Samstag, 1. April 2017

Mögen eigentlich alle Farbigen Rapp?



Es gibt nicht wirklich viel zu sagen. Bis auf eines, was wirklich erstaunlich war und mir alle Contenance abverlangte, welche ich in diesem Augenblick aufzubringen vermochte.
Heue Morgen besuchteN uns Derek UND Laurianne. Was mich dazu veranlasste, mit Derek ein ernstes Wörtchen reden zu wollen.
Ich hatte Gunnar mit einer Geste meines Kopfes ein Zeichen gegeben, damit er mir zu dieser Gelegenheit verhalf. Er sprach Laurianne freundlich an und ging mit ihr ein paar Schritte von mir und Derek weg in Richtung der Eingangstür, sodass ich mich in Ruhe mit Derek unterhalten konnte.
Derek hingegen, winkte ich zu mir heran.
„Derek, ich möchte nicht, dass du sie mit hier her bringst. Sie mag mit dir hier wohnen und wird womöglich eine Angestellte von mir sein, wenn sie sich nicht von dir aushalten lässt. Aber im Grunde ist sie niemand, den ich näher kennen muss. Verstehst du, was ich sagen möchte?“
Derek wurde ernst. Ich ließ ihn jedoch noch nicht zu Wort kommen, weil ich ahnte, in welche Richtung seine Erwiderung gehen würde.
„Ich meine, sie ist ein Model, sieht gut aus und ist jetzt deine Frau. Mag gut sein. Aber ich habe sonst nichts weiter mit ihr gemein und kein Interesse, mich mit ihr anzufreunden.“
Dereks wunderschöne dunkle Augen fixierten mich. Ich sah, wie seine Kaumuskeln einige Male zuckten. Jedoch begann er erst nach einer gefühlten Ewigkeit zu reden. Und er blieb erstaunlich ruhig dabei.
„Weißt du Rea, ich habe meiner Mutter immer nie geglaubt. Aber anscheinend behält sie am Ende sogar noch Recht und auch Laurianne äußerte bereits Ähnliches.“
Diese Einleitung lies mich aufhorchen. Sie konnte nicht Gutes bedeutet und ich wusste, jetzt kommt der Schlag unter die Gürtellinie, welchen ich bravourös und mit Charme zu meistern hatte. So wie man es mich eins lehrte. Ich lächelte Derek an und lies ihn weiter reden.
„Ich war offenbar nie gut genug für dich und jetzt eben gleichermaßen Laurianne. Vielleicht hast du mich wirklich nur als Alibi-Neger gebraucht, um nicht rassistisch zu erscheinen. Denn manche Äußerungen von dir wenn wir gemeinsam fernsahen, liegen mir noch ganz gut in meinem Ohr. Aber ich mach‘ das mal nicht unbedingt an der Rasse fest. Denn Laurianne ist so weiß wie du und kommt ebenfalls aus dem Deutsch sprachigen Raum. Sie sieht dir sogar ähnlich. Daran liegt es nicht. Es ist die Klasse, die Schicht, der du angehörst. Darauf baust du auf. Danach richtet sich viel in deinem Leben. Ein Wunder, dass du Gunnar akzeptierst. Und bewiesen scheint hier, du liebst ihn wirklich. Sonst hättest du all die Schmach bisher nicht ertragen, die er dir angetan hat. Die Schulter, an der du dich ausgeweint hast, war dann zumeist die Meine. Gut mag sein, ich wäre vielleicht auch nicht immer der Treuste gewesen, hättest du mich erhört. Aber immerhin nicht so und auf diese Weise, wie er es tat. Aber gut. Ich verurteile niemanden und Onkel Erik scheint ihn nun tatsächlich entschärft zu haben. Nur wie lange hält‘s?“
Eine kleine Pause entstand. Er hockte immer noch vor mir und sah mir mit seinem ruhigen Blick in die Augen.
Ich schluckte. Wusste nicht WO anfangen mit dem revidieren. Mit dem richtig stellen. Bevor ich jedoch überhaupt dazu kam etwas zu sagen, sprach Derek in seinem gleichmäßigen Ton weiter.
