Freitag, 7. April 2017

Vier Männer und eine kränkliche Frau



Bis es zu einem Abend mit Derek kam, verging noch jede Menge Zeit und einiges geschah.
Da es reichlich zu tun gab, war Gunnar noch im Zentrum unterwegs, während ich überwiegend im Büro geblieben war. Ich fühlte mich nicht gut. War schwach und müde.
So gegen halb fünf war Gunnar noch einmal zu mir ins Büro gekommen und verabschiedete sich dann schlussendlich von mir, um  zu Alexa und seinem Kind zu gehen. Ich ließ ihn schweren Herzens ziehen.
Kevin versuchte mich aufzumuntern. Jedoch gegen sechs war es auch ihm genug und wir kamen überein nach Hause zu gehen. Und noch im selben Moment bekam ich Besuch von Sasha Fliess.
„Einen Augenblick bitte.“, sagte ich zu ihm und wartete, bis er wieder draußen war, damit ich mich noch von Kevin gebührend verabschieden konnte. Er wollte es so. Küsste mich. Hielt mich, drückte mich fest an sich und schon kam Matthias herein, um ihn abzuholen.
„Bis Morgen.“ Er schmunzelte und hatte so ein Leuchten in den Augen. Und ich bin ganz glücklich darüber, dass er meine Entscheidung bei Gunnar zu bleiben, schlussendlich gut verkraftet hat.
Nun winkte ich Sasha Fliess herein.
„Um was geht es denn? Setzen sie sich doch.“, sagte ich zu ihm und wies mit meiner geöffneten Hand auf den Platz vor meinem Schreibtisch. Sasha nahm dankend an.
„Wollen wir nicht du zueinander sagen?“ Sasha lächelte mich milde an. Was offenbar bedeuten mochte, dass es ein Gespräch von privater Natur werden sollte.
Ich schnaufte. „Also Sasha, was möchtest du denn? Ich bin müde und möchte nach Hause gehen. Mache es kurz.“
„Wo ist eigentlich dein Mann?“
Und noch ein schnaufen von mir. „Bei seiner Mätresse und seinem Kind.“ Wieso hätte ich das verheimlichen sollen, wo es ohnehin jeder wusste.
„Dann kann ich dich vielleicht nach Hause begleiten. Was meinst du dazu?“
Ich stimmte zu und da er sich nicht abweisen ließ, bat ich ihn zwangsweise noch für einen Augenblick zu mir herein. Denn genau genommen wartete ich auf Derek. Und in diesem Zusammenhang empfand ich es als vorteilhaft, Derek vorab anzurufen, um ihn zu fragen, wo er bleibt und wann er gedenkt nun endlich zu kommen.
Während Sasha Fliess auf der Couch im Wohnzimmer wartete, sprach ich im Schlafzimmer mit Derek, der mir sagte, dass es noch eine Weile dauern würde, bis er kam. Er würde noch mit Laurianne und seiner Mutter essen gehen. Wäre aber gerade noch im Fitnesscenter und eigentlich hatte er Schicht bis zehn.
„Dann lass dir ruhig Zeit.“, hörte ich mich fairer Weise und anstandshalber sagen. Obwohl ich doch genau genommen etwas gänzlich anderes meinte/dachte.
„Wo bist du denn?“, fragte Derek noch.“
„Wo soll ich sein. Ich bin im Haus.“
Nach diesem kurzen Update und meiner Dinner-Bestellung ins Haus, ging ich ins Wohnzimmer zu Sasha Fliess zurück. Setze mich gleich neben ihn auf die Couch.
„Dein Mann?“, fragte er.
„Nein. Ich habe mir ausschließlich mein Dinner bestellt.“
Sasha machte ein betrübtes Gesicht. „Schade. Ich dachte, wir könnten zusammen essen gehen.“
„Nein. Tun wir nicht.“, wehrte ich ab.
Im folgenden Gespräch fragte ich ihn nach seiner Beziehung zu dieser Hanna Martenson, die mir ähnlich sieht, wie man sagt. Er spielte eben Diese tunlichst herunter. Sagte, er sehe sie nur gelegentlich. Was mir nur wenig glaubhaft erscheint. Schlussendlich beteuerte er mir noch seine Zuneigung. Fragte, ob nicht eine gemeinsame Reise im Bereich des Möglichen liegt. So wie damals nach London übers Wochenende. Und auf meine Frage hin, warum er nicht schon früher zu mir gekommen sei, erwiderte er, er hätte sich nicht getraut. Was für ein Blödsinn! Ich vermute er lebte seine Liaison mit dieser Martenson aus. Und wer weiß, was es gerade eben für Probleme gab mit ihr hat, dass er dachte, er müsse sich meiner erinnern. Andererseits, dachte ich daran, was ich eigentlich von Beginn an in ihm sah und dass man ihn womöglich an seinen Auftrag erinnerte. Gegebenenfalls hatte man sogar den (eingeschleusten) Schläfer geweckt. Aber welchen Anlass hätte es gegeben? Ich verhielt mich doch verhältnismäßig ruhig. Schrieb nichts wirklich Anrüchiges, was Aufsehen erregt haben konnten. Also warum jetzt. Aber im Grunde war es egal. Ich hatte in keinem Fall das Verlangen, die Beziehung zu ihm erneut aufflammen zu lassen. Und genau das sagte ich ihm. Er schien enttäuscht, was mir verhältnismäßig gleichgültig war. Und er schien ewig nicht gehen zu wollen.
Letztendlich blieb er bis halb neun. Sah mir beim Speisen zu und als ich dann noch immer nicht auf seine Avancen reagierte, ging er schließlich und die Enttäuschung war ihm anzusehen. Er hatte sich zweifelsohne mehr versprochen. Wo er doch so viel wie möglich von seinem Charme versprühte, was allerdings nichts geholfen hatte.

