Sasha
ist überglücklich…..gleich aus zweierlei Gründen.
Der
Eine ist rasch
erklärt. Der Andere braucht mehrere erläuternde Worte.
Morgen
fliegen wir zurück, um uns auf das Passa-Fest vorzubereiten, welches wir mit
Sashas Eltern in deren Haus in Montreal feiern werden. (Jerusalem war ebenfalls im Gespräch. Wurde letztendlich jedoch verworfen.) Und ich habe mich bereit
erklärt, mit offenem Herzen und ohne jedwede Widersprüche das Fest mit ihnen und nach ihren Regeln zu
feiern, was Sasha überglücklich werden ließ. Er hatte meinen Kopf zwischen
seine Hände genommen und noch einige Male nachgefragt: „Wirklich? Tust du das?
Rennst du nicht wieder fort?“
Und
ich bestätigte ihm meine Willigkeit, worauf er mich glückselig küsste. In seinen
Augen sah ich das Entzücken, ein Hochgefühl und vor allem…..Zufriedenheit.
Der
Zwischenstopp in Portland dient zum Wechseln der Kofferinhalte und zum Absetzen
von Sharon. Und an dieser Stelle komme ich sogleich zur zweiten Angelegenheit.
Sharon. Hier gab es reichlich (Auf-) und eine endgültige Klärung.
Natürlich
hatte ich das Gewissen in Sashas Hirn arbeiten sehen. Da war etwas,
was er dachte mir nicht gestehen zu könne, weil ich ihn aller
Wahrscheinlichkeit nach dann verließe, würde ich es wissen. Denn ich hatte
versprochen zu gehen, WENN er mich betrügt.
Ich
sah Bilder von Sharon und ihm am Strand in der Nacht, als sie schwimmen waren.
Sasha war jeden Abend noch einmal im Meer. Ich wusste, dass er es liebt. Sharon
sah ich vor ihm knien. Sasha wollte das nicht was sie tat. Er hatte versucht
sie abzuwehren. Sharon ließ jedoch nicht von ihm ab und er ergab sich ihr dann.
Ließ es geschehen. Wies sie am Ende darauf hin, dass ICH es nicht erfahren und
es nicht wieder passieren dürfe. Jedoch am Tag, oder besser in der Nacht darauf
nötigte sie ihn wohl am Strand ein weiteres Mal mit ihr zu schlafen. Mir kam
ein Bild, wie Sasha über ihr lag. Ich sah das alles bereits an diesem Abend,
als Sasha vom Strand zurück zu mir gekommen war. Er hatte sich neben mir auf
der Couch niedergelassen und grübelte. Das war ungewöhnlich für ihn. In diesem
Augenblick ahnte ich bereits was geschehen war. Denn auch Tom hatte mir
Ähnliches erzählt, was ich allerdings nicht hatte glauben wollen.
Wieso
konnte Sasha nicht wiederstehen? Sich verwehren? ER ist der Mann! Seine Kräfte
hätten ausgereicht, sie von sich zu weisen.
Nun
gut. Die
Klärung geschah heute Morgen, nachdem Sasha via iPhone recht
eindringlich mit seinen Eltern gesprochen hatte.
Er
hatte sich dann Sharon hergenommen (was ich von weitem sah und hörte) und ihr
deutlichst zu verstehen gegeben, dass er sich von ihr nicht erpressen ließe.
Denn genau DAS hatte sie getan. Wenn Du nicht tust, was ich will, dann sage ich
es Rea……usw.…..(Und ich glaube hier, an dieser Stelle war Sasha der
Erpressung-en leid. Denn…..da sind noch ganz andere Leute, die durch
Erpressung-en über sein Leben verfügen…. können. Und es sind NICHT seine
Eltern. Zudem nahm ich, in diesem Zusammenhang, in Sashas Hirn noch etwas
anders wahr, was Claire und ihr, bzw. SEIN Baby betrifft. Aber
hier muss ich noch ein wenig…..forschen.)
