Samstag, 31. Januar 2015

Ein wenig „geplaudert“ – Im Gedankenkorridor




So oft ich versucht hatte Gunnar via iPhone zu erreichen, gelang es mir nicht. Infolgedessen blieb ich bei Derek und wunderte mich, warum Wanja nicht schon längst seinen Fuß in meine Tür gesetzt hatte. Jetzt, wo Gunnar nicht bei mir war. Aber irgendwie beschleicht mich der Gedanke, dass da noch etwas ganz „Dickes“ auf mich wartet. Denn Wanja lässt sich diese Chance sicherlich nicht entgehen. Zumal ich vermute und Gunnar fest daran glaubt, dass ER der Initiator des Ganzen ist. Was ich Wanja beim besten Willen nicht verdenken kann.
Sollte es tatsächlich so sein, was dann?

Es gibt so viele Fragen derzeit, die ich nicht zu beantworten vermag.
Hat Wanja wirklich etwas mit dem Bankrot und dem Kauf des Zentrums zu tun?
Sind die Ermittlungen gegen Gunnar und der falsche Zeuge seine Rache für den (magisch initiierten) Brand?
Es ist wie das Gehen auf unsicherem Boden. Wenn man nicht weiß, wer die eigenen Geschicke lenkt. Im Großen wie im Kleinen.

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Befindlichkeiten
Panik-Attacken, die Derek versucht abzufangen. Er weiß so allmählich damit umzugehen. Nervenschmerzen und Krämpfe. Kraftlosigkeit, die ich mit dem Willen zu überwinden suche. Denn ich brauche meine Kraft.

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Für mich ist es überaus erstaunlich, dass Christine, meine Schwiegermutter, Derek als Ersatz- und meinen ganz „persönlichen“ Sicherheitsmann akzeptiert. Aber vielleicht hat sie im Augenblick keine Wahl. Womöglich hat Gunnar mit ihr darüber gesprochen. Oder sie sieht endlich ein, dass auch ihr geliebter Sohn kein super treuer Ehemann für mich ist.

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„Ich könnte mich daran gewöhnen jede Nacht mit dir zu verbringen.“, sagte Derek heute Morgen glücklich lächelnd, nachdem wir gemeinsam aufgewacht waren.
Ja natürlich. Das glaube ich ihm sofort!



Freitag, 30. Januar 2015

Dunkle Seiten und aufregende Zeiten Ist Gunnar auf der Flucht?



Es dauerte eine ganze Weile, bis Gunnar zurückkam.
Er war noch bei seiner Mutter und hatte von ihrem Büro aus mit Erik telefonieret.
Ich dachte schon, das Treffen der beiden Männer sei eskaliert. Nur weiß ich ebenso, dass Wanja dies nicht zulassen würde. Er ist viel zu klug dafür.
Ups! Wird da die eine oder andere sagen. Sie hofiert nicht ihrem Ehemann.
Gunnar mag vieles sein. Aber Wanja ist ihm dennoch in den meisten Dingen überlegen. Was nicht nur eine Vermutung ist.

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„Warum wollte er dich sprechen? Was hat er gesagt? Um was ging es denn nun?“, fragte ich ungeduldig, als ich endlich die Gelegenheit dazu bekam.
Gunnars Gesicht war mehr als erst und er zeigte keinerlei Regung. Er sah mich nur an und schnaufte. „Er will dich.“
„Ja. Das wissen wir doch. Und?“
„Ich soll mich von dir scheiden lassen.“
Ich lachte. „Was soll das denn?“
„Wenn nicht, würde ich der Brandstiftung und vorsätzlichen Körperverletzung angeklagt. Es gäbe Zeugen.“
„W-A-S?! Das ist ein Scherz. Oder?“
„Nein.“
„Du, oder auch Erik, ihr habt doch damit überhaupt nichts zu tun.“
Gunnar räusperte sich und holte einen tiefen Atemzug. „Auf magische Art, haben wir damit zu tun. Nur dafür kann es keinerlei Zeugen geben. Selbst wenn, hätten sie vor Gericht keinen Bestand.“
Zuerst einmal sortierte ich Gunnars Worte in meinem Hirn, um für mich daraus eine Erkenntnis zu gewinnen, die ich verstand. Es war also doch so gewesen, wie ich es damals bereits vermutete. Der Brand kam nicht gänzlich von Ungefähr.
„Wie konntest du nur?“, empörte ich mich nun im Nachhinein und noch immer ein wenig zaghaft ob meiner Schlüsse, die ich aus seinen wenigen Sätzen und in der Kürze der Zeit gezogen hatte.
„Was?“ Gunnar hob die Schultern und streckte beide Arme zu Seite aus. „Es ist schließlich niemand zu Schaden gekommen! Und außerdem hat dein Russe Geld genug und wird seinen Verlust verschmerzen.“
„Es war ein traumatisches Erlebnis für ihn und er hatte Alpträume.“, plädierte ich nun für Wanja und wechselte für einen Augenblick die Seiten.
„Ahh. Gut.“, war Gunnars kurzer Kommentar dazu.
Mit stockte für einen Augenblick der Atem. War DAS in der Tat mein Ehemann?

