Sasha war
verstimmt, ob meiner Vehemenz und Endgültigkeit. Ich gab nicht nach. Lenkte
nicht ein, obgleich Sasha im Laufe des Tages mich zu beschwichtigen suchte,
sodass ich einlenken möge. Ich tat es nicht und so packte er am Ende des Tages
einen Koffer mit Kleidung und fuhr in die Stadt. Ich vermutete, er hielt sich bei
Hanna Martensen auf, was sich späterzu bestätigte.
„Wenn du zur
Vernunft gekommen bist, dann rufe mich an.“, hatte er noch zu mir gesagt, bevor
er gegangen war.
DAS hätte ich
nicht von ihm erwartet………….
Aber gut. Dann
sollte es so sein.
Da sorgt sich jemand……
Kevin, mein
Geschäftsführer, der sein Haus gleich neben dem Meinem hat, hatte bemerkt, das
Sashas Auto fehlt und klopfte bei mir an, um zu sehen, dass alles in Ordnung sei. Wir redeten kurz über meine Situation und in jener wenigen Zeit wurde mir
von Minute zu Minute klar-er,….ich hatte keine Wahl und……ich rief Sasha
letztendlich an. Kevin war nicht böse, jedoch ebenso wenig erfreut und
nannte mich einen Feigling. Nun, es gibt verschiedene Gründe, was für meine
letztliche Entscheidung spricht, die für mich und mein Leben schon recht
schwerwiegend sind, wie ich finde.
Drei Mal versuchte
ich Sasha zu erreichen, bevor er meinen Anruf entgegennahm. Wer weiß, aus
welchen Gründen. Denn er hatte darauf gewartet, wie er mir im Nachhinein
gestand. Er kam dann so gegen halb elf Uhr abends zu mir zurück. Wir redeten
ein wenig, klärten viel und heute ist alles…….ganz „normal“, als wäre nie etwas
gewesen.
Eine „gute Tat“
Hanna Martensen
bleibt mir jedoch erhalten. Sasha gedenkt ihr soweit zu helfen, dass sie nun
eine Art Anstellung bei ihm hat mit einem korrekten Vertrag. Sie bekommt ein
Gehalt und ihre Wohnung wird von ihm bezahlt, sodass sie es nicht mehr nötig
hat in ihr altes „Milieu“ zurückzukehren. Eine gute Tat. Das sehe ich ein. Für
gewisse Gelegenheiten und Geschäftsreisen wird sie ihm dann exklusiv zur
Verfügung stehen.
Geben und nehmen
Nun ja, ich lenkte
ein, gab nach und fühlte mich selbstredend schon ein wenig gedemütigt. - Jedoch
nicht als Feigling. - Sasha meinte, dass es in einer Ehe ein Geben und Nehmen
sei und jeder müsse Kompromisse schließen. Er liebe mich und würde mir alles
geben, was ich bräuchte und wolle, was nicht zu leugnen ist, erwarte jedoch im
Gegenzug gleichwohl „etwas“ (….wie Akzeptanz, Gehorsam in manchen Belangen). An
dieser Stelle beginnt mein Part für Kompromisse. Und ja, ich gebe zu, Sasha
kümmert sich in der Tat rührend um mich und um jedwede Belange, die mich
betreffen. Im Geschäftlichen, im Außen, sowie im Privaten, wo er über die Maßen
liebe- und verständnisvoll ist. Mich so akzeptiert, wie ich bin, samt meiner
Kränklichkeiten und, letztendlich, ebenso mit nur einer Brust. Im Grunde kann
ich nicht klagen, bis…….auf seine Wortbrüchigkeit, was andere Frauen betrifft.
