Dienstag, 24. November 2020

Wie du wünschst

 Sasha war verstimmt, ob meiner Vehemenz und Endgültigkeit. Ich gab nicht nach. Lenkte nicht ein, obgleich Sasha im Laufe des Tages mich zu beschwichtigen suchte, sodass ich einlenken möge. Ich tat es nicht und so packte er am Ende des Tages einen Koffer mit Kleidung und fuhr in die Stadt. Ich vermutete, er hielt sich bei Hanna Martensen auf, was sich späterzu bestätigte. 
„Wenn du zur Vernunft gekommen bist, dann rufe mich an.“, hatte er noch zu mir gesagt, bevor er gegangen war. 
DAS hätte ich nicht von ihm erwartet…………. 
Aber gut. Dann sollte es so sein.
 
 
Da sorgt sich jemand…… 
Kevin, mein Geschäftsführer, der sein Haus gleich neben dem Meinem hat, hatte bemerkt, das Sashas Auto fehlt und klopfte bei mir an, um zu sehen, dass alles in Ordnung sei. Wir redeten kurz über meine Situation und in jener wenigen Zeit wurde mir von Minute zu Minute klar-er,….ich hatte keine Wahl und……ich rief Sasha letztendlich an. Kevin war nicht böse, jedoch ebenso wenig erfreut und nannte mich einen Feigling. Nun, es gibt verschiedene Gründe, was für meine letztliche Entscheidung spricht, die für mich und mein Leben schon recht schwerwiegend sind, wie ich finde.
Drei Mal versuchte ich Sasha zu erreichen, bevor er meinen Anruf entgegennahm. Wer weiß, aus welchen Gründen. Denn er hatte darauf gewartet, wie er mir im Nachhinein gestand. Er kam dann so gegen halb elf Uhr abends zu mir zurück. Wir redeten ein wenig, klärten viel und heute ist alles…….ganz „normal“, als wäre nie etwas gewesen. 
 
 
Eine „gute Tat“  
Hanna Martensen bleibt mir jedoch erhalten. Sasha gedenkt ihr soweit zu helfen, dass sie nun eine Art Anstellung bei ihm hat mit einem korrekten Vertrag. Sie bekommt ein Gehalt und ihre Wohnung wird von ihm bezahlt, sodass sie es nicht mehr nötig hat in ihr altes „Milieu“ zurückzukehren. Eine gute Tat. Das sehe ich ein. Für gewisse Gelegenheiten und Geschäftsreisen wird sie ihm dann exklusiv zur Verfügung stehen.
 
Geben und nehmen   
Nun ja, ich lenkte ein, gab nach und fühlte mich selbstredend schon ein wenig gedemütigt. - Jedoch nicht als Feigling. - Sasha meinte, dass es in einer Ehe ein Geben und Nehmen sei und jeder müsse Kompromisse schließen. Er liebe mich und würde mir alles geben, was ich bräuchte und wolle, was nicht zu leugnen ist, erwarte jedoch im Gegenzug gleichwohl „etwas“ (….wie Akzeptanz, Gehorsam in manchen Belangen). An dieser Stelle beginnt mein Part für Kompromisse. Und ja, ich gebe zu, Sasha kümmert sich in der Tat rührend um mich und um jedwede Belange, die mich betreffen. Im Geschäftlichen, im Außen, sowie im Privaten, wo er über die Maßen liebe- und verständnisvoll ist. Mich so akzeptiert, wie ich bin, samt meiner Kränklichkeiten und, letztendlich, ebenso mit nur einer Brust. Im Grunde kann ich nicht klagen, bis…….auf seine Wortbrüchigkeit, was andere Frauen betrifft. Die üblichen Sätze dazu sind, dass andere Frauen, gleich wer sie auch sein mögen, keinerlei Bedeutung für UNS haben. – Und das glaube ich ihm sogar. - All DAS sei außerhalb unserer Ehe zu sehen und hätte ausschließlich mit körperlichen Dingen (Befriedigungen?- Meine Interpretation) zu tun. Oft hätte er gleichwohl keine Wahl, wenn man am Ende von Geschäftsabschlüssen stehe. Oder auch Feiern mit seinen (Logen-) Brüdern. Die Anwesenheit schöner Frauen wäre dann ein selbstverständlicher Standard, wogegen er nicht aufbegehren könne. Es wäre nun einmal SO in dieser (seiner) Welt. Das müsse ich schon akzeptieren und schließlich bedeute es nichts, hätte nichts mit uns beiden zu tun. – Geschäft ist Geschäft und privat ist privat. - Aus diesem Grunde wäre es ihm schon bei so manchen Gelegenheiten lieber, dass Hanna Martens ihn begleite (und nicht ich). Das wäre nun ihr Job und sie hätte ohne jeglichen Zwang eingewilligt dies zu tun. Etwas Besseres hätte ihr ohnehin nicht passieren können, merkte er noch an und ich sah das schon irgendwie ein,….dass es eine Chance für sie ist……auszusteigen…..aus einem gewissen Milieu.

