Montag, 7. September 2015

Ein Lebenszeichen



Wir sind vor einigen Tagen in den Black Hills, bei Mary und Rodney, angekommen. Waren nicht, wie geplant, umgehend zu ihnen gefahren. Es war einfach zu spät geworden. Gleichwohl konnten und wollten wir zu dieser Zeit keinen Wagen mehr mieten. Wir nahmen uns ein Zimmer in Rabit City. Ich fiel tot müde um.

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Es geht hier noch immer sehr spartanisch zu. Zumindest für mein Verständnis. Obgleich das kleine Häusschen doch unerwartet konfortabel und in wunderbarer Lage ist. Überdies wurde ”aufgerüstet”. Die Elektrizität ist nun auch hier angekommen, was den Alltag doch beträchtlich vereinfacht. Keine Petroliumlampen mehr, die ich vor etwa einem Jahr nicht einmal anzuzünden vermochte. Stattdessen überrascht ein doch verhältnismäßig voluminöses Fernsehgerät an der Wand des Wohnzimmers. Das Bärenfell, welches letztes Jahr noch dort hing, musste weichen. Es gibt einen Durchlauferhitzer für wares Wasser und, man höre und staune, sogar einen Spühlautomat. Trotz alldem ist es erforderlich unsere Speisen selbst zuzubereiten. Es wird Brot gebacken, gekocht und gegrillt. Was ich als überaus anstrengend empfinde. Denn gelegentlich helfe ich Mary schon in der Küche. Es ist mir unangenehm, nur da zu sitzen und zuzuschauen. Kleinere Arbeiten, wie beispielsweise das Gemüse putzen und schneiden, übernehme ich selbstredend gern, sofern es mein Befinden erlaubt. Und ich freue mich darüber, gelernt zu haben, wie man einen vorzhüglich schmenkenden Salat zubereitet. Selbst auf meine speziellen Wünsche des Vegetarisch/Veganen wird Rücksicht genommen. Man hat speziell für mich einige Sachen eingekauft, die gelegentlich zum Einsatz kommen. Wie beispielsweise zwei verschiedene, fertig gekochte Ragouts aus Weizeneiweiß und Sonnenblumenkernen. Sowie eine Trockenmasse zum Anrühren für vegane Bratlinge, die wir ebenso auf den Grill gelegt werden können, wie Bulleten und Fleisch. Und beinahe täglich klopfen Besucher an Marys Tür. Freundliche Menschen....der First Nation, zumeist. Gleichwohl die Nachbarn schauen gelgentlich vorbei. Nachbarn im weitesten Sinne. Denn in etwa einem Umkreis von einer Meile gibt es hier nur Wald.
Bereits am ersten Tag, nachdem wir ausgeschlafen hatten, wurde eine Reinigungszeremonie zelebriert. Ich lernte rasseln und trommeln zur gleichen Zeit. Am Abend brannten mir die Augen vom vielen Rauch.

Gunnar absolviert seinen eigenen Vision Quest. Er ist zuweilen den gesamten Tag mit Rodney unterwegs. Bisher sind sie jedoch stets, zu meiner großen Freude und Eleichterung, am Abend zurückgekehrt.

Mary lässt mich frische Kräuter essen. Der Bitterstoffe wegen, wie sie sagt. Gleichermaßen gab sie mir von einigen ihrer Tinkturen zu kosten, die man Naturmedizin in Form von Tropfen und Talbletten, nennen kann. Nun, es wird sich zeigen, wie erfolgreich wir damit sind.
Ich bin offen....für ALLES.

Dessenungeachtet bin ich noch nicht gänzlich hier angekommen. Schlafe mitunter ungewöhnlich viel. Zu unterschiedlichen Zeiten. Oder, wie gerade jetzt, es ist beinahe drei Uhr in der Nacht, bin ich wach. Was an der Zeitverschiebung liegen mag, an welche sich mein Körper noch immer versucht zu gewöhnen. Deshalb dachte ich, es wäre an der Zeit, ein Lebenszeichen von mir zu geben.
Oft denke ich an Ian. Gerade in letzter Zeit. Derek ruft mich täglich an. Und Alexa, selbstverständlich, Gunnar. Ebenso Marie und die Kinder. Aller Wahrscheinlichkeit nach, würden sie am aller liebsten selbst hier sein! Die Eine, wie die Andere.
Von Troels ebenfalls täglich zumindest eine SMS. Wanja hätte gern länger mit mir geplaudert, als ich im Augenblick Zeit dafür erübrigen kann. Es passt einfach nicht hier her! In diese Umgebung. Diese Atmosphäre. HIER wähnt mir, mich auf einem anderen Stern zu befinden. Was ich doch als überaus angenehm empfinde. Weg von all den Sorgen, gleich welcher Art.
Wie lang wir hier bei Rodney und Mary bleiben, haben wir noch nicht entschieden. Schließlich steht ebenso ein Besuch bei Adam und Ashern an. Und zum Abschluß ist erwartungsgemäß ein Besuch in New Orleans geplant.
Alles in allem, eine große Reise, wie fast jedes Jahr.