Freitag, 31. Oktober 2014

Uneingeschränkte Offenheit




Ich war hin und her gerissen. Ging ins Badezimmer, um Derek eine SMS zu schreiben. Er antwortete. Rief sogar kurz an. War sachlich, jedoch ebenso emotional und in seiner Stimme bemerkte ich Gefühle, die sich bei ihm offensichtlich entwickeln, welche ihn in der Tat bewegen. Was mich letztendlich noch zerrissener werden ließ.
Es war zu erwarten, dass Gunnar mit der Zeit etwas bemerkt. Schon allein wegen meiner etwas abweisenden Art ihm gegenüber. Die er schließlich immer noch als eifersüchtige Trotzreaktion auf sein nächtlichen Wegbleiben interpretieren konnte.
Und so zwischendurch hätte ich meinen Kopf zuweilen am aller liebsten an Dereks Schulter gelehnt.
Heute Morgen jedoch, ist etwas Eigenartiges geschehen. Die „vollkommene Offenheit“, zwischen Gunnar und mir, welche ER initiierte. Wenngleich wir auch anfangs zögerten. Vor allem ich. Beinahe bis zum Schluss vermochte ich Gunnar nicht zu gestehen, dass ich tatsächlich mit Derek intim geworden bin. Genau genommen hatte ich nicht die Absicht es ihm zu sagen. Ich verstand es als einen Verrat. Doch Gunnar machte es mir leicht....und alles klang und klingt „so vernünftig“, was er sagt.........sodass ich mich nach anfänglichem Zögern, sogar zu einem Ineinander und Fellatio überreden ließ. Währenddessen wir so beieinander waren, intensivierten sich die Gefühle für Gunnar selbstredend. Natürlich liebe ich ihn, und er mich. Genau DAS wäre doch die Basis unseres Zusammenseins. Unseres Lebens. Wir seien füreinander bestimmt. Weilten zu unterschiedlichen Zeiten Seite an Seite. Es gäbe keinerlei Grund sich zu trennen. ER würde mich niemals verlassen und er wüsste, dass ich das gleichwohl nicht wolle. Gleichgültig, was auch immer wir beide tun. Und ich wüsste doch schließlich um seine Neigungen und Begierden, die trotz allen Zaubers und aller Versuche seinerseits, nicht so einfach zu beseitigen sind. Welche jedoch mitnichten etwas mit Liebe zu tun hätten. Zu keiner Zeit. „Mag sein, dass ich Natalja eine gewisse Periode lang bevorzugte. Aber die Frauen wollen geheiratet sein. Nun hat sie in ihrem neuen Lover womöglich gefunden, wonach sie sucht.“
„Und das Kind?“, räumte ich ein. 
Gunnar wiegte den Kopf und atmete tief. „Ich habe da so meine Bedenken, ob es überhaupt geboren wird.“
Ich stutzte. „Was weißt du, was ich nicht weiß?“
„Spüre hinein. Da gibt es zur Genüge Emotionen, die es nicht leben lassen wollen. Von ihm und jetzt vielleicht sogar von ihr.“
„Aber trotz alledem.....“
„Wir werden sehen.“
Stille. Er drückte mich an sich heran. „Ich werde dir zukünftig offen sagen, wann ich zu wem gehe.“
In diesem Zusammenhang schlug mir Gunnar sogar vor, dass ich, wenn ich es denn wolle, mich mit Derek treffen könne.
„Das wäre Betrug. Ich will ihn nicht benutzen, so wie du es mit deinen Frauen tust.“
„Sie wussten und wissen alle darüber Bescheid.“
Ein zynisches Lachen huschte über mein Gesicht. „Dennoch hegen sie Hoffung auf mehr.“

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Trotz aller „uneingeschränkten“ Offenheit verbleibt in meinem Inneren ein schales Gefühl.....samt einer zunehmenden Ratlosigkeit. Alldieweil ich nicht wirklich weiß, wie sich das gestalten wird, was ich glauben und wie ich das handeln soll.



Donnerstag, 30. Oktober 2014

Immer wieder diese kleinmütige, tatenlose Kapitulation!


Natürlich sah ich Derek wieder an diesem Tag. Ich rief ihn an und wir trafen uns bereits zum Lunch im Restaurant. Denn Gunnar war bis dato noch nicht zurück gekommen.
„Ich dachte wir wollten nicht in der Öffentlichkeit......?“ Derek grinste und nahm am selben Tisch, mir gegenüber, Platz.
Ein kurzer Gedanke an Ryan kam bei mir auf. Sicherlich würde er noch schlafen, nachdem er nachts gearbeitet hatte. Phuu...was für ein Glück!
Ich winkte ab. „Was soll’s. Was macht es schon, wenn wir beim Speisen zusammen gesehen werden?“ Aber es blieb nicht beim „Sehen“ und beim „Speisen“. Ich schmachtete ihn förmlich an. Konnte meine Augen nicht von ihm lassen. Selbstredend bemerkte er meine verzehrenden Blicke, zog die Stirn in Falten und räusperte sich Kopf schüttelnd. „Definieren wir es jetzt doch neu?“
Ich musste lächeln. „Ja. Vielleicht. Sollten sich die Gefühle tatsächlich als beständig erweisen.“
Derek begleitete mich zurück zum Haus und ich bat ihn (selbstverständlich!!!) herein.
Ein Zögern. Er wiegte den Kopf. „Was ist mit deinem Mann?“
„Er ist noch immer nicht zurück.“, antwortete ich schnell.
Derek atmete einige Male tief und räusperte sich dann. „Okay.“, sagte er und es wurde ein bezaubernder Nachmittag.......

