Nach einigen
Diskussionen mit seinen Brüdern fuhr Gunnar dann doch nach Stockholm zu ihnen.
Ließ mich über Nacht allein und wollte am nächsten Tag wieder bei mir sein.
Allerdings rief er mich dann an und eröffnete mir, dass die Brüder nun doch
gemeinsam beschlossen hätten, nach Gotland zu ihrem Vater zu fliegen. (Was
hätte ich da sagen sollen?)
„Tut mir leid.“,
entschuldigte sich Gunnar. „Wir sind schon am Flughafen.“ Er fragte nach meinem
Befinden und betonte immer wieder, wie bekümmert er wäre, in meiner derzeitigen
gesundheitlichen Situation nicht bei mir zu sein. Denn,….es ging mir in der Tat
nicht gut. Ich hatte beim Sex mit Gunnar hyperventiliert und mich nicht mehr
beruhigen können. So hatte sich letztendlich mein Blut mit Kohlenmonoxid
angereichert, sodass eine exorbitante Panik-Attacke folgte. Die Bronchen
schienen sich ebenso zu verschließen. Ich bekam keine Luft. Hechelte nur noch.
Letztendlich vermochte ich nicht einmal zu schlafen. Lag auf dem Rücken und
schnappte nach Luft. Als ich dann endlich eingeschlafen war, muss es gegen vier
gewesen sein. Jedoch am nächsten Morgen war es nicht vorüber, wie ich und
Gunnar es erwartet hatten. Nein. Ich bekam noch immer schlecht Luft. Mein Herz rast
zuweilen wie wild und es folgten Schweißausbrüche. In dieser Situation ließ er
mich nun tatsächlich allein. Nur gedachte ich ihn ebenso nicht zu nötigen, bei
mir zu bleiben.
„Ich komme schon
zurecht.“, hatte ich meinen Mann noch beruhigt. Weil es ihm offenbar so wichtig
schien, diese Wochenendreise mit seinen Brüdern zu seinem Vater zu tun.
Infolgedessen ließ ich ihn……in dem Glauben, dass soweit alles in Ordnung sei.
„Es wird schon
wieder werden.“, versicherte ich ihm.“
Gunnar verwies
noch beflissen auf den Arzt im Zentrum, falls es nötig werden würde. Der
Baldrian, welchen er mir gegeben hatte, wirkte schon und es wurde dann so la,
la allmählich besser. Allerdings brauchte es noch einen ganzen Tag.
Gunnar hatte
Derek so wie so gebeten, ein Auge auf mich zu haben. Dieser blieb auch in der
ersten Nacht bei mir und es war mir dieses Mal (völlig!) gleich, wie viele
Frauen er sonst noch so hatte. Ich schlief mit ihm. (Gunnar war schließlich
ebenso mit Waris für ein paar Stunden in dem Räumen über dem Büro gewesen. Und
zu Malika ging er gelichermaßen ab und an.)
Selbstverständlich
redeten Derek und ich auch eine lange Weile miteinander. Klärten Vieles
zwischen uns, sodass es mir möglich wurde, mit ihm intim zu werden. Denn mit so
zahlreichen Frauen, wie ich vermutete, schlief er offenbar nun doch nicht mehr.
Zudem, Männer (wie er) prahlen auch gern vor Ihresgleichen oder wem auch immer,
was für tolle Hechte sie sind und wie gut sie bei den Frauen Anklang finden. Allerdings
war es nicht unser einziges Gespräch über derlei Dinge. Einen Tag später redeten
wir noch ein wenig intensiver miteinander.
Nun, Derek hatte
zwar ein Auge auf mich und war ebenfalls über Nacht bei mir geblieben, dennoch
hatte auch er gleichwohl sein eigenes Leben und Verpflichtungen zu erfüllen.
Sein Job, seine Mutter, sein Training und nicht zuletzt dann doch noch…..Jasmin,
diese recht junge Freundin von ihm. Sie käme nur noch unregelmäßig, hatte er
mir kurz zuvor offenbart. Und am darauffolgenden Tag, dass er, warum auch
immer, nicht mehr mit Giselle intim werden kann und….es anscheinend ebenso
wenig wollte.
„Ich kann es
einfach nicht mehr. Selbst wenn ich es wollte.“, sagte er zu mir in einem
verkrampften Ton. „Ich habe es versucht.
Aber es geht einfach nicht mehr.“ Er schnaufte und brach das anscheinend für
ihn so leidliche Thema ab und ich beließ es dabei. Denn offenbar war es ihm
selbst ein wenig unangenehm, es vor mir zuzugeben. Oder irrte ich mich da? Zum
einen schien es für Derek als Mann ein Lapsus zu sein, aus welchem Anlass
heraus auch immer, er nicht mehr mit ihr schlafen wollte oder konnte. Denn
Kerle prahlen gern damit. Andererseits war ihm doch mehr als bewusst, dass ich
es als angenehm empfinden musste, wenn er kaum noch mit anderen Frauen schlief
(und nun doch wieder öfter bei mir zu finden wäre, ohne dass ich mich
eifersüchtig fühlen müsste, gleich wegen wen).
Da Derek tagsüber
nun so beschäftig war und ich nicht wusste, ob er am Abend noch einmal Zeit für
mich haben würde, rief ich Kevin an. Er kam zu mir herüber und war den gesamten
Tag bis zum Abend bei mir. Musste jedoch dann nach Hause zu seiner Frau und
seinem Sohn. Diese sah es selbstredend nicht gern, wenn er Zeit mit mir
verbringt. Er hatte es ihr jedoch nicht gesagt. Sondern, dass er arbeiten
müsse. Es gäbe noch zu tun im Büro und im Zentrum so wie so und MIR ginge es
nicht gut. Gunnar sei nicht hier.
