Dienstag, 31. Mai 2016

Nicht in diesem Augenblick.......



Den ganzen Tag war ich im Büro und dachte darüber nach, womöglich doch noch nach Paris, zum Tennisturnier zu fliegen. Als ich mit Sasha auf dem Rückweg von London nach Stockholm war, kam mir bereits dieser Einfall. Abspringen konnte ich allerdings nicht.
Ich grübelte darüber nach, mit WEM ich am liebsten dorthin fliegen würde. Aber darum ging es nicht. Mir schien, ich war doch viel zu eingebunden in feste Strukturen und Männer, um noch frei entscheiden zu können und......ohne einen anderen Mann dabei zu verletzen, wenn ich mit dem einen zusammen war. Hatten sich die Maschen wieder enger gezogen? Man stelle sich nur vor, ich hätte Kevin gewählt? Derek wäre sicherlich auf ihn eifersüchtig gewesen und dies nicht ohne Grund. Nur ist es mir nach wie vor unangenehm, nach seinem Unfall mit Kevin so intim zu sei und ihn dabei auf diese, wie ich finde, beschämende Weise zu sehen. Es bricht mir das Herz, wenn ich nur daran denke wie Kevin seinen gelähmten Unterleib versucht zu betten. Wie könnte ich da neben ihm liegen, ohne dass meine Tränen fließen. Und DAS ist nichts was er braucht. Aufmunterung wäre hier womöglich besser. Aber genau diese benötige ich selbst, sollte ich noch einmal in die Verlegenheit kommen, mit Kevin in ein Bett zu steigen. Er tut mir in der Tat so Leid! Ich würde es gern. Nur, um seinetwillen.
Eine Reise mit Kevin hätte ich als Dienstreise tarnen können. Jedoch auch in diesem Fall hätte Kevins Janina vor Eifersucht getobt. Nein. Zu kompliziert. Zu verworren. Das muss nicht sein. Und Derek kümmert sich um seine Mutter. Vermutlich könnte sie keine ganze Woche ohne ihn sein.
Allein reisen, wollte ich jedoch ebenso wenig.
Vielleicht noch einmal mit Sasha verreisen? Besser nicht.
Wer dann? Jason hatte seinen eigenen Probleme und zudem zwei Kinder zu versorgen. Da war kein Platz für Chillen.
Aberwitziger Weise stellte ich mir sogar vor, Wanja dort zu treffen. Immerhin keine Unmöglichkeit. Auch er besucht gelegentlich Tennisturniere.
Nun, Josh wäre sicherlich gleichermaßen ein überaus zuverlässiger Begleiter. Allerdings gedachte ich nicht, ihm erneute Hoffnungen auf Zweisamkeit zu machen. Das wäre unangebracht.
Troels vielleicht. Aber hier war seine Anette im Weg. Mit ihm wäre ich schon recht gern gereist.
Sicherlich hätte ich jeden vom Sicherheitsteam verpflichten können, jedoch wollte ich das nicht. Infolgedessen ließ ich es sein überhaupt weiter darüber nachzudenken.


Es muss etwa so gegen sechs gewesen sein. Ich hatte gerade noch die letzte Bestellung angewiesen, als Gunnar zur Tür herein stürmte. Er kam mit eiligen Schritten auf mich zu, umarmte mich ungestüm und drückte mich an sich.
„Götter, wo in aller Welt warst du denn?“
Er löste mich aus seiner Umklammerung und sah mich erwartungsvoll an.
Ich antwortete nicht. Wollte nicht antworten. Starrte ihn ausschließlich an. IHN hatte ich hier am allerwenigsten erwartet und ihn gleichwohl nicht in meine Überlegungen mit eingebunden, was Paris betraf. ER würde sicherlich mit mir kommen! Aber das wollte ich nicht. Zumindest in diesem Augenblick.
„Ich habe mir solche Sorgen gemacht. Warum hast du mir nicht Bescheid gegeben? Dein iPhone nicht abgehört? Ich habe dir mindestens tausend Nachrichten hinterlassen. Warum rufst du nicht zurück?“
Natürlich hatte Gunnar tausend Fragen. Allerdings antwortete ich erneut nicht. Zumindest nicht in diesem Augenblick.....

Auf dem Weg zum Haus redete er weiter und als wir dort angekommen waren, begann ich mit den Erwiderungen und mir wurde schlagartig klar, warum ich bisher seine Fragen noch nicht beantwortet hatte. Zorn gärte in mir und ich hatte ihn bis hier her erfolgreich in mir behalten. Alldieweil ich das Für und Wider abwog, mit Gunnar in ein scharfes Wortgefecht zu geraten. Denn genau DAS würde es zweifelsohne werden. Aber jetzt, war der Zorn kurz davor durchzubrechen.
Wir stritten uns so heftig, dass ich FAST geweint hätte. Aber die Genugtuung ihm meine Tränen sehen zu lassen, gab ich ihm nicht. Ob meine Tränen Gunnar jedoch tatsächlich Zufriedenheit verschafft hätten, bezweifle ich. So herzlos ist er nicht. Und noch immer glaube ich ihm, wenn er sagt, dass er mich liebt. Denn ich weiß nur zu gut, dass er eben ist wie er ist. Gleichwohl er versuchen mag sich zu ändern.
Nun ja, in jedem Fall ging es mir mit dieser Auseinandersetzung nicht gut und ich gedachte sie so rasch wie möglich zu beenden. Das Beruhigen stand allerdings  auf einem anderen Blatt. Es war überaus mühsam. Adrenalin pulste ohnehin bereits zur Genüge durch meine Adern. NICHT GUT!
Gunnar bemerkte dies selbstredend und mahnte, mich doch auf Gleichmut zu besinnen. Nahm mich in den Arm. Küsste und liebkoste mich.
Wir redeten noch eine Weile in ruhigerem Ton weiter. Darüber WO ich war, jedoch NICHT mit wem. Ich sprach nicht einen einzigen Laut über Sasha Fliess. Welchen ich gleichwohl aus meinem Hirn verbannte, damit Gunnar ihn dort nicht fand. Ich erinnerte mich selbst NUR an DIE Bilder, welche mich allein in meinem Haus zeigten, sodass Gunnar sie getrost wahrnehmen konnte, ohne misstrauisch zu werden. Ohne zu sehen. Ich war keineswegs bereit dazu, ihm von Sasha Fliess zu erzählen. Zudem war er/es für mich tatsächlich viel zu irrelevant, als dass es sich lohnte mit Gunnar darüber zu reden oder ganz und gar zu streiten. Das musste nicht sein UND......er musste es nicht wissen!
Überdies gab ich Gunnar zu verstehen, dass er doch bitte meine Worte und Entscheidungen, wie beispielsweise Alexa und mich getrennt zu behandeln, vor allem sie nicht mehr ins Zentrum und zu mir ins Haus zu bringen, wo sie womöglich noch übernachtet, respektieren soll.
Natürlich verstand er was ich wollte. Sprach jedoch auch über seine Sicht der Dinge.
Ich beharrte in jedem Fall darauf, Alexa hier nie mehr in meinem Haus haben zu wollen. Was Gunnar jedoch abschwächte.
„Besuchen darf sie dich doch noch. Schließlich denkt sie, sie sei deine Freundin.“
Ahh! Die Freundinnennummer. Okay. Meinetwegen.
Ebenfalls sprachen wir über ihr Kind. Dass es IHRE Entscheidung war und nicht Gunnars. Welcher sich jedoch nun in der Tat und irriger Weise dafür verantwortlich fühlte. Vor allem sanft mit ihr umzugehen. Damit sie das Kind, nach welchem sie sich so sehnte, nicht wieder verliert.
„Du hast ausschließlich mit Alexa geschlafen?“, fragte ich ihn, als er sich nach einer Weile der Besänftigung anschickte mich auf seinen Schoß zu heben.
„Ja. Nur mit ihr und ich musste vorsichtig sein.“
Ich war noch immer nicht zufrieden und fragte weiter. „Heute Nacht bleibst du hier?“
Gunnar nickte. „Selbstverständlich.“
„Und auch tatsächlich bei mir? Oder....“
„Kein ODER.“, unterbrach er mich. „Ich bleibe ausschließlich bei dir.“
Ich ließ Gunnar gewähren und ich genoss es sogar. Warum denn nicht? Schließlich liebe ich ihn........
Danach redeten wir nicht mehr über die Vergangenheit und wandten uns doch besser der Gegenwart zu. Also....unser beider.

