Gunnar ist eben
gerade wieder fortgegangen, um es gleich vorweg zu nehmen.
Ja, ich war seinem
Wunsch, ihn zu treffen, nachgekommen, wenn zu Beginn auch widerstrebend. Als
Sasha das Zentrum und mich am gestrigen Morgen sehr früh verlassen hatte,
dachte ich nicht wirklich daran zu Gunnar zu fahren. Nein, ich fuhr nach
Stockholm und erledigte noch Einiges. Am Nachmittag jedoch, hielt ich es nicht
mehr aus und fuhr in Richtung Zauberwald, nachdem ich mir mit dem Für und
Wieder dieses Besuches, den Kopf heiß gedacht hatte. Denn es ging mir um diese
Frau, Nicole, der ich NICHT zu begegnen gedachte. Aber gut, ich WOLLTE Gunnar
sehen.
Nach der Ankunft
bei Erik war dann alles recht verworren, beinahe surreal.
Gunnar war
irgendwie gerade abwesend (im Wald unterwegs) als ich angekommen war. Ich hielt
Ausschau nach der Frau, fand sie nicht und fragte Erik, Gunnars Onkel, nach
ihr.
„Wir haben sie mit
Vidar in den Norden geschickt. Er ist vor etwa einer Stunde mit ihr losgefahren.“
Ich war erstaunt,
jedoch für mich eine recht passable Nachricht, welche ich gut akzeptieren
konnte. Der Druck in meinem Inneren legte sich und ich wurde heiterer. Freute
mich darauf Gunnar endlich zu sehen.
Nach der Begrüßung,
die zwar herzlich, jedoch von meiner Seite etwas kühl ausfiel, weil mir die
Angelegenheit mit dieser Frau noch immer im Hirn umherspukte, saßen Gunnar und
ich eine lange Zeit einfach nur schweigend nebeneinander. Nur seine Gegenwart
machte mich glücklich und ich hatte nicht vor, dieses angenehme Gefühl, dieses
in mir ruhen und genießen, schlicht und einfach nur, weil ich neben Gunnar saß,
mit Worten zu zerstören. Ich hatte Angst davor, was aus mir heraus sprudeln
würde, öffnete ich den Mund, denn ich war nach wie vor der Meinung, dass diese
Nicole und Gunnar etwas miteinander hatten in der Zeit, in welcher sie hier
gewesen war.
Nun, wir hatten
noch nicht einmal begonnen miteinander zu sprechen als draußen ein Wagen hielt.
Vidar und diese Frau waren zurückgekehrt.
Ich war verwirrt.
Sah Erik fragend an und dann Gunnar.
„Sie wollte nicht
mit mir nach Kvikkjokk fahren. Führte sich auf, diskutierte mit mir, bis ich
den Wagen schlussendlich wendete.“, richtete sich Vidar an Erik und Gunnar, als
er mit Nicole hereingekommen war.
Die Frau selbst,
stand da wir ein trotziges Kind mit verschränkten Armen und sah von einem zum
anderen.
Erik nahm jetzt
allesamt mit nach draußen. Gunnar und mich ließ er im Zimmer zurück. Kurze Zeit
darauf kam die Frau hereingestürmt und stellte sich neben Gunnar.
„Ich möchte noch
hierbleiben, wenn ich darf.“, und erneut begann die Diskussion, weil die Männer
ihr ins Haus gefolgt waren.
„Gut, für den
Augenblick mag es so sein.“, sprach Erik dann ein Machtwort und verließ mit
Viggo, Joseph und Vidar das Zimmer und in diesem Moment bin ich wütend geworden
und begann Gunnar anzuschreien, weil ich mich und Gunnar einfach nur in derselbe
Situation, wie sie schon tausendmal war, wiederfand. ER, ich und eine andere
Frau.
Gunnar suchte mich
zu beruhigen und redete auf mich ein. Erik kam dann ebenfalls ins Zimmere
zurück und beschwichtigte mich. Vidar stand in der Tür und sah dem Treiben recht
gelassen zu.
„Was ist denn nun,
fahren wir?“, richtete Vidar schließlich seine Frage an Erik und sah dann zu
Nicole, die noch immer im Widerstand war.
Es vergingen gut
ein, oder gar zwei Stunden, bis klargeworden war, dass diese Frau nicht hierbleiben
konnte, sollte und darf. So zumindest Eriks Meinung, welche an diesem Ort das
Absolutum ist. Allerdings war es bereits spät geworden und Vidar merkte an,
dass es wohl besser sei, erst am kommen Tag zu fahren. Erik stimmte zu und so
waren wir alle zusammen in Eriks Hütte.
„Bleib doch.“, bat
mich Gunnar, als ich so gegen zehn Uhr gegen wollte.
Ich schnaufte, sah
zu dieser Frau hin und hob die Schultern und nun begann die Diskussion von
Neuen.
„Wo ist eigentlich
IHR Zimmer, oder schläft sie bei dir?“, fragte ich vorwurfsvoll und auch ein
wenig voreingenommen und…….letztendlich, überredete mich Gunnar zu bleiben. Wir
gingen gemeinsam in Gunnars Kammer. Suchend schaute ich mich nach Beweisen um,
die mir sagten, diese Frau hatte bei ihm ihre Zelte aufgeschlagen und ER hatte
es geduldet. An einem Haargummi, der nicht zu Gunnar gehören konnte, bleiben
meine Augen hängen.
„WEM gehört das und
WAS hat das HIER zu suchen?“ Meine anklagenden Worte richteten sich hin zu
Gunnar.
Der hob die Schultern.
