Aufarbeiten
der Fakten und Geschehnisse
Als ich am Ende des gestrigen Tages zu Bett gegangen bin,
war ich müde und wütend zugleich. Ich wollte einfach nur bei Gunnar sein.
Selbst das Verlangen (nach Sex) hatte ich, zu Sashas großem Erstaunen,
abgelegt. Denn wir waren noch kurz vor dem Schlafengehen, auf der kleinen Couch
miteinander intim geworden. Sasha hatte mich erneut auf seinen Schoß gehoben
und ich hatte es (noch voller Verlangen nach ihm) geschehen lassen.
Jedoch dann schlug meine Stimmung um. Missmut stellte sich
ein und vor allem Traurigkeit darüber, nicht bei meinem Ehemann zu sein. Zumal
ich wusste, dass NUN Alexa neben ihm lag. Wut kam auf. Das alles kreise durch
meinen Kopf. Daher vermochte ich eben NICHT zu schlafen und schrieb besser
noch des Nachts alles auf. Jedoch nicht jede Einzelheit. Wie es oft sein kann,
entfällt einer doch manches. Wort- und Gesprächsfetzen beispielsweise. Wie DIE
hier, als ich Sasha gegenüber erwähnte, dass ich genau genommen jetzt lieber
bei Gunnar wär.
„Bei DEM Gunnar, der seine Mätresse nicht
lassen kann und sie dir täglich direkt vor die Nase setzt? Bei DEM
Gunnar, der sogar zusammen mit dir UND dieser anderen Frau reist. Selbst als du
ihm ein Ultimatum stellst, entscheidet er sich für sie und fliegt mit ihr.
Lässt dich allein zurück. Mit diesem Gunnar? Tatsächlich?“
Ich wusste genau, Sasha hatte Recht. Aber dennoch…..ich
liebe meinen Mann! „Ja Sasha. Was tätest du in einigen Jahren mit mir, würde
ich bei dir bleiben und dann fändest du eine andere Frau, die du mehr liebst
als mich?“
„Denkst du tatsächlich so schlecht von mir?“
„Nein. Nicht nur von DIR Sasha, sondern von allen
Männern.“
„Aber nicht von Gunnar vermutlich.“, stellte er fest.
„Ja. Genauso ist es. Er hat bis zum heutigen Tag nicht
aufgehört mich zu lieben. Steht zu mir, wie von Beginn an. Obwohl es so viele Unwägbarkeiten
bis hier her gegeben hat mit ihm, sind wir noch immer zusammen.“
„Aber wie?“
Ich verwehrte mich gegen diese Anklage. Verteidigte meinen
Mann „Wie? Es ist besser geworden. Viel besser, wie es einmal war. Und Gunnar ließ
nicht nach in seinem Bestreben, ein ganz normaler Ehemann zu sein. Wir
versuchten so viel. Einiges gelang. Manches nicht und Weniges erst später, wie
man sieht. Er lässt doch schließlich beinahe alle andern Frauen sein und es ist
im Augenblick nur noch Alexa. Ich verstehe es sogar. Schließlich hat sie ihm
ein Kind geboren. Er liebt sie sicherlich ähnlich wie mich. Nur auf eine andere
Weise, vermute ich. Und ich sehe gleichwohl seine Intension, sie und das Baby
nicht einfach in Stich zu lassen.“
Sasha erwiderte nichts. Schüttelte nur mit dem Kopf.
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Sasha hatte bereits den Flug nach Berlin gebucht, bevor
wir schlafen gegangen waren. Es schien ihm ein Anliegen zu sein, mit mir fort
zu gehen. Und irgendwie offenbar gleichgültig wohin. Denn er hatte ebenso
Montreal vorgeschlagen.
„Wir könnten doch erst nach Montreal und dann nach Berlin
fliegen.“, hatte er gesagt. DAS wollte
ich allerdings nicht. Fairer Weise fragte ich ihn jedoch nach dem Apartment.
„Nein. Ich habe es nicht weiter gemietet. Dachte an ein
Haus für uns.“
OHO! Welch‘ kühne Pläne! Dachte ich so. Und DAS, ohne mich
zu fragen.
Aber egal. Ich ließ das so stehen.
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Ich hatte mich noch einmal hingelegt und bis acht
geschlafen. Als ich die Augen aufschlug, war meine Stimmung noch immer keine
andere und ich verweigerte mich ihm….zu Beginn. Ließ Sasha dann jedoch in mich
eindringen. Es brauchte nicht viel. Mein Widerstand war gering.
Meine Verdrießlichkeit und meine erneute Zurückhaltung
Sasha gegenüber wollten jedoch nicht weichen und mir kam eine Idee.
„Warum rufen wir nicht schlicht und einfach deinen Bruder
an, anstatt so weit zu reisen? Was wir ihm sagen wollen, erledigt sich doch
leicht per Telefon.“
Sasha stutze und erinnerte mich an die Zeitverschiebung.
„Was?! In Deutschland ist es Nachmittag. Also dann.“, und
er tat. Rief seinen Bruder an und dann……eskalierte alles!
Ich war so außer mir vor Wut über diesen Mann. Über Sashas
Bruder, dass ich sogar die guten Manieren vergaß. Am Ende nahm mir Sasha das
iPhone aus der Hand, bevor ich noch mehr Flüche und Beleidigungen ausstieß, wie
die, welche bereits aus meinem Mund gekommen waren. Er hatte dann ohnehin
aufgelegt und Sasha versuchte ihn noch einmal zu erreichen, was gelang. Ich
hörte, wie er seinen Bruder suchte zu beruhigen. Er entschuldigte sich für mich
und meinen Wutausbruch. Für alle Beleidigungen, die meinen Mund verlassen
hatten. Was für eine Farce! Ich war so wütend wie lange nicht mehr, über diesen
sturen Cretin. Obwohl dieses Wort nun in der Tat nicht zutreffend ist, im
eigentlichen Sinn. Denn ein Christ ist Misha gewiss nicht.
