Dienstag, 28. Januar 2020

Das Schachspiel des Lebens – Wer unschuldig ist, werfe den ersten Stein


Ich war so besonnen, jedoch eher auf nicht geplanten Umwegen, fast aus einer anfänglichen Verzweiflung heraus, selbst auf das Thema Gunnar hinzuweisen, bevor ein Bumerang hätte zu mir zurückkommen können, falls Sasha Bescheid gewusst hätte, dass Gunnar hier gewesen war. Vorher jedoch war es wichtig auszuloten, was die Ursache von Sashas schlechter Laune ist.
„Geschäftlich.“, war seine Antwort auf meine drängende Frage hin, was denn mit ihm sei und es dauerte nicht lange, bis er mich um Verzeihung bat, was den Schluss zuließ, dass er von meinem Treffen mit Gunnar nichts wusste. Andererseits hätte Sasha gleichwohl lügen können. Konnte ich das wissen?
Nun folgend war Sasha bemüht, mit Entschuldigungen meine Sorgen ob seiner gereizten Stimmung zu zerstreuen, was mich zu meinem nächsten Schritt brachte, welcher ebenso nicht geplant gewesen, sondern spontan entstanden war. Ich redete ein wenig wirr darüber, dass ich Schweden verlassen wolle. Sasha wunderte sich und wurde aufmerksam, offenbar, weil er solch‘ Aussage von mir nicht erwartete, weil ich doch so glücklich war, wieder in Schweden zu sein.
„Ist Gunnar hier gewesen?“, kam die Frage von ihm auf den Punkt, welche ich mit meiner vorherigen Aussage provoziert und mit welcher ich gerechnet hatte und es wäre unsinnig gewesen zu lügen, alldieweil ich mit Gunnar, vor aller Augen, Frühstücken war. Nur war es nicht nötig restlos alles zu gestehen. Eher doch Unverfängliches, wie eben öffentlich beim Frühstück mit Gunnar geredet zu haben, was nichts Anstößiges ist.
Nun hatte Sasha Gunnar bereits einen Tag zuvor in dieser Zeit im Restaurant gesehen. Er selbst jedoch dachte, dass ich es eben nicht bemerkt hatte. Das kam mir entgegen. Also gestand ich Sasha, dass Gunnar ins Restaurant gekommen war, als ich dort frühstückte. „Ja, wir haben geredet.“, bekannte ich freimütig.
Am Ende war ich dabei Sasha zu vermitteln, dass ich mich des Gespräches mit Gunnar wegen, durcheinander und unwohl fühle. Ruhe und Beständigkeit in meinem Leben bräuchte und keinen Mann, wie es Gunnar bisher gewesen war, vor allem, mit seinen Betrügereien und zahlreichen Frauen.
„Natürlich schwor er mir sich geändert zu haben. Nur glaube ich ihm nicht.“, was die Wahrheit war. Denn genau DAS hatte ich Gunnar entgegengebracht und somit schon auf Sashas eigene Verfehlungen hingewiesen. Es war mir im Augenblick des Redens eingefallen und nicht vorher ausgeklügelt, nicht als Falle gedacht, genau wie das Folgende, als ich leicht schmollend, vielleicht sogar ein wenig anklagend erwähnte, dass auch ER, in Bezug auf Betrügereien und Frauen nicht fehlerfrei war. Nun schien ich das Blatt zu meinen Gunsten gewendet zu haben.

Zugegeben, solch‘ „Schachspiel des Lebens“, lernt Frau erst im Umgang mit Männern.
Tut sie es nicht, wird SIE stets die Betrogene bleiben. Und WAS habe ich schon anderes getan, als DAS, was Männer, oft recht unbedarft und selbstverständlich täglich tun.