Derek war höflich, taktvoll und durchaus sprachgewandt. Da steckt ein ganzer Kerl in ihm mit einem fabelhaften Intellekt. Ruhig, besonnen und mit Charme, erinnert er auch mich daran ein wenig Zurückhaltung zu üben. Aber bei aller Selbstbeherrschung gewann nach gut einer Stunde die Leidenschaft (bei uns beiden!!) die Oberhand.
Nicht das wir übereinander her fielen. Nein. Da waren noch immer Bedenken von Dereks Seite wegen Gunnar, der womöglich zurückkommen könnte.
„Das wird er nicht.“, sagte ich dann.
„Woher willst du das wissen?“
Ich pustete hörbar die Luft durch die Lippen. Sollte ich ihm von Hannes und Vincent berichten?
Ich zückte mein iPhone und fragte Hannes per SMS wo Gunnar in diesem Augenblick sei. Er wäre gerade zu seinem Bruder Hjalmar unterwegs. Kam prompt die Antwort zurück. Ein Lächeln huschte über mein Gesicht und ich erzählte Derek von den Detektiven.
„Ahhh. So ist das.“, antwortete er lachend und ein „okay“ besiegelte das Geschehen der restlichen Zeit. Er packte mich sanft bei den Hüften und hob mich auf seinen Schoß..........ahhh.....reuelos......furchtlos......zeitlos.......

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Während des gemeinsamen Dinners im Restaurant hatten wir weniger Glück. Ryan kam auf mich zu, gerade so, als würde er Derek nicht sehen und mit einem überschwänglichen Ausdruck der Sorge strich er mir mit dem Rücken seiner Hand übers Gesicht. (Bewusst) Vertraulich. Zwanglos. Beinahe indiskret.
Natürlich stutzte Derek bezüglich dieser Action. Er musste (und sollte) denken, das da des nachts etwas gewesen war mit ihm. Mit Ryan.
Natürlich! DAS hätte er sehr gern gewollt.......
Derek sah mich fragend an und ich schüttelt mit dem Kopf.
Er verstand.

Ryan war nun nicht mehr abzuweisen. Er schien „die Stellung“ halten zu wollen und,....... um jeden Preis den Anschein zu erwecken, dass sein darstellendes Gebaren seine Richtigkeit hat.
Zwei streitende, um mich buhlende Männer waren das Letzte, was ich jetzt brauchen konnte. Ich gab Ryan einen „Befehl“ und.....er folgte widerstandslos. Nur ließ er mich nun nicht mehr allein. Behauptete seinen Platz und wir speisten zu dritt.
Das alles war mir bereits viel zu viel an Stress Daher ging es mir nicht gut. Der Schwindel schlug zu. Und bevor noch erneut ein Streit zwischen den beiden Männern  entstehen konnte, (den Rayn provoziert), verpflichtete ich beide mich nach Hause zu begleiten.
Auf der Veranda, an der Eingangstür, musste ich jedoch eine Entscheidung treffen und Ryan eindeutige Zeichen senden, dass mich ausschließlich Derek nach drinnen begleiten darf. Was selbstredend nicht einfach war. Denn die irischen Männer neigen sehr rasch zum verärgert Sein. Was letztendlich gleichwohl geschah. Ryan war tatsächlich verstimmt. „Gunnar wird ohnehin gleich nach Hause kommen. Ich brauche bis dahin nur noch einen von euch. Das genügt.“ Mit diesen Worten versuchte ich Ryan begreiflich zu machen, dass er gehen sollte und dankte ihm noch einmal für seine Fürsorglichkeit.
Mit gesenktem Kopf und vor sich hin fluchend ging er davon.
Derek gefiel das Ganze nicht. Er schien sich nun ganz und gar nicht mehr wohl zu fühlen. „Es ist besser, wenn auch ich gehe. Meinst du nicht?“
„Einer der Detektive wird mir rechtzeitig Bescheid geben, wenn Gunnar auf dem Weg zu uns ist.“, womit ich ihm zu verstehen geben wollte, dass ER eben NICHT gehen sollte.
„Okay. Ich bleibe noch.“
Die verbleibende Zeit blieb Derek jedoch angespannt. War nicht mehr so gut gelaunt wie zuvor. War nun doch eher ernst und sachlich.
Ich himmelte ihn trotz alledem noch immer ein wenig an und sprach sogar zögernd von Liebe......
Er schien der Sache nicht zu trauen. (Was vielleicht auch besser war.) Denn als er gegangen und Gunnar zurückgekommen war, wurde ich unsicherer, je mehr Zeit verging. Obgleich ich daran dachte und es Gunnar gegenüber gleichwohl aussprach, dass es vielleicht besser wäre, wenn er, Gunnar, wieder ging. Nur nahm (mich) Gunnar diese Worte so gar nicht ernst. Wir diskutierten und er tat, als sei nichts weiter geschehen. „Ich bin doch wieder da.“
Diese Art der Diskussion, in der er sein Tun verharmloste, war mir sehr wohl bekannt.
Am Ende gab ich nach. Ließ mich wieder in seine Arme sinken und schlief kraftlos und völlig erschöpft in eben diesen ein............

