Donnerstag, 10. September 2020

Noch eine Weile warten, Gefühle ordnen und....was ist die Wahrheit?


Gunnar ist eben gerade wieder fortgegangen, um es gleich vorweg zu nehmen.
Ja, ich war seinem Wunsch, ihn zu treffen, nachgekommen, wenn zu Beginn auch widerstrebend. Als Sasha das Zentrum und mich am gestrigen Morgen sehr früh verlassen hatte, dachte ich nicht wirklich daran zu Gunnar zu fahren. Nein, ich fuhr nach Stockholm und erledigte noch Einiges. Am Nachmittag jedoch, hielt ich es nicht mehr aus und fuhr in Richtung Zauberwald, nachdem ich mir mit dem Für und Wieder dieses Besuches, den Kopf heiß gedacht hatte. Denn es ging mir um diese Frau, Nicole, der ich NICHT zu begegnen gedachte. Aber gut, ich WOLLTE Gunnar sehen.
Nach der Ankunft bei Erik war dann alles recht verworren, beinahe surreal.
Gunnar war irgendwie gerade abwesend (im Wald unterwegs) als ich angekommen war. Ich hielt Ausschau nach der Frau, fand sie nicht und fragte Erik, Gunnars Onkel, nach ihr.
„Wir haben sie mit Vidar in den Norden geschickt. Er ist vor etwa einer Stunde mit ihr losgefahren.“
Ich war erstaunt, jedoch für mich eine recht passable Nachricht, welche ich gut akzeptieren konnte. Der Druck in meinem Inneren legte sich und ich wurde heiterer. Freute mich darauf Gunnar endlich zu sehen.

Nach der Begrüßung, die zwar herzlich, jedoch von meiner Seite etwas kühl ausfiel, weil mir die Angelegenheit mit dieser Frau noch immer im Hirn umherspukte, saßen Gunnar und ich eine lange Zeit einfach nur schweigend nebeneinander. Nur seine Gegenwart machte mich glücklich und ich hatte nicht vor, dieses angenehme Gefühl, dieses in mir ruhen und genießen, schlicht und einfach nur, weil ich neben Gunnar saß, mit Worten zu zerstören. Ich hatte Angst davor, was aus mir heraus sprudeln würde, öffnete ich den Mund, denn ich war nach wie vor der Meinung, dass diese Nicole und Gunnar etwas miteinander hatten in der Zeit, in welcher sie hier gewesen war.
Nun, wir hatten noch nicht einmal begonnen miteinander zu sprechen als draußen ein Wagen hielt. Vidar und diese Frau waren zurückgekehrt.
Ich war verwirrt. Sah Erik fragend an und dann Gunnar.
„Sie wollte nicht mit mir nach Kvikkjokk fahren. Führte sich auf, diskutierte mit mir, bis ich den Wagen schlussendlich wendete.“, richtete sich Vidar an Erik und Gunnar, als er mit Nicole hereingekommen war.
Die Frau selbst, stand da wir ein trotziges Kind mit verschränkten Armen und sah von einem zum anderen.
Erik nahm jetzt allesamt mit nach draußen. Gunnar und mich ließ er im Zimmer zurück. Kurze Zeit darauf kam die Frau hereingestürmt und stellte sich neben Gunnar.
„Ich möchte noch hierbleiben, wenn ich darf.“, und erneut begann die Diskussion, weil die Männer ihr ins Haus gefolgt waren.
„Gut, für den Augenblick mag es so sein.“, sprach Erik dann ein Machtwort und verließ mit Viggo, Joseph und Vidar das Zimmer und in diesem Moment bin ich wütend geworden und begann Gunnar anzuschreien, weil ich mich und Gunnar einfach nur in derselbe Situation, wie sie schon tausendmal war, wiederfand. ER, ich und eine andere Frau.
Gunnar suchte mich zu beruhigen und redete auf mich ein. Erik kam dann ebenfalls ins Zimmere zurück und beschwichtigte mich. Vidar stand in der Tür und sah dem Treiben recht gelassen zu.
„Was ist denn nun, fahren wir?“, richtete Vidar schließlich seine Frage an Erik und sah dann zu Nicole, die noch immer im Widerstand war.

Es vergingen gut ein, oder gar zwei Stunden, bis klargeworden war, dass diese Frau nicht hierbleiben konnte, sollte und darf. So zumindest Eriks Meinung, welche an diesem Ort das Absolutum ist. Allerdings war es bereits spät geworden und Vidar merkte an, dass es wohl besser sei, erst am kommen Tag zu fahren. Erik stimmte zu und so waren wir alle zusammen in Eriks Hütte.

