Mittwoch, 26. Juli 2017

Das Problem dieser Welt….



Einerseits bin ich sicher neu- und wissbegierig (auf Sashas Welt). Andererseits…..NEIN! Es wehrt sich alles in mir mit heuchlerischen Schurken zusammen zu sein.
Natürlich wäre es vorteilhaft zu wissen. Den eigentlichen Feind und dessen Magie von innen nach außen zu sehen, von ihm zu lernen. Dennoch sind mir heimische Gefiele lieber als brennender Boden unter meinen Füßen, der droht einzustürzen, wenn man mich entdeckt. Dann lieber im Land der Kelten bleiben und von den Druiden lernen.
Wäre ich eine Kriegerin, würde ich wissen wollen, um das Erlernte gegen den Feind zu ver-wenden. Aber bin ich das? Eine Kriegerin? Nein.
Also was? Die Frage steht. Mache ich mich als Streiterin für die Gerechtigkeit auf den Weg die Welt zu retten, oder liege ich lieber am nordisch, heimischen Herd?
Oh Göttin, wäre ich nur zehn Jahre jünger und gesund!
Mit Sasha stehe ich nun vor einer für mich monomentalen Entscheidung und ich schwanke hin und her.
Wird es mir überhaupt möglich sein, mit Sasha diesen Weg zu gehen? Und, ist Sasha Freund oder Feind? Nun, ich könnte auch einfach nur mit ihm zusammen leben. Aber will ich das? Nein. Nicht wirklich Denn…..
….ich liebe meinen Mann und will bei ihm sein und bleiben.
Bin ich nun lieber Egoistin oder versuche ich mich als Weltenretterin?
Welche Last da auf meinen Schultern läge, beträte ich diesen Weg.
Allerdings liegt diese Bürde bereits als Entscheidung vor mir. Sie hat mich in dem Augenblick ereilt, als ich Sasha traf und ich mich auf ihn einließ. Und WAS ich auch tun werde, es wird nicht das Richtige sein und zu Vorwürfen führen. Schnauf……
Aus welchem Grund fühle ich mich überhaupt berufen, mich als Retterin der Menschheit zu versuchen? Weil ich aller Wahrscheinlichkeit nach die Möglichkeit dazu hätte? Nein, ich denke, so mutig bin ich nicht. Was dann bedeuten würde, dass ich mich ohne Groll und Schuldgefühlen gegen Sasha entscheide. Die Neugierde bleibt jedoch bestehen und der wissbegierige Blick darauf, was wäre wenn?
Gleich WAS ich auch tue, ich werde nie erfahren, wie der andere Weg ausgesehen hätte. Was mich traurig stimmt. Ach, könnte ich mich doch nur doubeln, um beides zu erfahren.
WARUM werden wir Menschen immer wieder vor derartige Entscheidungen gestellt? Kann man es uns nicht leichter machen?
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Heute Morgen die Eindeutigkeit.
Angesichts der verehrenden Weltsituation, kann und will ich NICHT mit einem Mann zusammen sein, der diese unterstützt und deren Initiatoren er sich durch die Zugehörigkeit zu s-einer Religion sogar noch nahe fühlt. Es widert mich schlicht und einfach an, was Wenige mit Vielen treiben. Wie Mutter Erde und die Tiere behandelt werden und die Menschen versklavt, in Leid, Angst und Elend gestürzt, ihres Gott gegebenen Glückes und ihres natürlichen Selbstwertgefühles, sowie Liebe und Spiritualität bewusst und geplant beraubt werden. Was für ein Frevel an der Menschheit! Die Ungerechtigkeit schreit geradezu zum Himmel! Ich kann das nicht(!), versuchte ich Sasha begreiflich zu machen.
Der saß geöffneten Mundes wie versteinert auf seinem Stuhl und sah mich verstörten Blickes an. Hatte er etwa noch nie zuvor in dieser Weise gedacht? Vermutlich nicht. Seine Religion steht ihm dabei im Weg,…..andere als gelich-wertige, menschliche Wesen zu sehen.
„Es ist nicht meine Schuld.“, suchte er sich dann zu verteidigen.
„Aber du hilfst denen dabei, die es tun. Bist geistiger Unterstützer und beflissener Helfer. Ein gut geschmiertes Rädchen im Getriebe der Pyramide von teile und herrsche.“ Sasha schüttelte nur noch mit dem Kopf, als wolle er sagen, ihr ist nicht zu helfen.