Alldieweil es nun doch eine Weile brauchte, um meine Emotionen herunter zu fahren und das Adrienalis aus meinem Kreislauf zu bannen, surfte ich an diesem gestrigen Abend noch lange im Netz. Schrieb noch ein wenig.......und beruhigte mich dann schlussendlich ganz.
Gleichwohl es einer langen Weile bedurfte, ließ ich meinen Groll gegen Gunnar am Ende gänzlich sein. Es schadete mir nur selbst, wenn ich so eifersüchtig und zornig war. Ich ließ nicht nur Normalität in unser Miteinander, sondern ebenso in mich einkehren. Das tat mir gut. Und Gunnar war ebenso glücklich darüber.
„Es war und ist doch alles in Ordnung. Es gibt doch keinen Grund für diese Streiterei.“ Und dann wieder die Liebesschwüre.......

-------------------------

Genau genommen hatten Gunnar und ich mit den Gedanken gespielt heute gemeinsam nach Paris zu reisen. Aber keiner von uns beiden hat wirklich die Zeit.
Noch vor dem Frühstück, gleich nachdem ich aufgewacht war, gab ich die wichtigste Bestellung des Monats auf. Unsere veganen Speisen. Ich hatte mir die Unterlagen mit ins Haus gebracht, um es gleich heute Morgen als erstes zu erledigen.
Ich frühstückte mit Gunnar noch im Restaurant und dann ging jeder seiner Wege. Allerdings versprach er mir, sobald als möglich zu mir zurückzukehren.



Montag, 30. Mai 2016

Nichts als Lügen, Schall und Rauch?



Zum Schluss unserer Reise nahm ich Sasha Fliess kaum noch wahr. Erst später wieder, als es an den Abschied ging, die Koordination und darum, ihm zu erklären, dass ich derzeit unser Kennen noch unter Verschluss halten will. Niemand sollte es erfahren. Vor allem Derek nicht. Für ihn wäre es ein Verrat. Ein Hintergehen. DAS musste er nicht wissen. Was Gunnar betraf, konnte ich immer noch seine zahlreichen Frauen als Rechtfertigung in die Wagschale werfen. ER hätte keinerlei Grund mir diesbezüglich böse zu sein. Ich hatte einfach nur.....GENUG!.......von Alexa und seinen anderen Frauen. Diese Atempause sei mir gegönnt!
Im Grunde war ich am Ende unseres gemeinsamen Trips damit beschäftigt, Erklärungen für Gunnar und Derek bezüglich meiner spontanen Reise zu finden. Es ängstige mich daran zu denken, welche Reaktion sie zeigen, wenn ich angekommen bin. War ich tatsächlich schon SO WEIT? WAS sollte das? Oblag es nicht mir allein, was ich tue und wann?
Selbstredend erkenne ich an, dass sich die Männe sorgen. Nur finde ich, dass gerade Gunnar keinerlei Recht hat, mit mir böse zu sein. Wo er mich doch so oft, anderer Frauen wegen, alleine lässt.
Derek verstehe ich gut. Er bevorzugt selbstredend seine Mutter und sorgt sich um sie.....und nun gleichwohl um mich. Er wird sauer sein, wie ich ihn kenne. Dachte ich so. Aber auch glücklich mich wieder zu sehen. Ich muss ihm nur eine plausible Erklärung geben.

-----------------------------

Auf dem Parkplatz des Flughafens verabschiedeten wir uns. Sasha und ich. Nachdem ich ihm mit einleuchtenden Worten erklärte hatte, wie es nun mit uns weiter geht. Und ich verhielt mich genauso vage wie er selbst, was Gefühle betraf. In jedem Fall, durfte niemand von uns wissen. Vor allem Derek nicht. Selbstredend machte ich ihm Hoffnung auf mehr, WENN er es denn wolle. Denn SO klar war mir dies nicht. Bei diesem Zweifeln, welche ich nicht aussprach, sondern allesamt in meine Blicke, meine Mimik und Gestik legte, zeigte mir Sasha doch ein recht wohlwollendes Gesicht, welches mich annehmen lässt, dass sein Interesse an mir bestehen bleibt und nicht mit diesem Abschied endet.
Zweifelsohne war es eine angenehme Zeit. Zugegeben, die große Leidenschaft für ihn fehlt mir nach wie vor. Aber egal. Allemal ist er ein überaus attraktiver Mann, mit seinen 1.93 m und einem Body wie ein Model.
Sasha fuhr zurück ins Zentrum. Ich kaufte mir zwei Portionen Sushi und ein Dessert und wagte es, meiner Idee nachzugehen, welche mich in unser Stockholmer Apartment führte. Ich hoffte so sehr, dass dort niemand war. Dennoch verspürte ich eine gewisse Abneigung gegen den Gedanken, Gunnar und vor allem Alexa dort vorzufinden. Ich drehte den Schlüssel im Schloss und sah vor mir schon das Bild der beiden. Mein Herz klopfte und ich atmete schwer. Als ich die Tür aufstieß, schloss ich die Augen für einen kurzen Moment und dann........Erleichterung. Es war niemand da. Vermutlich war Gunnar in Alexas Apartment. Also, gleich nebenan. Aber egal. Ich würde ohnehin NICHT an diesem Ort bleiben. Der Aufenthalt hier, diente ausschließlich dem Verschnaufen und, nicht zur gleichen Zeit wie Sasha im Zentrum anzukommen.
Ich duschte und während ich aß, rief ich Derek an.
„Mein Gott, wo bist du denn?!“, rief er aus und wartete auf eine Antwort.
„Im Apartment.“
„Du warst dort die ganze Zeit? Das kann nicht sein.“, stellte er (richtig) fest.
„Nein.“, bestätigte ich seine Vermutung. „Natürlich nicht. Aber das erkläre ich dir später.“
„Wie haben uns alle Sorgen gemacht.“
„Es geht mir gut. Alles ist in Ordnung.“
„Weiß Gunnar schon, wo du bist?“
„Nein. Und er soll es auch nicht wissen.“
„Wieso das denn?“
„Weil ich es nicht will. Okay?“
„Meinetwegen.“
„Ich würde JETZT liebend gern zu dir kommen, wenn du magst.“
„Ja natürlich.“
„Dann bis gleich.“

So blieb ich bei Derek bis jetzt.........und um ganz ehrlich zu sein, es war.....wie nach Hause kommen. (Der Sex mit ihm, war einfach wundervoll!)
Selbstverständlich fragte er, wo ich gewesen war und ich erklärte ihm, dass ich in London war, um nach meinem Haus zu sehen, welchen Jack mir vererbte, nachdem die Pächter ausgezogen waren. Heuchelte ihm viel es zu tun vor. Was nun nicht gänzlich gelogen war. Sasha Fliess jedoch, erwähnte ich mit keinem einzigen Ton.
„Warum hast du mich nicht gefragt? Ich wäre doch mitgekommen.“
Natürlich wäre er das. Aber ich wollte Abstand von ALLEM. Was ich ihm gleichwohl zu verstehen gab. Jedoch die Hauptlast auf Gunnar legte.
„Gunnar wollte mit Alexa ins Zentrum kommen und ich hatte schlicht und einfach keine Lust sie zu sehen. Ich wollte sie nicht in meinem Haus und in meinem Bett. Verstehst du das?“, argumentierte ich heftig.
Derek nickte....schaute....und schwieg.

