Freitag, 30. Oktober 2015

Wie lang kann Liebe bestehen?



Gunnar erträgt es so tapfer ohne jegliche Konkubine zu sein.
Erstaunlich irgendwie.
Daraus schlussfolgere ich, dass ER es „könnte“, wenn ER nur „wollte“!
Warum tut er es dann nicht?

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Ich scheine die Neigung zu besitzen, mich wiederholt auf alte Liebschaften/Liebhaber einzulassen. Allerdings entbrennt meine Liebe zumeist für Männer, die mir in dieser Beziehung vermutlich ähnlich sind. Oder geht es ihnen ausschließlich um einen bequemen Fick? Was ich für unwahrscheinlich halte. Denn da ist ebenso Liebe, von ihrer Seite aus, im Spiel. Die so bedeutend ist, dass sie sogar bereit sind ihre jeweilige Beziehung mit anderen Frauen für mich aufzugeben. Zumindest sagen sie es. Oder hoffen (wissen) sie nur, dass ich mich letztendlich doch nicht von meinem Ehemann lösen werde? Für SIE folge dessen ein lohnender Fick ohne jegliche Konsequenzen. Ich weiß es nicht. Obgleich ich, oder Frauen offensichtlich im Allgemeinen, geneigt sind, den schönen Worten der Männer Glauben zu schenken.
In Wanjas Fall bin ich mir sogar verhältnismäßig sicher, dass ES seine Freundin, trotz Schwangerschaft, um meinetwillen noch immer verlassen würde. Oder ist es längst zu spät? Und er erfreut sich dann nur noch an gelegentlichen Treffen?
Wer weiß?
Wie komme ich darauf? Ja nun, Ian schrieb ein zweites Liebeslied für mich. Und das NUR für mich, wie er sagt. Sandte es mir gestern Abend zu und forderte mich, noch im gleichen Atemzug auf, mit ihm zu skypen. Gunnar saß nebenan und rümpfte missbilligend die Nase.
„Geh’ nur.“, sagte er dann. „Wenn es dir so wichtig ist?“ Seine Worte implizierten mir ein schlechtes Gewissen. Dennoch tat ich es und skypte mit Ian eine gute Stunde, in welcher er klar und deutlich anklingen ließ, dass er noch immer mehr als nur dazu bereit wäre, sein Dasein mit mir zu bestreiten.
„Mein Leben ist die Musik und ich weiß, es wäre schwer für dich. Jedoch könntest du mich begleiten. Vielleicht auch nur gelegentlich. Könntest du es dir zumindest immer noch vorstellen?“ Sein Stimme, sowie sein Gesichtausdruck erschien mir fast flehentlich zu sein. Dennoch wusste ich, dass ich nicht lange darüber nachdenken musste. Mein Herz schrie JA.
„Ja natürlich kann ich das.“, antwortete ich ein wenig gezügelt. Um nicht zu euphorisch zu erscheinen.
„Tatsächlich?“ Ian meldete Zweifel an. Andererseits strahlten seine Augen.
„Warum nicht. Wichtig wäre es nur, nicht ohne dich zu schlafen. Dies könnte ich nicht ertragen.“
„Ich weiß. Eine Lösung gibt es immer. Man muss es nur wollen. Glaube mir.“
„Was ist mit Annica? Wäre es nicht kränkend, IHR diese Schmach anzutun? Vielleicht dann doch nur gelegentliche Treffen? Was ihr womöglich ebenso zugute kommt, wenn SIE dich nicht verliert.“
„Du willst mich nicht! Erträgst mich nicht für immer. Ich bin dir zu nichtig, zu klein und zu proletarisch? Nicht wahr?“
„NEIN! Selbstverständlich nicht! Gunnar ist auch nur ein einfacher Mann.“
„Aber du liebst ihn, obwohl er dich offen betrügt?!“
Ich schnaufte. „Was willst du, Ian?“, wurde ich ungeduldig.
„DICH! Ganz und gar. Immer noch!“
„Nein. Du lügst.“, unterstellte ich ihm mit fast schon kapitulierenden Ton.
Ian schwieg eine Weile und ich sah, dass er zornig war.
„Verzeih. Das hätte ich nicht sagen sollen. Es tut mir leid. Nur klingt es so unglaublich, nach so langer Zeit.“
„Selbst wenn ich dich Jahre nicht sehe, ist meine Liebe zu dir nicht einfach verschwunden!“ Der Klang seiner Worte war beinahe ärgerlich.
„Mag sein. Aber du hast ein Leben mit einer anderen Frau.“
„Ja Und? Könnte ich mich entscheiden, würde ich wieder und wieder DICH auswählen!“
„Bedeutet dies, du bist nur mit Annica zusammen, weil du mich nicht haben konntest?“
„Ja. So in etwa. Und, weil SIE mich liebt.“
„Und du liebst sie nicht? Kein bisschen?“
Ian räusperte sich, was erahnen ließ, dass er sich bezüglich dieser Frage unbehaglich fühlte. Er atmete tief ein und zog die Brauen hoch. „Womöglich lerne ich sie zu lieben, wenn ich DICH nicht haben kann.“ Ian lachte kurz und die Züge seines Gesichtes waren sarkastisch.
„Sprich ruhig aus, was du denkst.“, forderte ich ihn auf, weiterhin seinen Worten freien Lauf zu lassen. Denn ich sah, dass da im Hintergrund noch etwas schwärte.
„Du hast mehrere von dieser Sorte, wie ICH einer bin. Oder etwa nicht?“
Ich sah ihn mit großen Augen an und wusste, was er meinte. „Wanja vielleicht. Mag sein.“
„Und Kevin, und Troels und Derek. Dein Ex-Verlobter Spanier gehört ebenfalls dazu.“
„N-e-i-n. Oh nein! Der nicht!“
„Oh doch. Hat er vielleicht bis jetzt geheiratet?“
„Nein.“
„Was bedeutet, ER wartet noch.“
„Das glaube ich nicht.“
„Aber DICH wollte er doch heiraten. Oder etwa nicht?“
„Ja schon. Aber....“
„Da fällt dich nichts mehr ein.“
Ich erinnerte mich meines Ehemanns. „Gunnar hat schon einmal all' meine  Optionen zerpflückt.“
Ian lachte herzhaft. „Aber natürlich tat er das!“
„Nur er hat Recht!“, erwiderte ich schon beinahe verzweifelt. „Kevin ist in der Tat ein so wunderschöner Mann. Nur was nutzt er mir in einem Rollstuhl? Ich kann es nicht ertragen ihn SO zu sehen! Derek ist zweifelsohne ein makelloser Adonis, mit einer Seele wie ein Engel. Aber er ist schwarz!“
„Braun.“, unterbrach er mich.
„Ja. Es würde sich für mich nicht ziemen. Verstehst du das nicht?“
„Denkst du, er ist zu dumm, um die Firma deines Vater in einer seiner Filialen zu leiten?“
„Nein. Natürlich nicht! Aber mein Vater würde ihm diese Aufgabe niemals übertragen.“
Ian schmunzelte. „Mir wahrscheinlich ebenso wenig.“
„Würdest du deinen Hang zur Musik weiterhin ausleben, selbstverständlich nicht.“
„Sage ich doch.“ Er grinste.
Ich schüttelte Schulter zuckend den Kopf.
„Den Russen würde er ohne weiteres als Schwiegersohn akzeptieren. Besonders jetzt, wo er zu Geld gekommen ist.“
„Mag sein.“
„Und Troels ebenso. Er ist klug, erfahren und selbstbewusst.“
„Er ist ein alter Mann! Was soll ich mit ihm? Welche Zukunft würde es für uns geben? Und wie komme ich überhaupt dazu, mit dir über meine Heiratsoptionen zu reden?“
Ian lachte. „Ich wollte nur, dass du darüber nachdenkst, dass Gunnar nicht der Nabel der Welt für dich sein muss.“
„Das weiß ich doch. Nur habe ich gelernt mit ihm zu leben. Ihn zu lieben und ich vertraue ihm. Ich weiß, dass er mich ebenso liebt.“
Nun lachte Ian unverholen. „Er betrügt dich fortwährend. Und...“
„Es bedeutet ihm nichts!“, fiel ich ihm ins Wort.
„Die Neue scheint er doch zu lieben. Oder etwa nicht?“
Ich schnaufte. WAS wollte er mir beweisen? Ich wusste es nicht. Denn er selbst rückte sich mit keinem seiner Worte in den Vordergrund. „Ja. Er sagt es. In der Tat. Allerdings WIE LANGE ist die Frage. Es gab schon einige vor ihr, wo ich dachte, dass er sie liebt. Und allesamt sind sie nun verschwunden.“
„Du gedenkst es also auszusitzen?“
Ich blieb gelassen. (Oder war ich geschlagen?) „Nun, welche Wahl habe ich denn? Ich liebe ihn. Und bis jetzt ist es bei keiner wirklich geblieben. Allesamt hat er so nach und nach wieder abgelegt. Bei Alexa“, ich sprach hier sogar ihren Namen aus. Obwohl ich dies gewöhnlich vermied!, „liegt der Fall ein wenig anders. Zugegeben. Nur habe ich berechtigte Hoffnung, dass er sie ebenso irgendwann fallen lässt. Gleichwohl es hier etwas länger dauern mag.“
„Du bist in der Tat sehr geduldig. Ich wünschte nur, DAS wärest du auch mit mir..... gewesen.“
„Ja. Du hast Recht. Aber da war noch dieser für mich so bedeutende Fakt, dass du durch deine Musik kaum bei mir wärest. Der immer noch beständig ist.“
„Ich gebe nicht auf Rea. Hörst du. Gleich, was du sagst. Niemals!“