Religionen, im Patriarchat entstanden, sind der Fluch der Menschheit. Ein Gefängnis für Gedanken, Visionen und Seele. Und ich weiß, dass Sasha das anders sieht. Für ihn ist seine Religion die Befreiung, die Erhebung, das non plus Ultra, das aus dem Herzen heraus gelebt werden will, weil es, insbesondere die Männer, zufrieden stellt, zum Volk der von Gott Auserwählten zu gehören. Aber DAS denken sie alle. Jedoch hat jeweils nur Eine der Religionen die absolute Macht und steuert die anderen. Wie es derzeit gerade geschieht. Mag sein, dass auch Vertreter anderer Religionen ihre Herrschaftsbereiche innehaben. Und hier sind wir eben bei teile und herrsche.  
Es tut mir, aufgrund meiner Gefühle für Sasha, unendlich leid, dass mein Zorn gerade ihn, als verfügbarer Vertreter seiner Religion be-trifft und ich entschuldigte mich gleichwohl bei ihm.
Sasha zuckte mit den Schultern. Schüttelte, im Privaten, nicht verstehend den Kopf. „Was soll das Ganze? Ich dachte, im Laufe der Zeit, überwindest du diesen ganzen Unsinn und siehst mich als einen dich liebenden Mann.“
„Das tue ich doch!“, brach es aus mir heraus. „Und genau DAS ist mein Desaster. Die Tragik an der, an unserer Geschichte.“
„Kannst du etwas ändern am Lauf der Welt?“, schwenkte Sasha um zum Großen. „Oder wäre es nicht vielleicht besser unser eigenes kleines Glück im Auge zu behalten?“
„DU hast damit begonnen, mich als Auftrag zu sehen, für Leute gearbeitet, die für die Gesamtmisere der Welt verantwortlich sind.“
„Sonst hätte ich dich nie kennengelernt.“
„Schwachsinn!“, erboste ich mich. „Hätten wir uns kennenlernen sollen, wäre es ohnehin geschehen.“
„Das ist es doch!“, rechtfertigte er sich.
„Ja. Natürlich.“
Marie, Henrik, die Kinder  und Sheri Turner hatten uns zugehört. Waren ganz still gewesen.
Sasha schnaufte. „Hast du Gefühle für mich oder nicht?“, fragt er schließlich schon beinah verzweifelt und an den Grenzen zum wütend sein, was ich nur mit einem deutlichen „Ja“ beantworten konnte. „Also willst du mich nicht, weil ich einer bestimmten Religion angehöre?“
„Ich versuche es doch, Sasha. Aber es ist so immens schwierig für mich, das mit meinem Gewissen zu vereinbaren. Verstehst du das nicht?“
„Wenn du den Teufel in mir siehst? Oder was? “
„So in etwa.“
Sasha schnappte nach Luft. Das hatte ihm offenbar glatt den Atem genommen. „Dann hast du bisher mit dem Teufel gefickt.“, wurde er das allererste Mal, seit ich ihn kannte, flätig. Ich antwortete nicht. Er stand auf, ging nach draußen in den Regen und es sah fast so aus, als würde er weinen.

„Um Gottes Willen, Schwester, was treibst du da mit diesem Mann?“, fragte mich Marie, als das Gespräch mit Sasha beendet war. „Wenn du ihn nicht willst, dann sag‘ es ihm doch einfach.“
„DAS ist doch nicht der Punkt!“, setzte ich mich zur Wehr. „Wer sagt denn, dass er mir gleichgültig ist? So ist das nicht! Zudem ist er ein attraktiver Mann. Genau DAS ist doch mein Problem! Was soll ich nur tun? Ich bin in einem Gewissenkonflikt gefangen.“
„Phhu!“ Marie atmete tief durch. „Also, Schwesterlein, ich frage dich jetzt, bei WEM würdest du im Augenblick lieber sein? Bei Sasha oder bei Gunnar?“
Bei meinens Mannes Namen sprang mein Herz beinahe aus der Brust. Mein Gesicht nahm verzweifelte Züge an. Tränen traten mir aus den Augen. „Natürlich bei meinem Mann!“
„ABER“, nahm mir Marie das Wort aus dem Mund, „dein Mann hat noch Alexa und das stört dich.“
Ich nickte. „Was denkst du denn? Wäre SIE nicht……gäbe es keine Fragen dieser Art und andere Männer. Könnte Gunnar mir nur treu sein! Verdammt noch mal! Dann wäre ich nicht in dergleichen Miseren. Es ist schier zum Verzweifeln.“, beschwerte ich mich und wurde dann ein wenig abgeklärter. „Andererseits bestünde die Möglichkeit die Welt zu retten. Wie würdest du dich entscheiden?“, warf ich die Frage an meine Schwester zurück.
