Freitag, 29. April 2016

Von Familien, Müttern und Nichtmüttern



Trotz alledem das Gunnar sich frei genommen hat und hier im Zentrum ist, sahen wir uns gestern kaum. Jeder ging seiner eigenen Wege. Ich ließ mich in der Manie- und Pediküre pflegen. Die übrige Zeit war ich im Büro. Gunnar hingegen in der Sauna und schwimmen. Danach bei Marie und den Kindern. Den Lunch nahmen wir gemeinsam ein.

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Kurz bevor Gunnar mich zur Abfahrt nach Stockholm mahnte, um meine Eltern vom Airport abzuholen, hatten wir drei, Kevin, Derek und ich ein Gespräch in meinem Büro. Im Wesentlichen kreiste es um geschäftliche Belange. Doch dann wurde es ebenso privat. Begonnen hatte es damit, dass ich Derek fragte, ob ihn Marie bereits eingeladen hatte. Was er verneinte. Wir witzelten noch darüber, wie Kevin mit Anzug und Fliege aussah. Und er meinte, er hätte doch so wie so stets im Büro einen an. Er würde nicht viel anders aussehen. Wir lachten.
„Es wird für Marie sicherlich selbstverständlich sein, dass du kommst.“, sagte ich zu Derek und wendete mich dann wieder Kevin zu. „Was dich betrifft, steht es außer Frage. Du bist selbstverständlich eingeladen.“, ich zwinkerte ihm zu. „Schließlich gehörst du fast zur Familie. Meine Eltern kennst du sicher noch.“
Kevin nickte. „So la, la.“
Wir redeten noch ein paar Sätze über Deutschland, über Kevins und meine Familie und dann sprach ich noch einmal die Verschwiegenheitsklausel an, die jeder von uns einzuhalten hatte. Insbesondere Kevin mit seiner Frau und Derek mit seinen Eltern,  sowie seinen Freunden. (Bei Derek, fand ich, bestand die größere Gefahr, dass sich Informationen Fehlverbreiteten, welche nicht nach außen gehörten.) Was Gunnar betraf rechtfertigte ich mich damit, dass er so wie so vor geraumer Zeit der Boss hier war. Zudem sei er mein Ehemann und mir gehöre schließlich das Ganze. So liegt es in meinem eigenen Ermessen, wie viel ich ihm sage. Über geschäftliche Dinge rede ich mit Gunnar ohnehin nicht viel. Und auch wenn er für eine andere Firma tätig ist, ist es doch die meines Vaters. Genau genommen kann es in diesem Falle keine Sicherheitsrisiken geben. Es bleibt alles in der Familie.
Ich betonte noch einmal, dass ich Kevin, nicht nur in dieser Hinsicht absolut vertraue.
„Trotz alledem hat Janina nichts von dem zu erfahren, was wir hier besprechen.“
Und wenn sich Derek eines Tages doch für Giselle, aus den verschiedensten Gründen heraus, entscheidet“, und an dieser Stelle gedachte Derek mich zu unterbrechen. Jedoch ließ ich es nicht zu. „ist er ebenfalls angehalten darauf zu achten, was er ihr erzählt.
„Warum sollte ich mich denn für SIE entscheiden?“, kam seine Frage an mich ein wenig halbherzig heran. Wie mir schien.
„Du bist ein Ehrenmann“, argumentierte ich, „und sollte es tatsächlich dein Kind sein, dann wirst du sicherlich, aus deinem Gewissen heraus, eine Entscheidung treffen, die NICHT in unserem Sinne ist. Zudem bleibt unbestritten die Tatsache bestehen, dass ich verheiratet bin. Überdies werden dich deine Eltern nötigen, die Konsequenzen zu ziehen. Was der dritte Grund wäre.“, veranschaulichte ich ihm seine etwaigen Motive (mich letztendlich doch zu verlassen).
„Du wirst mich feuern, sollte ich mich jemals für eine andere Frau entscheiden.......müssen.“ (Seine Antwort sagte mir, dass er es tatsächlich bereits in Betracht, in Erwägung gezogen hatte.)
Ich lächelte milde. „Nein. Werde ich nicht. Auch DAS wird nichts an deiner Position ändern. Du bleibst wo du bist. Genau hier.“, versicherte ich ihm. Obwohl ICH selbst, diesbezüglich, noch im Zweifel mit mir lag.
Ich pustete die Luft durch meine Lippen und sah Derek an. „Es ist in mancher Hinsicht sicher schwierig für mich und wir sprachen schon einmal darüber, dass man genau genommen Geschäftliches von Privatem trennt. Aber das können wir trotz alledem weiterhin gut handeln. Es gibt zahlreiche Beispiele dafür. Gerade in Familienbetrieben, wo niemand diese Stich geradlinig zu ziehen vermag.“
Späterhin kam das Gespräch auf Dereks Familie. Sein Vater sei noch immer hier und er gedenke vorerst nicht abzureisen. Im Gegenteil. Er hätte nun endlich seine japanische Frau soweit überredet, dass sie ebenfalls hier her kommen würde.
Ich erboste mich über das Unverständnis seines Vaters, was die Krankheit seiner Mutter betraf. War sie nicht gerade vor ihm weggelaufen und hier her zu Derek gekommen? Nun holte er sie bereits wieder ein. Unglaublich, der Mann.
In diesem Zusammenhange kam mir eine Idee.
„Solange Gunnar hier im Zentrum ist, könnte deine Mutter in unserem Apartment wohnen. Dann hätte sie zumindest Ruhe und Zeit für sich. Ohne andauernd von deinem Vater aufgewühlt zu werden. Vom Friseur bis zum Bäcker wäre alles innerhalb dieses Gebäudekomplexes. Sie müsste nicht einmal nach draußen gehen. Allerdings würde ich zuvor erst gern mit Gunnar darüber reden.“
Auch Derek sah anscheinend ein, dass die Anwesenheit seines Vaters, auf längere Zeit, für seine Mutter zu anstrengend war. Zumal beide in einer Hütte wohnten. Was offenbar in dem Gedankengut seines Vaters gewachsen war. Er schien zudem noch geizig zu sein. Was nun wahrlich nicht nötig war. Und obendrein sollte gleichwohl noch diese andere Frau hier wohnen? Ich wusste genau und vermochte es Magdalena nachzufühlen, wie unerträglich dies für sie sein musste.
„Mag sein, dass mich deine Mutter nicht mag“, sprach ich weiter,  „aber ich kann gut mit ihr fühlen, was es für sie bedeutet, wenn noch eine zweite Frau in ihr Haus einzieht. Vielleicht wäre es doch gut, wenn sie sich bis nächste Woche eine Auszeit von deinem Vater nimmt. Und dann sehen wir weiter. Es brächte allerdings wenig, sie hier im Zentrum, in einer anderen Hütte unterzubringen. In Stockholm ist sie weniger erreichbar für ihn. “
In diesem Augenblick hatte mein iPhone geläutet. Es war Gunnar.
„Kommst du mit zu Flughafen? Oder nicht?“
„Oh Gott!“ Ich schrak hoch. „Das hatte ich doch glatt vergessen. Ich komme sofort.“
Ein paar Sätze flogen noch zwischen uns dreien hin und her, bis ich mich eilends verabschiedete und da stand Gunnar bereits in der Tür und mahnte zur Eile.

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Auf der Fahrt zum Airport sprach ich kurz das Thema mit unserem Apartment und Dereks Mutter an. Gunnar zuckte mit den Schultern und hatte nichts dagegen, wie es schien.
„Wenn wir ihr so helfen können. Warum nicht.“, sagte er.