Die üblichen Sätze dazu sind, dass andere Frauen, gleich wer sie auch sein mögen,
keinerlei Bedeutung für UNS haben. – Und das glaube ich ihm sogar. - All DAS
sei außerhalb unserer Ehe zu sehen und hätte ausschließlich mit körperlichen Dingen
(Befriedigungen?- Meine Interpretation) zu tun. Oft hätte er gleichwohl keine
Wahl, wenn man am Ende von Geschäftsabschlüssen stehe. Oder auch Feiern mit
seinen (Logen-) Brüdern. Die Anwesenheit schöner Frauen wäre dann ein selbstverständlicher
Standard, wogegen er nicht aufbegehren könne. Es wäre nun einmal SO in dieser (seiner)
Welt. Das müsse ich schon akzeptieren und schließlich bedeute es nichts, hätte
nichts mit uns beiden zu tun. – Geschäft ist Geschäft und privat ist privat. - Aus
diesem Grunde wäre es ihm schon bei so manchen Gelegenheiten lieber, dass Hanna
Martens ihn begleite (und nicht ich). Das wäre nun ihr Job und sie hätte ohne jeglichen Zwang eingewilligt dies zu tun.
Etwas Besseres hätte ihr ohnehin nicht passieren können, merkte er noch an und
ich sah das schon irgendwie ein,….dass es eine Chance für sie
ist……auszusteigen…..aus einem gewissen Milieu.
Nun gut, mein
Leben mit Sasha ist wie es ist und es liegt mir fern zu verschweigen, dass es ohne Frage seine Vorteile
hat. Aber nicht NUR das. Zumeist tut es mir gut mit ihm zusammen zu sein. Zudem kann ich mich des Lebens erfreuen, es zum Teil sogar genießen, trotz meiner krankheitsbedingten Einschränkungen. Wiege ich das „Eine“ gegen das „Andere“ auf,……bleibt mir nichts anderes als
zu akzeptieren was ist (was Sasha sagt). Zuweilen zähneknirschend. Das mag
sein. Aber dennoch……..schnauf……. Alles ist gut.....
…..und es erwies
sich noch heute Morgen als sinnvolle und kluge Entscheidung einzulenken, denn ich vermag
kaum zu sagen wie froh ich bin, dass Sasha bei mir war, als mir heute Morgen
meine Mutter völlig aufgelöst davon erzählte, dass bei ihnen eingebrochen
worden ist und…….ich anscheinend einen jüngeren Bruder hätte, was allerdings
nicht wirklich etwas Erfreuliches sei. Denn das gewaltsame Eindringen in ihr
Haus wäre nicht nur mit einem Schrecken einhergegangen. Der Vater wäre verletzt.
Dieser junge Mann wäre schlicht und einfach durch die offene Tür zum Garten hin
hereingekommen, hätte dann überraschend in der Küche gestanden und so getan,
als sei er zu Haus‘. Als der Vater ihn zum Gehen aufgefordert hätte, wäre er
aggressiv geworden und hätte zu schupsen begonnen, sodass der Vater
gestrauchelt und auf den Boden gefallen sei, was womöglich nicht die Absicht
des jungen Mannes gewesen war. Gleich darauf zog er ein Papier, eine
Geburtsurkunde aus seiner Hosentasche, erzählte mir meine Mutter noch gänzlich
aufgeregt, welches besagt, dass die Mutter dieses jungen Mannes die verstorbene
Tante Ellen sei, die ja nun genau genommen ebenso meine, wie Maries Mutter ist.
Letztendlich rief
mein Vater doch noch die Polizei, die dann sogleich kam. Der junge Mann, der
behauptet mein Bruder zu sein, wurde von ihnen mitgenommen. Man wird sehen, was
daraus wird.
Ich fragte meine Eltern,
ob sie unsere Hilfe bräuchten.
„Ruf‘ heute Nachmittag
noch einmal an, wenn sich dein Vater von dem Schrecken erholt hat.“, sagte sie und auch ihre eigene Stimme schien zu zittern.
Am Nachmittag
erfuhr ich dann, dass mein Vater wohl einige blaue Flecken davontragen wird und
Kopfschmerzen hat. Trotz alledem werden Sasha und ich Morgen für einen
Kurzbesuch nach Deutschland aufbrechen (…….was OHNE Sasha SO, auf die Schnelle
mit der Privatmaschine und ohne weitere Komplikationen, kaum möglich wäre. Ich brauche ihn.......doch).