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Derek schien an diesem Abend ebenso begierig zu sein, mit mir zu sprechen.
Da ich nicht ungerecht sein wollte, tat ich es.
Gunnar unterhielt sich indes mit den anderen und letztendlich gingen wir sehr spät zu Bett.

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„Was wollte Ian eigentlich von dir?“, fragte Gunnar heute Morgen, scheinbar beiläufig.
„Er hat einen Song für mich geschrieben.“
„Oh je.“ Gunnar verdrehte die Augen, „Dann ist er ja immer noch in dich verliebt.“
Ich antwortete nicht und lies die Angelegenheit Ian auf sich beruhen.

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Michael Greydog ist als letzter Gast hier angekommen. Er ist, wie jeder andere von Adams Freunden, etwas Besonderes. Witzig, aber dennoch ernst, verleiten seine Worte oft zum Schmunzeln.



Donnerstag, 29. Oktober 2015

Was WIRKLICH IST?



Es ist so wunderbar Gunnar rund um die Uhr wieder bei mir zu wissen. Obgleich er doch gelegentlich einige Stunden mit Adam, Leo und Rodney outdoor seine Runden innerhalb männlicher Kreise zieht. Was ihm selbstverständlich zugestanden sei.

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Wir waren den halben Tag unterwegs, um Geschenke zu kaufen. Für Marie und die Kinder. Gunnar erwarb selbstredend ebenso ein Präsent für seine bevorzugte Konkubine. Was ich beflissen übersah.

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Ich sehne mich nach Schweden.
WER hätte es gedacht.
Jedoch liegt New Orleans noch vor mir.........
Apropos „Schweden“. Fb ließ überaus beängstigende Nachrichten von dort verlauten. Dass das Kriegsrecht ausgerufen worden sein soll. Was nun aller Wahrscheinlichkeit nach, und zum Glück, ein fake gewesen ist. In den Nachrichten war davon nichts zu vernehmen. Dennoch scheint die Situation mancher Orts entsetzlich zu sein. Thomas berichtet ebenso von nichts Gutem. Unter diesen Umständen wäre es womöglich gut abzuwarten und unsere Reise weiterhin zeitlich auszudrehen.

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Zu New Orleans sei noch erwähnt, dass ich vorletzte Nacht ein langes Gespräch mit Marie hatte. Dieses Mal näherten wir uns schon einigermaßen an. Es gab keinerlei unstimmige Töne. Was mein Herz erfreut! Wie schön wäre es, mit ihr wieder „eins“ zu sein, wie in früheren Zeiten. So wie „Schwestern“ eben miteinander sein sollten. Seufz.....

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Wanja sandte mir politische Schriften zum lesen. Darin wurde dem russischen Präsidenten eine doch eher zweifelhafte Rolle im Weltgeschehen zugeschrieben.
Aber ja natürlich! Das hatte ich mir bereits gedacht. Jeder nutzt Propaganda auf seine Weise. Überdies bin ich nicht wirklich bereit, mich in diese vollends hinein zu denken. Was wissen wir schon, was WIRKICH IST?

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Die Vorbereitungen zu unserer Abschiedsfeier sind im vollen Gange. Die Gäste sind ebenso bereits eingetroffen. Alte Bekannte, so zu sagen. Robert und Silas. Michael Greydog wird noch erwartet. Nur der Wetterbericht verheißt nichts Gutes. Es soll regnen. Und kühl ist es geworden.

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Adam nutzt die letzten Gelegenheiten mir nahe zu sein. Mich zu berühren und heute küsste er mich sogar. Freundschaftlich selbstverständlich. Gunnar kam gerade herein.
„Du willst mir am Ende nicht doch noch meine Frau stehlen?“, fragte er und lächelte Adam an.
„Ich vermute, das dies nicht zu befürchten ist.“, antwortete ich an Adams Stelle. „Wer wird eine alternde, kränkelnde Frau schon wollen.“
„Jetzt ist es aber genug.“, wies mich Gunnar sanftmütig zurecht und Adam kam noch einmal auf mich zu. Nahm mich in den Arm und drückte mich fest an sich. „Jeder Zeit. Jeder Zeit. Jeder Zeit.“, flüsterte er mir zu. „Wenn du es nur willst.“ Er zwinkerte Gunnar zu, der neben uns stand. DER, für seinen Teil, zog, wie gewöhnlich in dergleichen Situationen, die linke Augenbraue nach oben und sah Adam doch eher verwegen an.
Im selben Augenblick kam Rodney herein. Sah von einem zum anderen, nahm mich bei der Hand und zog mich lächelnd nach draußen. „Es gibt nichts zu duellieren. Ihr beiden. Ich entführe sie euch.“



Montag, 26. Oktober 2015

Keine „besondere“ Lektion



Ich hatte Grandma Kathys Einladung angenommen. Jedoch mit der Bedingung, dass Gunnar am Abend kommen und die Nacht mit mir verbringen durfte. Am Morgen, nach dem Frühstück, verließ er uns dann immer wieder.
Zuvor hatte ich ein Gespräch mit meinen Eltern, welches mich nur wenig erfreute. Sogar zornig werden ließ.
Ich hatte ihnen Freude strahlend mitgeteilt, dass ich alsbald wieder Eigentümerin des Zentrum sein würde. Und hoffte auf Billigung meines Vorhabens. Wanjas Beteiligung verschwieg ich selbstredend hier ebenso. Erklärte ihnen Thomas Situation und dass er nichts dagegen hätte, mich wieder mit ins Boot zu nehmen, um mir dann endgültig die Leitung zu übertragen. Denn ER hatte seinen Traum von der Ranch noch nicht vollständig aufgegeben und würde es nun doch in Erwägung ziehen, ihn weiter zu verfolgen. Noch einmal Weihnachten und Sylvester, in Erinnerung an Christine, in Schweden zu verbringen und ihn dann, im nächsten Jahr, umzusetzen. Und eben dies mit dem Geld, welches er von mir ( von Wanja!) für das Zentrum bekommen würde.
Ich hatte meinen Vater NICHT um Geld gebeten. Jedoch vermutete er dies, was ich sogleich dementierte. Dessen ungeachtet, machte er mir deutlich klar, dass er keinerlei Vertrauen in meine unternehmerischen Fähigkeiten hätte und riet mir von diesem „Projekt“ dringlichst ab.
Ich widersprach. „Jeder hat eine zweite Chance verdient.“, rechtfertigte ich mich.
„Das ist ein Satz für Versagen.“, war seine Antwort. „Warum wohnst du nicht einfach dort? Genügt das nicht?“
Natürlich! WAS hatte ich erwartet? Die alten Sprüche! Wie ich sie seit eh und je hören musste. Und meine Mutter blies mit in dieses Horn der Zurechtweisung.
Ich legte auf.
Ich vermute, sie werden Gunnar nun die undankbare Aufgabe übertragen, mich zur Räson zu bringen. Was ihm natürlich nicht gelingen wird.
Selbstverständlich ist mir bewusst, dass ich gesundheitlich wohl kaum in der Lage sein werde, das Zentrum, wie Christine, so persönlich und aufopfernd zu leiten. Warum sollte ich es auch tun? Es gibt schließlich zur Genüge andere Leute, die dies für mich tun können.

