Freitag, 18. Januar 2019

„Kalte Füße“ oder doch ein angenehmeres Leben?


Sashas Eltern waren gestern hier und es wurde Tacheles geredet. Nun ja, mein Eindruck diesbezüglich war und ist, sie glauben ihrem Sohn nun endlich und würden ihn - wie es mir seit gestern scheint -  allemal gern glücklich sehen. Und da er nun, überzeugender Weise, ausschließlich mit mir glücklich sein möchte, bleibt ihnen kaum eine Wahl. Denn als der Erstgeborene, ist er der Erbe ihres Geschäftes und sie gedenken ihn nun doch nicht zu enterben. So erfahre ich tatsächlich ein wenig Akzeptanz von Sashas Eltern, (wenngleich es mir noch ein wenig widerwillig erschien, insbesondere von seinem Vater) welche sie mir zuvor anscheinend nur aus Loyalitätsgründen ihrem Land und Sashas Auftrag gegenüber erwiesen hatten. So nach und nach lenken sie ein und sind, auch wenn noch zurückhaltend, doch recht freundlich (herzlich möchte ich noch nicht sagen) zu mir.
Nach zwei Jahren, in denen mich Sasha nun schon umwirbt, zweifeln sie jetzt vermutlich nicht mehr an seiner Liebe, welche ER für mich empfindet. Es scheint ihnen keine kurzweilige Animosität mehr zu sein, sondern der echte Wunsch ihres Sohnes, mir ein angenehmes Leben zu bieten und ein guter Ehemann zu sein. Zudem sehen sie es (oder müssen es so sehen?) wie Sasha, dass wir (Sasha und ich) vor Gott bereits verheiratet sind. Mit Claire existiert nur die standesamtliche Heiratsurkunde. Nicht DIE Zeremonie in einer Synagoge mit einem Rabbi, so wie Sasha, ich und seine Eltern es in Jerusalem feierlich begingen. – Man merke auf, ich bin doch recht eingenommen von dem Ganzen hier. -
WAS bedeutet das nun eigentlich für mich? Bin ich jetzt mit zwei Männern verheiratet? Mit dem Schweden standesamtlich, vor Odin und den nordischen Götter? Denn Erik, Gunnars Onkel mütterlicherseits, hatte uns als praktizierender Druide damals getraut. Oder bin ich nach Sashas jüdischen Maßstäben mit ihm liiert, vor seinem Gott JAWE?
Ich weiß, gleichwohl für mich ist das alles recht verworren. Aber ich arbeite daran, den für mich richtigen Weg zu finden.

Zum Abschluss des Abends, nach endlosen Diskussionen und Wahrheiten, welche ausgesprochen wurden, denn, ich war von Grund auf ehrlich zu ihnen allen (!), beschlossen Sashas Eltern, dass wir noch einmal gemeinsam nach Jerusalem fliegen.
Meine überdimensionale Liebe zu Gunnar hatte ich ebenfalls angesprochen, alldieweil sie mich fragten, warum ich wieder und wieder zu einem Mann, welcher mich permanent betrügt zurückkehren würde, nachdem ich bereits mit ihrem Sohn vor Gott die Ehe vollzogen hätte. Ja, in der Tat, von meiner Seite kam alles auf den Tisch, was mir am Herzen und auf der Zunge lag. Es war mir gleich, was sie davon hielten. Sasha war ebenfalls ein wenig erstaunt, obwohl er mich doch um meine Wahrheitsliebe weiß. Auch mir lag daran reinen Tisch zu machen. Ich wollte, dass sie verstehen, warum ich so handelte wie ich es tat. Und in diesem Augenblick war (und ich bin es derzeit noch!) ich bereit, in der Tat auch bei Sasha weiterhin zu bleiben. Denn,….WAS erwartet mich schon, kehre ich zu Gunnar zurück, auch WENN ich ihn über alles liebe? Andere Frauen, Seitensprünge, Babys und ggf. ein paar zusammenhängende Nächte mit ihm. Wohlgemerkt, als seine Ehefrau. Gleichwohl ich mir vorgenommen hatte, das verflixte siebte Jahr mit Gunnar unbeschadet zu überstehen, scheint nun diese Absicht (ein wenig?) ins Wanken zu geraten.
Ein weiterer Grund, warum ich eben NICHT mit Sasha zusammen sein konnte und wollte, immer wieder weg gegangen bin, – meiner Meinung nach!  – war seine Religion, seine Eltern, seine Freunde und sein Umfeld, was nach wie vor besteht (und mir ein Dorn im Auge ist!). Sashas Eltern erkannten (im Ansatz?) meine schier ausweglose Situation, welche ich ihnen bildreich versuchte zu schildern. Auch DIES scheint mir ein Anlass zu sein für die beiden, alldieweil es kaum einen Ausweg aus diesem Dilemma impliziert/zu geben scheint, eine nochmalige Reise nach Jerusalem anzutreten. Sie sind schließlich nach wie vor der Meinung, dass ich ebenfalls Jüdin bin und….zu ihnen gehöre (….irgendwie). Gedenken sie mich umzudrehen? Mich zu beeinflussen? Mich ganz und gar zu be-kehren? Bleibe ich hier bei Sasha, scheint es mir keine Wahl zu geben, als dass ich mit ihnen reise (-n muss). Nur im Augenblick zieht es mich NOCH NICHT wieder zurück zu Gunnar und….seinen Frauen und Kindern. Also, WAS soll ich tun? Alles (an-) nehmen, wie es ist?