Da ich mich nicht beruhigen konnte, begann ich mit Sasha
eine Diskussion. Der jedoch ließ sich nicht darauf ein. Ich wütete weiter, fand
keine Ruhe und stieß nach wie vor Beleidigungen aus, was dazu führte, dass
Sasha für den Augenblick vermeintlich kapitulierte.
„Du musst nicht mich dafür verantwortlich machen, was mein
Bruder tat. Wenn du nicht bei mir bleiben möchtest, dann gehe einfach fort. Ich
halte dich nicht auf.“, sprach es in gereiztem Ton.
Ich blieb. Mit Wut im Bauch und sogar noch immer einigen
Gefühlen für Sasha….irgendwo. Denn er tat mir leid.
Aus dieser Zornigkeit heraus, strafte ich Sasha noch eine
Weile lang mit Verachtung. Obwohl ich doch wusste, ER hatte keine Schuld
daran. (Aber war das tatsächlich so? Zuweilen stellten sich sogar Zweifel ein
und ich wäre am aller liebsten gegangen.)
„Fliegen wir so schnell wie möglich nach Berlin. Und
beenden das Ganze. Ich will das Alles nicht mehr!“, sagte ich dann schließlich
zu ihm,….UM ihn zu beruhigen. Er sollte glauben, dass ich vorläufig bei ihm
blieb. DENN, ich hatte einen Entschluss gefasst. Aus meinem Zorn heraus hatte
sich Willen entwickelt UND eine Inspiration hatte sich eingestellt. Waren
Gunnars Kinder, Óðinn Asger und Inula Castanea, nicht darauf gekommen, dass ICH
dazu fähig wäre, ihren Vater, meinem Ehemann zu heilen?
Ich konnte in diesem Augenblick nicht sagen, an WAS ich
mich noch wirklich erinnern konnte, was die beiden Kleinen, in dieser Hinsicht,
von sich gegeben hatten, oder/und was man ihnen glauben konnte. Jedoch aus der
Liebe zu Gunnar heraus, war ich der Meinung, meinem Mann helfen zu müssen UND
zu können. Vor allem,……WOLLTE ICH BEI IHM SEIN! (…und nicht wirklich bei Sasha.
Obwohl mir seine Gegenwart nicht unangenehm war.)
Andererseits, wollte ich Gunnar tatsächlich mit meinem
Vorhaben gefährden? Konnte ich es wagen aus dieser schier ausweglosen Situation
auszubrechen und neue Wege zu beschreiten? Würde ich damit scheitern, könnte
das Gunnars Tod nach sich ziehen.
Ich zweifelte. Dachte nach. Konnte ich in der Tat SO
derart egoistisch sein und das Leben meines Mann riskieren, aus einer waghalsigen
Idee heraus? War ich tatsächlich so mutig? (Oder so dumm?) Oder würde es besser
sein, einen konventionelleren Weg zu gehen, der natürlich Zeit kostete und
umständlich war. Zudem würde es bedeuten, für eine mehr oder minder längere
Zeit bei Sasha zu bleiben. Will ich das? (Nein!) Also,….was dann? Was jetzt?
Sasha beobachtete mich. Sah in meinen Kopf und mein
Dilemma. WIE sollte ich mich nur entscheiden??? Ich wusste es nicht.
Infolgedessen rief ich Gunnar schlicht und einfach an. WAS
hätte ich auch anderes tun sollen?
Der schwitze hörbar über meinen
todesmutigen Vorschlag.
„Bist du dir sicher, dass es funktioniert?“
„Nein.“
Eine Weile Stille stellte sich ein und dann hörte ich
Alexa im Hintergrund. Er besprach es mit ihr. (War DAS tatsächlich jetzt wahr??
Warum besprach er es nicht mit Marie oder den Kindern? Was sinnvoller gewesen
wäre!)
Selbstverständlich war SIE für den sicheren
Weg. So konnte sie Gunnar noch länger für sich allein beanspruchen und
ich….war weg. A-b-e-r WAS hatte SIE überhaupt für eine Kompetenz??? Sie hatte
keinerlei Ahnung von Magie! Infolgedessen (schrie) rief ich ins Telefon Gunnars
Namen. Beschwerte mich lauthals, da ich so wie so noch in einer mürrischen
Stimmung war.
„Rea, denke noch einmal darüber nach und ich unterhalte
mich mit den Kindern und dann mit Camille. Danach rufe ich dich dann zurück.
Ist das okay?“
In der Zwischenzeit bleibe ich bei Sasha, der nun
ebenfalls, ob meiner Bemühungen so rasch wie möglich wieder bei Gunnar zu sein,
düsterer Stimmung ist. Er kann nicht verstehen, dass ich so vehement versuche,
wieder zu Gunnar zu kommen und andererseits Verlangen nach ihm verspüre, was ER
noch immer als Liebe interpretiert. Zuneigung trifft es vielleicht besser. Und
ich bin froh, dass es so ist. Anderenfalls könnte ich diese Situation unmöglich
ertragen.
Nun warte ich auf Gunnars Rückruf. Auf DAS, was Camille
mir gegebenenfalls rät. Wir werden sehen…….