Mittwoch, 24. Mai 2017

Vier Worte, ein Privatdetektiv und eine win win Situation



Nachdem ich den Post in meinem Büro beendet hatte, während Gunnar nun doch seinen Verpflichtungen als Chef des Zentrums nachgekommen war, wollte ich nach Hause gehen. Oder am besten gleich ins Restaurant. Dachte ich noch, als mich Gunnar genau DANACH fragte. Und das überaus liebevoll.
„Wollen wir nicht essen gehen? Hast du keinen Hunger? Bist du nicht erschöpft?“
Die letzte Frage allerdings, lies mich erneut aufhorchen. Ich musste wissen, was die beiden (Gunnar und Alexa) so reden, wenn sie zusammen waren. Ging es mir durch den Kopf. Wäre dieser delikate Auftrag nichts für Henning und ein Anlass ihn wieder zu sehen?

Das Dinner und der Abend verliefen ruhig.
Sasha hätte ohnehin nicht im Restaurant sein können. Er hatte die späte Schicht, die bis zehn Uhr abends geht. Am Nachmittag hatte ich Ryan danach gefragt.
Und aus dem Nichts heraus, stellte mir Gunnar mit einem Mal die Frage, ob es denn Vorschritte zu verzeichnen gäbe, wenn ich diesem Mr. Fliess schon etwas näher käme.
Oh Göttin! WAS meinte er damit? Wusste er Bescheid? Hatte er in meinen Gedanken etwas gelesen?
Ich schaute ganz verdutzt, im ersten Augenblick (DAS war NICHT gut, so zu schauen! Impliziert die Schuldigkeit und jagt Bilderreihen durch den Kopf, die es zu stoppen galt, damit Gunnar sie nicht sah. Schwierig.), und fing mich dann.
„Du meine Güte!“, rief ich aus und kratzte mich verlegen an der Stirn. „Nein.“, sagte ich dann nur und tat eine bedauernde Gestik mit den Armen. „Er ist glatt wie ein Aal. Und bohren bringt hier nichts. Er würde es bemerken. Ich kann nicht umgehend, wenn er mich ein Stück auf dem Weg nach Hause begleitet, die Politik ansprechen. Oder etwas Privates. DAS gehört sich nicht. Smal talk war bislang das Einzige. Alle Versuche meinerseits mehr von ihm zu erfahren, scheiterten bislang. Tut mir leid.“ Und DAS war nicht gelogen.
„Dann gehe NÄHER ran.“, sagte er und sah ein wenig betreten zu mir hin. Was mich wissen ließ, dass ihm diese Option selber nicht gefiel. Zudem sagte er mir damit, dass er NICHTS von all dem wusste, was meine bereits bestehenden Nähe zu Sasha Fliess betraf.
Dennoch versetzten mir diese vier Worte einen Stich im Bauch. Ich erschrak und sah Gunnar verdattert an. Räusperte mich kurz und fragte dann: „W-a-s genau meinst du damit?“
„Mach‘ ihm schöne Augen. Er scheint Interesse an dir zu haben. Flirte ein wenig, oder was Frauen sonst so tun, um zu bekommen was sie wollen.“
Ich empörte mich und schnaufte. „Was denkst Du eigentlich WER ich bin? Eine Hure und das….“
„Dass du das schaffst, ihn dazu zu bewegen mehr zu sagen, als er will.“, schnitt Gunnar mir das Wort ab. „Und NEIN! Ich denke NICHT, dass du eine Hure bist. Nur jemand, der seine Interessen vertritt und die des Zentrums. Schwul wird er nicht sein. Sonst könnte ich es versuchen.“ Gunnar lächelte schmal.
Ich lächelte zurück und tat erstaunt. „Und du bist dir sicher, dass ich das tun soll?“
„Ja. Denn ich glaube, und wir alle, Erik, Adam, Mary und Tate´ waren uns darin einig, dass mit ihm etwas nicht stimmt und er nicht zufällig hier her gekommen ist.“
„Ja, ich weiß.“, erwiderte ich erst und senkte den Kopf.
„Deshalb hatten wir ihn Troels als Beobachter zur Seite gestellt. Aber von ihm war leider ebenso wenig zu erfahren.“
Und wieder ein kurzer Schock Moment für mich, indem ich die Luft anhielt. „Du hast Troels befragt deshalb?“
Gunnar tat einen tiefen Atemzug. „Ja.“
„Und?“
Nun breitete er die Arme aus und zuckte mit den Schultern. „Nichts. Nichts Privates. Nichts Politisches. Nur Allgemeines. Es stimmt. Er ist glatt wie ein Aal und das sagt mir, da stimmt etwas nicht. Jeder spricht irgendwann einmal über seine Familie oder über seine politische Meinung. ER offenbar nicht. Nur im Allgemeinen. Entweder er ist tatsächlich ein verschlossener Typ. Oder er hat etwas zu verbergen.“
„Siehst du nichts IN ihm? In seinen Gedanken.“
„Nichts, was uns weiter hilft. Aber da wir uns alle einig waren, verwundert mich genau DAS. Wenn tatsächlich etwas mit ihm nicht stimmt und er einen Auftrag hat, ist er wirklich gut. Perfekt.“
Oho! Genau DAS, was ich selbst gestern noch dachte. Perfekt.