------------------------------

Gunnar hatte Derek angerufen. Aber um nicht lügen zu müssen, hatte Derek schlicht und einfach nicht abgenommen.
Kevin informierte ich heute Morgen darüber, dass das Briefing beginnt, sobald ich im Büro ankomme.
„Ich werde noch duschen und mein Frühstück genießen. Wir sehen uns dann.......UND BITTE, sag’ Gunnar nicht, wo ich bin. Falls er dich fragt.“
„Wieso DAS denn? Was ist los?“
„Nichts weiter. Ich erkläre es dir dann. Okay?“


P.S. Nur für mich: Manchmal schau’ ich auf fb noch auf eine bestimmte Seite. Allerdings denke ich, ich sollte mich hier wohl besser gänzlich entfernen(-freunden). Er passte ohnehin von Anfang an NICHT zu mir! Auch nicht auf meine Seite. Obgleich er doch recht kultiviert und schöngeistig  schien.
Die Unterhaltung in den pn werde ich zu gegebener Zeit löschen. Es zeigt mir so wie so merkwürdiger Weise bei jedem Einloggen meinerseits an, dass er gerade ausgeloggt hat. Sicherlich eine Einstellungssache von ihm. Was nun mitnichten bedeutet, dass ich mich unterhalten will. Nein. Sicher nicht. Der Zug ist schon längs abgefahren.
Allerdings will ich auch nicht voreilig sein. Ihn nicht voreilig löschen und sperren. Schließlich weiß ich nichts Graues. Vermute nur. Denn e selbst, sprach nicht weiter mit mir.
Andererseits vermag ich jedoch nicht zu sagen, was MANN, egal ob nun muslimisch oder nicht, sich unter mir vorgestellt hat? In jedem Fall bestätige ich hiermit, dass ich NICHT AUF DER SUCHE BIN! Ein Treffen stand für mich NIEMALS zur Debatte! Bei seinem Bekanntheitsgrad, dürfte es keinerlei Schwierigkeit darstellen, eine passende Frau zu finden. ICH, bin es in jedem NICHT! DIES hätte ihm von Beginn an klar sein müssen.
So nun, Schluss damit! Genug darüber nachgedacht! Es wird Zeit diese Angelegenheit zu beenden.
Ich gebe zu, ich habe etwas über Geschichte gelernt und es war äußerst interessant. Mehr nicht. Und....vielen Dank. 

Sonntag, 29. Mai 2016

Von schlummernden Magiern, Absichten und Rechtfertigungszwängen




Es ist wie das ungewisses Abtasten mit zittrigen Füßen eines Seiles, welches sich über einen Abgrund befindet, um das, unser, Sashas und Meines, Beieinandersein zu erfahren.....zumindest (vorerst) für eine kurze Zeit. Die Euphorie, die einer Verliebtheit, einem ersten Strohfeuer innewohnt, fehlt uns hier an dieser Stelle ganz. Jedenfalls mag es mir so ergehen. Was Sasha wirklich denkt und fühlt, vermag ich nicht zu sagen. Er erscheint mir oft sehr kühl und übt sich so manches Mal noch immer in sichtbarer Zurückhaltung. Oder ist es nur eine Art der Unsicherheit, welche er nicht gänzlich zu verbergen vermag. DAS allerdings hätte ich nicht von ihm erwartet. Denn gerade jetzt fragte ich mich, wo wir so nah beieinander sind, wo seine anfängliche Selbstsicherheit, welche er ausstrahlte, geblieben ist. Sasha scheint mir im Augenblick nichts weiter zu sein als ein ganz normaler Mann, der offensichtlich nicht weiß, wie er mit Rea verfahren soll.

---------------------------

Im Nachhinein war mir eingefallen, dass ich auch Josh hätte bitten können, mit mir nach London zu kommen. Aber wollte ich das? Nein! Ich gedachte Sasha Fliess, aus verschiedenerlei Gründen, die ich hier schon anführte, besser kennen zu lernen. Dies war nun eine günstige Gelegenheit dazu. Fragte ich mich doch weiterhin, ob er als Spion zu mir geschickt worden ist. Oder ob es einfach nur das pure, persönliche  Interessant an mir war, weshalb er der Reise mit mir zugestimmt hatte. Denn er ließ schon ab und an mit Worten und mit Blicken verlauten, wie überaus attraktiv er mich fand. (Was im Grund nichts zu bedeuten hat.) Bereits seit unserer ersten Begegnung. Und dass er sich deshalb so  nachdrücklich, resolut und entschlossen bemüht hatte, einen Job im Büro, also in meiner Nähe zu bekommen. Was nun leider nicht so gekommen war.
Er lächelte mich an und ich war mir sicher, er erhoffte von mir eine wohlwollende Antwort zu hören, welche ihm doch noch den ersehnten Job im Büro ermöglichen würde. Jedoch gab ich ihm keinerlei Anlass dazu, sich diesbezüglich ein JA von mir zu erhoffen. Im Gegenteil. Ich entmutigte ihn sogar.
„Es tut mir leid Sasha, im Büro ist nichts mehr frei. Genau genommen hatte ich......“, und hier unterbrach ich mich selbst, denn es war nicht von Nöten, ihm gegenüber  betriebsinterne Angelegenheiten auszuplaudern. Gerade IHM gegenüber nicht!
Sasha hatte mich aufmerksam angesehen und zugehört. „Was hattest du?“, fragte er sogleich nach und sah mich durchdringend an.
„Ach nichts.“, tat ich es mit einer abwertenden Handbewegung ab und lenkte seine Aufmerksamkeit auf etwas anderes.

---------------------------

In einer gut gewählten Minute, schaltete ich mein iPhone ein und sah, dass dort, wie erwartet, zig Anrufe eingegangen waren. Von Gunnar, von Derek einer von Marie. SIE rief ich zurück und wir unterhielten uns zwei Stunden. Es war ein recht anstrengendes Gespräch. Sie war irgendwie in einer überkippenden Hochstimmung. Ihre Stimm war dabei oft schrill, sodass sie mir in den Ohren klingelte.
Danach schaltete ich, ohne mich bei den beiden Männern zu melden, schlicht und einfach wieder aus.
Am Abend ging ich mit Sasha weg. Wir waren essen und im Kino. Kamen sehr spät nach Hause zurück. Ich surften im Netzt und wir redeten noch eine Weile. Es war so gegen drei, als wir schlussendlich zu Bett gegangen sind.

------------------------

Schon des ganzen Abend lang fühlte ich mich nicht wohl. Und wenn ich es zeitlich genau definieren sollte, wann mein Unwohlsein explizit begann, so würde ich sagen, es war, nachdem ich mit Marie gesprochen hatte.
War es ihre Energie, die mich belastete?
Ich erwähnte es, in einem kurzen Satz mit treffenden Worten, Sasha gegenüber. Was gleichwohl dazu dienen sollte, ihn auf Magie hin zu prüfen. Wusste er darüber Bescheid oder war er diesbezüglich eher unbedarft?
Erstaunliches offenbarte sich hier. Er kannte sich aus und das doch recht formidabel. Wer hätte es gedacht. Seine Blicke ließen zudem vermuten, dass er nicht all seine Kenntnisse gänzlich offenbarte. Ich war überrascht. Und wenn er tatsächlich so bewandert war, in diesen magischen Dingen, wie es anzunehmen ist, sah er in meinen Augen, dass ich es wusste, dass er ein Magier war. Allerdings ließ mich dies noch viel mehr erahnen. Dass er womöglich doch DER war, für den ich ihn hielt. Ein Spion.
Andererseits bedeutet, sich mit magischen Dingen auszukennen noch lange nicht, dass man ein heuchelnder Verräter war.
Auch in dieser Hinsicht war unsere Begegnung eher schemenhaft. Nichts Eindeutiges wie mir schien. Da waren noch immer zu viele unausgesprochene Dinge. Zu viel Zögern, Distance und Verschlossenheit. Zu welchem Zweck sollte das dienen nicht offen und ehrlich zu sein? Was auch mich in Wachsamkeit hielt.

-----------------------

Heute Morgen noch einmal Sex. Der mir eher ein wenig aufgesetzt wirkte. Nicht so spontan und verlangend wie gestern. Ähnlich dem der Torschlusspanik. Allerdings vermag ich dies nur aus meiner eigenen Wahrnehmung heraus zu interpretieren.

So wie so begann der Tag ziemlich hektisch. Ich war/bin so aufgeputscht wie sonst selten. Was wohl daran liegen mag, dass ich meiner spontanen Reiselust wegen, vor Gunnar und Derek in einen Rechtfertigungszwang gerate, sobald ich wieder im Zentrum bin.


