Donnerstag, 24. Mai 2018

Offene Geheimnisse



Zuweilen denke ich, dass die beiden Männer – Gunnar und Sasha – aneinander geraten……alldieweil Sasha mir nachstellt, wie mein Ehemann pflegt zu sagen. Und er hat selbstverständlich Recht damit.
Sasha und mein kleines Geheimnis wurde jedoch gewahrt.
Zudem scheint in meinem Haus stets der Tag der offenen Tür zu sein. Jeder kommt und geht, wie es ihm gefällt.
Kurz nachdem Gunnar heute Nachmittag gegangen war, stand Sasha urplötzlich neben mir, als hätte er darauf gewartet, dass mein Mann das Haus verlässt.
Ich war gerade eingedämmert auf der Couch. Der Morgen voller Arbeit und ein Zahnarzttermin hatten mich ziemlich mitgenommen. Ich war müde und erschöpft, als mir unerwartet eine Hand über die Wange strich und dann sogleich hinterher sich ein paar Lippen auf die Meinen legten. Zuerst dachte ich, Gunnar sei noch einmal zurückgekommen. Aber dann erkannte ich (den russischen Juden) Sasha.
Ich war ihm nicht böse deshalb und fragte ihn: „Du hast doch nicht etwa darauf gewartet, dass Gunnar geht?“
Er nickte nur und grinste. „Ich wollte dich sehen.“
„Was gibt es denn?“, fragte ich beinahe förmlich und setzte mich ein wenig auf.
Sashas Blick verriet, dass er um meine Verlegenheit in diesem Moment wusste. Er lächelte nur.
„Ich wollte dich fragen, ob du hier im Zentrum Büroräume zu vermieten hättest.“
„Nein. Nicht wirklich. Aber es gäbe da schon eine Möglichkeit….“
Sasha wurde nachdenklich und sagte dann: „Okay. Umstände sind nicht nötig. Dann lasse ich mir ein Büro in Stockholm einrichten. Das ist ohnehin zentraler. Dann muss ich eben des Öfteren dorthin fahren und kann nicht immer in deiner Nähe sein.“
Ich musste lächeln, denn ich dachte an Claire und fragte Sasha nach ihr. Er zuckte nur mit den Schultern. „Sie wird sich anpassen müssen.“, was mir bestätigte, dass meine Entscheidung eben NICHT bei Sasha zu bleiben richtig war.
Ich nötigte Sasha ein wenig zu gehen, indem ich Gunnars eventuelle Rückkehr erwähnte. Mit Widerwillen und vielen Küssen…..verließ er das Haus.
Nicht lange darauf stand plötzlich Derek neben mir und berechtigte sich selbst zum Setzen. Er legte seinen Arm um mich und gab mir einen Kuss auf die Lippen….und ich ließ es ihn tun.
„Wo ist Gunnar?“, fragte er.
„Er wird gleich wiederkommen.“, sagte ich, um seinen Aufenthalt in meiner Wohnstube zu verkürzen, was auch Früchte trug. Nur war es dann allerdings zu spät, denn Gunnar betrat den Raum und sah Derek neben mir sitzen, was natürlich KEIN Problem darstellt. Die beiden Männer begrüßten sich und redeten eine Weile. Dann gab Derek mir einen Kuss auf die Stirn und ging.
Eigenartige Verhältnisse, mögen a einige denken. Nur hier erinnere ich nur allzu gern an den „schmutzigen Kehricht vor jedes eigener Tür“. Und es ist NICHTS Schmutziges daran, wenn man einfach lebt…….Niemand hat das Recht zu moralisieren. Es gibt tausend Mal schlimmere Verhältnisse als diese hier, die unmenschlicher sind. Hier geschieht nichts ohne des anderen das Einverständnis  oder ohne dass er es weiß. Und was Sasha betrifft…..Gunnar weiß es sicher längst. ER erzählte mir gleichermaßen NICHTS von der Nacht auf den Montagmorgen. Und ich frage ihn gleichwohl nicht danach.....sondern vertraue ihm.......wie er es ebenso kann mit mir. Denn wir wissen beide, unsere Liebe zueinander ist immens und wird unendlich sein.