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Das eigenartige mit meinen Eltern, die nicht meine Eltern sind, denn eigentlich bin ich wohl mittlerweile ein Waisenkind, ist, dass sie sich mir nie wirklich (mit all ihren Gefühlen) zugewandt haben. Wie auch, wenn sie nicht wirklich meine Eltern sind. Ihnen war zumeist, oder beinahe immer, das System der Belohung wichtig. Gutes Kind bekommt. Böses Kind wird gemieden. Gestraft. Gut und Böse richteten und richten sich nach wie vor nach dem Ermessen meiner Eltern. Im Augenblick ist Marie die Begünstigte, die sie bisher nie wirklich als ihr Kind angesehen hatten. Wie auch? Sie ist Mulattin. Da hatte sich meine Tante Ellen, die eigentlich meine Mutter ist, mit einem Schwarzen einzulassen und obendrein noch ein Kind von ihm zu bekommen. Selbstredend wurde das Kind (der Schande) evakuiert. In den tiefsten Süden. Nach New Orleans. Ihre Herkunft wurde verleugnet, verschleiert und ihr eine andere, passendere Ziehmutter, Ruby Jane, gegeben. Als Kinder spielten wir so oft zusammen und wussten doch nicht, dass wir Schwestern sind.
Infolgedessen dreht sich nun alles um Marie und spielt sich alles bei ihr ab. Sie ist glücklich darüber, dass sie mir endlich einmal überlegen ist und für eine kurze Zeit in der absoluten Gunst meiner Eltern steht. Daher bekommt sie alles, was sie sich wünscht. Die Hochzeit wird selbstredend von meinen Eltern ausgerichtet. DAS sind sie Tante Ellen, meiner eigentlichen Mutter, offenbar schuldig. Ein schlechtes Gewissen ihr gegenüber, kann und konnte ich jedoch nie in meiner Eltern Handlungen und Absichten entdecken. Stets wurde Ellen, wenn überhaupt erwähnt, ausschließlich als verruchte Person dargestellt, die sich nicht um ihre Kinder kümmert und stattdessen lieber ihr Leben genießt. Sprich Party feiert. Vom Arbeiten hielt sie offenbar ebenso nicht viel. (DAS muss an mir hängen geblieben sein!) Meinen Eltern jedoch war und ist die Arbeit stets das Wichtigste. Wie Deutsche nun einmal, im Allgemeinen, sind.
Im Grunde bin ich glücklich damit. Weil es mich entlastet. So habe ich doch die Muse anderes zu tun. Denn selbst Gunnar ist im Haus von Marie.
Die Kinder sind ebenso ein Mittelpunkt. Enkelkinder, die ICH ihnen niemals mehr schenken kann und werde. Daher noch ein Plus für Marie, die nun endlich anerkannt ist, in unserer Familie. Was sie über glücklich macht.

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Mit Gunnar sprach ich noch einmal über Alexa.
„Hast du sie eingeladen?“, fragte ich ihn unverblümt und einen scharfen Ton.
Gunnar antwortete nicht. Sah mich stattdessen Schuld bewusst an und grinste.
Ich schnaufte. „Was sagt Marie dazu?“
„Was soll sie dazu sagen? Sie kennt sie schließlich. Und alle anderen doch auch. Derek wird, meines Wissens, sicherlich ebenso anwesend sein.“
„Ich weiß es nicht. Hier lasse ich Marie entscheiden.“, die sich tatsächlich kurze Zeit später bei mir meldete und sagte, dass ich doch bitte all ihre und meine Bekannten  einladen soll.
„Du weißt aber schon, dass auch Alexa kommen wird?“, fragte ich noch einmal nach.
„Eine Person mehr oder weniger. Darauf kommt es doch nun auch nicht mehr an. Meinst du nicht?“, erwiderte sie lapidar.
„Darum geht es nicht?“
„Ich weiß. Aber Gunnar hat.....“
„Ahhhhh. So ist das also. Okay. Dann wird Derek ebenfalls anwesend sein.“
„Sage ich doch.“ Sie lachte.
Und gleich darauf rief ich Derek an und überbrachte ihm die frohe Kunde.
„Aber ich hätte eine Bitte.“, hörte ich Derek sagen.
„Sprich sie aus.“, kam ich umgehend und gerade heraus zur Sache.
Räusper, hüstel usw... „Meine Mutter und.......“
„.....dein Vater“,  sprach ICH an seiner statt weiter, „würdest du ebenso gern dabei haben wollen?“
Räusper, hüstel, usw.... „Wenn es keine Umstände macht. Und wenn sie Marie und Henrik willkommen wären?“
„Aber selbstverständlich!“, erwiderte ich frei heraus. „Sie sagte ohnehin, dass all ihre Bekannten eingeladen wären und es auf ein, oder zwei Personen mehr nicht ankommen würde. Also dann. Warum nicht? Aber bitte“, nun wurde meine Stimme noch ein wenig fester und gebieterischer, wie sie ohnehin bereits war, „Dein Vater soll sich mäßigen. Ist das klar?“
Ich hörte Derek pusten. „Pffffff....Huuuu WOW! Du bist heute sehr direkt und klar.“
Ich lachte. „Du meinst rigoros und despotisch? Sprich es ruhig aus.“
„Okay. Ich werde es ihm sagen.“
„Hat deine Mutter sich schon wegen des Apartments geäußert?“
„Oh! Ja. Sie meint, es sei nicht nötig.“
„Nun gut. Der Grund dafür, mag bei ihr bleiben. Sie wird schon wissen, was sie tut.“

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Ich hatte ohnehin den ganzen Abend und gleichwohl am Morgen, an Derek gedacht. Hätte am aller liebsten bei IHM sein wollen. Seine attraktive Erscheinung kreiste in meinen Gedanken und sein schönes Gesicht schwebte mir unaufhörlich vor meinem inneren Auge umher. Gunnar hatte es selbstredend bemerkt.
„Wieso denkst du an Derek? Ich dachte du bist froh darüber, dass ich endlich hier bei dir bin.“
„Ja! Bin ich doch auch. Aber es ist mir zu viel Trubel. Diese andauernden Unkonstanten wachsen mir über den Kopf. Bringen mich aus dem Gleichgewicht. Maries Hochzeit und alles, was damit zu tun hat, einschließlich, oder vor allem, dem Besuch meiner Eltern, ist für mich wie auf glattem Eis zu gehen.“
„Du bist doch nicht wesentlich involviert. Man lässt dich doch weitestgehend in Ruhe. Da man weiß, wie krank du bist.“
„Meidet man mich deshalb? Lässt man mich aus diesem Grund außen vor?“, wurde ich fast noch hysterisch. Und ich konnte selbst nicht verstehen warum.
Gunnar stutzte. Zog die linke Augenbraue hoch. „Ich dachte, du bist froh darüber?“
„Ja! Bin ich doch auch!“
„Pffhhuu!“ Er breitete die Arme aus und hob die Schultern. „Also, WAS willst du denn nun?“
Gunnar lenkte jedoch umgehend ein. Kam auf mich zu und wurde leiser. Umarmte mich und drückte meinen Körper an den Seinen. Strich mir über den Rücken und küsste meinen Hals. „Ich weiß. Es liegt an der Art deiner Eltern, die dich immer wieder verletzt.“
Es tat so gut jemand zu haben, der einen versteht..........
Entsprang etwa der Gedanke, bei Derek sein zu wollen, meinem Bedürfnis, dem allen zu entfliehen? Vertraute ich ihm tatsächlich so sehr, dass ich ihn als Anker für mich sah?
Nun, zumindest gelegentlich wird das wohl so sein.
Was nicht bedeutet, dass Gunnar es minder wäre. Gleichwohl in seinen Armen finde ich die ersehnte Geborgenheit. Nur in diesem Fall ist ER gleichermaßen involviert. Diese Hektik, dieser Druck, den ich verspüre, bereitet mir Kopfschmerzen.
Aus diesem Grunde mag ich dergleichen nicht!


Donnerstag, 28. April 2016

Unkonstanten



Nun war überhaupt keine Gelegenheit für mich gewesen, Alexa nach ihrer Schwangerschaft zu fragen. Gleichgültig. Unwichtig. Es wird Andere geben.

Ich saß im Büro und dachte darüber nach, was ich nun tun sollte. Allemal war es bereits Zeit für den Lunch. Nur gedachte ich zuerst die unangenehmen Dinge hinter mich zu bringen, bevor ich mich zum Restaurant begab. Da waren noch einige Termine zu ändern. Was ich tat. Und dann......