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Alles in allem, WAS ist nun geschehen?  - Wer unschuldig ist, der werfe den ersten Stein, wäre an dieser Stelle die treffende Metapher.
Sasha geht es nicht gut damit, wenn ER mich betrügt – was er mit Sicherheit weniger als Gunnar tut -. Er versichert mir allerdings stets, dass ihm diese Frauen nichts bedeuten, was ich ihm sogar glauben kann. Er ist anders als Gunnar, trotz alledem beide die Verantwortung für ihr Handeln übernehmen. Gunnar ist jedoch ein wenig lachs. Meint, Männer sein eben SO. Sasha scheint da doch eher das schlechte Gewissen zu plagen, ungeachtet dessen auch ER rasch über seine kleinen Liaisons hinweggehen mag und Gleiches auch von mir erwarte.
Vergleiche ich die beiden, stelle ich fest, dass sich Männer in diesen Belangen doch oft ähnlicher sind als sie denken. Nur was Betrügereien und Frauen betrifft, traue ich Sasha doch eher über den Weg als Gunnar, welchen ich bisher gut kannte, gleichwohl er nun angeben mag, sich verändert zu haben.
Für DAS, was ich mir für meine Zukunft wünsche, fühle ich mich bei Sasha besser aufgehoben. – Und hier sind alle finanziellen Dinge aus der Waagschale genommen. - Würde ich allerdings Gunnars Worten tatsächlich Glauben schenken und er würde ihnen wirklich Taten folgen lassen, tja nun, wüsste ich es nur, dann würde ich – aus Liebe! – Gunnar wählen.  Was nicht bedeutet, dass ich Sasha nicht liebe. Nur eben auf eine andere Weise. Erneut eine prekäre Lage. Und DAS in meiner derzeitigen Situation.

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Zu erwähnen wäre noch Sashas Hinweis auf eine überraschende Reise nach Israel. Er meinte, dass er bereits gestern, gleich nach seiner Ankunft hier, mit mir hätte fliegen wollen, nur für zwei, oder drei Tage. Solange hätten die Angestellten des Zentrums die anstehenden Dinge allein geregelt. Ohne Frage.
„Dann spätestens am Wochenende.“, drängte er. „Wir bleiben nur wenige Tage.“
Auf meinen fragenden Blick hin erklärte er weiter, dass es mir doch nun etwas besser ginge und mein Arzttermin erst am 17. Februar wäre. In der Zwischenzeit könnten wir doch nach Jerusalem reisen. Bei diesem Wort – „Jerusalem“ – schwante mir etwas und ebenso dieser Dringlichkeit wegen. Trotz alledem stimmte ich zu, um Sasha glücklich zu machen, DENN, ich weiß, wozu diese Eile und diese Reise dient. Es ist ihm wichtig, seine Ehe mit mir noch einmal vor seinem G**tt zu bekräftigen (was mir im Grunde nichts bedeutet, obgleich Sasha meint, dass auch ICH zu diesem G**tt und seinem Volk gehöre, obwohl ICH daran festhalte, dass es eine Religion ist und kein Volk und ich mich keinesfalls dieser zugehörig fühle).

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P.S.: Ich fühl-te Reue Sasha gegenüber. (War beinahe panisch, dass er etwas wissen konnte, wegen seiner schlechten Laune.) Ja, auch mich plag-te das schlechte Gewissen, so wie ihn in dergleichen Fällen. Dann dachte ich an Sashas kleine Verfehlungen und war meine Bedenken los. – An dieser Stelle gilt eben: Wer unschuldig ist, werfe den ersten Stein. - Sollte man in einer Beziehung, einer Ehe, nicht an Wesentlicheren festhalten? Dass man weiß, man wird geliebt? Und dass derjenige einem ebenso am Herzen liegt. Und ich kann sagen, dass ist bei Sasha, mittlerweile schon der Fall,………auch wenn er zu Beginn unaufrichtig war und unsere Beziehung, die Ehe, sowie meine Liebe zu ihm mit allen Mitteln erzwingen wollte.
Und nein, ich unterliege NICHT dem „Stockholm-Syndrom“. 



Montag, 27. Januar 2020

Es sind unsere Entscheidungen, welche die Zukunft formen


Gunnar ist heute Morgen, nach dem gemeinsamen Frühstück weggefahren und ich bin froh über die Zeit die wir zum Reden hatten. Natürlich sprachen wir nicht nur miteinander. Smile.
Sasha hatte gestern noch zwei Mal angerufen, aber jedes Mal ist die Verbindung – aus welchen Gründen auch immer – abgebrochen. Daher vermag ich nicht zu sagen, WANN er zurückkommen wird. Nun, ich vermute, in den nächsten Stunden.
Gunnar und ich witzelten noch gestern Abend, als wir zu Bett gegangen waren.
„Was, wenn Sasha Morgenfrüh beizeiten hier im Zimmer steht?“ Gunnar machte eine gekünstelt besorgte Miene und zog die linke Augenbraue vielsagend nach oben.
Ich zuckte mit den Schultern, obwohl es mir genau genommen NICHT wirklich gleichgültig wäre (!). “Dann soll es eben so sein.“, antwortete ich ihm.

