Samstag, 28. Februar 2015

Gunnar in gewohnten Gefilden



Gunnar war bis zum Abend verschwunden. Und bereits während des Dinners bemerkte ich in seinem Wesen eine gewisse Ruhelosigkeit, die mich mißtrauig werden ließ.
Er gab an mit Erik bei seiner Mutter gewesen zu sein.
Natürlich war er das. Ich glaubte es ihm. Aber danach hatte er sich mit Lara vergnügt. Was er mir schließlich offen gestand. Und als ob dies noch nicht genug gewesen wäre, ist er heute, jetzt, bereits erneut in derartigen Gefilden unterwegs.
Schon am Morgen war er unkonzentriert und während des gemeinsamen Frühstückes fahrig und nervös. Was ich mitnichten angesichts seiner gestrigen Aktivitäten verstand.
„Was ist mit dir?“, fragte ich schlussendlich und wartete beobachtend ab.
Er druckste herum. Senkte verlegen den Blick und zog die linke Augenbraue nach oben. Räusperte sich. Schnappte nach Luft ect......
Das konnte nichts Gutes bedeuten und mir schwante da etwas.
„Wir wollten ehrlich miteinander sei. Also sag es, was dich bedrückt.“, versuchte ich mich mitfühlend zu erscheinen und vor allem erinnert zu sein. „War der gestrige Sex nicht genug für dich?“, schoss es dann doch aus mir heraus.
„Doch. Aber.....“, stammelte er. „Ich,..... ich..... hätte da noch ein bisschen Lust auf......“Gunnars Augen vermochten meinem Blick nicht stand zu halten. Er senkte den Kopf und tupfte sich demonstrativ mit der Serviette den Mund. ICH warf die Meine auf den Teller, der vor mir stand. „Dann geh’ doch! Tue, was du nicht lassen kannst.“
Er begleitete mich noch schweigend zurück zum Haus, und auch ich sagte kein Wort. Obgleich da bohrende Fragen in mir waren. Seitdem sah ich ihn nicht mehr.

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Da Derek, Viggo, Erik Taylor und Joseph mit uns ins Zentrum gekommen waren, denke ich gerade darüber nach zu Mr. Moore zu gehen. Was Gunnar sicherlich genau damit beabsichtigte, als er ihn fragte, ob er mit uns ins Zentrum kommen würde. So wäre ICH nicht allein, und ER könnte tun, wonach immer ihm verlangt. Was offenkundig bereits bei Abfahrt sein Plan gewesen sein mag.
Nur, WARMU sollte ich seinem vorgegebenen Muster entsprechen? Warum suche ich nicht schlicht und einfach Wanja auf?! Oder Viggo? Der einen Besuch von mir sicherlich mit über großer Freude aufnehmen würde. Womöglich sogar Joseph?
Wer weiß........Ich denke eben gerade noch darüber nach.



Freitag, 27. Februar 2015

Männer und ein merkwürdiges Experiment



Die Männer waren den gesamten Tag beschäftigt. Offensichtlich mit Vorbereitungen zu einem Ritual. Gunnar und Erik waren sogar bis nach Mitternacht verschwunden. Ließen mich bei den anderen. Derek war selbstredend derjenige, der sich nun für mich verantwortlich fühlte. Er war an meiner Seite und Viggo beanstandete, warum ER es nicht war. Und ich vermochte nicht mehr zu entscheiden, ob seine Worte ausschließlich dem Humor entsprangen, oder ernst gemeint waren. Seine Augen verrieten eine bestimmte Nachdrücklichkeit. Mir war jedoch nicht wirklich nach schäkernden Gesprächen zumute. Ich hatte in diesem Augenblick ganz andere Sorgen. Panikattacken. Und kurz zuvor hatte ich mich mit Derek über seine so offensichtliche „zweite Position“ unterhalten. Wie ER sich fühlt.....dabei. Da begann urplötzlich mein Herz zu rasen und es überkam mich ein Schwächegefühl. Der Atem stockte. Ich rang nach ihm und hechelte. „Halt mich!“, rief ich Derek nur noch zu, der zumindest bereits wusste, was zu tun war. Mir schwanden die Sinne und gleichzeitig waren sie voll da. Mein Mund war trocken und da lag ein Kilo schwerer Stein auf meiner Brust, der drohte mich zu erdrücken.
Viggo ließ seine Witzelei, als er bemerkte, das da etwas Erstes vor sich ging. Sah  betroffen und starren Blickes zu. Kaute auf seinem hölzernen Zahnstocher herum. Seinen Augen entnahm ich eine Unsicherheit und Sorge und ebenso den Drang noch augenblicklich zu mir zu gehen. Joseph war unruhig. Wie auf dem Sprung. Taylor hielt sich doch eher im Hintergrund.
Nur gut, dass dieser Zustand nicht all zu lange anhielt. Andererseits wusste ich, dass er sich zumeist in kurzen Abständen wiederholte und es erleichternd war zu wissen, dass da jemand an meiner Seite war.


„Warum kann ich das nicht tun?“, fragte Viggo so unschuldig und ahnungslos.
„Es tut mir leid Viggo.“, sagte ich, als es dann endlich vorüber war und ich mich ein wenig besser fühlte. „Derek weiß mittlerweile damit umzugehen.“
„Kann ich es lernen. Ich brauch’ ihm doch nur zuzuschauen.“
Ein kurzes Lächeln huschte über mein Gesicht und ich bemerkte wie wichtig es ihm war mit beizustehen.

