Sonntag, 31. Mai 2015

„Sesshaft“ geworden




Es fällt mir nicht nur leicht, nach fast zwei Wochen der Abstinenz, den Namen meines Ehemanns auszusprechen und nach ihm zu rufen, nein, ich erfreue mich sogar daran. Und er scheint willig meinen Aufforderungen zu folgen. Ist wieder für mich da, nach den schweren Stunden, nachdem er seine Mutter verlor.
„Geht es dir gut?“, frage ich ab und an, tatsächlich besorgt und Gunnar fühlt, was ich fühle......wofür ich dankbar bin. Vielleicht ist es mir vergönnt, ihm nun endlich ebenso, wie er mir beständig, zur Seite zu stehen. Obgleich ich in den schlimmsten Stunden (aus gesundheitlichen Gründen) versagte. Wo ER doch stets und beinahe zu jeder Zeit bei mir war und sich beflissen um mich sorgte.
Bedauern, Reue und Scham  bemächtigen sich zuweilen meiner. Insbesondere, wenn ich Gunnar in Gedanken versunken in einer Ecke, am Tisch oder Fenster stehen sehe. Der Tot seiner Mutter muss ihm verständlicher Weise ungemein zusetzen. Dies ist mir mehr als bewusst. Und ich gebe mir, infolgedessen, alle Mühe, Groll und Eifersucht fallen zu lassen und ihm nun endlich beizustehen.

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„Wir bleiben vorerst hier.“, sagt Gunnar zu mir.
„Wo hier?“
„Bei Erik“ Aber heute, oder besser jetzt, werde ich zum Fußball gehen.“
Völlig entrüstet stand ich da. „Und dann?“
„Was und dann?“
„Kommst du zurück? Oder wird gefeiert? Wenn ja, mit wem und wo?“
„Gefeiert wird sicherlich. Der Rest wird sich ergeben.“ Gunnar blieb ruhig und sachlich. Wirkte nicht gereizt.
Ich konnte nicht verstehen, was da geschah. Kaum war Gunnar zurück gekommen und endlich wieder bei mir,  hatte mir seine Liebe geschworen, obwohl er von einer anderen kam und ich hatte ihm gerade erneut vergeben, war er bereit sogleich wieder fort zu gehen. WARUM??
„Es lenkt mich ab, von dem was war.“, sprach es meine Gedanken lesen und ging.
Völlig verwirrt war ich zurück geblieben. Hatte darüber nachgedacht demütig zu Derek zurück zu kriechen. Nur WIE sieht das in seinen Augen aus? Und was ich früher so liebte, nervt mich jetzt. Dieses Hin und Her. Von Mann zu Mann.
Wie mir scheint, bin ich doch nun offenkundig „sesshaft“ geworden.
Noch während ich über meine Lage und Gunnars Fehlverhalten nach sinnierte, öffnete sich die Tür und Gunnar kam zurück. Nahm mein trauriges Gesicht zwischen seine Hände, sah mir tief in die Augen und sagte: „Ich komme zurück heute Abend. Versprochen. Aber jetzt, lässt du mich gehen. Ist das ein Deal?“ Er küsste mich.

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Letztendlich ließ ICH meine Sorgen doch eher bedenkenlos von Derek zerstreuen. Survte im Netzt, sah fern, ging ein wenig spazieren mit Viggo und wartete auf meinen Ehemann. Der tatsächlich kurz nach Mitternacht zurückkam. Stine hatte ihn mit ihrem Wagen hier her gebracht, weil er und seine Brüder zu viel Alkohol getrunken hatten. Nun blieb sie für diese eine Nacht bei uns. Was Erik nutzte, um sie auf ihre Gabe hinzuweisen, der sie noch immer nicht folgen wollte.

Ich hingegen nutzte Gunnars Alkohol geschwängerten Schlaf, stöberte auf seinem Handy und wurde fündig. Da waren Fotos von seinen Konkubinen. Allem voran von Alexa. Eines davon zeigt sie beide im botanischen Garten in Brooklyn beieinander sitzend. WIE kann DAS NUR „mögen“ sein?
Nun, trotz alledem sind solche Frauen für Gewöhnlich nur Strohfeuer, die rasch  verglühten. Ich hoffe zutiefst, dass es mit dieser Alexa ebenso sein wird!
Merkwürdig ist nur, dass sie sich wieder und wieder treffen. Gleich wo. (Hat Gunnar womöglich ebenso noch eine andere Seelenpartnerin? – von der ich nichts weiß.)
Nun gut, auf meinem iPhone sind ebenfalls Fotos von Kevin, Wanja und Derek. Auch noch immer eines von Troels und sogar ein Selfie von Jason. Die Bilder von Jack habe ich schon längst entfernt.
Ich stellte Gunnar am nächsten Morgen nicht zur Rede. Gedachte nicht erneut zu diskutieren. Warum? Es nervt ihn nur und ändert nichts daran.



