Kevin ist
bereits einen Tag nach dem Heilritual mit seiner und Janinas Familie, was wohl
nun dasselbe ist, weitergereist nach Hawaii.
Ob das
Heilritual für Kevin erfolgreich sein wird, kann ich nicht sagen. Aber da ich
dumme Gans mir offenbar noch immer im Unbewussten die Schuld für seinen Unfall
gab, lag es an mir, den „Ausgleich“ zu zahlen, wie Camille meinte, oder
vorschlug und sie fragte, ob ich denn tatsächlich bereit dazu wäre, dies für
meinen Freund zu tun. Ich (Idiotin) nickte und…..es kam, wie es kommen musste.
Urplötzlich bekam ich, schon am darauffolgenden Tag, in den Beinen Schmerzen.
Jedoch unterschiedlicher Art. Zum einen krampfte der Muskel im rechten Oberschenkel.
Und zum anderen stellen sich offenbar
Venenprobleme ein. Ich kann mir nicht vorstellen, aus welchem Grund.
Mag sein, dass
diese Art von Beschwerden in der Familie liegen. Aber ich bin doch noch
verhältnismäßig jung! So unvermittelt und überraschend bilden sich nun mehr und
mehr dieser dunkelblauen Venen heraus. Und das geschieht in einer
Geschwindigkeit die niemand für möglich halten würde. WAS soll das werden? Nie
wieder Kleider und Röcke tragen? Nur noch Hosen anziehen? Nein!
Da sich eine
leichte Rötung am linken Unterschenkel zeigte, war ich hier vor Ort beim Arzt,
der jedoch nichts wirklich Bedrohliches feststellen konnte, für den Augenblick
zumindest. Allerdings empfahl er mir spezielle Strümpfe, die meinen Beinen
Besserung bringen sollen.
Göttin noch
eins! Ich bin doch noch keine alte Frau und habe einen Mann, der bei der Stange
gehalten werden will! Und gewiss NICHT
mit derartigen Utensilien! Verdammt noch mal! WAS an Gesundheit habe ich
„eingetauscht“? Vor allem so überaus rasch und unvermittelt. In nur wenigen
Tagen zeigten sich mehr und mehr dieser blauen Adern an meinen Beinen. Das ist
selbst für magische Sachverhalte recht ungewöhnlich. Wie mir auch Gunar
bestätigte.
„Vielleicht
liegt es ja auch an diesem Ort.“, sagte er.
„Wieso das
denn?“, fragte ich, weil ich nicht verstand, was er damit sagen wollte.
„Dieser Ort will
etwas von dir und du gibst es ihm nicht.“
„WAS?“
Gunnar lächelte
mich an. „Ich gedachte dich nicht zu bedrängen und du warst so motiviert, Kevin
zu helfen. Aber vielleicht erinnerst du dich, dass es hier auf dem Grundstück
einen Ort gibt, den du alsbald einmal wieder aufsuchen solltest.“
„Um WAS zu
tun?“, wurde ich ungehalten.
„Zu reisen.“,
hörte ich mit einem Mal Camille sagen, die wie in einem Zaubertrick, auf
wundervolle Weise, mitten im Raume stand.
Die magischen
Zwillinge waren entzückt. Hatten sich nicht einmal erschrocken, so wie einige
von uns Erwachsenen. Sie rannten direkt auf Camille zu und klammerten sich an
ihr fest.
Als ich nach
etwa zwei Sekunden wieder bei mir war, hatte ich jedoch eine dringliche Frage
an sie, die mir förmlich auf der Zunge brannte. Sie jedoch auszusprechen, war
in diesem Moment nicht wirklich angedacht. Oder etwa doch?
Nun, Camille kam
mir allerdings mit dem Sprechen zuvor.
SIE stellte mir nun einige Fragen.
„Rea, Warum folgst
du nicht dem, was du tun sollst? Warum weigerst du dich, das Erbe deiner Ahninnen
anzunehmen. Vielleicht erinnerst du dich, was Oshun dir einst offenbarte und
riet. Und so allmählich wäre es auch an der Zeit, erneut durch das Spiegeltor zu
gehen.“
„STOPP!“, rief
ich dazwischen und fuhr ihr ins Wort. Ich schnaufte und war wütend. Formulierte
meine Frage dann doch noch. „Camille, ich habe Angst. Werde ICH jetzt etwa im
Rollstuhl enden, an Kevins Stelle? Werden meine Beine mir den Dienst versagen?
