Samstag, 13. Mai 2017

Alles hat seinen Preis



Kevin ist bereits einen Tag nach dem Heilritual mit seiner und Janinas Familie, was wohl nun dasselbe ist, weitergereist nach Hawaii.

Ob das Heilritual für Kevin erfolgreich sein wird, kann ich nicht sagen. Aber da ich dumme Gans mir offenbar noch immer im Unbewussten die Schuld für seinen Unfall gab, lag es an mir, den „Ausgleich“ zu zahlen, wie Camille meinte, oder vorschlug und sie fragte, ob ich denn tatsächlich bereit dazu wäre, dies für meinen Freund zu tun. Ich (Idiotin) nickte und…..es kam, wie es kommen musste. Urplötzlich bekam ich, schon am darauffolgenden Tag, in den Beinen Schmerzen. Jedoch unterschiedlicher Art. Zum einen krampfte der Muskel im rechten Oberschenkel. Und  zum anderen stellen sich offenbar Venenprobleme ein. Ich kann mir nicht vorstellen, aus welchem Grund.
Mag sein, dass diese Art von Beschwerden in der Familie liegen. Aber ich bin doch noch verhältnismäßig jung! So unvermittelt und überraschend bilden sich nun mehr und mehr dieser dunkelblauen Venen heraus. Und das geschieht in einer Geschwindigkeit die niemand für möglich halten würde. WAS soll das werden? Nie wieder Kleider und Röcke tragen? Nur noch Hosen anziehen? Nein!
Da sich eine leichte Rötung am linken Unterschenkel zeigte, war ich hier vor Ort beim Arzt, der jedoch nichts wirklich Bedrohliches feststellen konnte, für den Augenblick zumindest. Allerdings empfahl er mir spezielle Strümpfe, die meinen Beinen Besserung bringen sollen.
Göttin noch eins! Ich bin doch noch keine alte Frau und habe einen Mann, der bei der Stange gehalten werden will! Und gewiss  NICHT mit derartigen Utensilien! Verdammt noch mal! WAS an Gesundheit habe ich „eingetauscht“? Vor allem so überaus rasch und unvermittelt. In nur wenigen Tagen zeigten sich mehr und mehr dieser blauen Adern an meinen Beinen. Das ist selbst für magische Sachverhalte recht ungewöhnlich. Wie mir auch Gunar bestätigte.
„Vielleicht liegt es ja auch an diesem Ort.“, sagte er.
„Wieso das denn?“, fragte ich, weil ich nicht verstand, was er damit sagen wollte.
„Dieser Ort will etwas von dir und du gibst es ihm nicht.“
„WAS?“
Gunnar lächelte mich an. „Ich gedachte dich nicht zu bedrängen und du warst so motiviert, Kevin zu helfen. Aber vielleicht erinnerst du dich, dass es hier auf dem Grundstück einen Ort gibt, den du alsbald einmal wieder aufsuchen solltest.“
„Um WAS zu tun?“, wurde ich ungehalten.
„Zu reisen.“, hörte ich mit einem Mal Camille sagen, die wie in einem Zaubertrick, auf wundervolle Weise, mitten im Raume stand.
Die magischen Zwillinge waren entzückt. Hatten sich nicht einmal erschrocken, so wie einige von uns Erwachsenen. Sie rannten direkt auf Camille zu und klammerten sich an ihr fest.  
Als ich nach etwa zwei Sekunden wieder bei mir war, hatte ich jedoch eine dringliche Frage an sie, die mir förmlich auf der Zunge brannte. Sie jedoch auszusprechen, war in diesem Moment nicht wirklich angedacht. Oder etwa doch?
Nun, Camille kam mir allerdings mit dem Sprechen zuvor.  SIE stellte mir nun einige Fragen.
