Montag, 27. Januar 2020

Es sind unsere Entscheidungen, welche die Zukunft formen


Gunnar ist heute Morgen, nach dem gemeinsamen Frühstück weggefahren und ich bin froh über die Zeit die wir zum Reden hatten. Natürlich sprachen wir nicht nur miteinander. Smile.
Sasha hatte gestern noch zwei Mal angerufen, aber jedes Mal ist die Verbindung – aus welchen Gründen auch immer – abgebrochen. Daher vermag ich nicht zu sagen, WANN er zurückkommen wird. Nun, ich vermute, in den nächsten Stunden.
Gunnar und ich witzelten noch gestern Abend, als wir zu Bett gegangen waren.
„Was, wenn Sasha Morgenfrüh beizeiten hier im Zimmer steht?“ Gunnar machte eine gekünstelt besorgte Miene und zog die linke Augenbraue vielsagend nach oben.
Ich zuckte mit den Schultern, obwohl es mir genau genommen NICHT wirklich gleichgültig wäre (!). “Dann soll es eben so sein.“, antwortete ich ihm.

So viel gelacht, wie mit Gunnar in den vergangenen Stunden, hatte ich schon lange nicht mehr. Natürlich ist klar, dass es nicht so bliebe, wären wir wieder zusammen. Das Leben ist nun einmal nicht nur Sonnenschein. Aber in der kurzen Zeit, die uns zur Verfügung stand, spart man überwiegend Themen der Besorgnis aus. Überwiegend.
Was ich Gunnar allerdings nicht wirklich glauben kann, ist sein Versprechen mir treu zu sein, allweil ich ihn gaaaanz anders kenne.
„Wie kann es möglich sein, dass sich ein Mensch so drastisch und allumfassend verändern kann?“, fragte ich ihn.
„Ich hatte eine lange Zeit mit Erik im Zauberwald.“
„DAS kann es doch nicht gewesen sein? Schließlich ist es nicht sein erster Versuch, dich zur Vernunft zu bringen. Zudem wirst du nicht die ganze Zeit dort gewesen sein, sondern ebenso bei deinen anderen Frauen.“ Ich hatte jede Menge Fragen an ihn.
„OHO! Nicht so hastig mit den jungen Pferden. Ich erkläre es dir doch und verspreche dir……“
„Versprechungen habe ich bereits zu viele gehört“, fiel ich ihm ins Wort, „und die meisten davon wurden nicht gehalten.“ Ob nun von dir oder anderen Männer, wollte ich noch sagen, behielt diesen letzten Teil des Satzes jedoch besser für mich.
Gunnar schnaufte. „Es ist ebenso der Wille der zählt.“, erklärte er mir. „Dieses Mal wird es gelingen. Glaube mir doch. Und ja, ich war selbstverständlich einige Male auf Gotland bei Malika und meinem Vater. Meine Brüder besuche ich freilich ebenso ab und an.“
„Was ist mit den Partys, mit deiner Vorliebe, um die Häuser zu ziehen?“
„Ich trinke nicht mehr.“ An dieser Stelle musste ich lachen.
„Ja, ja, lach‘ du nur. Es ist wirklich so. Nur dann und wann ein Bier. Das erlaubst du mir doch sicherlich?“ Er lächelte verlegen. „Außerdem haben die meisten meiner Brüder Frau und Kinder. Sie sind halt recht konservativ geworden.“
„Das ist alles in nur einem Jahr geschehen? Das vermag ich ebenfalls nicht zu glauben.“
„Ja, natürlich ist ab und an noch Fußballzeit. Ich kann mir schließlich nicht alles abgewöhnen.“ Gunnar lachte ein wenig geniert. Er war mir etwas ausgewichen.
„Was ist mit deinen Kindern?“
„Ich besuche sie selbstverständlich regelmäßig.“
„Und deren Mütter?“, platzte Frage um Frage zügig aus mir heraus. „Malika? Margot und die Indianerin. Wie war noch einmal ihr Name? Ich neige dazu ihn zu vergessen. Wirst du mit ihnen womöglich gelegentlich schlafen, sowie du es bisher immer getan hast?“ Fragen über Fragen.
Gunnar tat überfordert. Räusperte sich und fuhr dann fort mit den Antworten. „Margot lebt ihr eigenes Leben. Ja, bisher schliefen wir noch ab und an miteinander. Allerdings bin ich nicht mehr der Einzige für sie, gestand sie mir letztens. Daher ist es besser für mich, vorsichtiger mit ihr zu sein und nur noch mein Kind zu besuchen, wenn ich zu ihr gehe. Gunai, die Indianerin, sehe ich nicht oft. Du weißt, sie lebt bei ihrem Stamm in Nordkalifornien und hat nicht vor von dort wegzugehen.“
