Gunnar ist heute
Morgen, nach dem gemeinsamen Frühstück weggefahren und ich bin froh über die
Zeit die wir zum Reden hatten. Natürlich sprachen wir nicht nur miteinander.
Smile.
Sasha hatte
gestern noch zwei Mal angerufen, aber jedes Mal ist die Verbindung – aus
welchen Gründen auch immer – abgebrochen. Daher vermag ich nicht zu sagen, WANN
er zurückkommen wird. Nun, ich vermute, in den nächsten Stunden.
Gunnar und ich witzelten
noch gestern Abend, als wir zu Bett gegangen waren.
„Was, wenn Sasha
Morgenfrüh beizeiten hier im Zimmer steht?“ Gunnar machte eine gekünstelt
besorgte Miene und zog die linke Augenbraue vielsagend nach oben.
Ich zuckte mit den
Schultern, obwohl es mir genau genommen NICHT wirklich gleichgültig wäre (!).
“Dann soll es eben so sein.“, antwortete ich ihm.
So viel gelacht,
wie mit Gunnar in den vergangenen Stunden, hatte ich schon lange nicht mehr.
Natürlich ist klar, dass es nicht so bliebe, wären wir wieder zusammen. Das
Leben ist nun einmal nicht nur Sonnenschein. Aber in der kurzen Zeit, die uns
zur Verfügung stand, spart man überwiegend Themen der Besorgnis aus. Überwiegend.
Was ich Gunnar
allerdings nicht wirklich glauben kann, ist sein Versprechen mir treu zu sein,
allweil ich ihn gaaaanz anders kenne.
„Wie kann es
möglich sein, dass sich ein Mensch so drastisch und allumfassend verändern
kann?“, fragte ich ihn.
„Ich hatte eine
lange Zeit mit Erik im Zauberwald.“
„DAS kann es doch
nicht gewesen sein? Schließlich ist es nicht sein erster Versuch, dich zur
Vernunft zu bringen. Zudem wirst du nicht die ganze Zeit dort gewesen sein,
sondern ebenso bei deinen anderen Frauen.“ Ich hatte jede Menge Fragen an ihn.
„OHO! Nicht so
hastig mit den jungen Pferden. Ich erkläre es dir doch und verspreche dir……“
„Versprechungen
habe ich bereits zu viele gehört“, fiel ich ihm ins Wort, „und die meisten
davon wurden nicht gehalten.“ Ob nun von dir oder anderen Männer, wollte ich
noch sagen, behielt diesen letzten Teil des Satzes jedoch besser für mich.
Gunnar schnaufte.
„Es ist ebenso der Wille der zählt.“, erklärte er mir. „Dieses Mal wird es
gelingen. Glaube mir doch. Und ja, ich war selbstverständlich einige Male auf
Gotland bei Malika und meinem Vater. Meine Brüder besuche ich freilich ebenso
ab und an.“
„Was ist mit den
Partys, mit deiner Vorliebe, um die Häuser zu ziehen?“
„Ich trinke nicht
mehr.“ An dieser Stelle musste ich lachen.
„Ja, ja, lach‘ du
nur. Es ist wirklich so. Nur dann und wann ein Bier. Das erlaubst du mir doch
sicherlich?“ Er lächelte verlegen. „Außerdem haben die meisten meiner Brüder Frau
und Kinder. Sie sind halt recht konservativ geworden.“
„Das ist alles in
nur einem Jahr geschehen? Das vermag ich ebenfalls nicht zu glauben.“
„Ja, natürlich ist
ab und an noch Fußballzeit. Ich kann mir schließlich nicht alles abgewöhnen.“
Gunnar lachte ein wenig geniert. Er war mir etwas ausgewichen.
„Was ist mit
deinen Kindern?“
„Ich besuche sie
selbstverständlich regelmäßig.“
„Und deren Mütter?“,
platzte Frage um Frage zügig aus mir heraus. „Malika? Margot und die Indianerin. Wie
war noch einmal ihr Name? Ich neige dazu ihn zu vergessen. Wirst du mit ihnen
womöglich gelegentlich schlafen, sowie du es bisher immer getan hast?“ Fragen
über Fragen.
Gunnar tat
überfordert. Räusperte sich und fuhr dann fort mit den Antworten. „Margot lebt
ihr eigenes Leben. Ja, bisher schliefen wir noch ab und an miteinander.
