Mittwoch, 17. Mai 2017

Die „Frohe Kunde“ der Rückkehr und endlich (m)eine Schwester




Alexa ist zurück. In Begleitung ihrer Eltern.
Gunnar eröffnete es mir kurz  vor ihrer Ankunft.
„Sind wir deshalb noch länger hier geblieben?“, schoss es aus mir heraus.
Gunnar antwortete nicht direkt auf meine Frage. „Es ist doch besser so. Alexa reist nicht allein und sie kann dann mit uns zurück nach Schweden fliegen.“, argumentierte er. „Und die Kinder können noch ein paar Tage zusammen sein.“
Ich schnaufte. Wut baute sich in mir auf. „Bis jetzt war ich glücklich mit dir. Nun ist mein Tag verdorben.“, schmollte ich. Aber, WAS konnte/kann ich schon (dagegen) tun? Es war/ist nicht nützlich, mich erneut damit zu belasten. Es tut mir nicht gut. Trotz alledem war ich traurig. Bin…..ich traurig.
Gunnar kam zu mir hin, stützte sich mit beiden Armen auf die Lehnen meines Sessels und sah mir lächelnd tief in die Augen. „Du weißt doch, dass es sie gibt. Und es war doch eigentlich absehbar, dass sie wieder kommt.“
„Ja. Sie ist die Mutter deines Sohnes und perfekt.“, haderte ich noch immer. „Wozu brauchst du mich dann noch.“
Gunnar verlagerte sein Gewicht nach rechts, griff mit der linken Hand mein Genick und zog mich näher zu sich heran. Küsste mich auf den Mund. Innig, voller Leidenschaft. Dann sah er mich wieder an. „Sag‘ doch nicht immer sowas und höre auf dergleichen überhaupt zu denken. Ich liebe dich Rea. Das weißt du doch. Und es hat mit Alexa nichts zu tun. Mit meinem Sohn, das ist etwas anderes. Für meine Kinder würde ich genauso alles tun, wie für dich. Oder etwa nicht?“…..und ich wusste genau, was er damit sagen wollte. Er hatte sich solche Mühe gegeben, mir ein treuer Ehemann zu werden. All seine (sadomasochistischen) Neigungen abzulegen und sein übermäßiges Verlangen, nach Sex und anderen Frauen. (Also, WAS wollte ich mehr…..für den Augenblick. Ich sollte wohl zufrieden sein, mit DEM, wie es ist.)
Bedeutete das nun, dass er für Alexa eben NICHT alles tun würde? Schoss es mir im nächsten Moment durch den Kopf. Zumindest deutete ich dies aus seinen Worten. Frage jedoch nicht noch einmal nach.

Marie erfuhr von mir die frohe Kunde, dass Alexa zurück zu uns kam. Denn sie fragte, was mit mir sei.
„Hey, nun gräme dich doch nicht. Es war doch klar, dass sie wieder kommt.“, versuchte sie mich aufzumuntern.
Ich schüttelte (ein wenig verzweifelt) mit dem Kopf. „Stell dir doch nur einmal vor, Henrik hätte eine andere Frau und mit ihr ein Kind. WIE würdest DU dich dann fühlen?“
Sie kam zu mir hin. Setzte sich neben mich und legte vertrauensvoll ihren Arm um meine Schulter. Ihr Kopf neigte sich zu meinem herüber. „Du hast ja Recht meine Schwester. Aber was willst du denn tun. Es ist wie es ist. Und zumindest hat er all die anderen Eigenarten und Frauen abgelegt. Im Rahmen der bestehenden Möglichkeiten, ist doch soweit alles okay. UND…. Gunnar liebt dich doch sehr. Das ist doch offensichtlich. Ich sehe das.“
„Ja.“, erwiderte ich leise. „Das mag sein.“
Ein ABER diskutierten wir dann jedoch nicht mehr. Ich ließ sein.
Dennoch…….JETZT fiel es mir ein, Marie hatte das aller erste Mal zu mir Schwester gesagt. Und DAS ohne irgendwelche zynischen Andeutungen oder Ähnliches. Es war ehrlich und sogar ein wenig liebevoll gemeint. So zumindest schien es mir. Ich war überwältigt!

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Als Gunnar zum Airport gefahren war, um seinen Sohn, Alexa und ihre Eltern abzuholen, versuchte ich Óðinn Asger und Inula Castanea los zu werden, die mit ihrer Tante Rea spielen wollten, um trotziger Weise Wanja anzurufen. Ich erreichte ihn sogar. A-b-e-r…..er hatte natürlich keine Zeit (für mich). Bedauerte es selbstverständlich, müsse sich aber um seine Tochter kümmern. Alldieweil seine Frau in der psychiatrischen Klinik wäre. Und einen Urlaub, hätte und wollte er nach einer Niederlage keineswegs antreten. Er wäre nach wie vor zu Hause, in Kalifornien.
Was hatte ich denn erwartet? Bla, bla, bla……..
Derek rief ich gar nicht erst an. Was hätte es mir gebracht, nach New York zu fliegen? Ich hätte mich nur der Eifersucht Lauriannes ausgesetzt.
Und mit Sasha wollte ich in diesem Augenblick nicht reden. Er war ohnehin weit weg. (Was ihn betraf, kamen mir immer wieder Zweifel in den Sinn. Was war seine wahre Intension? Tatsächlich ICH?)


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Ich versuchte mich nicht allzu sehr auf meinen Zorn zu konzentrieren. Versank irgendwo im Internet. Sah mir Bilder an und zwischendurch immer wieder die Kinder. Óðinn Asger und Inula Castanea.
Marie schrie aus der Küche: „Could you help me please?”
So verging die Zeit und ich dachte nicht mehr an die baldige Ankunft von Alexa und ihrem Balg samt Eltern.

Als sie dann kamen, war alles easy. Einfach SO wie davor……also, bevor Alexa nach Kalifornien geflogen war.
Ich begrüßte sie. War sitzen geblieben. Und auch ihre Eltern, die mir zuriefen: „Stay sit! No Problem.“
Sie reichten mir die Hand und waren freundlich. Lachten übers ganze Gesicht. „Schön hier zu sein.“, sprach Alexas Vater aus. Die Mutter, Gina, eher ein wenig zurückhaltend. Sie schaute sich um mit offenbarem Staunen. Dem Vater Phil merkte man nichts weiter an.
Alles ist nun wieder.....wie es war ….und ich begegne allen ganz sporadisch, ohne nachzudenken, wer sie sind. Sie sind einfach…..da….in meinem Haus. Und ICH bin die Gastgeberin, samt Marie, meiner Halbschwester. Ich bin entgegenkommend, gefällig und…..nett. (Wie man es von mir erwartet!) Gunnar ist selbstredend stolz auf mich. Kein Murren. Kein Knurren. Keine Missgünstigkeiten. Keine Eifersüchteleien. Ebenso wenig von Alexas Seite her. Sie scheint glücklich zu sein. Gunnar gleichermaßen. Er liebt ohnehin die Familienatmosphäre.

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Es ist vier Uhr morgens. Ich kann nicht schlafen. Mein Ehemann liegt nicht neben mir. Er ist bei Alexa und seinem Sohn, den ich gerade schreien höre.
Obgleich ich Gunnar gestern Abend bat, mich nach Möglichkeit nicht bemerkten zu lassen, dass er nicht bei mir ist……tut er es nun.
Trotz alledem, gedenke ich mich noch einmal hin zu legen und zu ruhen. Womöglich schlafe ich dann wieder ein.