Zwei Tage nach
unserer Ankunft in Tel Aviv, wo sich Sasha mit seinem Bruder Elan traf und
Geschäfte zu erledigen hatte, rief mich seine Mutter Judith an, was mich schon
immens verwunderte. DAS hatte sie noch nie getan und ich sollte Recht behalten,
dass der Anlass ein Außergewöhnlicher war.
Sie begann das
Gespräch mit Floskeln und der Frage: „Wie geht es Dir?“. Stottern folgte und
Unzusammenhängendes. Ich sagte dann, sie solle mir doch schlicht und einfach
sagen, was der Anlass ihres Anrufes sei. „Zwei Sätze genügen.“, meinte ich zu
ihr.
Stille.
Und dann….recht
kurz und bündig: „Es wäre gut für alle, wenn Du Sasha gehen lässt.“
Upps! Diese sehr
deutlichen Worte ließen mir den Atem stocken. „Oohhh….“, war das Einzige,
was mir aus der Kehle kam, bevor ich mich rasch sammelte und erwiderte: „Auf
diesen Satz wartete ich schon lange.“, was nicht wirklich gelogen war. Denn, da
war dieses stetige Unwohlfühlen, in der Nähe und im Zusammensein mit Sashas
Familie. Das Gefühl nicht willkommen zu sein. Ich blieb bis zu diesem Tage eine
Außenseiterin, weil,…..tja weil ich ihren Regeln und Ritualen nicht folgte.
Einfach Rea………bin.
In einem ruhigen
Ton bedankte ich mich bei Judith, fast schon erleichtert, dies (-e Wahrheit) endlich
ausgesprochen vernommen zu haben und legte kurzerhand auf. – Was hätte ich auch
anderes tun sollen? - Das war genug für einen Tag von Sashas Familie, dachte
ich so.
Allerdings
erklärte dieser Satz von Sasha Mutter vermutlich die heutigen Diskussionen
zwischen Sasha und Elan, seinem Bruder, welche die beiden vorzugsweise hinter
geschlossenen Türen austrugen. Und auch in diesem Fall sollte ich Recht
behalten denn,……einige Stunden zuvor hatte Sasha ein Gespräch mit seinem Vater Jakov
geführt, was offensichtlich dasselbe Thema beinhaltete.
Nun, da Sasha
meine einzige Bezugsperson ist und mein Mann, ging ich schnurstracks zu ihm hin
und informierte ihn darüber, was seine Mutter mir soeben offenbarte.
Sasha lächelte
schief und meinte dann: „Nun kann ich es dir ja sagen. Mein Vater hat sich ebenfalls
recht unverblümt geäußert, dass ich mich von Dir trennen soll.“
„Aaahhha.“, und
erneut blieb mir kurz der Mund offen stehen, bis ich mich gedanklich
berappelt hatte. „Und was nun?“, fragte ich.
Sasha und ich
sahen uns eine Weile lang schweigend an. Neben uns stand Elan und sah von einem
zum anderen.
„Wir reden
darüber.“, sagte Sasha dann und tippte sich an die Schläfe, was mir zu
verstehen gab, dass es nicht ratsam war, darüber laut und offen zu sprechen,
sondern….... eben nur zu……..denken.
Nun stellt sich
mir folgendes Problem, dass ich an dieser Stelle NICHT über alles, über unsere
Pläne oder Entscheidungen schreiben kann. DAS wäre in der Tat nun recht
unvorteilhaft und wohl ebenso nicht ungefährlich. Ich bitte um Verständnis.
Nur so viel eben,
daß wir beide bereits seit Langem ahnten, das eben dies geschieht und Sasha
wohl für solch‘ einen Fall bereits einige Vorkehrungen traf. Allerdings
dachten wir nicht, dass es nun so zügig gehen würde, denn ich weiß nicht, wie
weit er damit gekommen ist.
Jedoch bin ich mir
letztendlich nicht wirklich sicher,…….ob Sashas Liebe zu mir die Größe hat,
sodass ich mit seiner Familie konkurrieren kann. In diesen Kreisen ist die
Familie das Superlativ, das Einzige was Bedeutung hat und…….deren Regeln und
Anordnungen man sich zu beugen hat. Blut ist hier der Faktor, welcher vor allem
steht und nicht die Liebe zu......"irgend jemanden".
Am Ende
entscheidet Sasha, was mit uns beiden nun geschehen wird. Sein Vater war der
Meinung, er hätte nun lange genug mit mir Mann und Frau gespielt. Das richtige
Leben warte auf ihn, mit Verantwortung und einer passenderen Frau an seiner
Seite und hier ist eine Reinblütige mit der adäquaten Konfession (abstammend von
der Mutter-Linie) gemeint. Eine, die um Sitten und Gebräuche weiß, sowie strikt
die Regeln und Anordnungen befolgt. Nicht Eine wie MICH, die stets ihr eigenes
Süppchen kocht, sich abseits bewegt und aus allem heraushält, soweit es ihr
möglich ist.
Nun, nach der
Fake-Heirat, hatte sich Sasha aus Liebe zu mir noch einmal mit mir vermählt und
DAS gegen den Willen seiner Eltern, wie ich später erfuhr. Sie duldenden mich und
meine Exzentrik, wie sie meinten, bisher nur. Inzwischen setzt man Sasha die
Pistole auf die Brust. So sind für mich auch nun die Sorgen um Sahra oder
etwaige andere Frauen in den Hintergrund gerückt und ein gemeinsames Sabbat-Jahr,
wie wir es uns vorgestellt hatten, wird es für Sasha und mich nun ebenso nicht
mehr geben. Alles ist anders………..jetzt, nachdem das Damoklesschwert gefallen
ist.
Was mit Sasha und
mir demnächst geschieht,…..wird sich zeigen.
Doch bevor wir,
respektive ER, eine endgültige Entscheidung trifft, reizen wir die gemeinsame
Zeit noch ein wenig aus und reisen durch Israel. (Eine Abschiedsreise? Oder eine
Verlängerung der „offiziell gemeinsamen Zeit“? Ein Herauszögern so zu sagen?)
Und danach…..????
Gleich
wie es auch kommen mag, werde ich seine Familie nie wiedersehen und ebenso
wenig unsere Häuser in Portland und Montreal. Schade…..eigentlich. Sie sind
echte Schmuckstücke. Und so lasse ich diesen Post stehen in der Hoffnung,……dass
sich Sasha womöglich am Ende doch für mich entscheidet.
Sollte sich DIES
tatsächlich bewahrheiten, wird es mir nicht mehr möglich sein hier zu
schreiben. Dann wären wir vergleichbar mit……..Fahnenflüchtigen. Daher bleibt es
nun abzuwarten, welchen Weg er, oder "wir" nehmen.