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Nun, die Tage bei Grandma Kathy waren eher keine Spirituellen, wie ich es erwartet hätte. Zumindest nicht überwiegend. Es ging ihr viel mehr darum, dass ich lerne, meine Emotionen zu beherrschen und trotz alledem mitfühlend zu sein. Sowie, sich über Vergangenes, welches nicht mehr zu ändern ist, nicht zu ärgern und sich ebenso wenig über Zukünftiges zu ängstigen.
„Was kommt, das kommt.“, sagte sie. Und ich erzählte ihr von der Quantenphysik. Über Schwingungen, Töne, Frequenzen und was ich sonst noch so alles an Wissen erworben hatte. Sie hörte mir aufmerksam zu. Nickte gelegentlich und sagte dann: „Das alles wussten unsere Schamaninnen und Schamanen bereits seit tausenden von Jahren.“ Ein freundliches Lächeln überzog ihr Gesicht und ich, lächelte schweigend und inne haltend mit ihr.

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Ich hatte ein intensives, langes und vor allem anstrengendes Gespräch mit Marie. Es dauerte die halbe Nacht. Grandma Kathy bemängelte, dass ich am nächsten Tag völlig erledigt war. Aber es erfreute sie gleichwohl, DAS wir sprachen.
„Wenn es zu einem besseren Verständnis führt.“
Ich wünschte mir so sehr, dass wir, Marie und ich, uns so sukzessive wieder annähern könnten.
Es ist so schade, um unsere Freundschaft, die wir seit Kindertagen pflegten. Ich kann nichts dafür, dass sie Gunnar, Erik und sogar Adam missbrauchten, um die „magischen Zwillinge“ zur Welt zu bringen. Es ist NICHT meine Schuld! Und eben sowenig, dass sie Gunnar letztendlich nicht für sich gewinnen konnte. Nur was will sie denn? Henrik ist doch ein überaus attraktiver Mann.

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Nun bin ich zurück bei Leo und Agnes. Diane war das Wochenende hier. Zum Glück sah ich sie nicht. Als Gunnar und ich hier ankamen, war sie bereits abgereist.

Gunnar sprach mich bezüglich einer Parteizugehörigkeit in Schweden an. Er gedenkt ernsthaft die Schwedendemokraten zu unterstützen. Ja sogar ihnen beizutreten und fragte, da er weiß, Troels gehört dieser neuerdings an, ob ich ihn nicht kontaktieren und mit ihm darüber sprechen könnte.
Nun, warum nicht. Er ruft mich ohnehin gelegentlich an. Über neue Mitglieder, wird jede Partei sicherlich hoch erfreut sein.
Allerdings las ich in deren Parteiprogramm, dass sie Familien freundlich sind, jedoch Null Toleranz gegenüber Homosexuellen haben. Was ich ganz persönlich als Rückschritt sehe, und es deshalb sicherlich noch einige Diskussionen geben wird. Denn auch Gunnar sollte wissen, worauf er sich da einlässt.
Unterstützung womöglich ja. Beitreten doch eher nicht. Ich hasse es, gleichwohl in dieser Hinsicht, mich festzulegen.

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- Von Kevin nichts Neues. Ich schlussfolgere daraus, sein Anruf war eine „Eintagsfliege“.  Ich werde ihn selbstverständlich nicht bedrängen.
- Von Wanja ebenso wenig. Aber Thomas rief ich an, um meine Beteiligung und spätere Übernahme des Zentrums zu bekunden. Ich sagte ihm auch, dass Gunnar nun darüber Bescheid wisse. Er schien erleichtert zu sein.
- Derek hat mir ein sssoooooo wunderschönes Foto von sich gesandt, das ich wünschte noch augenblicklich bei ihm zu sein. Natürlich....sehnt er sich nach mir.


Dienstag, 20. Oktober 2015

„Die Katze ist aus dem Sack“



Grandma Kathy statte uns einen Besuch ab und lud mich ein, einige Tage, ohne meinen Ehemann, bei ihr zu verweilen. Genau dorthin, wo es noch natürlicher zugeht als es hier schon ist. Nur,.....möchte ich das?
Die Erinnerungen an die Ereignisse mit Sara Black Moonfeather, der älteren Schwester von Grandma Kathy, sind gleichwohl nach einer längeren Zeit noch immer lebhaft und gegenwärtig in meiner Erinnerung.
Es waren über die Maßen außergewöhnliche Erlebnisse, die mich an den Rand meiner Kräfte brachten. Und nun bin ich der Meinung, dass ich dergleichen, krankheitsbedingt, nicht mehr benötige und zudem bin ich mir nicht sicher, ob der Schamanismus, das Druidentum, die Magie überhaupt eine Berufung für mich sind. Allenfalls ist es eine Kunst, die man zwar erlernen, jedoch nur gelegentlich anwenden sollte. (Oder ist dies ausschließlich meine vorübergehende Meinung, die aus meiner Furcht vor Ungemach entsteht?) Obgleich Gunnar und vor allem auch Erik mir dies nahe brachten und immer wieder bringen. Christine, Gunnar Mutter, war ebenso davon überzeugt, dass ich mich diesen Themen zuwenden sollte. Und auch, das Stine, Gunnars kleine Schwester, die Fähigkeiten der Magie im Blute liegen hat. Allerdings hat sie ihr Talent bisher ebenso wenig angenommen. Müht sich stattdessen als Polizistin ab. Was für ein undankbarer Job in diesen Zeiten. Insbesondere für eine Frau.

Nun, wir redeten in versammelter Runde viel über meine Familie, die Ahninnen und Ahnen, sowie den richtigen Ort zum leben....für mich. Einen Ort, wo ich mich wohl fühlen kann. Im selbigen Kontext sprach ich Gunnar in Bezug auf meine Pläne, das Zentrums wieder zu übernehmen, an. Wanjas Beteiligung an diesem Fall, verschwieg ich selbstredend. Ich erwähnte ihn mit keinem Wort. Was ich gleichwohl mitnichten für nötig hielt. Zu begründen vermochte ich es mit meiner ohnehin schon vorhandenen Vorliebe für diesen wunderschönen Ort. Was Gunnar so wie so bereits weiß.
Gunnar war nun nicht wesentlich erstaunt über meine Worte. Ahnte offenbar schon seit längerem, was ich......plante, und,....dass es mir in der Stadt nicht wirklich gefiel.
Oder sah er ganz und gar eine Chance darin, mehr Zeit und Ruhe für sich und Alexa zu haben?
Wer weiß. In jedem Fall zürnte er mich nicht. Ließ jedoch keinen Zweifel daran, dass es ihm nicht wirklich gefiel, wenn ich dort überwiegend wohne.
„Hast du mit Thomas darüber geredet?“
„Ja. Natürlich habe ich das. Und er scheint erstaunlicher Weise sogar erfreut darüber zu sein. Verfolgt er doch offensichtlich nach wie vor seinen Plan mit der Ranch. Welchen er noch nicht vollends aufgegeben hat. Würde ich das Zentrum erneut übernehmen und ihn ausbezahlen, hätte er wieder genug Geld für seinen Traum.“ (Auch hier erwähnte ich Wanjas Beteiligung nicht!)
„Wofür haben wir dann das Apartment gemietet?“
„Es ist nicht weit und ich kann am Abend zurück nach Stockholm fahren, was mir ohnehin am liebsten wäre. Denn ich mag nicht ohne dich schlafen. Das weißt du doch.“ Ich lächelte Gunnar verschämt entgegen und zwinkerte kurz.
Er nickte und lächelte ebenfalls. „Ich weiß.“
„Und allenfalls könnest du nach Beendigung deiner Arbeit zu mir ins Zentrum kommen und wir wohnen dort zukünftig erneut für ganz.“, schlug ich vor.
Gunnar räusperte sich und tat einen tiefen Atemzug. „Ich weiß nicht so recht. Vielleicht sollten wir das von Fall zu Fall entscheiden und das Apartment in Stockholm weiterhin behalten.“
„Ja. Unbedingt.“ Gab ich zu, was jedoch nicht meine wirkliche Meinung wieder spiegelte.

