Sasha scheint mir
oft zerrissen, zwischen der alten Konditionierung seiner Eltern und seinem
neuen Denken, seitdem er mich kennt. Jedoch war er offenbar schon immer anders.
Hat sich, in einem Winkel seines Herzens, seine Menschlichkeit bewahrt. Nun ist
er gezwungen einen Tanz zwischen den Stühlen zu vollziehen, zu absolvieren, der
ihm nach außen hin nicht schwer zu fallen scheint. Dennoch ist es offenbar,
dass er jemanden wie mich doch recht nötig braucht, um zu reden. Allerdings sind es
für mich oft schwierige Themen, die vor allem meinen Überzeugungen und
meiner Weltsicht zuwider gehen.
Seinem Vater bin
ich daher oft ein Dorn im Auge und scheinbar wird nun auch Sashas jüngerer Bruder
Misha nicht nur in die Familiengeschäfte eingeweiht, sondern gleichermaßen in
die Loge, wo er bereits das erste Mal mit Sasha und seinem Vater für zwei Tage
gewesen war. Ich nehme an, dass zukünftig beide, Sasha sowie Misha gleichermaßen, das Unternehmen
führen werden.
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Sasha bat mich,
ihn während der kommenden Geschäftsreise zu begleiten, weil er nicht wolle,
dass ich erneut allein, also ohne ihn zu Hause bin. Nur zögerlich stimmte ich zu, ob all der
„Maßnahmen“, die derzeit dort so vor sich gehen. Er lachte nur und meinte, dass
ich mir darüber keine Sorgen machen muss und setzte mich sogleich anschließend
in Kenntnis darüber, welche Regeln es für mich zu befolgen gilt und ich kann
nur sagen, aus meiner Sicht heraus, verlangt man mir in der Tat recht viel ab.
Wie beispielsweise schweigen, tolerieren, wegschauen und die gehorsame Ehefrau
sein, oder mir gar einen Hidschab überziehen, aus Respekt den Käufern
gegenüber, wenn wir mit ihnen zusammentreffen. Sashas Vater allerdings wäre
wegen meiner bisherigen Aufsässigkeit recht besorgt mich überhaupt mitzunehmen.
„Und warum fragst
du mich dann?“, war meiner Meinung nach die berechtigte Frage an ihm.
„Unsere Familie
muss Stärke und Einheit zeigen und außerdem will ich dich bei mir haben.“ Er hatte mich lächelnd dabei angesehen und war
bei seinen Antworten ganz ruhig geblieben, denn Fragen hatte ich noch zu Hauf. Nur,
die Antworten vermag ich hier nicht wiederzugeben, alldieweil man mir darüber schweigen gebot, da es „die Geschäfte“
betrifft.
Ohnehin ist es
recht schwierig für mich überhaupt noch etwas zu schreiben, weil vieles der
Geheimhaltung der Familie unterliegt. Daher wurde mir auferlegt, das Ziel der
Reise und die Identität der Kunden nicht zu erwähnen.
Und am
allerliebsten würde ich zurück nach Schweden fliegen! Sasha versprach mir
indes, dass wir dies demnächst auch tun,…….wo uns dann Hanna Martenson erwartet
und bezugnehmend auf sie, meinte Sasha nur, dass sie mir zwar ähnlich sähe,
jedoch wäre sie keinesfalls wie ich. In jedem Fall steht an dieser
Stelle womöglich noch eine Forderung der Männer der Loge offen, die Sasha zu
erfüllen hat, was selbstredend eine Vermutung von mir ist.
Zudem nehme ich
an, es besteht keine Gefahr, dass sich Sasha womöglich doch noch in das blonde Mädchen verliebt.