Alexa ist
zurück. In Begleitung ihrer Eltern.
Gunnar eröffnete
es mir kurz vor ihrer Ankunft.
„Sind wir
deshalb noch länger hier geblieben?“, schoss es aus mir heraus.
Gunnar
antwortete nicht direkt auf meine Frage. „Es ist doch besser so. Alexa reist
nicht allein und sie kann dann mit uns zurück nach Schweden fliegen.“, argumentierte
er. „Und die Kinder können noch ein paar Tage zusammen sein.“
Ich schnaufte.
Wut baute sich in mir auf. „Bis jetzt war ich glücklich mit dir. Nun ist mein
Tag verdorben.“, schmollte ich. Aber, WAS konnte/kann ich schon (dagegen) tun?
Es war/ist nicht nützlich, mich erneut damit zu belasten. Es tut mir nicht gut.
Trotz alledem war ich traurig. Bin…..ich traurig.
Gunnar kam zu
mir hin, stützte sich mit beiden Armen auf die Lehnen meines Sessels und sah
mir lächelnd tief in die Augen. „Du weißt doch, dass es sie gibt. Und es war
doch eigentlich absehbar, dass sie wieder kommt.“
„Ja. Sie ist die
Mutter deines Sohnes und perfekt.“, haderte ich noch immer. „Wozu brauchst du
mich dann noch.“
Gunnar
verlagerte sein Gewicht nach rechts, griff mit der linken Hand mein Genick und
zog mich näher zu sich heran. Küsste mich auf den Mund. Innig, voller
Leidenschaft. Dann sah er mich wieder an. „Sag‘ doch nicht immer sowas und höre
auf dergleichen überhaupt zu denken. Ich liebe dich Rea. Das weißt du doch. Und
es hat mit Alexa nichts zu tun. Mit meinem Sohn, das ist etwas anderes. Für
meine Kinder würde ich genauso alles tun, wie für dich. Oder etwa nicht?“…..und
ich wusste genau, was er damit sagen wollte. Er hatte sich solche Mühe gegeben,
mir ein treuer Ehemann zu werden. All seine (sadomasochistischen) Neigungen
abzulegen und sein übermäßiges Verlangen, nach Sex und anderen Frauen. (Also,
WAS wollte ich mehr…..für den Augenblick. Ich sollte wohl zufrieden sein, mit DEM, wie es ist.)
Bedeutete das
nun, dass er für Alexa eben NICHT alles tun würde? Schoss es mir im nächsten
Moment durch den Kopf. Zumindest deutete ich dies aus seinen Worten. Frage
jedoch nicht noch einmal nach.
Marie erfuhr von
mir die frohe Kunde, dass Alexa zurück zu uns kam. Denn sie fragte, was
mit mir sei.
„Hey, nun gräme
dich doch nicht. Es war doch klar, dass sie wieder kommt.“, versuchte sie mich
aufzumuntern.
Ich schüttelte
(ein wenig verzweifelt) mit dem Kopf. „Stell dir doch nur einmal vor, Henrik
hätte eine andere Frau und mit ihr ein Kind. WIE würdest DU dich dann fühlen?“
Sie kam zu mir
hin. Setzte sich neben mich und legte vertrauensvoll ihren Arm um meine
Schulter. Ihr Kopf neigte sich zu meinem herüber. „Du hast ja Recht meine
Schwester. Aber was willst du denn tun. Es ist wie es ist. Und zumindest hat er
all die anderen Eigenarten und Frauen abgelegt. Im Rahmen der bestehenden
Möglichkeiten, ist doch soweit alles okay. UND…. Gunnar liebt dich doch sehr.
Das ist doch offensichtlich. Ich sehe das.“
„Ja.“, erwiderte
ich leise. „Das mag sein.“
Ein ABER
diskutierten wir dann jedoch nicht mehr. Ich ließ sein.
Dennoch…….JETZT
fiel es mir ein, Marie hatte
das aller erste Mal zu mir Schwester gesagt. Und DAS ohne irgendwelche zynischen Andeutungen oder
Ähnliches. Es war ehrlich und sogar ein wenig liebevoll gemeint. So zumindest
schien es mir. Ich war überwältigt!
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Als Gunnar zum
Airport gefahren war, um seinen Sohn, Alexa und ihre Eltern abzuholen,
versuchte ich Óðinn Asger und Inula
Castanea los zu werden, die mit ihrer Tante Rea spielen wollten, um trotziger
Weise Wanja anzurufen. Ich erreichte ihn sogar. A-b-e-r…..er hatte natürlich keine
Zeit (für mich). Bedauerte es selbstverständlich, müsse sich aber um seine
Tochter kümmern. Alldieweil seine Frau in der psychiatrischen Klinik wäre. Und
einen Urlaub, hätte und wollte er nach einer Niederlage keineswegs antreten. Er
wäre nach wie vor zu Hause, in Kalifornien.
Was hatte ich denn erwartet? Bla, bla, bla……..
Derek rief ich gar nicht erst an. Was hätte es mir gebracht,
nach New York zu fliegen? Ich hätte mich nur der Eifersucht Lauriannes
ausgesetzt.
Und mit Sasha wollte ich in diesem Augenblick nicht reden.
Er war ohnehin weit weg. (Was ihn betraf, kamen mir immer wieder Zweifel in den
Sinn. Was war seine wahre Intension? Tatsächlich ICH?)
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Ich versuchte
mich nicht allzu sehr auf meinen Zorn zu konzentrieren. Versank irgendwo im
Internet. Sah mir Bilder an und zwischendurch immer wieder die Kinder. Óðinn
Asger und Inula Castanea.
Marie schrie aus der Küche: „Could you help me please?”
So verging die Zeit und ich dachte nicht mehr an die
baldige Ankunft von Alexa und ihrem Balg samt Eltern.
Als sie dann kamen, war alles easy. Einfach SO wie
davor……also, bevor Alexa nach Kalifornien geflogen war.
Ich begrüßte sie. War sitzen geblieben. Und auch ihre
Eltern, die mir zuriefen: „Stay sit! No Problem.“
Sie reichten mir
die Hand und waren freundlich. Lachten übers ganze Gesicht. „Schön hier zu
sein.“, sprach Alexas Vater aus. Die Mutter, Gina, eher ein wenig
zurückhaltend. Sie schaute sich um mit offenbarem Staunen. Dem Vater Phil
merkte man nichts weiter an.
Alles ist nun
wieder.....wie es war ….und ich begegne allen ganz sporadisch, ohne
nachzudenken, wer sie sind. Sie sind einfach…..da….in meinem Haus. Und
ICH bin die Gastgeberin, samt Marie, meiner Halbschwester. Ich bin
entgegenkommend, gefällig und…..nett. (Wie man es von mir erwartet!) Gunnar ist
selbstredend stolz auf mich. Kein Murren. Kein Knurren. Keine
Missgünstigkeiten. Keine Eifersüchteleien. Ebenso wenig von Alexas Seite her.
Sie scheint glücklich zu sein. Gunnar gleichermaßen. Er liebt ohnehin die
Familienatmosphäre.
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Es ist vier Uhr
morgens. Ich kann nicht schlafen. Mein Ehemann liegt nicht neben mir. Er ist
bei Alexa und seinem Sohn, den ich gerade schreien höre.
Obgleich ich
Gunnar gestern Abend bat, mich nach Möglichkeit nicht bemerkten zu lassen, dass
er nicht bei mir ist……tut er es nun.
Trotz alledem,
gedenke ich mich noch einmal hin zu legen und zu ruhen. Womöglich schlafe ich
dann wieder ein.