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Ich vermochte nicht wirklich zu ergründen, was am Abend in Gunnar vor sich ging, als er zu Viggo sagte: „Komm. Versuch es. Leg’ dich zu ihr.“
Ich stutzte. Wie bitte? Was war jetzt geschehen?
Gunnar gebot mir lächelnd und nickend abzuwarten. Hob kurz die Hand.
„Was ist DAS für ein Experiment?“, fragte ich wage und ließ sich Viggo neben mich legen. Er lächelte und ich legte zögernd meinen Kopf auf seine Brust. Viggos Arm berührte mich sanft und er hielt mich.....zumindest für eine Weile, die er sicherlich genoss. Mir, war es ein wenig unangenehm. Was jedoch nicht an Viggo lag. Sondern, dass Gunnar es initiierte und daneben stand. Aber er ging nach einigen Minuten und schloss die Tür. Ich verhielt mich ruhig und wartete ab. Viggo machte keinerlei Anstalten etwas zu tun (was ich vielleicht erwartet hätte.) Drückte mich nur an sich und küsste mich auf die Stirn. Ich konnte seinen Atem hören und sein Herz, wie es schlug. Er roch nach Harz und Kiefernholz. War es nicht wie auf weichem Moos im Wald zu liegen. Dachte ich kurz und lächelte vor mich hin.
Nach einer Weile wurde ich unruhig. Wo war Gunnar? Was sollte das jetzt hier. Ich war erschöpft. Gedachte zu schlafen und nicht Versuchskaninchen zu sein.
Ich richtete mich auf und rief nach Gunnar. Viggo sah ich die Enttäuschung an. Aber es ging mir nicht um ihn. Denn ich war unsicher, ob Gunnar nicht gleichermaßen mein Verhalten testen wollte.
Er öffnete nach kurzer Zeit die Tür und löste die Situation zu meiner Erleichterung auf. Legte sich zu mir ins Bett und ich begann zu imaginieren. SO, wie ich es täglich, und vor allem vor dem Schlafen gehen tun sollte. Heilen. Ent-krampfen. Ent-schmerzen. Und das weiße Licht, das so schwer zu fangen ist.

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Heute Morgen bedrängte ich Gunnar erneut doch ins Zentrum zu fahren.
Er schnaufte. „Gut. Meinetwegen. Versuchen wir es.“
Ich strahlte ihn an.
Er verzog den Mund. „Ich weiß, wie gern du dort bist. Aber bedenke.....“
Ich ließ ihn nicht ausreden. „Natürlich. Ich soll vorsichtig sein.“
Wir nickten uns zu und jeder von uns beiden wusste, worum es ging.
Und mir ganz persönlich ging es dabei nicht um Wanja, oder Gunnar. Sondern allein um mich.
Zumindest dachte ich das.........

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Wir fuhren noch vor dem Frühstück und aßen im Restaurant.
Derek hatte gefragt, ob er uns begleiten solle. Erik sagte: „Nein.“ und lächelte. „Wir komme alle mit.“
Ähhh. Ja!

„Es ist nicht nur wegen dem Russen, weswegen ich nicht möchte, dass du hier noch länger verweilst.“, sagte Gunnar und nahm einen Schluck Kaffee aus seine Tasse. „Du bist immer so traurig hier.“
Yes. As a matter of fact. Der Wehmut erfasst mich immer wieder an diesem Ort. Vor allem jetzt, wo ich fort gehen muss. Es ist so bedauerlich und beklagenswert, dass dieser Platz so „ver-un-reinigt“ wurde von Leuten, die ihn nicht einmal zu schätzen wissen. Konnten sie sich nicht einen anderen suchen? Wieso hatte ICH dieses Pech?
Und es kann nicht ausschließlich Wanjas Schuld sein. Das glaube ich nicht! Er hat nur aufgegriffen, was bereits im Entstehen war, um Rache zu nehmen und mich gefügig zu machen. Weil er noch immer und partout (unbedingt) mein Mann werden/sein will.

Und am Ende stellt sich mir immer noch und immer wieder die Frage, warum ich hier überhaupt fort gehen muss???
Weil Wanja es so will? Oder Gunnar? Oder beide? Oder was?
Gibt es denn keinerlei Möglichkeit doch hier zu bleiben?
Ich kenne eine......die ich nicht wirklich will. Aber doch manchmal aus Verzweiflung  in Erwägung ziehe. Dennoch werde ich nicht zur Verräterin. Bleibe loyal meinem Ehemann gegenüber. Schließlich liebe ich ihn!



Donnerstag, 26. Februar 2015

Alles ist vergänglich




Am allerliebsten würde ich die letzten vier Wochen in meinem bezaubernden, neu renovierten Häuschen im Zentrum verbringen. Ich sprach Gunnar bereits einige Male darauf an. Allerdings meint er, es sei sicherer, wenn wir bei Erik bleiben. Insbesondere für mich. Natürlich ist mir bewusst, dass er weder sich noch mich der Gegenwart von Wanja auszusetzen gedenkt. Vor allem bezüglich Wanjas letzter Provokation.
Und im Alltag läuft alles hier bei Erik wie gewohnt. Viggo spielt sein altes Spiel. Fordert Gunnar immer wieder spielerisch heraus. Männer scheinen Freude an fortwährenden Kämpfen zu haben. So manches Mal beschleicht mich das Gefühl, als ginge er jedes Mal einen kleinen Schritt weiter. Fragt er doch, ob er als Mann für mich in Frage käme. Was ich in keinster Weise ernst nehmen kann. Mag sein das er gern kokettiert. Aber er kann und wird doch nicht allen Ernstes annehmen, dass ich daran auch nur einen Gedanken verschwende? Es ist ohnehin alles nur Angeberei.
Kein Thema....also.
Joseph ist noch immer verhältnismäßig ruhig. Schließlich ist er noch nicht all zu lange hier. Er ist gerade dabei, sich an die Gegebenheiten zu gewöhnen. Auch, dass so ganz nebenher die Lehrstunden laufen. In denen Erik seinen Schülern einiges über Magie erzählt.
Derek sucht immer wieder meine Nähe. Sollte Gunnar einmal nicht zugegen sein. Aber nicht ausschließlich dann. Was mich schon gelegentlich verwundert. Nimmt er doch schlicht und einfach meine Hand als wir alle am Tisch beieinander sitzen.
Nun, warum auch nicht? Gunnar weiß schließlich davon.
Taylor ist nach wie vor eher unzugänglich kühl. Er ist mir gleichwohl mitnichten wichtig.
Erik selbst ist stets der integere Meister aller Dinge. Fällt nie aus der Rolle und hat auf jede Frage eine Antwort parat.

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Mein erster Kaffee seit langem. Gunnar experimentierte mit meiner Medikation. Anstatt ein Mal zwei Tabletten täglich, nehme ich jetzt eine  Kapsel zu jeder Mahlzeit. Also drei Mal Eine. Was zum (derzeitigen) Ergebnis führt, dass es mir tatsächlich besser geht. Mein Magen monierte den Kaffee nicht und honorierte die Umstellung damit, nicht mehr zu schmerzen. Infolgedessen bleibe ich vorerst dabei.

