Sonntag, 17. Juli 2022

Eine schicksalhafte Begegnung, die einem Wunder gleicht

 
Heute beginnt mein „neues Leben“. Völlig neu aufgestellt. Alles verändert, außer, mein Standtort in Schweden.  
Vorbei die Reisen nach Israel, nach Namibia und Indonesien. Alles ist… Vergangenheit. Der Ferrari wird verkauft. Stattdessen ein roter „Renault Megane“ jetzt. (Was für ein „Abstieg“. Anpassung an die neuen Lebensumstände sind gefragt.) 
Nachdem ich in ermüdender Arbeit - und ich bin noch längst nicht zu Ende damit! -  mein Personal dezimiert, ausgetauscht und teils auch erneuert habe, geschah etwas, was ich mir niemals hätte träumen lassen. Ob dies nun etwas Erfreuliches, Zukunftsweisendes und womöglich Bleibendes sein wird, wird sich zeigen. Da ich nun nicht nur meinen (jüdischen) Mann verlor, sondern ebenfalls meinen langjährigen Freund und Geschäftsführer Kevin, war ich notwendigerweise gezwungen, diese Stelle auszuschreiben. Ich ließ alle Ämter informieren, welche uns bekannt waren, die Arbeit vermittelten. Ich würde in der Tat nicht jeden nehmen. Das war mir klar! Daher meinte ich, dass es bei meinen Vorstellungen wohl beinahe unmöglich sei, jemand für diese Stelle zu finden und sicherlich nicht alsbald. Doch hier irrte ich mich.  
 
Bereits am Samstag(!) kam jemand vorbei. Die Rezeption hatte mich angerufen. Ich war mit Adam in meinem Haus. Adam öffnete die Tür als es klopfte und ich fiel fast in Ohnmacht als ich diesen Mann sah. Er war das Ebenbild von Gunnar. So exakt. Alles, einfach alles genau wie Gunnar…….war. Die Größe, das Aussehen, die Haare etc. . Ich war nicht nur perplex, sondern verfiel in eine Art verwirrte Aufregung. Redete unentwegt. Unangebrachtes, Privates. Ich war so irritiert, dass ich wie mit Gunnar sprach. Entschuldigte mich jedoch dann, da ich bemerkte, wie peinlich es ihm zu sein schien. Erklärungen folgten und Entschuldigungen. DAS war in der Tat KEIN guter Start!
 

Ist das nun eine Posse des Schicksals? Oder Fügung von den Mächten des Universums? Bringt man mir, in anderer Form, meine große Liebe zurück? Bin ich vom Glück begünstigt? Oder wird es erneut ein Reinfall(?), FALLS……es mit diesem Mann überhaupt je ein Zusammensein geben wird. Was weiß ich schon von ihm. Bisher nicht viel. Er scheint sehr zurückhaltend zu sein, was bei einer ersten Begegnung, die gleichzeitig eine Art Vorstellungsgespräch war, sicherlich ein normaler Sachverhalt ist. Zuzüglich meines unmöglichen, fast unkontrollierten Benehmens, war es ein Wunder, dass er nicht umgehend die Flucht ergriff.  
Adam amüsierte sich und meinte später nur: „Das wird schon werden.“, denn dieser Mann, der wie Gunnar aussah, hatte Adam in einer Unterhaltung zaghaft schmunzelnd zugegeben, dass ich ihm wohl schon gefiel. Adam ließ einiges Unverfängliches, jedoch auch Privates von mir verlauten und erfuhr im Gegenzuge etwas von ihm, als die beiden zurück zur Rezeption gegangen waren, um für ihn im Zentrum eine passende Unterkunft zu finden, da er bekundet hatte, bleiben zu wollen.
„Du musst vorsichtig vorgehen, mit dem Mann.“, teilte mir Adam seine Ratschläge mit, nachdem er zurückgekommen war. „Er ist recht verletzlich und erlitt gerade ein ähnliches Schicksal wie du selbst.“  
Ich sah Adam fragend an. 
„Er war offenbar ebenfalls nicht gut genug für die Familie seiner Freundin.“  
Ahhhh….