So viel gelacht, wie mit Gunnar in den vergangenen Stunden, hatte ich schon lange nicht mehr. Natürlich ist klar, dass es nicht so bliebe, wären wir wieder zusammen. Das Leben ist nun einmal nicht nur Sonnenschein. Aber in der kurzen Zeit, die uns zur Verfügung stand, spart man überwiegend Themen der Besorgnis aus. Überwiegend.
Was ich Gunnar allerdings nicht wirklich glauben kann, ist sein Versprechen mir treu zu sein, allweil ich ihn gaaaanz anders kenne.
„Wie kann es möglich sein, dass sich ein Mensch so drastisch und allumfassend verändern kann?“, fragte ich ihn.
„Ich hatte eine lange Zeit mit Erik im Zauberwald.“
„DAS kann es doch nicht gewesen sein? Schließlich ist es nicht sein erster Versuch, dich zur Vernunft zu bringen. Zudem wirst du nicht die ganze Zeit dort gewesen sein, sondern ebenso bei deinen anderen Frauen.“ Ich hatte jede Menge Fragen an ihn.
„OHO! Nicht so hastig mit den jungen Pferden. Ich erkläre es dir doch und verspreche dir……“
„Versprechungen habe ich bereits zu viele gehört“, fiel ich ihm ins Wort, „und die meisten davon wurden nicht gehalten.“ Ob nun von dir oder anderen Männer, wollte ich noch sagen, behielt diesen letzten Teil des Satzes jedoch besser für mich.
Gunnar schnaufte. „Es ist ebenso der Wille der zählt.“, erklärte er mir. „Dieses Mal wird es gelingen. Glaube mir doch. Und ja, ich war selbstverständlich einige Male auf Gotland bei Malika und meinem Vater. Meine Brüder besuche ich freilich ebenso ab und an.“
„Was ist mit den Partys, mit deiner Vorliebe, um die Häuser zu ziehen?“
„Ich trinke nicht mehr.“ An dieser Stelle musste ich lachen.
„Ja, ja, lach‘ du nur. Es ist wirklich so. Nur dann und wann ein Bier. Das erlaubst du mir doch sicherlich?“ Er lächelte verlegen. „Außerdem haben die meisten meiner Brüder Frau und Kinder. Sie sind halt recht konservativ geworden.“
„Das ist alles in nur einem Jahr geschehen? Das vermag ich ebenfalls nicht zu glauben.“
„Ja, natürlich ist ab und an noch Fußballzeit. Ich kann mir schließlich nicht alles abgewöhnen.“ Gunnar lachte ein wenig geniert. Er war mir etwas ausgewichen.
„Was ist mit deinen Kindern?“
„Ich besuche sie selbstverständlich regelmäßig.“
„Und deren Mütter?“, platzte Frage um Frage zügig aus mir heraus. „Malika? Margot und die Indianerin. Wie war noch einmal ihr Name? Ich neige dazu ihn zu vergessen. Wirst du mit ihnen womöglich gelegentlich schlafen, sowie du es bisher immer getan hast?“ Fragen über Fragen.
Gunnar tat überfordert. Räusperte sich und fuhr dann fort mit den Antworten. „Margot lebt ihr eigenes Leben. Ja, bisher schliefen wir noch ab und an miteinander. Allerdings bin ich nicht mehr der Einzige für sie, gestand sie mir letztens. Daher ist es besser für mich, vorsichtiger mit ihr zu sein und nur noch mein Kind zu besuchen, wenn ich zu ihr gehe. Gunai, die Indianerin, sehe ich nicht oft. Du weißt, sie lebt bei ihrem Stamm in Nordkalifornien und hat nicht vor von dort wegzugehen.“
„War sie nicht so derart versessen darauf deine Frau zu werden?“
„Ja. Nur als ich Malika heiratete, sagte sie zu mir, dass sie sich einen anderen Mann suchen wird.“
„Weißt du, dass es tatsächlich geschieht? Oder war es nur eine Antwort aus Trotz geboren?“ Dieser Teil der Unterhaltung war ein wenig Nerven aufreibend und hitzig für mich.
„Nein. Das weiß ich nicht. Aber sie kennt meine Pläne, dich wieder heiraten zu wollen, weil…..ich dich liebe Rea. Daraus mache ich keinen Hehl. Bei niemanden.“
Eine kleine Pause entstand und dann sprach ich meine Gedanken aus, die ich währenddessen hatte. „Du möchtest tatsächlich ein gediegenes Leben mit mir führen? Du kennst meine Vorstellungen gut. Insofern vermute ich, es wird dir nicht gelingen.“
„Warum versuchen wir es nicht einfach?“ Gunnar schien ungeduldig zu werden.
Weil ich dann Sasha verliere und DAS möchte ich nicht, insbesondere dann, wenn ich nicht weiß, was mich mit dir erwartet, dachte ich so bei mir. Sprach es jedoch nicht aus, gleichwohl ich mir sicher war, dass Gunnar ganz genau wusste, was meine Gedanken waren. Er lächelte nur, als hätte er verstanden.
„Bist du jetzt feige geworden?“, fragte er und sah mich prüfend und ebenso herausfordernd an.
„Ich möchte, mit zunehmendem Alter und Kränklichkeiten, mehr Beständigkeit in meinem Leben. So wenig wie möglich Sorgen und Ängste haben. Verstehst du, was ich versuche dir zu sagen?“
„Ja natürlich tue ich das und werde dir alles bieten, was mir dahingehend möglich ist.“
„Ich glaube das nicht. Und….was bedeutet versuchen?“
„Das ich tun werde was mir möglich ist, um dich glücklich zu machen. Genügt dir das nicht?“
„All diese Versprechungen hörte ich bereits so viele Male. UND, WAS ist in der Vergangenheit daraus geworden?“
Gunnar schien nicht mehr zu wissen, was er mir antworten sollte, um mich zu überzeugen. Verwies auf all das Gute in den sieben Jahren, welche wir verheiratet waren.
Unser Gespräch drehte sich nun doch mehr im Kreise. Daher suchte ich es zu beenden. Saß schlicht und einfach nur neben ihm, schwieg und dachte nach.
Kann ich tatsächlich auf seine (neuerlichen) Versprechungen bauen? Wird es dieses Mal in der Tat anders sein? Wird er meine Erwartungen, die er sehr gut kennt, wirklich erfüllen? Oder wird es nach einer gewissen Zeit erneut Ärger (mit anderen Frauen, Partys und dem Trinken) geben? Diesbezüglich sollte ich, mittels Divination, einen Blick in die Zukunft wagen. Dennoch sind es unsere Entscheidungen, welche die Zukunft formen. Es liegt an jedem einzelnen selbst, wie seine Zukunft aussehen wird. Und wenn sein Wille tatsächlich so stark ist, wie er sagt?????