Nachdem ich nun all meinen Mut zusammen genommen, und mich mit einem Kuss (im Büro) von Derek verabschiedet hatte, ging ich zu meinem Haus, wo ich Gunnar und Alexa erwartete. Aber niemand war dort. Auch Alexas Wagen stand nicht mehr vor dem Haus. Infolgedessen vermutete ich, dass sie zurück nach Stockholm gefahren und Gunnar bei seinen Kindern war. (Damit lag ich richtig.)  Also nahm ich den Weg zu Marie und Henriks Haus, welches nicht weit von dem Unseren steht.
Gunnar begrüßte mich fast euphorisch. Kam auf mich zu, drückte mir inbrünstigst einen Kuss auf die Lippen und fragte, wo ich war.
„Das nächste Mal hinterlässt du wenigstens eine Zeile, damit ich weiß, wo du bist. Wir...ich habe mir sorgen gemacht. Warum bist du nicht an dein iPhone gegangen?“
Ich antwortete nicht. Stellte stattdessen eine Frage und war ins geheim froh, dass er diesen, genau genommen, belanglosen Vorfall so kulant überging. Warum hätte er sich ereifern sollen. Schließlich gilt noch immer gleiches Recht für alle. Im Allgemeinen war ER derjenige, der sich dergleichen Episoden erlaubte.
„Hättest du dich nicht bei Kevin erkundigen können? Er wusste wo ich war.“
Gunnar hob die linke Augenbraue. „Ja. Das habe ich schlussendlich auch getan. Nur heute Morgen wollte ich schon wissen, ob du zurückkommen wirst.“
Aus welchem Grund? Dachte ich so und er antwortete selbstverständlich darauf. Alldieweil er die Frage in meinen Gedanken gelesen hatte.
„Weil ich dich liebe, mich um dich sorge. Dir sagen wollte, dass Alexa gegangen ist und dass es ihr Leid tat, dich verärgert zu haben. Nur wusste sie nicht mit was. Sie war ganz verstört gewesen, als du nicht mehr zu Hause warst.“

„Gunnar.“, sagte ich mit entschiedener Stimme und wurde ungeduldig. „Wie oft sagte ich dir, NICHT in meinem Haus UND NICHT in (m)einem Bett zu dritt. Trenne das mit uns beiden, wenn du sie schon behalten willst.“
Gunnar hüstelte und sah sich kurz um. Alle starrten uns an und warteten offenbar auf Gunnars Reaktion.
Er griff nach meiner Hand und küsste sie. Zog mich zu sich heran. „Rea, ich weiß. Aber sie denkt, du bist ihre Freundin und kann solche Reaktionen von dir nicht verstehen. Vielleicht wäre es gut ein wenig umgänglicher mit ihr zu werden.“
Ich löste mich mit etwas Nachdruck aus seinen Armen und schüttelte mit dem Kopf. „Weißt du, ich gebe mir in der Tat alle Mühe sie freundlich zu behandeln. Aber es ist mir schlichtweg unangenehm, sie in meiner Nähe zu haben. Gegen dieses Gefühl vermag ich nichts zu tun. Es ist wie es ist. Selbstredend kann sie uns besuchen. Aber für mehr, reicht mein Verständnis nicht. Es tut mir leid. So geht es nicht. Deshalb bin ich gestern gegangen. Verstehst du das? Ich fühlte mich nicht gut dabei, euch beide, so (schmusend und verliebt) eng beieinander und selbstverständlich in meiner Nähe zu sehen.“

Die angenehmen Stunden mit Derek wurden nun mit einem Gefühl der Traurigkeit überlagert. Aber egal! Gunnar war zum Glück genauso großzügig wie ich es stets, bis auf wenige Ausnahmen, war und bin. Er nickte mir entgegenkommen mit Liebe in seinen Augen freundlich zu. War verständnisvoll, versöhnlich und in jedem Fall vorurteilsfrei. Was wollte ich mehr? Genau DAS hatte ich von ihm erwartet! Nicht mehr und nicht weniger.
Phhhuuu! Das war geschafft!
Ich blieb noch eine Weile und Gunnar begleitete mich dann ins Restaurant zu einem (sehr) späten Lunch.

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Als ich/wir fertig waren mit dem essen, fragte ich Gunnar, ob er mit mir ins Büro kommen wolle.
„Warum nicht.“, erwiderte er lächelnd.
Ich dachte, er hätte Skrupel, wegen Derek. Aber Männer sind da offenbar anders gestrickt als Frauen.
Im Büro angekommen begrüßten sich die beiden recht freundschaftlich und offen, wie es Männer nun einmal tun. Es war in diesem Augenblick schon eigenartig für mich dies mit anzusehen. Ich musste innerlich grinsen.
„Warum hast nicht wenigstens Bescheid gesagt, dass du bei ihr bist.“, sagte Gunnar zu Derek. „Ich habe mir Sorgen gemacht.“
Der sah zu mir herüber. Wusste anscheinend nicht wirklich, was er anworten sollte und gab die Verantwortung an mich ab. „Rea sagte, ich solle mein Handy abschalten.“
Gunnar grinste. Offensichtlich dachte er, der scheint alles zu tun was sie sagt. Aber ich war mir hier nicht sicher. Ich deutete es nur aus seinem Blick und seinem Lächeln heraus.
Die beiden Männer standen sich ohne jeden Groll aufeinander gegenüber, als wäre es das normalste dieser Welt. Hier hatte Gunnar mir etwas voraus. Er war auf Derek nicht eifersüchtig, wie es schien. Und wenn ja, dann zeigte er es nicht. Allerdings wusste er ebenso, dass er sich meiner sicher sein konnte. (Konnte er das?) Wusste ich das von ihm? Laut DEM, was er mir stets beschwörend sagte,...JA. (Aber war ich das?) Unkonstanten gab es immer.
„Aber das nächste Mal, bitte, sagt Bescheid.“, mahnte Gunnar noch einmal und sah von einem zum anderen.
Ich beäugte die beiden und lächelte so vor mich hin. Gunnar sah zu mir herüber und merkte an: „Siehst du. Wir Männer verstehen uns doch auch.“ Was bedeuten sollte: Sei nicht so eifersüchtig. Sei gut Freund mit Alexa. Ich bin es mit Derek doch auch.
„Was gibt es denn an meinem Verhalten zu tadeln? Ich bin doch freundlich zu ihr. Bin weder ihr, noch dir kram. Akzeptiere, dass es eben so ist. Und ich sagte dir bereits vor eine Weile, und auch ihr, dass ich es besser fände, wenn wir das, mit uns beiden, trennen. Es kümmert mich nicht wesentlich, wenn sie uns besucht. Aber bei uns schlafen....das mag ich tatsächlich nicht. Derek schläft schließlich gleichwohl NICHT mit uns in einem Bett.“, plädierte ich noch einmal und tat Gunnar meine Meinung kund, wie schon zuvor bei Marie.
Stille.
Kevin war herein gefahren. „Oh! Störe ich vielleicht?“
„Nein. Natürlich nicht.“, antwortete ich ihm. „Alles, was wir hier besprechen, kannst auch du hören. Ich habe keinerlei Geheimnisse vor dir. Das weißt du doch.“ Ich zwinkerte ihm zu und er verstand.

Gunnar verließ uns nach einer Weile. Er hatte vor schwimmen zu gehen. Und ICH wies noch einige Bestellungen an. Neue Bettwäsche wurde gekauft, und Schals für unserer Geschenke-Shop (Presentaffärer). Inventur und Bestellungen für unsere Apotheke wurden besprochen. Sowie der Unterhaltungsplan für die kommende Woche.
Erst gegen sechs, als Derek, Kevin und all die anderen gegangen waren, rief ich Gunnar an, der bereits bei Marie und seinen Kindern war. Gleich anschließend trafen wir uns allesamt im Restaurant, um das Dinner einzunehmen.

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Der Abend war, als wäre nichts weiter geschehen.
Meine Eltern riefen an und teilten uns mit, dass sie Morgen zu uns kommen würden.
Wir versprachen, selbstverständlich, sie am Flughafen abzuholen.
Zu später(er) Stunde läutete Gunnars iPhone. Es war Alexa. Sie hatte sich Sorgen um mich gemacht. Das ich ihr böse sei, ect....., und fragte, wie es mir ging. Es hatte ihr offenbar keine Ruhe gelassen.
Ich nahm das Gespräch nun selbst in die Hand und.......entschuldigte mich bei ihr dafür, dass sie um meinetwillen bekümmert war.
„Ich versprach Gunnar bereits, euch das nächste Mal zu informieren, wenn ich derartig rasante Entscheidungen treffe.“
Oh Gott, wie süß sie rüber kam. War dies nun echte Sorge, oder geheuchelt? Ich vermochte es nicht wirklich zu sagen. Ihre Augen sprechen stets und im Allgemeinen, wenn sie mir gegenüber steht, eine warmherzige, wohlmeinende und freundschaftliche Sprache.
Selbst mein eigenes Bauchgefühl wähnt bei/mit/in ihr nichts Böses. (Kann ich ihm glauben?)