Nun bleibt nur noch zu entscheiden, ob ich Grandma Kathys Einladung annehmen sollte oder nicht. Denn wir werden noch bis Ende nächster Woche hier bleiben. So zumindest....der Plan.


Montag, 19. Oktober 2015

(K)Ein bisschen Eifersucht



Adam scheint geradezu aufzublühen, seitdem Diane wieder fort gegangen ist, um in der Stadt ihren Job nachzugehen. Er verhält sich völlig anders als zuvor. Ist offener, vergnügter, zugänglicher. Man könnte sagen....wieder er selbst. SO, wie ich ihn damals kennen lernte.
Das ist schon eigenartig. Vor allem, WAS sagt mir das? Und bemerkt dies niemand anderes, außer mir?
Womöglich ist Diane tatsächlich eifersüchtig. Legt Adam Verhaltensregeln auf, sodass er in meiner (und ihrer) Gegenwart sich nicht SO geben kann, wie er normalerweise ist.
Wer weiß.

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- Ian meldete sich kurz. Er hätte viel zu tun, sprach es und lächelt in die Kamera. IHN hatte Gunnar während seiner Aufzählung der möglichen Kandidaten, erstaunlicher Weise NICHT „auf dem Schirm“.
- Derek meldet sich ohnehin Tag täglich.
- Und manches Mal kommt sogar ein neues Foto von Felicio bei mir an. Welch’ Wunder.
- Troels vermeldet, dass es seiner Anette täglich besser gehe. ER, wäre indes politisch unterwegs. Fühle sich genötigt etwas zu tun und fragte nach, ob wir nicht ebenso geneigt wären den Sverigedemokraterna beizutreten.
„Weißt Du Troels, wir beide dachten bereits darüber nach. Aber alles zu seiner Zeit. Noch sind wir unterwegs.“
- Von Kevin nichts. Allenfalls entsprang sein letzter Anruf einer Laune. Wer weiß das schon?
- Von Wanja ebenfalls nichts. Selbstreden erwarte ich von ihm, dass er mich dahingehend nicht kompromittiert und stillschweigen bewahrt. Was sein Angebot des Zentrums wegen betrifft. Nur ist dies Thomas ebenso bewusst?
Alldieweil mir genau DIESE Frage keine Ruhe lies, rief ich ihn an. Fragte sacht nach Wanjas Anruf und gestand im gleichen Atemzuge, dass Gunnar noch nichts davon erfahren hatte. Thomas lachte. „Das dachte ich mir schon. Keine Angst.“ Er hatte noch im Augenblick erkannt, was mich beunruhigte und der eigentliche Grund meines Anrufes war. In der Tat ein „weiser“ Mann.
„Weiß du Rea, am liebsten wäre es mir, wenn wir Partner werden könnten. Ich nehme alles auf mich und wir lassen den Russen Gunnar gegenüber außen vor. Ich sage, es sei meine Idee gewesen. Und vielleicht kannst du dann so allmählich alles übernehmen.“, schlug Thomas vor. „Oder ich überschreibe es dir gleich, bleibe noch eine kurze Weile und gehe dann für immer weg.....auf meine Ranch. Dein Russe ist so frei und schenkt mir Geld. Kauft das Zentrum das zweite Mal und will es dir geben. Er muss dich wirklich lieben. Weißt du das?“
Ich schluckte und blieb stumm am anderen Ende des iPhons und Wanjas Gesicht erschien vor meinem inneren Auge. Sein Lachen, all’ DAS, was er mir bereits gegeben hatte und all DAS, was er mir noch immer bereit war zu geben.
Thomas hatte Recht. Wanja musste mich immer noch über die Maßen lieben. Warum sollte er sonst das alles für mich tun?

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Heute Morgen erneuter Sex. Nur dieses Mal nicht mehr so enthusiastisch. Eher....normal.

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Adam flirtete heute Morgen ganz offen mit mir. Gunnar lächelte nur und nickte Adam sogar zu. Er weiß indes genau, dass NIEMAND ihm gefährlich werden kann.....den ich kenne.
Gunnar ist in keinster Weise eifersüchtig. Denn er weiß genau, es gibt keinerlei Grund dafür.
Ich wünschte, dasselbe würde ich von mir sagen können.

Und man merke auf.....heute werde ich (versuchen) etwas für uns zu kochen. Fisch, der allerdings von Agnes soweit zubereitet wird, dass ich ihn nur noch in den Ofen schieben muss. Nun, die Gewürzmischung darf ICH zusammenstellen. Kartoffeln, Möhren und eine Art Kohlrabi schälen, was gedünstet wird. Für die Soße, müsste ich jetzt glatt noch etwas erfinden.....smile.
Gunnar ist schon gespannt (und im Zweifel, ob es mir überhaupt gelingt). 


Sonntag, 18. Oktober 2015

Exaltiert



Ein furchtbarer Streit mit Diane. Und noch im selben Moment fiel mir Grandma Kathy ein, die mir geraten hatte, meinen Emotionen im Zaum zu halten. Was mir jedoch gerade in diesem Moment so gar nicht gelang. Ich vermochte mich schlicht und einfach nicht mehr zu beruhigen. Am aller liebsten wäre ich umgehend abgereist.
Gunnar hatte meine Gedanken gelesen und mich scharf angesehen. Zumindest besann ich mich dahingehend, die Debatte mit Diane nicht eskalieren zu lassen und ebenso wenig auszudehnen. Ich lies sie reden und schluckte hinab. Was mir nun keineswegs behagte. Ganz im Gegenteil. Am liebsten hätte ich ihr eine Ohrfeige gegeben. Für ihre Ignoranz und ihre Naivität.

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Am Abend dann das Geschehen aus Gunnars Sicht, so gänzlich körperlich betrachtet.
Als wir zu Bett gingen, warf er mich auf den Bauch, sich selbst über mich und drang rasch und ein wenig unsanft in mich ein. Seine heftigen Stöße ließen mich  stöhnen.
„So hast mir so gefallen, so dominant und zornig wie du warst.“, flüsterte er mir ins Ohr.
Aha. SO läuft also „der Hase“. Dachte ich mir. Also doch ein Wesenszug, welchen er an mir schätzt. (Was mich hoffen lässt.)

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Heute Morgen kam Adam zu mir als Parlamentär.
„Wenn ihr euch vertragen würdet, wäre es mir lieber. Und nicht nur mir.“
„Bemerkst du überhaupt wie falsch sie ist?“, fuhr es mir heraus.
Adam schien vor den Kopf gestoßen. Denn er riss die Augen auf. „Nein! Nein! Das halte ich für übertrieben.“
„Kann es sein“, argumentierte ich weiter, „dass du durch die rosarote Brille schaust?“
Er lachte....entwaffnet......und neigte den Kopf. „Das kann schon sein.“
Eine Weile lang stand er einfach nur so da. Und noch bevor er sich zum Gehen wandt, merkte er, mahnender Weise: „Und du Rea, erinnerst dich bitte daran, was Grandma Kathy dir sagte. Halte deine Emotionen im Zaum. Werde Meisterin derer.“
„Ja. Du hast Recht Adam. Ich weiß.“, räumte ich noch augenblicklich ein. „Andererseits lasse ich gleichwohl nicht zu, mich beleidigen zu lassen.“
„Ich weiß. Diana kann manchmal sehr verwundend sein.“

Gunnar ist der Meinung, dass wir trotz alledem, noch ein paar Tage bleiben sollten.
Diane wird Morgen wieder arbeiten gehen, und ich.....habe meine Ruhe (vor ihr).
Wie angenehm!