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An Troels Einladung dachte ich mehrere Male. Nahm sie jedoch bisher nicht wahr und werde es aller Wahrscheinlichkeit gleichwohl nicht tun.
Was hätte ich ihm schon zu sagen?
Oder ist es doch eher umgekehrt?

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Gunnar und ich haben uns kurzfristig entschlossen unseren Nachnamen zu ändern. So werde ich fortan nicht nur seinen Namen tragen. Sondern er auch den Meinen. Sølgård-Blanc.


Dienstag, 24. Februar 2015

Eine Analyse und lustvolle Sinnlichkeit




Ich war gestern völlig unkonzentriert. Druckte ohne Papier und verschwendete die Farbpatrone für unmöglich viele Bilder.
Kurze Zeit später wollte ich zum Zentrum fahren, um dort zu speisen.
„Was gefällt dir nicht an Eriks Essen? Es ist viel natürlicher und gesünder als das im Restaurant.“, ereiferte sich Gunnar. „Wir bleiben hier.“

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Zu nichts Lust und Laune am gestrigen Tag. Ich ließ mich treiben.....im Internet. Sortierte Bilder. Las Wanjas Nachrichten und da kam auch eine von Troels nach so langer Zeit. Er fragte, ob ich mich nicht mit ihm treffen wolle, um mit ihm essen zu gehen.
Verlangt es mich tatsächlich danach IHN zu sehen? Ich weiß es nicht. Gefühlt.....nicht wirklich.

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Gunnar war an diesem Abend nicht zu bremsen. Er schmuste mit mir in einem Fort offen vor den anderen.
„Hey! Das ist unfair.“, monierte Viggo und setzte ein unverschämtes Grinsen auf.
Gunnar grinste zurück.
Manchmal denke ich, Viggo ist gar kein SO schlechter Kerl. In seinem Verhalten ist viel Show und Wichtigtuerei. Weil das Gebaren von Männern nun einmal SO ist. Er will cool erscheinen. Was offensichtlich bereits zu einem Teil von ihm geworden ist. Viggo provoziert vielleicht gerne. Mag sein. Nur ist genau dies eine Eigenart des männlichen Geschlechts. Sein Umgangston ist oft rau, oder rüde. Dennoch verbirgt sich in ihm ein warmherziger und milder Kern. Und ein wenig Ritterlichkeit scheint auch ihm eigen zu sein. Aus diesen Gründen hatte ich nie wirklich das Gefühl Furcht vor ihm haben zu müssen. Oder in seiner Gegenwart ängstlich zu sein. Nein. Im Gegenteil. Gleichwohl nicht an diesem einen Morgen, als ich zum Zentrum fahren wollte und er sich mir entgegen stellte. Ich vermute ebenso, dass er sich seines durchaus attraktiven Äußeren sehr wohl bewusst ist. Erik und selbst Gunnar scheinen dieses gewisse etwas und das reiches Potential in ihm erkannt zu haben. Denn Gunnar sieht ihn nicht als wirklichen Rivalen. Was ich an seinem Verhalten ihm gegenüber längs erkannte. Über dies weiß Gunnar, dass er sich meiner sicher sein kann.
Viggo ist im Ganzen wie ein ungeschliffener, roher Diamant. Was sicher der Grund dafür ist, dass er mich und andere gern in Verlegenheit bringt.

Und nach manchem Seitenblick, den ich zu Derek tat, bemerkte ich, dass es auch ihm nicht wirklich zusagte mit anzusehen, wie Gunnar mich liebkoste. Denoch, Gunnar ist mein Ehemann. Was jeder von ihnen sehr wohl weiß. Womöglich hatte Gunnar gleichwohl die Absicht genau DAS zu demonstrieren. Obgleich ich ihm dies nicht unterstellen möchte. Denn seine Leidenschaft war durchaus echt! Und noch an diesem Abend bescherte er mir einen unsagbaren Sex.
Genau genommen war ich erschöpft. Wie an jeden Abend und es war schon spät. Aber Gunnar war nicht abzuweisen. War begierig mich zu ficken. Dabei ging es ihm nicht nur um sich. Er gedachte MIR alle möglichen Arten des körperlich erotischen Wohlbefindens angedeihen zu lassen. (Dieses Wissen ist mit Sicherheit ein Überbleibsel aus seiner Sektenzeit.)
„Du bist immer viel zu hektisch, im Ganzen. So verkrampft. Powerst dich viel zu schnell aus. Dann bist du erschöpft. Genieße und geh es besser langsam an und du wird merken, dass nicht nur der Höhepunkt lustvoller ist, sondern der gesamte Akt. In der Langsamkeit liegt die Würze der Lust.“, sprach es und schenkte mir ab dato unsägliche Wonnen. Ich gab mich hin und genoss. Und in der Tat war ich am Ende weder entkräftet, noch ausgelaugt. Wie sonst zumeist. Ich fühlte mich für eine Weile seit langem wohl und behaglich in meiner Haut und.....durchaus befriedigt.

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Da es gestern Nacht verhältnismäßig spät wurde, so gegen halb zwei, schliefen wir heute Morgen aus. Ich erledigte meine Anrufe gleich nach dem Frühstück und eigentlich gedachten wir nach Stockholm zu fahren. Jedoch verweilen wir jetzt besser hier.
(Und sollte ich in der Tat ganz ehrlich sein, reizte mich ein kleiner Ausflug zum Zentrum......)