Samstag, 28. Mai 2016

Ein kurzer Tripp nach London



Ich dachte an Kevin.......
Wir hatten miteinander gespielt. Oder besser, er mit mir. Was wäre WENN?  Wie schon so oft, in den letzten Zeiten. Aber dieses Mal, war es ihm ernst.
„Hättest du Lust, mit mir ein Wochenende zu verbringen?“
Ich greuselte die Stirn und zog die Brauen zusammen. „Was hast du vor?“, ging mir durch den Kopf und ich sprach es aus, alldieweil ich mir mit Kevin kein Blatt vor den Mund nehmen musste.
Er grinste schelmisch. „Na, was denkst du denn?“
„Besucht Janina ihre Eltern in Deutschland? Oder was?“
Kevin grinste weiter.
„Was ist mit deinem Sohn?“, fragte ich schließlich und war froh darüber, dass ER mir eingefallen war. Denn noch im Augenblick, war mir die ganze Tragweite seiner Frage, zuzüglich seines Grinsens, klar geworden. Es war ihm tatsächlich ernst!
Oh! Oh!
Alarmglocken läuteten! Ich redete mich heraus. Lenkte seine Aufmerksamkeit auf ein anderes Thema und hoffte, dass seine Absichten nicht schon das kommende Wochenende betrafen.
Nicht dass ich es nicht gewollt hätte, mit ihm zusammen zu sein. Aber so ein ganzes Wochenende??? Und dann war da noch Gunnar? Und Alexa? Ich wusste, Gunnar würde Alexa gleichwohl ohne meine Erlaubnis mit ins Zentrum bringen. Dessen war ich mir (beinahe) sicher. Daher keimte in mir der Gedanken, ganz von hier weg zu gehen, um......unliebsamen Begegnungen, Gefühlen und Stunden (Tagen) aus dem Weg zu gehen. Nur, konnte ich Kevin enttäuschen? Denn mit IHM verreisen, DAS wollte ich nicht. Andererseits, WIE hätte ich es anstellen sollen? Zwischen Gunnar, Alexa und Derek?
Vor einigen Tagen hatte mich ein Anruf erreicht, dass die Mieter meines von Jack geerbten Hauses in London ausgezogen waren. Noch umgehend hatte ich eine Firma beauftragt, es zu reinigen. Sie müssten fertig sein UND.....ICH könnte es nutzen. Ging mir durch den Sinn. Niemand würde mich DORT vermuten. Schlicht und einfach allen einmal entfliehen......Kevin jedoch, würde mit mir nicht dorthin kommen. Das wäre zu verräterisch und würde seine Janina, sollte sie es bemerken, was wahrscheinlich war, verärgern.
Ja nun lebe ich schon im Paradies, in einem Haus, an einem See und.......dennoch......verleidet es Mann mir und ich hatte in diesem Augenblick, den dringlichen Wunsch......in die Ferne, die Anonymität zu fliehen.
Selbst Gunnar gegenüber hatte ich nichts vom Auszug der Mieter in London erwähnt. Es war mir schlicht und einfach entfallen. Zu unwichtig. Aber jetzt......kam es mir in den Sinn....und.....gelegen.

Denn.........

Ich bin wütend auf meinen Ehemann. Ich bin wütend auf alle Männer und doch mit EINEM zusammen.

Ich bin wütend auf meinen Ehemann, weil er offenbar seine Zeit viel lieber mit seiner Konkubine verbringt, als mit mir. Oder uns beide, Alexa und mich, möglicher Weise sogar auf Alexas Vorschlag hin, zwangs-zusammen-legen möchte.
Mag gut  sein, dass er sich, so rein menschlich- gefühlt, um sie sorgt. Möglicherweise nutzt sie die Schwangerschaft jedoch auch auf diese Weise aus, um ihn bei sich zu halten und an sich zu binden. Obgleich sie meine Freundin mimt. Was nun nicht unbedingt einen Gegensatz darstellen muss. Möglicherweise ist sie (derzeit?!) tatsächlich sogar damit zufrieden, die zweite Frau neben mir zu sein. Hat aber trotz alledem das Verlangen, was ich durchaus nachvollziehen kann, mehr Zeit mit meinem Mann zu verbringen. So toleriert sie mich und nimmt mich als Freundin hin. ICH vermag es jedoch NICHT! Es ist mir (äußerst!) unangenehm!
In jedem Fall war ICH NICHT dazu bereit, sie erneut in meinem Haus am See zu empfangen, zu dulden. Punkt!
Und auch mit Derek bin ich es so manches Mal leid, dass er offenbar die meiste Zeit in Gedanken bei seiner Mutter ist. Sie hat Vorrang vor allem. Was ich durchaus verstehen kann. Natürlich sorgt er sich um sie. Das ist durchaus natürlich. Er ist oft bei ihr.....und manchmal denke ich, ein Wunder, dass sie ihm gestattet, gelegentlich bei mir zu sein. (Vor allem zu DEN Zeiten, wo es MIR passt. D.h. – wenn Gunnar abwesend ist.) Gleichwohl sie ihm im Augenblick nicht mehr so arg bedrängen mag, mit Giselle oder einer anderen Frau auszugehen, vermute ich trotz alledem, dass sie noch immer gegen mich plädiert, was eine festere Bindung betrifft.
Dereks Vater (samt seiner Pagage) scheint mir derzeit glücklicher Weise am Packen zu sein. Es wird in der Tat Zeit, dass sie uns verlassen. Seitdem Harold hier in Schweden ist, ist Derek wie paralysiert. Insbesondere seiner Mutter wegen. Denn er ist in der Tat kein einfühlsamer Mann. Mit Sicherheit ist es sogar besser für Magdalena, nicht mehr mit ihm zusammen zu sein. Das schont die Nerven.
Wenn man bedenkt, dass ich mit Derek nun seit fast zwei Jahren zusammen bin.
Eigenartiges Gefühl. Und ich frage mich manchmal, wie ER sich dabei fühlt..........


Ich bin wütend auf alle Männer und doch mit EINEM zusammen. Sasha Fliess.
Nachdem ich meinen Post beendet hatte, rief ich noch einmal Gunnar an, um mich zu vergewissern, ob er entweder ganz bei Alexa bleibt, oder, auch ohne meine Erlaubnis, mit ihr zu mir kommt. Tatsächlich war es so.
Derek war ebenfalls NICHT bei mir. Entweder stählt er seine Muskeln, oder sieht nach seiner Mutter. Was auch immer es war, die Tatsache, dass er eben NICHT bei mir war, ließ mich seufzen und zu dem Schluss kommen, dass ich eine Reise nach London wagen sollte.
Der Gedanke an Kevin quälte mich jedoch. Auch IHN rief ich an und erfuhr zu meiner Erleichterung, dass Janina erst am kommenden Wochenende, MIT seinem Sohn, nach Deutschland flog.
„Wir reden noch einmal darüber.“, schlug ich ihm vor und ließ ihn in Zuversicht, bei dem Gedanken, auf eine gemeinsame Zeit. Warum auch nicht? Nun hatte ich noch eine Woche, um mich darauf einzustellen und gegebenenfalls einen Plan zu entwerfen.

Ich selbst war an diesem Tag nicht einmal des Frühstücks wegen aus dem Haus gegangen. Auch den Lunch ließ ich mir servieren. Mir war nicht danach, irgendjemand zu sehen.
Ich stellte mir lediglich die Frage, WEN würde ich jetzt gern bei mir haben wollen? So kam ich auf Sasha Fliess UND.......zählte eins und eins zusammen. Eine simple Rechnung, wie mir schien. Was konnte es schon schaden, mit der Tür ins Haus zu fallen und ihn schlicht und einfach zu fragen, wollen wir gemeinsam nach London fliegen? Jetzt?
Allenfalls konnte man es dann noch als Scherz verstehen......

Also tat ich es. Blitzschnell. (Damit ich nicht auf die Idee kam, meinen Entschluss zu überdenken.)
Er sagte zu.....und fand es überhaupt nicht eigenartig. Wunderte sich ausschließlich einen kurzen Moment. Fragte nach dem Anlass und ich antwortete: „Ich suchte lediglich einen Begleiter für die Hausinspektion.“
Ich buchte last Minute, rief Sasha Fliess noch einmal an, um ihn darüber in Kenntnis zu setzen, wann der Abflug sei und zu welcher Uhrzeit wir uns am Flughafen wo treffen würden. Dabei war es mir gleichgültig, ob er sich nun ein Taxi charterte, oder seinen eigenen Wagen nahm. Denn ich beabsichtigte keineswegs mit ihm, hier im Zentrum, sichtbar für alle, in einen Wagen zu steigen und davon zu brausen. Was ein Fressen für die Gerüchteküche gewesen wäre. Irgendjemand hätte es sicherlich gesehen und es weiter erzählt. Diesen Lapsus gedachte ich mir eben NICHT zu leisten. Ich selbst nahm den Ferrari.

Es war alles so rasch von Statten gegangen, dass es tatsächlich niemand bemerkt hatte. Zumindest nahm ich das an.
Gunnar war noch immer bei Alexa. Derek bei seiner Mutter und Kevin bei Janina, als ich mit dem Wagen davon gefahren war.
Was war ich froh, dass ich Kevin nicht enttäuschen musste!!!!! Bis nächste Woche fiel mir schon etwas ein, es einzurichten, zumindest eine Nacht mit ihm zu verbringen.   

