meine volle Aufmerksamkeit dem Buch vor mir und dem Stein in meiner Hand zu. Ich drehte den Stein zwischen meinen Fingern hin und her und setzte ihn dann auf das kleine metallene Schloss, welches auf einer Schnalle befestigt war und die in Leder gebundenen Seiten zusammen hielt.
Klack. Klack.
Ich drehte weiter und es machte ein drittes Mal klack. Die Schnalle sprang auf und ich hob den Deckel des Buches an. Sah noch die wenigen Schriftzeichen auf der ersten Seite. Blätterte weiter und plötzlich stieg eine feine Wolke glitzernden Staubes aus dem Buch auf und benetzte wie perlende Wassertropfen mein Gesicht. Die Schleimhäute meiner Nase nahmen einen Duft nach Zimt, Maiglöckchen und Ambra auf, der meine Sinne betörte und meiner Kehle ein wohliges „ahhhh“ entlockte. Ich blätterte noch einmal um und konnte gerade noch hören, wie ich sagte: „Da steht doch gar nichts mehr geschrieben.“ Und im nächsten Augenblick bemächtigte sich meiner eine unwiderstehliche Müdigkeit und ich dachte gerade noch so an den Fluch des Pharao, der mich ereilte. Jedoch bereits im nächsten Moment sah ich mich einer bezaubernden Mulattin gegenüber und ich konnte mich daran erinnern, wer sie war.
Oshun.
Ihr anmutiger Körper war gänzlich von weißem Stoff umhüllt. Ein seidenweicher beinahe durchsichtiger Schal bedeckte ihr gekräuseltes, schwarzes Haar, sodass es aussah wie eine Kapuze.
„Komm.“, sagte sie zu mir und lächelte mir entgegen. „Ich habe auf dich gewartet. Es gibt so viel, was ich dir zeigen und erklären will.“
Ich erinnerte mich an die vielen Fragen, die ich Gunnar und Erik gestellt hatte, vor einigen Stunden. Aber mein Mund öffnete sich nicht und ich blieb stumm.
Noch immer lächelte sie mir zu. „Auch deine Fragen werde ich dir beantworten.“
Ich folgte ihr in ein Höhlenlabyrinth und anfangs säumten Frauen in schwarzen, langen Gewändern mit fast übergroßen Kapuzen beide Seiten des Gangs.
Wer sind diese Leute? Dachte ich.
„Es ist die gesamte Reihe deiner Ahninnen, die dich hier begrüßt.“, hörte ich mi madre sagen. „Du wirst sie immer an diesem Platz finden, wenn du ihrer Hilfe bedarfst.“
Ich fragte nicht weiter nach und es schien mir alles so selbstverständlich. Gerade so, als wäre ich nicht das erste Mal hier her gekommen.
Wir gingen und gingen in den steinernen, kreisförmigen Fluren und währenddessen wir so gingen, sprach sie zu mir: „An dem Tag, wenn sich deine Geburt das dreiunddreißigste Mal jährt, musst du dich entscheiden welche Seite du wählst. Du bist ein magisches Wesen und warst es deine ganzen Leben lang. Setztest dich für das Wohl der Menschen ein. Halfst ihnen und lindertest allerlei Leid. Lenktest die Geschicke der Menschen und widerstandest den inneren und äußeren Dämonen.
In den meisten dieser Leben war Gunnar, dein jetziger Ehemann, dein Partner, Helfer oder  Begleiter. Er ist in der Tat dein Seelenpartner und ebenfalls ein mächtigere Magier, der sich jedoch in seinem derzeitigen Leben durch einen Zauber fehl leiten ließ. Sein Geist war verwirrt und sein Körper glitt ab in seltsame Gefilde. Dass er zu dir gehört, wusste er jedoch in jedem Fall. Nur sein Fleisch verlangte nach eigenartigen Gelüsten, die man ihm damals bewusst lehrte, nachdem man erkannt hatte wer er wirklich war. Der Guru dieser Sekte war in der Tat was er vorgab zu sein und er ging einen Pakt mit den Wesen ein, die ihm sagten wie er ihn zu beeinflussen hätte, weil sie genau wussten, dass eure Begegnung in diesem Leben nun kurz bevor stehen würde. Allerdings befreitest du ihn aus den Fänger dieses Blutsaugers und er musste Gunnars fleischliche Gelüste von neuem entfachen, damit du den Drang verspürst ihn von selbst zu verlassen.