Samstag, 17. Oktober 2015

Desillusioniert



Ich hatte tatsächlich die Hoffnung, dass sich während unserer ausgedehnten Reise Alexa schlicht und einfach in Luft auflöst. Selbst was Gunnars sexuelle Vorlieben und Neigungen betrifft, war ich zuversichtlich. Nun, da irrte ich mich wohl. Er hat stundenlang mit Alexa telefoniert und zudem noch geskypt. Gleichermaßen mit Marie und den Zwillingen. Den Beleg dafür, bekam ich heute in einem kurzen Gespräch. Wo er mir bestätigte, dass ihm der ungezügelte, ausgiebige Sex genauso fehle wie eine Session mit (s)einer Domina.
„Daran musst du dich endlich gewöhnen. Ich bin eben so.“
Was war DAS denn für eine Rechtfertigung, welche mich genau genommen in diesem Moment provozierte. „Oder was?“, wurde ich schroff.
Gunnar sah mich fragend an und hatte die linke Augenbraue nach oben gezogen.
„Oder was?“, wiederholte er?
„Sollte ich mich scheiden lassen“
Nun schüttelte er ein wenig lächelnd den Kopf. So, als könne er nicht glauben, was er da hört. „Ich denke NICHT, dass du das tust, oder möchtest.“, erwiderte er in ruhigem Ton.
„Nein. Selbstverständlich nicht.“, bestätigte ich seine Worte.
„Oder hattest du an einen anderen gedacht, mit dem du zukünftig leben möchtest?“, Nun schien Gunnar ein wenig kampfeslustig zu werden. Er funkelte mich ermunternd an.
„An WEN denkst du denn dabei?“, fragte ich doch eher kapitulierend.
„Den Russen, der jetzt eine Frau und ebenso bald ein eigenes Kind hat? Oder den Spanier? Aber DER ist ja Geschichte. Ist auch besser so.“ Bei diesen Worten senkte Gunnar den Kopf, um ihn im nächsten Moment wieder zu heben und mir direkt in die Augen zu schauen. „Vielleicht Kevin?“ Gunnars Schultern hoben sich, als meine er dies tatsächlich ernst. Als würde er tatsächlich in meinem Namen darüber nachdenken. „Er braucht eine Krankenschwester. Wo du, in diesem Fall, offenkundig  kaum in Frage kommst.“
So allmählich fragte ich mich, was das soll? Will er mich verhöhnen?
„Ach ja, ich vergas die anderen beiden Kandidaten. Troels. Ein alter Mann und der andere ein Schwarzer. Wohl kaum geeignet, um in die Sphären der Elite einzuziehen.“
„Willst du mich beschämen! Oder was?“, fragte ich nun doch ein wenig empört. „Willst du mir sagen, dass nur DU der RICHTIGE bist?“
Gunnar schnaufte. „Sei bitte nicht böse Rea. Das wissen wir doch, dass ICH genau der Richtige für dich bin und dass wir füreinander geschaffen worden sind. Ob nun in diesem, oder in einem anderen Leben. Da wirst du schon meine kleinen Makel akzeptieren müssen. Die nichts daran ändern, dass ich dich, nur dich Rea, über alles liebe und niemand sonst.“ Gunnar war nun überaus enthusiastisch in seiner Liebesbeschwörung geworden. Und selbstverständlich glaubte ich ihm. Er hatte zweifelsohne und so wie so Recht. Trotz alledem entschloss ich mich Gunnars kleines Spiel noch ein wenig fortzusetzen und meine Karten bis aufs letzte auszureizen.
„Aber du liebst auch sie. Nicht wahr?“ Gunnar wusste genau, dass ich Alexa damit meinte.
„Ja. Mag sein. Aber DAS ist eine ganz andere Art von Liebe, welche unserer niemals ebenbürtig sein wird. Zudem sprachen wir bereits einige Male darüber und ich dachte, du wüsstest das.“
„Ja. Natürlich weiß ich das.“, gab ich mich süffisant.
Dennoch ließ ich das Gespräch nicht einfach in Gunnars Hand und reizte weiter.
„Nun, du hast Recht. Aber wieso nicht der Russe? Er würde mich immer noch all zu gerne haben.“
Gunnar lachte. „Ja. Natürlich will er das. Aber das wird wohl kaum mehr Wirklichkeit werden. Zumindest nicht in diesem Leben. Obgleich er doch einigermaßen gute Chancen hatte.“
„Hatte?“, fragte ich provozierend nach.
„Er ist vergeben Rea. Es wird Zeit, dass du die das eingestehst. Da ist nichts mehr zu machen.“
„Das glaube ich nicht.“, beharrte ich weiter auf meiner Anschauung der Dinge.
„Eines ist klar“, begann Gunnar zu argumentieren, „ er ist kein Ganove. Er ist ein Gentlemen, wenn es um Frauen geht. Er steht zu seinem Wort. Und ist er tatsächlich der Vater, war es das für dich.“
Ich sah Gunnar zweifelnd an.
„Mag sein“, begann er zuzugeben, „dass er noch Dies oder DAS für dich tut. Aber als Heiratskandidat hast du ihn verloren.“
Ich saß da, wie ein getretener Hund und schwieg.
Was sollte diese Ansprache? Diese Argumentation? Wollte er mich demütigen? Verletzen? Schmähen?
„Nein. Das will ich nicht.“, antwortete Gunnar auf meine Gedanken. „Ich will nur nicht, dass du Illusionen erliegst.“
„Wie nett von dir.“, stammelte ich gerade noch so heraus.
Gunnars Gesicht ließ Betretenheit und Mitgefühl erkennen.
„Du wirfst verbal deine Konkurrenten aus dem Rennen.“, bäumte ich mich noch einmal auf. „Obwohl du nicht wirklich weißt, ob es der Wahrheit entspricht, was du sagst.“
Gunnars Ton wurde sanfter, anstatt schärfer, ob meiner Anschuldigung. „Denke doch einmal nach Rea. Dann kommst du selbst darauf.“
Ja. Natürlich hatte er Recht. Ich sollte mir keine ILLUSIONEN mehr machen!

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Nach dieser Demütigung rief ich Wanja an. Es gab ohnehin einen Anlass. Ich fragte ihn, ob er Thomes über seinen Vorschlag bereits in Kenntnis gesetzt hatte.
„Ja. Habe ich.“
„Und? Was hat er daraufhin geantwortet?“
„Nichts Endgültiges. Aber er denkt darüber nach. Ich glaubte in den Zwischenräumen seiner Worte erkannt zu haben, dass es ihm nicht unrecht wäre. Sein Traum war ohnehin immer eine Ranch, wie er sagt, und nicht, hier in Schweden der Leiter eines spirituellen Zentrums zu sein.“
„Das war gleichwohl nie mein Wunsch gewesen.“, ereiferte ich mich. „Sondern der Wunsch von Gunnars Mutter Christine.“
„Aber ich glaube, es würde dir liegen und gut zu Gesichte stehen. Und es ist etwas, was dir sicherlich auch Freude macht. Oder irre ich da?“
„Ja. Wahrscheinlich ist das so.“, gab ich zurück. „Nicht nur das. Zudem fühle ich mich außerordentlich wohl an diesem Ort. Nur, WAS ist nun mit diesen Flüchtlingen? Wenn nicht Thomas, werde ICH dann gezwungen sein, dort welche wohnen zu lassen?“
„Rea, wenn es soweit ist und du das Zentrum tatsächlich übernimmst, wovon noch einige andere Faktore abhängig sind, werde ich dir selbstverständlich helfen, WENN ich es vermag. Endgültig zusichern kann ich dir jedoch nichts.“
Nun, welch WAGE Geschichte! Deren Ausgang noch in den Sternen steht.

