Mittwoch, 8. August 2018

Sie wissen alles!


Einen Tag nachdem ich mit Sasha in Portland gelandet war, kamen seine Eltern mit ihrem Jet uns sogleich nachgeflogen. Nun, WIR haben jetzt unseren Eigenen. Zum einen ging es wohl um Geschäfte, denn Männer trafen sich hier bei uns im Haus. Zum anderen bemerkte ich die doch etwas feindselige Atmosphäre, die sich offenbar gegen MICH richtete und ich wusste NICHT warum.
Sasha rief mich dann zu sich als die Männer eine Pause einlegten, ODER die Verhandlungen vorüber waren und in den gemütlicheren Teil über zu gehen schienen. Denn man lachte, scherzte und trank miteinander. Sasha nahm mich am Arm und führte mich in einen separaten Raum und ich fragte, WAS es denn so Wichtiges zu besprechen gäbe zwischen uns, was für andere Ohren anscheinend nicht bestimmt gewesen war.
Sasha wusste offenbar nicht wie beginnen und wiederholte den Teil, welchen er mir bereits entgegen gebracht hatte und welcher beinhaltete, dass, sollte ich ihm erneut davonlaufen, es dann gänzlich und für immer mit uns beiden zu Ende wäre. Er würde jeglichen Kontakt zu mir abbrechen und Claire, sollte sie es denn noch in Erwägung ziehen, an seine Seite holen. Jedoch dann kam DER TEIL, welchen ich noch nicht kannte. Und er hörte sich äußerst bedrohlich an.
Nachdem Sasha also mit seinem Vater gesprochen hatte, machte er mir mit ernstem Gesichtsausdruck unmissverständlich klar, was mich zu erwarten hatte, liefe ich ihm noch einmal davon. Zum einem geht es gleichwohl um den Ruf der Familie, die das Hin und Her mit mir satt zu haben schien. Ich müsse mich endlich entscheiden, was ich wolle und das hätte ich ohnehin bereits getan, als ich ihm in Jerusalem mein Ja-Wort gegeben hätte. Zum anderen drohte er mir…..tatsächlich. Und DAS recht offen.
„Brüskierst du mich und meine Familie noch einmal so offen und erdreistest dich mich zu verlassen und wieder zu deinem dich fortwährend betrügenden Ex-Mann zu gehen, wird dir nichts mehr bleiben außer ihm und Gunnar wird arbeiten müssen. Denn MEHR wird euch nicht geblieben sein, wenn ich fertig mit dir bin.“
Ich schnappte nach Luft, hatte jedoch bereits etwas Ähnliches erwartet. Nur nicht so derart drastisch und dachte noch, womöglich meint er es nicht SO und es ist ein Scherz. Jedoch, weit gefehlt. Seine Augen verrieten etwas anderes.
Diese Augen, welche mich gerade vorher noch so durchdringend und resolut angeschaut hatten, wurden nun mit einem Mal wieder liebevoll. „Du hast mich verstanden?“, fragte er mit einem eindringlichen jedoch herzens-freundlichem Blick.
Ich nickte. „Ja. Ich verstehe. Du drohst mir also.“, bemerkte ich fast schon lascher und kühl mit gleich bleibendem Gesichtsausdruck. Ich verzog keine Miene. Lächelte nicht. War erst geblieben.
„Nein. Ich beschütze dich.“
Ich holte tief Luft und pustete die sie zynisch lachend aus mir heraus. „Du drohst mir, sperrst mich hier ein, lässt mich beaufsichtigen und überwachen und dann nennst DU das beschützen? Ja, so seid ihr alle!“, sagte ich mit angewiderter Mine zu ihm.
Sasha schnaufte ein wenig und funkelte mich kurz einmal an. Aber dann beruhigte er sich wieder und alles an ihm wurde milder. Er lächelte sogar und ich fand es war ehrlich. Dann kam er auf mich zu hielt mich und obwohl ich mich ihm trotzig zu entziehen versuchte, erzwang er sich Berührungen und einen Kuss. Sah mir tief in die Augen und sprach: „Pass dich an und alles ist gut.“
Ich atmete tief durch und schwenkte um. „Dann kann ich also mit meinem Wagen, welchen du mir schenktest und der noch immer in der Garage parkt, weil ihn Claire offenbar nicht mochte oder zu protzig fand, einfach so von hier weg fahren?“
„Ja. Wenn ich dir vertrauen kann.“
„Leistete ich nicht erst vor Tagen einen Schwur, dass ich dir nicht noch einmal davon laufen werde? Also warum jetzt dieser Stress?“
„Du hast mit Gunnar gesprochen. Oder nicht?“
„Ja. Das weißt du doch.“
„Aber nicht, was er sagte.“
Oha! Was nun?
Sasha lachte kurz auf, als wäre mein Schweigen und meine Mimik eine Bestätigung dessen, was er dachte. „Er will dich wieder haben? Kämpft um dich.“
„Tatest DU  nicht das Gleiche?“, erwiderte ich rasch. „Obwohl ich mit Gunnar verheiratet war, gabst du nicht auf bis…..du mich an dich gebunden hattest.“
Er wendete sich kurz von mir ab. „Weil ich dich über alles liebe Rea!“, kam die prompte und mehr als enthusiastische Antwort auf meine Frage.
„Ich weiß. Aber Gunnar liebt mich ebenso.“
„Tut er das indem er andauernd andere Frauen hat?“, folgte noch augenblicklich seine Frage.
Ich senkte den Blick und schwieg und er redete weiter. „Willst du wirklich das alles hier, mich und meine Liebe zu dir eingeschlossen, aufs Spiel setzen um eine unter Vielen zu sein? ICH….würde dich NIE betrügen!“, sagte er vehement und wir verstrickten uns in eine surreale Diskussion über Mutmaßungen von etwaigem betrügen. Zudem wurde aus seinen Aussagen klar, dass sein Vater ALLES wusste. WO Gunnar war und mit wem und was wir geredet hatten. Er wusste alles und sogar mehr als ich selbst, was mich erstaunte (und was den Zugang zu Abhöranlagen erfordert haben musste).
Sasha hatte letztendlich alles gesagt und redete nun beruhigend auf mich ein. „Es ist doch alles gut Rea.“…usw.