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Sex vor auf der Couch vor dem Fernseher, kurz bevor wir schlafen gingen. Einfach so gänzlich spontan. Warum nicht.
Dann endlich.....schlafen.....heute Morgen bis acht. Die Klempner, die im Haus neben uns arbeiteten, hatten uns wach gemacht.
Gunnar stand auf und ging ins Bad und ich tat etwas recht ungewöhnliches. Nahm mir aus dem Regal, welches neben meinem Bett steht, ein Buch heraus und las. Es war mein persönliches Horoskop in den verschiedensten Varianten mit allem drum und dran. Allerdings ist die Schrift kaum noch zu sehen. Bedauerlicherweise......egal. Danach legte ich mich noch einmal kurz hin, um die Muskeln in meinem Nacken wieder zu entspannen. Denn ich hatte auf der Bettkante gesessen, das Buch gehalten und nach unten gesehen.

Manchmal denke ich darüber nach, dass niemand nachempfinden kann, wie ich mich in meinem kränklichen Körper fühle. Wie ich alle möglichen Handlungen wahrnehme und vor allem den Sex empfinde. Er ist anders als zuvor. Bevor ich krank geworden bin. Denn genau an dieser wichtigen Stelle sind die Nerven betroffen. Missempfindungen und Schmerzen, auch dort, sind die Folgen. Daher schätze ich einen sanften, liebevollen Partner, der Verständnis aufbringt.
(Und warum musste gerade ICH einen Mann bekommen, den man innerhalb einer Sekte verdarb? Sogar noch sexsüchtig machte? Warum? Warum? Warum?
Selbst früher, als ich noch konnte, wie ich wollte, wäre mir Gunnars Verlangen zu viel gewesen. Und jetzt....so wie so. Welche Wahl bleibt mir dann, als ihm andere Frauen zuzugestehen, wenn ich nicht kann. Wenn ICH es NICHT vermag, ihn zufrieden zu stellen? Natürlich bin ich eifersüchtig. Jedoch weiß ich so mittlerweile auch, dass er mich keineswegs verlässt. Dass er mich liebt, und alle anderen Frauen, bis auf wenige Ausnahmen, nur Randerscheinungen, Glossen sind, die ausschließlich zu seiner sexuellen Befriedigung dienen.) Alles in allem ist Gunnar ein überaus ansehnlicher Mann. Und ungeachtet seiner Neigungen und Gelüste, kann ich mich auf ihn verlassen, ihm vertrauen und ich weiß, dass er mich liebt.

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So, nun harren wir der Dinge, die da kommen.
Marie und Henriks Hochzeit werden unseren Hochzeitstag bei weitem überstrahlen. Aber ich gönne es ihr. Sie hat es allemal verdient! Hat sie es sich doch so sehr gewünscht. Und auch, wenn diese Hochzeit auf Umwegen zustande gekommen ist, geschieht es JETZT.
In wie weit sich die Gästeliste auf Alexa und Derek ausdehnen wird, vermag ich nicht zu sagen. Dies liegt nun in Maries Hand. Nach wie vor bin ICH jedoch der Meinung, dass weder Alexa noch Derek auf unseren Familienfeierlichkeiten etwas zu suchen haben. Jedoch vermute ich stark, dass beide anwesend sein werden.
Mit Kevin liegt die Sache ein wenig anders. Unsere Familien in Deutschland kannten sich. Und als Deutscher (an dessen Unfall ich mich nach wie vor schuldig fühle und weswegen er nun in einem Rollstuhl sitzt), ist er ohnehin herzlich willkommen. Wie Gunnar dies sehen mag, kann ich nicht sagen. Immerhin war ein einmal EINER der drei Männer, mit denen ich gleichzeitig, ganz offen, hier im Zentrum, ein Verhältnis hatte. Zusammen war.

WER war der Dritte? Wird jetzt manche fragen, die hier noch nicht so lange liest. Es war IAN. Der Musikus, für den ich damals eigens ein Tonstudio bauen ließ. So sehr seine Leidenschaft zur damaligen Zeit auch für mich erblüht sein mochte, war er doch ein überaus unbeständiger Mann, auf welchem ich mich nicht verlassen konnte und ich erinnere mich noch gut an das Gespräch, welches meine beiden anderen Männer (Gunnar und Kevin)  miteinander führten, als ich krank geworden war. Gunnar merkte seiner Zeit bereits an, dass kein Verlass auf Ian sei. „Wir können sie ihm nicht überlassen. Er hat keinerlei Verständnis dafür, wie krank sie jetzt ist. Und denk’ nur daran, sollte es noch schlimmer werden, lässt er sie ohnehin irgendwann fallen. Dann besser jetzt.“, war damals Gunnars Einschätzung der Situation. Ähnlich war es mit Josh. Welcher seinerzeit ebenso, nebenher, ein Thema war. „Stell dir nur vor“, sagte er zu Kevin, „wie dieser Beachboy Rea im Rollstuhl am Strand durch den Sand schiebt. Das wird nie etwas werden.“ An diese Worte erinnere ich mich nur noch zu gut. Schon damals dachte ich, NEIN (!), DAS wird NIEMALS geschehen, dass ICH jemals in einem Rollstuhl sitze!
Aber genug der Erinnerungen. Es wird Zeit, sich der Gegenwart zuzuwenden. Die kommenden Tage werden mehr als anstrengend sein und ich vermag nicht zu sagen, in wie weit ich hier etwas schreiben kann.
Frau...wird sehen. Smile.......



Mittwoch, 27. April 2016

Okkupiertes Land und.....ein kleines Abenteuer



Adam, Mary, Rodney und sogar Erik waren ins Zentrum gekommen.
Die ersteren werden bleiben. Sie brachen die Zelte im Zauberwald ab.
Erik allerdings wird erst am Wochenende, zu den Feierlichkeiten wieder bei uns sein. Bis dahin, geht er zurück in seinen Wald.

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Es war ein recht aufregender Nachmittag. Nach dem Lunch hatte mich Gunnar dazu überredet, mit ihm erneut ins Bett zu steigen. Und es war fabelhaft. ICH genoss! Dankeschön, mein Ehemann!
Kurz darauf der Besuch und dann war es aus mit den ruhigen Stunden. Adam begrüßte mich mit einem so stürmischen Kuss, dass Gunnar drohte eifersüchtig zu werden. (Was natürlich NICHT ernst gemeint ist!)
Schwierig wurde es, als Marie, Henrik und die Kinder ebenfalls zu uns kamen. Allerdings blieben sie nicht lang. Henrik drängte die drei zum Gehen. Manchmal denke ich, er ist noch immer auf Adam eifersüchtig. Schließlich war Adam vor ihm mit Marie liiert. Dazu gibt es jedoch nicht den geringsten Anlass, wie ich finde. Marie ist SOOOO was von verliebt in Henrik. Er ist ihr Traummann, wie sie sagt. Was will er  mehr?!

Den restlichen Nachmittag arbeitete ich mit Mary an der Optimierung meiner Medikamente. Die anderen redeten angeregt miteinander. Ein rechtes Palaver entstand. Zwischen drinnen die Kinder, welche die vielen, unterschiedlichen Menschen zu genießen schienen. Sie waren wie aufgezogen.

