Ich war so besonnen,
jedoch eher auf nicht geplanten Umwegen, fast aus einer anfänglichen
Verzweiflung heraus, selbst auf das Thema Gunnar hinzuweisen, bevor ein
Bumerang hätte zu mir zurückkommen können, falls Sasha Bescheid gewusst hätte,
dass Gunnar hier gewesen war. Vorher jedoch war es wichtig auszuloten, was die
Ursache von Sashas schlechter Laune ist.
„Geschäftlich.“,
war seine Antwort auf meine drängende Frage hin, was denn mit ihm sei und es
dauerte nicht lange, bis er mich um Verzeihung bat, was den Schluss zuließ,
dass er von meinem Treffen mit Gunnar nichts wusste. Andererseits hätte Sasha
gleichwohl lügen können. Konnte ich das wissen?
Nun folgend war
Sasha bemüht, mit Entschuldigungen meine Sorgen ob seiner gereizten Stimmung zu
zerstreuen, was mich zu meinem nächsten Schritt brachte, welcher ebenso nicht
geplant gewesen, sondern spontan entstanden war. Ich redete ein wenig wirr
darüber, dass ich Schweden verlassen wolle. Sasha wunderte sich und wurde
aufmerksam, offenbar, weil er solch‘ Aussage von mir nicht erwartete, weil ich
doch so glücklich war, wieder in Schweden zu sein.
„Ist Gunnar hier
gewesen?“, kam die Frage von ihm auf den Punkt, welche ich mit meiner
vorherigen Aussage provoziert und mit welcher ich gerechnet hatte und es wäre
unsinnig gewesen zu lügen, alldieweil ich mit Gunnar, vor aller Augen,
Frühstücken war. Nur war es nicht nötig restlos alles zu gestehen. Eher doch Unverfängliches,
wie eben öffentlich beim Frühstück mit Gunnar geredet zu haben, was nichts
Anstößiges ist.
Nun hatte Sasha Gunnar
bereits einen Tag zuvor in dieser Zeit im Restaurant gesehen. Er selbst jedoch
dachte, dass ich es eben nicht bemerkt hatte. Das kam mir entgegen. Also
gestand ich Sasha, dass Gunnar ins Restaurant gekommen war, als ich dort
frühstückte. „Ja, wir haben geredet.“, bekannte ich freimütig.
Am Ende war ich
dabei Sasha zu vermitteln, dass ich mich des Gespräches mit Gunnar wegen,
durcheinander und unwohl fühle. Ruhe und Beständigkeit in meinem Leben bräuchte
und keinen Mann, wie es Gunnar bisher gewesen war, vor allem, mit seinen Betrügereien
und zahlreichen Frauen.
„Natürlich schwor
er mir sich geändert zu haben. Nur glaube ich ihm nicht.“, was die Wahrheit
war. Denn genau DAS hatte ich Gunnar entgegengebracht und somit schon auf
Sashas eigene Verfehlungen hingewiesen. Es war mir im Augenblick des Redens
eingefallen und nicht vorher ausgeklügelt, nicht als Falle gedacht, genau wie
das Folgende, als ich leicht schmollend, vielleicht sogar ein wenig anklagend
erwähnte, dass auch ER, in Bezug auf Betrügereien und Frauen nicht fehlerfrei
war. Nun schien ich das Blatt zu meinen Gunsten gewendet zu haben.
Zugegeben, solch‘
„Schachspiel des Lebens“, lernt Frau erst im Umgang mit Männern.
Tut sie es nicht,
wird SIE stets die Betrogene
bleiben. Und WAS habe ich schon anderes getan, als DAS, was Männer, oft recht unbedarft
und selbstverständlich täglich tun.
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Alles in allem,
WAS ist nun geschehen? - Wer unschuldig ist,
der werfe den ersten Stein, wäre an dieser Stelle die treffende Metapher.