Ist meine Mobilität der Preis für Kevins Genesung?“ Ich war ängstlich und
irgendwie total aufgelöst.
„Stopp!“, sagte
Camille, wie ich zuvor. Jedoch in einem ruhigeren Ton und sie hob dabei den
Zeigefinger. „Nein! Du wirst weiterhin gehen.“
„Aber was ist
mit diesen Venen, die sich beinahe im Minutentakt vermehren? Wie kann das sein?
Ist DAS der Preis für Kevins Genesung?“
Camille kam nun
näher zu mir heran. Stand direkt vor mir und sah in meine Augen. Sie hatte Mühe
damit, denn sie ist kleiner als ich.
„Ja.“, erwiderte
sie und bevor ich ihr noch ins Wort fallen konnte, redete sie weiter und ich
schwieg. „Aber du kannst es wandeln.“
Ich kniff die
Augen zusammen und schaute verdutzt. „Wandeln? Wie? Verschwinden sie dann?“
Camille
lächelte. „Kind, nein. Aber du kannst in der physischen Welt beginnen einiges
tun, damit sie dir nicht zu schnell zur Last fallen.“
„JETZT belasten
sie mich!“, rief ich aus.
„Nun beruhige
dich doch. Dieser Zustand ist JETZT für dich neu und daher ist es nur allzu
verständlich, dass es dich beunruhigt und ängstigt. Die derzeitigen Schmerzen
werden vergehen. Es ist doch ganz einfach. Bewege dich mehr. Laufe, lass deinen
Beinen besondere Pflege angedeihen. Du schaffst das schon.“
Ich sah sie
zweifelnd an und hätte schreien können. Dachte an Gunnar, meinen Ehemann, der
sich womöglich von mir abwandte, wenn ich mit noch zahlreicheren Beschwerden zu
kämpfen haben werde.
Camille hatte
sich bereits von mir abgewandt und war, als müsse es so sein, bedenkenlos in
Richtung Küche gegangen. Drehte sich dann jedoch noch einmal zu mir um. Die
Augen aller waren ihr gefolgt. „Und keine Angst wegen Gunnar. Er liebt sich
über alle Maßen. Ihm ist es gleichgültig, ob da und dort ein Äderchen ist. Er
wird dich auch weiterhin lieben und bei dir sein.“
Camille
verharrte eine kurze Weile in einer vielsagenden Position und richtete ihre
Worte dann wieder an mich. „Und wenn du magst Rea, zeige ich dir auf magischer
Ebene wie du deinem Unbill begegnest. Denke immer daran, NICHTS ist unmöglich
und deine spirituellen Helfer werden dir allemal zur Seite stehen.“
In diesem Augenblick,
als Camillie meine HELFER ansprach, erinnerte ich mich an die Eule, die über
mich wacht. An meine Bärenschwester und natürlich an Damballah und Ayida. An
meine Schamaninnenmutter, die Schlange. Und ebenso an die Spinnen die meine
Begleiter sind. Nur die Schildkröte war mir bisher noch nicht begegnet, so wie
Oshun es mir in meiner Vision offenbarte.(Über die Erlebnisse hinter dem Spiegeltor, darf ich noch immer nichts schreiben.)
Die Voodoo
Priesterin breitete nun die Arme aus. „Ich dachte, hier gibt es etwas zu essen?“
Und eigentlich
gedachte ich Camille noch zu fragen, WANN Kevin dann endlich wieder laufen
kann. Lies es jedoch schlussendlich sein. Er würde sich sicherlich melden, wenn
es diesbezüglich frohe Kunde geben wird.
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Selbstredend
vermochte ich nicht zu vergessen, nicht weg zu drängen, was mit mir während des
Rituals und in den letzten Tagen geschehen
war. Schließlich war ICH diejenige, die es nun, gewissermaßen, auszubaden
hatte. Daher versuchte ich mit Gunnar noch einmal darüber zu reden, als wir
dann am Abend allein in unserem Zimmer waren.
„Ich werde nun infolgedessen
gezwungen, mich wieder mit Magie zu beschäftigen.“, sagte ich ein wenig verzagt
zu Gunnar.
