Zwei
Neuigkeiten sprengen meinen Tag und ich weiß weder wie ich damit umzugehen
habe, noch wo es hinführen wird.
Schon
einige Tage hatte ich bemerkt, dass Sasha Probleme zu wälzen scheint.
Zuweilen saß er in Gedanken versunken und sein Blick war starr. Das Gesicht sorgenvoll. Ich vermutete,
dass es etwas Unangenehmes sein muss, da es ihm zu belasten schien. Zudem
sprach er des Öfteren mit seinem Vater. Aber gut, ich dachte es sei womöglich
etwas Geschäftliches, was ohnehin für mich nicht interessant zu sein hat. Ich fragte
immer wieder nach, was mit ihm sei und er antwortete zu Beginn mit der Floskel:
„Nichts weiter. Alles gut.“ Gestern Abend dann hatte ich ihn beinahe soweit, dass es bereit
war mit mir darüber zu reden. Jedoch tat er es noch immer nicht. Aber es bedrückte
ihn weiter. Das sah ich.
Heute
Morgen dann nahm er mich beiseite in einem günstigen Moment, wo kein anderer der
Familie in der Nähe war. Das Sprechen fiel ihm sichtlich schwer und er begann
mit den Worten: „Ich bitte dich, nicht böse zu sein, dich vor allem ruhig zu
verhalten und WENN es ausgesprochen ist, versuche mich zu verstehen. Zudem,
sprich bitte mit niemand anderem darüber. Verstehst du das?“, beschwor er mich.
„Und JETZT höre mir einfach zu, ohne mich zu unterbrechen und bleib bitte, bitte
(!) ruhig dabei.“
Ich
nickte und war gespannt.
So,…..nun komme ich
erneut in das Dilemma hier, an dieser Stelle eben NICHT alles preisgeben zu
können.
Aber
zumindest so viel: Es geht um Claire und vor allem um das Baby, welches er vor
diesen satanischen Leuten, auf dessen Insel wir waren, schützen will.
„Du
wolltest doch, dass wir aussteigen?“, fragte er mich mit hoffnungsvollem Blick.
„Jaaa.“, erwiderte ich langezogen.
„Steigen
wir aus, wenn das Baby geboren ist. Allerdings…..“, und an dieser Stelle sah
mich Sasha mit einer sorgenvollen Mine an, „…..Claire und das Baby werden uns
begleiten.“
Und
noch im selben Augenblick fiel mir Gunnar ein. DAS hatte ich doch alles schon
einmal erlebt. Sollte ich nun, mit DIESEM MANN, welchen ich so allmählich
lieben lerne, zusammen mit seiner ersten Liebe und SEINEM Baby in den
Untergrund gehen? Natürlich stimmte ich zu und sagte nichts weiter. Sasha sah
mir meine Zweifel jedoch an. Obwohl,…..zu Beginn war mein Vertrauen in Sasha so
groß, dass ich tatsächlich nicht weiter besorgt gewesen war. Aber dann, so
allmählich…..nun ja,….erinnerte es mich an all die Situationen mit Gunnar und
seinen Frauen.
Sasha
hatte seine Arme von hinten um mich geschlungen und schmuste mit mir. Vor allem
sollte es gleichwohl genauso aussehen für die anderen, damit kein Verdacht
aufkam. Denn sein Vater hatte ihm wohl angeraten, sich diesen Leuten nicht zu
widersetzen. Sasha allerdings fühlte da offenbar recht energischen Widerstand.
Schließlich ging es um SEIN Kind.
Sashas
Hände fassten meine Hüften und drehten mich zu ihm um.
„Du
musst dich wirklich nicht sorgen wegen Claire. Ich will nur das Baby schützen…und
natürlich auch sie. Da geschieht schon nichts weiter.“, versicherte er mir.
„Wie
bei Sharon?“, fragte ich trocken und ohne jegliche Regung meines Gesichts.
„Nein,
nein. Das war doch ganz etwas anderes.“
„Ach
ja? DU bist der Vater des Kindes und sie war deine erste große Liebe. Die
perfekte Familie also. Und ICH stehe nebenan wie das fünft Rad am Wagen UND,
ich kenne solche Situationen und Gefühle UND ich will sie nicht!“, ließ ich
mich nicht von ihm unterbrechen.
„Nein,
nein, SO wird das nicht. Vertraue mir doch. DU bist meine Frau und ich will
dich um keinen Preis der Welt erneut verlieren.“
Ich
glaubte es ihm sogar, denn gerade an diesem Morgen waren wir festumschlungen
aufgewacht, er hatte mich ganz innig gehalten und Tränen standen ihm in den
Augen, als er sich über mich beugte, um mich zu küssen. Als ich ihn fragte, was denn mit ihm sein, antwortete er: „Ich träumte,
die bis wieder weggelaufen.“
„Weiß
es Claire schon?“
„Nein.“
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Etwas
später dann rief mich Gunnar an. Er war schlecht zu verstehen. Legte dann
wieder auf und versuchte es erneut.
„Ich
wollte mich nur kurz bei dir melden.“, sagte er. „Damit du nicht denkst, ich
hätte den Plan verloren. Er steht doch noch oder?“
„Ja
natürlich tut er das.“, bestätigte ich. „Wieso ist die Verbindung so schlecht?“
„Ich
bin in China.“
„WAS???!“
„Ich
hole Malikas Familie ab. SIE selbst ist aus Sicherheitsgründen allerding nicht
dabei.“
„Du
bist allein?“
„Ja.“
„Um
Himmelswillen! Pass auf dich auf!!!“
„Keine
Sorge, das tue ich schon. Es dürfte keine Schwierigkeiten mehr geben.
Allerdings fehlt uns noch eine Unterschrift. Der jage ich jetzt nach.“
„Sei
bloß vorsichtig.“, riet ich ihm und ich war/bin besorgt.
„Ich
wollte nur, dass du weißt, dass ich an dich denke. Ich melde mich später wieder
bei dir, wenn das hier überstanden ist. Und gewöhne dich nicht ZU sehr an das
Leben mit dem Juden. Hörst du?“
„Ja.
Ich höre. Und nein. Das tue ich schon nicht.“ (War DAS gelogen?)
„Weiß
noch jemand anders davon?“, fragte ich ihn zum Schluss.
„Natürlich.
Mein Vater und meine Brüder. Ich liebe dich. Bis bald.“
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Mit
WEM gehe ich nun in den Untergrund? Mit Gunnar? Oder mit Sasha und….Claire mit
ihrem Baby?
Allerdings
WÄRE DIES nun eine hervorragende Gelegenheit für mich NEIN zu sagen und Sasha
alleine mit Claire und seinem Baby gehen zu lassen. DAS gäbe mir die
Gelegenheit unbeschadet zu Gunnar zurückzugehen, OHNE Repressalien erwarten zu
müssen. CLAIRE wäre die ideale Entschuldigung für mich. Und will er das Baby
retten, muss er es tun (also aussteigen, untertauchen),…so Claire es ebenfalls
will. Gunnar kann ich allerdings davon (noch) nichts erzählen. Später
vielleicht……
Ja,
das Leben ist spannend. Eine Achterbahnfahrt…..