Alexa hatte Gunnar gegen Mittag angerufen. Er hatte auf Lautsprecher gestellt und dies Alexa mitgeteilt. Sie äußerte auch mir gegenüber, dass sie uns gerne einmal besuchen würde. Fragte Gunnar noch, ob sie sich am Nachmittag frei nehmen, und dann hier bei Gunnar, bei UNS schlafen könne.
Er vertröstete sie auf einen anderen Tag.
„Heute sind hier schon zu viele Leute.“
„Wer denn?“, fragte sie und Gunnar stand ihr Rede und Antwort. Warum auch (immer) nicht? Schließlich war es kein Geheimnis, wer uns besuchte.
„Oh! Das ist doch toll!“, hörte ich sie sagen. „Es wäre schön, auch die Indianer mal wieder zu sehen.“
Räusper. Hüstel. Ich bevorzuge in diesem Fall: „First Nation.“ Aber egal. Infolgedessen lies sie sich NICH davon abbringen, ebenso zu uns zu kommen. Allerdings kam sie etwas später. Es war so gegen vier. Ich hatte ihre Ankunft in diesem Trubel nicht einmal bemerkt. Ich war mit Mary Rainbow Woman beschäftigt. Erst als sie hinter mir stand, sich zu mir herunter beugte und mir ein freundlich klingendes „Hallo“ in mein Ohr raunte, bemerkte ich sie. In Sekunden musste ich mich entscheiden, welchen Weg ich nun ging. Den Verärgerten. Den Trotzigen oder den Wütenden. Vorzugsweise, um Gunnars und des lieben Friedens Willen, wählte ich keinen von den Dreien. Ich war ebenso liebenswert zu ihr....wie sie zu mir. Tat überrascht, was ich auch war und setzte die Maske der besten Freundin auf. Und nein, ich fragte sie NICHT sogleich nach ihrer Schwangerschaft. Für derlei intime Gespräche blieb später sicherlich noch Zeit. Schließlich gedachte sie bei uns zu schlafen.

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Der Nachmittag verging. Mein Haus leerte sich so allmählich. Gunnar und Alexa gingen zum Restaurant.
„Kommst du nichts mit uns?“, fragte er mich.
„Nein. Lass mich ein wenig die Ruhe genießen. Das war mir alles ein wenig zu viel. Ich speise hier.“
„Okay.“ Sie gingen und ich......rief Derek an. Der allerdings KEINE Zeit für mich hatte. Egal.
Als Gunnar und Alexa zurückgekommen waren, schien sie ganz ausgelassen zu sein.
„Ach kommt. Gehen wir ins Kino.“, sagte sie.
Ja, ich wusste, dass in unserem Kino gute Filme liefen. Allerdings war es mir nicht danach, noch einmal nach draußen zu gehen. Mir war kalt.
Letztendlich, nach einigem Hin und Her, überredete sie ihn mit ihr zu gehen. Ich blieb daheim. Und ich hatte nichts dagegen, sie gehen zu sehen. Dann musste ich zumindest Alexa Anwesenheit nicht länger ertragen. Überhaupt erinnerte ich mich noch sehr gut an die Gefühle, welche ich hatte, bei jedem Mal, wenn wir zu dritt in einem Bett schliefen. Ich sinnierte so vor mich hin und da kam mir der Gedanke, warum nicht nach Stockholm fahren. Dort steht schließlich ein ganzes Apartment (für mich!) leer.
Noch einmal rief ich Derek an und dieses Mal sagte er mir mit Freuden zu. Entschuldigte sich noch einmal dafür, dass er vorhin nicht kommen konnte.
„Es tut mir leid. Ich war doch gerade im Fitnessstudio und habe an den Hanteln geschwitzt.“
Also fuhren wir beide umgehend, nachdem ich Kevin darüber informiert hatte, dass wir am Mittwochmorgen später kämen, und ich musste Derek nicht dazu überreden, mit seinem Wagen, meiner blieb stehen, nach Stockholm in unser Apartment. Die ganze Fahrt mutete wie ein Abenteuer an und ich war beinahe so ausgelassen wie Alexa vorhin. Zu Beginn fühlte ich mich nicht wohl bei dem Gedanken, dass mein Haus von Alexa okkupiert worden war. Jedoch ließ ich mit jeder Minute die verging, mehr und mehr von meinen Skrupeln fallen. Sollten sie doch! Das Bett konnte man immer wieder überziehen.
Und genau dies bat ich Derek zu tun, als wir im Apartment angekommen waren.
Als Derek das Apartment betrat, schweiften seine bewundernden Blicke rundum.
„Wow!“, ließ er hören und ein anerkennendes Grinsen überzog sein Gesicht. „Nicht schlecht. Wie teuer ist das ganze?“
Ich zuckte mit den Schultern. „Weiß ich nicht.“
„Könnte ich es mir leisten?“
„Hmmm.“, ich dachte kurz darüber nach, was ich ihm an Gehalt bezahlte. „Ja. Ich glaube schon. Aber wozu?“
„Nun, da du meine Freunde aus dem Zentrum verbannt hast, muss ich doch ab und an irgendwo mit ihnen sein.“
Ich schüttelte mit dem Kopf. Das leuchtete mir jetzt nicht ein. „Haben deine Freunde keine Wohnung? Oder was?“
Derek lachte. „Doch. Natürlich haben sie die. Sie wohnen hier in Stockholm.“
„Dann kannst du doch, bei Bedarf, zu ihnen gehen. So ein Apartment lohnt sich nicht für (dich) eine gelegentliche Nutzung.“
Da es bereits spät geworden war, war ich müde und erschöpft. Fatique. Derek bemerkte dies selbstverständlich und überzog zügig unser Bett. Ich wollte nur noch schlafen.......

Dereks Handy und mein iPhone klingelten seit gestern Abend andauernd. Das konnte nur Gunnar sein. Wir schalteten sie beide aus, bis zum Morgen. Denn sogleich nachdem wir aufgewacht waren, rief ich noch einmal Kevin an. Allerdings von Dereks Handy, weil es am nahesten lag. Er klang wie immer. Nicht verärgert oder genervt.
Ich bedankte mich noch einmal für sein Verständnis und deutete mein kleines Abenteuer an.
„OHO! Gratuliere. Gut gemacht.“, ließ er mit lauter Stimme hören. Etwas leiser dann: „Nur schade, dass ich es nicht bin.“

Gleich nachdem wir (Sex hatten) aufgestanden waren und gefrühstückt hatten, fuhren wir zum Zentrum zurück. Parkten Dereks Wagen vor dem Bürogebäude und gingen gemeinsam hinein. Mir war es nicht nach arbeiten. Allerdings gedachte ich mir, nach den schönen Stunden mit Derek, die Laune nicht zu verderben, indem ich Gunnar und Alexa, in meinem Haus (!!!), in meinem Bett vorfand. Ich würde noch früh genug Rede und Antwort stehen müssen. Für mein Vergehen? Meine Übeltat. Am liebsten wäre es mir selbstverständlich, wenn Gunnar das Ganze überging. Sowie ich es stets tue, wenn er von wer weiß woher zurückgekommen ist.
Sicherlich werde ich einige erklärende Worte dazu sagen müssen. Jedoch hoffe ich,...nicht ZU viel. Denn im Grunde freue ich mich schlicht und einfach darüber, mich durchgesetzt und etwas gewagt zu haben. Wo ich sonst zumeist versage. Schließlich fühle ICH mich im Recht! Nur forderte ich dies bisher nur selten ein.



Dienstag, 26. April 2016

Wir sind alle eine "große Familie"



Ein angenehmes Gefühl, wenn der Ehemann zu Hause bleibt. Nicht fort fahren muss und auch ich gönne mir ein wenig freie Zeit. Wozu hat man schließlich Angestellte?

.......und wieder Gespräche darüber, dass Alexa uns besuchen könne. Sie wolle die Kinder noch einmal sehen.
Ja natürlich. Warum nicht.  
Nein! Zum Donnerwetter! Ich bin dagegen. Schließlich ist das kommende Fest eine Zeit der Familie. Allerdings macht Gunnar in diesem Fall gleichwohl was er will. Meine Eltern und ebenso alle anderen, würde Alexa so wie so bereits kennen. Was würde es dann ausmachen, wenn sie uns besucht? Argumentiert er hier. 
Wie könnte ich ihm seine Wünsche, oder diesen speziellen Wunsch auch verwehren? Oder Ihr?.....in diesem Falle. Wo sie doch meine aller beste Freundin ist. (Zwinker!)
Ja natürlich! Ich gedachte sie schon zu besuchen. Alldieweil ich mich um sie sorge. (ICH? Um SIE?) Insbesondere jetzt, wo sie von meinem Ehemann schwanger ist. Hätte ich sagen sollen. Aber NEIN! Ich tat es nicht. Ich verwehrte mich dagegen.
Dennoch wird es nicht zu umgehen sein, dass es doch geschieht. Und ICH, wieder einmal gute Miene zum bösen Spiel machen muss. Ist schließlich alles SO normal! Daher hielt sich mein Widerstand in Grenzen.
Wozu aufregen. Es geschieht doch, was Gunnar will. Und auch sie......
Sind wir nicht alle eine "große Familie"? Wozu auch Alexa gehört. (Und Derek? Kevin so wie so!)