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Heute ist alles wie immer.
Nichts hat sich verändert.
Was soll ich (nun mit Derek) tun?



Mittwoch, 29. Oktober 2014

Begierden, Leidenschaften und Die Story in der Story




Womöglich habe ich mich getäuscht,....was Gunnar betrifft. Zu „hart“ geurteilt, zu sensibel „wahr genommen“. Vielleicht ist er auch nur tatsächlich bemüht dem nachzukommen, was ich von ihm erwarte, alldieweil er denkt, dass genau DIES einen „guten Ehemann“ ausmacht,....gleichwohl in „seinem“ Sinne.
Möglicherweise mag seine Laune nicht stets ausgewogen sein. Gleich der, der anderen und meiner selbst.
Er ist auch nur ein Mensch! Womit so viel entschuldigt werden kann........

Alles in allem sah ich seine Bemühungen. Fühlte seine Zärtlichkeiten und nahm seine Hingabe wahr. Wenngleich er auch zuweilen nicht immer gleichmütig sein mag.
Aber niemand, und da nehme ICH mich nicht aus, kann beständig harmonisch und gelassen sein und dem geliebten Partner in einem Fort seine uneingeschränkte Aufmerksamkeit schenken.

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Ich war überwiegend im Haus geblieben. Fühlte mich nicht wirklich wohl. War appetitlos und müde. Gedachte auszuruhen, vom vorherigen Tag.
Gunnar kam und ging. Als ich ihn das letzte Mal sah, an diesem Tag, offerierte und präsentierte er mir beinahe euphorisch und mit einem Augenzwinkern einige seiner „Spielzeuge“. Er posierte und gab sich fast weiblich. Ließ plüschige Handschellen um den Zeigefinger kreisen und winkte mir mit einem pinkfarbenen Analplug zu. „Magst du vielleicht mit mir.....“
Ich verzog das Gesicht, hielt es für einen (schlechten) Scherz und wandt mich (einigermaßen angewidert) ab. Ließ ihn schlicht und einfach stehen.
Gunnars Laune muss noch im selben Augenblick so tief in den Keller gestürzt sein, wie ich es nicht erwartete. Denn als ich mich nach ihm umsah, hatte er sich wortlos zur Tür gedreht und ging.
Ich stutzte. Dachte mir anfänglich nichts weiter dabei und schüttelte Schulter zuckend mit dem Kopf.
Was hatte er erwartet? Dass ich ihm sogleich den Arsch versohle? Ihm dieses „Ding“ in den Hintern steckte und ihm dabei die Eier kraulte? Vorauf hatte er spekuliert? Oder war es nur ein verzweifelter, und missglückter Versuch, mir zu zeigen, wonach es ihm verlangt? (Und ich hielt es für eine Posse.)
Nach einiger Zeit kam es mir in den Sinn, dass ich seiner Aufforderung womöglich doch besser hätte nachkommen sollen. Machte mir Vorwürfe. Rügte mich ob meines abweisenden Verhaltens.

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Es war mittlerweile Abend geworden und ich erwartete Gunnar zum Dinner. Jedoch kam er nicht und war gleichwohl nicht aufzufinden. Als ich ihn anrufen wollte, sah ich auf meinem iPhone eine verpasste SMS: Bin nach Stockholm gefahren. Warte nicht auf mich.
Was sollte das denn bitteschön bedeuten??? Er hatte nichts erwähnt von dieser Fahrt! Wo war er und mit wem? Was tat er? Blieb er etwa über Nacht?
Panik erfasste mich. Wie konnte er nur???
Meine Gedanken kreisten um Frauen und Orte der Lust. Erlebtes und gesehene Bilder aus der nahen Vergangenheit tauchten auf.
Ich wollte sie nicht und.....verwarf......
Vielleicht war es aber genau der Freiraum, welchen Gunnar brauchte. Sagte ich mir und versuchte mich mit diesen Worten zu beruhigen. Und womöglich benötige ich ihn auch?? Redete ich mir ein. Obwohl ich mir bei dieser Vermutung nicht wirklich sicher war. Denn ich wünsche mir nichts Sehnlicheres, als Gunnar an meiner Seite. Seinen Körper und seine Arme, in die ich  entspannt zurück lehnen kann. Seine Gegenwart an sich und seinen originellen Intellekt, der sich humorvoll und spitzig mit mir unterhält. Seine Seele, die so viel Weisheit besitzt, um die Meine in mir zu erwecken.
Da ich Gunnar nicht erreichte, folgte ich letztendlich dem „dunklen Pfad.“ Kontaktierte Vincent und Hannes. Fragte nach, wo Gunnar nun abgeblieben sei.
„Er ist nach Stockholm gefahren.“, hörte ich Hannes Stimme sagen. „Vincent ist ihm gefolgt.
„Das weiß ich selbst.“, antwortete ich beinahe ungehalten. „Ich würde gern erfahren, wo er sich aufhält.“
„Vincent parkt vor einem Haus, in welches ihr Ehemann vor etwa einer Stunde gegangen ist.“ Er nannte mir einige Namen und fragte mich, ob mir einer davon bekannt vorkommen würde. Ich sagte: „Ja.“ Es war der von Siv.