Samstag, 30. Mai 2015

Schlafend - gewechselt



Rein metaphysisch und lt. Quantenphysik könnte das Herzleiden auch von den vielen subtilen Verletzungen meines Ehemannes herrühren. Wie oft hat er mir das Herz gebrochen, wenn er sich mit anderen Frauen vergnügte??? Wie  oft war ich missmutig, verärgert, zornig und/oder depressiv, wenn er sich mit seinen Gespielinnen traf. Oder es nur ahnte/wusste?!

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In jedem Fall schlief ich am Abend voller Sorgen um meine Gesundheit mit Derek ein und wachte am Morgen in Gunnars Armen auf. Amazing!
Hatte er sich tatsächlich los reißen können von seiner derzeitigen Konkubine Alexa? Ging es mir sogleich durch den Sinn. Und erneut die Frage: WAS bedeutete sie ihm?
Andererseits war ich so über glücklich, dass Gunnar endlich wieder bei mir war, dass ich nicht mehr daran denken wollte. Trotz alledem schwankten meine Gefühle zwischen Liebe und Zorn. Schuld und Vergebung. Schuld deshalb, dass ich in einem überaus bedeutenden Augenblick seines Lebens nicht an seiner Seite gewesen war. Ihm nicht beigestanden hatte. Nur, er selbst hatte es, meiner Gesundheit zu liebe, so gewollt. Was sich nun im Nachhinein und letztendlich als vorteilhaft für mich erwies. Denn wäre ich bei Gunnar in Montana gewesen, wüste ich noch nichts von dem Leid meines Herzens und würde aller Wahrscheinlichkeit nach frohen Mutes die kommende Woche zur Mitox-Gabe ins Hospital aufbrechen. Obgleich mich bereits und bekanntlich  die letzen drei Male so ein merkwürdiges Gefühl der Ängstlichkeit und Sorge beschlich, ob diese Behandlung auf Dauer in der Tat so „unbedenklich“ ist.

Nun wachte ich also in den Armen des Mannes auf, dessen Rückkehr ich bereits so lange ersehnte und doch war da Wut in mir. Und selbstredend kamen sogleich die Vorwürfe, als mich Gunnar küssend an sich drückte und ich seine Hand zornig von mir stieß: „Lass mich in Ruhe! Geh doch zu deiner Alexa. Verschwinde!“ Ich schmollte. Gunnar schnaufte leicht und versuchte es erneut.
Natürlich ließ ich ihn gewähren. Schließlich war ich doch derart erfreut, dass er endlich wieder bei mir war. Andererseits kam mir für einen kurzen Augenblick der Gedanke, zu Derek zu gehen.
„Darf ich?“ Ich lag auf dem Bauch und Gunnar schwang sich über mich. Er wollte mit mir ficken.
„Aber ich habe meine Tag.“, bemerkte ich leise und zögerlich.
Er lächelte. „Das ist doch nicht schlimm. Ich werde ganz vorsichtig sein.“
Am Ende ließ ich es zu und gleich noch das Fellatio hinterher, nachdem er aus dem Bad gekommen war. Und während ich an Gunnars Penis saugte, ging mir diese Alexa nicht aus dem Sinn. Ich stelle mir vor, dass dieses  „Ding“, dass ich hier gerade lutschte, vor geraumer Zeit noch in ihr steckte.
Wie konnte ich nur? Aber dennoch tat ich, was ich tat und sogar mit Lust und einigem Vergnügen.