Einige Minuten der Stille herrschten zwischen uns und ich wagte nicht zu fragen, wie er sich nun entscheiden würde. Oder, wie es nun weiter gehen wird. Also fragte ich, was WIR denn jetzt tun würden.
„Kämpfen.“, war seine Antwort. „Wenn du zu mir hälst.“ Gunnar sah mir forschend in die Augen und sicherlich ebenso in mein Hirn. Was mir selbstredend bewusst war. Infolgedessen vermiet ich jeglichen Gedanken an Wanja.
„Natürlich.“, sagte ich. Griff nach seiner Hand und drückte sie fest.
Erneut kehrte eine Weile der Stille ein. Jeder schien seinen Gedanken nach zu hängen.
„Wenn wir uns zum Kämpfen entschließen, was wird dann geschehen?“, fragte ich in der Hoffnung auf eine Antwort, mit welcher man bereits im Vorfeld Schritte hätte einleiten können, die hilfreich gewesen wären.
Gunnar legte einen zynischen Ausdruck über sein Gesicht und in seinen Ton. „Na ja. Man wird mich.....verhaften.“
„Nein!“ Ich schüttelte vehement den Kopf und hielt den Atem an. „Das kann nicht sein! Wie denn? Ich denke, man kann euch nichts nachweisen?“
Gunnar lachte bitter. „Mit Geld kann man alles.“
„Das wird er nicht wagen. Das wäre Meineid! Das ist doch strafbar! Oder etwa nicht?“
„Es wird im Wesentlichen auf die Ermittlungen der Polizei ankommen und“, Gunnar zog die linke Augenbraue nach oben, „auf ihre Bestechlichkeit.“
„Und Kurt?“
„Kurt ist draußen. Er wird wegen Befangenheit nicht an den Ermittlungen teilnehmen dürfen. Die Chancen stehen schlecht.“
„Was soll das denn? Du hast doch nichts getan!“
„Nein. Natürlich nicht....im rechtlichen und rein physischem Sinne. Magie zählt hier nicht. Aber falsche Zeugenaussagen.“
Ich schnaufte. Grübelte. Schnaufte.
„Soll ich mit Wanja reden?“, fragte ich schließlich.
Gunnar lachte lauf auf. „Nein. Er wird Versprechungen deinerseits keinen Glauben mehr schenken, nachdem du ihn mehr als einmal hast sitzen lassen und zu mir zurückgekehrt bist.“
„Ja. Du hast Recht.“, gab ich zu. „Also, was tun wir jetzt?“
„Ich werde ihm meine Entscheidung mitteilen, was ihn nicht erfreuen wird. Aber sicher hat er auch damit gerechnet. Dann können wir nur abwarten was geschieht. Der nächste Zug ist an ihm.“ Gunnar senkte den Kopf und lächelte verächtlich. „Vielleicht haben wir ja Glück, und er gibt auf.“
Sollte ich Gunnar jetzt sagen, dass Aufgeben keine von Wanjas Eigenschaften war und ist? Aber sicherlich wusste er das.
Und nein, er ging nicht noch einmal zu ihm. Er nahm mein iPhone und rief ihn schlicht und einfach an.
„Du bekommst Rea nicht. Nur über meine Leiche.“
„Das können wir einrichten.“, war seine knappe Antwort, bevor er auflegte.

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Gunnar schien es nicht wirklich wohl in seiner Haut zu sein. Er benahm sich eigenartig. War ruhig und nachdenklich. Geistesabwesend und zerstreut. Resignierte er etwa? So kannte ich ihn nicht. Allerdings ist Wanja ein wirklich ernst zu nehmender Gegner, mit welchem offenkundig nun nicht mehr zu scherzen ist.
Wenn ich wüsste was ich tun sollte? Wie ich ihm helfen könnte!