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Es gibt nicht wirklich viel zu erzählen. Dachte ich doch schon daran, mir auch hier, in meinem Blog, eine Auszeit zu nehmen, sobald meine Eltern hier eingetroffen sind und die Vorbereitungen für Beltane, Marie und Henriks Hochzeit, sowie Gunnars und meinen Hochzeitstag, noch intensiver werden. Ja. Die Aufregung ist groß. Die Belastung gleichermaßen. Ungeachtet dessen, dass eine Firma die Arbeit übernommen hat und wahrlich gute Arbeit leistet. Allenfalls ab und an mit uns spricht. Vor allem mit Marie und gelegentlich ebenso mit mir. Wie beispielsweise am gestrigen Nachmittag. Obendrein besuchten uns zur gleichen Zeit noch Taylor, Gunnars Halbbruder, Marie und die Kinder......die Gunnars große Freude sind.

Der Abend geruhsam, aber dennoch lang. Am Morgen ausschlafen und dann Sex. Was sonst? Gunnar eben.......
Ohnehin vermute ich, dass er seine Gelüste zügelt. Mag sein, dass er die ganze Nacht bei mir war. Dennoch spüre ich, dass es ihm nach anderen Speisen, als mir, oder Alexa, verlangt. Gunnar sprach so wie so darüber, dass er mit ihr, wo sie nun wieder schwanger ist, vorsichtig sein müsse. Damit sie das Kind nicht noch einmal verliert. Was in gewissem Maße für Alexa ein Eigentor darstellt. Allemal ist es IHRE Entscheidung gewesen. Nun kann sie sehen, was sie davon hat.
Andererseits vermute ich, dass Gunnar zwar erneut behutsam mit ihr umgehen mag, sie jedoch des Öfteren in seiner, und somit auch meiner, Nähe duldet/haben möchte. Beispielsweise jetzt, auch hier, in meinem Haus. Was mir keineswegs gefällt!

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Wie soll ich nun, in den kommenden Tagen, mit Derek umgehen? Hatte ich doch die Absicht, mich gelegentlich mit ihm zu treffen.
Mit Kevin ist in jedem Fall alles recht unbedenklich. Aber Derek???? Ohnehin ist es mit ihm schon schwierig genug. Angesichts der Gegenwart seiner Eltern.
Treffe ich mich nicht mit ihm, haken ebendiese ein und verpflichten ihren Sohn in seiner freien Zeit für andere Frauen, welche sie besser für ihn finden.
Nun, alles in allem ist es auch hier NICHT meine Aufgabe auf ihn zu achten. Er ist ein erwachsener Mann. (Aber gerade DAS bereitet mir Sorgen....)
Allenfalls dachte ich darüber nach, mit ihm genauso unbefangen zu verfahren, wie mein Ehemann Alexa und mir umgeht. Kann DAS die Lösung sein? Schwärmt nicht Gunnar stets selbst davon, dass wir alle eine große Familie sind?!

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Nun ist es doch wieder eine ganze Seite Schrift geworden.......
Wie könnte ich auch nur denken, ein paar Tage ohne meinen Blog zu leben.......smile...



Montag, 25. April 2016

Kein leichtes Brot und „der Mond“ im Skorpion



Am  Morgen nach dem Sex hatten wir über Gunnars derzeitige Begehrlichkeiten  gesprochen. Offen erzählte er mir in wenigen Sätzen, worauf er im Augenblick Lust verspüre. Lara war im Gespräch und der ungezügelte Sex, ohne vorsichtig sein müssen, welchen er sich gegebenenfalls wieder einmal wünschen würde. Womöglich auch mit einer etwas jüngeren Frau. Oder einem Trio. Was er durchaus gern zu haben scheint. Mehrere junge Frauen, hätte er anscheinend öfters auf seinem Speiseplan, wenn er es sich gestatten würde. Nur versprach er mir, sich Mühe zu geben, eben DIES nicht mehr (so oft!) zu tun.
Hier im Zentrum bestehen für ihn selbstredend die besseren Möglichkeiten. Und jetzt, wo Alexa offenbar erneut schwanger ist (was bisher nicht wirklich abgeklärt wurde!) und er sie nicht strapazieren möchte, scheint es mir vorhersehbar, dass er wohl lieber HIER im Zentrum sein wird, um die besseren Chancen zu nutzen, seine Leidenschaften doch ab und an auszukosten.
In diesem Zusammenhang mahnte ich ihn vorsichtig zu sein. Aber andererseits bin ich mir sicher, er weiß, was er tut. Schließlich lehrte man ihm ebenso dergleichen in seiner Sektenzeit......die ihn genau genommen, für eine normale Beziehung mit einer Frau, für eine Ehe, verdorben hat. Nun bin ICH, da ich Gunnar liebe und mit ihm verheiratet bin, gezwungen, die Konsequenzen mit zu tragen. Kein leichtes Brot!

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Am Nachmittag bekamen wir Besuch von Marie, Henrik und den Kindern. Und just im selben Augenblick, riefen unsere Eltern an, um uns zu sagen, dass sie in der kommenden Woche zu uns, nach Schweden kommen würden. Was wohl an Maries und Henriks Hochzeit liegen mag. Denn ausschließlich wegen Gunnar und meines Hochzeitstages, hätten sie diese Reise sicherlich nicht angetreten.
Mein Vater, sowie meine Mutter hatten diese Hochzeit initiiert und forciert. Henrik fast bedrängt Marie endlich zu ehelichen. Was offenbar so wichtig scheint in unseren Kreisen. Der schöne Schein. Alles muss in Ordnung sein,...nach außen. Ich konnte das nie.

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Kein Sex am Abend und keiner Am Morgen. Ich wachte alleine auf. Gunnar war bereits fort. Was wir am Abend besprochen hatten. Er gedachte das Briefing am Montagmorgen noch zu leiten und dann Magnus Karlsson oder Tom Gibson die Leitung zu übertragen, um nun für eine gute Woche in den Urlaub zu gehen. Vor allem in Anbetracht der bevorstehenden Feierlichkeiten.
Das Frühstück nahm ich mit Derek ein.
„Hast du etwas dagegen, wenn wir das Briefing gleich am Vormittag erledigen?“, fragte ich ihn und er verneinte.
„Hast du es Kevin schon gesagt?“
„Nein. Aber er ist in allen Belangen doch recht flexibel. Hier sehe ich keinerlei Schwierigkeiten.“
Ich unterrichtete ihn noch von Gunnars Urlaubsplänen. Und erwähnte gleichwohl, so nebenher, dass er aller Wahrscheinlichkeit nach in diesen Tagen gedenkt für ein, zwei Nächte sein Spielzimmer aufzusuchen. Was UNS Zeit geben würde beieinander zu sein. Jedoch NICHT in meinem Haus. Wenn, dann in Seinem.
Derek war damit einverstanden. Freut sich sogar darauf.  (Sollte es denn gelingen (und ich den Mut dazu haben).)


Sonntag, 24. April 2016

Das schale Zwischen-zeit-gefühl



Es war Nachmittag und Gunnar war noch immer nicht zurück. Hatte sich gleichwohl NICHT gemeldet.
Derek war nur in zeitlich begrenzten Abschnitten bei mir. In den an Anderen stählte er seinen body und war bei seinen Eltern. Die Mahlzeiten nahmen wir selbstverständlich gemeinsam ein und jedes Mal fragte er, ob Gunnar noch nicht zurückgekommen sein. Des Weiteren sprachen wir über seine Eltern. In diesem Zusammenhang fragte er mich, ob ich nicht einmal wieder mit zu seiner Mutter kommen würde.
„Zu deiner Mutter vielleicht. Deinen Vater jedoch, gedenke ich mich nicht auszusetzen.“
Er kratzte sich am Kopf und ich dachte es sei wegen mir. Jedoch war es doch eher wegen seinem Vater.
„Meine Mutter bat mich auch schon ihm zu sagen, dass er gehen soll.“
„Und warum tut er es nicht?“
„Er gibt an, dass er nicht ausschließlich ihretwegen hier ist, sondern ebenso seinen Sohn sehen wolle.“
„Was ist mit seiner japanischen Frau? Holt er sie her? Oder doch eher nicht?“
„Er arbeitet nach wie vor daran. Ich hatte bereits versucht, es ihm auszureden, auf DIE ART, welche du mir geraten hast.“
„Und?“
„Er hat mir nicht einmal zugehört. Ist meine Bemerkung diesbezüglich einfach übergangen. Als hätte er sie nicht gehört. Aber Naoko scheint nicht wirklich hier her kommen zu wollen. DAS ist das Gute daran. Bisher hat sie sich geweigert nach Schweden zu kommen.“ Derek blieb trotz alldem ernst und greuselte die Stirn. „ Nicht dass ich sie hier nicht haben wollte. Nein. Aber meine Mutter würde das nicht verkraften.“
Ich gedachte nicht weiter nachzufragen. Jedoch beschlich mich der Verdacht, dass sein Vater ein ziemlicher Egozentriker war.

