Dienstag, 28. Januar 2020

Das Schachspiel des Lebens – Wer unschuldig ist, werfe den ersten Stein


Ich war so besonnen, jedoch eher auf nicht geplanten Umwegen, fast aus einer anfänglichen Verzweiflung heraus, selbst auf das Thema Gunnar hinzuweisen, bevor ein Bumerang hätte zu mir zurückkommen können, falls Sasha Bescheid gewusst hätte, dass Gunnar hier gewesen war. Vorher jedoch war es wichtig auszuloten, was die Ursache von Sashas schlechter Laune ist.
„Geschäftlich.“, war seine Antwort auf meine drängende Frage hin, was denn mit ihm sei und es dauerte nicht lange, bis er mich um Verzeihung bat, was den Schluss zuließ, dass er von meinem Treffen mit Gunnar nichts wusste. Andererseits hätte Sasha gleichwohl lügen können. Konnte ich das wissen?
Nun folgend war Sasha bemüht, mit Entschuldigungen meine Sorgen ob seiner gereizten Stimmung zu zerstreuen, was mich zu meinem nächsten Schritt brachte, welcher ebenso nicht geplant gewesen, sondern spontan entstanden war. Ich redete ein wenig wirr darüber, dass ich Schweden verlassen wolle. Sasha wunderte sich und wurde aufmerksam, offenbar, weil er solch‘ Aussage von mir nicht erwartete, weil ich doch so glücklich war, wieder in Schweden zu sein.
„Ist Gunnar hier gewesen?“, kam die Frage von ihm auf den Punkt, welche ich mit meiner vorherigen Aussage provoziert und mit welcher ich gerechnet hatte und es wäre unsinnig gewesen zu lügen, alldieweil ich mit Gunnar, vor aller Augen, Frühstücken war. Nur war es nicht nötig restlos alles zu gestehen. Eher doch Unverfängliches, wie eben öffentlich beim Frühstück mit Gunnar geredet zu haben, was nichts Anstößiges ist.
Nun hatte Sasha Gunnar bereits einen Tag zuvor in dieser Zeit im Restaurant gesehen. Er selbst jedoch dachte, dass ich es eben nicht bemerkt hatte. Das kam mir entgegen. Also gestand ich Sasha, dass Gunnar ins Restaurant gekommen war, als ich dort frühstückte. „Ja, wir haben geredet.“, bekannte ich freimütig.
Am Ende war ich dabei Sasha zu vermitteln, dass ich mich des Gespräches mit Gunnar wegen, durcheinander und unwohl fühle. Ruhe und Beständigkeit in meinem Leben bräuchte und keinen Mann, wie es Gunnar bisher gewesen war, vor allem, mit seinen Betrügereien und zahlreichen Frauen.
„Natürlich schwor er mir sich geändert zu haben. Nur glaube ich ihm nicht.“, was die Wahrheit war. Denn genau DAS hatte ich Gunnar entgegengebracht und somit schon auf Sashas eigene Verfehlungen hingewiesen. Es war mir im Augenblick des Redens eingefallen und nicht vorher ausgeklügelt, nicht als Falle gedacht, genau wie das Folgende, als ich leicht schmollend, vielleicht sogar ein wenig anklagend erwähnte, dass auch ER, in Bezug auf Betrügereien und Frauen nicht fehlerfrei war. Nun schien ich das Blatt zu meinen Gunsten gewendet zu haben.

Zugegeben, solch‘ „Schachspiel des Lebens“, lernt Frau erst im Umgang mit Männern.
Tut sie es nicht, wird SIE stets die Betrogene bleiben. Und WAS habe ich schon anderes getan, als DAS, was Männer, oft recht unbedarft und selbstverständlich täglich tun.