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Heute Morgen schlief ich mit meinem Mann. Er wollte es so und ICH war damit glücklich.
Im Restaurant wartete Sasha auf mich…nahm ich an. Er saß, wie am Tag zuvor, allein an einem Tisch. Nur dieses Mal, unserem Tisch, auf der Empore, zugewandt. Was bedeutete, dass es ihm möglich war, mich uneingeschränkt zu beobachten.
Ich verhielt mich ganz normal. Gunnar sagte nichts weiter. Schien Sasha nicht einmal zu bemerken. Was ich mir nicht vorstellen konnte. Jedoch, alles war gesagt, von ihm, zu diesem Thema. Nun war es, wie gleichwohl zuvor an mir, etwas zu tun, was uns weiter bringt.
Dieses Mal verließ ich mit meinem Ehemann das Restaurant. Sah nur kurz zu ihm hinüber und nickte ihm freundlich zu.
Auf dem Weg zum Büro, konnte ich es nicht lassen Gunnar darauf hinzuweisen, wie ausgezeichnet es OHNE Alexa zwischen uns sein kann.
Er reagierte nicht sofort darauf. Sagte stattdessen etwas später: „Ich bring‘ dich ins Büro und schaue dann noch mal kurz zu meinem Kind. Dann komme ich auch.“
„Ah! Schön.“, tat ich gespielt erstaunt. „Dann wirst du heute deine Pflicht erfüllen.“
Gunnar lachte. „Ja natürlich. Was denkst du denn?“ Er legte seinen Arm um meine Schulter, neigte den Kopf zu mir hin und küsste mich liebevoll.
Sollte ich nun die bösartig beschuldigenden Gedanken von gestern etwa beiseitelegen? Genau genommen hatte ich vor, Henning bereits heute anzurufen. Nun ja. In jedem Fall konnte es nicht schaden. Und im Besten, wäre es eine Bestätigung, dass mich Gunnar wirklich liebt und Alexa womöglich nicht wirklich die böse Hexe ist, die Gunnar dazu bringen will, mich in die Psychiatrie zu bringen. Womöglich hatte ich mich auch nur für einen Augenblick verirrt………

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„Henning, ich hätte einen delikaten Auftrag für dich. Hättest du Zeit dafür?“
„Um was geht es denn?“
„Um mich ganz persönlich, meinen Mann und seine andere Frau. Ich möchte wissen, was gesprochen wird, wenn die beiden zusammen sind. Ich habe da so einen Verdacht und ich hoffe, er bestätigt sich nicht.“
„Man kennt Zentrum und wird sich fragen, was ich dort zu schaffen habe.“
„Du wirst eingestellt bei mir“
Henning lachte. „Ja. Das hättest du gerne. Aber gut, wenn es der Sache dient.“
Henning sagte zu.

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Derek meldet sich nicht und ich lass ihm Zeit……

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Oh! Beinahe hätte ich es vergessen zu erwähnen. Ich sah und sprach Lara und Charlie im Büro. Sie war offenbar besorgt, dass ich böse auf sie war.
„Oh nein! Warum? Es ist eine win win win Situation. Charlie ist in guten Händen. Denn im Grunde scheint es mir ohnehin besser zu sein, wenn ICH mich nicht mehr mit ihm treffe. Zudem gibt es nun keinen Anlass mehr für dich, mit meinem Mann ins Bett zu gehen.“
Lara staunte. „Dann ist alles okay zwischen uns?“
„Aber ja.“
Charlie kam herein. Schien ganz verlegen. Die Hände in den Hosentaschen wie ein kleiner Junge und sein Gang ein wenig schleppend. Von einem Bein auf das andere.
„Alles okay bei euch?“
Ich lachte. „Natürlich.“
Lara verließ erstaunlicher Weise den Raum und Charlie sah mich (sabbernd) begehrlich an.
„Du bist echt nicht böse?“
„Warum? Es ist gut so, wie es ist. Werdet glücklich. Ich gönne es euch.“
Ein anerkennendes Nicken von Charlie samt Mimik. „Wow! Ich wusste immer, du bist eine ganz Große.“