Späterzu hatte ich noch eine etwas unangenehme Diskussion mit Sashas Mutter Judith, bei welcher ich betonte, dass ich in jedweder Situation selbstredend anstandslos freundlich bliebe, jedoch ebenso jeder Zeit aussprechen würde, was mir auf dem Herzen läge. Die Wahrheit eben.
„Es ist deine Wahrheit Rea.“, merkte sie nur ein wenig überheblich lächelnd an. „Und das andere ist MEINE Wahrheit.“ Und gleich anschließend kam ich mit Judith noch in eine politische Diskussion, wo nur zu deutlich klar geworden ist, WO SIE und ihr Mann Jakov stehen, Sasha zu stehen hat und dass ich mich zu fügen hätte, als die Frau an Sashas Seite, die er um jeden Preis hätte haben wollen, obwohl ich ihm mehrere Male weggelaufen wäre.

Am Abend als Sasha und ich alleine waren, redete er noch einmal mit mir. Fragte, ob es denn tatsächlich so unangenehm ist mit ihm zu leben. Er sei doch nicht übermäßig religiös und hätte sich gleichwohl MEINE Sicht der Dinge angehört. Wäre sogar nicht abgeneigt davon, einiges für wahr zu nehmen, was ihm den Zorn seiner Eltern eingebracht hätte, die manchen Schreiberling (beispielsweise Menuhin) als Verräter wähnen, was mir Sashas Mutter ebenso klar und deutlich zu verstehen gab. Und auch was ihn, Sasha, so ganz persönlich beträfe, merkte er an, hätte ich es doch nicht wirklich so übel getroffen. Zudem wisse er, dass ich ihn doch gleichermaßen liebe. „Also, WAS ist denn nun so schlimm?“
„Nichts.“, antwortete ich ein wenig betreten.
Sasha stutzte zweifelnd. „Es ist deine Liebe zu IHM. Nicht wahr?“
Ich nickte und versuchte zu erklären, dass sie nicht so einfach wie mit einem Schalter abzustellen wäre, was er auch verstand.
„Gib mir Zeit für ein paar Launen.“, sagte ich zu ihm.
Er schnaufte. „Wenn Du mir nicht wegläufst mag es so sein.“

Tja nun, mein „Resümee“ des Ganzen: Es scheint mir „Der Goldene Käfig“ zu sein, in welchen ich mich einzufügen habe und nun arretiert worden bin. Sogar mein iPhone ist derzeit in Sashas Hand und ich muss ihn fragen, wenn ich telefonieren möchte. Zudem bat er mich meine Blog-Schreiberei einzustellen, oder ausschließlich für mich zu schreiben – was ich ohnehin bereits tue - , wo auch Gunnar KEINEN Zugang hat. Skyp unterliegt nun ebenfalls seiner Zustimmung…..fürs Erste wie er sagt.
„Es wird sich alles normalisieren. Glaube mir doch. So nach und nach. Du wirst sehen Rea.“