Alles in allem, um dies hier nun zu beenden, bin ich glücklich darüber, mit Gunnar wieder in Kontakt zu sein. Dennoch zögere ich diesen Schritt zu tun und Sasha zu verlassen. Vor einem Jahr hätte ich DIES nicht so gedacht. Daher behalte ich mir den von Gunnar angesetzten Stichtag (Samhain) vor. Bis dahin verbleibt mir noch genügend Zeit, um über alles nachzudenken.

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Mittlerweile war ich allein Mittagessen und bin nun dabei uns Kaffee und Kuchen bringen zu lassen. Denn Sasha ist soeben eingetroffen. Allerdings scheint mir seine Laune nicht gerade die Beste zu sein. Warum, gilt es für mich herauszufinden.  


P.S.: Ich bin ein wenig…..durcheinander und……etwas angespannt.

Sonntag, 26. Januar 2020

(K)Ein Störfaktor?


Gunnar ist zu mir gekommen, als hätte er gewusst, dass ich alleine bin, noch bevor ich loszufahren war. Ich wollte gerade in meinen Wagen steigen, da sah ich ihn. Er fuhr ganz nah heran und parkte sein Auto ein Stück weit hinten unter den Bäumen. Ich ging ihm entgegen und wartete bis er ausgestiegen war. Ein flüchtiger Kuss. Dann fasste er lächelnd meine Hand -  es war nicht nötig zu reden - und wir stiegen so rasch ich es vermochte die Treppe der Veranda hinauf und gingen ins Haus.