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Am Abend waren wir alle bei Christine und feierten Thomas Geburtstag. Erik war ebenfalls zugegen. Die beiden, Gunnar und Erik, sah ich des Öfteren ein wenig abseits stehen. Sie tuschelten miteinander und ich bemerkte, dass Gunnars Stimmung ziemlich getrübt war.
Kurz bevor sich die kleine Gesellschaft in ihre Einzelteile auflöste, fragte Gunnar nach meinem iPhone. Ich gab es ihm und er rief Derek an, der noch innerhalb der nächsten viertel Stunde in der Tür stand, um mich mit sich zu nehmen.
„Was ist hier los?“, fragte ich verstört.
„Du wirst mit Derek gehen. Ich bat ihn auf dich zu achten.“
Fassungslos starrte ich Gunnar an. „Und du?!“
„Ich werde mit Erik fahren.....“
Ich ließ Gunnar nicht ausreden und bäumte mich verbal gegen sein Vorhaben auf. „Warum das? Weshalb?“
„Vertraue mir. Es ist wichtig.“
Gunnar fuhr mit Erik davon und ich ging mit Derek in seine Hütte.

Es war zwar bereits kurz nach Mitternacht und ich war selbstredend müde und erschöpft. Gab jedoch Dereks Drängen, der sich tausend Mal dafür entschuldigte, nach und wir hatten vor dem Einschlafen doch noch ein angenehmes, wenn auch kurzes Ineinander. Wo mir die Flüchtigkeit nun genau genommen entgegen kam.