„Rea, Warum folgst du nicht dem, was du tun sollst? Warum weigerst du dich, das Erbe deiner Ahninnen anzunehmen. Vielleicht erinnerst du dich, was Oshun dir einst offenbarte und riet. Und so allmählich wäre es auch an der Zeit, erneut durch das Spiegeltor zu gehen.“
„STOPP!“, rief ich dazwischen und fuhr ihr ins Wort. Ich schnaufte und war wütend. Formulierte meine Frage dann doch noch. „Camille, ich habe Angst. Werde ICH jetzt etwa im Rollstuhl enden, an Kevins Stelle? Werden meine Beine mir den Dienst versagen? Ist meine Mobilität der Preis für Kevins Genesung?“ Ich war ängstlich und irgendwie total aufgelöst.
„Stopp!“, sagte Camille, wie ich zuvor. Jedoch in einem ruhigeren Ton und sie hob dabei den Zeigefinger. „Nein! Du wirst weiterhin gehen.“
„Aber was ist mit diesen Venen, die sich beinahe im Minutentakt vermehren? Wie kann das sein? Ist DAS der Preis für Kevins Genesung?“
Camille kam nun näher zu mir heran. Stand direkt vor mir und sah in meine Augen. Sie hatte Mühe damit, denn sie ist kleiner als ich.
„Ja.“, erwiderte sie und bevor ich ihr noch ins Wort fallen konnte, redete sie weiter und ich schwieg. „Aber du kannst es wandeln.“
Ich kniff die Augen zusammen und schaute verdutzt. „Wandeln? Wie? Verschwinden sie dann?“
Camille lächelte. „Kind, nein. Aber du kannst in der physischen Welt beginnen einiges tun, damit sie dir nicht zu schnell zur Last fallen.“
„JETZT belasten sie mich!“, rief ich aus.
„Nun beruhige dich doch. Dieser Zustand ist JETZT für dich neu und daher ist es nur allzu verständlich, dass es dich beunruhigt und ängstigt. Die derzeitigen Schmerzen werden vergehen. Es ist doch ganz einfach. Bewege dich mehr. Laufe, lass deinen Beinen besondere Pflege angedeihen. Du schaffst das schon.“
Ich sah sie zweifelnd an und hätte schreien können. Dachte an Gunnar, meinen Ehemann, der sich womöglich von mir abwandte, wenn ich mit noch zahlreicheren Beschwerden zu kämpfen haben werde.
Camille hatte sich bereits von mir abgewandt und war, als müsse es so sein, bedenkenlos in Richtung Küche gegangen. Drehte sich dann jedoch noch einmal zu mir um. Die Augen aller waren ihr gefolgt. „Und keine Angst wegen Gunnar. Er liebt sich über alle Maßen. Ihm ist es gleichgültig, ob da und dort ein Äderchen ist. Er wird dich auch weiterhin lieben und bei dir sein.“
Camille verharrte eine kurze Weile in einer vielsagenden Position und richtete ihre Worte dann wieder an mich. „Und wenn du magst Rea, zeige ich dir auf magischer Ebene wie du deinem Unbill begegnest. Denke immer daran, NICHTS ist unmöglich und deine spirituellen Helfer werden dir allemal zur Seite stehen.“
In diesem Augenblick, als Camillie meine HELFER ansprach, erinnerte ich mich an die Eule, die über mich wacht. An meine Bärenschwester und natürlich an Damballah und Ayida. An meine Schamaninnenmutter, die Schlange. Und ebenso an die Spinnen die meine Begleiter sind. Nur die Schildkröte war mir bisher noch nicht begegnet, so wie Oshun es mir in meiner Vision offenbarte.(Über die Erlebnisse hinter dem Spiegeltor, darf ich noch immer nichts schreiben.)
Die Voodoo Priesterin breitete nun die Arme aus. „Ich dachte, hier gibt es etwas zu essen?“
Und eigentlich gedachte ich Camille noch zu fragen, WANN Kevin dann endlich wieder laufen kann. Lies es jedoch schlussendlich sein. Er würde sich sicherlich melden, wenn es diesbezüglich frohe Kunde geben wird.

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Selbstredend vermochte ich nicht zu vergessen, nicht weg zu drängen, was mit mir während des Rituals und in den letzten Tagen  geschehen war. Schließlich war ICH diejenige, die es nun, gewissermaßen, auszubaden hatte. Daher versuchte ich mit Gunnar noch einmal darüber zu reden, als wir dann am Abend allein in unserem Zimmer waren.
