Donnerstag, 7. Dezember 2017

Opfer des Systems



Sasha mag es nicht sonderlich, wenn ich mir Videos der politischen Art über you tube betrachte. Wie beispielsweise das deutsche bewusst tv. Die sog. Tagesenergie toleriert er gerade noch so. Es sind eben diese, welche ich ihm des Öfteren übersetze, um ihm die Augen zu öffnen auf meine Sicht der Welt. Allerdings werden dort ebenfalls weitere Interwies angeboten, von denen ich mir am Abend vor zwei Tagen eines angesehen hatte. Es handelte sich um Missbrauch, gleichwohl Rituellen bis in Logen und die höchsten Kreise hinein. Der junge Mann, der da sprach, war nur knapp dem Tode entkommen. Man hatte ihm, um ihn zu entsorgen, zwei Mal in den Rücken geschossen und in diesem Augenblick kamen die Hells Angels vorbei und retteten ihn. Davor bereits erlag sein Vollstrecker, als dieser über ihn gebeugt mit einem Dolch, bei vollem Bewusstsein das Herz des Jungen herauszuschneiden gedachte, einem Herzinfarkt. Dieser junge Mann hat Narben am gesamten Körper, aus denen man Blut getrunken hatte, während er auf einem Altar lag. Er erzählte die Geschichte seines Lebens und über so derart entsetzliche Dinge, sodass ich sie hier nicht wiedergeben möchte (wer mag, der höre selbst), denn, sie haben mich zutiefst berührt. Geschockt, könnte man sage, vor allem, dass Menschen dazu fähig sind, dergleichen zu tun. Und gestern las ich noch über die mutigen Aussagen von Mel Gibson.

Sasha hatte noch irgendetwas am iPhone mit irgendwem besprochen und als er zu mir stieß fragte er, um was es da ging und ich übersetze ihm alles, was dieser junge Interviewgast erzählte. Allerdings bemerkte ich dann recht zügig, dass ihm diese Thematik zunehmend unangenehm war. Und in diesem Augenblick wurde ich aufmerksam. Auf welche Weise war er (Sasha) damit schon einmal in Berührung gekommen? Als Opfer? Als Täter? Oder was? Ich fragte ihn und wir kamen auf diese Kreise zu sprechen, zu denen auch Sasha gehört. Ich ließ ihm keine Ruhe und bohrte weiter, obwohl er sich wandte wie ein Aal. Ich gedachte zu wissen, was da womöglich einst geschehen war.
Zu Beginn fragte ich noch überaus einfühlsam, ob er womöglich irgendwann einmal ähnliche Erlebnisse hätte. Jedoch lehnte er dann jegliche Aussagen zu dieser Thematik ab. Sperrte sich, so zu sagen. Letztendlich kam so vage heraus, dass er Täter und Opfer zugleich gewesen war. Obwohl er mir nur einige Sätze dazu offenbarte. Nicht mehr. Nichts Verfängliches. Nichts Spezielles. Nur Andeutungen. Der Zweck war Erpressbarkeit. Allerdings handelte es sich offenbar NICHT um ein blutiges Ritual. Eher doch um andere Peinlichkeiten, welchen man Leuten ab bestimmten Positionen unterzieht, um sie schweigsam und gefügig zu halten. Was Sasha sonst noch erlebte sagte er mir nicht. Er verharmloste das Ganze. Spielte es mit einem gequälten Lächeln herab. Als ich nicht nachließ zu fragen, wurde er ärgerlich und schroff.
„Wir beenden dieses Thema jetzt! Es ist gesünder für dich nichts zu wissen. Sagen darf ich dir darüber ohnehin nichts weiter.“
Ich hielt inne und starrte ihn schweigend an. Und gerade als ich noch eine Frage formulierte, bedeutete er mir zu schweigen, indem er den Finger an seine Lippen legte und die Luft anhielt. Ich war verwirrt und stand ein wenig neben mir, was sich in meinen Augen wiederspiegelte. Und noch einmal setzte ich zum Reden an.
Sasha packte meine Schultern grob mit beiden Händen an. Sein Blick fixierte mich und er war streng.
„Rea, bitte, darüber sprechen wir nie wieder. Hörst du mich?“
Sashas Griff wurde fester. Ich war entsetzt. SO hatte ich ihn noch NIE erlebt!
Er hielt mich noch immer mit beiden Händen fest und wurde noch einmal nachdrücklicher. „Verstehst du, was ich dir sage Rea?“, brüllte er fast.
Ich nickte verschreckt.
„Ich darf und will darüber nicht reden. Dieses Thema ist tabu. Hast du es kapiert?“
„Wie handhaben es deine Eltern?“, wagte ich mich noch einmal mutig vor, trotz der einschüchternden und eindringlichen Worte von ihm.
Er ließ mich los. Stricht sich mit den Fingern seiner rechten Hand übers Kinn. Schien nervös. „Meine Mutter ist glücklich. Mehr gib es dazu nicht zu sagen. Und jetzt ist Schluss!“
Ich wollte wissen, was da geschehen war. Mit welchem Mann ich da des Abends zu Bette gehen sollte. Tausend Bilder schwirrten durch meinen Kopf. Immer wieder sah ich Sasha fragend an, bis er mich schlussendlich beruhigte.
„Es ist nichts wirklich Bitteres geschehen. Es war nur ein Drogenrausch und es wurden Fotos gemacht, welche mir schaden könnten. Nichts weiter. Und jetzt ist endgültig Schluss damit!“ Sasha war aufgewühlt. Die Erinnerung daran schien ihn immens zu bewegen. Dann kam er erneut ganz nah an mich heran und sah mir tief in die Augen.
„Von DEM was wir hier reden, lese ich morgen NICHTS in deinem Tagebuch. Ist das klar?“
(Nun ja, von Über-Morgen sagte er schließlich nichts.)

Ich kühlte so allmählich ab und ließ das Thema ruhen. Es wäre dumm von mir gewesen, es zu so später Stunde noch weiter zu verfolgen.
Auch Sasha entspannte sich so nach und nach und als er des Nachts im Bette liegend flehte: „Heirate mich.“, kam noch einmal Wut in mir auf und ich erwiderte: „Darüber reden wir nie wieder! Verstehst du mich!“
Sasha war baff. Ich hörte, wie er schluckte. Das hatte er nicht erwartet, nachdem ich mich demütig seiner Grobheiten fügte und ergeben schien. Das Einschlafen erfolgte unter einer eher eisigen Atmosphäre, obgleich ich mich räkelnd an seinen muskulösen Körper schmiegte. Das Einschlafen fiel mir schwer. Ich war eifrigst dabei meine Gefühle zu ordnen, was Sasha betraf.
Heute Morgen entschuldigte ich mich (erklärend) bei ihm. War wieder sanft, aufgeschlossen und liebevoll zu diesem Mann, in dessen Kreisen Abartigkeiten offensichtlich zur Normalität gehören. (Und irgendwie ahnte ich es schon seit einiger Zeit.) Denn auch ER war und IST schließlich (nur) ein Opfer dieses Systems. 

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 ......und Morgen fliegen wir nach Portland. Die Baruch's werden uns begleiten. 
Von Gunnar hörte ich noch immer nichts.