Samstag, 10. Juni 2017

Tag sieben………….



Wegen der Späte der Nacht, als wir am Tag zuvor zu Bett gegangen waren, schliefen wir bis neun. Gegen sieben waren wir schon einmal wach, hatten Sex miteinander und schlummerten noch einmal ein.
Allerdings wurden wir dann überaus barsch geweckt. Es hämmerte an unsere Tür. Mann sagte, oder besser brüllte etwas, was ich nicht verstand.
Sasha sprang aus dem Bett und rannte zur Tür, um sie zu öffnen.
Und an dieser Stelle wird es eng mit dem Berichten. Denn es wurde mir untersagt darüber zu schreiben, oder zu reden.
Nur so viel, es waren sehr unfreundliche Männer, welche Sasha letztendlich noch überreden konnte, uns NICHT mitzunehmen.
Wir versprachen ALLES wahrheitsgemäß wiederzugeben, was wir erlebten auf dieser Reise, oder besser den Beiden, der ungewöhnlichen Art.
Eigenartig für mich ist, dass es offenbar NIEMAND aus ihren eigenen Reihen fertig bringt, mit diesen Wesen zu kommunizieren. (Womöglich wollen die das nicht!) Und aller Wahrscheinlichkeit nach ließen uns diese Wesen beide ausschließlich NUR durch dieses Tor, weil wir offen-sichtlich verliebt ineinander waren. Was jedoch noch längst nicht bedeuten muss, dass diese Wesen uns nicht in anderer Hinsicht, in anderen Punkten belogen. Möglicherwiese verstehen sie die Liebe nicht und gedachten sie zu erkunden, wenn schon zwei menschliche Exemplare dieser Art an ihre Türe kamen. Bei ihrem Stand des Wissens, nehme ich an, braucht es keine Maschinen, um irgendetwas zu messen, so wie wir es täten…..mit Fremden solcher Art. Man scannte uns sicherlich, auf wer weiß wie viele Arten, während wir beide dort vor der Königin standen.