Nun war der „Katzenjammer“ doch erheblich. Ich hätte mich überwinden und Gunnars Gelüsten/Begierden nachkommen sollen. Dann wäre er bei mir und nicht bei Siv. Andererseits konnte und wollte ich diese Spielart(en) der fleischlichen Gelüste weder nachvollziehen, noch in die Tat umsetzen oder ganz und gar noch meinen Spaß daran entdecken. Ich fad es schlicht und einfach widerwärtig einem Mann irgendetwas in den Arsch zu stecken. Wer, welche „normale“ Frau könnte mir das verdenken?
Infolge meiner „Zurückweisung“ hatte Gunnar eine andere und für ihn nahe liegende Option gewählt. Und merkwürdiger Weise war Siv sehr rasch darauf eingegangen,....wie es schien.

Letztendlich schien es nicht nur so, sondern wurde zur bitteren Wahrheit. Sivs Zwillingsschwestern stießen ebenfalls dazu und Gunnar blieb die Nacht über bei ihnen und ist noch nicht zurück............

Ich selbst verfolgte den Gedanken mit Jason oder einem anderen attraktiven Mann zu schlafen. Ließ es aber dann........(vorerst....siehe: „Die Story in der Story“)

Warum war Gunnar so „plump“ vorgegangen? Hätte er es nicht besser „tarnen“, vertuschen, kaschieren können? So wie sonst. Oder hatten ihn seine Begierden tatsächlich schier überwältigt, sodass er ihnen so eilig hatte nachkommen müssen, ob der langen Abstinenz?

Anscheinend ist kein Kraut gewachsen und jeglicher Zauber zu schwach, um gegen Gunnars Triebe (oder Gewohnheiten) auf Dauer anzukommen. (Diese Feststellung traf ich bereits des Öfteren....und auch die Kommende....)
Was bleibt mir, als die Einsicht der Kapitulation? Denn ich bin in der Tat mitnichten bereit mich derartigen Schweinereien hinzugeben, zu überlassen, oder zu opfern. Gleichwohl nicht Gunnars wegen. Basta!
Infolgedessen muss ich hinnehmen, was nicht zu ändern ist. Gunnar gewähren und seinen Neigungen zuweilen folgen lassen und dies.....ohne jegliche Konsequenz (für ihn).
„Eine gute Miene machen zum verdorbenen Spiel“.......