Später dann noch mal eine Diskussion, wo Erik zu uns stieß und versuchte zu schlichten. Alle anderen hatten sich wohl weislich für den Augenblick von uns entfernt. Ich gestand meine Schuld, die ich fühlte: „Es tut mir so leid, dass ich nicht bei dir war in den schlimmsten Momenten deines Lebens.“ Und dann schlug noch augenblicklich die Stimmung um. „Aber SIE war tröstend an deiner Seite. Hielt ihre Arme auf in die du willig fielst. Wie sehr liebst du sie eigentlich?“
Gunnar runzelte die Stirn. Er schien so verletzlich. „Ich liebe dich, Rea.“ Er blieb ganz still.
„Und was ist mir ihr?“, erwiderte ich noch immer trotzig und ein wenig unnachgiebig.
Er drehte sich für einen Augenblick zur Seite. Schien verdrießlich und genervt. Dann sah er wieder zu mir und breitete Schulter zuckend die Arme aus. „Natürlich. Ich weiß doch, dass sie dort nichts zu suchen hatte. Aber sie war nun einmal da!“, rechtfertigte sich Gunnar noch einmal vor mir. Er schien fast verzweifelt zu sein, ob meines Unmutes dieser Alexa wegen. Sicher hatte er erwartet, dass ich, wie stets und in dieser besonderen Situation, schlicht und einfach darüber hin wegsah und ihn vorbehaltlos und über glücklich zurück in meine Arme, mein Herz und mein Bett ließe. Schließlich ist er mein Ehemann. Und natürlich bedeuten ihm all die anderen Frauen nichts. Ha, ha! Was für ein Hohn das eigentlich ist. Ich schaukelte mich erneut hoch in Gedanken und Gunnar, sowie Erik, wussten das.
„Sieh doch“, griff Erik nun in die Unterhaltung ein, „Alles ist genau so richtig, wie es gekommen ist. Gunnar ahnte, wusste, dass es besser für dich war hier zu bleiben. So findest du vielleicht jetzt den Mut dich gegen die giftige Therapie zu stellen, wo du bisher noch unsicher und zögerlich warst. Und Gunnar hatte zwischenzeitlich einen Schoß, in dem er sich ausweinen und seine Sorgen hineinfließen lassen konnte.“
Wie treffend formuliert! Dachte ich so. Und da Erik meine Gedanken las, grinste er verschmitzt.

Letztendlich begrub ich all den Groll und die Eifersucht....aufs neue......und schwebte in die Arme meines Ehemanns zurück.

Derek schien sich zurückzuhalten. Hatte offensichtliche Probleme mich wieder bei Gunnar zu sehen. Ließ sich Erik für Außenarbeiten einteilen.

Ach, ich bin es so leid, Gunnar immer wieder zu zürnen. Es tut mir nicht gut.
Und heute habe ich einen „Kater“ vom Wein, was mir sagt, dass ein genussvolles Glas am Abend, zukünftig ausreichend ist.


Freitag, 29. Mai 2015

Herz – Problem



Der Tag hatte so gut begonnen. Nein. Nicht weil ich mit Derek schlief....und ausschließlich „schlief“. Nichts weiter. Es war einfach keine Zeit und mir stand eben sowenig der Sinn nach Intimitäten. Andererseits tat es (er) mir Leid. Denn irgendwie hatte ich Derek (trotz Menses) so heimlich für mich selbst das Versprechen gegeben und ich hatte gleichwohl Lust auf ihn. Aber dann, die Ernüchterung!

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Auf der Fahrt nach Stockholm scherzten und lachten wir noch. Derek und ich. Obwohl ich, so ganz ins Geheim, an Gunnar dachte. Ich sah zu Derek hinüber und stellte mir Gunnar vor. Wie er da neben mir am Lenkrad saß. Und genau genommen war Gunnar im selben Augenblick mit Alexa in New York, als ich......eine Diagnose bekam, die mich schon einigermaßen schockierte!

Man untersuchte mich mit bedenklichen Gesichtern. Entließ mich kurz und fragte dann: „Ist dies denn ihr Mann, ihr Lebenspartner?“
„Nein. Ist er nicht. Aber warum?“
„Ich dachte, sie sind verheiratet.“
„Ja. Bin ich auch. Aber mein Ehemann hat seine Mutter in Montana zu Grabe getragen und kommt erst in den nächsten Tagen zurück.“
„In jedem Fall wäre es gut, wenn auch er darüber Bescheid wüsste.“
„Über was?“
„Ihr Herz hat eine Insuffizienz. Und am liebten würden wir sie sofort operieren.“
„W-a-s?“
„Es schlägt viel zu langsam. Hat keine Kraft. Obendrein schließ eine der Herzklappen nicht richtig. In jedem Fall müssen sie Medikamente nehmen, die ihr Herz unterstützen. Anders geht das nicht.“
„Ist die Chemo vielleicht daran Schuld?“
„Ja. Das kann gut sein.“
Nun, dann ist dies endlich der Anlass damit aufzuhören! Hätte ich dies doch nur bereits früher getan! Hätte ich doch auf mein Bauchgefühl gehört! Aber nein! Man musste mich ja überreden, wegen der „besonderen Situation“ die Behandlung fortzusetzen. Man würde den Patienten stets raten die Dosis zu Ende zu nehmen. Verdammt! Wie ärgerlich!

Und nun,....warte ich auf meinen Ehemann, der.....alsbald nach Hause kommen wird.
Derweil trinke ich einen von mir ausgesuchten, guten Rotwein. Zur „Feier des Tages“ so zu sagen. Skål!!!



Donnerstag, 28. Mai 2015

Ich glaube dir.....