Die legte die Stirn in Falten. „Autsch. Erwischt. Ich glaube, ich wäre im selben Desaster gefangen wie du. Nur, ich denke, ICH wäre auch eigennütziger. Mein eigenes kleines Glück wäre mir wichtiger, als zu versuchen die ganze Welt zu retten.“ Sie zwinkerte mir zu, denn so wirklich traute sie mir dergleichen so wie so nicht zu. Daher fragte ich sie.
„Du denkst, ich könnte ohnehin nichts bewirken und ich solle mich doch lieber meinen eigenen unbedeutenden Aufgaben widmen, als zu versuchen Dinge zu tun, die zu gewaltig für mich sind, um guter Letzt nicht noch als Märtyrerin zu enden.“
„So in etwa.“, versuchte sie mich aufzumuntern. Ein aufgesetztes Lächeln folgte, dass so rasch verschwand, wie es erschienen war.
„Dann bleibt immer noch die Frage, Sasha oder Gunnar.“, sagte ich zu ihr.
„Hattest du das bisher mit Derk nicht bravourös gelöst und bist mit beiden gut zurechtgekommen?“
„Ufff! Ja. Aber Sasha ist nicht Derek.“
„Ja. Das sehe ich ein. Und auch, dass er irgendwo diesen Gottkomplex in sich hat, aufgrund der Zugehörigkeit zu einer Religion. Das ist mir schon klar, dass dich das zum Verzweifeln bringt und du es nicht mit deinem Gewissen vereinbaren kannst. Aber WAS ist, wenn WIR tatsächlich dazu gehören?“
Nun hatte es mir die tatsächlich die Sprache verschlagen. Ich sah Marie mit großen Augen an. „WIE? Das meinst du jetzt doch nicht ernst?“
Sie senkte den Blick. „Es war nur so ein Gedanke.“
„Ja. Natürlich ist DASS verführerisch….zu denken, dass man von Gott auserwählt wäre, besser zu sein als andere und die Legitimation von Gott zum Herrschen über die Welt erhält. Aber Göttin noch eins! Marie! Denk‘ doch einmal nach! Genau DAS ist das Problem dieser Welt! Und ICH bin eben NICHT darauf erpicht, ein Stück von diesem vergifteten Kuchen abzubeißen.“
Marie drehte sich einmal im Kreis und hob dann beide Hände in Höhe der Hüften und breitete sie aus. „Weißt du was? Warum packst du nicht deine Koffer und fliegst zu Gunnar?“
Es war mir nicht möglich ihr sogleich eine Antwort zu geben. Ich atmete schwer und kaute auf meiner Unterlippe.
„OH! Ich wusste es. Du hast es bereits vor?“, formulierte sie es als Frag.
Ich schnaufte kapitulierend. „Ich dachte daran. Aber ich bin mit Sasha doch hier her gekommen, um mir Alexa eben NICHT anzutun.“
„Aber andererseits sehnst du dich nach Gunnar?“
„JA! Was soll ich nur tun?“
„Frau, dir stehen so viele Möglichkeiten zur Verfügung, dieses Luder aus dem Weg zu räumen.“
WOW! Nun hatte sie mich aber total verblüfft! Ich lachte herzlich und sie lachte mit.
„Denkst du, das habe ich nicht schon längst versucht?“, sagte ich dann zu ihr, als wir fertig waren mit dem gemeinsamen Gelächter. „Gunnar war mit Alexa und klein Ragnar bei Erik. Ich vermute, sie legten einen Zauber um sie, damit ich ihr und vor allem dem Kind, auf magischem Wege, nichts schaden kann.“
„Ja. Das ist zu vermuten.“, stimmte sie mir zu. „Wie sieht es aus mit dem Physischen?“
„Göttin noch eins! Marie! Ich werde doch nicht zur Mörderin! Sicher nicht.“
„War ja nur so ein Gedanke.“ Sie zog die Brauen hoch und die Mimik ihres Gesichtes wollte sagen, tut mir leid. War nicht so gemeint. „Nur, selbst WENN du es fertig bringst, Alexa auf magischen Wege zu beseitigen, dann müsstest du dich um das Baby kümmern.“
„Der Gedanke kam mir gleichermaßen. Aber irgendwie würde das sicher gehen….müssen. In jedem Fall noch besser als mit dieser Kuh.“
„Es würde Gunnar verändern, wenn sie stirbt. Er würde trauen um sie.“, warf Marie einen Gedanken ein, der mir bereits selbst gekommen war.