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Zu alledem……rief Claire heute an, also DIE Frau, welche mit Sasha standesamtlich verheiratet ist und ließ eine kleine Bombe platzen.
„Ich lasse mich scheiden.“, sagte sie frei heraus. Und gleich anschließend spielte sie, emotionaler Weise, ihren wahrscheinlich einzigen Trumpf aus mir unerfindlichen Gründen einfach aus.
„Ich weiß, dass Du mich überwachen lässt. Und ich weiß, dass du weißt, dass ich gelegentlich einen anderen Mann aufsuche. Ich weiß, dass du weißt, wer er ist. Und ich weiß, dass du mir noch immer nicht glaubst, dass das Kind in meinem Bauch das Deine ist.“ Will sie ihre Affäre nun verharmlosen? Herunter spielen? Oder was? Was bedeutet ihre Offenbarung. Ihre Schonungslosigkeit. Hat sie nur einen Wutanfall? Oder sind ihre Worte und Taten berechnend? Ihre Gedankenwelt erschließt sich mir nicht. Ich, für meinen Teil, hätte meinem Ehemann NICHT darüber aufgeklärt, was ich womöglich noch als Joker im Ärmel hätte (und ggf. gegen ihn verwenden könnte, wenn es nötig wird.). In jedem Fall hätte Sasha es eben NICHT wissen müssen, dass Claire einen anderen Mann gefunden hat und ab und an (?) zu ihm geht.
Im Grunde jedoch plädierte ich sogar für Claire. Denn,…ich kenne ihre Situation nur allzu gut aus eigener Erfahrung. Daher kann ich mir gut vorstellen, warum da ein anderer Mann für sie existiert. Schließlich ist Sasha (ihr standesamtlicher Ehemann) DERJENGE, welcher ständig hinter einer anderen Frau (mir) her ist. Sicherlich liebt sie ihn noch. In diesem Fall bin ich mir sogar sicher. Und das Sasha eben für Claire noch immer Liebe empfindet, gestand er mir bereits. Jedoch seine Wahl fiel und fällt immer wieder auf mich.
Um ehrlich zu sein, vermag ich die Männer, welche mich lieben kaum verstehen. Denn, was zum Kuckuck, kann ich als kranke Frau ihnen schon geben??? WAS sehen sie nur in mir? Und womöglich war dies auch EINE der Überlegungen von Sashas Eltern ihrem Sohn zu raten von mir abzulassen. Zu alledem kann ich ihnen niemals einen Enkel schenken, welchen sie sich so sehr wünschen. Jedoch Claire wird ihnen vermutlich diesen Wunsch erfüllen, stellt es sich tatsächlich (in einem zweiten Test) heraus, dass es Sashas Baby sein wird/ist.
Aber vielleicht bekomme ich auch erneut kalte Füße und renne wieder zurück zu meinem schwedischen Ehemann.
Im Augenblick jedoch……geht es mir gut mit Sasha.

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Sasha hat es nur einen Anruf gekostet, um die Ursache meiner Schmerzen im Magen-Darmbereich zu ergründen. Es ist KEIN Virus und es liegt ebenfalls NICHT am Essen. Es sind einfach die Nebenwirkungen vom den Tabletten gegen den Fersensporn. Allerdings helfen sie schon recht gut. Ich kann so la, la wieder laufen. Ab und an pickt es noch. Um alles andere (was mich betrifft) kümmert er sich gleichermaßen. Natürlich gibt es für ihn auch an und an etwas zu tun. Dennoch sind da keine drei anderen Frauen mit Babys.
Apropos „Baby“. Claire wird nun auch alsbald eines gebären und an diesem Punkt komme ich abschließend zum dritten Beweggrund, warum ich mich noch nicht endgültig für Sasha entschied und entscheiden möchte. In wieweit werden sich seine Gefühle verändern, möglicherweise auch zu Claire, wenn das Kind das Licht der Welt erblickt? Steht er dann noch immer tausend prozentig hinter MIR?
Wieder und wieder stellt sich mir die Frage…..WAS TUN?

.................draußen sind es minus zehn Grad mit leichtem Schneefall...........