Es ist NICHTS Anrüchiges geschehen. (Nun ja, vielleicht doch – jetzt wird es tatsächlich noch „heikel“,….dass ich „vielleicht“ den Blog auf „privat“ stellen muss. Smile.)
Gunnar und ich redeten nur(?) und nach all der Zeit, in welcher ich ihn nicht sah nahm ich an, dass Körperkontakt zu ihm für mich schwierig wäre. Aber weit gefehlt. Es war letztendlich........keineswegs der Fall.
Gunnar war es, der meine Hand zuerst ergriff und mich dann zu sich hinüber zog. Ich sank willig in seine Arme. Lehnte meinen Kopf an seine Brust und genoss den Augenblick (und was sonst noch so alles passierte. Zwinker!). Es war ein wohliges Gefühl des angekommenen Seins, als wäre ich nun zu Hause. Als wäre alles genau richtig so und…..wie es sein sollte. WIR BEIDE, gemeinsam, gehören hier her. Und in diesem Moment schien es, als wäre Sasha eher ein Störfaktor (der (beseitigt) außen vor gelassen werden müsste. Was tue ich nun mit ihm(?), jetzt, wo das Leben, in allen (!) Bereichen, doch eigentlich so schön mit Sasha geworden ist. Insbesondere nach der letzten Nacht, wo ich seinem Verlangen nach mir nachgegeben hatte und überaus glücklich damit war. – Diese derzeitige Situation erinnerte mich stark an mein Leben „davor“. Vor der OP, der Chemo usw…..).

Ich genoss jede Sekunde mit meinem einstigen Mann. Wollte ihn nicht mehr gehen lassen und es war mir gleich, wie spät es war.
„Es ist dir egal ob ER zurückkommt und mich hier sieht. Nicht wahr?“ Gunnar lachte.
„Ja.“ Ich nickte und sah ihn mit so viel Liebe im Herzen an, wie ich nie gedacht hätte sie noch immer für ihn zu fühlen. Dennoch, ich hatte es geahnt,…..dass es SO kommen würde. Ich, oder besser jede Faser meines Körpers wusste genau genommen zu jeder Zeit, dass nicht ein noch so kleines Stück meiner einstigen Liebe zu ihm verloren gegangen war.  
Gunnar drängte. „Ich muss jetzt gehen.“, sagte er. Denn es war bereits dunkel geworden und ich wunderte mich schon, wo Sasha blieb.
Der Abschied war kurz, genau wie der Moment, als er angekommen war. Gunnar umarmte mich, zwei Körper, die sich aneinander schmiegen, ein inniger Kuss und……schon war er weg. Verschwunden, beinahe wie ein Phantom, welches man im Nachhinein für eine Sequenz eines Tagtraumes, für nicht real halten könnte. Ein Nebelschwaden zog vorüber……….und kaum war ich wieder im Haus, hörte ich einen Wagen vor der Tür halten. Hatte Gunnar etwas vergessen? Kam er zurück? Ich rannte zur Tür um nachzusehen. Es war Sasha und ich dachte noch mit einem Anflug von Beklommenheit darüber nach, dass sich die beiden Männer begegnet sein müssen. Einer den anderen womöglich sah. Aber es war anscheinend nicht der Fall, denn ich bemerkte an Sasha keinerlei Veränderung. Er wunderte sich nur, dass ich ihm die Tür geöffnet hatte.
„Hast du etwa auf mich gewartet? Dich nach mir gesehnt?“ Er lächelte und ich…….lächelte zurück. (Eine rasche „Umstellung“ für mich und in mir war gefragt, so wie ich es früher oft getan hatte. Damals hatte ich Übung darin und es ist wie…..Fahrrad fahren……).
Der Abend mit Sasha war in der Tat mehr als angenehm. Mein Gefühl nach Schmusen und Körpernähe war noch immer so präsent, sodass es gleichwohl mit ihm zu zärtlichen Intimitäten kam. Er wunderte sich darüber. Dachte sich jedoch wohl nichts weiter dabei.

