Klein Ragnar ist
krank. Hat Bauchweh, oder wer weiß was. Alexa dreht deshalb am Rand.
Verständlich. Selbstredend.
Sie gab keine
Ruhe, bis Gunnar mit ihr zum Hospital gefahren ist. Der Arzt hier im Zentrum
genügt ihr offenbar nicht. Gunnar riet ihr, doch vorerst zu tun, was dieser
sagte. Aber sie war doch recht angespannt und besorgt um den Kleinen. Gunnar
letztendlich gleichermaßen. Schließlich ist es sein Sohn.
Gunnar selbst
sah ich gestern nicht wirklich oft. Er kümmerte sich tagsüber um
Belange des Zentrums, war bei Alexa und seinem Kind und sogar noch
bei seinem Halbbruder Taylor.
Nun, geschlafen
hat er zumindest bei mir.
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Heute Morgen gab
es in der Tat reichlich zu tun. Mike half uns dabei. Für mich eine körperlich
Anstrengung. Nur, was bleibt mir übrig, wenn Gunnar mit Alexa und dem Kind im
Hospital sind?
Sasha hat noch
immer die späte Schicht. Kam und bot
seine Hilfe an.
„Das ist NICHT
deine Aufgabe.“, suchte ich ihm zu
verstehen zu geben.
„Ich würde das
aber gerne für dich tun.“, erwiderte er.
Mike grinste.
„Was ist?“,
fragte ich ihn forsch.
Er schüttelte mit
dem Kopf und grinste weiter. Ich suchte in seine Schädel hinein zu sehen. Hätte
ich gleichwohl bei Sasha tun können. Es gelingt mir zwar bei ihm ins Hirn zu
schauen, dennoch sehe ich ausschließlich DAS, was er (auch) spricht.
Da Mike offenbar
aus der Zurückhaltung und Höflichkeit heraus nichts sagen wollte, spürte ich noch
einmal nach. Denn ich hatte da in seinen Gedanken ein Bild von Derek erfasst. - Ich sehe die Gedanken anderer Menschen (wenn
ich es möchte) zumeist in Bildern.
„Denkst du
vielleicht, er ist Dereks Nachfolger?“ Ich wusste genau, dass
ich damit ins Schwarze getroffen hatte.
Er tat verlegen.
„Na ja. Man erzählt so einiges.“
„Oh! Die Gerüchteküche
kocht?“
Er lachte. „Ja.
Und wie.“
Sasha schickte
sich zu einer Verabschiedung an. Es war Zeit für seinen eigentlichen Job.
Ich sah, dass er
mich küssen wollte. Aber wird taten es (besser) nicht…..(vor Mike)..in der
Öffentlichkeit.
„Nun küsst euch
schon!“, rief dieser aus und schmunzelte. Sah von einen zu anderen. Also
küssten wir uns doch.
„Sag‘ Ryan, dass
es meine Schuld sei, dass du zu spät zur Arbeit kommst.“, waren meine Worte zum
Schluss.
„Okay.“ Er
lachte.
Im Anschluss,
während wir so am Arbeiten waren, führte ich noch ein überaus offenes und
einigermaßen privates Gespräch mit Mike, dass ich SO mit ihm noch nie geführt
hatte. Zumindest vermag ich mich nicht daran zu erinnern. Ich fand es als eine
Notwendigkeit, die Etikette zu wahren und die Anrede noch einmal festzulegen.
Denn, selbst WENN er nun im engen Kreis der Führungsriege war und in unserer
Abwesenheit sogar das Zentrum für eine Weile leitete, war er für mich nach wie
vor ein Fremder. Es war äußerst merkwürdig für mich, mit ihm so vertraulich
umzugehen. Am Ende kamen wir überein uns zwar bei den Vornamen zu nennen, aber
dennoch die Distanz des SIE‘s zu wahren. Was mir ohnehin leichter von der Zunge
ging.
„Mit Kevin ist
das natürlich etwas anderes. Ich weiß.“, spielte er noch auf mein intimeres
Verhältnis zu Kevin an und ich bestätigte es ihm selbstverständlich. „Ja. Ich liebte
ihn einst. Das ist wahr.“
Mike sah mich
erwartungsvoll an, mit großen Augen, als würde er nun noch eine größere Offenbarung
von mir erfahren. Er wartete offenkundig auf noch etwas……mehr.
„Da ist doch
bestimmt noch ein kleines Stück Liebe übrig geblieben.“ Er zwinkerte mir zu.
„Mike! Sie sind
heute doch recht kess. So kenne ich sie gar nicht.“
„Ja. Das ist
wohl wahr und ich hoffe, Sie sind mir deshalb nicht böse. Sagen Sie mir nur,
wenn es Ihnen zu persönlich wird.“
„Nun gut.“,
spielte ich diese Vertraulichkeiten herunter. „Es weiß sicher jeder darüber
Bescheid, dass ich vor Jahren mit Kevin liiert gewesen bin und er einer der
drei Männer war, die ich für kurze Zeit einmal gleichzeitig hatte. Und JA, natürlich
ist da noch immer ein Fünkchen Liebe in meinem Herzen für ihn.“
Mike fragte noch
diesbezüglich, was in New Orleans geschehen sei.
Ich war
erstaunt. „WOHER zum Kuckuck weiß man so etwas hier?“
„Das kann ich
ihnen nicht sagen. Ich hörte nur, dass sie versuchten Kevin zu helfen.“
„Ja. In der Tat.“
Ich wusste nicht so genau, wie Mike zu magischen Dingen stand. Aus diesem Grund
formulierte ich es eher etwas pauschal. „Es war ein magisches Ritual. Eine
Voodoo-Priesterin war ebenfalls anwesend. Im Grunde nichts Besonderes. Hoffen
wir, dass es gelungen ist.“, blieb ich trotz alledem wage und schwenkte um. „Ich
würde mir für Kevin nichts Sehnlicheres wünschen, als dass er wieder gesundet
und gehen kann.“ Und im Hintergrund schwingt der Gedanken die Schuld,…….die nun
getilgt sein soll zu Ungunsten MEINER Gesundheit…..wie es scheint.
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Gunnar ist noch
immer nicht zurückgekommen.
Ich meine, ich
verstehe seine Intension. Es ist sein Sohn. Aber dennoch finde ich, dass diese
Übertriebenheit nicht nötig ist.
So schlimm war
es doch nicht mit dem Kind. Oder doch?
In Bezug auf
meine (stets angeschlagene) Gesundheit, denke ich schon längst darüber nach,
zur Alternativmedizinerin zu gehen.
Genau genommen
steht der Termin bereits fest. Am „21. Juni“. Der Tag der Sommersonnenwende.
Ein Fest hier in Schweden und der Geburtstag von Óðinn Asger und
Inula Castanea. Aber womöglich befrage ich sie schon vorher einmal via iPhone
bezüglich meiner Beine. Was man so tun kann…….wir werden sehen…….
Das Wetter ist so wunderbar. Es läd geradezu ein…..zum…..wer
weiß was tun. Zwinker.
Dennoch scheint es mir vorteilhafter zu sein, auf Gunnars
Rückkehr zu warten.