Winnipeg
liegt bereits einige Tage hinter mir.
Wir
übernachteten dann doch in dieser Stadt, wo uns am Abend noch ein, zwei Stunden
blieben, um kleine Stippvisiten in Fort Wyhte Alive und Canadian Museum for
rights zu machen. Am nächsten Morgen schliefen wir aus und begaben uns, nach einem
ausgiebigen Frühstück, auf die Fahrt nach Ashern.
Wir ging es
es gemächlich an. Fuhren immer wieder an den Straßenrand und machten
gelegentliche Pausen.
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Dort hatte
man bereits auf uns gewartet und alles war hergerichtet. Wir sind bei Agnes und
Leo in der Nähe von Vogar, am Dog Lake untergebracht.
Am selben Abend
wurde noch gegrillt. Allerdings war ich Tod müde. Versuchte dennoch ein
Weilchen „durch zu halten“ und ging dann schlussendlich gegen ein Uhr mit
Gunnar zu Bett.
Ich
empfinde es zunehmend mühsam, mich ständig in neue Gegebenheiten einzufügen.
Was genau genommen eigenartig für mich ist. Bin ich doch beinahe mein (bisheriges)
halbes Leben durch die Welt gereist.
Womöglich
sind es gleichwohl die für mich ungewöhnlich bescheidenen Umstände an diesem
Ort. Welche ich jedoch von früheren Besuchen her gewohnt sein müsste.
Allerdings bemerke ich, dass mich dies in früheren Jahren nur wenig tangierte.
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Dian
scheint sich unerwarteter Weise doch ein wenig an Adam und das Leben hier
angepasst zu haben. Verändert scheint sie obendrein. Was für mich nicht
wirklich zu (durchschauen) verstehen ist. Liebst sie Adam wirklich?
In seiner
Gegenwart nimmt sie doch tatsächlich eine eher demütige Haltung ein. Das ist in
der Tat erstaunlich. (Was privat geschieht, bleibt vorerst, für mich, noch unentdeckt.)
Nun, mir
gegenüber bleibt sie nach wie vor ausschließlich vordergründig nett. Wir existieren so la, la, hier
nebeneinander. Allerdings meidet sie den
Kontakt. Wofür ich ihr dankbar bin. Denn gelegentlich verraten ihre Blicke,
was sie wirklich denkt. Allerdings wird sie uns für ein paar Tage verlassen.
Sie hat einen Job in Winnipeg angenommen, wo sie zeitweise als Art Künstlerin
arbeitet. Wie angenehm!!! Infolgedessen werde ich sie wohl kaum (mehr) sehen
(und habe Adam für mich allein).
Nein,
nein. So ist das nicht. Mich verlangt es keineswegs nach Intimitäten mit meinem
„alten Freund“. Gleichwohl er genau bereits so ganz ins Geheim danach fragte.
Nein. Das
will ich nicht.
Dennoch,
hat Adams Stimme, und ebenso seine Gegenwart eine beruhigende Wirkung auf mich.
Er spricht eher bedächtig, als ich es von anderen gewohnt sein mag. Der Ton
seiner Worte entspannt mich und hat gelegentlich eine hypnotische Wirkung. Ich
liebe es schlicht und einfach....ihm zuzuhören!
In dieser
hektischen Zeit ist es ungewohnt und geradezu auffällig, wie langsam und
besonnen er redet. Beinahe, wie eine Schildkröte. Lach....
„Geh’
achtsam durch diese Welt und fühle dich getragen. Erfüllt vom Großen Geist. Dann
lebst du länger.“, sagt Adam zu mir und ein breites Lächeln überzog sein
Gesicht. „Nimm Dir ein Beispiel an den Schildkröten.“
Natürlich
hatte er meine Gedanken „gesehen“.
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- Funkstille
bei Ian. Ist mir trotz aller, verbliebener und aufgefrischter Liebe zu ihm
gleich. Denn im Augenblick liegen meine Prioritäten anderer Orts.
- Derek
ist unermüdlich. Nach wie vor ein tägliches Hallo.
- Wanja
hat sich seit Tagen nicht gemeldet. Ist vielleicht auch besser so. Andererseits
hätte ich da womöglich doch etwas mit ihm zu besprechen. Was meinen letzten Punkt hier angeht. Immerhin wäre
es möglich, dass er helfen kann.
- Eine SMS
von Kevin. Man höre und staune. Dann doch noch ein kurzes Gespräch. Allerdings ist der Anlass nur wenig
erfreulich. Denn man hat ihn überfallen und ausgeraubt. Als er am Abend allein
in seinem Rollstuhl in der Stadt unterwegs gewesen war. Das noch schlimmere
Übel daran ist, dass man ihm abriet eine Anzeige zu erstatten. Alldieweil die
Täter offenkundig Migraten oder Flüchtlinge sind. Was im Augenblick wohl nicht
„zeitgemäß“ erscheint. Ich bot noch im selben Moment meine Hilfe an. Ihm, selbstredend
kostenlos, einen Anwalt zu stellen. Nach einer kurzen Pause (des offensichtlichen
darüber Nachdenkens), erwägt er mein Angebot anzunehmen. Vermutlich auch, um
mit mir wieder in näheren Kontakt zu kommen. Denn wie mir scheint, habe ich ihm
(enorm) gefehlt.
- Von
Thomas erhielten wir ebenso Besorgnis erregende Nachrichten. Man hat ihn, von
„offizieller Stelle“ aufgefordert, Flüchtlinge im Zentrum unterzubringen.
Jetzt, wo es Winter wird, würde man jeden freien Platz benötigen.
„Wenn das
geschieht, kann ich hier einpacken. Dann kommt niemand der zahlenden Gäste mehr.“ Ich vermochte den Schwermut in Thomas Stimme
zu hören. Ist es doch schließlich das
Andenken von Christine. „Selbstverständlich bot man mir eine Menge Geld
dafür. Dennoch will ich die hier nicht haben. Weil das spirituelle Zentrum dann
erneut Zweckentfremdet wird. Zwingt man mich, verkaufe ich und gehe.“
Ich war
traurig das zu hören. Gunnar ebenso.
„Ich werde
eine Lösung finden. Sollte es denn wirklich so kommen.“, beruhigte ich ihn.
Zuweilen
scheint mir das Zentrum in beständiger Gefahr
zu sein......eigenartig.