Da war ein Mann, welchen du in deinem derzeitigen Leben schon eine Weile lang kennst, der übergelaufen war und dich verriet. Er transportierte diesen Fluch des Fleisches in euer Haus. Unter dem Vorwand dir helfen zu wollen, nahm er dich mit in sein Land und betrog  auch gekonnt deinen Helfer. Denn er war bereits auf der Seite der Wesen, die ihn reichlich für seine Loyalität beschenkten. Reichtum und Macht ist immer ihr Köder und sie wissen, dass du bereits alles hast.  
Nun formieren sich diese Wesen und sie versuchen schon lange dich auf ihre Seite zu ziehen. Die Vorfahren ihrer Art kamen vor tausenden von Jahren auf diesen Planeten und wurden als Götter verehrt. Sie paarten sich mit Menschen und die daraus entstandenen Hybriden beherrschen seit dieser Zeit euch und eure Welt. Eure Augen sehen sie als Menschen. Jedoch erbten sie die physische Kunst des Wandels, der Anpassung und der Täuschung, weil sie es verstanden bestimmte Fähigkeiten beider Gattungen in sich zu vereinen.
Eure Welt ist für sie am leichtesten durch Spiegel- oder Energietore zu erreichen, die es überall auf diesem Planeten gibt. Einer davon ist in New Orleans. Auf dem Grundstück, welches dir jetzt gehört.
Sie wollen dich rekrutieren als Wächter des Tores. Dich und deine Fähigkeiten für ihre Zwecke nutzen und gebrauchen. Aber du musst dich nicht fürchten. Wir haben dir Helfer zur Seite gestellt. Denn du selbst bist körperlich kaum in der Lage deine Aufgaben zu erfüllen. Und da sie dich nicht mit Geld und Macht vermögen zu locken, werden sie dir Gesundheit versprechen. Denn es ist das Einzige wonach du dich noch sehnst. Aber genau das ist die Prüfung, die du bestehen musst und zwar, dich für die Krankheit zu entscheiden, jedoch mit einem Herzen aus Liebe und Licht. Einer Dunkelheit aus vorbehaltlosem Vertrauen und Zuversicht. Das ist deine Prüfung und somit dein Karma. Je nach dem, wie du dich entscheidest, welchen Weg du auch wählst, wissend, dass falsch oder richtig nicht existiert. Denn gut und böse gibt es nicht und ich weiß, dass Gunnar dich dies bereits lehrte.
Selbst wenn du dich nicht für deren Seite entscheidest, wirst du noch in diesem Leben in der Lage sein dich selbst zu heilen oder wirst es zumindest verstehen, mit deinen Beschwerden zu leben.
Ab einem bestimmten Zeitpunkt in deiner magischen Entwicklung, wird es dir ebenfalls möglich sein, das Spiegeltor zu durchschreiten und in der Zwischenwelt zu wandeln, und in diesem Kanal zu gehen wohin du auch willst. Du kannst dort alle Welten beschreiten. Auch die der Wesen, die deinen Planten beherrschen. Nur musst du verstehen dich noch besser zu tarnen als sie.
Einer der Wesen wird als Vermittler in den nächsten Tagen zu euch kommen. Ihr alle habt ihn schon einmal gesehen. Deine Schwester hatte sich kurzzeitig in seine Fängen begeben. Denn die Wesen wussten genau, dass du Rea, die magischen Kinder nicht austragen kannst und hatten bereits ihre Klauen nach deiner Halbschwester  ausgestreckt.
Dein Gefährte Gunnar, der Druide Erik und dein anderer Seelenpartner Adam der Erste, haben korrekt gehandelt und mit deiner Schwester die zukünftigen Wächter gezeugt. Weil dein Körper in diesem Leben zu schwach dafür ist.
Wenn dieser Mann zu euch kommt, musst du ihm im Ring deiner Gefährten entgegen treten und ihm eine klare Antwort geben.
Und noch eines wollte ich dir sagen. Auch du musst lernen auf die magischen Zwillinge zu achten. Auch, wenn es nicht deine eigenen sind. Sind sie doch besonders und die Kinder deiner Schwester nicht nur im Geiste. Merke dir das.“