Montag, 23. Februar 2015

Wahrheit und Erinnerung




Mein schlechtes Gewissen, bezüglich Wanja, plagte mich weiterhin. Was zu Folge hatte, dass nach wie vor, in unterschiedlich langen oder kurzen Abständen  eindringlich miteinander darüber sprachen.
„Was empfindest du für ihn?“, war eine von Gunnars Fragen.
Ich dacht kurz darüber nach und sagte: „Erinnerung.“, was in der Tat der Wahrheit entsprich.
„Aber da ist doch noch mehr?“ Aufmerksam beobachtete er mein Gesicht.
„Ja. Vielleicht. Du weißt, ich liebte ihn damals über die Maßen. Mehr, als ich Felicio je geliebt habe.“
Gunnar räusperte sich. „Das ist eine ganze Menge. Wenn du mich schon seinetwegen am Traualtar stehen ließest, was erwartete mich dann erst wegen dem Russen?“
„Er ist Ukrainer.“, bemerkte ich leise und im selben Atemzug sprach ich Lara an. Denn genau genommen verspürte ich in diesem Moment eine gewisse Leidenschaft für meinen Ehemann. Welche zum Teil womöglich auch daraus entsprang, die angespannten Wogen zu glätten. Insbesondere die reumütigen in meinem Kopf. Die immer wieder ein pochendes Geräusch hinterließen, das so ähnlich klang wie: Lügnerin! Betrügerin! Verräterin!
„Wann hast du sie gefickt?“, fragte ich. Weil es mir wichtig war.
„Heute Morgen.“, sagte er glatt heraus. „Und du den Russen?“
Ich senkte meinen Blick und biss mir auf die Unterlippe. „Heute Morgen.“, was sich durchaus glaubhaft anhörte. Denn Gunnar wusste ganz genau, dass ich abends stets zu müde dafür war.
Dachte ich nur an Wanja, mahnte mich erneut mein Gewissen und ich entschuldigte mich bei Gunnar wieder und wieder. „Es tut mir leid. Ich hätte das nicht tun sollen.“
Er gab sich trotz alldem cool und gelassen. Nahm mich in seine Arme und küsste mich. „Lass gut sein jetzt. Auch wenn du mit ihm geschlafen hast, hat es zumindest seinen Zweck erfüllt, dass du zum Teil erfahren hast, was seine Pläne sind.“
„Er will Rache“, warf ich ein. Nur um meine Stimme zu erheben. Zu hören, was noch ein bisschen mehr wie bedauernd für mich klang und mich beruhigte. Zumindest nahm ich das an. Denn es war gut anzusprechen, dass meine Verfehlung, wenigstens dem Anschein nach, einen Sinn zu haben schien.
Und kontemporär zu meinem schweren Herzen wegen dem Vertrauensbruches, meldete sich meine Eifersucht.
„Du liebst Lara. Nicht wahr?“, fragte ich fordernd. Hielt den Kopf dabei gesenkt und sah ihn von unter her an.
Gunnar atmete tief. „Ich mag sie. Ja. Vielleicht So, wie du Derek magst.“
„Nein.“, schüttelte ich mit dem Kopf. Denn ich war beileibe nicht in Derek verliebt. Es war ausschließlich eine aufreizende Schwärmerei. „Du magst sie sicher um einiges mehr.“
„Und warum sagst du mir nicht, wie sehr du Wanja liebst. Du erwähntest bereits, wie viel er dir in der Vergangenheit bedeutet hat. Aber WAS bedeutet er die JETZT?“
Ich schnaufte. Sollte ich Gunnar tatsächlich eine aufrichtige Antwort geben? Denn ich wusste genau, wenn mich mein schlechtes Gewissen so derart plagte, war da noch immer Liebe zu Wanja in mir. Alldieweil ich über Derek nicht einmal annähernd so nachdachte. Oder mich fühlte. Außerdem war ich mir durchaus bewusst, dass in meinem Herzen offensichtlich noch immer dazu bereit war, erneut mit ihm zu gehen. Denn einerseits fühlte ich mich des Verrates an Gunnar schuldig. Jedoch andererseits, ging mir Wanja nicht aus dem Kopf.
Gunnar wartete auf eine Antwort und ich musste sie ihm geben. Sofort! Da führte anscheinend kein Weg daran vorbei.
Also gut.
Ich strich mir mit beiden Händen über das Gesicht und stöhnte leise. „Ja. Vielleicht ist da doch noch etwas Liebe. Mag sein.“, gab ich ihm bedauernd zu verstehen. Setzte jedoch noch im selben Augenblick zur Gegendarstellung an. „Es war nicht nur die andere Frau, weswegen ich ihn damals verließ. Er ist ein Ehrenmann. Daran besteht kein Zweifel. Er sieht sich gern als der Ritter in der goldenen Rüstung, der das Fräulein vor dem bösen Drachen errettet. Aber da sind noch sie viele andere Belanglosigkeiten, die ich zum Anlass nahm zu gehen.“
„Die da wären?“, bohrte Gunnar nach. Er schien es tatsächlich diese Mal genau wissen zu wollen.
„Sein übertriebener Ordnungssinn. Die vehemente Disziplin. Das militärische in seiner Art. Das Männlichkeitsgetue und die Denkweise über den Platz der Frau. Dem konnte und wollte ich mich nicht unterwerfen. Das alles war mir zu durch und durch konservativ. Ich wollte frei sein von all den Konventionen. Nicht unter derartigen Zwängen leben. Und dann noch die Politik!“ Nun war beinahe alle raus und ich ereiferte mich. Die Wahrheit, sowie meine eigenen Rechtfertigungen, flogen Gunnar nur so um die Ohren.
Gunnar begann zu lächeln. „Dann hast du jetzt genau den richtigen Mann.“
Ich wusste genau, was er mit diesem Ausspruch meinte. „Und was ist mit der Liebe?“, fragte ich sanft.
Gunnar schien es nicht fassen zu können,  wie ich so etwas überhaupt fragen konnte. „Was denkst du nur? Ich liebe dich. Wir gehören zueinander. Waren und werden immer zusammen sein. Auch wenn ich in diesem Leben aller Wahrscheinlichkeit nach durch die Zeit in der Sekte Empfindungs- geschädigt bin. Mag sein, dass ich gelegentlich meinen Neigungen folge mit Siv und ihren Schwestern. Oder Verlangen nach anderen Frauen verspüre. Aber LIEBEN, Rea, tue ich DICH!“
Und noch im gleichen Augenblick veränderte sich sein Blick. Er schien traurig,  befangen, fast mutlos zu sein. Als hätte er gerade in seinem Inneren die eigenen Fehler entdeckt. Denn er fragte: „Aber DU liebst mich doch und wirst zu mir halten? Nicht wahr? Wir stehen das alles zusammen durch?!“
„Aber ja.“, versuchte ich ihn zu beruhigen. „Natürlich tue ich das!“
Offenkundig hatte auch Gunnar seine Ängste und wusste genau, wo seine Fehler lagen.