„Laurianne lässt sich nicht aushalten von mir. Sie ist ein Model. Und um ihren Job nachzugehen, müsste sie nach New York. Aber alleine lasse ich sie nicht. Infolgedessen werde ich aller Wahrscheinlichkeit mit ihr gehen. Möglicherweise bekomme auch ich einen Vertrag. Den Versuch ist es allemal wert. Meine Mutter gab ihre Zustimmung. SIE wird bis auf weiteres hier in Schweden wohnen. Ich weiß, dass sie hier sicher ist und alles für sie getan wird, was nötig ist, sollte ihr etwas passieren. Denn eigentlich gedenke ich hier her zurückzukommen, wenn unser Vorhaben misslingt. Oder wenn es beendet ist. Der Job hier in deinem Zentrum gefällt mir. Er passt zu mir und ich wäre dir dankbar, wenn du ihn mir erhältst. Vielleicht ist es für uns alle an der Zeit ein paar neue Wege zu gehen. Und wer weiß, was daraus wird. In jedem Fall beabsichtige ich früher oder später hier her zurückzukehren. Denn es gefällt mir hier.“
An dieser Stelle endete Dereks Plädoyer und er zwinkerte mir zu. Meine Gesichtszüge hatten sich währenddessen bewusst nicht verändert. Sie zeigten ein gleichmäßiges, freundliches Lächeln. Ich hatte es nicht einen einzigen Bruchteil einer Sekunde zugelassen, dass Derek an meiner Mimik oder Gestik irgendeine Emotion hätte ablesen können. Ich vermag nicht zu sagen, was er erwartet hatte. In jedem Fall war ich an dieser Stelle doch recht glücklich darüber, dazu erzogen worden zu sein, meine Emotionen und Gefühle unter Kontrolle zu halten. Gleichwohl diese Fähigkeit bisher nur selten zum Einsatz kam. Zumeist vermochte ich mich eben nicht zu beherrschen. Nur dieses Mal war es tatsächlich von Vorteil, Derek meine Gefühle eben nicht durch einen emotionalen Ausbruch zu preiszugeben. Er musste nicht wissen, was ich zu seinen Worten dachte. Eine trotzige Reaktion, oder Zorn hätten mir in dieser Situation am wenigsten zu Gesicht gestanden. Aber womöglich bestätigte mein Verhalten Dereks Meinung nur. Ich weiß es nicht und wusste in diesem Augenblick ebenso wenig, wie ich anders hätte reagieren sollen als gelassen.
„Wie ich höre, steht euer Plan bereits fest.“, begann ich nun mit besonnener und ruhiger Stimme zu sprechen. „Zudem Laurianne gewiss ihren Teil betrug. Was ich überaus erstaunlich finde, in der Kürze der Zeit. Und ich vermute, dies ist eine ausgezeichnete Gelegenheit, um mich von euren Absichten in Kenntnis zu setzen. Aber vielleicht hast du Recht Derek. Ich vermag deinem Tempo nicht zu folgen. Eine Beziehung mit dir wäre womöglich kein vielversprechendes Unterfangen für uns beide. Laurianne passt sicherlich viel besser zu dir und wo sie mir doch so ähnlich sieht, wird sie dich auf deinen zukünftigen Wegen vielleicht sogar an mich erinnern. Das finde ich fabelhaft. Am Ende bleibt mir offenbar nicht mehr als euch viel Glück zu wünschen. Und womöglich verfolgst du deinen Plan bis zum Ende und wir sehen uns doch irgendwann wieder. Das würde mich freuen.“
Souveräner, offener und großherziger hätte ich nicht sein können. Und trotz alledem sprach ich mit Würde und in Erhabenheit. So, wie es sich genau genommen für mich gebührt. Jedoch vermittelte ich ihm in keinster Weise auch nur den Hauch von Geringschätzung. Es war ein Gespräch auf Augenhöhe. So hatte man es mich einst gelehrt und es erstaunt mich immer wieder, wie gut ich es noch beherrsche.
DAS hatte Derek sicherlich nicht erwartet. Denn er blickte doch recht verwundert drein, ob meiner Reaktion.
Gunnar hatte sich indes mit Laurianne unterhalten. Er sah zu mir herüber und zwinkerte mir verschwörerisch zu, was mir sagte, dass er mit seinem zweiten Ohr (und seiner rechten Gehirnhälfte) dem Gespräch von Derek und mir gefolgt war. Er hatte ganz genau zugehört/mitgefühlt. Und ich wusste, dass er wusste, was zwischen Derek und mir vorgegangen war. Vor allem, in welcher Weise ich es abgeschlossen hatte. Deshalb auch sein anerkennender Blick und das Nicken mit dem Kopf, welches mir Respekt zeigen sollte.
Innerlich schnaufte ich und am aller liebsten hätte ich Derek angefleht zu bleiben.
Die aufsteigende Wut in mir, über die rasante Fahrt von Dereks Vorhaben unterdrückte ich beflissen. Niemand merkte mir an, wie zornig ich eigentlich war.
Ich hätte Derek ohrfeigen können, so verzweifelt war ich bei dem Gedanken, dass er mit dieser Laurianne nach New York gehen würde! Oder ihn anschreien, komm‘ doch endlich zur Vernunft und bleibe bei mir. Ich brauche dich und ich……..ja,….ich liebe dich doch. Aber stimmte das denn? Diese Frage stellte ich mir oft.
Am Ende liebe ich Gunnar über alles. Dies ist mir nur allzu offenbar und aus diesem Grund bleibe ich bei ihm. Was allerdings nicht bedeutet, dass ich Derek nicht liebe. Würde Gunnar mich verschmähen, würde ich liebend gern mit Derek zusammen sein. (Denke ich. Denn da sind so einige Dinge, die ich bereits beschrieb, die mir an Derek nicht wirklich gefallen. Und es hat etwas mit seinem farbig-Sein zu tun! Was mich dummer Weise zu einer Frage weiter leitet, welche ich bisher nie zu Ende denken konnte. Wieso mögen eigentlich alle Schwarzen Rapp? Ist schon eigenartig! Oder etwa nicht?)