Wir sind seit
Dienstagabend voriger Woche zurück in Montreal. Geschehen ist seitdem einiges
und ich werde versuchen, es so kurz und so adäquat zusammenzufassen, wie es mir
möglich ist.
Das bedeutendste
Ereignis für mich war, dass ich mit Gunnar sprechen konnte!!!
In einem günstigen
Augenblick hatte ich schlicht und einfach Erik, Gunnars Onkel, angerufen UND er
nahm unerwarteter Weise sogar ab. Ich erkundigte mich nach Gunnars Befinden und
nach wenigen Sätzen meinte er trocken und lachend: „Ich gebe ihn dir. Das
kannst du ihn alles selber fragen.“, was mich total überraschte. Allerdings
stellte ich fest, dass Gunnar offenbar noch eine Weile benötigen wird, um
wieder halbwegs Gunnar zu sein. Er sprach stockend und pausierte immer wieder
zwischendurch, gerade so, als müsse er jedes Wort erst finden. Dennoch war ich
glücklich darüber, überhaupt seine Stimme zu hören, zu wissen, dass er lebt und
das es ihm so einigermaßen geht.
Mein erster Satz,
welcher aus meinem Herzen über meine Lippen sprang, als ich seine Stimme hörte
war: „Ich liebe dich.“
An unseren Plan
wieder zusammen zu kommen, erinnerte er sich nicht. Erik schien ihm so wie so umfangreich
Nachhilfe in jeglicher Hinsicht geben zu müssen, damit er sich erinnern kann.
Gunnar weißt noch immer zahlreiche Gedächtnislücken auf. Er war der Meinung,
dass wir beide miteinander verheiratet sind und wusste nichts davon, dass er
der Ehemann von Malika ist, warum er sie geheiratet hatte und dass er sich
JETZT, in diesen Monaten wieder von ihr scheiden lasse wollte, um meinetwillen.
Gunnars Stimme
klingt/schwingt seit diesem Gespräch beinahe unaufhörlich in meinem Kopf (was
schwierig ist, bei DEM, was ich nun noch zu erzähle habe).
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Am vergangenen
Wochenende trafen sich die Ordensbrüder
im Haus von Sashas Eltern. Es hatte offenbar nicht ausschließlich mit der
ungewöhnlichen Planetenkonstellation und dem vollen Mond zu tun. Sasha sollte
in deren Kreis, so ganz offiziell, aufgenommen werden. DAS hatte sein Vater
initiiert. ICH hatte es nicht gewusst und erst später erfahren.
Diese Leute sind
mir nicht geheuer, daher fuhr ich am Samstagabend allein in unser Haus
hinüber, um dort zu bleiben. Sasha kam in dieser Nacht nicht mehr….heim. Er war
im Haus seiner Eltern und bei diesen
Leuten geblieben.
Am Sonntagmorgen
fuhr ich wieder zurück ins Haus von Sashas Eltern und ich hatte gehofft diese Männer seien fort.
Aber weit gefehlt. Die Stimmung beim Personal und den Frauen schien gedrückt.
Die Männer waren eher heiter. Sasha war noch nicht aufgestanden, was für ihn
recht ungewöhnlich ist. Er kam dann kurze Zeit später, total verkatert und im
Pyjama, die Treppe herunter zu mir hin und küsste mich eher förmlich auf die
Wange. Daraufhin sah ich ihn fragend an und nun drückte er seine Lippen auf
die meinen, nachdem er mich mit den Armen umschlungen hatte. Eine kurze
Entschuldigung ob seines Zustanden holperte aus seinem Mund und schon war er
wieder aus dem Zimmer gegangen.
Asha verhielt sich
eigenartig. Ihre Augen verrieten mir, dass ihr etwas auf der Seele lag,
worüber sie offenbar mit mir zu reden gedachte. Jedoch irgendetwas schien sie
daran zu hindern. Ich nickte ihr nur unmerklich zu, sodass sie wusste, dass ich
sie verstanden hatte. Sie lächelte daraufhin zögerlich und schien ein wenig
erleichtert zu sein. Was sie mir jedoch in einem günstigen Augenblick offenbarte,
vermag ich hier, aus Sicherheitsgründen, nicht wiederzugeben. Nur so viel. Sie
hatte in der Nacht vom Samstag zum Sonntag wohl Einiges erlebt und Unfassbares
gesehen, wie sie behauptete. Sie sprach hastig und sah andauernd zur Tür hinüber.
Angst stand in ihren Augen. SO hatte ich sie noch nie erlebt, obgleich sie doch
an Obskurem, in diesen Clubs, welche sie zu Hause zuweilen besuchte, sicherlich
bereits reichlich erlebt haben müsste, dachte ich mir. Das, dessen Zeuge sie
geworden war, hatte sie derart verstört, dass sie verändert schien. Allerdings
meinte sie, sie dürfe sich nichts anmerken lassen und lächelte sogleich……..eher
schemenhaft.