Kurz nachdem Sasha gegangen war, ist Derek gekommen.
Ich redete nur kurz mit ihm über Laurianne und ebenfalls über seine Mutter. Erkundigte mich nach ihr und wie es ihr ging.
Derek versicherte mir noch einmal, dass er noch vor der Hochzeit mit Laurianne darüber gesprochen hatte, dass er trotz alldem seine Freiheit(en) behielt. Was hätte sie schon dagegen tun können, wenn Derek der Meinung war, dass er zu mir kommen will. Oder zu anderen Frauen. Ich kannte diese Situation nur zu genau…..als Ehefrau. Und die Ehe von Derek und Laurianne wurde unter Vorbehalten geschlossen. Von Liebe war nicht wirklich die Rede gewesen. Allenfalls von Zuneigung. Jedoch was nicht ist, kann schließlich noch werden, im Zuge des Zusammenlebens. An dieser Stelle mache ich mir nichts vor. Eben solches Geschehen ist mir nicht fremd. Denn zu Beginn von Gunnars und meiner Beziehung, war nicht abzusehen, dass jemals etwas Ernstes daraus wird.
Nun, ich hielt diese Art von Unterhaltung, wie erwähnt, recht kurz und ging dazu über so zu tun, als gäbe es keine Laurianne. Als wäre Derek noch immer mein uneingeschränkter charmanter Liebhaber, ohne Makel und Schattenseiten. Und entgegen meiner Absichten, liebten wir uns am Abend und am Morgen. Schliefen schlussendlich bis nach zehn.
Zwischendurch allerdings fühlte sich Derek verpflichtet, seine Mutter und Laurianne anzurufen und sich zu entschuldigen, dass er erst später käme.

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Nun, alles in allem ist mein Eintrag heute nur eine mäßige Beschreibung der Ereignisse geworden. Chronologisch noch dazu. Aber egal. In jedem Fall hatte ich, auch wenn meine Gesundheit nicht die Beste war und heute ist, einen einigermaßen angenehmen Abend, samt Nacht und Morgen (mit Derek). Was mir das Wichtigste scheint.
Derek war, nach dem Erwachen halb elf, doch recht unruhig gewesen und ich lies ihn gehen. Er entschuldigte sich mehrere Male und ich versicherte ihm, dass ich gleichwohl den Weg ins Restaurant alleine finden würde. „Ich brauche dich nicht dazu.“, sagte ich ihm und es war mir an dieser Stelle nicht unangenehm. Denn so hatte ich die Möglichkeit ein wenig zu mir zu kommen. In mich zu gehen, wo ich anfangs nur Schmerzen fand, welche bis zu diesem Zeitpunkt noch immer gegenwärtig sind.

Nun komme ich zu Gunnar und hier scheint sich Eigenartiges anzubahnen, was mir nicht normal erscheint. Wo er sonst doch stets recht zügig den Weg zu mir fand, nachdem er die Nacht mit Alexa verbrachte, ist er bis zu diesem Zeitpunkt noch immer nicht wieder hier bei mir angekommen.
Selbstredend rief ich ihn an und er sagte mir, dass er noch eine Weile lang bei Alexa und dem Baby bleiben würde. Infolgedessen nahm ich den späten Lunch ohne ihn ein. Und auch Derek hatte ich nicht vor, noch einmal anzurufen. Aber lässt mich Gunnar heute weiterhin allein, werde ich es womöglich tun.
Was war also geschehen, dass er heute Morgen nicht umgehend zu mir kam??? War es der Einfluss von Alexa? Was ich mir allerdings nicht vorstellen kann. Denn wenn Gunnar nicht von sich aus bei ihr bleiben möchte, würde er es nicht tun. Hat das etwas mit Eriks Zauber zu tun? Mit der sichtlichen Veränderung von Gunnars Charakter? Geht das alles womöglich nach Hinten los? Und das Gegenteil von dem geschieht, was beabsichtigt war?  Was eigentlich geschehen soll?

Es sind in der Tat eigenartige Zeiten. Gleichwohl im Privaten! Und ich hoffe nicht, dass sich Gunnar vom Mutter, Vater, Kind Spielen vereinnahmen lässt. Dennoch ist alles möglich……..Wir werden sehen.