Allerdings bin ich nicht mehr der Einzige für sie, gestand sie mir letztens. Daher
ist es besser für mich, vorsichtiger mit ihr zu sein und nur noch mein Kind zu
besuchen, wenn ich zu ihr gehe. Gunai, die Indianerin, sehe ich nicht oft. Du
weißt, sie lebt bei ihrem Stamm in Nordkalifornien und hat nicht vor von dort
wegzugehen.“
„War sie nicht so
derart versessen darauf deine Frau zu werden?“
„Ja. Nur als ich
Malika heiratete, sagte sie zu mir, dass sie sich einen anderen Mann suchen
wird.“
„Weißt du, dass
es tatsächlich geschieht? Oder war es nur eine Antwort aus Trotz geboren?“
Dieser Teil der Unterhaltung war ein wenig Nerven aufreibend und hitzig für mich.
„Nein. Das weiß
ich nicht. Aber sie kennt meine Pläne, dich wieder heiraten zu wollen,
weil…..ich dich liebe Rea. Daraus mache ich keinen Hehl. Bei niemanden.“
Eine kleine Pause entstand
und dann sprach ich meine Gedanken aus, die ich währenddessen hatte. „Du
möchtest tatsächlich ein gediegenes Leben mit mir führen? Du kennst meine
Vorstellungen gut. Insofern vermute ich, es wird dir nicht gelingen.“
„Warum versuchen
wir es nicht einfach?“ Gunnar schien ungeduldig zu werden.
Weil ich dann
Sasha verliere und DAS möchte ich nicht, insbesondere dann, wenn ich nicht
weiß, was mich mit dir erwartet, dachte ich so bei mir. Sprach es jedoch nicht
aus, gleichwohl ich mir sicher war, dass Gunnar ganz genau wusste, was meine
Gedanken waren. Er lächelte nur, als hätte er verstanden.
„Bist du jetzt
feige geworden?“, fragte er und sah mich prüfend und ebenso herausfordernd an.
„Ich möchte, mit
zunehmendem Alter und Kränklichkeiten, mehr Beständigkeit in meinem Leben. So
wenig wie möglich Sorgen und Ängste haben. Verstehst du, was ich versuche dir zu sagen?“
„Ja natürlich tue ich
das und werde dir alles bieten, was mir dahingehend möglich ist.“
„Ich glaube das
nicht. Und….was bedeutet versuchen?“
„Das ich tun werde
was mir möglich ist, um dich glücklich zu machen. Genügt dir das nicht?“
„All diese
Versprechungen hörte ich bereits so viele Male. UND, WAS ist in der
Vergangenheit daraus geworden?“
Gunnar schien
nicht mehr zu wissen, was er mir antworten sollte, um mich zu überzeugen. Verwies auf all das Gute in den sieben Jahren, welche wir verheiratet waren.
Unser Gespräch
drehte sich nun doch mehr im Kreise. Daher suchte ich es zu beenden. Saß schlicht und einfach nur neben ihm, schwieg und dachte nach.
Kann ich
tatsächlich auf seine (neuerlichen) Versprechungen bauen? Wird es dieses Mal in
der Tat anders sein? Wird er meine Erwartungen, die er sehr gut kennt, wirklich
erfüllen? Oder wird es nach einer gewissen Zeit erneut Ärger (mit anderen Frauen,
Partys und dem Trinken) geben? Diesbezüglich sollte ich, mittels Divination,
einen Blick in die Zukunft wagen. Dennoch sind es unsere Entscheidungen, welche
die Zukunft formen. Es liegt an jedem einzelnen selbst, wie seine Zukunft
aussehen wird. Und wenn sein Wille tatsächlich so stark ist, wie er sagt?????
Alles in allem, um
dies hier nun zu beenden, bin ich glücklich darüber, mit Gunnar wieder in
Kontakt zu sein. Dennoch zögere ich diesen Schritt zu tun und Sasha zu
verlassen. Vor einem Jahr hätte ich DIES nicht so gedacht. Daher behalte ich mir
den von Gunnar angesetzten Stichtag (Samhain) vor. Bis dahin verbleibt mir noch genügend
Zeit, um über alles nachzudenken.
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Mittlerweile war
ich allein Mittagessen und bin nun dabei uns Kaffee und Kuchen bringen zu
lassen. Denn Sasha ist soeben eingetroffen. Allerdings scheint mir seine Laune
nicht gerade die Beste zu sein. Warum, gilt es für mich herauszufinden.
P.S.: Ich bin ein
wenig…..durcheinander und……etwas angespannt.