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Heute Morgen wurden Derek und ich unsanft geweckt. Draußen waren die Räum- und Streufahrzeuge unterwegs und auch sonst war es verhältnismäßig unruhig. Daher sind wir bereits gegen sieben Uhr wach gewesen und Derek begann sich genüsslich gähnend zu strecken und zu dehnen und mit seinen Händen über meinen  Körper zu streichen. Was am Ende dazu führte, dass er schwups über mir und schwups in mir war.
Kaum dass Derek zu Ende gekommen war, läutete es an der Tür.
„Verdammt!“
Er ging raus aus mir, aus dem Bett und dem Zimmer und während Derek nachsah, wer uns zu dieser frühen Stunde belästigte, klingelte mein iPhone. Es war Christine.
„Hör zu.“ Ihre Stimme klang überhastet und sie flüsterte beinahe. „Die Polizei ist zu dir unterwegs. Sie haben nach Gunnar gefragt. Ich sagte nur, dass er gestern Abend weg gefahren sei und ich ihn seitdem nicht mehr sah. Sag’ du ihnen das Gleiche.“
„Die Polizei? Ist Gunnar etwas passiert?“ In Erwartung unangenehmer Nachrichten, hörte ich Derek nach mir rufen. „Die Polizei ist hier und will mit dir reden.“
Christine hatte in der Zwischenzeit schon längst aufgelegt.
„Einen Augenblick!“, rief ich Derek entgegen. Sprang aus dem Bett und warf mir rasch einen Morgenmantel über, bevor ich ins Wohnzimmer eilte. Derek hatte die Polizeibeamten bereits herein gebeten. was mir gewissermaßen überaus unangenehm war. Ich tat verschlafen und fragte, um was es denn gehe.
Die Beamten (Männer!) räusperten sich und grinsten unverholen. Sahen zu mir. Dann zu Derek und wieder zurück.
„Wir suchen Herrn Gunnar Sølgård. Aber er scheint DAS ja nicht zu sein.“ Ein spöttisches Grinsen überzog die Gesichter.
„Und wer sind SIE, bitteschön.“, fragte ich spitz und ein wenig bissig.
Sie holten ihre Ausweise aus ihren Manteltaschen, hielten sie mir vor die Nase und stellten sich kurz und stoisch vor.
„Was ist mit meinem Mann?“, fragte ich und wieder taten die Beamten einen  feixenden Seitenblick zu Derek.
„Wir haben einen Haftbefehl gegen ihn.“
„W-A-S?! Warum? Was soll er denn getan haben?“
„Brandstiftung und vorsätzliche Köperverletzung.“
„Was für ein alberner Unsinn!“, echauffierte ich mich und fuchtelte wild mit den Armen. Derek stand ruhig daneben und beobachtete das Szenario.
Einer der Beamten wandt sich nun Derek zu. „Und wer sind sie nun?“
„Derek Moore. Ein Sicherheitsbeamter des Zentrums, welcher den Auftrag hat auf unsere Chefin zu achten. Es gab schließlich bereits Anschläge, wenn sie sich erinnern können.“ Derek antwortete selbstischer und sachlich. Worum ich ihn beinahe beneidete.
Die Beamten nickten und ich widersprach in einem Satz und ziemlich leise, dass ich doch nun nicht mehr wirklich seine Chefin wäre, nachdem ich in Konkurs gegangen war und alles verkauft hatte.
„Wer hat ihnen diesen Auftrag erteilt?“, fragte einer der Polizisten an Derek gewandt.
„Ich vermute, dass dies wohl kaum von Relevanz für sie sein dürfte.“, antwortete ich etwas schnippig  an Dereks Stelle.
„Der Beamte blieb ruhig. „Doch. Ist es.“
Derek tat nun einen Schritt nach vorn und trat zwischen mich und die zwei Polizisten.
„Gunnar selbst hat mich gestern Abend beauftrag. Kurz bevor er wegfuhr.“
Die zwei Ermittler sahen sich an und runzelten beinahe gleichzeitig die Stirn.
„Ach was? Und hat er gesagt wo er hinfährt?“
„Nein.“, sagte ich im selben Atemzug mit Derek, was erneut bei den beiden Männern für Verwunderung sorgte.
„Frau Sølgård, wann haben sie ihren Mann das letzte mal gesehen und was hat er gesagt?“
Ich blieb noch immer stehen, dort mitten im Zimmer, dachte nicht im Geringsten daran den beiden Männern einen Patz oder ganz und gar etwas zu Trinken anzubieten und berichtete so präzise und effizient wie möglich vom vergangenen Abend.
Die Beamten bedankten sich letztendlich rasch für meine Aussage, sahen mich und Derek noch einmal grienend an und gaben mir eine Visitenkarte in die Hand,....falls uns noch etwas einfiele. Überdies wiesen sie uns, bevor sie gingen, darauf hin, dass es wahrscheinlich sei, dass man uns noch einmal befragen würde.
Ich hatte angegeben, dass Gunnar des Öfteren zu seinen Brüdern nach Stockholm führe und dort auch zuweilen ein oder zwei Tage bliebe. Nun nehme ich an, dass man womöglich bei Hjalmar, Carsten und Sven nach Gunnar suchen wird. Stine und Kurt waren wegen Befangenheit ohnehin von den Ermittlungen ausgeschlossen worden. Jedoch wird man sie sicherlich ebenso befragen.

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Alles in allem erschlagen mich die Ereignisse geradezu.
In meinem Kopf herrscht ein Durcheinander und mein Durchblick ist im Augenblick gleich null.
Ich gedenke mich erst einmal zu beruhigen, zu fassen und darüber nachzudenken, was nun zu tun ist. Außerdem wäre es angebracht mit Christine zu reden. Denn Gunnar habe ich bisher via iPhone nicht erreicht. Was zu erwarten war. Und Erik ebenso wenig.
Ist Gunnar jetzt „auf der Flucht“? Oder was? Und wenn ja, warum? Er hat doch nichts getan! Zumindest nichts, was man ihm nachweisen könnte. Und ein falscher Zeuge ist doch sicherlich in absehbarer Zeit zu entlarven!


Wanja hat bisher noch nichts von sich hören lassen. Genau genommen dachte ich, er würde sich von selbst bei mir melden. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird er das auch demnächst noch tun. Oder sollte ICH den ersten Schritt (auf ihn zu) wagen? Nur, was sollte ich ihm sagen?
Ich weiß es nicht.

Christine ist noch in Stockholm. Sie wollte zu Kurt und zu Stine. Wenn sie zurück ist werde ich unverzüglich mit ihr reden, wie unser weiteres Vorgehen nun aussehen wird. Bis dahin,....verbleibe ich bei Derek.
Es sind „aufregende Zeiten“ und ich bange um meine Gesundheit, die mir zu jeder einzelnen Sekunde mehr denn je fehlt.