In Schweden wird es ohnehin zunehmend gefährlicher. Wir hörten von koordinierten und systematisch gelegten Bränden nicht nur in Stockholm. Selbiges hört sich jedoch an wie marodierende Banden, welches umherzieht, um sein unheilvolles Werk zu verrichten. Wem würde da vor Angst nicht das Herz in die Hosentasche fallen. Man fragt sich ernsthaft, WO das noch hinführen soll?
Unter diesen Umständen sollte ich womöglich ganz woanders auf dieser Welt ein neues zu Hause finden. Gegebenenfalls sogar dauerhaft erwägen in New Orleans zu wohnen. Obwohl man in der Tat nirgendwo auf dieser Erde sicher ist, vor gewaltbereiten Männern und religiös indoktrinierten Frauen, die sich noch abartiger gebärden, wie ihr männliches Pendant.


Mittwoch, 14. Oktober 2015

Es gibt noch Überraschungen



Ein Ereignis heute Morgen!!!
Gunnar empfand den ganz normalen Sex (in Missionarsstellung) mit mir als befriedigendes Erlebnis mit beinahe übermäßiger Euphorie.
Wie ist DAS jetzt zu werten?
HEILT ER ETWA???

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Natürlich wartet Wanja nun meine Entscheidung ab, bevor er Thomas fragt. Dies ist mir selbstverständlich klar.
Mir ist ebenfalls nicht entgangen, dass Thomas als Chef des Zentrums nicht wirklich und beständig „bei der Sache“ ist. (Nur, wer ist das schon?)

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Von Kevin heute nichts.
Aber Derek rief mich an.

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Wir saßen gestern allesamt noch so gemütlich beisammen. Ich an Gunnar gelehnt und er hatte seinen Arm um meine Schulter gelegt. Er erzählte mythische Geschichten über die Kelten und Germanen. Er sprach von Helloween, dem Fest der Toten und von der Percht. Ebenso von Frau Holle. Man könne sie gleichwohl Freya nennen.
Das erstaunte mich so sehr. Ich hatte noch nie wahrgenommen, dass Gunnar ein Geschichtenerzähler war.
„Woher weißt du das alles?“, fragte ich ihn.
Er lächelte milde. „Von Erik, selbstverständlich.“ Dann wurde er ernst. „Und von...... Christine.“


Dienstag, 13. Oktober 2015

Trophäe oder Preis?



Wie das Leben hier so ist?
Nun ja. G-a-n-z natürlich.
(Was Arbeit mit sich bringt. (Die ich nicht gewohnt bin. Und die lästig ist.))
Und eigenartiger Weise habe ich bemerkt, dass die Frauen hier das Sagen haben.

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Kevin rief mich erstaunlicher Weise, nach so langer Zeit (endlich!!) wieder einmal an.
Er musste mein telepatisches Rufen vernommen haben. Er klang aufgesetzt fröhlich und ich konfrontierte ihn mit meinem Gefühl. „Sag’ mir die Wahrheit. Ich weiß, dass da etwas nicht stimmt.“
Kevin gestand mir, dass mich mein Gefühl nicht trügt.
Janina, die Schwester von Marisa, seiner ehemaligen Frau, würde sich rührend um seinen Sohn und ihn kümmern. Jedoch klammer sie zu sehr. Ließe ihm keine Luft. Keinen freien Raum zum Atmen. Und ihr fehle wohl ebenso der ganz normale Sex. Was sie niemals zugeben würde.
Oho! Dachte ich so und wartete ab, was er mir noch zu berichten hatte.
Verblieben sind wir letztendlich so, dass wir jetzt wieder öfters miteinander reden.
Kevin leidet sehr und schien überaus geknickt zu sein.
So entpuppt sich der „Spatz in der Hand“ auch nicht mehr als DAS, was er einmal war.

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Natürlich redeten Gunnar und ich erneut über Alexa. Gleichwohl ich es vermiet, kreist es in meinen, und offenkundig ebenso in seinen Gedanken. Wir sind uns nicht einig darüber, ob sie lügt, oder die Wahrheit sagt. Es bleibt infolgedessen abzuwarten.
Niemand, außer uns beiden, weiß es sonst noch. Wir haben darüber mit anderen NICHT gesprochen.

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Wanja meldete sich ebenso und er hatte seine Worte wohl durchdacht.
Sein Vorschlag war, ICH solle das Zentrum wieder übernehmen. Thomas würde es ohnehin nur halbherzig führen. Wäre sicherlich viel lieber in Montana auf seiner Ranch. Und ER würde ihn ausbezahlen, damit er sich eben diese zurück gewinnen  kann. Das Zentrum so zu sagen kaufen und es mir dann übereignen......ein zweites Mal. Ich würde doch so gerne dort wieder wohnen, was dann auch angeraten wäre. So könne mein Vater stolz auf mich sein und ich hätte wieder eine eigene Immobilie. Ein Geschäft und wäre somit völlig unabhängig. Würde ich Unterstützung für weitere Transaktionen brauchen, würde er mir selbstredend ebenso weiter helfen.
„Was ist DEIN Preis dafür?“
Wanja lachte. „Eigentlich dachte ich daran zu sagen DU. Aber Helena steht kurz vor der Niederkunft. Ich werde eine Tochter haben.“
Wanja schien darüber mehr als glücklich zu sein und ich gedachte ihm die Freude, mit dem Einwand, dass dieses Kind womöglich nicht die Seine sein könne, nicht zu verderben.
„Also WAS ist dein Preis?“, wurde ich beinahe ungeduldig (angesichts so viel Glückseligkeit).
„Nun ja. Für den Anfang soll es genügen, wenn ich dich ab und zu sehen kann. Voraussetzung wäre natürlich, dass du im Zentrum wohnst.“
„Welche Logik soll das sein? Können wir uns nicht überall treffen? Und außerdem, haben wir doch jetzt gerade das Apartment in Stockholm gemietet.“, wandt ich ein.
„Ich weiß. Aber so weit mir bekannt ist, war es nicht NUR das Eine.“
Ich schwieg. Was er meinte.
„Ich dachte, es wäre gut, wenn du dich vielleicht ein wenig von Gunnar löst und auf eigene Beine stellst. Wobei ich dir helfen möchte. Verstehst du mich?“
Ich räusperte mich. „Ja. Ich glaube schon.“
Alles in allem setzt er mich (als eine (immer noch) verheiratete Frau) auf eine Warteposition, welche sich zur gelegentlichen Verfügung zu halten hat. Was ihm die Sicherheit gibt, dass ich keine Forderungen, verbindlicher Natur, an ihn stelle. Genau SO verstehe ich DAS.
Nach den vielen Körbe, die ich ihm gab, verstehe ich sogar seine Position und sein derzeitiges Handeln. Ein Wunder überhaupt, dass er mir hilft. Nur, wie vermutet, gibt es einen Preis dafür.
Gunnar erzählte ich selbstverständlich NICHTS davon!
Ich erbat mir eine gewisse Zeit des Überdenkens.

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Komme ich jetzt etwa in ein Alter, wo man mich auf die Ersatzbank schiebt?
Oder ist es nur der Lauf der Dinge, sich eine Zugehörigkeit zu wünschen? Die ICH schließlich nicht jedem meiner Männer geben konnte/kann.
Und....habe ICH hier gut gewählt? Oder hätte ich doch viel lieber...........Ach, was weiß ich?



