Donnerstag, 6. April 2017

Der ewige Streit um die Mätresse



Gunnar mag zwar im Augenblick nicht mit Alexa schlafen, aber dennoch hält er zu ihr. Und es ist nicht nur die Verpflichtung, dass sie die Mutter seines Sohnes ist. Ich vermute, er liebt sie weiterhin…irgendwie. Die Bindung zu ihr ist stärker als ich dachte.
(Das muss enden!)

Wenn wir reisen, gedenkt Gunnar seine Kinder zueinander zu bringen. Was nichts anderes bedeutet, als dass Alexa mit uns nach New Orleans kommen würde. Und wenn wir dann schon einmal in Amerika sind und womöglich doch noch nach Hawaii fliegen werden, wird die Zwischenstation in Kalifornien, bei Alexas Eltern sein. Es wäre für mich keine angenehme, entspannende Reise mit meinem Mann. Nein. Alexa und das Kind wären beständig dabei und ich das fünfte Rad am Wagen, wenn die drei Familie spielen.
Was soll das denn werden, verdammt noch mal?!
Auch wenn Gunnar im Augenblick durch Eriks Zauber ein zahmer Tiger sein mag, hat er seine Krallen noch längst nicht verloren und gelegentlich denke ich darüber nach, wie lange dieser Zauber überhaupt hält. Ob Gunnar nicht erneut in alte Bahnen gleitet, die doch so vertraut für ihn sind. Und genau genommen war und bin ich doch sowas von überzeugt, dass wir beide tatsächlich zusammen gehören. Daher werde ich mit Sicherheit nicht die sein, die aufgeben wird. Niemals!
Es fällt mir oft schwer, Gunnar zu nehmen wie er ist. Aber ich will keine Schwarzmalerin sein. Warten wir es ab, was geschieht. Im Moment scheint alles zum Guten hin zu tendieren. (Und vielleicht sollte ich doch noch auf magischem Wege versuchen, diese Frau, diese Alexa los zu werden. Im Grunde hatte ich gehofft, es erledigt sich von selbst.)

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Gunnar ist jetzt zumeist sehr still. Was ein wenig eigenartig ist. Als hätte er die Lust, oder sogar die Freude am Leben verloren und alles wäre nur noch fade und trostlos für ihn. Man könnte beinahe behaupten, es sähe aus, als hätte er seine Identität, oder ein Stück davon verloren.
„Gunnar, wenn du dich nicht wohl fühlst, dann tue was immer du willst.“, sagte ich zu ihm. Denn auch  mir gefällt dieser Zustand nicht, in welchem Gunnar sich derzeit befindet. Aber womöglich ist es auch nur die Zeit des Übergangs, wo er nach Orientierung sucht. Vielleicht wird alles bald besser, wenn er sich eingepegelt hat.
„Nein, nein. Es ist alles okay wie es ist.“, erwiderte er. „Ich habe kein Verlangen nach Sex oder anderen Frauen.“
„Und wie fühlst du dich damit?“
Gunnar lächelte zögerlich. „Es ist schon irgendwie eigenartig. Als wüsste ich nicht genau, wer ich bin.“
Oh! Oh!. Dachte ich so. Doch ein Verlust der Identität? Was noch umgehend einen Lösungsvorschlag erforderte, welchen ich ihn sogleich erbrachte. „Das ICH kann man immer wieder neu erfinden. Vielleicht versuchst du es einmal.“ Ich griff nach Gunnars Hand und drückte sich leicht. „Ich weiß, es muss überaus schwierig sein, das alte ICH hinter sich zu lassen. Aber vielleicht kannst du es ja.“

