Nachdem ich den
Post in meinem Büro beendet hatte, während Gunnar nun doch seinen Verpflichtungen
als Chef des Zentrums nachgekommen war, wollte ich nach Hause gehen. Oder am
besten gleich ins Restaurant. Dachte ich noch, als mich Gunnar genau DANACH
fragte. Und das überaus liebevoll.
„Wollen wir
nicht essen gehen? Hast du keinen Hunger? Bist du nicht erschöpft?“
Die letzte Frage
allerdings, lies mich erneut aufhorchen. Ich musste wissen, was die
beiden (Gunnar und Alexa) so reden, wenn sie zusammen waren. Ging es mir durch
den Kopf. Wäre dieser delikate Auftrag nichts für Henning und ein Anlass ihn
wieder zu sehen?
Das Dinner und
der Abend verliefen ruhig.
Sasha hätte
ohnehin nicht im Restaurant sein können. Er hatte die späte Schicht, die bis
zehn Uhr abends geht. Am Nachmittag hatte ich Ryan danach gefragt.
Und aus dem
Nichts heraus, stellte mir Gunnar mit einem Mal die Frage, ob es denn
Vorschritte zu verzeichnen gäbe, wenn ich diesem Mr. Fliess schon etwas näher
käme.
Oh Göttin! WAS
meinte er damit? Wusste er Bescheid? Hatte er in meinen Gedanken etwas gelesen?
Ich schaute ganz
verdutzt, im ersten Augenblick (DAS war NICHT gut, so zu schauen! Impliziert
die Schuldigkeit und jagt Bilderreihen durch den Kopf, die es zu stoppen galt,
damit Gunnar sie nicht sah. Schwierig.), und fing mich dann.
„Du meine
Güte!“, rief ich aus und kratzte mich verlegen an der Stirn. „Nein.“, sagte ich
dann nur und tat eine bedauernde Gestik mit den Armen. „Er ist glatt wie ein
Aal. Und bohren bringt hier nichts. Er würde es bemerken. Ich kann nicht
umgehend, wenn er mich ein Stück auf dem Weg nach Hause begleitet, die Politik
ansprechen. Oder etwas Privates. DAS gehört sich nicht. Smal talk war bislang
das Einzige. Alle Versuche meinerseits mehr von ihm zu erfahren, scheiterten
bislang. Tut mir leid.“ Und DAS war nicht gelogen.
„Dann gehe NÄHER
ran.“, sagte er und sah ein wenig betreten zu mir hin. Was mich wissen ließ,
dass ihm diese Option selber nicht gefiel. Zudem sagte er mir damit,
dass er NICHTS von all dem wusste, was meine bereits bestehenden Nähe zu Sasha
Fliess betraf.
Dennoch
versetzten mir diese vier Worte einen Stich im Bauch. Ich erschrak und sah
Gunnar verdattert an. Räusperte mich kurz und fragte dann: „W-a-s genau meinst
du damit?“
„Mach‘ ihm
schöne Augen. Er scheint Interesse an dir zu haben. Flirte ein wenig, oder was
Frauen sonst so tun, um zu bekommen was sie wollen.“
Ich empörte mich
und schnaufte. „Was denkst Du eigentlich WER ich bin? Eine Hure und das….“
„Dass du das
schaffst, ihn dazu zu bewegen mehr zu sagen, als er will.“, schnitt Gunnar mir
das Wort ab. „Und NEIN! Ich denke NICHT, dass du eine Hure bist. Nur jemand,
der seine Interessen vertritt und die des Zentrums. Schwul wird er nicht sein.
Sonst könnte ich es versuchen.“ Gunnar lächelte schmal.
Ich lächelte
zurück und tat erstaunt. „Und du bist dir sicher, dass ich das tun soll?“
„Ja. Denn ich
glaube, und wir alle, Erik, Adam, Mary und Tate´ waren uns darin einig, dass
mit ihm etwas nicht stimmt und er nicht zufällig hier her gekommen ist.“
„Ja, ich weiß.“,
erwiderte ich erst und senkte den Kopf.
„Deshalb hatten
wir ihn Troels als Beobachter zur
Seite gestellt. Aber von ihm war leider ebenso wenig zu erfahren.“
Und wieder ein
kurzer Schock Moment für mich, indem ich die Luft anhielt. „Du hast Troels
befragt deshalb?“
Gunnar tat einen
tiefen Atemzug. „Ja.“
„Und?“
Nun breitete er
die Arme aus und zuckte mit den Schultern. „Nichts. Nichts Privates. Nichts
Politisches. Nur Allgemeines. Es stimmt. Er ist glatt wie ein Aal und das sagt
mir, da stimmt etwas nicht. Jeder spricht irgendwann einmal über seine Familie
oder über seine politische Meinung. ER offenbar nicht. Nur im Allgemeinen.
