Heute beginnt mein „neues Leben“.
Völlig neu aufgestellt. Alles verändert, außer, mein Standtort in
Schweden.
Vorbei die Reisen nach Israel, nach
Namibia und Indonesien. Alles ist… Vergangenheit. Der Ferrari wird verkauft. Stattdessen
ein roter „Renault Megane“ jetzt.
(Was für ein „Abstieg“. Anpassung an die neuen Lebensumstände sind gefragt.)
Nachdem ich in ermüdender Arbeit - und ich bin noch längst nicht zu Ende damit! -
mein Personal dezimiert, ausgetauscht und teils auch erneuert habe, geschah
etwas, was ich mir niemals hätte träumen lassen. Ob dies nun etwas
Erfreuliches, Zukunftsweisendes und womöglich Bleibendes sein wird, wird sich
zeigen. Da ich nun nicht nur meinen
(jüdischen) Mann verlor, sondern ebenfalls meinen langjährigen Freund und
Geschäftsführer Kevin, war ich notwendigerweise gezwungen, diese Stelle
auszuschreiben. Ich ließ alle Ämter informieren, welche uns bekannt waren, die
Arbeit vermittelten. Ich würde in der Tat nicht jeden nehmen. Das war mir klar!
Daher meinte ich, dass es bei meinen Vorstellungen wohl beinahe unmöglich sei,
jemand für diese Stelle zu finden und sicherlich nicht alsbald. Doch hier irrte ich mich.
Bereits am
Samstag(!) kam jemand vorbei. Die Rezeption hatte mich angerufen. Ich war mit
Adam in meinem Haus. Adam öffnete die Tür als es klopfte und ich fiel fast in
Ohnmacht als ich diesen Mann sah. Er war das Ebenbild von Gunnar. So exakt.
Alles, einfach alles genau wie Gunnar…….war. Die Größe, das Aussehen, die Haare
etc. . Ich war nicht nur perplex, sondern verfiel in eine Art verwirrte
Aufregung. Redete unentwegt. Unangebrachtes, Privates. Ich war so irritiert,
dass ich wie mit Gunnar sprach. Entschuldigte mich jedoch dann, da ich
bemerkte, wie peinlich es ihm zu sein schien. Erklärungen folgten und
Entschuldigungen. DAS war in der Tat KEIN guter Start!
Ist das nun eine Posse des
Schicksals? Oder Fügung von den Mächten des Universums? Bringt man mir, in
anderer Form, meine große Liebe zurück? Bin ich vom Glück begünstigt? Oder wird
es erneut ein Reinfall(?), FALLS……es mit diesem Mann überhaupt je ein Zusammensein
geben wird. Was weiß ich schon von ihm. Bisher nicht viel. Er scheint sehr
zurückhaltend zu sein, was bei einer ersten Begegnung, die gleichzeitig eine
Art Vorstellungsgespräch war, sicherlich ein normaler Sachverhalt ist.
Zuzüglich meines unmöglichen, fast unkontrollierten Benehmens, war es ein
Wunder, dass er nicht umgehend die Flucht ergriff.
Adam amüsierte sich und meinte
später nur: „Das wird schon werden.“, denn dieser Mann, der wie Gunnar aussah,
hatte Adam in einer Unterhaltung zaghaft schmunzelnd zugegeben, dass ich ihm
wohl schon gefiel. Adam ließ einiges Unverfängliches, jedoch auch Privates von
mir verlauten und erfuhr im Gegenzuge etwas von ihm, als die beiden zurück zur
Rezeption gegangen waren, um für ihn im Zentrum eine passende Unterkunft zu
finden, da er bekundet hatte, bleiben zu wollen.
„Du musst vorsichtig vorgehen, mit
dem Mann.“, teilte mir Adam seine Ratschläge mit, nachdem er zurückgekommen
war. „Er ist recht verletzlich und erlitt gerade ein ähnliches Schicksal wie du
selbst.“
Ich sah Adam fragend an.