Diese Flegel, Büttel, vom Staate gesandt, versauten mir mit ihrem rüden Verhalten den gesamten Tag und eigentlich wollte ich danach nur noch…..nach Hause! Was JETZT nicht mehr wirklich möglich ist. Denn, man riet mir, das Land vorerst nicht zu verlassen. (Was Sasha mir seinem Plan nach Tel Aviv zu fahren, entgegen kam.)
Nun war mir mehr als klar, WER die Auftraggeber des Ganzen waren und vor WEM Furcht angebracht war. Jetzt verstand ich die Panik und das Gezeter von Jakov. Ob man ihn nun fallen ließ, in Ungnade, so zu sagen, im Spiel von teile und herrsche, nachdem er als Versager galt? Und was war mit Sasha? Hatte ER jetzt Repressalien zu erleiden, ob des offenbaren Scheiterns dieser Mission der besonderen Art?
Ich fragte ihn. Er antwortete nicht. Schnitt ein anderes Thema an…….
„Ich möchte nicht, dass dir meinetwegen, weil ICH versagte, Schlimmes widerfährt.“, dramatisierte (???) ich dann und nahm die Schuld auf mich. DENN, WENN er mich tatsächlich liebt, würde es nun sicherlich eine Antwort von ihm geben. Als liebender Mann ließ er gewiss NICHT die Schuld auf MIR liegen. Nein. Ein Umweg, so zu sagen, für mich, um mehr von der Wahrheit zu erfahren. Und es gelang!
„Nein, nein, sorge dich nicht deshalb. DU hast NICHT versagt. Niemand ist hier an etwas Schuld. Ich meine, es hätte doch klar sein müssen, dass diese Wesen, wer auch immer sie sind, nicht DAS tun, was manche Leute von ihnen erwarten. Damit MUSS doch jeder Auftraggeber für dergleichen rechnen. Denke ich.“ Er verzog das Gesicht zu einer Grimasse und schnaufte dann.
`Sie weiß offenbar überhaupt nicht wie gefährlich die sind.´, dachte er. Was ich sah.
„Natürlich weiß ich das.“, antwortete ich ihm. Er umschlang mich mit seinen Armen. Hielt mich fest und drückte mich an sich.
„Es tut mir so leid. Es tut mir so leid, dass ICH dich da mit hineinziehen musste. Es tut mir wirklich leid.“
„Ja. Mir auch.“
Nach einer Weile schwenkte er um. Versuchte mich aufzuheitern. Schließlich wollte er, dass ich noch im Lande blieb.
„Weiß du was, jetzt bin ich auf den Job im Zentrum angewiesen. Du entlässt mich doch nicht“ Er kratzte sich verlegen am Kopf und setze einen Hundeblick auf.
Aber da ich ja nun NICHT in ihn verliebt gewesen war (an dieser Stelle belüge ich mich schlichtweg selbst!), zog das selbstverständlich nicht. Ich blieb ernst (obwohl mir eigentlich doch zum Schmunzeln war).
„WENN wir denn irgendwann einmal wieder zurückkehren dürfen.“, echauffierte ich mich im Nachhinein.
„Das wird schon. Glaub‘ mir. Auch diese Leute können dich,…UND mich, nicht ewig hier festhalten.“
„Was DIR natürlich entgegenkommt. Nicht wahr?“
Sasha lächelte mich an. „Ja. Schon. Dennoch wäre es mir lieber, wenn dieses Damokles-Schwert nicht über uns hing.“
„WAS bedeutet DAS nun wieder?“
„Das es womöglich entschieden wird, noch einmal…zu reisen.“
Wut stieg in mir auf. „Selbst WENN wir es tausend Mal versuchen, wir kommen nirgendwo hin. Es wird so sein, wie beim ersten Mal. Sei denn, diesen Wesen ist selbst an etwas anderen gelegen, was sie von uns, dir und mir, haben wollen.“
Sasha stutzte. „Wie meinst du das?“
Ist dir etwa nicht aufgefallen, wie interessiert sie an DEM waren, was WIR mit dem Wort Liebe verbinden? Es ist diese Herzenergie, die sie an uns lockt. Ich denke, so im Nachhinein als Resümee, dass SIE das vielleicht NICHT wie wir fühlen können und aus diesem Grund interessiert daran sind. Womöglich wollen auch SIE nur diese Art von Energie be-nutzen, für ….was auch immer. Das weiß ich nicht. Vielleicht brauchen sie uns deshalb, eben WEIL wir solcher Empfindungen fähig sind. Nur die derzeitigen Machthaber, sind wohl kaum für deren Interesse prädestiniert. Und womöglich sollten wir ja herausfinden, in welcher Weise sie dem Establishment dieser Welt schaden wollten deshalb. Denkst du nicht, dass wir von allen Seiten belogen werden? Und wissen nicht, was tatsächlich hinter allem steckt?“
„WOW! Du bist ja eine echte Verschwörungs-Theoretikerin.“
„Ja. In der Tat UND das sind keine Theorien. Das Wort selbst wurde vom CIA erfunden, um Menschen zu diskreditieren, die der Wahrheit nahe kommen. Deshalb werden solche Menschen, die man allgemeinhin als Verschwörung- Theoretiker bezeichnet, in den Hollywood-Filmen als komplette Idioten und Irre dargestellt. Genau DAS soll man von ihnen denken. Das sie verrückt geworden sind. Aber du hinterfragst die Interessen deines Landes selbstverständlich nicht. Bist ein loyaler Patri-ot. Nicht wahr?“
Sasha schnaufte. „Ich glaube, darüber will ich nicht reden.“
Somit war dieses Thema vorerst vom Tisch.
Ich dachte an Judith und Jakov. WAS würden SIE JETZT tun?...und fragte Sasha danach.
„Ich werde dann gleich mal rüber gehen. Es hilft ja nichts. Es muss sein.“
„Es muss sein? Wie meinst du das?“
Erneutes Schnaufen von ihm und eine eindeutige Mimik, die auf Nichtgefallen hinwies.
„OH!“, rief ich aus. Denn ich begriff. „Du wirst dir Tadel einfangen.“
„Kann sein. Am besten ich warte noch etwas, bis sich die Lage womöglich wieder beruhigt hat. Vielleicht kommt mein Vater auch selbst bei uns vorbei. Meine Mutter wird sich schon darum kümmern. Sie wird ihn ohnehin beruhigen müssen.“
„So wie es Frauen überall und zu allen Zeiten immer taten und tun. Damit die Welt unter der Herr-schaft der Männer zumindest noch einigermaßen lebenswert und erträglich bleibt.“
Sasha blickte zweifelnd drein. Ich vermute, diese Thematik war ihm bisher noch fremd.


