Es müssen wohl dramatische Umstände
gewesen sein, unter welchen er hier hergefunden hat. Nur mit einem Koffer war Alexander
gekommen und sogleich geblieben. Aber jeder von uns hat…….eine Vergangenheit.
Heute Morgen, bevor er einen Anruf
erhielt, dass in sein Zimmer, welches er in Stockholm angemietet hatte,
eingebrochen worden ist, hatten wir die Gelegenheit ein wenig miteinander zu
reden. Denn da war diese Begebenheit, – und ich hätte ihn auch nicht weiter
bedrängt, wenn es sich nicht erneut um diese Endlosschleife der Ex-Frauen und
Ex-Geliebten gehandelt hätte, deren ich in der Tat überdrüssig bin! – dass er
sich bereits den zweiten Arbeitstag frei genommen hatte, um….WAS eigentlich zu
tun? Im Grunde ging es mich nichts an. Demgegenüber empfing ich da diese „Vibes“,
die mir sagten, dass da etwas nicht stimmt. Und in der Tat war es so. Seine
Ex-Freundin oder –Verlobte (was auch immer sie nun ist oder war), hatte ihn
angerufen und um Hilfe gebeten. So gutmütig und hilfsbereit wie Alexander zu
sein scheint, vermochte er nicht NEIN zu sagen. Er war den gesamten Tag
unterwegs und kam erst am Abend zurück. Und heute erfuhr ich von Derek das
Gerücht, welches umzugehen scheint, dass besagte Ex-Freundin Martina, hier bei
uns im Zentrum war. Sie hätte Alexander im Büro „besucht“. Man beobachtete
wohl, dass diese Frau recht anzüglich und aufdringlich war. ER selbst hat mir
bisher nichts davon erzählt. Er äußerte sich zu ihr nur dementsprechend, dass
SIE, Martina, anscheinend „ihr Spielzeug“, IHN, Alexander, nicht loslassen mag.
(Sie ist die Tochter des Chefs gewesen, in der Firma, in welcher Alexander
gearbeitet hat.)
„Spielzeug?“, fragte ich nach. „Ich
dachte sie hat dich geliebt und du sie?“
Er schaute ein wenig betrübt drein auf
diese Frage und ich äußerte die Vermutung: „Ja, ja, ich weiß, in diesen Kreisen
ist Liebe nichts was zählt. Sogar die eigenen Kinder sind nur eine Handelsware.
Man vergibt sie wie eine gute Investition, zum besten Preis oder verkuppelt sie
mit einer guten Partie, deren
Familie einem nützlich sein kann, aus denselben Kreisen oder,….. lässt die Jungen eine Zeit lang spielen, mit
wem sie wollen, bis man sie ermahnt, WAS ihre Aufgabe, ihre Bestimmung, ihre
Verantwortung der Familie gegenüber ist.“
Alexander holte tief Luft: „Ja, so
ist das wohl. Und ja, ich habe sie wirklich sehr gemocht.“.….und er sagte nicht geliebt.
Aber womöglich nur, um seine Beziehung zu ihr mir gegenüber herunterzuspielen.
Das vermute ich, denn andererseits gibt er schon zu, dass er noch Gefühle für
sie hat, obwohl er sagt, die Beziehung sei endgültig vorüber. Das Eine schließ
das Andere nun, vor allem nach so kurzer Zeit, nicht aus, meine ich. Denn um
ehrlich zu sein,….phhhuuu, gestehe ich,……. Schweifen meine Gedanken gelegentlich
ebenso noch zu Sasha hinüber, der heute Morgen angerufen hat, nachdem Alexander
gegangen war, des Einbruchs wegen. Es war das erste Mal, seitdem ich
weggebracht worden war, dass Sasha und ich frei miteinander redeten und es
scherte ihn offenbar nicht, dass dieses Gespräch vermutlich abgehört wurde. Da
er nun doch nicht offen über alles reden
wollte und konnte, versuchten wir das erste Mal die Fernwahrnehmung, die erstaunlich mühelos gelang. Nun, nur so viel
dazu, ER hält an UNSEREN Plänen fest, wie er …….sagt, oder besser….dachte.