Donnerstag, 29. Januar 2015

Kein „Feigling“




Anweisungen
Gunnar rief mich an.
Genau genommen dachte ich, niemand kann vom Zauberwald aus anrufen. Aber Gunnar vermochte es dennoch. Womöglich mit Eriks Zustimmung. Zwinker.
„Warte auf mich. Ich bin in Kürze zurück. Bleib im Haus. Öffne niemandem und gehe nirgendwohin.“
Was ist mit Derek? Hätte ich gern fragen wollen. Ließ es jedoch und tat, wie mir geheißen.

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Kein Feigling!
„Warum warst du bei Erik?“
Augen roll’.
„Hat es irgendetwas mit Wanja zu tun?“
Gesicht verzieh’.
„Was hat Kurt denn jetzt genau gesagt?“
Schnauf und linke Augenbraue nach oben zieh’.
„Mach dir keine Sorgen. Alles wird gut.“ Gunnar zwinkerte mir zu und lächelte etwas gequält.
„Ich möchte wissen, was du so dringendes mit Erik zu besprechen hattest, das du Hals über Kopf davon fuhrst!“
Erneutes Schnaufen. Er leckte leicht über seine Lippen und presste sie dann aufeinander. „Ja. Ja. Womöglich hat es tatsächlich etwas mit dem Russen zu tun.“
„Ukrainer.“
Gunnar sah mich prüfend an und legte die Stirn in Falten. „Ja. Ich weiß.“

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Heute Morgen erneut ein Bote, der Gunnar aufforderte zu Wanja zu kommen.
Zumindest ließ man uns heute ausschlafen. Welch’ angenehmer Glücksfall! Nach dem erneuten nächtlichen Palaver von ein paar angetrunkenen Gästen in der Nähe unseres Hauses.

Ein spätes Frühstück im Restaurant und es wäre so wie so nur eine Frage der Zeit gewesen, bis ich/wir Wanja irgendwann hier begegnen. Er kam zur Tür herein, ohne Begleitung, und setzte sich an einen Tisch nicht weit von dem unseren entfernt.
Mir schauderte einen kurzen Augenblick und mein Messer fiel klirrend auf den porzellanernen Teller.
Wanja sah zu uns herüber. Grinste und nickte mir und Gunnar zu.
Und noch im selben Moment sah ich, wie sich die Muskeln in Gunnars Gesicht kaum merklich bewegten, er Wanja mit einem Funkeln in den Augen fixierte und ebenso kurz zurück nickte.
„Denkt er etwa ich bin ein Feigling?“, sagte Gunnar in verärgertem Tonfall. Stand entschlossen auf und ging zu Wanja hinüber.
Es war offensichtlich nur ein einziger Satz und ich sah Gunnar förmlich an, wie viel Mühe es ihm kostete, sich zu beherrschen. Dann kam er zurück an unseren Tisch und setzte sich.
Ich hob die Schultern und sah ihn fragend an.
„Ich werde jetzt gleich nach dem Frühstück zu ihm gehen und mir anhören, was er zu sagen hat. Schließlich bin ich kein Feigling und ihm ebenbürtig.“
Mit einem kurzen Blick streiften meine Augen Gunnars Gesicht, um seine Mimik zu erkunden. Meinte er das tatsächlich ernst? ER, Wanja ebenbürtig?
(Was genau genommen bereits aussagte/suggeriert, was ich von jedem der beiden halte.)



Mittwoch, 28. Januar 2015

Kopflos......



Es hatte Gunnar keine Ruhe gelassen und er war noch einmal nach Stockholm zu Kurt gefahren. Bedauerlicher Weise ohne Erfolg.
Während dieser Zeit hat Wanja hier im Zentrum erneut eingecheckt.

Gunnar war still. Zu still an diesem Abend.
SO hatte ich ihn noch nicht erlebt.
Nachdenklich. Beklommen. Beinahe ängstlich.

Selbst beim Sex am heutigen Morgen wirkte er zerstreut.
Dergleichen gab es noch nie.

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Heute, kurz nach dem Lunch kam ein Bote von Wanja, der Gunnar zu einer Unterredung am  Nachmittag einlud.
Gunnar folgte nicht und fuhr stattdessen beinahe kopflos mit dem Wagen zu Erik.
Seitdem sah ich ihn nicht wieder. 