Mike hatte mich am Morgen angerufen. Ich hatte überhaupt alle Anrufe abgeblockt. Erst am Nachmittag kam ich dazu ihn zurückzurufen. Es ging um Belange des Zentrums, wo Fragen waren, die ich ihm beantworten musste.
„Warum rufst du nicht Gunnar an?“, fragte ich ihn. Schließlich war er immer noch in Schweden.
„Tat ich doch. Ich habe alles soweit mit ihm geklärt. Du sollst es nur noch absegnen, hat er gesagt.“
„Dann tue ich das hiermit.“
Eine kleine Pause entstand und dann….
„Geht es dir gut?“, fragte auch er noch….verständlicher Weise. Obwohl ER immer der Zurückhaltende ist, der kaum über Privates redet. Ich denke, er ist nur zu höflich. Will mich nicht brüskieren. Es gehört sich einfach nicht (die Chefin mit privaten Fragen zu löchern). Er wahrt im Grunde am aller besten die Etikette, wie es sich gehört. Wurde ihm nur Hierarchie ein-doktriniert? Oder von Beginn an die Anstandsregeln eingetrichtert? Ich weiß es nicht. Aber egal.
Gleich danach rief ich Gunnar an und ich hatte den Eindruck, als vermisse er mich nicht wirklich, OBWOHL er es aussprach, dass er es täte. Denn es klang eher ein wenig schnöde (dahin gesagt). Ich kann mich allerdings auch irren. In jedem Fall sind sie noch immer bei Eilif. Das Baby ist jetzt endlich auf dem Weg der Besserung. Dann ist der Zweck der Reise erfüllt.
„Und, macht es dir Freude Familie zu spielen?“, vermochte ich mir diese zynische Bemerkung eben NICHT zu verkneifen. „Vielleicht brauchst du mich nun nicht mehr. Du hast doch Alexa und deinen Sohn. Wozu mich?“
Gunnar dreht den Spieß allerdings um. Empörte sich. Warf mir vor, Pläne mit Sasha zu schmieden. „Du hast dich doch nicht etwa in ihn verliebt und willst bei ihm bleiben?“
„NEIN!“, gab ich vehement zurück.
„Na dann bin ich doch beruhigt. Wann kommst du zurück?“
„Ich weiß es nicht, wann man mich lässt.“ Und DAS hätte ich genau genommen nicht einmal erwähnen dürfen. Daher lenkte ich Gunnars Aufmerksamkeit wieder auf die Eifersucht zurück. „Spiele du doch weiterhin Familie mit deiner Hure und samt ihrem (Balg….hätte ich beinahe gesagt. Ups!) Kind!“, wurde ich tatsächlich zornig auf ihn und legte auf. Denn im Grunde war die Eifersucht auf Alexa eben NICHT vorgetäuscht. Sie bestand.
Sollte ich Derek nun auch noch anrufen? Mit dieser Stimmung, war dies allerding nicht wirklich zu empfehlen. Ich wartete damit, bis ich mich wieder einigermaßen abgeregt hatte.