Zu einem späteren Zeitpunkt kamen wir auf Kevin zu sprechen. Selbstredend war es Derek NICHT entgangen, dass ich zuweilen mit ihm flirtete.
„Du liebst ihn noch immer. Oder?“
„Nun ja, mag sein ein wenig.“ Ich kürzte hier meine Antwort ab und versuchte auf ein anderes Thema abzulenken. Derek hatte jedoch erst begonnen. Und es war nicht nur die persönliche Komponente. Nein. Letztendlich fragte er direkt, warum ich ihn in die Position des Leiters erhoben und IHN, Derek degradieret hätte. Ein Hauch von rassistischen Anschuldigungen schwang klang ebenso mit an. Was ich vehement verneinte. Und hier führte ich als Beweis meine Halbschwester Marie ins Feld, welche nun eine ähnliche Hautfarbe wie Derek hatte.
Er ließ nicht nach immer weiter in unterschiedlichen Varianten die gleiche Frage zu stellen. Warum ich Kevin an die Spitze des Unternehmens gestellt und nicht ihn dort gelassen hätte.
„War ich nicht gut genug in meinem Job?“, fragte er dann.
Ich schnaufte. Wandt mich wie ein Aal, bis mir plötzlich und glücklicher Weise die plausibelste und einleuchtenste Antwort einfiel, auf welche er mich nicht mehr der verschiedenster Vergehen gegen ihn verdächtigen konnte. 
Zum Auftakt schnaufte ich ein wenig, um meiner nachfolgenden Antwort das angemessene Gewicht zu verleihen.
„Hast du vielleicht schon einmal daran gedacht, dass ich mich noch immer schuldig daran fühle, dass Kevin in diesem Stuhl sitzt?“
Ich hatte es gewusst. Diese Antwort zündete. Stille. Derek war im wahrsten Sinne des Wortes der Mund offen stehen geblieben.
Einigen Sekunden später entschuldigte er sich bei mir. „Daran hatte ich nicht gedacht. Deshalb also.“ Er nickte und sein Gesicht nahm eine nachdenkliche Mimik an. „Du möchtest, dass er sich gebraucht und besser fühlt? Gibst ihm dadurch einen Sinn im Leben.“
„Ich sagte doch. Es ändert sich nichts für dich. Und Kevin tut es gut.“
Wie hätte ich ihm auch sagen können, dass er als Deutscher und ein guter Freund für mich viel verlässlicher war als er? Es hätte Derek verletzt und unser ohnehin bereits angespanntes Verhältnis zusätzlich belastet.
Und hier greift meine These, dass die Wahrheit nicht immer angebracht ist.

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Am Nachmittag kam Marie mit den Kindern und fand mich mit Derek vor.
„Ich dachte Gunnar sei hier.“
„Nein. Er hat sich auch noch nicht gemeldet. Ich weiß nicht ob er heute kommt. Allerdings vermute ich es schon.“
Sie blieb eine Weile und wir redeten miteinander. Hauptsächlich über die bevorstehende Festlichkeit. Auch Derek beteiligte sich daran. Obgleich die Kinder anscheinend an ihm einen Narren gefressen haben. Sie mögen ihn.

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Oh! Erwähnte ich schon, dass Giselle im Restaurant an unseren Tisch heran trat und mit Derek heftigst flirtete?
Woraufhin ich sie, im offiziellen Rahmen bat, unseren Tisch zu verlassen, wenn nichts weiter Wichtiges anliegen würde, was sie ihm zu sagen hatte.
Derek äußerte sich nicht dazu. Sie ging.

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Als Derek gegen sechs noch einmal bei seiner Mutter und Marie bereits gegangen war, kam Gunnar zurück. Ich hatte ihn, genau genommen, nicht mehr erwartet. Hatte mich gefühlt auf Derek eingestellt. Aber egal. Mein Ehemann war mir in jedem Fall lieber. Am besten ohne Alkohol.
Erklärungen gab es keine. Zumindest vorerst nicht.
Er verhielt sich wie immer. Zärtlich, liebevoll und aufmerksam. Küsste mich und fragte, ob wie essen gehen wollten. Es wäre Zeit dafür. Gerade so, als sei er vom Büro nach Hause gekommen und es war nichts weiter passiert.

„Was hat dich so lange davon abgehalten zu mir zurück zu kommen?“, konnte ich mir schließlich, nach einer Weile, die Frage nicht verkneifen.
Er lachte. „Ich dachte schon, du fragst nie?“ Noch ein kurzes Schnaufen und dann kam die simpelste Erklärung, welche ich mir gleichwohl hätte selbst geben können.
„Meine Brüder und Alexa.“
Ich sah Gunnar ein wenig grimmig an. Denn ich hatte mehr erwartet als diese vier Worte.
„Was würdest du denn hören wollen? Es ist die Wahrheit und es war, wie so oft. Das Eine hetzte das andere. Deshalb komme ich heute so spät zurück.“
„Was ist das EINE und was das ANDERE?“, ließ ich mich nicht mit Lappalien abspeisen und Gunnar antwortete.
„Alexa moniert, das ich zu wenig bei ihr bin. Und meine Brüder sind am Wochenende immer zusammen unterwegs und hoffen, dass ich sie begleite.“
„War Alexa dabei?“
„Nein. Sie hatte keine Lust. Scheint wohl wieder schwanger zu sein.“
Nun blieb mit doch glatt die Luft weg. Mit stockte mit einem Mal der Atem. „Was?“, quälte ich mir die Töne zu diesem einen Wort heraus. Was mir Schwierigkeiten bereitete.
Ich schluckte. Gunnar sah wie irritiert ich war.
„Was hast du erwartet? Sie sagte dir doch, dass sie ein Kind von mir möchte. Und wenn man miteinander schläft, kann das dann eben auch passieren.“
Oho! Wow! An diesen Gedanken musste ich mich nun erst wieder gewöhnen. Ich hatte gehofft, dass genau DAS NICHT (noch einmal!) geschieht!
„Und das sagst du mir einfach so nebenher?“, fragte ich dann die schon längst fällige Frage, als ich meine Stimme wieder fand.
„Wie hätte ich es dir sonst sagen sollen? Beim essen?“ Er lachte. Suchte die Situation zu verharmlosen. Ins Lächerliche zu ziehen. „Stell dir das mal vor. Dir hätte es doch glatt den Appetit verschlagen.“
„Jetzt werde nicht sarkastisch! Ohnehin könnte es mir nichts schaden, wenn ich weniger zu mir nähme. Ich habe ganze zwei Kilo zugenommen. Stell Dir DAS einmal vor!“
„Meinst du nicht, es liegt auch am Cortison. Du weißt, in welcher Verfassung du vom Hospital zurückgekommen bist. Womöglich ist das Wasser, was sich eingelagert hat, noch nicht vollständig wieder verschwunden.“, wendete er sich nun voller Inbrunst dieser Thematik zu und mir wähnte, er war froh darüber, die Diskussion über Alexa fallen lassen zu können.
Hier war sicherlich noch NICHT das letzte Wort gesprochen. Aber WAS hätte ICH schon gegen ihre erneute Schwangerschaft tun können? Hoffen, dass sie es wieder verliert?
Den gesamten Abend hing dieses Thema in meinem Kopf. Klammerte sich an jeden Gedanken. Ließ mir keine Ruhe.
Und nach diesen drei Tagen von Gunnars Abwesenheit und Alexas Schwangerschaft  war es wohl unnötig, Gunnar zu fragen: „Gefickt?“

Derek hatte Gunnars Wagen stehen sehen und rief mich kurz noch einmal an, um sicher zu gehen, dass es besser jetzt nicht mehr zu mir kommen sollte.
„Tut mir leid.“, entschuldigte ich mich mit trauriger Stimme, die schon ein wenig der Wahrheit entsprach. Obgleich ich ebenso glücklich darüber war, dass Gunnar zurückgekommen war.
„Nun, dann habe ich mehr Zeit für meine Eltern und das Fitnessstudio.“
Wenn es denn die Wahrheit war, was ich bezweifle, fand ich es recht wünschenswert und angenehm, dass er es SO sehen konnte.
Gleichwohl MIT IHM, wären die Karten nicht besser gemischt gewesen. Auch ER hatte eine Bekannte, die ein Kind von ihm erwartete.