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Die Story in der Story
Es wurde bemerkt, dass Gunnar mich allein gelassen hatte.
Ich hatte mir im deutschen Fernsehen noch einen Teil der Horror-Serie „Walking Dead“ angesehen und der Zweite wurde bereits im Speicher aufgezeichnet, als ich auf der Veranda Schritte hörte. Ich dachte an Gunnar. Nein. Das konnte unmöglich sein.
Ich ging zur Tür, zögerte. Wendete. Zögerte. Wendete und öffnete. Aber da war niemand mehr.
Okay. Das Sicherheitsteam hatte gewiss alles im Griff. Dessen war ich mir sicher. Dennoch vergewisserte ich mich. Jedoch zuerst bei Hannes.
„Nein. Nein. Ihr Ehemann ist noch immer in diesem Haus. Vincent hat niemanden von Interesse dort herauskommen sehen.“
Dann rief ich Ryan an, um ihm zu sagen, dass er heute Nacht bitte ein „zweites Auge“ auf mein Haus werfen soll. Denn er hatte soeben seinen Nachtdienst begonnen.
„Das tue ich doch immer. Ich war bereits dort. Hab’ mich vergewisserte, dass alles in Ordnung ist.“ Aha. Dachte ich. Dann hatte ich offensichtlich Ryan da draußen gehört.
Genau genommen war ich schon viel zu lange wach gewesen. Hätte viel früher zu Bett gehen sollen. Denn das Müdigkeits-Syndrom schlug unerwartet und gnadenlos mit Schwindel zu. Infolgedessen ging ich den kürzesten Weg zu Bett. Zähne putzen, umziehen, niederlegen.
Gerade als ich am einschlafen war, hörte ich ein leises Klopfen.
Verdammt! Ich hatte vergessen die Tür abzuschließen. Und schon kamen Schritte herein.
„Oh! Verzeih. Schon im Bett?“, sagte eine Stimme und ich wusste, es war Ryans.
„Ja.“, sagte ich leise, alldieweil mein Hirn bereits am Wegdriften war.
„Alles in Ordnung?“, hörte ich ihn fragen.
„Ja.“
Er kniete neben meinem Bett nieder. „Soll ich warten, bis du eingeschlafen bist?“ Er lächelte sanft.
Ich war mir nicht sicher, wie ich darauf reagieren sollte. Denn recht und angenehm wäre es mir schon gewesen.......also sagte ich: „Ja.“
„Ein bisschen unbequem, hier unten.“ Ich sah, wie Ryan sich über die Lippen leckte. „Ist es okay, wenn ich mich auf die Bettkante setze?“
„Gut.“, sagte ich und schwankte zwischen Vertrauen und Unsicherheit. „Du kannst dich legen. ABER“, wurde ich laut, „versuche NICHTS! Hörst du, was ich dir sage?!“
Das „Okay“ kam sehr schnell und er streckte sich an der äußersten Kante des Bettes mit all seiner Kleidung, welche er an sich behielt, neben mir aus.
Nach einigen Zögern legte ich schlussendlich sacht meinen Kopf an seine Schulter und meinen Körper etwas enger an seine linke Seite.
Er räusperte sich. „Du weißt aber schon, dass ich dich liebe?“
„Ah. Ich glaube schon.“, antwortete ich lächelnd und schloss meine Augen. Sagte weiter nichts darauf. Augrund der Müdigkeit schlief ich rasch ein und als ich das nächste Mal erwachte, lag ich wieder allein.
Ryan sah noch einige Male nach mir.
So gegen halb acht heute Morgen, erwachte ich abermals von einem Geräusch und dachte es sei Ryan, der noch einmal nach mir sah. Aber als ich die Augen öffnete, stand Derek in der Tür. Er hob sogleich die Hände. „Keine Angst. Ich wollte nur nach dem Rechten sehen. Ich musste so was von lachen und.....steckte meine Arme nach ihm aus.
„Die Männer scheinen sich reichlich um mich zu sorgen, wenn man bemerkt, dass ich alleine bin.“, konnte ich mir eine zynische Bemerkung nicht verkneifen.
Derek lachte ebenfalls und kam auf mich zu. „Ja. Wir machen uns Sorgen um sie,...um dich.“ Derek nahm meine Hand und hockte sich nun ebenfalls, wie Ryan einige Stunden zuvor, neben meinem Bett nieder.
„Warum legst du dich nicht noch eine Weile zu mir, bis ich aufstehen werde?“
Derek zog die Augenbrauen nach oben und sah mich zweifelnd an.
„Was ist?“
„Was ist wenn dein Mann zurückkommt?“
„Das wird er nicht.“ Oder wusste er etwa von Ryan. Also sprach ich es an. „Und keine Sorge. Dein Chef hat ausschließlich nach mir gesehen. Nicht mehr und nicht weniger.“
Derek nickte verstehend. Nun war es für mich eindeutig, dass er wusste, dass Ryan vor ihm bei mir gewesen war. Er zog Schuhe und Jacke aus und legte sich zu mir ins Bett. Ich hatte keinerlei Probleme damit, mich vorbehaltlos und genüsslich an seinen muskulösen Körper zu schmiegen. „Und außerdem ist er mir viel zu alt.“ Ich sah Derek mitten in sein schönes Gesicht und setzte ein freches Lächeln auf. Er grinste zurück, legte vorsichtig seinen Arm um meine Schulter und sah mich dabei fragend an. Ich kniff beide Augen fest zusammen und rückte noch näher an ihn heran. Und im selben Augenblick war alles zu spät. Eine Zärtlichkeit folgte der anderen und wir kamen uns immer näher. Jedoch eher „behutsam“. Denn er war überaus kontrolliert. Ließ sich nicht gehen, oder fiel ganz und gar über mich her. Wie es vielleicht zu erwarten gewesen wäre. Nein. Beherrscht und vorsichtig, mit bedachter Neugierigkeit erkundeten seine Hände sacht und zärtlich meinen Körper. Es schien fast so, als würde jeder seiner Bewegungen eine lautlose Frage voraus gehen, ob er denn überhaupt soweit gehen dürfe. Gleichwohl und vor allem vor dem Schwung seines Körpers, bevor er sich auf mich legte und sacht, beinahe unmerklich sanft, jedoch nahezu würdevoll und mir mit beiden Augen in die meinen sehend, in mich eindrang.
Ich schloss kurz die Augen und genoss diesen Moment in vollen Zügen. Mein Körper bog sich dem Seinen unwillkürlich und lustvoll entgegen. Aber Dereks Bewegungen blieben weiterhin sanft. Ich, so ganz persönlich, hatte einen wilden, ungezügelten Ritt erwartet. Aber weit gefehlt. Da war nur tiefer, hingebungsvoller Genuss mit leichten Stößen und ohne jegliche Hast. Wer hätte es gedacht? Sogar das Ende war fast lautlos, verhalten und ruhig. Für mich in jedem Fall das reinste Vergnügen!
„Was ist das jetzt mir uns?“, fragte ich eher en passant. Ohne wirklich darauf eine Antwort zu erwarten.
„Ich glaube, wir müssen das noch nicht wirklich definieren.“
Ich zog die Brauen hoch und sah ihn an.
„Oder willst du das?“, fragte er hastig und in seinen Augen schien mir ein Anflug von Hoffnung zu sein. Oder irrte ich mich da?
Ich antwortete nicht. Zuckte kurz und unschuldig mit den Schultern und biss mir dabei auf die Unterlippe, gerade so als wäre ich mir tatsächlich noch nicht sicher.......was ich mir gleichwohl bis jetzt noch nicht bin........
Andererseits sollte ich mich nicht von den Gefühlen des Augenblicks überwältigen lassen. Sondern doch eher besonnen bleiben und alles im Überblick sehen.
Derek mag ein wunderbarer Mensch sein. Und wie es scheint gleichwohl ein ausgezeichneter Liebhaber. Aber.......
„Niemand darf es wissen.“, waren meine abschließenden Worte.
„Derek grinste. „Insbesondere nicht Ryan. Sonst lässt er mich Spießruten laufen.“ Er lachte, drückte mich noch einmal küssend an sich und ging durch die „Hintertür“ (!!) davon.