Text einer SMS an mich, welche meinen Zorn auslöste: „Jag tyckte att det var bara helt omöjligt att det var med Alexa till min mammas begravning. Där hade de ingen verksamhet och definitivt inte i Gunnar säng. Men det är euere sak. Hur som helst, jag skulle ha funnit det bättre om du Rea hade varit här.“ (Ich fand es einfach total unmöglich, dass diese Alexa mit auf der Beerdigung meiner Mutter war. DORT hatte sie nichts zu suchen und sicher auch nicht in Gunnars Bett. Aber DAS ist euere Angelegenheit. Jedenfalls hätte ich es besser gefunden, wenn du Rea, hier gewesen wärst.“)
Männer verraten Männer nicht. Infolgedessen kann diese Nachricht nur von Stine, Gunnars Schwester, gewesen sein.

Auf diese „Botschaft“ hin, konnte ich es kaum erwarten mit Gunnar zu skypen und ihn zur Rede zu stellen.
Als ich dann endlich, kurz vor seiner Abreise mit ihm reden konnte, sah ich sogar, wie diese Alexa im den Hintergrund durch das Bild huschte.
„Wer war das?“, fragte ich aufgebracht und offen misstrauisch. Gab aber den Inhalt der SMS, die ich bekommen hatte, nicht Preis. Warum sollte ich?
„Alexa.“, antwortete Gunnar wahrheitsgemäß. Was ich nicht erwartet hatte. Viel mehr dachte ich, dass er zu verschweigen suchte, dass sie bei ihm war.
„Was tut sie dort bei dir?“
„Na ja.“, Gunnar setzte sich an die Tisch vor die Kamera und kratze sich verlegen am Kopf.
„Sie war angeblich“, bei diesem Wort verzog er das Gesicht, weil er es offenkundig selbst nicht glaubte, „ganz in der Nähe und dachte mich besuchen und mir beistehen zu müssen.“
„Ich dachte, du bist in Trauer um deine Mutter?“ und nicht in fick Laune, hätte ich beinahe noch hinzugefügt.
„Bin ich auch.“
„Dennoch scheint sie dir offensichtlich die Sorgen zweiteilig vertrieben zu haben. Mit was auch immer.“ Gunnar grinste schief und anscheinend schien es ihm in der Tat peinlich zu sein, dass ich wusste, dass diese Alexa bei ihm war.
„Ich hatte mitnichten erwartet, dass sie so derart dreist ist.“, sprach ich schlicht und einfach aus, was ich dachte. Denn genau DAS fühlte ich in diesem Moment. Wie konnte sich diese (verfluchte Schlampe) Alexa so dermaßen in unser Leben einmischen und so demonstrativ an Gunnar Seite stellen? Wollte sie ihn tatsächlich für sich gewinnen?
Gunnar runzelte die Stirn. „Sie fliegt noch heute nach New York. Und ich......zurück nach Hause. Da ist nichts weiter.“
Da ist nichts weiter?? Nein? Tatsächlich nicht??? Diese Aussage brauchte mich zur Weißglut. Dennoch ließ ich mir nichts anmerken und fragte stattdessen: „Wann ist sie denn bei dir angekommen?“ Was ich in jedem Fall noch zu wissen gedachte.
„Ich sah sie erst bei der Beerdigung.“, kam die Antwort recht zügig.
Er senke den Kopf und hob in wieder. „Es tut mir leid. Mir ist durchaus bewusst, dass sie genau genommen NICHT hier her gehört. Aber was sollte ich tun?“
„Sie fort schicken und nicht noch in dein Bett holen in einer derart brisanten Situation.“
„Ja. Ich weiß. Ich habe es nicht übers Herz gebracht, ihr eine Absage zu erteilen. Außerdem hatte ich noch anderes zu tun und ließ sie einfach.......nur gewähren.“
„Anderes?“, rutschte es mir heraus. „Ja. Marie war hier, mit den Kindern, für einen Tag.“
„Ah! Nahm sich deine Konkubine jetzt auch noch fürsorglich deiner Kinder an?“ (Wie ich es nie vermochte?)
„Nein. Das ließ Marie nicht zu.“
„Da tat sie gut daran!“
Erneutes Schnaufe und ein beinahe verzweifeltes Gesicht.
Genau genommen sollte ICH an seiner Seite sein. Was er selbst jedoch aus Mit-Empfindungs-Gründen, meiner gesundheitlichen Lage gegenüber, nicht hatte haben wollte. Was mir vielleicht (!!!) implizieren könnte, dass er wusste, dass sie kam.

Was sollte ICH nun weiter sagen oder monieren. Infolgedessen ließ ich es.......und nahm es hin. Schließlich schlief auch ich nicht nur mit Derek in einem Bett.
Dennoch, auch wenn ich NICHT mit Derek ficken würde, was so wie so mehr oder weniger als Vergeltung für meines Ehemannes unzählige Verfehlungen zu sehen ist, würde Gunnar es ohnehin mit anderen Frauen treiben.

