Samstag, 27. Mai 2017

Wert-schätz-ung-en



Klein Ragnar ist krank. Hat Bauchweh, oder wer weiß was. Alexa dreht deshalb am Rand. Verständlich. Selbstredend.
Sie gab keine Ruhe, bis Gunnar mit ihr zum Hospital gefahren ist. Der Arzt hier im Zentrum genügt ihr offenbar nicht. Gunnar riet ihr, doch vorerst zu tun, was dieser sagte. Aber sie war doch recht angespannt und besorgt um den Kleinen. Gunnar letztendlich gleichermaßen. Schließlich ist es sein Sohn.
Gunnar selbst sah ich gestern nicht wirklich oft. Er kümmerte sich tagsüber um Belange des Zentrums, war bei Alexa und seinem Kind und sogar noch bei seinem Halbbruder Taylor.
Nun, geschlafen hat er zumindest bei mir.

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Heute Morgen gab es in der Tat reichlich zu tun. Mike half uns dabei. Für mich eine körperlich Anstrengung. Nur, was bleibt mir übrig, wenn Gunnar mit Alexa und dem Kind im Hospital sind?
Sasha hat noch immer die späte Schicht. Kam und bot seine Hilfe an.
„Das ist NICHT deine Aufgabe.“,  suchte ich ihm zu verstehen zu geben.
„Ich würde das aber gerne für dich tun.“, erwiderte er.
Mike grinste.
„Was ist?“, fragte ich ihn forsch.
Er schüttelte mit dem Kopf und grinste weiter. Ich suchte in seine Schädel hinein zu sehen. Hätte ich gleichwohl bei Sasha tun können. Es gelingt mir zwar bei ihm ins Hirn zu schauen, dennoch sehe ich ausschließlich DAS, was er (auch) spricht.
Da Mike offenbar aus der Zurückhaltung und Höflichkeit heraus nichts sagen wollte, spürte ich noch einmal nach. Denn ich hatte da in seinen Gedanken ein Bild von Derek erfasst.  - Ich sehe die Gedanken anderer Menschen (wenn ich es möchte) zumeist in Bildern.
„Denkst du vielleicht, er ist Dereks Nachfolger?“ Ich wusste genau, dass ich damit ins Schwarze getroffen hatte.
Er tat verlegen. „Na ja. Man erzählt so einiges.“
„Oh! Die Gerüchteküche kocht?“
Er lachte. „Ja. Und wie.“
Sasha schickte sich zu einer Verabschiedung an. Es war Zeit für seinen eigentlichen Job.
Ich sah, dass er mich küssen wollte. Aber wird taten es (besser) nicht…..(vor Mike)..in der Öffentlichkeit.
„Nun küsst euch schon!“, rief dieser aus und schmunzelte. Sah von einen zu anderen. Also küssten wir uns doch.
„Sag‘ Ryan, dass es meine Schuld sei, dass du zu spät zur Arbeit kommst.“, waren meine Worte zum Schluss.
„Okay.“ Er lachte.
Im Anschluss, während wir so am Arbeiten waren, führte ich noch ein überaus offenes und einigermaßen privates Gespräch mit Mike, dass ich SO mit ihm noch nie geführt hatte. Zumindest vermag ich mich nicht daran zu erinnern. Ich fand es als eine Notwendigkeit, die Etikette zu wahren und die Anrede noch einmal festzulegen. Denn, selbst WENN er nun im engen Kreis der Führungsriege war und in unserer Abwesenheit sogar das Zentrum für eine Weile leitete, war er für mich nach wie vor ein Fremder. Es war äußerst merkwürdig für mich, mit ihm so vertraulich umzugehen. Am Ende kamen wir überein uns zwar bei den Vornamen zu nennen, aber dennoch die Distanz des SIE‘s zu wahren. Was mir ohnehin leichter von der Zunge ging.
„Mit Kevin ist das natürlich etwas anderes. Ich weiß.“, spielte er noch auf mein intimeres Verhältnis zu Kevin an und ich bestätigte es ihm selbstverständlich. „Ja. Ich liebte ihn einst. Das ist wahr.“
Mike sah mich erwartungsvoll an, mit großen Augen, als würde er nun noch eine größere Offenbarung von mir erfahren. Er wartete offenkundig auf noch etwas……mehr.
„Da ist doch bestimmt noch ein kleines Stück Liebe übrig geblieben.“ Er zwinkerte mir zu.
„Mike! Sie sind heute doch recht kess. So kenne ich sie gar nicht.“
„Ja. Das ist wohl wahr und ich hoffe, Sie sind mir deshalb nicht böse. Sagen Sie mir nur, wenn es Ihnen zu persönlich wird.“
„Nun gut.“, spielte ich diese Vertraulichkeiten herunter. „Es weiß sicher jeder darüber Bescheid, dass ich vor Jahren mit Kevin liiert gewesen bin und er einer der drei Männer war, die ich für kurze Zeit einmal gleichzeitig hatte. Und JA, natürlich ist da noch immer ein Fünkchen Liebe in meinem Herzen für ihn.“
Mike fragte noch diesbezüglich, was in New Orleans geschehen sei.
Ich war erstaunt. „WOHER zum Kuckuck weiß man so etwas hier?“
„Das kann ich ihnen nicht sagen. Ich hörte nur, dass sie versuchten Kevin zu helfen.“
„Ja. In der Tat.“ Ich wusste nicht so genau, wie Mike zu magischen Dingen stand. Aus diesem Grund formulierte ich es eher etwas pauschal. „Es war ein magisches Ritual. Eine Voodoo-Priesterin war ebenfalls anwesend. Im Grunde nichts Besonderes. Hoffen wir, dass es gelungen ist.“, blieb ich trotz alledem wage und schwenkte um. „Ich würde mir für Kevin nichts Sehnlicheres wünschen, als dass er wieder gesundet und gehen kann.“ Und im Hintergrund schwingt der Gedanken die Schuld,…….die nun getilgt sein soll zu Ungunsten MEINER Gesundheit…..wie es scheint.  

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Gunnar ist noch immer nicht zurückgekommen.
Ich meine, ich verstehe seine Intension. Es ist sein Sohn. Aber dennoch finde ich, dass diese Übertriebenheit nicht nötig ist.
So schlimm war es doch nicht mit dem Kind. Oder doch?

In Bezug auf meine (stets angeschlagene) Gesundheit, denke ich schon längst darüber nach, zur Alternativmedizinerin zu gehen.
Genau genommen steht der Termin bereits fest. Am „21. Juni“. Der Tag der Sommersonnenwende. Ein Fest hier in Schweden und der Geburtstag von Óðinn Asger und Inula Castanea. Aber womöglich befrage ich sie schon vorher einmal via iPhone bezüglich meiner Beine. Was man so tun kann…….wir werden sehen…….


Das Wetter ist so wunderbar. Es läd geradezu ein…..zum…..wer weiß was tun. Zwinker.
Dennoch scheint es mir vorteilhafter zu sein, auf Gunnars Rückkehr zu warten.