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Ein angenehmer Schlaf übermannte mich nach einem lebhaften und leidenschaftlichen Sex. So beschützt und geborgen in Gunnars Armen. (Obgleich Wanjas Arme, an die ich dachte, viel stärker waren!) Da war die pure Entspannung. Wohl auch, weil wir uns unsere Fehler gegenseitig vergaben....was erleichternd war. Und trotz alledem NOCH in Liebe bei- und miteinander waren.

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- Ein Video von Ian.. Nach so langer Zeit des Schweigens. Sonderbar.
- Ein kurzer Anruf von Marie. Gunnar war glücklich seine Kinder zu hören.
- Lisa Anekelea brachte am 22. Februar ihre Tochter Lola zur Welt.
- Nichts von Kevin. Er scheint noch immer gekränkt zu sein, dass ich ihn nicht erhörte.
- Wanja sendet mir ab und an eine SMS. Ich antworte....manchmal.

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Heute Morgen schien GUNNAR die Leidenschaft gepackt zu haben. Er wurde beinahe dreist.
„Du hast mein bestes Stück lange nicht zwischen deine Lippen genommen. Wie wäre es damit?“ Er grinste. „Ahhh! Jetzt denk’ nicht an Lara. Das war gestern. Und ich war bereits wieder in DIR drin.“ Gunnar hatte in meinem Kopf gestöbert und die Bilder von Lara und ihm gesehen, welche mich argwöhnisch plagten. „Ich geh ihn waschen und dann......“
Natürlich ließ ich mich darauf ein. Warum auch nicht? Es glättete sicherlich weiterhin die eifersüchtigen, zweifelnden, ängstlichen, beklemmenden, kummervollen Wogen zwischen uns und trug zum Vertrauen bei. Selbst Gunnar schien dieses Verlangen zu teilen. Denn auch er liebkoste mich überall.....



Sonntag, 22. Februar 2015

Der „alte Freund“ und das „Gewissen“



Ich hatte Derek überredet nach dem Lunch mit mir zum Zentrum zu fahren.
„Nur rasch eine Massage. Nichts weiter....und zurück. Es dauert nicht lange. Bis Gunnar zurückkommt, sind wir längst wieder hier.“
Ein wenig Widerwillig und mit Bedenken kam schlussendlich ein: „Okay.“

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Genau genommen hatte ich geplant meinen Wagen vom Zentrum mit hier her, zu Erik zu bringen. Denn, wenn Gunnar am Wochenende zum Geburtstag seines Bruders nach Stockholm fährt/führe, wird er sicherlich nicht vor dem Mittag des nächsten Tages, oder noch später, zurückkommen. Infolgedessen hätte ich genügend Zeit, mit meinem Wagen zum Zentrum zu fahren, um..... noch einmal allein und face to face mit Wanja zu sprechen.
So der Plan.

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Als ich so gegen vier am Nachmittag die Wellness-Einrichtung verließ, sah ich von weitem Gunnars Wagen stehen. Ich dachte sofort an Lara. Oder womöglich auch eine andere seiner zahlreichen Gespielinnen. Wer weiß. Dachte ich, und gab Derek zu verstehen, dass er allein vorausfahren solle. Ich käme umgehend mit meinem eigenen Wagen nach.
„Ich will dich im Rückspiegel sehen.“, war seine Bedingung, die ich selbstredend einhielt.

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Gunnar kam so gegen halb acht zu uns in den Zauberwald. Meinen Wagen hatte ich ein wenig versteckt hinter dem Holzschuppen geparkt. Sodass er nicht gleich zu sehen war. Nun ja. Am Morgen würde er ihn sicher entdecken.....und aller Wahrscheinlichkeit nach Fragen stellen. Sollte ich ihm die Wahrheit sagen? Nein!
Dennoch stellte ICH ihm die Frage und erwartete eine Antwort in Ehrlichkeit. So wie er es versprach. „Wo bist du solange gewesen?“
Er erzählte, was er alles erledigt hatte, und auch, dass er im Zentrum war, um nach dem Rechten zu sehen und die Umzugsfirma anzuweisen, was einzupacken sei.
„Warst du bei Lara?“, fragte ich dann.
„Ja. War ich.“
Ein müdes Lächeln überzog mein Gesicht.......nichts weiter.

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Wollte ich noch Sex an diesem Abend mit meinem Ehemann? Wo er doch bereits bei Lara gewesen war. Obwohl ich ein gewisses Verlangen verspürte, entschied ich mich für ein NEIN.....und wir saßen ausschließlich noch ein langes Weilchen mit den anderen zusammen. Sprachen miteinander und sahen fern.
Zu Bett gingen wir etwa gegen zwei. Zu spät für mich. Im Grunde dachte ich, ein Gläschen Rotwein würde mir die nötige Schwere bescheren, die ich offensichtlich an diesem Abend nötig hatte, um zu Bett zu gehen. Aber als wolle mich der Alkohol Lügen strafen, war ich lebhafter als zuvor.
Heute Morgen schliefen wir aus. Nichts lag an.
Der Tag verlief wie gewöhnlich. Die Männer redeten und scherzten reichlich miteinander. Erik, Joseph und Taylor bereiteten die Speisen. Garten, brieten und bucken, dass man hätte denken könnte, sie würden eine ganze Kompanie verköstigen müssen. Derek hatte andere Aufgaben. Gunnar stand mit den Herren in der Küche und half gelegentlich. Man redete miteinander. Es ging, und es geht beinahe ständig, um „zauberhafte“ Dinge.  Viggo hatte „Feuerdienst“. Er war im Schuppen. Hackte Holz und brachte es in unterschiedlichen Zeitabständen zu uns herein, wo er die Holzscheide an die Feuerstellen legte.
Was für ein Glück, dachte ich, dass Gunnar nicht die outdoor Arbeiten verrichtete. Auf diese Weise blieb mein Wagen von ihm tatsächlich unentdeckt.