„Lass sich die Wogen glätten. Vielleicht
ein halbes oder ein Jahr. Dann werden wir weiter sehen.“, meinte er…….leise.
Offen sprachen wir über seine neue
Frau, für die er sich entschieden
hatte, oder besser, MUSSTE. Cecilia, sechs Jahre jünger als ich und….so
einigermaßen gutaussehend, meinte er. Es wäre ihr wie Elan, seinem Bruder
ergangen. Aus Eigensinn aus der gut statuierten Familie und Kreisen ähnlich dem
Seinen heraus, gedachte sie Gott zu finden und kam zum orthodoxen Judentum. Sie
versuchte sich anzupassen, hatte dort wohl auch einen Mann, welchen sie vor
Kurzem unter recht schwierigen Umständen wieder verließ. (Es floss wohl
offenbar auch Geld.) Nun hatte man rasch einen neuen Mann für sie finden müssen und DAS scheint nun Sasha zu sein.
„Ich hätte mich auch für eine
Ginsburg entscheiden können. Nur DIE sieht wahrlich nicht ansprechend aus.“,
sagte er.
Es hätte noch zwei andere gegeben.
Eine Jiska, ebenso recht tief im Glauben und eine Ethel aus Wien. Beide wären einigermaßen
annehmbar gewesen und….jünger als ich, ließ er kurz angeschnitten verlauten.
Doch zurück zu Alexander.
Er ist offenbar ein hilfsbereiter, ruhiger und harmonischer Mensch, entsprechend seinem Sternzeichen Krebs, worin auch die Treue enthalten ist und ich hoffe, er wird, vor allem in dieser Hinsicht, seinem Sternzeichen gerecht. Ebenso liebt er wohl eher die Abende auf der Couch, als auf Parys oder trinken zu gehen. – Ahhhhh, wie angenehm!!! - Freunde hat er wohl ebenso nicht. Ein Einzelgänger, wie es scheint, so…..wie ich. Familie gibt es keine……mehr. ER stammt wohl aus einfachen Verhältnissen und ist der LETZTE. Kinder, hat er keine. – Was bin ich froh darüber! – Mit Vorwürfen scheint er sich zu quälen, weil er am Steuer saß, als sie von der Beerdigung der Großmutter kamen und sie den Unfall hatten, wo beide Eltern starben und ER drei Monate im Koma lag. Man dachte bereits, dass er sterben würde und ja, er war anscheinend auch eine kurze Zeit klinisch tot. Daher ist auch er im Nachgang noch mit reichlich Schmerzen gesegnet, so wie gesundheitlichen Schwierigkeiten. Also noch etwas, worin wir uns gleichen.Und wahrlich,…..er ist noch nicht allzu
lange aus der Beziehung mit Martina heraus. – Was vorher war, weiß ich (noch)
nicht. - Es müssen so etwa fünf Wochen sein. Denn das Zimmer, in welches nun
eingebrochen wurde, hatte er erst vor vier Wochen angemietet. Kein Wunder also,
dass er so zurückhaltend ist, was mir sogar entgegenkommt. Auch ICH bin noch
nicht an neuen verbindlichen Bündnissen und Romanzen interessiert. Im Augenblick
geht es mir nur darum, nicht unbedingt allein zu sein und ich bin glücklich
darüber, dass Alexander das versteht und ähnlich denkt. Auch ER mag offenbar nicht
wirklich alleine sein und so lernen wir uns, in einer Art platonischen
Verbindung, so allmählich kennen und mir ist es in der Tat lieber, eine
womöglich angehende Beziehung eben NICHT auf Sex aufzubauen, sondern auf
anderen, beständigeren Werten. Das bedeutet konkret, dass Alexander und ich am
Abend gemeinsam Filme schauen und Essen gehen. Tagsüber arbeiten wir so wie so
zusammen. Wie es weitergeht,……werden wir sehen………….. Es ist nach wie vor und trotz alledem eine eigenartige Situation.