Dienstag, 28. Oktober 2014

.....alles ist wie immer.....und doch ein wenig anders......




26. Oktober 2014
Gunnar blieb nicht lange und überließ die Entscheidung mir. Aber niemand „entschied“ irgendetwas. Niemand tat was er sagte. Keiner von uns veränderte die Situation. Alles blieb genauso wie es war. Gerade so, als wäre NICHTS geschehen. Als wäre Gunnar nicht bei Lara gewesen, sondern hätte ausschließlich in dieser Nacht mit mir gefickt.
Gunnar schien froh über meine „Bewegungslosigkeit“. Über meine Unfähigkeit Entschlüsse zu fassen. Er setzte ein Lächeln auf, hielt mich fest, küsste mich und war.....wie immer. Alles.....war....wie immer.......

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New’s
- Was nützt es nun Marie zu wissen, dass sie von Adel und mir ebenbürtig ist. Deshalb wird aus ihr gleichwohl „keine“ andere. Sie ist und bleibt.... „Marie“.  Dieselbe Marie, wie ich sie kenne und kannte. Allerhöchstens schlich sich Verunsicherung in sie ein und sie denkt in ähnlichen Bahnen wie ich über ihre Mutter und Ziehmutter.
- Gunnar kauft vergangene Woche einen neuen Wagen. Sein „Alter rauchte vor Zorn“.
- Ich hatte vor bei fb ein neues Profilbild einzusetzen. Wagte es jedoch nicht. Alldieweil ich mir nicht sicher bin, ob ich ein „Fremdfoto“, überhaupt verwenden darf/kann.

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Befindlichkeiten
Genau genommen müsste/sollte ich mich vermehrt ausruhen. Schlafen, wenn mir danach ist. Meditieren, oder Entspannungsübungen zelebrieren.
Aber ich bin aufgewühlt. Finde nur spärlich Ruhe. Insbesondere nachts. Stets in Erwartung neuer Randale.
Gerade in diesem Zusammenhang wäre es womöglich von Vorteil (wieder einmal) das Zentrum (und vielleicht auch Gunnar???) für eine Weile zu verlassen.
Bis zum 4. Dezember, meinem nächsten Aufenthaltstermin im Hospital, bleiben mir schließlich noch beinahe fünf Wochen.

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Erik hat in Gunnars Kopf gestöbert, als er uns am Samstag unerwartet besuchte, und selbstredend herausgefunden, dass Taylor Gunnars Halbbruder ist. Was auch ER offensichtlich bis zu diesem Zeitpunkt nicht wusste.
„Warum es Christine nicht sagen?“, fragte er. „Es ist schon so lange her und außerdem ist sie von Johann geschieden und hat jetzt Thomas.“
Am Ende beließen wir (auch hier!) alles wie es war.........


Die kleinen Lügen, die Unwahrheiten und die Heimlichtuerei verabscheute ich bereits in meinem „Eltern“-Haus zu triefst. Und nun übernehme ich sie selbst als Ruhe- Friedens- und Gelassenheitsbringer.
Ist DIES das Konzept für eine glücklich andauernde Ehe und ein zufriedenes Zusammenleben?
Wie merkwürdig die Menschen doch sind!!!