Dienstag, 27. Januar 2015

Rastlosigkeit und Dauerstress




Der Vertrag ist unterzeichnet. Die Immobilie, das Zentrum (an eine dubiose Firma) verkauft
Wir räumen das Feld. Man lässt uns sogar noch drei Monate Zeit......in denen wir hier noch verweilen dürfen und gleichwohl unser zukünftiges zu Hause renoviert und eingerichtet wird
Nur, will ich bleiben, bei diesem Dauerstress?!

Atmen. Atmen. Atmen

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 Am frühen Morgen waren wir nach Stockholm gefahren, um Christines Traum zu beerdigen und meine Wohlfühlzone gleich noch dazu. Ein so wunderbares Areal. Wer weiß, was nun daraus werden wird. Nun gut. Mag sein. In letzter Zeit wurde dieser wunderschöne Ort entweiht.
Nach der Signierung und kurz bevor wir wieder nach Hause fuhren, gingen wir gemeinsam die Traurigkeit mit einem Gewürzte vertreiben.....hinunter spülen. Dennoch blieben wir allesamt sehr schweigsam.

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Erneuter Krawall am Nachmittag, sodass wir gezwungen waren die Polizei zu rufen. 
Kurt war dabei und erst am Abend erfuhr ich von Gunnar, was ihn offensichtlich quälte. Kurt hatte ihn beiseite genommen und so klamm heimlich anvertraut, dass da etwas im Gange sei. Allerdings hätte man ihn nicht eingeweiht. Das wäre ihm doch überaus verdächtig vorgekommen und er wisse nicht, was er davon zu halten hätte.
Gunnar schien sich in der Tat große Sorgen zu machen.
Ich zuckte mir den Schultern. „Was kann schon geschehen?“
Er blies die Backen auf und ließ die Luft durch seine gespitzten Lippen hörbar entweichen.
„Erik hat da ebenso etwas erwähnt. Und es scheint nicht ungefährlich für uns zu sein.“
„Ach was? Wann hattest du vor, mich davon in Kenntnis zu setzen?“
„Es ist Erik. Der Druide. Ich kann und darf dir nicht alles sagen, was ihn betrifft.“
Ich verzog den Mund und das Gesicht zu einer Grimasse. „Dann mach’ eine Ausnahme. Also, um WAS handelt es sich denn nun hier?“
„Es geht um deinen Russen und den Brand.“
Ich stutzte. „Ja und? Hat Erik etwas damit zu tun?“, und ich meinte diese Frage genau genommen eher ironisch.
Gunnar schnaufte und biss sich auf die Unterlippe.
Ich hielt die Luft an. „Nein?!“
„Na ja,“, setzte er sogleich an, um meine Befürchtungen zu zerstreuen und mich zu beruhigen, „Nicht so gänzlich. Aber auf irgendeine Weise doch.“
„Was bedeutet das? Hat er etwa den Benzinkanister gekauft?“
„Uff. Nein.“
„Nun, was kann dann schon passieren?“
„Es ist kompliziert.“, war seine abschließende Erklärung dazu.“

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Angesichts der Ereignisse und dass diese mir gesundheitlich arg zusetzten, zog ich in Erwägung, früh zu Bett zu gehen. Nur wurde es erneut nach Mitternacht. Alldieweil ich doch erhebliche Mühe hatte, mich in eine abgeklärtere Haltung zu versetzen.

Kein Frühstück heute Morgen. Stattdessen ein acht Uhr Gesichtspflegetermin.
Der Winterdienst hatte uns ohnehin beizeiten geweckt.

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Ich hatte getobt am gestrigen Abend, angesichts er ewigen Ruhelosigkeit und dem Theater durch die chaotischen Gäste. Gedachte im Affekt in meinen Wagen zu steigen und derweil in ein Hotel zu ziehen.
Andererseits würde ich die verbleibende Zeit hier noch genießen wollen, wenn.....man mich lässt!



Montag, 26. Januar 2015

Melancholisch bis depressiv




Nun war es mir endlich körperlich ein wenig besser gegangen. Aber jetzt spielen die Nerven  vollends verrückt.
Panik-Attacken. Immer die Angst im Nacken. 
Ich kann nicht mehr......
  
....ich kann nicht mehr hier bleiben, an diesem mir lieb gewordenem Ort, der so außergewöhnlich ansprechend für mich ist.
Vor allem, perfekt für Christines Vision von einem spirituellen Zentrum.