 

Am selben Abend dann, kam dieser Mann, der wie Gunnar aussieht, sein Name ist Alexander Eriksson, noch einmal zu mir nach Hause und wollte die Flinte ins Korn werfen. Er schien es nicht zu ertragen, von jedem angestarrt zu werden, weil er Gunnar so ähnlich sieht und eine Kellnerin hatte ihn wohl beleidigt, weil sie dachte, es sei Gunnar, der sie vor Zeiten nicht gut und mehr als nur anstößig behandelt hatte.
 Adam und ich machten ihm Mut und packten ihn bei der Ehre, woraufhin er etwas zugänglicher und versöhnlich wurde. Er lächelte sogar, als er ging und versprach zu bleiben.  Es ist in der Tat recht kompliziert in solch' Situation die richtigen Worte zu wählen. Ich hoffe, es gelang.
Adam klatschte in die Hände und beglückwünschte mich. „Das hast Du wirklich gut gemacht. Du hast ihm sogar ein Lächeln abgerungen. Er wird bleiben. Mach‘ weiter in gleicher Weise und…..bedränge ihn nicht. Bleib am Anfang stets sachlich, wenn ihr im Büro zusammenarbeitet. Wirf ihm vielleicht einen Blick mehr zu als allen anderen. Doch nicht aufdringlich und warte auf ein Zeichen seinerseits.“ 
„Adam, willst Du mir jetzt wirklich erklären, wie ich mich als Frau verhalten soll?“ 
„Nein, nein. Ich möchte nur nicht, dass du Schiffbruch erleidest, wenn du es versuchst. Ich meine nur, aus der Sicht eines Mannes heraus gesprochen. Es wäre schade um diesen Mann und ich hoffe, ER ist der Richtige für dich, SOLLTE es sich herausstellen, dass er sich ernsthaft für dich interessiert.“ Dann lachte er. „Ich weiß doch und es war dir so was von anzusehen, dass es dich glücklich machen würde, WENN ER DERJENIGE werden würde, der zukünftig an deiner Seite stünde. Nicht wahr?“ 
Ich seufzte. „Ja. Vermutlich ist das so. Und ich befinde mich jetzt in einer Situation, die ich noch nie in dieser Weise hatte.“ 
„Er vermutlich eben so wenig.“, erwiderte Adam. „Lass‘ ihm Zeit. Das wird schon werden."  
„Deine Worte in Gottes Ohr.“ 
Ein paar Minuten dachte ich leise über diesen Mann nach, der wie Gunnar aussah.   
„Adam, er wird sicherlich ganz anders sein als Gunnar.“
„Das hoffe ich doch sehr.“, entgegnete Adam lachend. „Du brauchst schließlich nicht noch einen, der dich belügt und betrügt. Und ich wünsche es dir von Herzen, dass ER es wäre und er gut zu dir ist.“

 

Ich hatte nicht erwartet, dass dieser Mann, der wie Gunnar aussieht, gleich heute Vormittag erneut zu mir nach Hause kommt, da ich annahm, dass ihm seine bisherige Zurückhaltung dies verbot. Aber dennoch kam er und es schien mir ein Vorwand zu sein, als er begann über den Anlass seines Besuches zu sprechen. Er sagte, er wäre zufrieden mit der kleinen Hütte und bräuchte die Größere nicht, wo sein Vorgänger (Kevin) ausgezogen war und der alsbald so wie so seine Sachen holen lässt. Es ging ihm gleichwohl um die Arbeit, wann er begingen solle und um die Nutzung des Schwimmbades, der Physio, sowie dem Fitnessraum und anderer Angebote hier im Zentrum. Auch privat scheint er an einigen Dingen interessiert gewesen zu sein, stellte seine Fragen jedoch mit Bedacht. Gunnar, mein Ex-Mann, welchen er so ähnlich sieht, war selbstredend ein Thema und ebenso mein jüdischer Mann, sowie die Umstände des jähen Endes dieser Ehe, was wohl dem Ende seiner letzten Beziehung sehr ähnlich war. Ich selbst bekundete, dass ich zukünftig nicht mehr an Spielchen interessiert sei, sondern nur noch an Ehrlichkeit, was er genauso sieht.