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27. Oktober 2014

Ein Tag voller Gespräche (mit David und Kate, Elena, Kevin, Marie und Ian am iPhone), welche mich derart ermüdeten, sodass (dieses scheiß Müdigkeits-Syndrom) Fatique in einer Weise zuschlug, die mich schlicht und einfach für Stunden „weg-treten“ ließ.
Gunnar war natürlich an meiner Seite. Zumeist. (Er faselte etwas von Office, seiner Mutter  und vom Schwimmen. Was die Zeit seiner Abwesenheit begründen sollte.)
Es ist eigenartig, aber da übernimmt zunehmend etwas Ungeduldiges, Aggressives und Barsches Gunnars Wesen und es scheint ihm immer schwerer zu fallen dies vor mir zu verbergen. Was mich bereits darüber nachdenken ließ, ob es vielleicht an unterdrückter Sexualität liegen mag. Denn seinen bisherigen und angeblichen „Neigungen“, die sich vom Ficken anderer Frauen bis hin zum Sadomasochismus erstrecken, gab er (um meinetwillen) seit einiger Zeit nicht mehr nach.  
Möglicherweise fehlt seinem Körper diese Art der Befriedigung und er wäre ausgeglichener, wenn er diesen Begierden nachkäme?
Heiratete ich in der Tat einen Mann der gelegentlich in verschiedenen Spielarten seine Befriedigung sucht und benötigt? Was ich zu tolerieren habe, wenn ich einen liebenden, und mir zugewandten Ehemann an meiner Seite haben möchte?

Denn ich vermag mir nicht vorzustellen, dass er mich so urplötzlich satt hat. Wo er doch ständig davon spricht, wie sehr er mich liebt. Liebe verschwindet doch nicht einfach so?!
Vielleicht wäre eine kleine „Auszeit“, gleichwohl aus diesen Gründen, für uns beide von Vorteil? Obwohl es mir, so ganz persönlich, nicht wirklich danach ist. Im Grunde wünsche ich mir einen abgeklärten, besonnenen, zärtlichen und mich in jeder Hinsicht unterstützenden Ehemann!!!

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Aufatmen!!!
Seit Sonntag ist tatsächlich Ruhe im Zentrum eingekehrt. Was womöglich und gleichwohl an der vermehrten Polizeipräsenz liegen mag, die sich hier, insbesondere in den Abend- und Nachtstunden, auf Onkel Kurts Anweisungen zeigt.



Sonntag, 26. Oktober 2014

Sollte ich nachsichtig oder unbarmherzig sein? Gehen oder bleiben?




Lara kam, kurz bevor wir zu Bett gingen, an unsere Tür. Klopfte, und obgleich ich mitnichten zu lauschen gedachte, hörte ich sie betteln. „Komm doch zu mir. Heut’ Nacht. Ich vermisse dich so.“ Usw.....
Kein Wunder, dass die Hormone verrückt spielen, dachte ich noch. Der Mond steht im Skorpion. Überdies hatte Lisa Anekele bei Lara und ihrem zeitweiligen Lover Jason, der ihr Ehemann war, offensichtlich ganze Arbeit geleistet. 
Wir, Gunnar und ich, hatten ohnehin an diesem Tag NICHT die besten Launen. Beide.
Ich warf Gunnar vor mit seinem „neuen“ Halbbruder in die Trinkerei abzudriften, während ich den leisen Verdacht hegte, er beschuldigte mich der Prüderie. Sein verändertes, abgekühltes Verhalten (Wesen) ließ darauf schließen.

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„Wenn du sie heute Nacht fickst, dann gehe ich.“, sagte ich unerwartet und mutig, als wir nebeneinander lagen und Gunnar mit seiner Hand doch einigermaßen Geistes abwesend über meinen Körper strich.
Erstaunen!
„Nein. Ich gehe nicht zu Lara.“, sagte er und es klang irgendwie hohl, leer und ohne Substanz. So, als würde er nicht meinen was er sagt.
„Ich glaube dir nicht.“
Erstaunen!
„Was soll das denn? Ich gehe nicht zu ihr. Versprochen.“
Die Art und Weise WIE er es sagte, hatte sich trotz alledem NICHT verändert, und noch immer schienen seinen Gedanken woanders zu sein.