„Und auch mit
Dir selbst. Das heißt gleichermaßen, dass du dich wieder vermehrt um deine
eigene Heilung kümmerst sollst. Noch intensiver wie bisher.“
„Was meinst du
damit? Tue ich nicht bereits was ich kann?“
„Nun, womöglich
gibt es doch noch einiges mehr, was du tun kannst.“
Ich hob beide
Arme zur Seite hoch und sah Gunnar fragend an. „Was?“
Ein kurzes
Schnaufen war zu hören. „Vielleicht noch mehr Disziplin. Ein noch anderer
Lebenswandel. Und es scheint in der Tat wichtig zu sein, dass du dich wieder
vermehrt mit der Magie befasst. Erik kann dir hierbei sicherlich helfen und
auch bei anderen Dingen, die deine Gesundheit betreffen. Er weiß immer Rat. Und
genau genommen hättest du, nein, hätten wir beide bereits wieder durch dieses
Spiegeltor in anderen Welten gehen sollen. Nur wollte ich dich nicht drängen.“
„Warum tust du
es nicht allein? Oder mit Erik und seinen Adepten? Mit Camille?“
„Bist du denn
überhaupt nicht mehr neugierig darauf? Hast du alles vergessen?“
„Nein. Ich mag nicht mehr dorthin gehen.“, sprach
ich es unvermittelt aus. "Was soll denn das bringen? Zu welchem Zweck?"
Gunnar räusperte
sich. „O-k-a-y. Wie du meinst. Also dann zurück zu Kevin.“, schwenkte er doch einigermaßen rasch zurück.
Gunnar tat einen
tiefen Atemzug. „Okay. Du hast etwas gegeben für einen guten Freund und man hat
sich überraschend schnell den Preis dafür geholt. Daher ist jedoch zumindest davon
auszugehen, dass es Kevin aller Wahrscheinlichkeit nach tatsächlich in Kürze
besser gehen wird. Oder anfängt besser zu gehen. Aber dafür hast du nun
gewissermaßen ….bezahlt. Ich hatte mich ohnehin gewundert, dass du das tust.
Ich meine, niemand konnte sagen, wie sich das auf dich auswirken wird. Und
nun…..“
„…..und nun“,
unterbracht ich Gunnar, „werden meine Beine alsbald die einer alten Frau sein.“
Ich war wütend. Verzweifelt. In der Magie kann man nichts rückgängig machen. Allerhöchstens
wandeln.
Ja. Natürlich. Camille hatte Recht.
„Ja. Genau.“,
stimmte Gunnar mir zu, der unabsichtlicher Weise meinen Gedanken las.
„WAS soll ich
denn nun aber tun?“
„Camille bot
sich an, dich zu unterweisen.“
„Sie hat das
alles erst angerichtet!“, fuhr es mir zornig heraus.
Gunnar räusperte
sich und zog die linke Braue nach oben. „Ganz SO stimmt das nicht. Du wolltest
Kevin helfen.“
„Ja schon. Aber
WARUM muss ICH nun dabei Federn lassen?“
Ein kurzes
Pusten von Gunnar war zu hören. Offenbar wusste er nicht, wie er es mir
erklären sollte. „Du warst, bist auf der energetischen Ebene mit Kevin
verbunden. Insbesondere, was den Zeitpunkt seiner Verunfallung betraf und das
Heikelste daran ist, das du dich, ob nun bewusst oder unbewusst, tatsächlich
und immer noch schuldig an Kevins Unfall fühltest. Da war die Energie der von
dir selbst aufgebauten Schuld, die du nun offenbar vollständig abgetragen
hast.“
Ich schnaufte.
„Na Danke auch. Als ob ich nicht bereits zur Genüge gesundheitliche Probleme
hätte. Nun auch noch dies.“
„Früher oder später
wäre das ohnehin passiert.“
„SPÄTER! Aber
doch nicht JETZT. Verdammt noch mal!“ Ich war so wütend und wusste nicht wohin
mit meiner Wut.
Gunnar kam auf
mich. Er umarmte mich. „Rea, beruhige dich doch. Du musst dich nicht sorgen.
