Dienstag, 20. Juni 2017

Von Liebe und Zornigkeit



Morgen ist der Termin bei meiner Naturtherapeutin, wohin mich Gunnar genau genommen hätte begleiten sollen.
Aus diesem Grund schreibe ich JETZT noch ein paar Zeilen, alldieweil ich vermute, dass es morgen knapp werden wird.

Kevin war neugierig auf Sasha und ich hatte mit ihm letztendlich dasselbe Desaster wie vorher mit Derek. Obwohl seine Janina dabei gewesen war.
Ich weiß nicht mehr genau wann wir uns getroffen hatten. Ob es vor oder nach der Kosmetik war. In jedem Fall begegneten Sasha und mir, Kevin, sein Pfleger Max und seiner Frau Janina.
Sasha schien verlegen zu sein. Gedachte etwas Witziges zu sagen und entschuldigte sich bei Kevin.
„Tut mir leid, dass ich eure Chefin entführte. Kommt nicht wieder vor. Das nächste Mal frage ich sie.“ Sasha lächelte ein wenig zaghaft zu Kevin hin. DER wiederum schien nun wütend zu reagieren.
„Es tut dir leid?“ Er schüttelte mit dem Kopf und blies zischend die Luft durch seine Lippen. „Es tut dir leid?“, fragte er erneut und wurde lauter.
„Lass doch gut sein.“, beschwichtigte ihn Janina sogleich. „Es ist doch ihr Problem.“
„Und DU hast mir nichts weiter zu sagen?“, fuhr er MICH nun plötzlich an. „Leidest du jetzt am Stockholmsyndrom, dass du mit deinem Entführer paktierst?“
Ups. Er hatte sich das alles wohl noch einmal überlegte, was ich ihm am Telefon sagte und kam zu dem Schluss, dass er wütend auf mich sein wollte.
Ohne seine Frau weiter zu beachten, rollte er ein Stück weg von ihr. „Jetzt kommst du her und wir reden erst mal.“, befahl er mir in einem Ton, welchen ich sonst niemanden durchgehen lasse, außer….ihm.
Ich war total verdutzt. Folgte jedoch seiner Anweisung und wir beide diskutierten ein Stück weit abseits von allen anderen. Seine Frau schien ihm in diesem Augenblick völlig gleichgültig zu sein.
Ich beschwichtigte Kevin. Bagatellisierte alles, was Sasha betraf. „Sorge dich nicht. Es ist alles okay.“
„Es ist alles okay?“, echauffierte er sich weiter. „Du findest es OKAY, dass dein Entführer hier her zurückkommt und du mit ihm flanierst, als sei nie etwas vorgefallen? Also ICH finde das schon eigenartig! Meinst du nicht?“
Ich schnaufte. Selbstredend hatte ich Kevin NICHT erzählt, dass Sasha so derart verliebt ist in mich. DAS hatte ich Kevin aus guten Gründen, wie man sah, vorenthalten. Und nun sagte ich es ihm….so la, la.
Oh Göttin! Ich dachte tatsächlich er steht aus dem Rollstuhl auf und (klebt mir eine) schüttelt mich.
„Bist du eigentlich noch bei Sinnen?“, fragte er weiter. „Denkt‘ doch mal nach, wie das für andere aussieht und klingt!“
„Nun, er hat darum gebeten hier wieder arbeiten zu dürfen und ich habe ja gesagt.“
Kevin schüttelte mit dem Kopf. „Bist du eigentlich verrückt geworden? Was sagt denn dein Mann dazu?“ Gunnar führte er zumeist immer DANN an, wenn ich seiner Meinung nach etwas Verwerfliches tat.
„Was soll er schon sagen, wenn er nicht hier ist. Gunnar wusste nicht, dass Sasha kommt. Ich wusste es doch selbst nicht einmal, bis er bei mir im Zimmer stand. Er hatte mich angerufen. Aber dass er bereits auf dem Weg zu mir ist, hatte er mit tunlichst verschwiegen. Er sagte, es sollte eine Überraschung sein.“
„Die ist ihm auch gelungen, finde ich. Und du nimmst das alles so hin?“
Ich sah Janina aus dem Augenwinkel, wie sie immer wieder zu uns hin sah und von einem Bein auf das andere trat.
„Wir müssen zurück zu den anderen. Du wirst Ärger mit deiner Frau bekommen.“, mahnte ich ihn.
„Ist mir doch völlig egal, wenn es um dich geht, Rea!“
Ich erfasste nun die Initiative, trat hinter seinen Rollstuhl und schob ihn zurück zu seiner Frau.
Kevin murrte. „Mit einem Behinderten kannst du es ja machen. Könnte ich laufen…..“
„…….hätte ich dich untergehakt und wir wären zurück zu den anderen gegangen.“, unterbrach ich ihn liebevoll. „Und ich dachte so wie so, du würdest bald wieder gehen können.“, sagte ich noch zu ihm, sodass es alle hören konnten.
Kevin nickte „Ja! Das werde ich auch. Verlass dich drauf!“
„Das ist doch genau DAS Versprechen, was ich hören wollte.“, sagte ich noch zu ihm und zwinkerte Kevin zu.
Kevin stand nun wieder bei seiner Frau und seinem Pfleger Max. Dennoch gab er keine Ruhe und legte sich nun mit Sasha an. Bis DER schließlich ehrlich und entwaffnend sagte: „Ich habe mich in Rea wirklich verliebt. Und aus diesem Grund bin ich hier.“
Oh, oh!!