Gunnar brach, ohne meinen Wagen gesehen zu haben, gegen halb fünf zu seinem Bruder nach Stockholm auf, um mit ihm und seinen Freunden Geburtstag zu feiern.
Nur wenige Minuten später schrieb ich Wanja eine SMS. Fragte ihn, ob er Zeit hätte....zu reden. Und im nächsten Augenblick schon läutete mein iPhone. „Да. Конечно.
Somit waren die Weichen gestellt. Dachte ich. Aber ich hatte nicht mit Viggo gerechnet, der meinen Wagen selbstredend gesehen hatte. Als ich mich klamm heimlich aus dem Haus geschlichen hatte, um ins Zentrum zu fahren, tauchte urplötzlich, als hätte er von Erik die Kunst des sich unsichtbar Machens bereits gelernt, Viggo hinterm Holzschuppen auf.
„Tz, tz, tz. Na so was. Wollen wir uns heimlich davon stehlen?“ Er grinste.
„WIR wollen gar nichts. ICH werde JETZT mit meinem Wagen fahren!“, gab ich mich selbstbewusst und gebieterisch.
„Wohin soll’s denn gehen?“
Ich stutzte und hatte mitnichten die Absicht IHM auch nur mit einem einzigen Wort von meinen Plänen zu berichten und ging einfach nur weiter auf die Tür meines Wagens zu. Viggo schob sich zwischen mich und das Auto. Er stand direkt vor mir und sah mir provokativ in die Augen. Bewegte sein Gesicht mit einem Schmunzeln einige Millimeter vor dem Meinen hin und her. Sog die Luft tief und hörbar in seine Nase ein. „Du riechst gut.“
„Was willst du?“
„Dich küssen.“, forderte er ein wenig dreist.
Ich schwenkte um. Stemmt die Fäuste demonstrativ rechts und links in meine Hüfte und schnaufte lauft „Was ist eigentlich los mit dir?“
Viggo antwortete nicht und blieb genau so stehen. Er sah mir direkt in die Augen und berührte mit seinen Köper ganz leicht den Meinen. Ich konnte seinen Atem auf dem Gesicht meiner Haut spüren und hören, wie er immer hastig wurde. Viggo schien erregt zu sein. Denn ich nahm da etwas wahr an meinem Bein, was sich regte.
„Viggo! Jetzt ist es genug. Lass mich einsteigen!“, forderte ich und wenn Viggo ganz genau hinsah, würde er sicher in meinen Augen und Gedanken lesen können, wie mein Selbstvertrauen so allmählich schwand.
Vigggo bewegte sich nicht von der Stelle.
„Was soll das hier werden?“, fragte ich und bemühte mich um einen verärgerten Tonfall. Er lächelte nur und änderte seine Position um keinen Millimeter. Stattdessen hob er seinen linken Arm und strich mir mit dem Rücken seiner Hand über die Wange. Ich wich NICHT zurück. Lächelte ihn stattdessen beinahe kokketierend an und zog dabei, wie Gunnar es zu tun pflegt, die linke Augenbraue nach oben.
Er öffnete den Mund ein wenig und leckte sich über die Lippen. Seine Augen funkelten.
„Jetzt küss mich endlich. Ich habe nicht ewig Zeit.“ Ich griff mit meiner Hand um seinen Nacken und zog ihn diesen einen Zentimeter zu mir heran. Drückte meine Lippen auf die Seinen und im selben Moment umschlangen mich seine Arme und hielten mich fest. Er küsste mich ungestüm. Ich wich mit meinem Kopf zurück. „Warte. Nicht so hastig. Nicht so grob. Bitte.“
Viggo lächelte und wurde sanfter. Nur fand die Küsserei kein Ende und wurde stetig leidenschaftlicher.
Oh. Oh. Dachte ich so und sträubte mich ein wenig und stemmt mich mit meinen Händen gegen ihn. JETZT ist es allerhöchste Zeit die Notbremse zu ziehen! Bevor es noch zum Äußersten kommt. Obgleich ich dennoch vermutete, dass Viggo es nicht wagte........und genau so war es auch. Urplötzlich hörte er auf mich zu küssen und ließ mich los. Ging ein, zwei Schritte zurück, hob seinen Kopf und breitete die Arme aus. „Erst dann, wenn DU es willst. Wenn DU mich darum bittest.“ Er setzte ein überlegenes Lächeln auf. „Fahr!“, sagte er noch. Wandte sich ab von mir und ging ins Haus.
Phhhuuu. Aber jetzt zügig!

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Ich parkte den Wagen an unserem Haus. Unauffällig.
Wanja erwartete mich bereits und bat mich zu sich herein. Ich zögerte.
Er streckte die Hand nach mir aus. „Du hast doch nicht etwa Angst vor mir? Komm. Ich tue dir schon nichts.“ Ein herzliches Lächeln folgte. Ich trat ein.
Anfangs plauderten wir eine Weile über Belanglosigkeiten. Gerade so, wie die Pokerspieler. Keiner gedachte offenkundig dem anderen seine Absichten Preis zu geben.
Dennoch meldete sich nach einigen Minuten bereits seine fürsorgliche Seite und er bot mir ein stilles Wasser an. „Du musst etwas trinken. Und sei nicht so nervös. Wenn du magst, bestelle ich schon mal das Dinner.“
„Ja. Bitte. Tue das.“ Und während ich so da saß und Wanja beobachtete wie er die Bestellung aufgab, kamen so ganz alt bekannte Gefühle in mir auf. Ich war bei dem Einen und sehnte mich nach dem Anderen. WAS hatte ich eigentlich hier zu suchen? Wäre es nicht besser gewesen Gunnar zu begleiten? Oder zumindest bei Derek zu bleiben? Was hatte ich mir nur dabei gedacht? Aberteuerlust? Gut möglich. Und ich belog mich selbst, wenn ich mir einbildete in einem Gespräch mit Wanja etwas erreichen zu können. ER würde niemals von seinem Masterplan ablassen.
Ist er vielleicht sogar besessen von mir? Was ich mir nicht vorzustellen vermag. Wo er doch stets so überaus cool erscheint. So integer, allen erdenklichen Situationen gewachsen.
Trotz aller aufkommenden Bedenken, fasste ich doch verhältnismäßig schnell wieder Vertrauen zu meinem „alten Freund“.