In der Zwischenzeit waren wir in der Mitte der spiralen Gänge angelangt. Da war ein großer, schwarzer Stein wie ein Würfel. Eingelassen und den Boden der Höhle. Drei mal drei Meter im Quadrat. Er glänzte beinahe wie eine Flüssigkeit aus schwarzem Metall.
„Wenn du wieder kommst, zeige ich dir dein magisches Land.“, hörte ich sie noch  sagen und im nächsten Augenblick öffnete ich die Augen und sah Gunnar vor meinem Gesicht.
„Ahhh!“, hörte ich alle im Chor um mich herum rufen.
„Endlich haben wir es geschafft!“, sage Christine erleichtert.  „Wir dachten wir finden das Serum der Erweckung nie. Dann hättest du ewig hier träumen müssen.“

So allmählich kam ich zu mir und ich sah mich um und ich sah die wohl wollenden Blicke auf mir ruhen.
„Ist euch nie in den Sinn gekommen, dass das Öffnen des Buches gefährlich für mich sein könnte?!“, richtete ich meine Frage vorwurfsvoll an die mich umgebenden Personen.
Gelächter breitete sich aus.
„Rea ist wieder bei uns. So, wie wir sie kennen.“, sagte Erik und sein schallender tiefer Bariton brach sich an den Wänden der unterirdischen Kammer. 


Während des Ausstieges und während wir zurück zum Haus gegangen waren, erholte ich mich so allmählich. Gleich anschließend setzten wir uns alle zusammen und ich berichtete von meiner Begegnung mit Oshun.
Marie war still und hörte aufmerksam meine Worte. Besonders die, welche uns als Schwestern betraf. Dieser Teil war auch mir gänzlich neu. Marie, meine Schwester und dies nicht nur im Geiste, hatte Oshun sie genannt. Und im selben Moment erschloss sich mir auch die Bedeutung der Worte: Oshun, mi madre. Ich bin ein Kind Oshuns. Natürlich! Auch sie war einst ein Mensch und wandelte unter den Lebenden. Von ihr stamme ich ab. Meine gesamte Ahninnenreihe sind ihre Kinder und somit auch ich.
Ich muss dringlichst mit meinem Vater reden. Dachte ich noch und schlief vollends erschöpft in Gunnars Armen ein. 

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In diesen Augenblicken bereiten wir uns auf den Boten vor. Es wird David sein, dessen Bruder Steve sich damals im schwedischen Gefängnis (angeblich?) erhängte. Man hatte ihn inhaftiert, weil man vermutete, dass er Maries Sohn getötet haben soll. Was im Nachhinein einen Sinn ergibt. Denn Raymond wäre ihnen im Weg gewesen, wenn Marie die magischen Kinder gebiert. Sie wäre womöglich nicht so leicht zu beeinflussen gewesen, hätte Raymond weiter gelebt.
Damals hatte ich diesen Rolf Nyström in Verdacht Raymond getötet zu haben. Womöglich hatte er versucht ihn sogar noch zu retten? Nur gut, dass man nicht ihn noch dafür zur Rechenschaft zog. Obgleich er doch ein zwielichtiger Bursche aus dem Rotlichtmilieu ist und sich mit Drogen und Prostitution befasst.
Gleichgültig. Ich suche mir vorzustellen, was in den nächsten Stunden geschieht.
„Konzentriere dich und bleibe ruhig.“, sagt Gunnar und hält meine Hand. „Wir sind alle bei dir.“