„Bleib doch.“, bat mich Gunnar, als ich so gegen zehn Uhr gegen wollte.
Ich schnaufte, sah zu dieser Frau hin und hob die Schultern und nun begann die Diskussion von Neuen.
„Wo ist eigentlich IHR Zimmer, oder schläft sie bei dir?“, fragte ich vorwurfsvoll und auch ein wenig voreingenommen und…….letztendlich, überredete mich Gunnar zu bleiben. Wir gingen gemeinsam in Gunnars Kammer. Suchend schaute ich mich nach Beweisen um, die mir sagten, diese Frau hatte bei ihm ihre Zelte aufgeschlagen und ER hatte es geduldet. An einem Haargummi, der nicht zu Gunnar gehören konnte, bleiben meine Augen hängen.
„WEM gehört das und WAS hat das HIER zu suchen?“ Meine anklagenden Worte richteten sich hin zu Gunnar.
Der hob die Schultern. „Keine Ahnung wie das hierhergekommen ist. Nicole schläft nicht bei mir. Wie oft soll ich dir das noch sagen.“
„Ja, ich weiß, du bist nicht mehr der alte Gunnar.“, warf ich sarkastisch ein.
Gunnar sah mich etwas traurig, beinahe niedergeschlagen an und atmete schwer.
„Was soll ich noch sagen, wenn du mir eh nicht glaubst.“, merkte er an…..und in diesem Moment tat es mir leid, dass ich so eifersüchtig war und ihn unter beständigen Tatverdacht hielt. Womöglich sagte er ja doch die Wahrheit.
Ich setzte mich neben ihn aufs Bett und sank in mir zusammen, alldieweil ich die Streiterei ebenso leid war. Ich drehte meinen Kopf zu ihm hin und als ich in seine Augen sah,……oha!!!!.....fielen alle Verdächtigungen von mir ab.
Gunnar Mimik verzog sich nun zu einem leichten Lächeln und ich sah die Hoffnung, die in ihm aufstieg, dass ich nun endlich doch……nun ja……ich gab den Widerstand auf und sank in Gunnars Arme.
„Es ist so vertraut. Es ist alles so vertraut, als wäre es immer so gewesen und die zwei Jahre der Trennung hätte es nie gegeben.“, stieß ich hervor und begann beinahe noch zu weinen.
„Ist doch gut.“, sagte Gunnar und strich mir mit der Hand übers Gesicht. Aus unser beider Augen sprach nur noch…..die Liebe zueinander.

Eine Weile lang hielten wir uns fest und dann……..schrak ich auf.
„Ich kann nicht hier schlafen.“, vermeldete ich.
Gunnar sah mich fragen an. „Warum? Der Jude hat dich doch angerufen und gesagt, dass er erst Morgen wiederkommt.“
„Ja. A-b-e-r, was ist mit dieser Nicole?“
„Was soll mit ihr sein. Sie schläft in ihrem Zimmer.“
„Mag sein. Aber nach deinen Erzählungen, was diese Leute so tun, ist mir eher bang. Wie könnte ich da in Ruhe schlafen, mit einer Psychopathin nebenan, die mich womöglich töten will.“
Gunnar lachte kurz, beließ die Backen auf und tat überrascht. Aber dann kratzte er sich am Kopf und war nachdenklich geworden.
„Warte kurz.“, sagte er, stand auf machte sich daran das Zimmer zu verlassen.
Ich sprang ebenfalls auf und folgte ihm, gegen seine Anweisung. „Ich bleibe nicht alleine hier.“, sagte ich zu ihm.
„Okay. Dann komm.“ Und wir gingen zu Erik, um ihn meine Befürchtungen mitzuteilen und seine Meinung dazu einzuholen.
Erik war noch im Wohnzimmer am Kamin beschäftigt. Er hörte sich an, was Gunnar zu sagen hatte und meinte dann: „Rea hat Recht.“
Das überraschte mich zwar, bestätigte mich jedoch in meiner Meinung, was diese Frau betraf.
Wir kamen dann schlussendlich überein ins Zentrum zu fahren, wo Gunnar bis vor Kurzem mit mir war. Angekommen waren wir mitten in der Nacht, wo uns niemand gesehen hatte. Wir blieben dann auch im Haus, waren nicht im Restaurant und Frühstückten hier. Ich hatte einen Termin beim Arzt und Gunnar begleitete mich sogar noch heute Morgen nach Stockholm und zurück ins Zentrum, denn ich wusste, dass ich Sasha erst am späten Nachmittag zurückerwarteten darf. Und JA, wir schliefen miteinander. SO selbstverständlich war dies jedoch nicht und Gunnar meinte noch, dass ich Sasha wohl nicht betrügen wolle, weil ich Zweifel hatte, ob wir es tun sollten. Mein versehrter Körper spielte an dieser Stelle jedoch nicht die geringste Rolle. Nicht einen einzigen Gedanken verschwendeten weder Gunnar noch ich daran, was mir gerade erst aufgefallen war und was in der Tat recht erstaunlich ist. Wir verhielten uns gerade so, als wäre ich nie krank gewesen. Als wäre alles normal und mein Körper so wie….vorher.
„Nein, DAS ist es nicht.“, hatte ich erwidert. „Meine Prioritäten haben sich anscheinend verändert und da wäre noch diese Anti Hormon Therapie, welche aller Wahrscheinlichkeit nach ebenso wirkt.
„Und trotz alledem schliefen wir miteinander.“ Gunnar schmunzelte. „Du liebst mich noch. Nicht wahr?“ und ich konnte nur zustimmend nicken, was uns beide lächeln ließ und in mir ein Gefühl der Ruhe, der Gelassenheit und des Selbstverständnisses das wir zusammengehören hinterließ und bei Gunnar ebenso. Alles war vergeben und vergessen (in diesem Augenblick). Nicole, meine Eifersucht und die Diskussionen. Ich glaub(t)e ihm, dass da nichts war und er nun doch…..ein anderer ist.

„Wann sehen wir uns wieder?“, hatte ich ihn gefragt. „Wollen wir nicht jetzt schon…..?“
„Nein. Warte noch eine Weile Rea, bis ich fitter und stärker bin. Denn dein Jude wird uns nicht einfach ziehen lassen. Er wird uns verfolgen“
Ja. Da hat Gunnar wohl Recht. DAS hatte Sasha bereits einmal getan und…..mit Erfolg. DAS durfte nicht wieder geschehen.
Alles andere…..blieb offen.