„Keine Ahnung wie das hierhergekommen ist. Nicole schläft nicht bei mir. Wie
oft soll ich dir das noch sagen.“
„Ja, ich weiß, du
bist nicht mehr der alte Gunnar.“, warf
ich sarkastisch ein.
Gunnar sah mich
etwas traurig, beinahe niedergeschlagen an und atmete schwer.
„Was soll ich noch
sagen, wenn du mir eh nicht glaubst.“, merkte er an…..und in diesem Moment tat
es mir leid, dass ich so eifersüchtig war und ihn unter beständigen Tatverdacht
hielt. Womöglich sagte er ja doch die Wahrheit.
Ich setzte mich
neben ihn aufs Bett und sank in mir zusammen, alldieweil ich die Streiterei ebenso
leid war. Ich drehte meinen Kopf zu ihm hin und als ich in seine Augen sah,……oha!!!!.....fielen
alle Verdächtigungen von mir ab.
Gunnar Mimik verzog
sich nun zu einem leichten Lächeln und ich sah die Hoffnung, die in ihm
aufstieg, dass ich nun endlich doch……nun ja……ich gab den Widerstand auf und
sank in Gunnars Arme.
„Es ist so
vertraut. Es ist alles so vertraut, als wäre es immer so gewesen und die zwei
Jahre der Trennung hätte es nie gegeben.“, stieß ich hervor und begann beinahe
noch zu weinen.
„Ist doch gut.“,
sagte Gunnar und strich mir mit der Hand übers Gesicht. Aus unser beider Augen
sprach nur noch…..die Liebe zueinander.
Eine Weile lang
hielten wir uns fest und dann……..schrak ich auf.
„Ich kann nicht
hier schlafen.“, vermeldete ich.
Gunnar sah mich
fragen an. „Warum? Der Jude hat dich doch angerufen und gesagt, dass er erst
Morgen wiederkommt.“
„Ja. A-b-e-r, was
ist mit dieser Nicole?“
„Was soll mit ihr
sein. Sie schläft in ihrem Zimmer.“
„Mag sein. Aber
nach deinen Erzählungen, was diese Leute so tun, ist mir eher bang. Wie könnte
ich da in Ruhe schlafen, mit einer Psychopathin nebenan, die mich womöglich töten
will.“
Gunnar lachte
kurz, beließ die Backen auf und tat überrascht. Aber dann kratzte er sich am
Kopf und war nachdenklich geworden.
„Warte kurz.“,
sagte er, stand auf machte sich daran das Zimmer zu verlassen.
Ich sprang ebenfalls
auf und folgte ihm, gegen seine Anweisung. „Ich bleibe nicht alleine hier.“,
sagte ich zu ihm.
„Okay. Dann komm.“
Und wir gingen zu Erik, um ihn meine Befürchtungen mitzuteilen und seine
Meinung dazu einzuholen.
Erik war noch im
Wohnzimmer am Kamin beschäftigt. Er hörte sich an, was Gunnar zu sagen hatte
und meinte dann: „Rea hat Recht.“
Das überraschte
mich zwar, bestätigte mich jedoch in meiner Meinung, was diese Frau betraf.
Wir kamen dann schlussendlich
überein ins Zentrum zu fahren, wo Gunnar bis vor Kurzem mit mir war. Angekommen
waren wir mitten in der Nacht, wo uns niemand gesehen hatte. Wir blieben dann
auch im Haus, waren nicht im Restaurant und Frühstückten hier. Ich hatte einen
Termin beim Arzt und Gunnar begleitete mich sogar noch heute Morgen nach
Stockholm und zurück ins Zentrum, denn ich wusste, dass ich Sasha erst am
späten Nachmittag zurückerwarteten darf. Und JA, wir schliefen miteinander. SO selbstverständlich
war dies jedoch nicht und Gunnar meinte noch, dass ich Sasha wohl nicht
betrügen wolle, weil ich Zweifel hatte, ob wir es tun sollten. Mein versehrter Körper
spielte an dieser Stelle jedoch nicht die geringste Rolle. Nicht einen einzigen
Gedanken verschwendeten weder Gunnar noch ich daran, was mir gerade erst
aufgefallen war und was in der Tat recht erstaunlich ist. Wir verhielten uns
gerade so, als wäre ich nie krank gewesen. Als wäre alles normal und mein
Körper so wie….vorher.
„Nein, DAS ist es nicht.“,
hatte ich erwidert. „Meine Prioritäten haben sich anscheinend verändert und da
wäre noch diese Anti Hormon Therapie, welche aller Wahrscheinlichkeit nach
ebenso wirkt.
„Und trotz alledem
schliefen wir miteinander.“ Gunnar schmunzelte. „Du liebst mich noch. Nicht
wahr?“ und ich konnte nur zustimmend nicken, was uns beide lächeln ließ und in
mir ein Gefühl der Ruhe, der Gelassenheit und des Selbstverständnisses das wir zusammengehören
hinterließ und bei Gunnar ebenso. Alles war vergeben und vergessen (in diesem
Augenblick). Nicole, meine Eifersucht und die Diskussionen. Ich glaub(t)e ihm,
dass da nichts war und er nun doch…..ein anderer ist.
„Wann sehen wir
uns wieder?“, hatte ich ihn gefragt. „Wollen wir nicht jetzt schon…..?“
„Nein. Warte noch
eine Weile Rea, bis ich fitter und stärker bin. Denn dein Jude wird uns nicht
einfach ziehen lassen. Er wird uns verfolgen“
Ja. Da hat Gunnar
wohl Recht. DAS hatte Sasha bereits einmal getan und…..mit Erfolg. DAS durfte
nicht wieder geschehen.
Alles andere…..blieb
offen.