Hat man überhaupt eine Chance etwas Gutes zu tun?......in einer Welt voller Finsternis.
Voller Testosteron geschwängerter männlicher Macht und Ideale. 
Anfangs fühlte ich mich so geistvoll und gescheit bei dem Gedanken zum klaren, positiven Licht der Menschenseele beizutragen. Obgleich das Grauen doch fortwährend so nah um mich ist. Jetzt bin ich jedoch weit, weit unten. Machtlos, ohnmächtig und schwach.

Es gibt einfach zu wenig gute Menschen, die bei der düsteren Übermacht kaum etwas bewirken können. Der unendliche Kampf zwischen Gut und Böse, welchen sich die Menschen mit dem seit sechstausend Jahren herrschenden Patriarchat selbst auferlegen. Da bleibt die Frage, wie sich das Glück überhaupt mehren kann und.....Ich versteh nicht,....was es da nicht zu verstehen gibt!
Wir brauchen das Matriarchat!


Sonntag, 25. Januar 2015

Zeit für Wandel und Ehrlichkeit




Gunnar kam spät. Aber er kam.......zurück (zu mir). 
Er war bei seinem Bruder Hjalmar in Stockholm gewesen. Zumindest sagte er mir das und da er seit einiger Zeit stets ehrlich zu mir war, glaube ich ihm den Inhalt seiner Worte. Warum sollte er lügen? Denn gleichgültig, was auch immer er tut, ich vermag es ohnehin nicht zu ändern.  

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 Ich war an diesem Tag ein wenig zornig, unverholen, rücksichtslos und ging vor allem nachlässig mit mir selber um. Zumal es mir etwas besser ging. Ich atmete zu flach, aß erst, wenn ich bereits mehr als hungrig war,...und dann zu schnell. Das Dinner verpasste ich beinahe gänzlich. Erst als Gunnar kam und mich noch immer mit meinem Notebook vorfand, bestellte er mir einen Teller mit Brot und Käse. Zuzüglich eines Salates....Vitamine.
„Was machst du nur?“ 
Ich zuckte mit den Schultern. 
„Rea, du musst besser auf dich achten.“  

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Samstagabend. Genau wie am Abend zuvor – „Störenfriede“!
Ein langer Fernsehabend. Ich war aufgeputscht, wütend und gedachte womöglich noch ein wenig die Australien Open zu verfolgen. Alldieweil ich ahnte nicht einschlafen zu können. Gab aber dann so gegen zwei Uhr auf und ging mit Gunnar zu Bett.
- S-e-x! (...auf dem Bauch liegend (ich)) und albernes Gefasel von Arschfick und nicht schwul sein. Ist der Kerl (mein Ehemann) Arsch fixiert oder was?!! Also doch schwul? Nein. Vielleicht bi....wie bereits vermutet.
Vor geraumer Zeit beobachtete ich Gunnar bereits, wie ihm ein anderer Mann in einer seiner Sessions einen Analplug einführte. Scheint ihm Spaß gemacht zu haben. Okay. Mag sein, dass er nicht wusste, dass es ein Mann gewesen war. Denn seine Augen waren verbunden,....... während ihm Siv mit einer Lederpeitsche traktierte und ihre Zwillingsschwester Alexandra Gunnars Penis lutschte.

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Heute, am frühen Morgen und noch vor dem Frühstück, fuhren wir, Gunnar, sein Halbbruder Taylor und ich zu Erik.
Einen Augenblick der Ruhe....im Zauberwald und die ungeteilte Aufmerksamkeit von vier Männern. Gunnar, Erik, Taylor und Viggo.
„Wir müssen es Christine sagen.“, begann Erik auf Taylor anspielend. „Sie sollte wissen, dass ER dein Halbbruder ist.“
„Phhuu.“ Gunnar pustete die Luft durch die Lippen. „Okay. Und wer sagt es ihr.“ Er grinste.
„Was grinst du so?“ Taylor stupste Gunnar spielerisch mit der Faust gegen den Oberarm. „Ich kann’s und will’s nicht tun. Das muss einer von euch übernehmen.“
„Ich werde es ihr sagen.“ Erik zog die Brauen nach oben und die Züge seines Gesichtes waren doch eher ernst.
Somit war das Thema vom Tisch.
„Komm. Iß noch etwas Rea. Frische Brötchen. Die magst du doch so gerne.“ Erik lächelte mich an und packte mir ein Stück seines wohl duftenden Gebäckes auf den Teller.