Donnerstag, 24. Juli 2014

Die magischen Krieger



Natürlich war es nicht nur roter Ziegelstaub, sondern noch einige andere Komponenten. Verschiedene Kräuter, Kreide, Salz und Zaubersprüche. Fein säuberlich intoniert, während wir, Gunnar, Camille und ich, rum um das Haus das Gemisch streuten.
Trotz aller Wichtigkeit war die Zeit bis hier her eher eine Stille. Von Andacht und rituellem Verhalten geprägt. Insbesondere bei Camille und gleichwohl bei Gunnar. Selbstredend banden sie mich mit ein, in ihr geheimnisvolles Treiben. Nur bemerke ich zunehmend, dass mir selbst rituelles Handeln viel zu anstrengend geworden ist. Aber gerade in Erwähnung meiner Pein erlöste mich Camille mit den Worten: „Wir Frauen brauchen dieses Brimborium genau genommen nicht. Es ist ausschließlich zur Bekräftigung der Absicht in der Materie für die meisten von uns wichtig. Für Novizinnen so wie so. Aber du Rea, musst dich eigentlich nur erinnern. Du bist schon lange Zeit keine Anfängerin mehr.“
Ja, nun aber, wie „erinnert“ man sich?
„Durch Visionen und Träume, wie du es bereits tatest.“, sagte Gunnar in ruhigem mir liebevoll zugewandtem Ton.
„Bringen mir Träume und Visio auch an die Weisheit zurück, die ich angeblich einmal besaß?“, fragte ich ein wenig zaghaft, fast ängstlich verlegen.
„Ja. Gerade an das.“, erwiderte Gunnar und lächelte sanft.
Jedoch auf weitere Erklärungen um die Bedeutung des Ortes wartete ich vergeblich. Dazu wurde mir noch nichts gesagt.
Sollte ich mich „daran“ jetzt ebenso tunlichst „erinnern“? Oder fällt es mir doch eher  leichter zu? Hat es einen Sinn, dass man mir die Wahrheiten verschweigt? Oder weiß man selbst nicht genau, was hier eigentlich passiert?
Stille. Erklärungslosigkeit, welche bei mir so allmählich in ängstliches Bangen überzugehen schient. In eine Furcht vor dem, was kommen mag.

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Kaum war mein Haus angenehm leer und still und lag in einer verwunschenen Atmosphäre, wurde es erneut von den angekommenen Menschen und ihrer eigenen und ebenso verschiedenen Energie gefüllt. Alles um mich herum geriet in unmittelbare und spürbare Bewegung, was mir so gar nicht gefällt
Jedoch nicht nur die Ankömmlinge verbreiten in diesen Tagen Unruhe auf dem Anwesen. Sondern ebenso die Ursache ihrer Reise.
Abermals war es mir unmöglich des Nachts mehr als drei Stunden Schlaf zu finden. Alldieweil gruselige Schatten Furcht erregende Geräusche von sich gaben, die weit über das Gelände schallten, in tiefen, brummenden sowie hohen, schrillen Tönen. Zuweilen hörte man krächzende Rufe, die denen der Krähen ähnelten. Nur viel intensiver. Mächtiger in ihrer ganz speziellen Art. Aber auch anderen, ebenso abscheulichen Tönen wurde man gewahr, die doch viel mehr Laute zwischen quieken und zischen waren. So, wie ihn für gewöhnlich Leguane von sich gaben.

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Joseph Bariello ist noch zusätzlich mit hier her gekommen. Ich verstand nicht aus welchem Grund. Denn ich hatte ihn nicht als Beschützer, als einen Mann aus dem Team für die Sicherheit ausgewählt. Erik entschied sich für ihn und er hatte offenkundig Mühe seinen zweiten, neuen Adepten zu überzeugen, ihn auf diese Reise zu begleiten. Denn wer gibt schon gerne zu, dass er anders ist als die Normalität. Dennoch entzieht es sich bisher meiner Kenntnis WO seine Besonderheit liegt. Und als ich fragte, hatte Erik nur ein wissendes Grinsen aufgesetzt und „warte es ab“ zu mir gesagt. Gunnar wusste ebenso wenig und vermochte mir daher gleichwohl keine Antwort zu geben. Allerdings dünkt mir, er weiß sehr genau, worin Josephs „Stärke“ besteht, und auch ich habe da so eine Ahnung. Aber dennoch ist es nicht mehr als ein Gefühl. Eine Intuition, die mir sagt, dass er spezielle Fähigkeiten besitzt, die uns im Kampf um diesen Ort, und uns selbst und unsere Seelen nützlich sein werden. Gleichermaßen vermute ich, dass es hier noch um Größeres geht wie ausschließlich um uns und diese Stätte.

