Mittwoch, 30. September 2015

Gehe achtsam durch diese Welt



Winnipeg liegt bereits einige Tage hinter mir.
Wir übernachteten dann doch in dieser Stadt, wo uns am Abend noch ein, zwei Stunden blieben, um kleine Stippvisiten in Fort Wyhte Alive und Canadian Museum for rights zu machen. Am nächsten Morgen schliefen wir aus und begaben uns, nach einem ausgiebigen Frühstück, auf die Fahrt nach Ashern.
Wir ging es es gemächlich an. Fuhren immer wieder an den Straßenrand und machten gelegentliche Pausen. 

uman rights, rihts.
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Dort hatte man bereits auf uns gewartet und alles war hergerichtet. Wir sind bei Agnes und Leo in der Nähe von Vogar, am Dog Lake untergebracht.  
Am selben Abend wurde noch gegrillt. Allerdings war ich Tod müde. Versuchte dennoch ein Weilchen „durch zu halten“ und ging dann schlussendlich gegen ein Uhr mit Gunnar zu Bett.
Ich empfinde es zunehmend mühsam, mich ständig in neue Gegebenheiten einzufügen. Was genau genommen eigenartig für mich ist. Bin ich doch beinahe mein (bisheriges) halbes Leben durch die Welt gereist.
Womöglich sind es gleichwohl die für mich ungewöhnlich bescheidenen Umstände an diesem Ort. Welche ich jedoch von früheren Besuchen her gewohnt sein müsste. Allerdings bemerke ich, dass mich dies in früheren Jahren nur wenig tangierte.

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Dian scheint sich unerwarteter Weise doch ein wenig an Adam und das Leben hier angepasst zu haben. Verändert scheint sie obendrein. Was für mich nicht wirklich zu (durchschauen) verstehen ist. Liebst sie Adam wirklich?
In seiner Gegenwart nimmt sie doch tatsächlich eine eher demütige Haltung ein. Das ist in der Tat erstaunlich. (Was privat geschieht, bleibt vorerst, für mich, noch unentdeckt.)
Nun, mir gegenüber bleibt sie nach wie vor ausschließlich vordergründig nett. Wir existieren so la, la, hier nebeneinander. Allerdings meidet sie den Kontakt. Wofür ich ihr dankbar bin. Denn gelegentlich verraten ihre Blicke, was sie wirklich denkt. Allerdings wird sie uns für ein paar Tage verlassen. Sie hat einen Job in Winnipeg angenommen, wo sie zeitweise als Art Künstlerin arbeitet. Wie angenehm!!! Infolgedessen werde ich sie wohl kaum (mehr) sehen (und habe Adam für mich allein).
Nein, nein. So ist das nicht. Mich verlangt es keineswegs nach Intimitäten mit meinem „alten Freund“. Gleichwohl er genau bereits so ganz ins Geheim danach fragte.
Nein. Das will ich nicht.
Dennoch, hat Adams Stimme, und ebenso seine Gegenwart eine beruhigende Wirkung auf mich. Er spricht eher bedächtig, als ich es von anderen gewohnt sein mag. Der Ton seiner Worte entspannt mich und hat gelegentlich eine hypnotische Wirkung. Ich liebe es schlicht und einfach....ihm zuzuhören!
In dieser hektischen Zeit ist es ungewohnt und geradezu auffällig, wie langsam und besonnen er redet. Beinahe, wie eine Schildkröte. Lach....
„Geh’ achtsam durch diese Welt und fühle dich getragen. Erfüllt vom Großen Geist. Dann lebst du länger.“, sagt Adam zu mir und ein breites Lächeln überzog sein Gesicht. „Nimm Dir ein Beispiel an den Schildkröten.“
Natürlich hatte er meine Gedanken „gesehen“.

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- Funkstille bei Ian. Ist mir trotz aller, verbliebener und aufgefrischter Liebe zu ihm gleich. Denn im Augenblick liegen meine Prioritäten anderer Orts.
- Derek ist unermüdlich. Nach wie vor ein tägliches Hallo.
- Wanja hat sich seit Tagen nicht gemeldet. Ist vielleicht auch besser so. Andererseits hätte ich da womöglich doch etwas mit ihm zu besprechen. Was meinen letzten Punkt hier angeht. Immerhin wäre es möglich, dass er helfen kann.

- Eine SMS von Kevin. Man höre und staune. Dann doch noch ein kurzes Gespräch.  Allerdings ist der Anlass nur wenig erfreulich. Denn man hat ihn überfallen und ausgeraubt. Als er am Abend allein in seinem Rollstuhl in der Stadt unterwegs gewesen war. Das noch schlimmere Übel daran ist, dass man ihm abriet eine Anzeige zu erstatten. Alldieweil die Täter offenkundig Migraten oder Flüchtlinge sind. Was im Augenblick wohl nicht „zeitgemäß“ erscheint. Ich bot noch im selben Moment meine Hilfe an. Ihm, selbstredend kostenlos, einen Anwalt zu stellen. Nach einer kurzen Pause (des offensichtlichen darüber Nachdenkens), erwägt er mein Angebot anzunehmen. Vermutlich auch, um mit mir wieder in näheren Kontakt zu kommen. Denn wie mir scheint, habe ich ihm (enorm) gefehlt.

- Von Thomas erhielten wir ebenso Besorgnis erregende Nachrichten. Man hat ihn, von „offizieller Stelle“ aufgefordert, Flüchtlinge im Zentrum unterzubringen. Jetzt, wo es Winter wird, würde man jeden freien Platz benötigen.
„Wenn das geschieht, kann ich hier einpacken. Dann kommt niemand der zahlenden Gäste mehr.“ Ich vermochte den Schwermut in Thomas Stimme zu hören. Ist es doch schließlich das Andenken von Christine. „Selbstverständlich bot man mir eine Menge Geld dafür. Dennoch will ich die hier nicht haben. Weil das spirituelle Zentrum dann erneut Zweckentfremdet wird. Zwingt man mich, verkaufe ich und gehe.“
Ich war traurig das zu hören. Gunnar ebenso.
„Ich werde eine Lösung finden. Sollte es denn wirklich so kommen.“, beruhigte ich ihn.
Zuweilen scheint mir das Zentrum in beständiger Gefahr zu sein......eigenartig.