Entweder er ist tatsächlich ein verschlossener Typ. Oder er hat etwas zu
verbergen.“
„Siehst du
nichts IN ihm? In seinen Gedanken.“
„Nichts, was uns
weiter hilft. Aber da wir uns alle einig waren, verwundert mich genau DAS. Wenn
tatsächlich etwas mit ihm nicht stimmt und er einen Auftrag hat, ist er
wirklich gut. Perfekt.“
Oho! Genau DAS,
was ich selbst gestern noch dachte. Perfekt.
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Heute Morgen
schlief ich mit meinem Mann. Er wollte es so und ICH war damit glücklich.
Im Restaurant
wartete Sasha auf mich…nahm ich an. Er saß, wie am Tag zuvor, allein an einem
Tisch. Nur dieses Mal, unserem Tisch, auf der Empore, zugewandt. Was bedeutete,
dass es ihm möglich war, mich uneingeschränkt zu beobachten.
Ich verhielt
mich ganz normal. Gunnar sagte nichts weiter. Schien Sasha nicht einmal zu
bemerken. Was ich mir nicht vorstellen konnte. Jedoch, alles war gesagt, von
ihm, zu diesem Thema. Nun war es, wie gleichwohl zuvor an mir, etwas zu tun,
was uns weiter bringt.
Dieses Mal
verließ ich mit meinem Ehemann das Restaurant. Sah nur kurz zu ihm hinüber und
nickte ihm freundlich zu.
Auf dem Weg zum
Büro, konnte ich es nicht lassen Gunnar darauf hinzuweisen, wie ausgezeichnet
es OHNE Alexa zwischen uns sein kann.
Er reagierte nicht
sofort darauf. Sagte stattdessen etwas später: „Ich bring‘ dich ins Büro und
schaue dann noch mal kurz zu meinem Kind. Dann komme ich auch.“
„Ah! Schön.“,
tat ich gespielt erstaunt. „Dann wirst du heute deine Pflicht erfüllen.“
Gunnar lachte.
„Ja natürlich. Was denkst du denn?“ Er legte seinen Arm um meine Schulter,
neigte den Kopf zu mir hin und küsste mich liebevoll.
Sollte ich nun die
bösartig beschuldigenden Gedanken von gestern etwa beiseitelegen? Genau
genommen hatte ich vor, Henning bereits heute anzurufen. Nun ja. In jedem Fall
konnte es nicht schaden. Und im Besten, wäre es eine Bestätigung, dass mich
Gunnar wirklich liebt und Alexa womöglich nicht wirklich die böse Hexe ist, die
Gunnar dazu bringen will, mich in die Psychiatrie zu bringen. Womöglich hatte
ich mich auch nur für einen Augenblick verirrt………
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„Henning, ich
hätte einen delikaten Auftrag für dich. Hättest du Zeit dafür?“
„Um was geht es
denn?“
„Um mich ganz
persönlich, meinen Mann und seine andere Frau. Ich möchte wissen, was
gesprochen wird, wenn die beiden zusammen sind. Ich habe da so einen Verdacht
und ich hoffe, er bestätigt sich nicht.“
„Man kennt
Zentrum und wird sich fragen, was ich dort zu schaffen habe.“
„Du wirst
eingestellt bei mir“
Henning lachte. „Ja.
Das hättest du gerne. Aber gut, wenn es der Sache dient.“
Henning sagte
zu.
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Derek meldet
sich nicht und ich lass ihm Zeit……
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Oh! Beinahe
hätte ich es vergessen zu erwähnen. Ich sah und sprach Lara und Charlie im
Büro. Sie war offenbar besorgt, dass ich böse auf sie war.
„Oh nein! Warum?
Es ist eine win win win Situation. Charlie ist in guten Händen. Denn im Grunde
scheint es mir ohnehin besser zu sein, wenn ICH mich nicht mehr mit ihm treffe.
Zudem gibt es nun keinen Anlass mehr für dich, mit meinem Mann ins Bett zu
gehen.“
Lara staunte. „Dann
ist alles okay zwischen uns?“
„Aber ja.“
Charlie kam
herein. Schien ganz verlegen. Die Hände in den Hosentaschen wie ein kleiner
Junge und sein Gang ein wenig schleppend. Von einem Bein auf das andere.
„Alles okay bei
euch?“
Ich lachte. „Natürlich.“
Lara verließ erstaunlicher
Weise den Raum und Charlie sah mich (sabbernd) begehrlich an.
„Du bist echt
nicht böse?“
„Warum? Es ist
gut so, wie es ist. Werdet glücklich. Ich gönne es euch.“
Ein
anerkennendes Nicken von Charlie samt Mimik. „Wow! Ich wusste immer, du bist
eine ganz Große.“