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Es dauerte eine kurze Weile, bis ich mich wieder an Gunnars Anwesenheit gewöhnte. Und ich erinnerte mich, wie es früher gewesen war, wo ich noch von Mann zu Mann reiste. Es ist mir stets schwer gefallen, mich immer wieder aufs Neue umzustellen. Dieses schale Zwischen-zeit-gefühl war mir stets unangenehm. Es war immer da gewesen. Es brauchte zumeist einige Stunden, bevor ich mich mit dem anderen Mann wieder vollends wohl zu fühlen vermochte. Obwohl ich jeweils beide Männer liebte. So wie jetzt auch.

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Alexas erneute Schwangerschaft ließ mir keine Ruhe.
„Wie stehst du dazu?“, fragte ich schlicht und einfach aus dem Nichts heraus, als wir am Abend gemeinsam auf der Couch Platz genommen hatten.
„Phhuu!“ Gunnar wirkte ernst. „Was soll ich sagen? Es ist ihr Körper. Wenn sie es möchte, kann ICH nichts daran ändern. Oder ganz und gar etwas dagegen tun.“
„Will sie das Kind VON dir, oder MIT dir?“, was für mich einen erheblichen Unterschied darstellte.
Gunnar stutzte. „Was bedeutet das jetzt?“, fragte er zurück.
„Ach komm’. Du bist doch sonst nicht so naiv.“, sagte ich zu ihm. Ich wusste genau, Gunnar hatte sehr wohl verstanden.
Nun drehte er seinen Kopf zu mir hin und ich sah, wie er seine linke Augenbraue hob. „Marie habe ich doch auch nicht geheiratet. Oder?“
„M-a-r-i-e und ihre Kinder sind etwas ganz anderes!“, wurde ich ein wenig lauter.
„Ja. Zugegeben. Ihre Zeugung hatte einen spirituellen Hintergrund und Charakter.“
„Mit Alexa ist es allerdings nicht so“, warf ich ungeduldig ein. Alldieweil ich sah, wie er schmunzelte. Offensichtlich dachte er an die ungewöhnlichen Umstände der Zeugung von Óðinn Asger und Inula Castanea.
Nun atmete Gunnar einige Male hörbar ein und aus. „Womöglich hofft sie mit einem Kind auf mehr als nur meine gelegentliche Zuneigung.“ Bei diesen Worten schien er nachdenklich zu sein. „Klar ist mir DAS auch schon in den Sinn gekommen. Aber WAS soll ich tun?“ An dieser Stelle hob er die Schultern und breitete die Arme aus.  „Ihr raten, es abzutreiben? Wohl kaum. Ich gab ihr bisher immer wieder ausdrücklich zu verstehen, dass ich dich, Rea, liebe und mich niemals von dir trennen werde. Ich glaube, sie hat es verstanden. Wenn sie trotz alledem noch immer ein Kind VON mir will.....sei es drum. Ich kann es nicht ändern.“
Gunnar hatte Recht. Wir beide konnten nichts an Alexas Entscheidung ändern.

So, nun habe ich zwei Männer, die mit jeweils einer anderen Frau ein Kind bekommen.
In diesem Augenblick fiel mir Kevin ein. Und auch, dass ich erneut zu Alexa Freundschaft heucheln muss, wo keine ist.
Aber wer weiß.......Schließlich ist noch nicht aller Tage Abend. Und gleich wie schlimm es auch noch kommen mag, ICH gedenke mir nicht die zukünftigen Tage und Nächte mit derlei zu beschweren.

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Trotz aller guten Vorsätze, nicht weiter darüber nachzudenken, vermochte ich nicht  zu schlafen. In meinem Kopf kreisten die Gedanken um Alexas Schwangerschaft.
Gunnar suchte mich zu beruhigen.
„Mach’ dir doch bitte nicht so viele Sorgen. Er ist noch nicht einmal sicher, dass sie tatsächlich schwanger ist.“
„Hat sie es denn nicht getestet?“, fragte ich ihn.
„Nein. Davon sage sie nichts.“
Ich empörte mich. „Wie kommt sie dann darauf, dass sie schwanger ist?“
„Ihre Regel sei überfällig. Sagte sie mir mit einem breiten Lächeln. Was ich dahin gehend deutete, dass sie wieder schwanger ist.“
„Nur DAS hat sie dir gesagt?“
„Ja.“
„Und du glaubst daran, dass sie schwanger ist?“
„Ja.“
„Sprachst du deine Vermutung ihr gegenüber aus?“
„Ja.“
„Und was hat sie dir geantwortet?“
„Dass sie glücklich darüber wäre, wenn es so ist.“
„Also ist es bei Weitem noch nicht sicher?“
„Nein.“
Wieso hatte er es dann in unserem Gespräch erwähnt?
„Entschuldige.“, sagte Gunnar, der in meinem Kopf gestöbert und gelesen hatte, was ich dachte. „Es ist mir nur so raus gerutscht. Ich habe nicht weiter darüber nachgedacht. Oder besser, ich ließ meinen Gedanken und Vermutungen freien Lauf in deiner Gegenwart. Hätte ich DAS nicht tun sollten?“
„Doch. Verzeih!“, ruderte ich zurück. „Du hast selbstverständlich Recht. Ich war nur so entsetzt darüber.“
Gunnar schmunzelte. Legte den Arm unter meinem Kopf, drückte mich fest an sich heran und küsste meine Schläfe.
„Ist doch alles halb so schlimm. Selbst WENN es wieder so wäre. Es ändert sich zwischen uns doch nichts. Wir bleiben Frau und Mann.“ Kannte ich diesen einen Satz nicht irgendwoher? Hatte ich ihn nicht selbst erst vor kurzem Derek entgegen gebracht (um ihn zu beruhigen)? Wusste Gunnar womöglich mehr als er mir sagte? War die Abmilderung seiner Worte vielleicht ausschließlich zu meiner Beruhigung gedacht?
Nein! Gunnar sagte mir stets DAS was er wirklich fühlte und dachte. Ich glaubte ihm.

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Heute Morgen ausschlafen und Sex. Und keine weiteren Debatten über Alexa und ihre eventuelle Schwangerschaft..
Ich monierte ausschließlich noch, dass er seit Donnerstag fort gewesen wäre. Gute zweieinhalb Tage. Er rechtfertigte es mit seinen Brüdern und vor allem auch Alexa, die er nach wie vor noch immer liebe. Nur eben auf eine ganz andere Art und Weise als mich. Mit mir sei es viel intensiver und gehe tiefer als mit irgendeiner anderen Frau. Und wieder die Erwähnung der Seelenpartnerschaft. Dass wir schon ewig füreinander bestimmt sind und uns hatten finden müssen. (Ließ sich mit der Seelenpartnerschaft eigentlich alles erklären? Seine immense Liebe zu mir bekräftigen? War es ein „Schlag“-wort, mit welchem man (alle) Zweifel (an seiner grenzenlosen und universalen Liebe zu mir) ausräumen konnte? Oder in der Tat Wahrhaftigkeit?!)
„Daran gibt es nichts zu rütteln. Wir gehören zusammen. Nicht nur in diesem Leben.“, sagte Gunnar mit einem gesetzten, unwiderlegbarem und selbstsicheren, Gesichtsausdruck. Der so viel Gewissheit ausstrahlte, dass ich nicht mehr zu zweifeln wagte.