-------------------------------

London - Belsize park area

Kaum etwas erinnerte mich an Jack. Dem Mann, welcher mir dieses Haus vererbte. Und es war zu Recht geschehen, dass mich Jack in seinem Testament damit bedachte. Wie ich fand. Was hatte ich damals alles ertragen müssen?! Mit diesem jähzornigen, selbstsüchtigen, rücksichtslosen Mann. Die meiste Zeit war er betrunken und forderte nur. Was hielt mich zu dieser Zeit bei ihm??? In diesen Augenblicken ist es mir schleierhaft.

Auf dem Flug nach London kamen mir Zweifel. ICH, allein, mit Sasha Fliess? (Mein iPhone hatte ich (vorsichtshalber) ausgeschaltet! Niemand sollte mich erreichen. Mir Vorwürfe machen. Oder mich schelten, wie ein unartiges Kind.)
Wenn er aber nun tatsächlich ein Spion war? Jemand, der mir Böses wollte? Dann hatte er in diesem Augenblick gute Karten.
Sasha Fliess und auch ich war verhältnismäßig still gewesen, als wir im Flugzeug nebeneinander saßen. Ich hatte darüber nachgedacht, dass es auch im Nachhinein niemand erfahren musste, dass ich mit ihm in London war. Das schien mir vernünftig  und mochte ebenso plausibel zu sein. Ich war allein gereist. Basta!
Auch Sasha Fliess weihte ich in meine Pläne ein und er stimmte mir grinsend, auch ohne ein Wort zu sagen, nickend zu.
Also blieb es dabei. Ich hatte mich urplötzlich dazu entschlossen allein nach London zu reisen, um mir mein Haus anzusehen, nachdem die Mieter ausgezogen waren. Ich hatte mich allein gefühlt und war zum den Entschluss gekommen, schlicht und einfach, gäbe es einen verfügbaren Flug, abzureisen.  
So weit, so gut.

-------------------------------

Sasha stellte keine Fragen. War überhaupt ziemlich still. Nahm alles als gegeben hin und genoss die Zeit mit mir bis hier her. Zumindest deutete sein Verhalten bislang darauf hin.
Zwar spürte ich, dass ihm das WARUM auf der Zunge lag, aber er schwieg. Und wir blieben noch lange beim SIE. Aber irgendwann (zwinker), wechselten wir dann, heute Morgen, zum DU. Schlussendlich unterhielten wir uns doch noch über alles und auch über das WARUM. Nachdem wir Sex miteinander hatten. Ja. Der Leser liest richtig. Wir waren tatsächlich intim miteinander geworden.
Genau genommen war es NICHT meine Absicht gewesen. Aber lässt eine Frau einen Mann in ihr Bett, stellt sich zwangsläufig irgendwann einmal die Frage nach mehr Intimität.
Ich hatte Sasha am Abend vor die Wahl gestellt, entweder in einem anderen Zimmer zu schlafen, oder gegebenenfalls auch bei mir. Er hatte sich, selbstverständlich, mit einem Schmunzeln, für Zweiteres entschieden. Und heute Morgen, war es einfach so zum Sex gekommen. Selbstredend hatte ich mich tatsächlich sogar einige Sekunden dagegen verwehrt. Aber meine Gegenwehr, war nur sporadisch. Nicht mehr. Denn auch ich verspürte Lust nach ihm. ER hatte sich offenbar, nachdem er nun mit mir in einem Bett lag, doch nicht mehr so gut im Griff, wie ich dachte. Mit einem Ruck, noch während wir miteinander redeten, war er über mich gekommen. Eine seiner Hände hielt meine beiden Arme fest. Mit der anderen griff er zwischen meine Beine. Ich strampelte ein wenig und lies es dann doch geschehen. Schließlich ist er kein unattraktiver Mann und ich hatte bereits mit dem Verlauf dieser Ereignisse gerechnet. Was wir später ebenfalls erörterten. Allerdings blieben wir, was Gefühle betrafen, beide sehr vage. Fast kühl. Frei nach dem Motto: Ein schönes Wochenende, nicht mehr. Zum Verlieben äußerte er sich eher nebulös. Ließ mich im Unklaren darüber, ob er sich nun in mich verlieben könnte, oder nicht. Machte mir aber im gleichen Atemzug Komplimente, meines Aussehens wegen. Aber Liebe?? Das wusste er offenbar noch nicht.
„Es gibt Menschen, die verlieben sich erst später.“, deutete er eine Eventualität an, die ich bestätigen konnte. Denn auch Gunnar war NICHT meine erste Wahl. Ich verliebte mich so allmählich in ihn, unterdessen wir zusammen waren. Womöglich brauchte auch Sasha eine Weile. Freilich wusste ich nicht wirklich, ob das dann auch gut für uns beide war. Oder ob ich selbst das wollte. Daher ließ auch ich ihn im Unklaren darüber, was ich für ihn empfand oder nicht. Schließlich wusste auch ich es noch nicht wirklich. Wie auch? Nach so kurzer Zeit. Mag sein, dass ich Ambitionen hatte, was Sasha Fliess betraf. Etwas reizte mich an ihm. Nur gedachte ich es nicht all zu schnell anzugehen, wie nun kam. Als sich mir jedoch diese Gelegenheit der Reise bot,....ergriff ich sie, um ihn doch besser kennen lernen zu können. Und ich finde, ich hatte Recht daran getan.

Für mich fühlt es sich im Augenblick an, wie ein Tanz auf Eis. Ich glaube, keiner von uns beiden weiß, nach welcher Seite wir abrutschen könnten UND, ob es gut für uns ist. Ich vermute, wir halten uns beide zurück.....mit den Gefühlen.
Aber wer weiß.......

Sasha ist/gibt sich (?) so ruhig und gelassen. Er ist einfach fabelhaft mit ihm hier zu sein. Aber einzigartig und spektakulär ist es immer, wenn es mit zwei Menschen  beginnt......
Andererseits,.....beginnt in der Tat etwas??? Wer weiß.......

-----------------------------

In jedem Fall hatte ich mich heute mit einen Sachverständigen getroffen, welcher das Haus auf etwaige Schäden inspizierte, die repariert werden mussten. Und es war durchaus vorteilhaft, dass ich persönlich anwesend war. So konnte ich mir selbst ein Bild von allem machen. Und Sasha war ebenso ein lohnender Begleiter. Denn Frauen wird kein Stück Sachverstand zu getraut. So war es ganz günstig, Sasha an meiner Seite zu haben.
Alles in allem hatte ich offenbar doch die richtigen Entscheidungen getroffen.
Ob dies Gunnar allerdings genauso sah, wusste ich nicht und wollte es im Augenblick auch nicht wissen.

-------------------------

„Warum hast du eigentlich nicht Derek mitgenommen?“, hatte Sasha heute Morgen begonnen zu fragen. Und ich erklärte es ihm. Nur bei Derek blieb es nicht. Er fragte gleichwohl noch nach anderen. Wie beispielsweise Gunnar, Kevin, Troels oder Jason.
„Gunnar Sorge gilt offenbar im Augenblick seiner Konkubine. Und Derek kümmert sich um seine Mutter. Sein Vater macht ihm ebenfalls Probleme. Mit Kevin zu verreisen, sodass es niemand bemerkt, vor allem seine Janina nicht, ist überaus schwierig. Ähnlich ist es mit Troels. Und Jason hat derzeit seine ganz eigenen Probleme.“
Sasha folgte meinen Worten und gab mir Recht.
„Und da wir uns bereits ein wenig näher gekommen sind, dachte ich, du könntest mich begleiten.“

----------------------------

So nun, der Worte genug. Es wird Zeit, mich wieder London zuzuwenden und.......Sasha Fliess.
Ich dachte nur, ich schreibe besser jetzt. Es sind ohnehin bereits fast sechs Seiten. Viel zu lang für einen Post........


Freitag, 27. Mai 2016

Sicherheit?



26. Mai 2016
Das Briefing war neben den allgemeinen Themen, welche jedes Mal zur Sprache kommen, doch eher auf die Sicherheit fixiert. Ich sprach mit Ryan, dem Chef des Sicherheitsteams und auch alle anderen brachten ihre Vorschläge ein, wie wir uns besser schützen könnten und auf was zu achten wäre.
Aber das ist hier nicht weiter von Relevanz.