Gunnar war schlussendlich ganz froh, dass ich dieses Thema nicht weiter verfolgte und es (vorläufig) auf sich beruhen ließ.
„Mach’ dir keine Sorgen Rea. Alles ist gut.“, beruhigte er mich. „Ich bin bald wieder zurück.“
„Wie geht es dir?“, sagte ich nach einer kurzen Weile des (An-) Schweigens. Was streng genommen meine aller erste Frage hätte sein sollen.
Gunnar pustet die Luft aus seinem geöffneten Mund und seine Augen blickten recht traurig drein. „Geht so. Ich versuche nicht daran zu denken. Was selbstredend unmöglich ist.“ 
Bei DER Ablenkung, dachte ich so, wird es nicht wirklich anstrengend für dich sein.
„Wir sind schon alle am packen und so gut wie unterwegs.“, flocht er noch ein und formte seine Lippen zum Kussmund. „Ich liebe dich Rea. Auch wenn du es mir, vielleicht gerade im Augenblick, wieder einmal nicht glaubst.“
„Doch, doch. Das tue ich. Ich glaube dir.“.
Gunnar sah mich erstaunt an und nickte mir zu, während er kurz beide Augen zukniff. „Okay. Dann ist es ja gut.“

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Wie in einem Agenten -  Movie
Der Arztbesuch mit Derek, glich heute eher einer Odyssey.
Es war gerade so, als würde uns jemand verfolgen, als wir aus dem Zauberwald auf die reguläre Straße bogen. Der Wagen überholte nicht. Kam einmal näher und ließ sich dann wieder zurück fallen. Für mich war es Furcht einflößend, und für Derek muss es anstrengend gewesen sein.
Das Fahrzeug verfolgte uns bis in die Stadt. Bog aber dann kurz vor unserem Ziel in eine andere Straße ein und war weg. Aber als wir zurück fuhren und die letzten Häuser Stockholms hinter uns gelassen hatten, war er auf einmal wieder da bis.....zur Abzweigung zum Zauberwald. Dann sah ich ihn nicht mehr.
Merkwürdig. Was sollte das? Wer war das? Und warum? Ich fand das Ganze völlig unsinnig, absurd und lächerlich. Hatte da etwa jemand zu viel Zeit und nichts zu tun? Oder was?
Nichts desto trotz hatte Derek einige Einkäufe für die Zauberwaldküche erledigt und gleich anschließend waren wir in einem chinesischen Restaurant essen. Aus irgendeinem Grund verzehrte ich mich nach gebratenen Nudeln, Gemüse und Sojasoße. Sushi gab es dieses Mal nicht. Was gefühlt doch angenehmer für mich war. Denn ohne Gunnar hätte es mir ohnehin keine Freude bereitet.

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Befindlichkeiten
- ...es geht besser heute mit dem Magen. Trotz erneute Aufregung. Denn brav befolge ich Gunnars Anweisungen.
- Aber da war bereits wieder eine Panik-Attacke, die dieses Mal erstaunlicher und sogar fähiger Weise Viggo abfing. Er hatte es offensichtlich bei Derek gesehen, wie man in diesem Moment am besten mit mir umgeht.
- ...und auch meine Periode setzte ein. Gerade jetzt, wo Gunnar bald zurückkommen wird. Dennoch bot ich Derek an, mit mir zu schlafen. Denn es sind nur noch ein, oder zwei Nächte, die er mit mir verbringen kann.


Mittwoch, 27. Mai 2015

Auflösungen und Anweisungen




Derek hatte letztendlich Kopf schüttelnd aufgegeben. Seine misstrauischen und  unhaltbaren rassistischen Anschuldigungen gegen mich fallen lassen und lachte über seine Einfältigkeit und vor allem über sich selbst, was mich, so ganz persönlich, mehr als erleichterte. Ich war glücklich in diesem Augenblick und fiel Derek voller Entspannung ent-lastet, beruhigt und dankbar um den Hals.

Daraufhin folgte ein befreiender Wohlfühl-Sex. Entspanntes Schlafen und am nächsten Tag ein ausgedehnter Waldspaziergang, wo die Fotos entstanden.

