Dienstag, 5. Juli 2022

Nun ist es ausgesprochen…….

 


Zwei Tage nach unserer Ankunft in Tel Aviv, wo sich Sasha mit seinem Bruder Elan traf und Geschäfte zu erledigen hatte, rief mich seine Mutter Judith an, was mich schon immens verwunderte. DAS hatte sie noch nie getan und ich sollte Recht behalten, dass der Anlass ein Außergewöhnlicher war. 
Sie begann das Gespräch mit Floskeln und der Frage: „Wie geht es Dir?“. Stottern folgte und Unzusammenhängendes. Ich sagte dann, sie solle mir doch schlicht und einfach sagen, was der Anlass ihres Anrufes sei. „Zwei Sätze genügen.“, meinte ich zu ihr. 
Stille. 
Und dann….recht kurz und bündig: „Es wäre gut für alle, wenn Du Sasha gehen lässt.“   
Upps! Diese sehr deutlichen Worte ließen mir den Atem stocken. „Oohhh….“, war das Einzige, was mir aus der Kehle kam, bevor ich mich rasch sammelte und erwiderte: „Auf diesen Satz wartete ich schon lange.“, was nicht wirklich gelogen war. Denn, da war dieses stetige Unwohlfühlen, in der Nähe und im Zusammensein mit Sashas Familie. Das Gefühl nicht willkommen zu sein. Ich blieb bis zu diesem Tage eine Außenseiterin, weil,…..tja weil ich ihren Regeln und Ritualen nicht folgte. Einfach Rea………bin. 
In einem ruhigen Ton bedankte ich mich bei Judith, fast schon erleichtert, dies (-e Wahrheit) endlich ausgesprochen vernommen zu haben und legte kurzerhand auf. – Was hätte ich auch anderes tun sollen? - Das war genug für einen Tag von Sashas Familie, dachte ich so. 
Allerdings erklärte dieser Satz von Sasha Mutter vermutlich die heutigen Diskussionen zwischen Sasha und Elan, seinem Bruder, welche die beiden vorzugsweise hinter geschlossenen Türen austrugen. Und auch in diesem Fall sollte ich Recht behalten denn,……einige Stunden zuvor hatte Sasha ein Gespräch mit seinem Vater Jakov geführt, was offensichtlich dasselbe Thema beinhaltete. 
Nun, da Sasha meine einzige Bezugsperson ist und mein Mann, ging ich schnurstracks zu ihm hin und informierte ihn darüber, was seine Mutter mir soeben offenbarte. 
Sasha lächelte schief und meinte dann: „Nun kann ich es dir ja sagen. Mein Vater hat sich ebenfalls recht unverblümt geäußert, dass ich mich von Dir trennen soll.“ 
„Aaahhha.“, und erneut blieb mir kurz der Mund offen stehen, bis ich mich gedanklich berappelt hatte. „Und was nun?“, fragte ich. 
Sasha und ich sahen uns eine Weile lang schweigend an. Neben uns stand Elan und sah von einem zum anderen. 
„Wir reden darüber.“, sagte Sasha dann und tippte sich an die Schläfe, was mir zu verstehen gab, dass es nicht ratsam war, darüber laut und offen zu sprechen, sondern….... eben nur zu……..denken.

Nun stellt sich mir folgendes Problem, dass ich an dieser Stelle NICHT über alles, über unsere Pläne oder Entscheidungen schreiben kann. DAS wäre in der Tat nun recht unvorteilhaft und wohl ebenso nicht ungefährlich. Ich bitte um Verständnis. 
Nur so viel eben, daß wir beide bereits seit Langem ahnten, das eben dies geschieht und Sasha wohl für solch‘ einen Fall bereits einige Vorkehrungen traf. Allerdings dachten wir nicht, dass es nun so zügig gehen würde, denn ich weiß nicht, wie weit er damit gekommen ist. 
Jedoch bin ich mir letztendlich nicht wirklich sicher,…….ob Sashas Liebe zu mir die Größe hat, sodass ich mit seiner Familie konkurrieren kann. In diesen Kreisen ist die Familie das Superlativ, das Einzige was Bedeutung hat und…….deren Regeln und Anordnungen man sich zu beugen hat. Blut ist hier der Faktor, welcher vor allem steht und nicht die Liebe zu......"irgend jemanden". 
Am Ende entscheidet Sasha, was mit uns beiden nun geschehen wird. Sein Vater war der Meinung, er hätte nun lange genug mit mir Mann und Frau gespielt. Das richtige Leben warte auf ihn, mit Verantwortung und einer passenderen Frau an seiner Seite und hier ist eine Reinblütige mit der adäquaten Konfession (abstammend von der Mutter-Linie) gemeint. Eine, die um Sitten und Gebräuche weiß, sowie strikt die Regeln und Anordnungen befolgt. Nicht Eine wie MICH, die stets ihr eigenes Süppchen kocht, sich abseits bewegt und aus allem heraushält, soweit es ihr möglich ist. 
Nun, nach der Fake-Heirat, hatte sich Sasha aus Liebe zu mir noch einmal mit mir vermählt und DAS gegen den Willen seiner Eltern, wie ich später erfuhr. Sie duldenden mich und meine Exzentrik, wie sie meinten, bisher nur. Inzwischen setzt man Sasha die Pistole auf die Brust. So sind für mich auch nun die Sorgen um Sahra oder etwaige andere Frauen in den Hintergrund gerückt und ein gemeinsames Sabbat-Jahr, wie wir es uns vorgestellt hatten, wird es für Sasha und mich nun ebenso nicht mehr geben. Alles ist anders………..jetzt, nachdem das Damoklesschwert gefallen ist. 
Was mit Sasha und mir demnächst geschieht,…..wird sich zeigen.
Doch bevor wir, respektive ER, eine endgültige Entscheidung trifft, reizen wir die gemeinsame Zeit noch ein wenig aus und reisen durch Israel. (Eine Abschiedsreise? Oder eine Verlängerung der „offiziell gemeinsamen Zeit“? Ein Herauszögern so zu sagen?)
Und danach…..???? 
Gleich wie es auch kommen mag, werde ich seine Familie nie wiedersehen und ebenso wenig unsere Häuser in Portland und Montreal. Schade…..eigentlich. Sie sind echte Schmuckstücke. Und so lasse ich diesen Post stehen in der Hoffnung,……dass sich Sasha womöglich am Ende doch für mich entscheidet.
Sollte sich DIES tatsächlich bewahrheiten, wird es mir nicht mehr möglich sein hier zu schreiben. Dann wären wir vergleichbar mit……..Fahnenflüchtigen. Daher bleibt es nun abzuwarten, welchen Weg er, oder "wir" nehmen.