Nun, meiner Mutter
war noch nie etwas leicht, oder überhaupt recht zu tun, was ihrem Weltbild im
Hirn und ihrer Art zu denken, gerecht werden kann. Daher waren Marie und vor
allem ich stets die Rebellinnen, ihrer Meinung nach. Gleich was wir taten, oder
auch sagten, passte es nicht in ihr Muster des Lebens hinein, und wir waren ..….ungezogen.
Nur das Ihre galt und gilt…..noch immer, wie zu vermuten war. Daher ist es oft
nicht einfach keinen Unmut, oder gar Verstimmung zu erregen. Die vielbesagten
Fettnäpfchen sind nicht weit voneinander entfernt, sodass man unweigerlich
mindestens in eines, oder gleich mehrere tritt . Zudem redet man oft aneinander
vorüber, sodass dann zuzügliches Ärgernis entsteht, wenn Erwartungen nicht
erfüllt werden, wo, meiner Meinung nach, keinerlei Schuld auf mir lastet
kann, weil man sich schlicht und einfach ungenügend, fehlerhaft….. verstand.
Wie man sieht,….es ist nicht einfach.
Nun konkret.
Ohnehin war nur
ein Kurzbesuch von einem Tag geplant. Janina und Kevins Sohn Vince begleiteten
uns. Bereits während der Ankunft war ich überrascht, als man mir vorhielt, es
sei der falsche Tag. Nun gut, DAS war jedoch erst der Beginn, der…..
Missverständnisse und vermeintlichen Verfehlungen, die ich beging.
Mit Erstaunen
stellte ich fest, dass dieser junge Mann, der nun mein Bruder zu sein gedenkt,
sich bereits im Haus meiner Eltern eingerichtet hat und ich benötigte nicht
all‘ zu lang um zu verstehen, dass er offenbar das neue Projekt meiner Mutter
ist. Das kann unmöglich gut gehen, dachte ich so, denn dieser heimgekehrte Sohn schien gleichwohl seine
eigene Sicht der Dinge aufzuweisen, welche er recht vehement vertrat. – Wie
kann man nur so masochistisch, eigennützig und gluckenhaft sein(?), dachte ich mir und beäugte meiner Mutter mit Argwohn. - In einem günstigen
Augenblick nahm ich meinen neuen Bruder
beiseite und ließ mir die Geburtsurkunde zeigen, auf dessen Basis er sich in
diesem Haus, in diese Familie eingeschlichen hatte und unser aller Akzeptanz
beanspruchte. Meine Mutter durfte dies natürlich nicht sehen. Es wäre ein
Affront gewesen, sie in Frage zu stellen. Mein Vater war
tunlichst angehalten, ebenfalls ihrer Meinung zu sein. Selbstredend lag mir
seine Gesundheit schwer am Herz und es war das Erste was ich tat, als wir bei
ihnen angekommen waren, zu fragen, wie es ihm geht. Aber nicht ER war es, der
antwortete, sondern meine Mutter, die den Sturz und selbst die Verletzung(-en)
relativierte. Nun ja, es wäre schließlich nichts weiter passiert. Man könne es
dem Jungen schließlich nicht wirklich übel nehmen, bei all dem, was er erleiden
musste. Einige Einreibungen würden genügen, was mich schon recht erstaunte und
mich bereit in diesem ersten Augenblick, unserer Reise überdenken ließ. WARUM
sind wir dann überhaupt hierhergekommen, wenn doch der Meinung meiner Mutter,
alles in Ordnung ist?
Aber damit nicht
genug. Mein Vater war letztendlich noch SO weit, dass er nicht mehr mit mir
reden wollte. DAS fand ich schon eigenartig und ich vermutete, dass es mit dem
Gespräch zu tun hatte, welches ich mit meinem neuen Bruder führte, wovon meine
Mutter wohl das Essenzielle – wie auch immer? – erfahren hat. Denn, es war
mir zuvorderst ein Bedürfnis, diesem jungen Mann auf den Zahn zu fühlen, wie
man so schön sagt. Zudem hatte ich versucht ihm zu verdeutlichen, dass es doch
sicherlich besser sei, wenn es denn schon sein müsse oder/und es seine Richtigkeit
hat, dass ER tatsächlich mein Bruder ist, von meinen Eltern eine eigene Wohnung
mieten zu lassen. DAS erregte selbstverständlich Anstoß und so wurde
letztendlich mein Vater offensichtlich noch instrumentalisiert, respektive
manipuliert und stand, wie so oft,……hinter IHR. Ich konnte es einfach nicht
verstehen, wie so viele Missverständnisse zwischen uns aufkommen konnten (in so
kurzer Zeit). Zum einen hat mich mein neuer Bruder ausgelacht. Er war recht
despektierlich in unserem Gespräch, in welchen er mich andauernd unterbrach und
sogar noch recht aggressiv begann mich zu beleidigen, sodass ich am Ende die
Unterhaltung – wenn man dies überhaupt so nennen kann! – beendete. Die Verletzung
(-en) meines Vaters waren kein Thema mehr. Stattdessen eher der heimgekehrte
Sohn.
„Wir reden ein
andermal darüber.“, sagte meine Mutter recht missbilligend zu mir, als ich nicht
nachzugeben gedacht aufzuzeigen, dass es doch womöglich gefährlich für sie
beide sei, diesen jungen Mann im Haus zu beherbergen. DAS fand bei meiner ihr kein Gehör. Stattdessen redete sie völlig sinnfrei am Thema vorbei und
meinte nur: "Der arme Junge müsse doch etwas essen.“….usw…….usf….. Früher wäre ich
wütend geworden. Aber heute nicht mehr…..wirklich. Sasha beruhigte mich (bevor
ich mich noch unrühmlich benahm) und ich war so froh darüber, dass er bei mir
war. Und nicht nur das. Seine Geduld kennt zuweilen keine Grenzen, wenn es um
meine Belange geht und ich bewundere ihn dafür. Er wird nie ausfallend, bleibt
ruhig und gelassen. Überschaut und handelt die Situation souverän, wo ICH oft
(noch) Mühe habe (mich zu beherrschen).
Am liebsten wäre
ich sofort aufgebrochen. Jedoch auch hierfür fand Sasha die Lösung des
Problems. Es schob eine Treffen mit einem Geschäftspartner vor, bei welchen ich
ihn begleiten solle und so…..entschärfte er die gesamte Situation….überhaupt. Infolgedessen
verließen Sasha und ich bereits nach Stunden das Haus meiner Eltern und
übernachteten im Hotel und……es war ein wundervoller Abend mit meinem Mann.
Gleich am Morgen
trafen wir uns mit Kevins Frau und seinem Sohn am Flughafen und nun, sind wir
bereits in Schweden,…..in meinem Haus….und ich frage mich, wozu war diese Reise
überhaupt gut? Hat sie doch nur Unfrieden und alte Muster hervorgebracht.
Ebenso Disharmonie in mir selbst. Diese Reise hinterließ in mir ein
unangenehmes, fast elendes Gefühl, welches ich zügig ablegen muss, damit es mir
nicht schadet. Was ich auch immer
getan hätte, ob ich nun gereist oder nicht gereist wäre, gesprochen, oder nicht
gesprochen hätte,……in den Augen meiner Mutter wäre sicherlich ALLES verkehrt gewesen……..und
es ist sehr traurig für mich, weil ich bemerke, dass sich zu früher nichts
geändert hat.