Als ich jedoch mit Gunnar skypte, war all die Sehnsucht nach meinem Ehemann erneut so derart gefühlt Herz zerreißend und immens gegenwärtig, dass es mein Hochgefühl noch im selben Augenblick abebben ließ. Infolgedessen gestaltete sich die kommende Nacht mit Derek doch eher „nüchtern“ und kühl.
Und immer wieder die Frage von ihm: „Ist alles okay mit dir?“

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Gesundheits-Anweisungen aus der Ferne
Mein Magen scheint nach wie vor nicht wirklich in einem Gleichgewicht zu sein.
Wie soll er auch? Wenn in einem vierteljährlichem Rhythmus giftige Stoffe in meinen Körper gepumpt werden? Mag sein, dass ich seit der Mitox-Behandlung Schub frei bin. Was alles in allem ein Fortschritt ist. Andererseits, wie gut kann dieses Gift  jedoch für den Rest des Organismus sein?
Tatsache ist, dass ich bereits geraume Zeit mit dem Gedanken spiele diese Behandlung zu unterbrechen. Es aber bisher aufgrund meiner nervlichen Anspannung, die den unsäglichen Umständen im Zentrum geschuldet waren, unterließ. Womöglich wäre es nun doch Zeit dafür. Wenn nicht schon zu spät.
Alles in allem werde ich mich, sobald Gunnar zurückgekommen ist und wir darüber ausführlich gesprochen haben, zu meiner Naturheiltherapeutin begeben. Sie wird durch den Deltascan sehen, was mit meinem Magen nicht in Ordnung, und auch, ob der Helicobakter Keim noch immer am Ende des Zwölffingerdarms ansässig ist. Was für mich enorme Wichtigkeit besitzt. Schließlich entsteht erfahrungsgemäß aus solcherlei Keimen viel, viel Schlimmeres. Wie beispielsweise Magenkrebs. Und genau genommen dürft ich dies nicht einmal denken. Denn hier zählt, wie bei allem, „der Gedanke“! Weil genau daraus unsere Wirklichkeit entsteht. Auch, oder gerade hier, ist es so überaus schwierig die gewohnten Denkmuster zu durchbrechen. Denn ein Erfolg baut hier auf die eigene Selbstsicherheit, ohne jeglichen Zweifel auf.

In jedem Fall riet mir Gunnar vorerst zu homöopathischen Tropfen und Tees. Meinte überdies, dass es besser sei, erst (wieder!!) einmal auf Kaffee zu verzichten und zu jeder Mahlzeit, ob klein oder groß, ein, oder zwei Magensäurekapseln einzunehmen.
Doch bevor Gunnar zurückkommt, wird mich Derek am Donnerstag, also Morgen, zum Arzt begleiten und am Freitag zum Herzecho. Denn Gunnar wird sicherlich erst in den späten Abendstunden oder ganz und gar am Samstag  (endlich!!!) wieder bei mir sein. Und nicht wie versprochen, am Donnerstag. Alldieweil sich die Abreise aus Montana nun doch um einen Tag verzögert hat. (Was ich mir, um ehrlich zu sein, bereits dachte.)


Sonntag, 24. Mai 2015

Trouble im Zauberwald – Depri-Phase



Aus unerfindlichen Gründen gab es Diskussionen unter den hier Gebliebenen, in welchen man mich tatsächlich beschuldigte rassistisch zu sein. Was mir doch schlichtweg unmöglich scheint, da ich derzeit schließlich mit einem (überaus attraktiven!) Schokoladen braunen Mann an meiner Seite in einem Bett liege.
Ja natürlich gibt es unterschiedliche Arten des Rassismus. Heut zu Tage wird jeder, der sich gegen den allgemein gültigen main stream stellt schon im nächsten Augenblick gedankenlos und ohne weiter zu fragen in die rechte Ecke geschoben.
Dennoch, Tatschen, bleiben Tatsachen.
Es gibt drei wesentlich Punkte, die mir am Herzen liegen. Das ist der überhand nehmende Flüchtlingsstrom, das Erkennen der selbst ernannten, die Welt regierenden Elite und, dass die Ursachen dafür und allen Leides überhaupt, in der patriarchalen Gesellschaft liegen.
Viggo verstand in keinster Weise, was meine eigentliche Aussage war. Er vermochte mit meinen Worten über matriarchale Themen nichts anzufangen.
Joseph stand den Dialogen anfangs noch überaus interessiert entgegen. Kam offensichtlich nach und nach ins Grübeln und entschied sich dann das alles für einen mokanten Scherz zu halten. Worüber er sich für kurze Zeit zu amüsieren schien. Dann jedoch einlenkte, ernster wurde und aufrichtiges Interesse zeigte. Was mich ein wenig aufatmen ließ.

Nun, mag sein, dass der Disput in friedlichen Bahnen endete. Derek blieb trotz alledem ein wenig pikiert. Machte sarkastische Scherze über den Ku Klux Klan. Dessen ungeachtet schliefen wir in einem Bett zusammen (wo in dieser Nacht nichts weiter geschah).