Später schäkerte ich ein wenig mit Kevin und wurde dann wieder ernst, als Derek zur Tür hereinkam.
„Es wäre gut“, begann ich, nach Sekunden einer etwas peinlichen Stille, aus den Gedanken heraus zu sprechen, „den betreffenden Mitgliedern des Sicherheitsteams eine Art Prämie zukommen zu lassen. Vor allem denen, welche bereit waren zu helfen, obwohl sie sich NICHT im Dienst befanden. Das sollte honoriert werden, finde ich.“
Kevin und auch Derek stimmten mir zu.
„Und was wünschst DU dir, als Mann der Stunde?“, fragte ich DEN Mann, welcher die Zügel der Koordination und Verantwortung in die Hand genommen hatte, als es nötig war.
Derek lächelte sanft. Sah mich durchdringend an und schwieg.
Wir alle drei wussten, was er damit zum Ausdruck bringen wollte.


Da ich wusste, dass Gunnar auf Dienstreise war und erst am Freitag zurückkommen würde, nahm ich Derek in einem günstigen Moment beiseite und überbrachte ihm sogleich die freudige Nachricht. Sah ihm gleichermaßen durchdringend in die Augen und hauchte leise: „Ich liebe dich.“
Zudem fragte ich ihn auch, ob er auf Kevin eifersüchtig wäre, wenn ich mit ihm gelegentlich flirte.
Derek lachte. „Oh Gott nein!“ Dann wurde er ernster. „Aber ich weiß auch, dass du ihn noch immer magst.“
Ich lächelte und stimmte Derek nickend zu. „Ja. Er ist noch immer ein überaus charmanter und gut aussehender Mann.“

-----------------------

27. Mai 2016
Stunden mit Derek bis heute Morgen. Sie enthielten das Meiste, was Mann und Frau so tun, wenn sie zusammen sind. Aber im Inneren, holte mich der Schock des Vergangenen offenbar doch noch so allmählich ein.
Da war zu Beginn das hektische Tun. Der Drang durch viel Arbeit zu vergessen. Nach dem Schlaf der Nacht, die Resignation. Alles stagniert. Die Zeit ist wie eine zähe graue Masse, in welcher Frau sich bewegt. Und sie ist so undurchsichtig. Ich kann nicht sehen, was mich die nächste Minute erwartet,....und bewegt. Auch nicht wirklich fühlen. Gerade das sich Spüren, fühlt sich an wie zerbrochenes Eis. Wie Splitter, Fragmente.........


Während ich mit Derek frühstückte, rief doch tatsächlich Gunnar an.
So früh? Dachte ich noch. Er muss gerade erst in Stockholm angekommen sein.
Und da war es wieder, das Stottern. Das zaghafte Fragen, weil er wusste, dass es nicht richtig war, ich es nicht wollte. Er gedachte Alexa mit zu uns ins Zentrum zu bringen. In mein Haus, wo sie übernachtet hätte, und wir erneut zu dritt gewesen wären.
„NEIN! Und das ist mein aller letztes Wort!“
Ich legte auf.
Derek sah mich mit großen Augen an und schwieg.
Ob er wusste, um WAS es gegangen war? Oder wer mich so derart erregte?
Ich vermute schon.


Mittwoch, 25. Mai 2016

Der Stoff, aus dem Alpträume sind




Es vergeht in der Tat beinahe kein einziger Tag, ohne das etwas Eigenartiges geschieht.

Nun, da Gunnar seiner Geliebten beizustehen gedachte, bei ihren (imaginären?) so plötzlich aufgetretenen Schmerzen im Unterleib und der nun folgenden Phase der Ruhe, war ich mit Kevin und vor allem mit Derek zusammen.
Wir arbeiteten noch bis zwei im Büro und ich ging dann mit Derek, zum späten Lunch, ins Restaurant.
So weit so gut.
Kevin war nach Hause, zu seiner Janina gerollt. Ich wusste nicht, ob er am Nachmittag noch einmal wieder kam, oder was er sonst noch zu erledigen hatte.
Als wir, Derek und ich, das Restaurant, welches sich verhältnismäßig nahe am Eingangtores befindet, verließen, gab es genau dort einen Tumult.
In weiser Voraussicht hatte ich bereits vor einiger Zeit an allen Eingängen zum Zentrum und speziell an dieser Haupteinfahrt, vermehrt Sicherheitskräfte platzieren lassen. Was ich eigens mit Ryan, dem Chef des Teams, während eines Briefings  abgesprochen hatte. Genau diese Entscheidung war es, die in jenen Minuten nicht nur mir das Leben rettete. Sondern vermutlich auch einigen der zu dieser Zeit, an diesem Ort, befindlichen Menschen.
Mein Sicherheitsteam leistet hervorragende Arbeit. Und das nicht nur am Tor. Alldieweil auch die rein zufällig an diesen Platz, vor allem in meiner Nähe  befindlichen Männer unseres Teams, die nicht im Dienst waren, spontan, unaufgefordert und Ziel orientiert handelten. Denn nur in wenigen Sekunden, ich hatte die Gesamtsituation noch nicht einmal gänzlich erfasst, bildeten vier Männer einen Kreis um mich herum, die Derek geistesgegenwärtig mit Rufen koordinierte und die mich zu schützen versuchten. Erst jetzt erkannte ich, dass sich nicht weit von uns entfernt am Tor ein Pulk von dunkelhaarigen- bis dunkelhäutigen jungen Männern gebildete hatte, die wild gestikulierten und mit Messern fuchtelten und die dort gerade befindlichen Menschen, samt unseres Personals bedrohten. Eine durchaus gefährliche Situation.   
In diesem Augenblick, als ich dem allen gewahr wurde, schossen mir Bilder durch den Kopf und ich dachte an ein Ablenkungsmanöver. Eine alte Kriegsstrategie der Männer. Ich drehte meinen Kopf so rasch hin und her und sah dann endlich Ryan, der in sein Walki Talki sprach und offenbar alle Sicherheitskräfte im Zentrum koordinierte, was er mir zu einem späteren Zeitpunkt bestätigte. Sein Gedanke war der Gleiche. Schließlich kannte er solch’ Situationen nur zu gut. Sie waren ihm nicht fremd. Ebenso wenig wie mir selbst.
Ich hörte Dereks Stimme wie er immer wieder rief: „Schützt die Chefin!“ Er war der fünfte Mann, der sich in den Kreis um mich herum eingegliedert hatte. Seine Arme waren ausgebreitete. Die Beine gespreizt. Die Füße standen fest am Boden. Es sah aus, wie eine Art Kampfstellung, welche beispielsweise die Karatekämpfer einnahmen, wenn sie einem Feind gegenüber standen und bereit waren zur Verteidigung.
Die vier Männer, samt Derek, mit mir in der Mitte, gingen rasch, aber dennoch unauffällig, Schritt für Schritt von der Gefahrenzone weg. Genau DAS war ihre Aufgabe. Und sie erfüllten sie bravourös. Jeder einzelne von ihnen. Ich bin ihnen zu Dank verpflichtet. Denn so ungefährlich war für mich die Situation durchaus nicht.
Diese jungen, dunkelhaarigen und dunkelhäutigen Männer gebärdeten sich bedrohlich. Sie wollten durch das Tor und schreien die bekannten Rufe, wie sie auch in Deutschland und in anderen europäischen Ländern zu hören sind. Sie gaben einfach keine Ruhe. Versuchten durchzubrechen.
Schlussendlich griff Ryan zum Äußersten und glücklicher Weise befand er sich dabei NOCH auf dem Gelände des Zentrums. Er zog seine, mit scharfer Munition geladene Waffe und schoss in die Luft. Dadurch entstand ein kurzer Augenblick der Ruhe. Ermutigt durch Ryans couragierte Aktion, griffen jetzt auch die anderen Sicherheitskräfte nach ihren Waffen, was zum Glück und zu guter Letzt die Angreifer davon laufen ließ.
WIE kann so etwas überhaupt geschehen??? Ist man denn nirgendwo mehr sicher?

Dieses ganze Spektakel hatte etwa eine halbe Stunde angedauert.
Natürlich wird darüber nichts in den Medien erwähnt werden......(.....da ich ohnehin vielen von den Politikern ein Dorn im Auge bin. Weil ich mich ihren Regeln NICHT beuge. Die sie von wem auch immer aufdiktiert, eingeflösst und wofür sie gewiss ihren Lohn bekommen.)


