Dienstag, 22. September 2015

Nicht MEIN Visions Quest



Nun, wir sind noch immer bei Mary und Rodney in den Black Hills, near Deawood.

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Es ist mitten in der Nacht. Gunnar weckte mich gerade eben, als er mit Rodney aus dem Wald zurückkam. Er wird schlafen. Jetzt. Und ich ebenfalls gleich wieder. Nur dachte ich, solange Gunnar duscht, sei es eine gute Gelegenheit hier zu schreiben. Gleichwohl mir beinahe die Augen zufallen und sich meine Finger wie in Trance von ganz allein bewegen mögen, vermute ich gerade in diesem Zustand zu erahnen, dass Gunnars Vision Quest, in diesem Moment, zu Ende gegangen ist und wir nun doch in den nächsten Tagen weiter reisen werden. Zu Adam, nach Ashern.

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Ich hatte mich geirrt. Nicht ICH war es dieses Mal, die für einen Vision-(Test) Quest hier her gekommen war. Gunnar scheint der „Auserwählte“ gewesen zu sein. Denn ER war ständig mit Rodney unterwegs. Draußen, in der Natur. Das Wetter war und ist bis dato recht angenehm.
Ich, für meinen Teil, hielt mich zumeist hier bei Mary auf. Half gegebenenfalls in der Küche und unternahm kleinere Spaziergänge im Wald. Fuhr mit ihr in die Stadt, wo wir einkauften und Eis essen gegangen waren.
Hin und wieder lief die Endlosschleife von Ians Liedern in meinem Ohr. Anrufe von ihm, mit Liebesschwüren, wurden hingegen stetig weniger. Hier gilt offenkundig die Regel: Aus den Augen, aus dem Sinn. Was nicht verwundert, wenn er (s)eine Lebenspartnerin hat und ebenso zahlreiche weibliche Fans, die ihn umschwärmen.
Troels ist trotz alledem eher der Konservative. Ruft vereinzelt, dennoch kontinuierlich an. Fragt nach meinem Befinden und was es hier, in meinem Alltag mit den Lakotas, so zu erleben gäbe. Derek hingegen, meldet sich täglich. Ist unermüdlich. Noch immer. Wanja würde mich nach wie vor am aller liebsten noch heute zu sich holen. Er lässt nicht nach. Gleich, was auch immer geschehen mag. Schlug sogar vor, da ich im Augenblick nur zwei Flugstunden von ihm entfernt bin, dass ich einen Abstecher zu ihm wagen sollte. (Was selbstredend, aufgrund meines derzeit braven Ehemannes, nicht wirklich in meinem Interesse liegt.) Erstaunlich irgendwo. Trotz „Freundin“, deren Bauch beständig wächst.

Für mich ist es recht verwunderlich, dass man mich dieses Mal zu Magischem nicht nötigt. Man verhält sich gänzlich normal. Fast „neutral“. Als wäre ich nur zur Sommerfrische. Keine Fragen. Keine Diskussionen. Keine Belehrungen, wie das letzte Jahr. Allerdings erinnere ich gleichwohl nicht daran.