„Ich werde nun infolgedessen gezwungen, mich wieder mit Magie zu beschäftigen.“, sagte ich ein wenig verzagt zu Gunnar.
„Und auch mit Dir selbst. Das heißt gleichermaßen, dass du dich wieder vermehrt um deine eigene Heilung kümmerst sollst. Noch intensiver wie bisher.“
„Was meinst du damit? Tue ich nicht bereits was ich kann?“
„Nun, womöglich gibt es doch noch einiges mehr, was du tun kannst.“
Ich hob beide Arme zur Seite hoch und sah Gunnar fragend an. „Was?“
Ein kurzes Schnaufen war zu hören. „Vielleicht noch mehr Disziplin. Ein noch anderer Lebenswandel. Und es scheint in der Tat wichtig zu sein, dass du dich wieder vermehrt mit der Magie befasst. Erik kann dir hierbei sicherlich helfen und auch bei anderen Dingen, die deine Gesundheit betreffen. Er weiß immer Rat. Und genau genommen hättest du, nein, hätten wir beide bereits wieder durch dieses Spiegeltor in anderen Welten gehen sollen. Nur wollte ich dich nicht drängen.“
„Warum tust du es nicht allein? Oder mit Erik und seinen Adepten? Mit Camille?“
„Bist du denn überhaupt nicht mehr neugierig darauf? Hast du alles vergessen?“
„Nein. Ich mag nicht mehr dorthin gehen.“, sprach ich es unvermittelt aus. "Was soll denn das bringen? Zu welchem Zweck?"
Gunnar räusperte sich. „O-k-a-y. Wie du meinst. Also dann zurück zu Kevin.“, schwenkte er doch einigermaßen rasch zurück.
Gunnar tat einen tiefen Atemzug. „Okay. Du hast etwas gegeben für einen guten Freund und man hat sich überraschend schnell den Preis dafür geholt. Daher ist jedoch zumindest davon auszugehen, dass es Kevin aller Wahrscheinlichkeit nach tatsächlich in Kürze besser gehen wird. Oder anfängt besser zu gehen. Aber dafür hast du nun gewissermaßen ….bezahlt. Ich hatte mich ohnehin gewundert, dass du das tust. Ich meine, niemand konnte sagen, wie sich das auf dich auswirken wird. Und nun…..“
„…..und nun“, unterbracht ich Gunnar, „werden meine Beine alsbald die einer alten Frau sein.“ Ich war wütend. Verzweifelt. In der Magie kann man nichts rückgängig machen. Allerhöchstens wandeln. Ja. Natürlich. Camille hatte Recht.
„Ja. Genau.“, stimmte Gunnar mir zu, der unabsichtlicher Weise meinen Gedanken las.
„WAS soll ich denn nun aber tun?“
„Camille bot sich an, dich zu unterweisen.“
„Sie hat das alles erst angerichtet!“, fuhr es mir zornig heraus.
Gunnar räusperte sich und zog die linke Braue nach oben. „Ganz SO stimmt das nicht. Du wolltest Kevin helfen.“
„Ja schon. Aber WARUM muss ICH nun dabei Federn lassen?“
Ein kurzes Pusten von Gunnar war zu hören. Offenbar wusste er nicht, wie er es mir erklären sollte. „Du warst, bist auf der energetischen Ebene mit Kevin verbunden. Insbesondere, was den Zeitpunkt seiner Verunfallung betraf und das Heikelste daran ist, das du dich, ob nun bewusst oder unbewusst, tatsächlich und immer noch schuldig an Kevins Unfall fühltest. Da war die Energie der von dir selbst aufgebauten Schuld, die du nun offenbar vollständig abgetragen hast.“
Ich schnaufte. „Na Danke auch. Als ob ich nicht bereits zur Genüge gesundheitliche Probleme hätte. Nun auch noch dies.“
„Früher oder später wäre das ohnehin passiert.“
„SPÄTER! Aber doch nicht JETZT. Verdammt noch mal!“ Ich war so wütend und wusste nicht wohin mit meiner Wut.