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Heute Morgen lag da noch immer ein schaler Schleier der Unsicherheit und des Misstrauens zwischen uns. Was ich nicht verstand. Aus diesem Grund war ich verhältnismäßig schlecht gelaunt und versuchte Gunnar zu erreichen.
„Meinst du, ich sollte doch noch zu euch kommen?“, fragte ich aus pietätvoll nachempfindenden, sowie eigennützigen Gründen. Denn ich sehne mich nach meinem Ehemann...... und die Diskussion am gestrigen Abend sollte sich nicht wiederholen. Infolgedessen zog ich doch bereits beinahe meine Abreise in Erwägung. Welche ich bisher (aus egoistischen Gründen) doch eher vermied.
Gunnar lehnte mein Angebot entschieden ab. Was mich einerseits erleichterte. Andererseits die Frage aufwarf, wie hier nun weiter verfahren? Dass ich Gunnar vermisste, sagte ich leise als letzten Satz, um ihn nicht zu bedrängen und um ihn nicht zu verstimmen.
„Ich weiß.“, antwortete er in ruhigem, verständnisvollem Ton. „Wir sind am Donnerstag zurück.“
„Ich dachte nur......“

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Genau genommen hätte ich Lust mit Dereks Wagen nach Stockholm, vielleicht zu Troels zu fahren, um mit ihm essen zu gehen.
Viggo ist nach wie vor KEINE Option. Obgleich er mich ständig auf irgendeine Weise bedrängt.
(WAS hätte ich auch schon von WEM, der Männer, zu erwarten?)
Allerdings geht es mir heute jedoch emotional nicht wirklich gut. Da ist und war zu viel Energieverlust.....und die Sonne fehlt. Es ist so finster.
Womöglich rutsche ich in diesen Augenblicken bereits in eine Depression.......



Samstag, 23. Mai 2015

Sehnsucht



 (Zauberwald!)

Ich vermisse meinen Mann.
Mag sein, mit Derek zusammen, ist es wahrlich keine schlechte Zeit.
Dennoch sehne ich mich nach Gunnar!

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Sie wollten Christine nach Schweden überführen. Woraus offensichtlich nun doch nichts wird. Infolgedessen wird sie, am Dienstag, den 26. Mai,  in Missoula beigesetzt. Gut, dass all ihre Kinder und ihr Bruder dorthin geflogen sind. Genau genommen sollte auch ich dort sein. Doch an sich bin ich ganz froh, dass ich eben nicht dort bin.

In Gunnars Stimme schwingt nach wie vor eine große Traurigkeit. Obgleich er sich bemüht, sich gefasst und besonnen zu geben, bemerke ich doch wie ihm der plötzliche Tod seiner Mutter zusetzt. Was mitnichten verwunderlich ist.

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Anmerkungen:
- Wanja ist nach wie vor unzufrieden.
- Kevin meldet sich nicht
- Troels sendet ab und an ein paar Zeilen.
- Felicio und Ian manchmal ein Foto.
Wie es scheint, gedenken sie den Kontakt zu mir nicht gänzlich aufgeben zu wollen.



Freitag, 22. Mai 2015

Das Leben geht weiter



Da ich gedachte, mir eine Massage geben zu lassen und zum Frisör zu gehen, fragte ich Derek, ob er mir seinen Wagen leihen würde. Er fährt damit immer noch oft in unser ehemaliges Zentrum, um dort im Fittnessbereich zu trainieren.
„Ich denke, ich werde dich begleiten.“ Er lächelte mir zu und ich....lächelte zurück und nickte wohlwollend.
„Warum darf ICH dich nicht begleiten?“, fragte Viggo, der stets eine provokante Bemerkung parat hat. Insbesondere, wenn es um mich geht. Und bevor ich antworten konnte, setzte Derek bereits zum reden an. „Ich habe Gunnar schließlich versprochen auf Rea zu achten.“ Er zwinkerte Viggo zu. „Vielleicht kannst du ja hier nach dem Rechten sehen, solange ich fort bin. Joseph wird sicher deine Hilfe brauchen.“ Derek sah kurz zu Joseph hinüber und der nickte ihm zu. Wusste, wie und was Derek meinte.

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Als ich Derek fragte lag so in meinem Hinterköpfchen der Gedanke Troels womöglich an seinem Arbeitsplatz aufzusuchen.
Im Nachhinein bin ich ganz froh es nicht getan zu haben und erleichtert sowie glücklich darüber, dass mich Derek begleitet hat. Ich fühle mich bei ihm in der Tat sehr sicher. Und er ist immer ein Gentlemen. (Gleichermaßen im Bett.......zwinker.)

Alles in allem war es ein überaus ansprechender Tag mit gutem Essen, mehr oder weniger anredenden Gesprächen und ein wenig site seeing (außer dem Frisörbesuch und der Massage).