Jakov kam nicht. Dafür seine Mutter Judith. Man sah ihr die Angst und die Anspannung regelrecht an.
„Also was jetzt“, überfiel sie Sasha sogleich mit Fragen, „fahren wir gemeinsam nach Tel Aviv. Wenn ja, WANN? Oder sollten wir besser alleine fahren? Rea und ich.  Kommt ihr dann nach? Welche Pläne habt ihr denn? Oder dürft ihr haben?“, wurde er deutlich.
„Schschschsch…“, zischte seine Mutter. „Still doch. Am besten ihr fahrt allein voraus und wir kommen nach, wenn wir so weit sind.“
„Tja was ist denn nun noch? Sie wissen doch nun Bescheid!“, echauffierte sich Sasha. „Und wenn sie noch etwas wollen, wissen sie doch WO wir sind. Dann können sie uns immer noch belästigen.“
„Schschschsch…Junge. Sei doch still.“
Sasha schüttelte mit dem Kopf. „Also was nun? Kommt ihr mit? Oder nicht?“
„Dein Vater will noch beten. Daher denke ich, wir bleiben noch. Wie lange weiß ich nicht. Wenn ihr wollt, fahrt voraus.“
Schnaufen, Pusten, schnaufen von Sasha. Dann wandte er sich an mich. „Wollten wir nicht so wie so noch ein paar Tage hier bleiben. Du hast noch längst nicht alles gesehen. Und wenn ich ehrlich bin, ja, ich würde auch gern noch einmal beten….zur Klagemauer gehen.“
Ich räusperte mich. Zog die linke Braue nach oben und sah ihn zweifelnd an. Sagte jedoch nichts.
Er breitete die Arme aus und hob die Schultern. „Was ist? Du weiß doch, dass ich Jude bin und nun auch, dass ich zumindest gelegentlich meinen Glauben leben möchte. Weil das eine, für mich, das andere bedingt.“
OH Göttin hilf! Dachte ich so und rollte mit den Augen.
„Ich weiß, dass du am liebsten nach Hause fliegen möchtest.“, sprach Sasha weiter. „Aber du weißt auch, dass DAS im Augenblick nicht geht. Also machen wir das Beste daraus. Schauen wir uns hier noch ein wenig um und fahren dann nach Tel Aviv. So bekomme ich zumindest die Möglichkeit, wieder mal etwas für mein Seelenheil zu tun.“
Die letzte Bemerkung war noch einen Augenroller meinerseits wert. Aber bitteschön. Jeder wie er will.

Wir waren noch einmal bis in den Abend hinein in der Stadt unterwegs. Zu sehen gibt es schließlich genug. Und die Atmosphäre von Jerusalem in der Abenddämmerung ist unbezahlbar. Aber ebenso des Nachts. Manche Dinge erscheinen hier dann doch etwas gespenstisch. Unheimlich. Wie Gespenster aus vergangenen Zeiten. Ich vermag nicht zu sagen an was es liegt, aber gerade wenn es dämmert und im Schein der Lampen, fühlt man sich zurückversetzt in der Zeit. Aber DAS ist an diesem Platz ohnehin beinahe ein beständiges Gefühl. Es ist eben doch ein überaus Geschichtsträchtiger Ort. Auch ich kann das nicht leugnen. Gleichwohl mir diese (durch und durch patriarchale!) Religion (-sduselei) nicht zusagen mag. Besonders nicht diese. Auch wenn es noch eine bösartigere, Frauen feindlichere geben mag.
Trotz aller Versuche, bemächtig sich mir hier beständig das Gefühl des Abscheu überwinden Müssens. Was mir noch immer recht mühsam erscheint. Zuweilen wird mir sogar übel. Was aber auch an der allgemein angespannten Energie hier liegen mag, welche stets gegenwärtig ist. Apropos Anstrengung. Auch die körperlichen Anstrengungen können ein Grund für meine Übelkeit sein. Das ungewöhnliche Essen. Das veränderte Klima natürlich.

Ich kann nicht sagen, ob es die hiesige Atmosphäre ist, der volle Mond im Skorpion oder an wer weiß was liegt, bemerke ich doch immer mehr diese Hingezogenheit zu Sasha, welcher ich so vehement entgegenwirke, es jedoch nicht wirklich schaffe, mich dieser vollständig zu entziehen. Ist es tatsächlich Liebe? Ich deute es noch immer als ein Strohfeuer, das wieder vergeht. Vielleicht eine vorübergehende Affinität zu ihm. Nichts weiter. Der ich mich gelegentlich sogar mit Genuss hingeben mag. Es spricht schließlich nichts dagegen. Insbesondere JETZT, wo ich hier, für eine Weile, fest genagelt bin.

 
Immer dasselbe Spiel.
„Ich liebe dich.“, sagt Sasha verträumt zu mir.
„Ich liebe dich nicht.“, gebe ich zurück.
Er grinst. „Glaube ich nicht mehr.“



Fortsetzung folgt……………..