Gunnar kam auf mich. Er umarmte mich. „Rea, beruhige dich doch. Du musst dich nicht sorgen. Wir regeln das schon irgendwie und wenn du nicht mit Camille arbeiten möchtest, die keinerlei Schuld an all dem hat was Dir geschehen ist, dann gehen wir zu Erik. Er kann dir sicherlich ebenso helfen wie sie und wird wissen, was zu tun ist.“
Und erneut ein verzweifeltes Schnaufen von mir. „Das will ich hoffen.“
Ein wenig erleichtert sank ich noch tiefer in Gunnars Arme und begann zu schluchzen. Hoffte schlicht  und einfach darauf, dass mir irgendjemand helfen kann.
„Alles ist gut.“, hörte ich Gunnar sagen und versuchte es ebenso zu sehen, was mir allerdings, angesichts meiner gesundheitlichen Problematik nicht gelang.
„Wie lange wird das so weiter gehen?“, fragte ich Gunnar noch leise. „Werden meine Beine womöglich doch wieder attraktiver werden? Ich kann doch nun überhaupt keine Kleider mehr anziehen.“, wimmerte ich leise vor mich hin, während mich Gunnar liebkoste und ich fühlte, wie seine Hände sanft mir über den Rücken strichen.
„Du wirst mich hassen. Ich bin dann so hässlich….“
„Jetzt hör‘ aber auf mit dem Jammern.“ Gunnar löste die Umarmung und sah mir direkt ins Gesicht. „Wie oft Rea sagte ich Dir, dass ich dich liebe, gleich was auch immer geschieht. Und ein paar kleine blaue Adern an deinen Beinen halten mich nicht auf, auf ewig an deiner Seite zu bleiben.“ Gunnars Mimik formte sich zu einem Lachen aus, was mich wohl animieren sollte, es ihm gleich zu tun. Und ich tat…und nein, wir wurden nicht intim miteinander………Allerdings formte sich da noch eine leise frage in mir, die ich allerdings nicht aussprach. WER wäre bereit, einen Preis für meine Genesung zu zahlen?

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Selbstverständlich rief mich Derek an und auch Sasha Fliess. Ich erzählte ihnen NICHTS von alledem. Warum? Und was hätte es auch geändert…….
Selbst mit Kevin redete ich nicht darüber. Er hätte sich womöglich, SO wie ich vorher, schuldig gefühlt. Vielleicht war es tatsächlich an mir, diese Schuld endlich zu beenden. Im NCHTS verschwinden zu lassen. (...auf-LÖSEN lassen.)

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Im letzten Eintrag hier, hatte sich ein Fehler eingeschlichen. Tja nun, Zufälle gibt es bekanntlich nicht. Und zwar dieser. Ich zitiere mich: „Seit Alexa nicht mehr hier ist, geht es unserer, Gunnars und meiner, Ehe bestens. Selbst Marie merkte dies an.“
Genau genommen hatte ich vorher bereits geschrieben, aber berichtigte dann: „Seit Alexa nicht mehr ist, geht es unserer, Gunnars und meiner, Ehe bestens…..“ In diesem Satz fehlt das HIER. Was so ein einziges Wort doch an Aussagekraft hat! Smile….
Dieser Fehler bringt mir in Erinnerung, was noch zu tun ist…..…auf magischer Ebene. Ungeachtet all meinen Problemen JETZT, mit denen ich, lt. Gunnar und Camille, fertig werden muss. (Zu Gunsten Kevins Genesung selbstverständlich.) Zudem ist es noch nicht aller Tage Abend. Womöglich kann man doch noch etwas tun. Wandeln………….
Aber zurück zu meinen vermeintlichen Fehler und Alexa. Wenn man mich schon ständig daran erinnert, dass ich magischer arbeiten soll, warum nicht gleich dieses Problem beseitigen….auf so gänzlich „magische“ Weise. (Bisher gelang es mir allerdings nicht. Was jedoch und vermutlich an einem Schutzzauber liegen kann, den Gunnar und Erik ebenso ausgesprochen haben mag.)