Montag, 15. April 2019

Ein ehrlicher Mann….


Sasha ist überglücklich…..gleich aus zweierlei Gründen.
Der Eine ist rasch erklärt. Der Andere braucht mehrere erläuternde Worte.
Morgen fliegen wir zurück, um uns auf das Passa-Fest vorzubereiten, welches wir mit Sashas Eltern in deren Haus in Montreal feiern werden. (Jerusalem war ebenfalls im Gespräch. Wurde letztendlich jedoch verworfen.) Und ich habe mich bereit erklärt, mit offenem Herzen und ohne jedwede Widersprüche  das Fest mit ihnen und nach ihren Regeln zu feiern, was Sasha überglücklich werden ließ. Er hatte meinen Kopf zwischen seine Hände genommen und noch einige Male nachgefragt: „Wirklich? Tust du das? Rennst du nicht wieder fort?“
Und ich bestätigte ihm meine Willigkeit, worauf er mich glückselig küsste. In seinen Augen sah ich das Entzücken, ein Hochgefühl und vor allem…..Zufriedenheit.
Der Zwischenstopp in Portland dient zum Wechseln der Kofferinhalte und zum Absetzen von Sharon. Und an dieser Stelle komme ich sogleich zur zweiten Angelegenheit. Sharon. Hier gab es reichlich (Auf-) und eine endgültige Klärung.
Natürlich hatte ich das Gewissen in Sashas Hirn arbeiten sehen. Da war etwas, was er dachte mir nicht gestehen zu könne, weil ich ihn aller Wahrscheinlichkeit nach dann verließe, würde ich es wissen. Denn ich hatte versprochen zu gehen, WENN er mich betrügt.
Ich sah Bilder von Sharon und ihm am Strand in der Nacht, als sie schwimmen waren. Sasha war jeden Abend noch einmal im Meer. Ich wusste, dass er es liebt. Sharon sah ich vor ihm knien. Sasha wollte das nicht was sie tat. Er hatte versucht sie abzuwehren. Sharon ließ jedoch nicht von ihm ab und er ergab sich ihr dann. Ließ es geschehen. Wies sie am Ende darauf hin, dass ICH es nicht erfahren und es nicht wieder passieren dürfe. Jedoch am Tag, oder besser in der Nacht darauf nötigte sie ihn wohl am Strand ein weiteres Mal mit ihr zu schlafen. Mir kam ein Bild, wie Sasha über ihr lag. Ich sah das alles bereits an diesem Abend, als Sasha vom Strand zurück zu mir gekommen war. Er hatte sich neben mir auf der Couch niedergelassen und grübelte. Das war ungewöhnlich für ihn. In diesem Augenblick ahnte ich bereits was geschehen war. Denn auch Tom hatte mir Ähnliches erzählt, was ich allerdings nicht hatte glauben wollen.
Wieso konnte Sasha nicht wiederstehen? Sich verwehren? ER ist der Mann! Seine Kräfte hätten ausgereicht, sie von sich zu weisen.
Nun gut. Die Klärung geschah heute Morgen, nachdem Sasha via iPhone recht eindringlich mit seinen Eltern gesprochen hatte.
Er hatte sich dann Sharon hergenommen (was ich von weitem sah und hörte) und ihr deutlichst zu verstehen gegeben, dass er sich von ihr nicht erpressen ließe. Denn genau DAS hatte sie getan. Wenn Du nicht tust, was ich will, dann sage ich es Rea……usw.…..(Und ich glaube hier, an dieser Stelle war Sasha der Erpressung-en leid. Denn…..da sind noch ganz andere Leute, die durch Erpressung-en über sein Leben verfügen…. können. Und es sind NICHT seine Eltern. Zudem nahm ich, in diesem Zusammenhang, in Sashas Hirn noch etwas anders wahr, was Claire und ihr, bzw. SEIN Baby betrifft. Aber hier muss ich noch ein wenig…..forschen.)
„Geh‘ schon! Sag‘ es ihr!“, hörte ich Sasha mit lauter Stimme sprechen. Und schon sah ich Sharon, wie sie ihre Schritte in meine Richtung lenkte. Sie baute sich vor mir auf, sah mich trotzig und dann recht hämisch an.
„Ich habe in den letzten zwei Tagen mit Sasha geschlafen. Es stimmt. Er war in meinem Mund, in meiner Vagina.“ Sie lächelte mich an und dann änderte sich ihr Gesichtsausdruck. Sie biß die Zähne aufeinander und sah denn kurz den Boden vor sich an.
Als ihr Kopf sich wieder hob und ihre Augen meine trafen, schien da auf einmal Reue zu sein. Sie räusperte sich und ihr Kopf blieb gesenkt. „Ich hoffe aber, Du verlässt ihn nicht deswegen. Es war meine Schuld.“, sagte sie und ich war erstaunt.
OH! Wow! Sie gestand und entlastete IHN. Was jedoch in meinen Augen nichts anderes bedeutet, dass sie ihn womöglich noch liebt. Sonst würde sie ihn nicht schützen? Oder/und hat er ihr letztendlich doch mit einer Entlassung gedroht? Nur, WAS würde SIE das schrecken? Und andererseits, WIE soll ich nun weiterhin mit IHR in Portland, in unserem Haus leben? Ich denke, Sasha wird einsehen (müssen), dass dies NUN nicht mehr möglich sein wird. Allerdings wird man diese Angelegenheit vermutlich erst NACH dem Pessach-Fest regeln. ICH möchte Sasha hier (zu nichts) nicht drängen und ebenso wenig die Laune verderben. Wir werden sehen. In jedem Fall verzieh ICH ihm (seine Verfehlung) noch auf der Stelle.
„Das wusste ich alles schon längt und NEIN, ich verlasse Sasha selbstverständlich nicht.“, war meine klare und wohlartikulierte Antwort an Sharon.
Dann wendete ich mich Sasha zu. Beachtete sie nicht mehr. Streckte meine Arme nach ihm aus und ich sah in seinen geröteten Augen das Wasser stehen. Er sorgte sich offenbar darum, dass ich gehe.
„Komm zu mir!“, forderte ich ihn auf und …..er kam. „Ich verzeihe dir.“, sagte ich und er schlang seine Arme um meinen Körper. Drückte mich fest und hauchte ein erleichtertes Danke in mein Ohr. Küsste mich dann fast stürmisch, was ich in Gegenwart der anderen nicht gewohnt war von ihm. Der Anstand gebietet ihm offenbar (ich kenne dies ebenso, nur hielt und halte ich mich nicht daran), sich im Allgemeinen mit Zärtlichkeiten in der Öffentlichkeit, oder vor anderen Menschen zurückzuhalten. Nur in diesem Moment fielen anscheinend tausend schwere Steine von ihm ab. Er hatte ALLES auf eine Karte gesetzt. – Welch‘ Beweis seiner Liebe zu mir! WIE kann ich ihn jetzt noch verlassen? Oder meinen Plan mit Gunnar verfolgen? Ich vermag es nicht zu sagen. Aber womöglich hält mich der Augenblick auch in temporären Gefühlen gefangen……..die sich ändern können. In jedem Fall wäre nun der Tatbestand der Untreue bereits gegeben und, unter Zeugen, offen vorgebracht….was ICH be-nutzen könnte, um  unbeschadet zu Gunnar zurück zu gehen (was ich mir auch vorbehalten werde).
Nur sagte ich bereits (aus ehrlichem Herzen heraus) zu Sasha, dass ich ihm schon längst verzieh, alldieweil ich sein Dilemma verstanden hatte. (Zudem bin ich es gewohnt mit dergleichen Situationen umzugehen.)