„Er war offenbar ebenfalls nicht gut
genug für die Familie seiner Freundin.“
Ahhhh….
Am selben Abend dann, kam dieser
Mann, der wie Gunnar aussieht, sein Name ist Alexander Eriksson, noch einmal zu
mir nach Hause und wollte die Flinte ins Korn werfen. Er schien es nicht zu
ertragen, von jedem angestarrt zu werden, weil er Gunnar so ähnlich sieht und
eine Kellnerin hatte ihn wohl beleidigt, weil sie dachte, es sei Gunnar, der
sie vor Zeiten nicht gut und mehr als nur anstößig behandelt hatte.
Adam und ich machten ihm Mut und
packten ihn bei der Ehre, woraufhin er etwas zugänglicher und versöhnlich
wurde. Er lächelte sogar, als er ging und versprach zu bleiben. Es ist in der Tat recht kompliziert
in solch' Situation die richtigen Worte zu wählen. Ich hoffe, es gelang.
Adam klatschte in die Hände und
beglückwünschte mich. „Das hast Du wirklich gut gemacht. Du hast ihm sogar ein
Lächeln abgerungen. Er wird bleiben. Mach‘ weiter in gleicher Weise und…..bedränge
ihn nicht. Bleib am Anfang stets sachlich, wenn ihr im Büro zusammenarbeitet.
Wirf ihm vielleicht einen Blick mehr zu als allen anderen. Doch nicht
aufdringlich und warte auf ein Zeichen seinerseits.“
„Adam, willst Du mir jetzt wirklich erklären,
wie ich mich als Frau verhalten soll?“
„Nein, nein. Ich möchte nur nicht,
dass du Schiffbruch erleidest, wenn du es versuchst. Ich meine nur, aus der
Sicht eines Mannes heraus gesprochen. Es wäre schade um diesen Mann und ich
hoffe, ER ist der Richtige für dich, SOLLTE es sich herausstellen, dass er sich
ernsthaft für dich interessiert.“ Dann lachte er. „Ich weiß doch und es war dir
so was von anzusehen, dass es dich glücklich machen würde, WENN ER DERJENIGE
werden würde, der zukünftig an deiner Seite stünde. Nicht wahr?“
Ich seufzte. „Ja. Vermutlich ist das
so. Und ich befinde mich jetzt in einer Situation, die ich noch nie in dieser
Weise hatte.“
„Er vermutlich eben so wenig.“,
erwiderte Adam. „Lass‘ ihm Zeit. Das wird schon werden."
„Deine Worte in Gottes Ohr.“
Ein paar Minuten dachte ich leise
über diesen Mann nach, der wie Gunnar aussah.
„Adam, er wird sicherlich ganz
anders sein als Gunnar.“
„Das hoffe ich doch sehr.“, entgegnete
Adam lachend. „Du brauchst schließlich nicht noch einen, der dich belügt und
betrügt. Und ich wünsche es dir von Herzen, dass ER es wäre und er gut zu dir
ist.“
Ich hatte nicht erwartet, dass dieser Mann, der wie Gunnar aussieht,
gleich heute Vormittag erneut zu mir nach Hause kommt, da ich annahm, dass ihm
seine bisherige Zurückhaltung dies verbot. Aber dennoch kam er und es schien
mir ein Vorwand zu sein, als er begann über den Anlass seines Besuches zu
sprechen. Er sagte, er wäre zufrieden mit der kleinen Hütte und bräuchte die
Größere nicht, wo sein Vorgänger (Kevin) ausgezogen war und der alsbald so wie
so seine Sachen holen lässt. Es ging ihm gleichwohl um die Arbeit, wann er begingen
solle und um die Nutzung des Schwimmbades, der Physio, sowie dem Fitnessraum
und anderer Angebote hier im Zentrum. Auch privat scheint er an einigen Dingen
interessiert gewesen zu sein, stellte seine Fragen jedoch mit Bedacht. Gunnar, mein Ex-Mann, welchen er so ähnlich sieht, war selbstredend
ein Thema und ebenso mein jüdischer Mann, sowie die Umstände des jähen Endes
dieser Ehe, was wohl dem Ende seiner letzten Beziehung sehr ähnlich war. Ich
selbst bekundete, dass ich zukünftig nicht mehr an Spielchen interessiert sei,
sondern nur noch an Ehrlichkeit, was er genauso sieht.