Wir blieben nicht lang. 
Ich ging noch ein Stück spazieren und holte Holz von draußen herein. Gemeinsam verspeisten wir zum Lunch das Fleisch vom Elch und ließen Taylor schlussendlich bei Erik und Viggo zurück.

Kaum waren wir im Zentrum angekommen, sahen wir eine Ansammlung von Menschen stehen, die ein Auto umringten. Was war da schon wieder passiert? Und im nächsten Moment raste mein Herz und Schweißperlen traten mir auf die Stirn. Selbst Gunnar stöhnte auf in Erwartung von Ungemach.
Als wir noch näher kamen, sahen wir Leute heftig gestikulieren und sich offenkundig gegenseitig anschreien.
Wir stiegen aus und....hörten....russisch.
„Um was geht es da?“, fragte mich Gunnar und ich übersetzte, was ich verstand.
Dennoch blieb ich besser bei unserem Wagen stehen. Folgte Gunnar nicht, der zu unseren Sicherheitskräften ging und ich sah, wie er mit Ryan sprach.
Nach wenigen Minuten kam er zu mir zurück. Wir stiegen in unser Auto und fuhren zum Haus - nach Hause.........so lange es das noch ist.
Dennoch, hätte ich am aller liebsten das Zentrum wieder verlassen. Was wusste ich, was wussten wir schon, was uns diese Nacht erwartete?


Samstag, 24. Januar 2015

Vom Allein Sein und irrigen Ideen




“Bist du mir böse?”, fragte ich Gunnar angesichts dessen, dass er mich am Morgen aus Dereks Bett geholt und nachdem er ausgeschlafen hatte.
“Nein.” Gunnar lächelte und seine Stimme war sanft. Er rieb sich die Augen und gähnte vor sich hin.
“Und was hast du so getan? Außer am Notebooke gesessen.” Er zwinkerte mir zu und gähnte noch einmal laut stöhnend.
“Ich war in der Physiotherapie. Machte einen Winterspaziergang und wunderschöne Fotos dabei. Mag sein, dass ich unterwegs einige Leute traf, aber dennoch blieb ich für mich allein und empfand es als überaus angenehm.”

- Spätes Dinner
- Spätes zu Bett Gehen
- Keine Nachricht von irgendwem. Nur von Derek.

Gespräche über Lust und Leidenschfte(n). Gunnars Begierden.....im Augenbick.
“Vielleicht ein harter Fick mit einer, oder zwei dürren, knabenhaften Asiatinen.”
Ich schluckte. Was sollte das?
Ehrlichkeit?
Denkt Gunnar tatsächlich SO (abartig)?
“Oder diese Indira?” Er grinst.
Das meint er doch nicht wirklich ernst? Er nimmt mich sicherlich auf den Arm?!
Er grinst weiter. Ich schau ihn zweifelnd an.
“Ach was. Das war doch nur ein Scherz. Mein argwöhnisches süßes Hässchen.”, spricht es und drück mich küssend an sich.
“Lust auf Sex?”
“Nein.”

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Gunnar ließ mich, bis auf wenige Stippvisiten, beinahe den gesamten Tag allein.
War, wie er sagte, bei seiner Mutter im Office, bei Taylor, mit dem er sprechen wollte, weil Erik ihn, neben Viggo, noch als Adepten zu unterrichten wünscht. Selbst zum Lunch sah ich ihn nicht. Er war nach Stockholm gefahren und ist bisher noch nicht zurückgekehrt.
Und ich.....surfe seit Stunden im Internet.
Vorher jedoch, tat ich etwas für meine Kondition. Ich dachte, es geht mir heute um ein kleines Mü besser. Zudem hatte ich einen Song in den Ohren, der mich ein wenig be-flügelte....mit Adrinalin. Ich unterlag schlicht und einfach der (irrigen?) Idee, sich auf den bevorstehenden Ortswechsel mit mehr Bewegung vorzubereiten. Es wird viel auszusortieren, zu packen und zu organisieren geben. Das verlangt ein wenig in “Form” zu sein. Zumindest, so weit es mir möglich ist.
Natürlich hat das alles noch eine Weile Zeit (März/April). Gleichwohl bereits alles in die Wege geleitet ist. Aber dennoch......

......und ich hege die Hoffnung, dass Gunnar heute Abend doch noch zurückkommen wird. Obgleich, oder gerade weil er sich bisher noch nicht gemeldet hat. Was nichts zu sagen haben muss.......