Ich vermag nicht zu sagen, ob ich es einen Zufall nennen soll, oder ob das Ganze inszeniert worden war, um mir Angst einzuflößen und mich unter Druck zu setzen. Wofür, oder wogegen auch immer. Denn man hört immer wieder so allerlei von bezahlten Störenfrieden. Gleich welcher Couleur. Und gleich, in welchem europäischen Land.

Derek brachte mich umgehend zu mir nach Hause, wo ich blieb. Er selbst blieb bei mir. Rief allerdings sicherheitshalber seine Mutter an. Selbstverständlich sorgte er sich auch um sie. Es ging ihr gut. Sie hatte von all dem nichts mitbekommen. Zum Glück.

Ein wenig später, als sich die Lage entspannt und ich mich weitestgehend beruhigt hatte, rief ich Kevin an. Er hatte selbstredend bereits davon gehört und war genauso aufgeregt wie wir anderen. Wir kamen darin überein, gleich am nächsten Morgen mit Ryan über alles zu sprechen, auszuwerten und gegebenenfalls die Sicherheitsmaßnahmen zu erhöhen. Sowie die Männer des Sicherheitsteams in erhöhte Alarmbereitschaft zu versetzen und zu halten.


An Gunnar hatte ich bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal gedacht. Erst, als es Zeit für das Dinner war, fiel mir auf, dass er sich bis dato noch nicht gemeldet hatte.
Sollte ICH ihn anrufen? Oder sollte ich abwarten, bis er kam?
Ich entschied mich....zu wissen und rief ihn an.

Als ich ihm mit knappen Worten berichtete, was geschehen war, war er bereits im Aufbruch und auf dem Weg zu mir. Wie er sagte. Allerdings hörte ich im Hintergrund Alexas Stimme. Gunnar hatte darauf nicht reagiert und mit mir weiter gesprochen, als wäre er nicht bei ihr. Allerdings wusste ich, dass es so war. Was er mir einige Minuten später bestätigte.
„Ich bin schon unterwegs zu dir. Verlasse gerade Alexas Apartment.“
„Wie geht es ihr? Wolltest du vielleicht noch bei ihr bleiben?“, fragte ich höflichkeitshalber.
„Nein. Ich war nach der Arbeit nur noch einmal zu ihr gegangen, um nach ihr zu sehen. Nichts weiter. Ich bin auf dem Weg zu dir.“
Gunnar vergewisserte sich noch, ob Derek bei mir war und beendete das Gespräch.
Eine halbe Stunde später, war er bei mir.....und Derek.......ging.

--------------------------

Gunnar sorgte sich um mich. Fragte immer wieder: „Schatz, geht es dir gut? Wie fühlst du dich?“
„Besser, wenn du mich nicht ständig daran erinnerst.“, erwiderte ich schließlich mit einem Augenzwinkern.
„Oh! Ja. Natürlich. Du hast Recht. Verzeih.“
Wir sahen noch eine Weile fern und es wurde, wie so oft, sehr spät. Es muss so gegen eins gewesen sein, als wir zu Bett gegangen sind.

Heute Morgen Sex. Gleich zwei Mal. Er hatte es nicht gewagt, aus gesundheitlichen Gründen, mit Alexa zu ficken.
„Ich habe Angst, sie verliert das Kind. Wo es ihr doch so wichtig ist, es zu bekommen.“, hatte Gunnar am Abend noch zu mir gesagt.
Am Morgen dann eine Diskussion darüber, WER nun mit ihm auf Dienstreise geht. Denn noch am gestrigen Abend hatte mir Gunnar gestanden, dass er, rein dienstlich,  heute nach Kopenhagen fliegt.
Gunnar gedachte die Reise mit Tom anzutreten. Nicht mit Magnus. Offenbar empfand er ihn für diese Mission kompetenter als Magnus. Obgleich er doch erst wenige Monate bei ihnen war. Nur, würde Magnus dann Ann Maria nicht mit Gunnar fliegen lassen. Weil er mit ihr zusammen war. Stattdessen würde er mit Gunnar eine Debatte darüber beginnen, WER der alt Eingesessenen war und WER der Neue. Danach hatte Gunnar keinerlei Verlangen.
„Hast du vielleicht eine Sekretärin für mich?“, fragte er so halb im Scherz.
„Amaja Ji.“, fiel mir sofort ein.
Gunnar sah zweifeln zu mir herüber. „Denkst du wirklich, sie würde zusagen, mit mir auf Dienstreise zu gehen? Du weißt, dass sie mich hasst.“
Ich antwortete ihm nicht und spielte gleichwohl nicht darauf an, aus welchem Grund Amaja ihn nicht begleiten würde. Es musste nicht ausgesprochen werden. Wir wussten es beide. Infolgedessen blieb es bei einem kurzen, strafenden Blick meinerseits.
„Was ist mit Kate?“, fragte er dann.
Kate? Gerade Kate dachte ich SO laut, dass Gunnar es einfach lesen musste. Es sprang ihn gewiss förmlich an.
„Ach komm. Es passieret schon nichts.“ Gunnar zwinkerte mir zu.
„DAS willst du mir doch etwa nicht erzählen?“, zweifelte ich seine Aussage an.
Er erwiderte nichts. Lächelte nur zu mir herüber. Das Brummen seines Rasierers hätte ohnehin das Reden erschwert.
Ich rief das Sicherheitsbüro an, um Kats Nummer in Erfahrung zu bringen. Ich hatte sie schon längst gelöscht und Gunnar offenbar auch. Dann rief ich Kate an. Sie zögerte und gab mir schlussendlich recht zügig ein JA.
Gunnar musste sich eilen. Noch bevor er ging, richtete ich Worte des Bedauerns an ihn. Ich schnaufte. „Ich sehe dich kaum.“
Er drückte mich fest an sich und hauchte mir seinen Liebesschwur ins Ohr, welchen ich ihm glaubte. Warum auch nicht. In seinem Herz sah ich, dass er meinte, was er sagte.

Da Gunnar so früh gegangen ist und ich nicht noch einmal zu Bett gehen und schlafen wollte, gab es mir die Zeit, heute recht früh hier die Ereignisse des vergangenen Tages nieder zu schreiben.
Was der Tag bringen mag, weiß ich selbstverständlich nicht. Nur, dass Gunnar erst Morgen zu mir zurückkommen wird. Er sagte, sie bleiben über Nacht in Kopenhagen. Zudem wird er für Alexa zumindest noch ein, zwei Stunden erübrigen wollen. Gleichwohl es ihr besser gehen mag, verstehe ich sie doch nur zu gut, wenn Gunnar ihr fehlt und sie ihn sehen möchte.

-------------------------

Denke ich noch einmal in aller Kürze (!) über die gestrigen Ereignisse nach, fällt mir auf, wie rasant sich alles ereignete. Nur gut, dass Derek die Fähigkeit besitzt, so rasch zu reagieren. Ich gehöre eher zu denen, die erstarrt.
Erst im Nachhinein, im Rekapitulieren, während ich es Gunnar erzählte, wurde mir die ganze Tragweite des Geschehenen bewusst. Allerdings gedachte ich, wenn möglich, nicht mehr all zu lang und häufig darüber nachzudenken. Vergessen, würde ich es sicherlich nicht......so leicht.
Zweifelsohne würde dieser Zwischenfall, auch unter den Leuten im Zentrum, noch für einige Zeit Gesprächsstoff sein. Ich hoffe inständigst, es kommt kein neuer der gleichen Art hinzu.


So nun, auf zum Briefing!