So allmählich tauschten wir neben unseren Gesprächen nicht nur Nettigkeiten, sondern gleichwohl sich angenehm anfühlende Zärtlichkeiten auszutauschen.
„Wo ist dein Mann?“, fragte Wanja, obwohl ich mir sicher war, dass er es bereits wusste.“
„In Stockholm. Sein Bruder Carsten hat Geburtstag.“
„Warum bist du nicht mit ihm gegangen?“
„Derartiges Partygetümmel samt betrunkener Leute ist nichts für mich.“
Wanja schmunzelte. „An deiner Stelle hat ihn diese blonde Frau begleitet?“
Ich horchte auf und Wanja sah mich abwartend an. „Was? Blonde Frau?“
„Ja. Er kam am frühen Abend hier vorbei. Hielt vor dem Haus, indem sie wohnt. Sie kam heraus, stieg ein und gemeinsam fuhren sie fort.“
Zorn und Enttäuschung breitete sich in mir aus. Ich schnaubte vor Wut.
„Was? Das wusstest du nicht?“
„Nein.“, erwiderte ich ernüchtert. Schluckte diese bittere Pille hinunter und besann mich rasch auf den Augenblick.
Während Wanja und ich so beieinander saßen, bemächtigte sich meiner ein unbändiges Verlangen nach seinem Körper. Was er selbstredend bemerkte. Da es ihn offenkundig ähnlich erging, nahm er mich bei den Hüften und während ich meine Hose samt Slip eilig nach unten zog, hob er mich auf seinem Schoß.
„Vorsichtig Wanja. Bitte.“ Ich ließ mich fallen und lehnte meinen Rücken an seine Brust. „Tue mir nicht weh. Du weißt.....“
Wanja unterbrach meinen Satz. „Ja. Mein Penis war dir schon immer zu groß. Ich weiß.“ Er grinste. „Ich werde g-a-n-z behutsam sein.“

Wanja kam schnell. Was mir sagte, dass er offenbar für längere Zeit mit keiner Frau zusammen war. Ich blieb noch einige Minuten lang auf seinen Beinen sitzen. Genoss das Gefühl des ausgefüllt Seins durch sein voluminöses Geschlechtsteil. Es war zumeist nur der Anfang, der mich schmerzte. Was dieses Mal kaum zu spüren war. Was aller Wahrscheinlichkeit an meinem eminenten Verlangen lag.

Die Gespräche und der Sex hatten mich bereits einigermaßen erschöpft. Trotz alledem versuchte ich mit dem letzten Stück meiner geistigen Kraft ein Gespräch zu beginnen, welches dem Grund meines Kommens näher kam. Denn genau genommen beabsichtigte ich Wanjas Pläne zu erkunden und.....ihn gegebenenfalls sogar umzustimmen. Nach einigen Sätzen des um den „heißen Brei“ Redens, wurde es mir jedoch zu mühsam mit dem Geschwafel. Alldieweil meine Aufmerksamkeit der stetig wachsenden Müdigkeit wich. Fatigue! Infolgedessen platze ich schlicht und einfach heraus: „Warum hörst du nicht auf mich zu quälen? Warum nimmst du mir alles, was ich lieben lernte. Alles was ich hab’?“
Wanja ließ mich ausreden. Fragen stellen und lamentieren und sagte dann: „Es könnte so leicht für dich sein. Komm zu mir und du hast alles was du dir wünschst.“
Seine Blicke trafen mich unmissverständlich. „Ich liebe dich über alles. Das weißt du genau.“ Ein bedeutender in tief gehender Blick traf mich direkt ins Herz.
„Du könntest hier bleiben mit mir. Müsstest nicht nach Deutschland ziehen.“
Ich horchte auf. „Woher weißt du das?“
Wanja lachte aufgeklärt. „Na ja. Aber das hat sich auch bereits wieder erledigt.“
„Wie meinst du das?“
„Dein Mann hat die Umzugsfirma angewiesen alles in eine Wohnung am Rande Stockholms zu bringen. Die, die ihr euch bereits angesehen habt.“
Ich war baff. Riss die Augen auf, staunte und hielt den Atem an.
Wanja lachte. „Was weist du überhaupt?“
„Aber DU weißt anscheinend über ALLES Bescheid!“, kam es vorwurfsvoll aus mir heraus.
Ich dachte an Gunnar. Wollte er nicht absolut ehrlich zu mir sein?
Nun gut Lara. Meinetwegen. Das war fast abzusehen......dass er nicht unbedingt allein auf einer Party sein wollte. Ob er dort nun jemand kennen lernte oder Lara gleich mit sich nahm, blieb sich gleich. ICH hätte ihn begleiten können...sollen.....müssen.
Aber WANN wollte er mir sagen, dass ER entschieden hat, doch hier in Schweden zu bleiben? Wo ich doch bereits meinem Vater zugesagt hatte. Was würde nun aus dem Süden Deutschlands werden? Sobald ich Genaueres wüsste, wäre es dringlichst notwendig meinen Eltern eine Nachricht zu übermitteln. Was für eine Blamage!.....für mich.
„Siehst du wie er dich belügt.“, schob Wanja noch einen Gedanken hinterher, der mich auf Gunnars Unzulänglichkeiten hinweisen, und noch wütender werden lassen sollte. DAS war mir selbstverständlich klar. Aber mein Hirn hatte bereits plausible Entschuldigungen für Gunnars Verhalten aufgespürt. Ich „deckte“ meinen Ehemann. Aber war nicht genau DAS Loyalität und vor allem Liebe?! Das zueinander Halten? In jedem Fall. Oder irrte ich da? Ich weiß es nicht.
Die Augen fielen mir bereits so allmählich zu und im dahin Dämmern kam noch eine Frage in mir auf: „Und was ist nun mit Gunnar?“, und ich vermochte nicht mehr genauer oder ganz und gar diplomatischer auf den Haftbefehl und den falschen Zeugen anzuspielen. Aber Wanja erriet offenkundig, worauf ich hinaus wollte. Er  wurde ernst. „Was soll mit ihm sein? Er hat Vergeltung verdient.“
„Wofür?“, fragte ich noch. Wohl wissend weswegen.