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Viggo Hansen  hält sich bedeckt. Er ist beherrscht. Obgleich ich vermute, dass dies nicht wirklich seiner tatsächlichen Natur entspricht. Seine Augen verraten mit verschmitzten Blicken sein wahres Wesen.
Und da Erik aus Zahlen magischen Gründen der Meinung war, dass unsere Schar aus dreiunddreißig Personen zu bestehen hat, wählte er noch Sechs weitere Personen, zuzüglich meines Schutzpersonals, welches (selbstverständlich) aus Jason, Derek, Paul und Mark bestand und der fünf Dienstmädchen, aus. Norman Pålsson. Sein kleiner Sohn Lucian blieb in Schweden bei einer Nanny. Troels Bruder Mads Larson. Den jungen Daniel Lambert. Aus welchem Grund er ihn erwählte ist mir schleierhaft. Situ Long ist mir da noch verständlicher. Ist er doch ein Meister der Selbstverteidigungsküste. David Boreo, ohne seine Kate. Schlußendlich noch Milo Anderson, der doch eher ein Masseur und Bodybuilder als ein Zahn im magischen Getriebe ist.
Adam ist gleichermaßen hier eingetroffen. Jedoch ohne seine Diane. Er vermochte sie zu überzeugen, dass dies nun tatsächlich nicht der richtige Ort für sie sei. Insbesondere jetzt, da es hier weit reichende Probleme gäbe, die er zu lösen aufgebrochen war. Bei seiner Ankunft schien er überaus gut aufgelegt zu sein. Scherze mit Gunnar und legte sich zu uns beiden ins Bett. „Schließlich bin ICH dein anderer Seelenpartner.“, flüsterte er mir ins Ohr. Aus seinem gesamten Verhalten schließe ich so wie so, dass ihm einige Tage der Trennung von seiner Diane gut zu tun scheinen. Was selbstverständlich Er am ehesten fühlt. Nur wird er es sich kaum eingestehen.
Mary (Rainbow Woman) und Rodney (Tate’ ogna nita pehin) sind als letzte hier angereist. Erst vor wenigen Stunden. Schliefen jedoch bisher keine einzige Stunde. Spukten die ganze Nacht mit Adam, Erik, Gunnar und Camille durchs Haus. Erst zum Frühstück werde ich sie das erste Mal zu sehen bekommen. Merkwürdiger Weise habe ich bei diesen beiden das flauste Gefühl im Magen. Was offenkundig an meinem übergossen Respekt für die beiden liegen mag. Sie, ihr ganzes Wesen und Sein, sind mir überaus suspekt zur Gänze und jagt mir nicht selten einen Schauer der Unheimlichkeit über die Haut. Obgleich Mary stets geduldig und weise lächelnd mir eine gewisse Milde, Güte und Wärme vermittelt. Und Tate’ ogna nita phin doch ein durchaus attraktiver Mann ist, der ein ähnliches Wesen aufzuweisen hat wie Mary. Nur scheint er ein wenig mehr Energie nach außen zu zeigen. Hingegen Marys Stärken in ihr liegen.
Die Familie Turner zählte ebenfalls mit vier Personen dazu.
Somit sind wir, nach Eriks magischem Dünken, bei der vollen Personenzahl angelang und hoffentlich erweist es sich tatsächlich als sinnvoll so viele Leute mit hier her gebracht zu haben.




Montag, 21. Juli 2014

Magie – Bestimmung und eine Zeitreise



Unsere Abreise wurde aus „magischen Gründen“ verschoben.
Aber dazu später.
Stattdessen visionierte ich auf Gunnars Anregung in einer Zeitreise dahin.
Aber auch dazu....später.