„Geh‘
schon! Sag‘ es ihr!“, hörte ich Sasha mit lauter Stimme sprechen. Und schon sah
ich Sharon, wie sie ihre Schritte in meine Richtung lenkte. Sie baute sich vor
mir auf, sah mich trotzig und dann recht hämisch an.
„Ich
habe in den letzten zwei Tagen mit Sasha geschlafen. Es stimmt. Er war in
meinem Mund, in meiner Vagina.“ Sie lächelte mich an und dann änderte sich ihr
Gesichtsausdruck. Sie biß die Zähne aufeinander und sah denn kurz den Boden vor
sich an.
Als
ihr Kopf sich wieder hob und ihre Augen meine trafen, schien da auf einmal Reue
zu sein. Sie räusperte sich und ihr Kopf blieb gesenkt. „Ich hoffe aber, Du
verlässt ihn nicht deswegen. Es war meine Schuld.“, sagte sie und ich war
erstaunt.
OH!
Wow! Sie gestand und entlastete IHN. Was jedoch in meinen Augen nichts anderes
bedeutet, dass sie ihn womöglich noch liebt. Sonst würde sie ihn nicht
schützen? Oder/und hat er ihr letztendlich doch mit einer Entlassung gedroht?
Nur, WAS würde SIE das schrecken? Und andererseits, WIE soll ich
nun weiterhin mit IHR in Portland, in unserem Haus leben? Ich denke, Sasha wird
einsehen (müssen), dass dies NUN nicht mehr möglich sein wird.
Allerdings wird man diese Angelegenheit vermutlich erst NACH dem Pessach-Fest
regeln. ICH möchte Sasha hier (zu nichts) nicht drängen und ebenso wenig die
Laune verderben. Wir werden sehen. In jedem Fall verzieh ICH ihm (seine Verfehlung) noch auf der Stelle.
„Das
wusste ich alles schon längt und NEIN, ich verlasse Sasha selbstverständlich
nicht.“, war meine klare und wohlartikulierte Antwort an Sharon.
Dann
wendete ich mich Sasha zu. Beachtete sie nicht mehr. Streckte meine Arme nach
ihm aus und ich sah in seinen geröteten Augen das Wasser stehen. Er sorgte sich
offenbar darum, dass ich gehe.
„Komm
zu mir!“, forderte ich ihn auf und …..er kam. „Ich verzeihe dir.“, sagte ich
und er schlang seine Arme um meinen Körper. Drückte mich fest und hauchte ein
erleichtertes Danke in mein Ohr. Küsste mich dann fast stürmisch, was ich in
Gegenwart der anderen nicht gewohnt war von ihm. Der Anstand gebietet ihm
offenbar (ich kenne dies ebenso, nur hielt und halte ich mich nicht daran),
sich im Allgemeinen mit Zärtlichkeiten in der Öffentlichkeit, oder vor anderen
Menschen zurückzuhalten. Nur in diesem Moment fielen anscheinend tausend
schwere Steine von ihm ab. Er hatte ALLES auf eine Karte gesetzt. – Welch‘
Beweis seiner Liebe zu mir! WIE kann ich ihn jetzt noch verlassen? Oder meinen
Plan mit Gunnar verfolgen? Ich vermag es nicht zu sagen. Aber womöglich hält
mich der Augenblick auch in temporären Gefühlen gefangen……..die sich ändern können.
In jedem Fall wäre nun der Tatbestand der Untreue bereits gegeben und, unter
Zeugen, offen vorgebracht….was ICH be-nutzen könnte, um unbeschadet zu Gunnar zurück zu
gehen (was ich mir auch vorbehalten werde).
Nur
sagte ich bereits (aus ehrlichem Herzen heraus) zu Sasha, dass ich ihm schon
längst verzieh, alldieweil ich sein Dilemma verstanden hatte. (Zudem bin ich es
gewohnt mit dergleichen Situationen umzugehen.)