Ich wälzte mich hin und her. War erschöpft und müde. Konnte jedoch nicht einschlafen. Was mir im Übrigen seit Kurzen des Öfteren passiert. Genau genommen, seit Beginn der Randale. (Was nun eigentlich nicht wirklich verwunderlich ist!)
Letztendlich lag ich auf dem Rücken und starrte an die Decke. Gunnar hatte begonnen mich zärtlich und immer intensiver zu streicheln. Seine Hände strichen über meinen Körper und suchten ihren Weg zwischen meine Schenkel. Ich begann schwerer und schwerer zu atmen und im gleichen Atemzug wurde Gunnar immer mutiger und drängender. Er schwang sich mit einem Mal über mich und sein Penis fand rasch und begierig den Weg in meine Spalte.
Das erste Mal kam er schnell. Kein Wunder, nach Tagen der Abstinenz. Das zweite Mal dauerte es eine Weile, was ich gleichwohl auf den Umstand zurückführte, dass er mich keine akrobatischen und unaussprechlichen Verrenkungen machen ließ. Ich bleib schlicht und einfach auf dem Rücken liegen. Mehr hätte ich, krankheitsbedingt, ohnehin nicht mehr zustande gebracht. (Da liegen,...und genießen. Was natürlich nicht wirklich in Gunnars Sinne war. Er liebt das Spiel. Zum einen lang gezogen oder mehrere Male.)
Letztendlich schlief ich, nach genussvollem Stöhnen und eingekehrter Ruhe in meinem Kopf, doch noch recht zufrieden und ruhig in Gunnars Armen ein. Dachte noch darüber nach, dass er jetzt keinen Grund mehr hatte zu Lara zu gehen und zweifelte nicht daran, dass er sein Versprechen hielt.

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andl   ghg    H H HTrotz allen (neu gewonnen) Vertrauens in Gunnar, auf Grund der Treue der letzten Tage, war meine aller erste Handlung heute Morgen eine SMS an die beiden Detektive. Ihre kurze und prompte Antwort war überaus enttäuschend: „Er war von 2-4 bei Lara. Auf dem Rückweg traf er Amanda Sjöwall und sprach kurz mit ihr.“ (Was um alles in der Welt hatte diese blöde Kuh mitten in der Nacht da draußen verloren??)
Ich schnaufte und dachte über meine getätigten Worte des Weggehens nach.
Gunnar war wie immer. Obgleich er am Tag zuvor einige Bier mit Taylor getrunken hatte, pellte er sich doch behände aus dem Bett und folgte mir ins Bad. Was mich veranlasste mein iPhone rasch verschwinden zu lassen.

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....und als wäre es Laras Absicht gewesen, trafen wir sie zum Frühstück im Restaurant.
Ich ging gespielt unbefangen auf sie zu und warf ihr ein unschuldiges Lächeln entgegen. „War es schön letzte Nacht?“
Sie stutzte kurz, sah zu Gunnar, der gerade mit Zuckerfötzchen einige Worte austauschte, und dann wieder zu mir: „Ja.“ Sie strahlte. Ich auch.....und im selben Augenblick stand Gunnar neben uns. Sein Gesichtsausdruck verriet seine Gedanken.
„Es tut mir leid.“, begann Larah mit einem Gesicht der Verzweiflung in Gunnars Richtung zu säuseln. „Es tut mir leid. Ich wusste nicht......“, stotterte sie. „Ich dachte sie weiß es.“
Lara hatte Gunnars rechtes Handgelenk mit beiden Händen zaghaft umklammert und lehnte sich ein Stück weit zu ihm nach vorn, gerade so, als wolle sie ihren Kopf auf seine Brust legen.
Gunnar schnaufte fast unmerklich. Räusperte sich und setze ein gekünsteltes Lächeln auf. „Ist schon okay.“
„Ja.“, mischte ich mich ein. „Er hätte es mir ohnehin gestanden.“ Ich grinste ihn an. „Nicht wahr?“
Ich dachte an Gunnars Versprechen und meine Worte vom Vorabend und funkelte ihn an. Gunnar schien ebenfalls daran zu denken. Er sagte jedoch in diesem Augenblick nichts. Wir gingen zu unserem Tisch und überließen Lara sich selbst.
Abwartende Stille zwischen uns,.....die noch immer anhält........

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Gunnar begleitet mich zurück zum Haus und wendete noch auf der Treppe zum Balkon.
„Wo gehst du hin?“, fragte ich und eine Nuance des Flehens lag in meinen Worten.
„Zu meiner Mutter.“, sagte er und senkte den Blick, der ohnehin einen Ausdruck von Traurigkeit widerspiegelte, welchen ich nicht wirklich zu deuten vermochte. Dachte er etwa, dass zumindest ICH mein Versprechen hielt? Oder bedauerte er sein nächtliches Abenteuer?
Ich kann Unausgesprochenes nicht leiden! Diese vagen Andeutungen! Vermutungen (beiderseits??), welche letztendlich in die Irre, zu Missverständnissen führen.
Ich griff nach Gunnars Hand, als er sich bereits abgewandt hatte. Hielt sie fest und sah ihm fragend in die Augen.
Stille. Unbeweglichkeit.....für eine kurze Weile.
„Was wirst du tun?“, fragte er dann.
Infolgedessen war ihm klar, dass ER erneut einen Fehler begangen hatte. Nun wartete er auf „mein Urteil“. Aber WAS sollte ich tun? So rasch entscheiden, ob ich gehen oder bleiben sollte. Ob ich ihm gegenüber nachsichtig oder unbarmherzig sein sollte?

Er ging wortlos und ohne eine Antwort von mir.
Ich ließ ihn ziehen........