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Die letzten zwei Tage in New Orleans waren merkwürdig, ereignisreich und in einem gewissen Maße ebenso erstaunlich.
Niemand, außer uns, war mehr hier. Kein Personal. Nur die Turners im Nebengebäude. Jedoch war da ein fabelhafter Gunnar, der mich umsorgt, bekochte, mir Früchte aufschnitt und die Füße massiert.  <3
Mich magisch schützte, mir ein Freund, ein Mentor und Gefährte war....und ist.

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Die Nacht vom Samstag zum Sonntag hatte nichts mit Schlaf oder Erholung zu tun. Rund um das Haus, auf dem gesamten Gelände, waren eigenartige Geräusche zu hören und Schatten zu sehen. Die Turners vermeldeten, da seien Wesen aus dem Wasser gekommen und irgendwie wären sie dann zu Anderen geworden.
Gunnar schlug augenblicklich Alarm.
„Das sind sie. Und sie kommen wenn wir allein sind. Das wissen sie ganz genau.“
„Wer kommt und warum?“, fragte ich aufgeregt, ohne wirklich in diesem Moment von Gunnar eine Antwort zu erwarten.
„Die Wesen, die Sara Moonfeather töteten.“,  antwortete Gunnar mir wider erwarten doch.
„Was wollen sie?“
„Den Ort übernehmen und dich.“
„M-i-c-h?!“
„Hat dir eigentlich Camille nicht klar gemacht, dass du etwas Besonderes bist?“
„Etwas Besonderes! I-C-H?!“
„Ja. Du. Aber du bist noch nicht so weit.“ Gunnar warf mir einen bekümmerten Blick zu. „In einem anderen Leben warst du mit dreiunddreißig bereits Hohepriesterin.“
Ich starrte ihn entgeistert an. „Und du?“, kam die Frage ohne darüber nachzudenken aus meinem Mund.
„Der Hohepriester und dein Ehemann.“ Gunnar lächelte ein wenig gequält.
Dreiunddreißig. Dachte ich und im selben Augenblick fiel mir ein, dass ich in nur wenigen Tagen meinen dreiunddreißigsten Geburtstag feiern würde.
„Zahlenmagie.“, beantwortete Gunnar meine Frage, bevor ich sie aussprach, alldieweil er sie bereits in meinen Gedanken las.
Von seiner Magie schien Gunnar nun in der Tat nichts verloren zu haben. Der Zauber Eriks beschränkte sich tatsächlich ausschließlich auf Liebe und Sex. Seine Affären und Vorlieben.
Wie beruhigend!! Vor allem in diesem Moment. Denn es war gut einen Kundigen an meiner Seite zu wissen.
Zudem hat Erik offensichtlich Gunnars beste Facetten und Eigenschaften hervor gezaubert (und die unangenehmen verschwinden lassen). Was nun unleugbar für uns alle doch recht angenehm ist.
Aber WAS hatte das alles nur mit mir, mit meinem Grundstück und mit meinem dreiunddreißigsten Geburtstag zu tun?
Gunnar hatte mir schon einmal etwas dazu erklärt. Das das Grundstück, auf welchem mein Haus stand, eine Art Portal sei und überhaupt energetisch speziell und aufgeladen. Jedoch hatte ich alles bereits vergessen, bis auf die Tatsache, die mir täglich vor Augen war und das waren die „magischen Zwillinge“, die genau hier ihre Aufgabe zu erfüllen hatten.