Nun gut, mein Leben mit Sasha ist wie es ist und es liegt mir fern zu verschweigen, dass es ohne Frage seine Vorteile hat. Aber nicht NUR das. Zumeist tut es mir gut mit ihm zusammen zu sein. Zudem kann ich mich des Lebens erfreuen, es zum Teil sogar genießen, trotz meiner krankheitsbedingten Einschränkungen. Wiege ich das „Eine“ gegen das „Andere“ auf,……bleibt mir nichts anderes als zu akzeptieren was ist (was Sasha sagt). Zuweilen zähneknirschend. Das mag sein. Aber dennoch……..schnauf……. Alles ist gut.....

 
…..und es erwies sich noch heute Morgen als sinnvolle und kluge Entscheidung einzulenken, denn ich vermag kaum zu sagen wie froh ich bin, dass Sasha bei mir war, als mir heute Morgen meine Mutter völlig aufgelöst davon erzählte, dass bei ihnen eingebrochen worden ist und…….ich anscheinend einen jüngeren Bruder hätte, was allerdings nicht wirklich etwas Erfreuliches sei. Denn das gewaltsame Eindringen in ihr Haus wäre nicht nur mit einem Schrecken einhergegangen. Der Vater wäre verletzt. Dieser junge Mann wäre schlicht und einfach durch die offene Tür zum Garten hin hereingekommen, hätte dann überraschend in der Küche gestanden und so getan, als sei er zu Haus‘. Als der Vater ihn zum Gehen aufgefordert hätte, wäre er aggressiv geworden und hätte zu schupsen begonnen, sodass der Vater gestrauchelt und auf den Boden gefallen sei, was womöglich nicht die Absicht des jungen Mannes gewesen war. Gleich darauf zog er ein Papier, eine Geburtsurkunde aus seiner Hosentasche, erzählte mir meine Mutter noch gänzlich aufgeregt, welches besagt, dass die Mutter dieses jungen Mannes die verstorbene Tante Ellen sei, die ja nun genau genommen ebenso meine, wie Maries Mutter ist. 
Letztendlich rief mein Vater doch noch die Polizei, die dann sogleich kam. Der junge Mann, der behauptet mein Bruder zu sein, wurde von ihnen mitgenommen. Man wird sehen, was daraus wird. 
Ich fragte meine Eltern, ob sie unsere Hilfe bräuchten.
„Ruf‘ heute Nachmittag noch einmal an, wenn sich dein Vater von dem Schrecken erholt hat.“, sagte sie und auch ihre eigene Stimme schien zu zittern.

Am Nachmittag erfuhr ich dann, dass mein Vater wohl einige blaue Flecken davontragen wird und Kopfschmerzen hat. Trotz alledem werden Sasha und ich Morgen für einen Kurzbesuch nach Deutschland aufbrechen (…….was OHNE Sasha SO, auf die Schnelle mit der Privatmaschine und ohne weitere Komplikationen, kaum möglich wäre. Ich brauche ihn.......doch).