Über Sasha konnte ich allerdings
nicht wirklich offen reden, weil ich mir sicher bin, dass da noch die
Überbleibsel sind, wo wer auch immer zuhören kann und ich werde in den
kommenden Tagen jemand mit der Suche danach beauftragen. Ich gab ihm dann noch deutlichst zu
verstehen, dass ich mir in jedem Augenblick durchaus bewusst bin, dass er NICHT
Gunnar ist, „sonst würde ich Sie doch mit DU ansprechen. Nicht wahr?“, sagte
ich lächelnd zu ihm.
Alexander war anscheinend ebenfalls der
Meinung, dass unsere Unterhaltung, welche wir führten, die Spannung zwischen
uns herausnahm, was ich nur bestätigen kann und ich sagte ihm, dass ich froh
darüber sei, dass er gleich heute noch einmal den Weg zu mir gefunden habe.
Sumara kam mir dann noch in den Sinn
und ich fragte noch einmal eindringlicher nach, ob er nun tatsächlich bliebe,
denn für die folgenden Worte müsse ich ihm vertrauen können. „Es geht um Sumara“, begann ich
zaghaft, „die Frau, welche die Rolle der stellverstretenden Geschäftsführerin innehat.
Vor allem JETZT, wo Kevin fort ist, wird sie sich Hoffnung machen, dass SIE an
seine Stelle rückt. Aber ich habe nicht die Absicht das zu tun. Stattdessen
möchte ich sie entlassen.“, sagte ich zu ihm und wartete nun auf seine
Reaktion.
Er zog, wie Gunnar auch, die linke Augenbraue
hoch und sah mich etwas verdutz an. Ich erklärte ihm dann den Grund sehr klar
in einem Satz, welchen ich hier nicht kolportieren kann. „Ich möchte, dass sie ein Auge auf
sie haben und gebe ihnen jetzt gleich zu allem die Zugangs-Codes. Mit
Sicherheit hat sie bereits das Gerücht, welches ja nun keines ist, erreicht, dass
SIE an Kevins Stelle übernehmen werden. Ich meine, sie hat sich aller
Wahrscheinlichkeit nach vorgestellt Kevins Stelle zu bekommen. Aber das möchte
ich nicht, gleichwohl sie mir, meines Wissens nach, stets eine loyale
Mitarbeiterin war.“
Alexander und ich waren uns dann
einig, dass er den Part des Überwachens übernimmt. Denn was weiß ich schon, wie
wütend sie sein wird, wenn sie dann noch die Kündigung bekommt und vor allem,….was
sie dann womöglich noch tut, um mir zu schaden. Daher meine Bitte auch und ich
muss, ob ich will oder nicht, in meiner Situation nun „meinem neuen
Geschäftsführer“ vertrauen.
Alexander ging und kam noch einmal
zurück und….dann noch einmal, weil…….er vergessen hatte mich Dies und Jenes zu
fragen und wir beide schmunzelten deshalb und waren irgendwie verlegen.
Alles in allem verhalte ich mich
angemessen, mit einer gewissen Zurückhaltung, wie er selbst auch. Die Gespräche
bleiben im sachlichen Bereich und auch was am Privaten kratzt, bleibt eher vage
von beiden. Es ist nicht meine Intension ihn mit zu vielen Informationen zu
überfordern. Ich gehe es langsam an, sowie es Adam mir riet und anhand der bisherigen
Signale meine ich, dass auch ER NICHT abgeneigt ist. Wir werden sehen............