Gunnar rief mich
noch einige Male an. Entschuldigte sich noch tausende Male und ich war zu
Beginn des Abends allein.
Derek kam
allerdings dann etwas später doch zu mir herüber (und blieb!). Schien ein wenig
aufgelöst zu sein. Er hatte gestritten mit Jasmin und es war offenbar um mich
gegangen. Daher noch einmal diese Gespräche zwischen uns und das Klären von
Vielem.
„Was soll ich denn
jetzt tun?“, fragte er zu mir hin. Jasmin hatte sich nach einer unangenehmen Diskussion
schlicht und einfach verflüchtigt. Hätte alle ihre Sachen gepackt und war gegangen.
„Wenn du sie
offensichtlich so sehr magst (liebst, wollte ich nicht sagen) dann rufe sie an
und bitte sie zurück zu kommen. Entschuldige dich bei ihr.“, gab ich ihm einen
Rat.
Eine kurze Pause
entstand, in welcher Derek nachzudenken schien.
„Es ist im
Wesentlichen um dich gegangen.“, gestand er erneut. „Jasmin ist eifersüchtig.“
Tja nun, ich
begann sein Dilemma zu verstehen. Er hatte Hoffnung geschöpft, dass er mit mir
wieder öfter zusammen sein kann, da nun Sasha weggefallen war. Wollte Jasmin jedoch
ebenso nicht verlieren. Was für uns beide in Ordnung schien. Denn ich war schließlich
mit Gunnar verheiratet. (Und er war/wäre wieder NUR der zweite Mann).
Wir redeten eine
Weile lang über unsere Gefühle zueinander und wie wir doch erstaunlicher Weise
aneinander gewachsen waren. Wir stellen zweifelsfrei fest, dass wir noch reichlich
Liebe füreinander empfinden. Und so entschied er sich erneut dafür, dass wir
uns nun wieder öfter sehen. Auch ich war/bin glücklich darüber. Denn ich hörte
in der Tat nie auf ihn zu lieben. Er ist ein wirklich attraktiver Mann. Und
wenn es so weiter gehen könnte wie es einmal war…….wäre ich selbstverständlich
einverstanden. Derek wäre dann erneut in der gleichen Situation wie schon
einmal. Einerseits wäre er frei zu tun, was auch immer er will und andererseits
hätte er mich und die Hoffnung bliebe, dass sich eine engere Bindung an mich
womöglich doch noch erfüllt.
„Es war damals
eine schlechte Zeit.“, stellte er fest.
„Ja, deine
Eltern wollte nicht, dass du mit mir zusammen bist, aus welchen Gründen auch
immer, und, weil ich verheiratet bin.“, merkte ich an.
„Wir haben
einfach alles verpasst.“ Derek fuhr sich mit der Hand über den kahl rasierten
Schädel und pustete die Luft durch seine
Lippen heraus. Es schien ihm tatsächlich in einem hohen Maße Leid zu tun, was
damals geschehen war.
„Du stellst dich
selbst unter den Scheffel.“, hielt ich ihm vorsichtig vor.
„Es war nicht
alleine meine Schuld, dass es damals, oder bis hier her nichts mit uns wurde.“
„Ja, es war eine
vertrackte Situation.“, warf ich gestehend ein.
„Insbesondere
die mit meinen Eltern und ich empfand Gunnar als meinen Rivalen.“
„Ja. Ich weiß.“,
beschwichtigte ich ihn. „Aber es wird womöglich wieder so sein. Ich bin und
bleibe nun einmal mit Gunnar verheiratet.“
Dereks Blick war
besorgt. „Trotz alledem versuchen wir es wieder. Nicht wahr?“ Sein fragender,
fast flehender Blick traf mein Herz.
„Ja. Und was ist
mit Jasmin?“, fragte ich trotz alledem.
Er zuckte mit
den Schultern. „Wir werden sehen. Ich weiß es nicht. Sie kommt und geht ohnehin
wie es ihr passt.“
Dementgegen rief
er sie später noch einmal an und kam zu demselben Schluss wie vorher, dass die
Beziehung zu ihr überaus unstet war.
Derek ist noch
immer bei mir, oder besser, solange mit mir zusammen, bis Gunnar wiederkommt.
Gunnar sagte, er
käme am Montag, im Laufe des Vormittages hier im Zentrum an. Also noch Zeit,
damit er mich dann zu meinen Terminen begleiten kann. Und ich hoffe, er hält
Wort, dass nicht erneut etwas dazwischen kommt. Dies wiederum gäbe Derek die
Gelegenheit, noch länger bei mir sein zu können.
Erstaunlicher
Weise wandelte sich die Meinung seiner Mutter doch um 180 Grad. Sie wäre
offenbar nun doch von einer engeren Bindung ihres Sohnes mit mir recht angetan.
(Warum, um Himmels Willen, nicht gleich so?! Es hätte Vieles vereinfacht.)
„Der Einfluss
meines Vaters ist schuld gewesen.“, gab Derek kapitulierend zu.
„Gerade ihn
hatte ich damals überhaupt nicht verstanden.“, gab ich zu.
Derek
schmunzelte ein wenig. „Er ist der Meinung, man bleibt besser bei
Seinesgleichen.“
„Bedeutet dies,
er verachtet mich?“
Eine bedauernde
Geste war das letzte zu diesem Thema, welches ich gleichermaßen nicht weiter zu
vertiefen gedachte. Was geschehen war, war geschehen. JETZT, ist eine andere
Zeit.