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Gunnar rief mich an, um mich in aller Kürze über die Ereignisse in Montana zu informieren, was mir das Herz erschwerte.
Christines Tot ist traurig, tragisch und viel zu früh gekommen.
Wie in aller Welt kann eine so verhältnismäßig junge, gesunde Frau einen Hirnschlag erleiden????? Sie hat weder getrunken noch geraucht und zelebrierte auch sonst einen überaus gesunden Lebenswandel.
Was für ein Glück, dass wir uns noch einmal in New Orleans begegnet sind!



Donnerstag, 21. Mai 2015

Motiv und Motivation




Derek und ich haben gemeinsam den Lunch zubereitet. Gut gewürztes Elchstaek mit Butter-Pastinaken, Soße und Kartoffeln. Für alle, die noch hier verblieben sind.
(Natürlich hatte ich das Essen abgelichtet. Nur habe ich bekanntlicher Weise kein "Händchen" dafür (und das Bild gleicht eher einem Verkehrsunfall).)

Gunnar hat sich noch immer nicht gemeldet.
Ich werde warten. Ihm nicht auf die Nerven gehen......

(...und ja, am gestrigen Abend ließ ich es trotz aller Müdigkeit geschehen und.....schlief, nach längerer Zeit, mit Derek.)

Mittwoch, 20. Mai 2015

Trauriges ist geschehen




Als wir gester Abend noch alle so beieinander saßen und über den vergangenen Tag resümierten, läutete Gunnars iPhone. Es war Thomas. Gunnar hob die Hand, um uns allen still schweigen zu gebieten. Seine Miene verfinsterte sich. Er stand auf und ging nach draußen. Erik folgte ihm......und dann die unglückselige Nachricht:
Christene, seine Mutter sei tot.

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Erik und Gunnar buchten noch augenblicklich einen Flug und sind noch in der selben Nacht nach Stockholm gefahren, um dort mit Hjalmar, Carsten, Sven und Stine zu sprechen. Sicher werden sie alle gemeinsam nach Montana fliegen.
Taylor, Gunnars Halbbruder, bestand darauf, sie ebenfalls zu begleiten.
In aller Eile wies Gunnar Derek noch an auf mich zu achten. In seiner Abwesenheit. Was ohnehin selbstverständlich war.

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Was ich allerdings nicht bemert hatte, zeigte sich heute Morgen zwischen Viggo und Derek in einer kleinen Platzhirsch-Rangelei. Denn.......Männer brauchen offensichtlich eine Rangordnung. Eine Hirachie.
”Warum hat Erik dir das Sagen erteilt. Ich bin doch schon viel länger hier als du.”, motzte Viggo Derek an, der darauf abgeklärter Weise nicht weiter reagierte. Nur Viggo  konnte es nicht lassen und stichelte weiter. Bis Derek dann doch etwas erwiderte. ”Vielleicht weiß er, wer die Übersicht behält und sich beherrschen kann.” Dereks Gesicht war beinahe ausdruckslos und er selbst agiert so wie so stets selbstsicher und der Situation angemessen. Bleibt dabei ruhig und respektvoll jedem gegenüber. Gleich, was wer zu ihm sagt. Bisher sah ich Derek noch nie aus der Rolle fallen. Beständigkeit und Integrität prägen sein Handeln. Was Eriks Entscheidung erklärt. Nur Viggo scheind dies nicht zu begreifen. Er ist oft wie ein kleines Kind. Unreif eben. Joseph hingegen akzeptiert kommentarlos Eriks Beschluss.
Infolgesedeen hat Derek in Eriks Abwesenheit hier die Regie. (Darf Anweisungen genben. Was mir Recht sein kann.) Selbst gestern Abend und vor allem heute Morgen, als ich nach so langer Zeit noch immer nicht mit ihm intim geworden bin, ließ er sich nicht merken. Gab sich einsichtig und verständnisvoll. (Amazing!)  Obwohl ich sehen konnte und weiß, dass er mir nur all zu gern noch viel näher gekommen wäre. Später, und bis hier her, war dann keine Zeit mehr dafür.
Während des Lunches gab es noch einmal ein Gespräch mit Viggo. Wo auch ich ihm erklärte, wie lax er sich zumeist benimmt....und ein wenig vulgär.
„Ah. Du magst lieber den Gentleman’s unter den Herren. Die genießen und schweigen.“
Derek und ich sahen uns an. Ich nickte und beließ es dabei.

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Nichtsdestotrotz sind meine derzeitigen Gefühle den Ereignissen geschuldet. Natürlich berührt es mich zu triefst, dass Christine nun nicht mehr bei uns ist. Ich vermag noch immer nicht wirklich zu begreifen, dass es sie nicht mehr gibt....ich sie nie mehr wieder sehen kann........Und Gunnar erst. Was muss ER für einen Schmerz erleiden.......was für ein Einschnitt in sein Leben!