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Ich hatte schon die letzten Tage bemerkt, dass Sasha häufig recht angespannt und intensiv telefonierte. Mit wem, wusste ich nicht. Es war geschäftlich. Und gerade heute Morgen, als wir beim Frühstücken saßen, geschah es erneut. Sein Gesichtsausdruck war finster. So wie so erschien er mir recht angespannt, seitdem wir das Restaurant betreten hatten. Im Allgemeinen frage ich nicht nach, wenn ich vermute, dass es um Geschäftliches geht. Aber nun machte ich eine Ausnahme.
„Was ist mit dir?“, fragte ich ihn.
„Mein Vater ist auf den Weg hier her. Er will, dass ich mit ihm komme.“
Ich stutzte. „Wohin?“, und noch im selben Moment bemächtigte sich mir das Gefühl, als ob Gunnar in der Nähe wäre. Ich spannte meinen Körper an, richtete ihn ein wenig auf und sah kurz in die Runde, so, dass Sasha nichts bemerken konnte. Gunnar vermochte ich jedoch nicht zu sehen und ich ließ den Gedanken an ihn fallen.
Sasha zögerte kurz und sah mich prüfend an, als würde er darüber nachdenken müssen, ob er mir vertrauen kann, was seine Geschäfte betrifft. Von dem Gefühl in meinem Bauch und das ich mich umgeschaut hatte, hatte er nichts bemerkt. 
„Nach St. Petersburg.“, sagte er.
Ich pustete den tiefen Atemzug, welchen ich genommen hatte, wieder zurück, durch meine angespitzten Lippen nach draußen. „Okay.“ Und schon kam mir Gunnar erneut in den Sinn. Nur schnell weg mit diesen Gedanken aus meinem Kopf, bevor Sasha etwas ahnen könnte.
„Muss das wirklich sein?“, fragte ich Sasha bedauernd und es war NICHT unehrlich gemeint.
„Ja. Es scheint wohl so, dass ich mich dem Wunsch meines Vaters beugen muss.“
Sasha legte sein iPhone auf den Tisch, stand auf und ging in Richtung der Toiletten.
Ich lehnte mich zurück und nippte an meiner Tasse mit schwarzem Tee. Ich liebe es ihn mit Zucker und Sahne zu trinken. Er ist dann so mild. Und im Augenblick erkläre ich ihn zu meinem morgendlichen Lieblingsgetränk. 
Mein Blick schweifte von einem Tisch zum anderen. Ich dachte an mein vorheriges Bauchgefühl und sah einen großen, schlanken Mann, der einen langen schwarzen Mantel mit einer Kapuze trug nach draußen gehen. Sein Gang kam mir bekannt vor und……ich wollte noch rufen……hey sie! Ließ es aber dann sein und genoss weiter meinen Tee und mein Brot mit Frischkäseaufstrich.
Vorn an einem Tisch saß Greg Hagen. Er hatte mir gleich beim Hereinkommen freundlich zugenickt. Aber nun schien er darauf zu warten, dass Sasha hinter der Tür zu den Toiletten verschwand, denn er sah ihm hinterher und dann zu mir und dann zur Tür hin, wo gerade  noch der Mann in dem langen schwarzen Mantel gegangen war.
Greg stand nun auf und kam an meinen Tisch. Begrüßte mich.
„Möchtest du dich setzen?“, fragte ich ihn.
Er lächelte. „Nein. Das wird nicht nötig sein.“
Ich kniff die Augen zusammen. Was meinte er damit?
„Haben sie diesen Mann gesehen, der eben raus gegangen ist?“
„Meinst du den, der einen langen schwarzen Mantel mit Kapuze trug?“
„Ja.“
„Was ist mit ihm?“, fragte ich Greg. Meine Neugier war geweckt und ich wartete aufmerksam und ungeduldig darauf, was er zu sagen hatte.
„Es war ihr ehemaliger Mann. Der Schwede.“
Mit einem Mal schlug mein Herz Kapriolen. Ich schluckte. Mir wurde heiß und ich wollte aufstehen, ihm hinterherrennen. Tat es jedoch nicht. Stattdessen fragte ich Greg: "Seit wann ist er hier?".
„Wir kamen etwa vor einer halben Stunde hier an und da saß er bereits dort in der Ecke am letzten Tisch. Er ist mir gleich aufgefallen.“ Greg lächelte mich wieder an.
„Sie sind sich sicher, dass ER es war?“, fragte ich noch einmal nach. Er nickte und ging zurück an seinem Tisch, nachdem ich ihm noch ein kurzes Danke entgegen gebracht hatte.
Meine Gedanken überschlugen sich. WENN DAS tatsächlich Gunnar war, warum tat er das und hatte Sasha ihn womöglich gesehen? War er deshalb so nervös? Wäre es nicht besser gewesen, wenn Gunnar unbemerkt geblieben wäre. NUN war Sasha gewarnt. Das war nicht vorteilhaft für uns. Wenn Sasha nun wirklich mit seinem Vater nach St. Petersburg reiste, würde er sicherlich vermuten…….verdammt! Was hatte sich Gunnar nur dabei gedacht hier aufzukreuzen??? Das war unbesonnen. Ich war verärgert und besorgt.
Sasha kam zurück und ich verfolgte seinen Blick, der nach hinten ging, wo Gunnar saß. Er wusste es! Er hatte ihn bemerkt! Was nun?
Ich tat, als sei nichts weiter geschehen. Aß mein Brot und trank meinen Tee…….

Sasha ist nun fort und erst im Laufe des morgigen Tages zurückzuerwarten. Ich habe Gunnar darüber informiert. Er sagte, er kommt.