Kevin räusperte sich. Rang ein wenig nach Luft. Sein Pfleger Max kratzte sich verlegen am Kopf und Janina, die hinter Kevin stand, schien in sich hinein zu grinsen, was verständlich war.
„Sasha wird wieder ganz normal hier arbeiten, wie vorher auch.“, versuchte ich die Verlegenheitspause mit etwas banalem zu überbrücken.
„Und du verzeihst ihm so einfach dieses kleinen Lapsus?“
„Warum denn nicht?“
„Was ist eigentlich mit Derek geschehen?“, fragte Kevin dann aus dem Kalten heraus.
„Rochelle.“, erwiderte ich prompt. „Und noch ein paar andere Frauen.“
Kevin bedachte Sasha mit einem vorwurfsvollen Blick. „Und DER ist jetzt der neue Stech…..“ Janina rempelte Kevin unsanft an, sodass er mitten im Wort stecken blieb und den Rest verschluckte. Ich wusste und verstand, dass Kevin wütend war. Aber dennoch war es überaus auffällig, wie er sich benahm. Janina ist schließlich nicht dumm. Und es ist mir durchaus klar, dass ihr, vor allem in diesem Moment, mehr als bewusst gewesen sein muss, dass Kevin mich noch immer liebt. Er würde sicherlich mit ihr Ärger bekommen deshalb.
„Schauen wir, wie lange es hält. Hast du dich etwa auch noch in ihn verliebt?“
Janina rollte mit den Augen. „Das geht dich nun wirklich nichts an Kevin.“, merkte sie dann leise an. „Es ist ihr Problem. Nicht deines.“
Ich schnaufte durch. Versuchte mich noch einige Minuten weiter vor Kevin zu rechtfertigen und dann packte mich die Wut. Ich schuppste Janina beinahe ein Stück zur Seite. Sie torkelte. Dann nahm ich die Griffe des Rollstuhls und schob Kevin noch einmal ein Stück weit weg, wo ich ihm zu erklären versuchte, dass ich Sasha nicht liebe. Aber das es vorteilhaft sei, WENN er es denkt. „ER ist in der Lage mich vor diesen Leuten zu schützen, die seinen Eltern und schlussendlich ihm den Auftrag gaben, mich nach Israel zu bringen. Zudem hofft man wohl dass ich die Seiten welche. Mich zu ihnen geselle und zu ihnen halte. Gegebenenfalls für sie arbeite.“ Von Königssöhnen und Königinnentöchtern, die man am liebsten vereint hätte sehen wolllen, redete ich lieber nicht.
Kevin hatte mir aufmerksam zugehört und pustete nun laut vor sich hin. „Das ist ein heißes Spiel. Bist du sicher, dass DU es beherrschst?“
Ich schnaufte. „Ich denke schon. Schauen wir, was daraus wird. Er wird Troels erneut zugeteilt. Denn DER weiß Bescheid und hat ihm im Auge. Ich redete bereits mit Ryan. Er wird sicher nur denken, dass ich ihm seinen einstigen Kollegen wieder geben will. Nichts weiter. Und wenn man mich hier im Zentrum mit Sasha spazieren gehen sieht, werden DIE Leute, die um die Geschehnisse einer Entführung wissen, an sich zweifeln und es bald vergessen. Dann ist alles wieder in bester Ordnung.“
„Ordnung nennst du das? Ich kann mir nicht vorstellen, dass Gunnar, oder ganz und gar Derek das gefällt.“
Wir diskutierten noch eine Weile. Jedoch dieses Mal um Vieles ruhiger als vorher. Kevin fragte sehr persönliche Dinge, die Sasha betrafen und er ließ nicht nach, bis ich ihm eine Antwort gab. Ich sollte ihm erklären WARUM ich nicht gerne mit Sasha schlief. Zudem sprachen wir über Sashas Vorlieben beim Sex. Und ich gab ihm zu verstehen, dass ich diese Leckerei nicht mag. Weder bei mir, noch Fellatio bei ihm. Was gleichwohl ein Hinweis auf ihn selbst gewesen war. DENN im Augenblick war es ihm noch nicht wieder möglich, (einen hoch zu bekommen) einen erigierten Penis zu bekommen, wo er sich doch anderer Dinge bedienen musste, um eine Frau zufrieden zu stellen. Wie beispielsweise seiner Zunge. Ich gesandt ihm auch, dass Sasha beschnitten war und es womöglich deshalb Schwierigkeiten mit der Trockenheit gab. Usw……ich sagte ihm dies alles nur, dass er wieder vertrauen zu mir fasst und dass er mir nicht weiter böse ist. Es war offenbar nötig, ihm meine intimsten Geheimnisse zu gestehen und  (m)eine Intension zu vermitteln, WARUM dieser Sasha wieder bei uns, bei mir war, ohne dass Kevin deshalb zornig auf mich war. Und es gelang……….
„Ich werde ohnehin Ärger mit Janina bekommen.“, gab Kevin dann doch noch am Schluss, bevor wir zurückgegangen waren, leise zu.
„Sage ich doch.“…und wir lachten….…Alles war wieder…..gut.

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Sasha war noch beim Schwimmen. Kam vor etwa einer Stunde zurück. Saß da und sah mir beim Schreiben zu und….fern….
Es ist ihm wohl wichtig, NUR bei mir zu sein. Aber SO ist das immer….zu Beginn! (Schauen wir, was daraus wird.)