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Heute Morgen noch einmal verschlafener aber dennoch genüsslicher Sex. (Die Verbrüderung mit dem Feind? So zu sagen....und irgendwie. Ich fühlte mich als Verräterin.....aber dennoch wohl und geborgen in Wanjas starken Armen. Und dieses Gefühl war mir nicht fremd.
Es ist leicht, oder könnte es sein, sich wieder an ihn zu gewöhnen. Dies war und ist mir mehr als klar.
Und während ich noch so dahin schwelgte, läutete mein iPhone. Es war Gunnar.
„Die Familie gedenkt heute noch einmal gemeinsam zu feiern. Bevor meine Mutter und Thomas nach Amerika abreisen. Komm bitte zu Carstens Wohnung. Wenn möglich noch vor dem Lunch.“
„Oh! Dann sollte ich mich aber sputen.“
„Derek kann dich zum Zentrum fahren und dann nimmst du deinen Wagen bis hier her.“, was MIR sagte, dass er nicht wusste, wo ich war. (Oder mich belog?)
Die Bilder folgten Gunnars Worten und schossen durch meinen Kopf. Was würde mit Lara geschehen? Müsste er sie nicht zurück zum Zentrum bringen? Dann würde er meinen Wagen stehen sehen. Ups.
„Okay. So machen wir es.“, sagte ich flink und ich bemerkte, wie Gunnar stockte und für einen kurzen Moment verwundert zu sein schien.
„Ja. Ich, ich...“, stotterte ich, „....muss mich dann beeilen....“
„Okay. Dann sehen wir uns.“
So behände es mir möglich war sprang ich aus dem Bett, zog mir etwas über, rannte nach draußen und fuhr mein Auto „weg“.
Aber womöglich kam Lara auch ein Taxi genommen......wer weiß.

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Es war keinerlei Zeit, um das Geschehene aufzuzeichnen. Gleichwohl ich schon am Tag zuvor damit begonnen hatte, zumindest einen Teil niederzuschreiben. Stück für Stück. Ach, hätte ich es doch nur gleich in den Blog gesetzt.....
Meine Gedanken auf Gunnar und das kommende Familien-Szenario gerichtet, sputete ich mich. Bereits Geistes abwesend frühstückte ich mit Wanja. Duschte und stylte mich rasch, und verabschiedete mich. Wanja schüttelte nur mit dem Kopf. Einen kurzen Augenblick nur dachte ich daran, dass er mich hätte aufhalten können. Doch er tat es nicht. Ließ mich ziehen..........

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Noch ein wenig bedauernd, dass ich Wanja schon verlassen musste, aber im gleichen Atemzug beflissen damit beschäftig mich auf Gunnar einzustellen und meine Gedanken zu ordnen, damit mir bloß kein Lapsus passiert, fuhr ich gen Stockholm. Denn Gunnar stöberte gern in meinem Kopf.
Die Feierlichkeiten liefen allesamt ziemlich zwanglos ab. Ich fragte Gunnar nicht nach dem Tag zuvor und Gunnar fragte auch mich nicht nach dem, was ich getan hatte. Zuweilen sah er mich nur forschend an. Ich wusste, er vermutete etwas! Sollte ich ihm vielleicht doch besser die Wahrheit gestehen? Schließlich war mein Motiv ein durchaus ehrenvolles. Und ich musste nun nicht explizit erwähnen, dass ich mit Wanja schlief. Nur würde er ganz bestimmt danach fragen. Was dann? Vorgeben „bestechend“ gewesen sein zu wollen?
Doch JETZT war sicherlich NICHT der richtige Zeitpunkt für derartige Gespräche.

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Ich hatte ein derart schlechtes Gewissen, sodass ich Gunnar letztendlich (beinahe) alles gestand. Um auf Nachsicht zu hoffen, spielte ich am Ende noch drei wesentliche Karten aus. Nur hat er ohnehin bereits (fast?) alles gewusst.
Ich begann mit Lara, damit das Ganze noch eine Steigerung erfuhr.
„Du weißt doch, dass ich ab und an zu Lara gehe.“, sagte er. „Ist das so schlimm?“
„Du hast sie mitgenommen auf eine Party der Familie.“
„Es war nur eine Party. Die Familienfeier ist heute. Deshalb bat ich dich dabei zu sein. Überdies wäre es mir lieber gewesen DU hättest mich begleitet, anstatt Lara. Schließlich bist DU, Rea, meine Frau.“
Nun spielte ER seine Karte aus......Also konterte ich mit der Nächsten.
„Genau genommen gedachte ich Wanjas Pläne zu erkunden und ihn gegebenenfalls sogar umzustimmen. Das er uns endlich in Ruhe lässt. Das war der Plan.“, argumentierte ich. Was zu Beginn meines Treffens mit Wanja sicherlich der Wahrheit entsprach. Nur vermochte ich Wanjas Charme nicht zu widerstehen. Aber DIES gedachte ich Gunnar nicht explizit auf die Nase zu binden. Er würde früh genug danach fragen. Da Gunnar sich nicht weiter dazu äußerte, spielte ich die letzte Karte aus. „Und WANN wolltest du mir eigentlich sagen, dass du beschlossen hast, dass WIR NICHT nach Deutschland ziehen.“
Gunnar kratzte sich verlegen am Kinn. „Oh! Das ist mir tatsächlich entfallen. Und außerdem war keine Zeit.“
„O-k-a-y.“, sagte ich langsam, um den Fokus des Gespräches doch eher auf Gunnars Verstoß zu halten. „Das bedeutet jetzt was?“
„Das wir in Schweden bleiben.“ Punkt! Somit war die „Sache“ vom Tisch.

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Als ich nicht viel später meinem Vater dieses hin und her erklärte, schien er sogar froh darüber zu sein. Was mich doch anfangs erstaunte. Doch angesichts der Drohungen, die er beständig erhielt, verstand ich seine Erleichterung. Er wäre ein großes Risiko eingegangen. So sind wir nun auf uns selbst gestellt.
Aber, würde ich nur Wanjas Flehen erhören, würde es mir um Vieles besser gehen.
(Und WAS wäre dann mit Gunnar?)

Schlussendlich dann doch noch die Frage: „Du hast mit ihm geschlafen. Oder?“
„Ja. Und du mit Lara.“