Und dann doch wieder eine Diskussion um das Reisen mit oder ohne Alexa. Gunnar besteht darauf, dass sie mit uns kommt.
„Ich möchte nicht das fünfte Rad am Wagen sein. Entweder du verreist mit ihr, oder mit mir. Nicht mit uns beiden. Entscheide dich.“, setzte ich ihm die Pistole auf die Brust.
Der Disput um Alexa ging weiter. Sie möchte, dass er wieder bei ihr schläft. Zumindest ein, oder zwei Nächte in der Woche. Und ich verweigerte mich seinem Vorschlag, dass sie zu uns kommt.
„Ich will sie nach wie vor nicht in meinem Haus haben.“
„Sie ist die Mutter meines Sohnes und wenn ich meinen Sohn sehen möchte, dann wird sie auch hier willkommen sein.“
Ich antwortete nicht. Gedachte nicht weiter zu streiten. Hatte genug davon. Aber dennoch redeten wir über den anstehenden Donnerstag.
„Was ist mit eigentlich mit Derek?“, fragte Gunnar.
„Auf ihn werde ich nicht zählen könne. Jetzt, wo er verheiratet ist und noch mehr Verpflichtungen hat wie zuvor.“
„Hast du ihn gefragt?“
„Was denkst du dir nur. Bin ich eine Bittstellerin? Sicher nicht! Dann bleibe ich lieber allein, wenn du dich entscheidest, bei Alexa zu schlafen. Basta!“
Gunnar schnaufte. „Wenn du es so willst.“
„Wie stellst du es dir denn vor?“, fragte ich trotz alledem noch einmal nach.
„Wenn du es zulassen würdest, könnten wir alle zu Alexa gehen, oder ich hole sie zu uns mit dem Baby.“
Nein.“, war mein letztes Wort zu dieser Angelegenheit!
Und als hätte Derek um unseren Streit gewusst, rief er mich an.
„Sehen wir uns Morgenabend?“, fragte er, als wäre er noch immer ein Single Mann.
„Ich dachte du bist jetzt verheiratet.“, merkte ich ein wenig mürrisch an.
Ich hörte ihn lachen. „Na und. Das ändert doch nichts daran, dass wir ab und an zusammen sein können, wenn du magst.“
„Was sagt Laurianne dazu? Weiß sie davon?“
Nun schien Derek ein wenig ernster zu werden. Seine Stimme klang sachlicher wie vorher. „Bevor wir heirateten, trafen wir einige Abmachungen. Legten ein paar Regeln fest. Sie wusste genau, warum ich sie heirate und dass ich danach mein Leben nicht gravierend verändern würde. Sie garantierte mir meinen Freiraum, den ich nutzen kann wie ich es für richtig halte UND vor allem, in welchem ich mit dir Rea zusammen sein will.“
Und mit wem noch? Dachte ich so. Sprach es jedoch nicht aus, um Derek nicht zu verärgern. Das konnten wir gleichwohl später klären. Sollte er denn tatsächlich am Donnerstagabend bei mir sein. Aber warum sollte ich dem nicht stattgeben? Es wird nicht zwingend erforderlich sein mit Derek intim zu werden. Die Hauptsache für mich ist, ich bin nicht allein. Zu diesem Zweck bin ich sogar geneigt, über Laurianne und ebenfalls Giselle und wem sonst noch, hinweg zu sehen. Infolgedessen sagte ich ihm letztendlich zu. „Okay. Dann sehen wir uns Morgenabend.“, beendete ich das Gespräch und legte auf. Offenbar waren sein Reise- und Modelpläne mit Laurianne vorerst verschoben. Oder nicht so zügig umsetzbar. (Und ich wünsche mir, dass es ihnen nie gelingt!)
Gunnar hatte mitgehört und schien erleichtert. So standen nun keine weiteren Debatten an. Wie angenehm für ihn.
„Also wird Derek dann doch bei dir sein?“, fragte Gunnar vorsichtshalber noch einmal nach.
„Ja. Was habe ich denn für eine Wahl, wenn ich nicht alleine sein möchte?“
„Ich dachte du magst ihn?“
„Ja natürlich. Aber seitdem sich mir die Wahrheit eröffnete, dass auch ER nicht besser ist als andere Männer (und an dieser Stelle gedachte ich nicht zu sagen wie du!), was Frauen betrifft, ist irgendetwas an Gefühlen zerbrochen in mir. Ich verlor das Vertrauen in ihn. Er ist nicht mehr mein Retter in der Not.  Nun eher ein notwendiges und zudem noch verheiratetes Übel, welches als einziges noch für mich verfügbar ist, um nicht allein sein zu müssen, wenn du zu Alexa gehst. Denn genau genommen verspüre ich immer weniger Verlangen nach jemanden anderen außer Dir Gunnar. Vielleicht liegt es am älter werden und an meiner Kränklichkeit. Wer weiß.“
Gunnar pustete die Luft durch seine Lippen und zog die linke Augenbraue hoch. „Alexa ist nun einmal da. Und ich mag sie immer noch.“
Der letzte Satz ließ jedes weitere Wort in meiner Kehle verbleiben. Die sprichwörtliche Sprachlosigkeit hatte mich erfasst. Was Gunnar offenbar anfangs als Zustimmung deutete. In meinem Kopf allerdings sah er dann doch meine Zornigkeit. Meine  Enttäuschung. Nur eben auch die Einsicht, dass ich zufrieden sein muss. Denn Gunnar gab sich in der Tat nach wie vor alle Mühe mir treu zu sein, was gleichwohl zumeist sogar gelang. Bis auf Alexa natürlich, die fordernd ist.
Den Rest des Abends genossen wir lieber miteinander, anstatt uns in endlosen Diskussionen zu ergehen. Es hatte ohnehin keinen Sinn. Wie Gunnar bereits anmerkte. Alexa war nun einmal da. Und so rasch würde sich das gleichwohl nicht ändern.

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Heute Morgen nach dem Sex noch einmal die Frage an Gunnar, wie er sich fühlt. Die Müllabfuhr hatte uns beizeiten geweckt.
„Es geht mir bisher gut damit, ausschließlich mit dir zu schlafen Rea. Nur heute Abend….weiß ich nicht. Alexa wird darauf bestehen und ich werde es versuchen, so gut es eben geht.“
Diese verdammte Alexa mit ihrem vehementen Verlangen nach Nähe zu Gunnar und Sex mit ihm wird den Zauber noch zum Kippen bringen. Verdammt! Wäre sie nicht, könnte Gunnar es locker schaffen.

Und dann doch noch vor dem Frühstück das Ganzkörperpeeling samt Ölmassage, welche ich bis hierher aufgeschoben hatte, aufgrund dieses vermaledeiten Infekts.
So denn sehe ich einen Abend und eine Nacht mit Derek entgegen, in welcher ich versuche diese Laurianne völlig auszublenden. Was würde es nützen, ständig an sie zu denken. Das würde mir doch nur den Abend verderben und genau das lasse ich nicht zu! Basta!



Persönliches

Ich vermute, es ist wohl nun so, dass ICH als Dereks Mätresse gesehen werden kann. JETZT, wo er mit Laurianne verheiratet ist. Womöglich ist es genau dieser Gedanke, der mir bis aufs äußerste missfällt!
(…..und geschrieben hatte ich das meiste bereits gestern Abend.)