Kränkliche Frau-en



Es ist schon eigenartig, wie manche Männer rasch entschwinden, wenn sie erfahren, dass eine Frau nicht gesund ist. Also, „nicht normal“. So wie andere.
So schnell kann Frau nicht schauen, wie Mann den Balzritus unterbricht und damit endet. Wo die Konversation vorher rege war, flaut sie nun abrupt ab. Fließt nur noch spärlich. Nun, zumindest blieb Mann höflich. Gleichwohl ich noch kurz zuvor ein Drängen verspürte, welches immer eindeutiger wurde und, man höre und staune, nach so kurzer Zeit, auf ein Treffen, face to face, hinaus lief.
An dieser Stelle sollte ich erwähnen, dass ich keinerlei Anlass dazu bot. Mitnichten ermunterte, irgendjemand sehen zu wollen. Was mir in der Tat gleichwohl überaus fern liegen mag, mich auf derart dubiose „Treffen“ einzulassen. Alldieweil ich es schlicht und einfach nicht nötig habe. Schließlich habe ich einen Mann, einen Geliebten und zahlreiche Verehrer, hier, vor Ort, aufzuweisen. Zumindest in diesem Abschnitt meines Lebens. Bisher war es auch noch nie anders gewesen. Ich war stets, auf unterschiedliche Weise, mit mehreren Männern verbandelt.
Nun, von der viel besagten Ritterlichkeit ist am Ende nicht mehr viel übrig geblieben, bei diesem Mann. Erreichte er sein Ziel doch nicht so rasch, wie er dachte. Hier kann Frau ganz deutlich sehen, wessen Geistes Kinder er ist. Von Ehre keine Spur, welche sie angeblich hätten. Sagen kann Mann viel.......ha, ha! Nun, zumindest war alles, was seine Identität betraf, nicht gelogen.
Dennoch, WAS sind DAS für Männer? Welche Erziehung haben sie genossen? Frag’ ich mich da! Aber egal. Sie stellen sie sich sogar als Männer dar, die Frauen schätzen. Darin sind sie groß. Protzen. Aufschneiden. Angeben. Balzen. DAS ist ihr Geschäft. Und sie sind anspruchsvoll, was Frauen betrifft. Vielleicht sogar in manchen Dingen ehrlich. Aber eben nicht lang. Und das ist gut so, dass sie ungeduldig und kurzweilig sind. Solche Menschen sind für mich ohnehin bedeutungslos. Schläft die Konversation ein, werde ich umso schneller.......vergessen. Und das ist gut.

--------------------------

Eigenbeobachtung:
An dem Abend, als ich mit Gunnar bei Alexa und ihren Eltern war, um deren Abschied von Schweden zu feiern, war ich eigenartiger Weise überhaupt nicht eifersüchtig. Nein. Sogar gänzlich abgeklärt. Was doch recht spannend zu beobachten ist. Es war gerade so, als säßen Freunde zusammen und würden einfach nur miteinander reden. Obwohl da noch immer ein wenig Verhaltenheit bei Alexas Eltern zu bemerken war. Aber egal. Es hat niemandem geschadet.....SO.....zu sein.

--------------------------

Feststellung:
Genau genommen bin ich viel mehr Stunden mit Derek als mit Gunnar oder jemand anderen zusammen.

---------------------------

Ich wusste nicht, ob Gunnar am Abend zurückkommen würde. Aber er kam.
Wir, Derek, Kevin und ich, waren gerade im Aufbruch und gedachten das Bürogebäude zu verlassen, um in einen verdienten Feierabend zu gehen, als Gunnar eilig herein gelaufen kam. Mich umarmender Weise begrüßte und sagte: „Komm, wir gehen essen.“
Für einen kurzen Augenblick suchen meine Augen, die Bedauern signalisierten, die von Derek. Schließlich hatte ER sich gerade eben noch angeschickt, mich zum Restaurant zu begleiten. Aber egal. Gunnar war da. Worüber ich glücklich war. Allerdings blieb dies nicht so.

Wieder einmal war es spät geworden. Wir hatten noch lange miteinander ferngesehen. So etwa bis halb zwei. Und genau genommen war ich bereits vor Mitternacht schon so müde gewesen, dass mir die Augen zu fielen. Dennoch hielt ich, um Gunnars Willen, aus.
Gerade, als wir zu Bett gehen wollten, rief Alexa an. Er meldete sich leise und drehte sich, offenbar gewohnheitsmäßig, von mir weg, während er mit ihr sprach. Dann hörte ich, wie er mit einem Mal sehr tief atmete und die Luft durch seine Lippen blies. Gunnar drehte sich zu mir um und stellte auf laut. Ich hörte Alexas Stimme, die sehr aufgeregt klang. Sie bat Gunnar zu kommen.
„Es geht mir nicht gut. Ich habe so ein Ziehen im Unterbauch.“, hörte ich sie sagen.
Gunnar riet ihr anfangs abzuwarten, während er noch mit ihr sprach. Und einige Sätze später, forderte er sie auf, in die Notaufnahme zu fahren. Jedoch wiederholte sie ihre Bitte: „Warum kommst du nicht? Ich brauche dich HIER!“
Ich sah, dass es Gunnar nicht wirklich erfreute, JETZ noch nach Stockholm fahren zu müssen. Dennoch tat er es, auf Alexas wiederholte Bitten.
„Sei nicht böse. Ich muss dahin.“, sagte er beschwörend zu mir. „Sie braucht mich und ich hoffe, sie verliert nicht wieder ihr Kind.“ In diesem Augenblick bemerkte ich, dass Gunnar sich tatsächlich um Alexa sorgte. WIE auch nicht? Schließlich war das Kind, welches sie unter ihrem Herzen trug, das Seine. Und ich versicherte ihm, dass ich sein Tun verstand. Ermunterte ihn sogar noch, forderte ihn auf, zu ihr zu gehen.
Es war ein recht bizarrer Augenblick. Wir, noch munter. Alexa, die um Hilfe rief. Gunnar, der zögerte und wo dann doch die Fürsorge für seine Geliebte überwog und er ging.........samt meinem Zuspruch. Denn auch ICH bin nicht ohne Herz, wenn jemand Hilfe benötigt.
Infolgedessen ließ ich Gunnar zu Alexa fahren. Verabschiedete ihn, ging mit ihm nach draußen zu seinem Wagen und winkte ihm sogar noch nach.
Dann rief ich Derek an. Es dauerte eine lange, lange Weile, bis er abnahm. Schließlich war es bereits gegen zwei.
„Ja.“, hörte ich seine verschlafene Stimme.
„Kannst du zu mir kommen?“, fragte ich ihn.
„Was? Ich dachte...“, begann er zu stottern, „......Gunnar sei bei dir?“
„Nicht mehr. Alexa rief an. Sie hatte Schmerzen im unteren Bauchbereich. Befürchtete offenbar Komplikationen bezüglich ihrer Schwangerschaft und bat Gunnar zu ihr zu kommen.“
„Oh! Okay.“ Nun klang Dereks Stimme schon ein wenig munterer. „Aber wäre es vielleicht nicht besser, du kommst zu mir?“
Da ich zögerte, setzte er sogleich nach.
„Tut mir leid. Nicht dass du denkst, ich wolle nicht kommen. Aber, sollte Gunnar doch noch diese Nacht zurückkommen, sollte, wohl gemerkt, wüste er doch, wo er dich findet.“
Allerdings vermutete ich, darum ging es Derek nicht vordergründig. Es war ihm sicherlich unangenehm, sich in ein von Gunnar angewärmtes Bett zu legen. Oder des Nachts beständig in Erwartung zu sein, dass Gunnar ihn wieder vertrieb.
Er hatte Recht. Ich ging schlussendlich zu Derek hinüber und verbrachte dort die Nacht. Samt Sex heute Morgen. Wie gesagt, er ist so wahnsinnig sanft und einfühlsam, dass ich ein inniges Zusammensein mit ihm stets schätze. (Wann auch immer. Smile...)
Wir gingen gemeinsam Frühstücken und zum Büro. Als ich dann einige Momente alleine war, rief ich Gunnar an und erkundigte mich sogleich nach Alexas Befinden.
„Sie hatte die gesamte Nacht Schmerzen im Bauch. Einmal mehr, einmal weniger. Anfangs warteten wir noch ab. Aber dann, heute Morgen so gegen sechs, fuhr ich sie dann doch zum Hospital. Wir warteten auf ihren behandelnden Arzt, der sie untersuchte und er meinte, es sei so weit alles in Ordnung. Er schieb sie krank und riet ihr, sich unbedingt Ruhe zu gönnen.“ Gunnar schnaufte zwischendurch. „Ich habe die ganze Nacht kein Auge zugetan. Lass uns jetzt noch ein wenig schlafen. Alexa ist zum Glück soeben eingenickt. Sie hat bis jetzt geweint.“
„Okay. Also bleibst du bei ihr?“, fragte ich noch einmal nach.
„Ich schlafe noch eine Runde. Gehe dann ins Büro und schaue ab und an nach ihr. Sollte es ihr heute Abend besser gehen, komme ich zurück zu dir. Ist das okay für dich?“
„Ja.“, antwortete ich und bekundete meine Erleichterung, dass Alexa nichts geschehen war. (Allerdings war DAS doch ein wenig geflunkert. Hier muss ich gestehen, dass es mir lieber gewesen wäre, sie hätte das Kind verloren.)