Sonntag, 11. Oktober 2015

Ehre und Gewissen



Mein Ehemann entschuldigte sich wegen Alexa bei mir noch einige Male. Er selbst sprach dies Thema an. Offensichtlich plagte ihn sein schlechtes Gewissen.
„Ich weiß, dass du darüber nachdenkst.“, sagte er zu mir und schien in der Tat mitfühlend zu sein.
Ich nickte nur und wahrte die Contenance.
„Du magst nicht darüber reden. Oder?“, setzte er nach.
Ich schüttelte mit dem Kopf und wahrte die Contenance.
„Es tut mir wirklich leid. Verzeih.“
„Wer fickt, muss damit rechnen, dass ein Kind entstehen kann.“
„Was in keinster Weise meine Absicht war. Glaube mir.“
„Aber natürlich. Was sonst.“, erwiderte ich und wahrte weiterhin die Contenance.
Gunnar hatte seinen Arm um meine Schulter gelegt und zog mich zu sich heran. Er sah zu mir herüber und küsste mich dann. Ich ließ es geschehen. Seine Lippen berührten sanft die Meinen. Mit einem Mal strahlten Gunnars Augen und in seinem Blick sah ich diese aufrichtige Liebe zu mir, wie sie seit Anbeginn unseres Zusammenseins lebendig war.
„Ich verspreche dir, gleich was geschieht, nichts wird meine Liebe zu dir verändern. Wir werden immer zusammen sein.“ Gunnars Blick senkte sich und er drehte ein Stück weit den Kopf zur Seite. „Mir ist stets und durchaus bewusst, dass man mich mit derlei erpressen kann.“
„Und sie scheint es zu versuchen. Wie groß kann ihre Liebe in diesem Fall sein?“
Gunnar hatte den Kopf wieder zu mir her gewandt und zog nun die Brauen nach oben. „Ich weiß genau, dass sie mich über alles liebt. Sie sagt es mir jeden Tag. Und ich....“, er zögerte. Löste sich von mir und schnaufte. Dann drehte er den Kopf und blickte mir erneut prüfend in die Augen. Ich wartete, dass er seinen Satz beendete. „Und ich......das sagte ich dir bereits,.....liebe sie auch. Irgendwie....“, schob er sogleich hinterher.
„Irgendwie??? Was bedeutet das jetzt? Liebst du sie nur vorübergehend, wie diese russische Fotze? Entschuldige! Ich vergaß, wie sie hieß. IRGENDWANN hattest du gleichwohl von ihr genug.“
Gunnar bewegte sein Haupt leicht hin und her und nahm eine Abwehrhaltung ein.
„Mag sein.....“
„Spätestens dann“, schnitt ich ihm das Wort ab, „als sie mit einer Schwangerschaft aufwartete.“, provozierte ich ihn.
„Nein, nein. So war das nicht.“ Schuld stand ihm ins Gesicht geschrieben. Oder täuschte ich mich da? Allenfalls schien er noch etwas sagen zu wollen, ließ es aber dann und bemerkte, so ganz nebenbei: „Schließlich hatte sie dann einen anderen.“
„Ach ja? Natürlich. Wie konnte mir nur diese Einzelheit entfallen? Offensichtlich war sie nicht wirklich wichtig.“
Gunnar schwieg vorübergehen. Lehnte sich nach vorne und schien sich mit imaginärem Wasser die Hände rein zu waschen. Zumindest sah es so aus.
„Weißt du was Rea?“, sagte er dann und sein Blick war noch immer auf den Boden gerichtet. Ich horchte indes auf und sah ihn an, in Erwartung der nächsten Darlegung seiner Unschuld oder Schuld von ihm und seiner Konkubine. „Ich habe es dir noch nie gestanden. Aber du wirkst stets zur Gänze überaus elegant und adlig. Man bemerkt, aus welcher noblen Kinderstube du stammst.“
WAS für eine smarte Wende des Gespräches!
Erstaunlich! Ich sah Gunnar beinahe entgeistert an.
„Hast du das nie bemerkt?“
„Was?“, fragte ich noch einmal nach, um sicher zu gehen.
„Wie erhaben du dich stets benimmst.“
„Nein. Natürlich nicht. Ich dachte, mein Verhalten sei zumeist gewöhnlich oder sogar pöbelhaft bis vulgär.......gelegentlich, wenn ich wütend bin.“
Gunnar lachte. „Mag sein, dass du zuweilen die Redensart des gemeinen Volkes annimmst. Was aufgesetzt wirkt. Denn es ist mehr als offensichtlich, zu welcher Klasse du gehörst.“
„Ach. Tatsächlich?“
„Ja.“
Gunnar begann zu grinsen. Er nahm mich in den Arm und wir lachten beide...miteinander. Trotz aller Widrigkeiten.
Ein wenig später fuhr er fort. „Es ist ebenso die Haltung an sich, mit der du dich bewegst. Die etwas Majestätisches hat.“
Ich sah ihn zweifelnd an. „Nun, ich war bisher der Meinung, dass man mir doch viel eher einfältiges, sogar impulsives bis hysterisches Verhalten nach sagt, mit wenig Haltung, wie sie mir von meinem Stande her gebührt. Zumindest dachte ich dies bis hier her.“
Gunnar lächelte mild. „Mag sein. Zuweilen. Dennoch verrät die Art, wie du dich im Allgemeinen gibst, in welch’ noblen Umfeld du aufgewachsen bist.“
„Meinst du tatsächlich, dass dies so ist? Ich empfinde mich oft alles andere als nobel, oder aristokratisch.“ Ich hob leicht die Schultern und sah Gunnar kapitulierend an. „Bin ich doch dutzende von Malen unsicher und mit Zweifeln an mir selbst behaftet, wo es Stärke und Entschlossenheit erfordert. Bemerkt man dies nicht?“
Gunnar hob ebenfalls die Schulter. „Ja und nein. Aber ist das nicht ganz einfach menschlich?“
„Überdies bin ich  schwach und gebrechlich.“, fügte ich an, ohne auf Gunnars Frage einzugehen. „Kaum sichtbar. Wie ein Schatten fühl’ ich mich. Infolgedessen doch eher unwürdig, für diese Art von eleganten Leben. Meine Mutter tadelte mich oft.“
Gunnar entrüstete sich fast. „Oh nein! Du lebst diese Art, so zu sein, doch ganz und gar! Und ist Zartheit nicht gerade die Natur des Adels.“
„Das denkst du nur.“
„Oh nein. Das ist tatsächlich so.“
„Kennst du denn Viele unserer Art?“
Gunnar lächelte und schüttelte mit dem Kopf. „Ich glaube nicht.“
„Weißt du Gunnar, dies ist nur eine scheinbare Eigenart. Genau genommen, müssen wir stark sein. Denn, wir leiden im Inneren. Es ist nicht schicklich, so wie ich es oft tue, meine Emotionen nach außen zu zeigen.“
Unsere Unterhaltung glitt nun in Geplänkel und smal talk ab und ich suchte sie zu beenden. Kuschelte mich lieber an seinen warmen Körper. Denn mir war kalt geworden.

Am späten Abend fanden wir noch einmal zu dem Thema Alexa zurück. Wie es zu erwarten war. Es beschäftigt uns beide. Offensichtlich......
Jedoch blieb die Unterhaltung sanft und eher verhalten. Sachlich und gepflegt.
Am Ende waren wir uns einig und glaubten nicht (wirklich...) daran, dass Alexa die Wahrheit sagt.
Nun,....wir werden sehen.
Ein Rest von Unsicherheit bleibt jedoch zurück.

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Aus der Ferne kann man viel vermuten. Versprechungen tätigen und sogar Flüche ausstoßen. Aber WAS, wenn wir zurück in Schweden sind und sie tatsächlich schwanger ist? Gunnar ist nicht nur diesbezüglich ein Ehrenmann. Niemals würde er sie in diesem Zustand in die Wüste schicken. Und ich vermute, dass sie das weiß. Somit hätte sie in der Tat ihr Ziel erreicht. Gleichgültig, was Gunnar mir JETZT und HIER versprechen mag. Und ob sie ihn nun wirklich liebt, stünde dann ohnehin nicht mehr zur Debatte.


Samstag, 10. Oktober 2015

„Beweise es mir!“



Ich ignoriere beflissen Alexas Winkelzug. Tue, als wäre er nie geschehen, nie ausgesprochen worden.
Denn, „Emotionen beherrschen und steuern“, ist, laut Grandma Kathy, meine gegenwärtige Lektion.
Davon abgesehen, selbst Gunnar glaubt NICHT daran. Sagt, es sei ein Fake, um ihn gefügig zu machen.