Wir regeln das schon irgendwie und wenn du nicht mit Camille arbeiten möchtest,
die keinerlei Schuld an all dem hat was Dir geschehen ist, dann gehen wir zu
Erik. Er kann dir sicherlich ebenso helfen wie sie und wird wissen, was zu tun
ist.“
Und erneut ein
verzweifeltes Schnaufen von mir. „Das will ich hoffen.“
Ein wenig
erleichtert sank ich noch tiefer in Gunnars Arme und begann zu schluchzen. Hoffte
schlicht und einfach darauf, dass mir
irgendjemand helfen kann.
„Alles ist gut.“,
hörte ich Gunnar sagen und versuchte es ebenso zu sehen, was mir allerdings,
angesichts meiner gesundheitlichen Problematik nicht gelang.
„Wie lange wird
das so weiter gehen?“, fragte ich Gunnar noch leise. „Werden meine Beine
womöglich doch wieder attraktiver werden? Ich kann doch nun überhaupt keine
Kleider mehr anziehen.“, wimmerte ich leise vor mich hin, während mich Gunnar
liebkoste und ich fühlte, wie seine Hände sanft mir über den Rücken strichen.
„Du wirst mich
hassen. Ich bin dann so hässlich….“
„Jetzt hör‘ aber
auf mit dem Jammern.“ Gunnar löste die Umarmung und sah mir direkt ins Gesicht.
„Wie oft Rea sagte ich Dir, dass ich dich liebe, gleich was auch immer geschieht.
Und ein paar kleine blaue Adern an deinen Beinen halten mich nicht auf, auf
ewig an deiner Seite zu bleiben.“ Gunnars Mimik formte sich zu einem Lachen aus,
was mich wohl animieren sollte, es ihm gleich zu tun. Und ich tat…und nein, wir
wurden nicht intim miteinander………Allerdings formte sich da noch eine leise
frage in mir, die ich allerdings nicht aussprach. WER wäre bereit, einen
Preis für meine Genesung zu zahlen?
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Selbstverständlich
rief mich Derek an und auch Sasha Fliess. Ich erzählte ihnen NICHTS von
alledem. Warum? Und was hätte es auch geändert…….
Selbst mit Kevin redete ich nicht darüber. Er hätte sich womöglich, SO wie ich vorher, schuldig gefühlt. Vielleicht war es tatsächlich an mir, diese Schuld endlich zu beenden. Im NCHTS verschwinden zu lassen. (...auf-LÖSEN lassen.)
Selbst mit Kevin redete ich nicht darüber. Er hätte sich womöglich, SO wie ich vorher, schuldig gefühlt. Vielleicht war es tatsächlich an mir, diese Schuld endlich zu beenden. Im NCHTS verschwinden zu lassen. (...auf-LÖSEN lassen.)
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Im letzten
Eintrag hier, hatte sich ein Fehler eingeschlichen. Tja nun, Zufälle
gibt es bekanntlich nicht. Und zwar dieser. Ich zitiere mich: „Seit Alexa nicht
mehr hier ist, geht es unserer, Gunnars und meiner, Ehe bestens. Selbst Marie
merkte dies an.“
Genau genommen
hatte ich vorher bereits geschrieben, aber berichtigte dann: „Seit Alexa nicht
mehr ist, geht es unserer, Gunnars und meiner, Ehe bestens…..“ In diesem Satz
fehlt das HIER. Was so ein einziges Wort doch an Aussagekraft hat! Smile….
Dieser Fehler
bringt mir in Erinnerung, was noch zu tun ist…..…auf magischer Ebene. Ungeachtet
all meinen Problemen JETZT, mit denen ich, lt. Gunnar und Camille, fertig
werden muss. (Zu Gunsten Kevins Genesung selbstverständlich.) Zudem ist es noch
nicht aller Tage Abend. Womöglich kann man doch noch etwas tun. Wandeln………….
Aber zurück zu
meinen vermeintlichen Fehler und Alexa. Wenn man mich schon ständig daran
erinnert, dass ich magischer arbeiten soll, warum nicht gleich dieses Problem
beseitigen….auf so gänzlich „magische“ Weise. (Bisher gelang es mir allerdings
nicht. Was jedoch und vermutlich an einem Schutzzauber liegen kann, den Gunnar
und Erik ebenso ausgesprochen haben mag.)