„War sie nicht so derart versessen darauf deine Frau zu werden?“
„Ja. Nur als ich Malika heiratete, sagte sie zu mir, dass sie sich einen anderen Mann suchen wird.“
„Weißt du, dass es tatsächlich geschieht? Oder war es nur eine Antwort aus Trotz geboren?“ Dieser Teil der Unterhaltung war ein wenig Nerven aufreibend und hitzig für mich.
„Nein. Das weiß ich nicht. Aber sie kennt meine Pläne, dich wieder heiraten zu wollen, weil…..ich dich liebe Rea. Daraus mache ich keinen Hehl. Bei niemanden.“
Eine kleine Pause entstand und dann sprach ich meine Gedanken aus, die ich währenddessen hatte. „Du möchtest tatsächlich ein gediegenes Leben mit mir führen? Du kennst meine Vorstellungen gut. Insofern vermute ich, es wird dir nicht gelingen.“
„Warum versuchen wir es nicht einfach?“ Gunnar schien ungeduldig zu werden.
Weil ich dann Sasha verliere und DAS möchte ich nicht, insbesondere dann, wenn ich nicht weiß, was mich mit dir erwartet, dachte ich so bei mir. Sprach es jedoch nicht aus, gleichwohl ich mir sicher war, dass Gunnar ganz genau wusste, was meine Gedanken waren. Er lächelte nur, als hätte er verstanden.
„Bist du jetzt feige geworden?“, fragte er und sah mich prüfend und ebenso herausfordernd an.
„Ich möchte, mit zunehmendem Alter und Kränklichkeiten, mehr Beständigkeit in meinem Leben. So wenig wie möglich Sorgen und Ängste haben. Verstehst du, was ich versuche dir zu sagen?“
„Ja natürlich tue ich das und werde dir alles bieten, was mir dahingehend möglich ist.“
„Ich glaube das nicht. Und….was bedeutet versuchen?“
„Das ich tun werde was mir möglich ist, um dich glücklich zu machen. Genügt dir das nicht?“
„All diese Versprechungen hörte ich bereits so viele Male. UND, WAS ist in der Vergangenheit daraus geworden?“
Gunnar schien nicht mehr zu wissen, was er mir antworten sollte, um mich zu überzeugen. Verwies auf all das Gute in den sieben Jahren, welche wir verheiratet waren.
Unser Gespräch drehte sich nun doch mehr im Kreise. Daher suchte ich es zu beenden. Saß schlicht und einfach nur neben ihm, schwieg und dachte nach.
Kann ich tatsächlich auf seine (neuerlichen) Versprechungen bauen? Wird es dieses Mal in der Tat anders sein? Wird er meine Erwartungen, die er sehr gut kennt, wirklich erfüllen? Oder wird es nach einer gewissen Zeit erneut Ärger (mit anderen Frauen, Partys und dem Trinken) geben? Diesbezüglich sollte ich, mittels Divination, einen Blick in die Zukunft wagen. Dennoch sind es unsere Entscheidungen, welche die Zukunft formen. Es liegt an jedem einzelnen selbst, wie seine Zukunft aussehen wird. Und wenn sein Wille tatsächlich so stark ist, wie er sagt?????

Alles in allem, um dies hier nun zu beenden, bin ich glücklich darüber, mit Gunnar wieder in Kontakt zu sein. Dennoch zögere ich diesen Schritt zu tun und Sasha zu verlassen. Vor einem Jahr hätte ich DIES nicht so gedacht. Daher behalte ich mir den von Gunnar angesetzten Stichtag (Samhain) vor. Bis dahin verbleibt mir noch genügend Zeit, um über alles nachzudenken.

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Mittlerweile war ich allein Mittagessen und bin nun dabei uns Kaffee und Kuchen bringen zu lassen. Denn Sasha ist soeben eingetroffen. Allerdings scheint mir seine Laune nicht gerade die Beste zu sein. Warum, gilt es für mich herauszufinden.  


P.S.: Ich bin ein wenig…..durcheinander und……etwas angespannt.