Sasha geht es
nicht gut damit, wenn ER mich betrügt – was er mit Sicherheit weniger als
Gunnar tut -. Er versichert mir allerdings stets, dass ihm diese Frauen nichts
bedeuten, was ich ihm sogar glauben kann. Er ist anders als Gunnar, trotz
alledem beide die Verantwortung für ihr Handeln übernehmen. Gunnar ist jedoch
ein wenig lachs. Meint, Männer sein eben SO. Sasha scheint da doch eher das
schlechte Gewissen zu plagen, ungeachtet dessen auch ER rasch über seine kleinen
Liaisons hinweggehen mag und Gleiches auch von mir erwarte.
Vergleiche ich die
beiden, stelle ich fest, dass sich Männer in diesen Belangen doch oft ähnlicher
sind als sie denken. Nur was Betrügereien und Frauen betrifft, traue ich Sasha
doch eher über den Weg als Gunnar, welchen ich bisher gut kannte, gleichwohl er
nun angeben mag, sich verändert zu haben.
Für DAS, was ich
mir für meine Zukunft wünsche, fühle ich mich bei Sasha besser aufgehoben. –
Und hier sind alle finanziellen Dinge aus der Waagschale genommen. - Würde ich
allerdings Gunnars Worten tatsächlich Glauben schenken und er würde ihnen
wirklich Taten folgen lassen, tja nun, wüsste ich es nur, dann würde ich – aus
Liebe! – Gunnar wählen. Was nicht
bedeutet, dass ich Sasha nicht liebe. Nur eben auf eine andere Weise. Erneut
eine prekäre Lage. Und DAS in meiner derzeitigen Situation.
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Zu erwähnen wäre
noch Sashas Hinweis auf eine überraschende Reise nach Israel. Er meinte, dass
er bereits gestern, gleich nach seiner Ankunft hier, mit mir hätte fliegen
wollen, nur für zwei, oder drei Tage. Solange hätten die Angestellten des
Zentrums die anstehenden Dinge allein geregelt. Ohne Frage.
„Dann spätestens
am Wochenende.“, drängte er. „Wir bleiben nur wenige Tage.“
Auf meinen
fragenden Blick hin erklärte er weiter, dass es mir doch nun etwas besser ginge
und mein Arzttermin erst am 17. Februar wäre. In der Zwischenzeit könnten wir doch
nach Jerusalem reisen. Bei diesem Wort – „Jerusalem“ – schwante mir etwas und
ebenso dieser Dringlichkeit wegen. Trotz alledem stimmte ich zu, um Sasha
glücklich zu machen, DENN, ich weiß, wozu diese Eile und diese Reise dient. Es ist
ihm wichtig, seine Ehe mit mir noch einmal vor seinem G**tt zu bekräftigen (was
mir im Grunde nichts bedeutet, obgleich Sasha meint, dass auch ICH zu diesem
G**tt und seinem Volk gehöre, obwohl ICH daran festhalte, dass es eine Religion
ist und kein Volk und ich mich keinesfalls dieser zugehörig fühle).
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P.S.: Ich fühl-te
Reue Sasha gegenüber. (War beinahe panisch, dass er etwas wissen konnte, wegen
seiner schlechten Laune.) Ja, auch mich plag-te das schlechte Gewissen, so wie
ihn in dergleichen Fällen. Dann dachte ich an Sashas kleine Verfehlungen und
war meine Bedenken los. – An dieser Stelle gilt eben: Wer unschuldig ist, werfe
den ersten Stein. - Sollte man in einer Beziehung, einer Ehe, nicht an
Wesentlicheren festhalten? Dass man weiß, man wird geliebt? Und dass derjenige
einem ebenso am Herzen liegt. Und ich kann sagen, dass ist bei Sasha,
mittlerweile schon der Fall,………auch wenn er zu Beginn unaufrichtig war und
unsere Beziehung, die Ehe, sowie meine Liebe zu ihm mit allen Mitteln erzwingen
wollte.
Und nein, ich
unterliege NICHT dem „Stockholm-Syndrom“.