„Ja. Mag sein. Aber DAS ginge vorüber.“
„Meinst du nicht, Gunnar würde dir Vorwürfe machen, weil er ahnt….“, sie biss sich auf die Lippe und sah mich mit zusammengezogenen Brauen an.
„Ach Marie, dieser Gunnar, den ich hier kennenlernte und den ich nun so ungeheuer lieben lernte, hat mir das alles eingebrockt. Wäre ich ihm nur niemals begegnet….“
„Aber das solltest du. Du gehörst zu ihm. Deshalb auch der Trennungsschmerz.“
„Marie!“, tat ich verwundert. „Rietst du mir nicht noch ab von ihm und sagtest, er sei ein Monster?“
„Ja. Aber das Schicksal hat euch zusammen geführt, weil ihr beide zusammen gehört. Mit den Umständen, wie sie sind und den jeweiligen Charakteren, müsst ihr nun beide lernen umzugehen. Das ist jede Menge Beziehungsarbeit.“ Sie grinste und zwinkerte mir zu.
„Also rätst du mir zu ihm zu reisen?“
„Ja. Ich denke, das tät dir gut.“
Ich schüttelte unwillig mit dem Kopf. „Ja. Für eine kurze Weile vielleicht. Aber dann, wenn ich Alexa sehe, wie liebevoll er mit ihr umgeht und wie hingebungsvoll mit ihrem Balg, dann werde ich wütend! Und genau DIESE Gefühle wollte ich nicht. Ich gedachte mich zu erfreuen an einer Reise mit meinem Ehemann und glücklich mit ihm zu sein. Aber so? Mit IHR…ist das nicht möglich. Dann lieber eine Reise mit Sasha. Ihn habe ich allein für mich.“
„Ja. In der Tat. Eine vertrackte Situation. Nun auch noch der Gewissenskonflikt mit Sasha, dem du sogar noch Gefühle gegenüber bringst. Und der nun offensichtlich sauer auf dich ist, aufgrund deiner Ehrlichkeit. Schlimmer kann‘s kaum werden.“

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Sasha war nun in der Tat beleidigt. Der Teufel wollte er offenbar für mich nicht sein. Er benahm sich anders. War sein Verlangen, seine Liebe aufgrund unserer Debatten abgekühlt? Womöglich ein guter Zeitpunkt für mich tatsächlich zu gehen. So wäre  möglicherweise mein Bedauern und mein Kummer nicht ZU groß gewesen, und mein Gewissen nicht allzu schwer belastet, verließe ich ihn….JETZT. Andererseits bin ICH schuld an seinem Trübsinn. Womöglich habe ich es mir mit ihm verdorben. Eine Kerbe in sein Herz geschlagen, die niemals mehr heilt. Der TEUFEL. Das ist schon starker Tobak…für einen, der an solcherlei glaubt!

Vielleicht, so im Nachhinein darüber nachgedacht, begann ich diese unsäglich heftige Diskussion mit Sasha und war deshalb so unnachgiebig, damit ich letztendlich einen Anlass finden kann, um tatsächlich zu gehen…….
Andererseits fühle ich mich schlecht und würde nur allzu gern bei Sasha um Vergebung betteln. Nur mein Stolz erlaubt mir das nicht und…das ist womöglich gut so. Ich hoffe darauf, dass Sasha von allein wieder zu mir findet. Wir werden sehen……..
In jedem Fall ist es für mich ein schier unüberbrückbarer Konflikt, der offenbar nicht einmal mit meinen Gefühlen zu kompensieren ist. Seine Religion gedenkt meine Rasse, mein Volk auszulöschen. Da fällt es schwer Ignoranz zu heucheln und auf Zuneigung und Verlangen zu setzen. Oder mich ganz und gar noch zu derleichen zu bekennen. Schnauf……