Samstag, 21. Oktober 2017

Ein Plus für uns und reichlich Sorgen



Gunnar und ich hatten schlechte Träume. Bedrücktes Erwachen und wir wussten noch augenblicklich von des anderen Empfinden, als wir uns nach dem Öffnen der Augen angesehen hatten. Die Bilder in dem Kopf des jeweils anderen waren klar zu sehen.
Trotz Sex, keine Aufhellung der Stimmung von uns beiden. Zumindest nicht wesentlich und wir wussten, wer der Urheber all dessen war.
„Ruf ihn an.“, sagte Gunnar dann zu mir.
„Und WAS sollte ich ihm sagen? Zudem gedenken wir doch keine Schwäche zu zeigen. Oder etwa doch?“
Schon im nächsten Augenblick läutete Gunnars Handy. Es war May-Lin von der Rezeption. Sie vermeldete besorgt das Einchecken von zahlreichen jungen Männern, wie es hier noch nie vorgekommen war. Sie sähen aus wie Soldaten, merkte sie beklommen an.
Nun stellt sich für uns die Frage, WAS suchen diese Leute hier in unserem spirituellen Zentrum? Sicherlich keine Visionen. Angelfreunde scheinen sie ebenfalls nicht zu sein. Doch eher der Typ Bodybuilder. Alles doch überaus bedenklich. Eine Angelegenheit, welche uns Sorge bereitet. Phhuuhhaaa!

Das Frühstück nahmen wir mit Ryan, den Chef unseres Sicherheitsteams, ein. Wir setzten ihn von der bestehenden Lage, in all ihren (ebenso persönlichen) Facetten in Kenntnis. Gaben Anweisung zur erhöhten Aufmerksamkeit.
„Warum ruft ihr Sasha nicht einfach an, wenn ihr denkt, dass diese Invasion von ihm ausgeht. Denn dieses Leute scheinen mir tatsächlich eine Art Söldner zu sein.“
Das Gleiche merkte etwas später Greg Hagen an. Er schien wohl ebenso irritiert von den reichlich besetzten Plätzen im Restaurant durch Männer, die sich recht militärisch verhielten.
Greg war an unseren Tisch gekommen, nachdem er sich mit beunruhigendem Blick umgesehen hatte.
„Kann ich sie etwas fragen?“, wand er sich an mich. Gunnar hatte er bereits respektvoll zugenickt.
„Aber sicher doch. Nehmen Sie Platz.“
Das Gespräch, so pauschal gesehen, war ein Gutes. Es zeigte mir, dass  doch viele der Beschäftigten des Zentrums aufmerksame, umsichtige, sich dazugehörig fühlende Mitarbeiter sind und Greg selbst bestätigte mir, wie wohl sich unsere Angestellten bei uns fühlen. Ein Plus für uns!

Letztendlich erübrigte sich der Versuch eines Anrufes bei Sasha. Er selbst rief MICH an, als wir nach dem Frühstück im Haus angekommen waren. Und das Eigenartige ist, dass ich gestern noch, bis in den späten Abend hinein, über den Davidstern  recherchierte, wo ich doch beim tiefer Graben, viel Kontroverses fand. Niemand scheint wirklich genaues zu wissen. Ich war, oder besser BIN, noch immer recht verwirrt über die unterschiedlichen Darstellungen, wie der Davidstern nun zu DEM geworden ist, was er heute zu sein scheint. Darüber hinaus mag es Gunnar nicht, wenn ich dieses Amulett, und sei es nur zum Zweck des magischen Experimentes, trage. Selbst wenn ich mich nur damit beschäftige, erzeugt es reichlichen Unmut bei meinem Mann. Was ich nur allzu gut verstehen kann. Er sagte, es gäbe besseres als ausgerechnet DIESES Zeichen. Man hole sich doch nicht noch des Feindes Symbol in das eigene Haus. Und damit hat er augenscheinlich Recht. Jedoch, nach den Ergebnissen meiner bisherigen Recherchen, nicht so gänzlich. Denn, genau genommen ist es die Menora und nicht der so genannte Davidstern. (Aller Wahrscheinlichkeit nach sogar mit dem aufrecht stehenden Löwen.) Gunnar kräuselt die Stirn und schüttelt unverständlich mit dem Kopf, wenn er dergleichen von mir vernimmt.
Nun, ich werde weiter lesen und recherchieren. Trotz alledem.
Aber zurück zu meinem Gespräch mit Sasha. Ich hatte es auf laut gestellt und Gunnar hörte alles mit, was selbstredend Absicht war.
Nach ein wenig Vorgeplänkel, wie beispielsweise: „Rea, du weißt, dass ich dich über alles liebe und ALLES für dich tun würde?!“, und ich glaube ihm sogar, stellte er mir diese Fragen hier: „Wäre es nicht interessant für dich, sich auf die andere Seite der Matrix zu begeben.“, warf er seinen Köder aus. „Sei ein Creator!“, sprach es beinahe euphorisch und setzte zum verherrlichen seiner Leute (Religion) an. Und dann,………stieg Wut in mir auf. Ich konnte nicht mehr an mich halten. Gunnar zog bereits bedenklich die Brauen zueinander, alldieweil er mich doch sehr, sehr gut kannte und wusste, WAS nun kam. Alles, ALLES brach in Sekundenschnelle aus mir heraus, was es diesen Leuten vorzuwerfen gab. Und ich stieg in die tiefsten Tiefen der gewöhnlichen Konversation, sodass Gunnar mit großen Augen verwundert schaute.
„Hey, hey! So kenne ich nicht. Ich meine, ich wusste, dass du eine Verschwörungstheoretikerin bist. Aber DAS….“, erwiderte Sasha schließlich, nachdem ich mein glühendes Plädoyer beendet hatte. Und es waren durchaus flätige Worte (gewissenlose, fressgierige, ignorante Kriegstreiber, Unmenschen mit einer monströsen Hybris, Folterknechte – in Bezug aufs Schächten von Tieren, verfluchte Schweine, Sadisten, Mörder und dergleichen) dabei gewesen, die mir im Allgemeinen eben NICHT über meine Lippen kommen.  
„Jetzt hast du es total versaut.“, sagte Gunnar leise und griff sich an den Kopf.

Letztendlich hat Sasha nichts zugegeben auf meine Fragen hin, ob er irgendetwas, aus Vergeltung in Bezug auf meine Verweigerung ihm gegenüber, gegen mich im Schilde führt.
Selbstverständlich berichtete ich ihm NICHTS von den Vorgängen hier, weswegen wir uns sorgen.

Gunnar war noch immer fassungslos. Lachte jedoch dann und meinte. „Der Kampf wird nicht David gegen Goliath sein, sondern Rea gegen Ben David.“ Wir lachten letztendlich beide (aus der Verzweiflung heraus) und zuckten mit den Schultern.
„Was soll’s? wir werden sehen, was geschieht.“