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Alles in allem, WAS ist nun geschehen?  - Wer unschuldig ist, der werfe den ersten Stein, wäre an dieser Stelle die treffende Metapher.
Sasha geht es nicht gut damit, wenn ER mich betrügt – was er mit Sicherheit weniger als Gunnar tut -. Er versichert mir allerdings stets, dass ihm diese Frauen nichts bedeuten, was ich ihm sogar glauben kann. Er ist anders als Gunnar, trotz alledem beide die Verantwortung für ihr Handeln übernehmen. Gunnar ist jedoch ein wenig lachs. Meint, Männer sein eben SO. Sasha scheint da doch eher das schlechte Gewissen zu plagen, ungeachtet dessen auch ER rasch über seine kleinen Liaisons hinweggehen mag und Gleiches auch von mir erwarte.
Vergleiche ich die beiden, stelle ich fest, dass sich Männer in diesen Belangen doch oft ähnlicher sind als sie denken. Nur was Betrügereien und Frauen betrifft, traue ich Sasha doch eher über den Weg als Gunnar, welchen ich bisher gut kannte, gleichwohl er nun angeben mag, sich verändert zu haben.
Für DAS, was ich mir für meine Zukunft wünsche, fühle ich mich bei Sasha besser aufgehoben. – Und hier sind alle finanziellen Dinge aus der Waagschale genommen. - Würde ich allerdings Gunnars Worten tatsächlich Glauben schenken und er würde ihnen wirklich Taten folgen lassen, tja nun, wüsste ich es nur, dann würde ich – aus Liebe! – Gunnar wählen.  Was nicht bedeutet, dass ich Sasha nicht liebe. Nur eben auf eine andere Weise. Erneut eine prekäre Lage. Und DAS in meiner derzeitigen Situation.

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Zu erwähnen wäre noch Sashas Hinweis auf eine überraschende Reise nach Israel. Er meinte, dass er bereits gestern, gleich nach seiner Ankunft hier, mit mir hätte fliegen wollen, nur für zwei, oder drei Tage. Solange hätten die Angestellten des Zentrums die anstehenden Dinge allein geregelt. Ohne Frage.
„Dann spätestens am Wochenende.“, drängte er. „Wir bleiben nur wenige Tage.“
Auf meinen fragenden Blick hin erklärte er weiter, dass es mir doch nun etwas besser ginge und mein Arzttermin erst am 17. Februar wäre. In der Zwischenzeit könnten wir doch nach Jerusalem reisen. Bei diesem Wort – „Jerusalem“ – schwante mir etwas und ebenso dieser Dringlichkeit wegen. Trotz alledem stimmte ich zu, um Sasha glücklich zu machen, DENN, ich weiß, wozu diese Eile und diese Reise dient. Es ist ihm wichtig, seine Ehe mit mir noch einmal vor seinem G**tt zu bekräftigen (was mir im Grunde nichts bedeutet, obgleich Sasha meint, dass auch ICH zu diesem G**tt und seinem Volk gehöre, obwohl ICH daran festhalte, dass es eine Religion ist und kein Volk und ich mich keinesfalls dieser zugehörig fühle).

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P.S.: Ich fühl-te Reue Sasha gegenüber. (War beinahe panisch, dass er etwas wissen konnte, wegen seiner schlechten Laune.) Ja, auch mich plag-te das schlechte Gewissen, so wie ihn in dergleichen Fällen. Dann dachte ich an Sashas kleine Verfehlungen und war meine Bedenken los. – An dieser Stelle gilt eben: Wer unschuldig ist, werfe den ersten Stein. - Sollte man in einer Beziehung, einer Ehe, nicht an Wesentlicheren festhalten? Dass man weiß, man wird geliebt? Und dass derjenige einem ebenso am Herzen liegt. Und ich kann sagen, dass ist bei Sasha, mittlerweile schon der Fall,………auch wenn er zu Beginn unaufrichtig war und unsere Beziehung, die Ehe, sowie meine Liebe zu ihm mit allen Mitteln erzwingen wollte.
Und nein, ich unterliege NICHT dem „Stockholm-Syndrom“.