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Nun, nicht genug, dass ich mich niederen Aufgaben, wie dem Putzen und dem Kochen bereitwillig hingegeben habe, und genau genommen ebenso sekündlich auf meinen Atem achten soll, was ich als unmöglich empfinde, wird mir zudem noch von Grandma Kathy angetragen, ich solle ebenso, neben der Selbstreflektion und meinen Gedanken, auf meine Emotionen achten. Was sicher alles in allem überaus wichtig und richtig für mich ist. Nur, komme ich dann auch noch zum leben?
Mag sein, dass mich dergleichen Hinweise im ersten Augenblick verärgern. Im Zweiten ist mir selbstredend bewusst, dass ihre Anregungen zweifelsohne nur das Beste für mich sind. Andererseits erklärte ich ihr, dass ich durch die Krämpfe so manches Mal kaum tief durch atmen kann.
„Kind, Du solltest dich in manchen Situationen nicht überfordern. Solltest Pausen einlegen. Wie sagt man bei euch? Entschleunigung. Gleich, wie lang etwas dauert. Und wenn du dann noch an den Atem denkst, die Bauchatmung dir womöglich schon in Fleisch und Blut übergegangen ist, weitet sich deine Brust fast von selbst. Er stärkt deine Muskeln und das Zwerchfell, dass du zur Bauchatmung brauchst.“
„Mag sein. Aber es ist überaus anstrengend für mich.“
Kathy neigte den Kopf. „Mag sein. Aber, hältst du nur durch, wird es Stück für Stück besser werden.“ Sie zwinkerte mir zu und hob die Hand, um zu signalisieren, dass sie noch etwas anzufügen hatte. „Gedankenhygiene und Einstellungen sind ebenso ein wichtiger Garant, sowie ein wenig Meditation, um dich nach und nach selbst zu heilen. Ebenso, dass du an dich selber glaubst und dich achtest.“
„Ist Meditation nicht reine Männersache. Frauen können dies doch ohnehin beinahe von selbst.“
Jetzt lachte sie so herzhaft, dass ich und alle Umstehenden mitlachen mussten. „Ja. Da hast du Recht.“
Sie klopfte sich auf die Schenkel und sah mich auffordernd an. „Na dann. Beweis’ es mir.“

Der kommende Neumond sei ein guter Zeitpunkt, um mit allerlei Neuem zu beginnen, merkte sie noch im Hinausgehen an. Und ebenso, ob ich nicht vielleicht einige Tage bei ihr bleiben würde.
Bei diesen Worten sah ich zu Gunnar und dachte an die leeren Nächte ohne ihn an meiner Seite. Was mir ängstlich werden lies.
„Kathy fasse meinen Arm und sagte lächelnd: „Männer stören da nur.“
Nein. Nein! Nein!!! Dachte ich. Ich kann nicht OHNE IHN!!! Und schon bahnte sich die Panik an. Ich begann flach und schnell zu atmen. Meine Augen huschten unstet hin und her. Unruhe breitete sich in mir aus.
„Ich brauche ihn!“, sagte ich noch. „Er fängt die Angst so großartig ab und gibt mir Ruhe.“ Und schon erlag ich der Panik-Attacke.
Gunnar nahm mich auf seine Arme und trug mich zurück in die Hütte. Legte mich auf die Liege dort und hielt meine Hand.
„Ach du meine Güte!“, hörte ich Kathy poltern. „Was für eine emotionale Abhängigkeit ist denn das!!“

Selbstredend blieb ich nicht dort und fuhr mit den anderen zurück zu Agnes und Leos Haus. Es war ohnehin schon spät. Alldieweil wir ebenso verzögert losgefahren waren.
Allerdings war ich nun so aufgewühlt, dass ich lange Zeit nicht einzuschlafen vermochte. Stand auf und tat mir fb an und andere (politische) Seiten. Sprach mit Troels und Derek, dessen Stimme mich, in meiner derzeitigen unstabilen Lage, immens beruhigte. Gunnar lies es selbstverständlich zu und hörte mit. Wogegen ich nichts hatte. (Ich! Derek schien es einigermaßen unangenehm.)

Da ich ohnehin nicht zum Schlafen zu bewegen war, analysierten wir noch, auf Mary’s Anraten hin, wie es eben zu dieser Attacke gekommen war. 
„Ich kann nicht ohne ihn sein!“, polterte ich los.
„Eben daran liegt’s.“
Ich sah sie entgeistert an. „Was ist daran schlimm?“
Mary und Rodney sahen sich an. Leo und Agnes ebenso. Adam konzentrierte sich auf mich. Gunnar ebenso. „Du kannst nicht mehr wirklich selbstständig sein. Es ist, wie Grandma sagt. Du hast dich selbst in eine emotionale Abhängigkeit begeben.“
„Woran wird DAS wohl liegen?!“, fauchte ich weiter in der Annahme, dass man sich gegen mich verschwört.
„Woran denkst du denn?“, Agnes blieb freundlich und auch die anderen.
Ich dachte nach. Konnte es jedoch nicht. Meine Gedanken machten Purzelbäume. Überschlugen sich und schließlich nannte ich den Oberbegriff für alles Ungemach: „Am Patriarchat!“
Die anderen sahen sich an und grinsten, was mich wütend machte und weiterhin der Vermutung erliegen ließ, dass man sich gegen mich konspiriert.
Mary schien meinen Zorn wahrzunehmen. „Rea, beruhige dich erst einmal. NIEMAND will dir etwas Bösen.“
Ich schmiegte mich an Gunnar und hielt ihn fest. Er wiederum strich mir übers Haar und drückte mich an sich. Sagte jedoch nichts und schien abzuwarten, wie es weiter geht.
„Du hast natürlich Recht Rea.“, begann Agnes nun zu sprechen. Was ich ebenso als verhätschelnden Angriff wertete. Mich jedoch versuchte zu beherrschen.
„Du suchst nach Sicherheit, die es genau genommen gar nicht gibt. Und ebenso nach Geborgenheit, die dir die gegenwärtige Gesellschaftsform, in der wir leben,  nicht bieten kann. Niemanden von uns. Zudem hat man dich per se mit der Erziehung in eine Form gepresst. Und wenn du nicht gehorsam warst, entzog man dir Nähe und Zuneigung, um dich gefügig zu machen. Zudem lud man Schuld auf dich, wo keine war, um dir Angst zu machen. Nur nehme ich an, dass du das alles bereits weißt.“
Ich verstand sehr gut, was sie sagte und nickte ihr schweigend zu. Mein Zorn begann so allmählich zu verfliegen. Worüber ich selbst sehr zufrieden war.
„Deshalb Rea, entwickelt sich in der der Zorn als einzige Möglichkeit des Widerstandes.“, sagte Rodney zu mir. „Weil du sonst keine andere sahest. Was verständlich ist. Nur der Zorn war nur teilweise und vielleicht anfänglich ein guter Ratgeber. Auf lange Sicht gesehen, schadet er dir enorm.“
„Und DAS musst du sehen.“ Mary war aufgestanden, zum mir herüber gegangen und hockte sich nun vor mir hin. Griff nach meiner Hand und hielt sie lächelnd fest. Drückte sie. „Wir wollen dir helfen Rea. Und das weißt du auch. Wenn du das verstehst, dann nicke einfach.“
Ich nickte.
„Aber jetzt, gehst du erst einmal schlafen. Legst dich in die Arme deines Mannes, wo du sicher bist.“ Sie zwinkerte mir zu und auch alle anderen lachten.
Die für mich gefühlte, angespannte Stimmung, hatte sich mit dem gemeinschaftlichen Lachen aufgelöst und auch ich war mit den abschließenden Worten zufrieden und tat genau das, was Mary sagte. Mich genüsslich in Gunnars Arme kuschelnd schlafen legen.
Nur vor einem hatte ich noch Angst. Vor den Schmerzen, die mich neuerdings gelegentlich des Nachts erwachen lassen. Was ich als keine vorteilhafte Entwicklung sehe! Ich sprach selbstredend bereits mit Gunnar darüber. Er kennt nicht so gut, wie kein anderer......