„Versprich es mir“,
hauchte sie fast beschwörend und hielt mich fest am Arm, „dass du niemanden
weitergibst, was ich dir sagte. Ich selbst musste versprechen, dass ich darüber
schweige. Versprich es mir!“, mahnte sie….und ich schwor es ihr selbstredend.
Ihre Worte hatten
auch mich geschockt. Es war selbstverständlich um Sasha und diese Leute gegangen. Man(n!) hatte
offenbar eine ausschweifende Orgie gefeiert mit Frauen und……anderen. Sie meinte, man(n!) hätte Sasha
irgendeine Droge verabreicht, die ihn hemmungslos werden ließ, sodass sein
Penis unaufhörlich geradegestanden hätte.
Nun, auf die
anderen kam es an…….was da geschehen sein soll, erscheint mir unsäglich.
Daher….belasse ich es nun besser dabei weiter darüber zu berichten. Ohnehin
vermochte Asha beim Gröbsten nur Andeutungen auszusprechen, weil sie das
Gesehene offenbar plagte. Darüber hinaus war es ihr so wie so nicht möglich
gewesen das gesamte Szenario in der Gänze zu erfassen, da Asha selbst mit einem
Mann zu Gange war. Nun, wer weiß, WAS sie wirklich sah? Die Beschreibungen
über DAS, was sie wahrgenommen hatte, reichten allerdings schon über das Maß hinaus, was ich damals
auf dieser Insel erlebte.
Mit all dem umzugehen wird nun eine Aufgabe für mich
(und Asha sicherlich ebenso) sein. Selbst Sashas Mutter war anders als sonst, an diesem Tage. Nur
SIE hat trotz alledem Übung solche Dinge zu überspielen, was ich an dieser
Stelle noch sehr rasch lernen muss. Und…..es gelingt mir…..bisher recht zufriedenstellend.
Welche Wahl bleibt mir denn? (Hoffnung sehe ich jedoch in Gunnars Genesen. Wir werden sehen....was DAS betrifft.)
Wie vermutet wird
mein Post nun doch ein wenig länger als gewollt. Gleichgültig, ich erzähle zu
Ende.
Bevor sich Sasha am
Sonntag nach dem Mittagessen noch einmal schlafen legte, weil er müde war, setzte
er mich darüber in Kenntnis, dass seine Einweihung noch nicht abgeschlossen sei
und es daher heute Abend (Sonntag) noch eine Zeremonie geben würde. Jedoch
nicht hier. Ich könne bleiben, meinte er und ich…..verneinte. (Was war/bin ich
in diesem Augenblick glücklich darüber gewesen, dass wir an diesem Ort ein
separates Haus besitzen!!!) Asha wollte mit mir kommen und obgleich ich ihr
eine verhaltene Absage erteilte, kam sie späterzu doch zu mir hinüber und blieb
ein paar Stunden, bis ich schlafen ging. Debora, Ashas und Sashas Tochter,
hatte sich glücklicherweise zu einer Freundin abgemeldet und kam erst am
heutigen Montagmorgen zurück. Nur, am besagten Samstagabend war sie in Haus
gewesen. Man(n! – Sashas Vater) hatte sie indes angewiesen, ihr Zimmer nach
Möglichkeit besser nicht zu verlassen,….wegen der Gäste….wurde ihr gesagt. Hätte Asha gewusst,……hätte sie Deborah
bereits am Samstag zu ihrer Freundin gebracht. Jugendliche und noch unbedarfte
Mädchen müssen dergleichen nicht sehen. Ich finde es verantwortungslos von
Sashas Eltern! Sie sind jedoch anscheinend eben SO………wie sie sind.
Nachdem was Asha
mir erzählte, war es für mich recht schwierig Sasha gegenüberzutreten UND….so
zu tun, als sei nichts geschehen. Erstaunlicherweise gelang es mir dann doch
recht zügig….in den Alltag zurückzufinden,…..gerade so, als wäre alles völlig normal,….als wisse ich von
nichts. Sasha selbst schien sich kaum an etwas zu erinnern. Er meinte nur, es
wäre eben eine etwas ausufernde Party gewesen und während er redete, war mir
klargeworden, dass er nichts sagen……konnte. Gleichwohl DAS ebenso wenig, an was
er sich möglicherweise erinnerte.
Nun gut. Ich mag
hier enden und…..belasse es dabei. Da ich nicht ändern kann was geschah, versuche
ich…..zu vergessen und einfach weiter zu leben, sowie ich es mit dieser anderen Begebenheit tat. Zwei
Nächte allein zu sein lehrten mich das Gute von Sasha anzunehmen. WAS habe Ich
HIER denn schon außer ihm? ER ist mein einziger Bezugspunkt, auf dessen Liebe
zu mir ich mich einigermaßen verlassen kann.
Alles ist gut. Sasha
selbst scheint sich nicht verändert zu haben. (Und sollte er sich doch an etwas
erinnern, wird er sicherlich versuchen es zu vergessen, nehme ich an.)