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Um mich magisch zu stärken, riet mir Gunnar in Trance zu gehen. Mich zu erinnern an eine Zeit, in der ich meine Magie zu leben verstand, welche wir jetzt nur all zu dringlist benötigen würden. Und in der Tat, sah ich mich in einem vertrauten Heim mit einem Mann, der zwar nicht aussah, wie Gunnar, aber dennoch wusste ich, dass es Gunnar war. Und auch mein Spiegelbild glich nicht dem Heutigen. Langes, blondes gelocktes Haar fiel über ein blaues Kleid aus Seide. Es war reichlich bestickt, mit Perlen und Muscheln verziert. Gunnars Kleidung hingegen war beinahe schlicht, jedoch elegant. Eine weiße, lange Kutte mit einem goldenen Saum. Seine Brust zierten verschiedene Amulette, welche teils an Lederbändern, teils an goldenen Ketten hingen. Ein prächtiger Ring mit einem roten Stein schmückte seine linke Hand und an der Rechten sah ich einen durchgehend Goldenen mit magischen Symbolen, welchen ich, nur um einiges kleiner, gleich anschließend auch an meiner Hand entdeckte. Ein Ehering? Natürlich waren wir liiert! Was mein Gefühl mir sagte, und ebenso, dass wir uns schon von Geburt an kannten. Gemeinsam in den Hügeln spielten und schon damals unzertrennlich waren.
In einer anderen Szene sah ich uns beide „bei der Arbeit“.  In einem Kreis mit anderen, die ebenso gekleidet waren wie Gunnar, sah ich ihn stehen. Die Männer übten das levitierende Singen. Hoben Steine damit an, und es schien ihnen nicht nur leicht zu fallen. Nein. Man sah ihnen die Freude an, welche sie dabei verspürten.
Ich selbst stand mit anderen Frauen vor den Männern. Wir bildeten, so zu sagen, den „inneren Kreis“. Unsere Stimmen ergänzten die der Männer und am Ende der Übung ließen wir alle uns vorbehaltlos fallen. Schweben einige Sekunden knapp über den Boden und fielen dann sanft ins grüne Gras. Alle lachten und hatten wahrhafte Freude dabei.
Hatte ich mich wirklich an ein anderes Leben erinnert?
Oder war es nur ein Traum.......?

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Genau genommen hatte ich weder das Verlangen noch den Sinn gegen Geister zu kämpfen. Schließlich hatte ich meine Entscheidung, nach Hause fliegen zu wollen, nicht umsonst getroffen. Aber stattdessen unseren Flug nach Schweden anzutreten, führte Gunnar ein langes Gespräch mit Erik und nun wird er in Begleitung von Christine, Marie, den Zwillingen Inula Castanea und Óðinn Aron, und Henrik zu uns zurückkommen. Ein junger Mann namens Viggo Hansen wird ihn ebenso begleiten. Er war Erik bei seinem letzten Besuch im Zentrum aufgefallen. Gunnar sagte nur, Erik hätte ihn erwählt. Sähe in ihm ein Talent und zahlreiche Fähigkeiten, welche er selbst noch nicht einmal entdeckt hätte und wolle ihn, wenn er es denn wünsche, zum Druiden ausbilden.
Überdies werden ebenso fünf vertrauenswürdige (!!welche ich persönlich aussuchte!!) Sicherheitsleute und das dazu gehörige Personal für die nächsten Wochen (?) mit ihnen hier her zurückkommen.
Zu aller erst jedoch, hatte sich Gunnar mit Camille Du Pont in Verbindung gesetzt, die bereits bei uns ist.
„Ich hatte versprochen, dass wir uns wieder sehen.“, sagte sie Augen zwinkert, als sie auf dem Anwesen angekommen war. Und als nächstes bestand sie darauf mit Gunnars und meiner Hilfe einen Kreis aus rotem Ziegelstaub um das gesamte Haus zu ziehen.
Jedoch ist dies noch längst nicht alles. Gunnar scheint eine „magische Armee“ zu rekrutieren, zusammen zu ziehen und aufzustellen. Denn Adam (unverständlicher Weise MIT seiner/dieser Diane Dalloway, die offenkundig darauf bestand Adam zu begleiten), Mary Sommer Rain, sowie Tate’ ogna nita pehin werden in den nächsten Tagen ebenfalls hier eintreffen.
„Ich hätte es wissen müssen, dass sie die Konfrontation suchen und vor allem, dass sie deinen dreiunddreißigsten Geburtstag dazu auswählen.“, sagte Gunnar mit Sorgenfalten auf der Stirn, welche in den letzten Tagen kaum mehr aus seinem Gesicht gewichen sind.
Nun warten wir, gemeinsam mit Camille, auf das eintreffende „Heer“ der „magischen Krieger“.........