Über Sasha konnte ich allerdings nicht wirklich offen reden, weil ich mir sicher bin, dass da noch die Überbleibsel sind, wo wer auch immer zuhören kann und ich werde in den kommenden Tagen jemand mit der Suche danach beauftragen. Ich gab ihm dann noch deutlichst zu verstehen, dass ich mir in jedem Augenblick durchaus bewusst bin, dass er NICHT Gunnar ist, „sonst würde ich Sie doch mit DU ansprechen. Nicht wahr?“, sagte ich lächelnd zu ihm.
Alexander war anscheinend ebenfalls der Meinung, dass unsere Unterhaltung, welche wir führten, die Spannung zwischen uns herausnahm, was ich nur bestätigen kann und ich sagte ihm, dass ich froh darüber sei, dass er gleich heute noch einmal den Weg zu mir gefunden habe. 
Sumara kam mir dann noch in den Sinn und ich fragte noch einmal eindringlicher nach, ob er nun tatsächlich bliebe, denn für die folgenden Worte müsse ich ihm vertrauen können. „Es geht um Sumara“, begann ich zaghaft, „die Frau, welche die Rolle der stellverstretenden Geschäftsführerin innehat. Vor allem JETZT, wo Kevin fort ist, wird sie sich Hoffnung machen, dass SIE an seine Stelle rückt. Aber ich habe nicht die Absicht das zu tun. Stattdessen möchte ich sie entlassen.“, sagte ich zu ihm und wartete nun auf seine Reaktion.
Er zog, wie Gunnar auch, die linke Augenbraue hoch und sah mich etwas verdutz an. Ich erklärte ihm dann den Grund sehr klar in einem Satz, welchen ich hier nicht kolportieren kann. „Ich möchte, dass sie ein Auge auf sie haben und gebe ihnen jetzt gleich zu allem die Zugangs-Codes. Mit Sicherheit hat sie bereits das Gerücht, welches ja nun keines ist, erreicht, dass SIE an Kevins Stelle übernehmen werden. Ich meine, sie hat sich aller Wahrscheinlichkeit nach vorgestellt Kevins Stelle zu bekommen. Aber das möchte ich nicht, gleichwohl sie mir, meines Wissens nach, stets eine loyale Mitarbeiterin war.“
Alexander und ich waren uns dann einig, dass er den Part des Überwachens übernimmt. Denn was weiß ich schon, wie wütend sie sein wird, wenn sie dann noch die Kündigung bekommt und vor allem,….was sie dann womöglich noch tut, um mir zu schaden. Daher meine Bitte auch und ich muss, ob ich will oder nicht, in meiner Situation nun „meinem neuen Geschäftsführer“ vertrauen.

 

Alexander ging und kam noch einmal zurück und….dann noch einmal, weil…….er vergessen hatte mich Dies und Jenes zu fragen und wir beide schmunzelten deshalb und waren irgendwie verlegen. 
Alles in allem verhalte ich mich angemessen, mit einer gewissen Zurückhaltung, wie er selbst auch. Die Gespräche bleiben im sachlichen Bereich und auch was am Privaten kratzt, bleibt eher vage von beiden. Es ist nicht meine Intension ihn mit zu vielen Informationen zu überfordern. Ich gehe es langsam an, sowie es Adam mir riet und anhand der bisherigen Signale meine ich, dass auch ER NICHT abgeneigt ist. Wir werden sehen............